Gebt dem Kaiser, was des Kaiser ist …
… und Gott, was Gottes ist
Impuls zum 29. Sonntag im Kirchenjahr A
In der Passion des Johannes sagt Jesus in seiner Verteidigung vor Pilatus: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt“ (Joh 18, 36).
Wenn wir uns heute als JüngerInnen Jesu verstehen, wie sieht es dann mit uns in der Nachfolge Christi aus? Haben wir dann auch nur einem „Reich“ zu dienen, das nicht von dieser Welt ist und über das Jesus herrscht?
Ausgehend von dieser Passion ein paar Impulse zum heutigen Evangelium, in dem Jesus sagt: „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist!“
Hier setzt Jesus selbst seine Aussage aus seiner Verteidigungsrede in eine Relation. Es gibt einerseits die ‚weltlichen‘ Dinge und Zuständigkeiten und dann die ‚Dinge Gottes‘.
In seinem Gebet vor seiner Passion betet Jesus die Worte in Bezug auf seine JüngerInnen (Joh 17, 15-1:
„Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt wegnimmst, sondern dass du sie bewahrst vor dem Bösen. Sie sind nicht von der Welt, wie ich nicht von der Welt bin. (…) Wie du mich in die Welt gesandt hast, habe auch ich sie in die Welt gesandt …“
Hier wird noch einmal der Bezug deutlich, den Jesus auch im heutigen Evangelium herstellt.
Plakativ ausgedrückt könnte das Motto christlicher Existenz deshalb lauten:
„Nicht von der Welt, aber in der Welt“
Als ChristInnen beziehen wir in unsere irdische Existenz eine Dimension mit ein, die jenseits aller Weltlichkeit ist, nämlich die Dimension Gottes, die wir auch als Ewigkeit bezeichnen können.
Anteil an dieser Ewigkeit zu haben und diesen Anteil nicht zu verlieren, sondern darin einst auch wieder hineingenommen zu werden – nach unserer irdischen Zeit – das ist die christliche Sehnsucht und Verheißung; dafür sammelt Jesus seine JüngerInnen.
Er macht aber auch – nicht nur durch Worte, sondern auch durch sein eigenes Beispiel und Handeln deutlich -: solange wir in dieser Welt sind, darf uns das Weltliche nicht egal sein!
Wir dürfen uns nicht überheblich dem Weltlichen gegenüber zeigen, sich also nicht darüber erheben, sondern will sollen uns immer vergegenwärtigen, dass wir – solange wir in der Welt leben – auch ein Teil von ihr sind.
Und in dieser Welt hat sich dann unser Christsein zu bewähren, in dem wir die Sorgen und Nöte der Welt, in dem wir die Lebenswirklichkeiten unserer gegenwärtigen Welt nicht ignorieren, sondern sie wahrnehmen und mit ihr umgehen – in christlicher Verantwortung und Vision.
Christsein heute bedeutet also nicht Weltflucht, sondern Welt-sucht. Wir suchen die Welt auf und versehen unseren Dienst in ihr, weil wir ein Teil von ihr sind.
Dabei vergessen wir aber nicht, dass es noch die überweltliche Dimension gibt, der wir uns widmen sollen und zwar in dieser Welt mit unserer lebendigen Gottesbeziehung, durch Gebet, Meditation und Kontemplation.
Vita aktiva und vita contemplativa: das sind die beiden Seiten christlicher Existenz in der Welt von heute und morgen.