Nun freue dich du Christenheit
Gegen eine Kultur der Angst
In der derzeitigen Diskussion um notwendige Reformen und Änderungen in der römisch-katholischen Kirche gibt es sehr kontroverse Standpunkte.
Manche Menschen, insbesondere jene, die im kirchlichen Dienst stehen, halten sich bei diesen Diskussionen zurück, befürchten sie doch Sanktionen oder schlimmeres.
Diese „Kultur der Angst“ ist kein neues Phänomen in der Kirche, sondern auch ich bin damit quasi aufgewachsen.
Eine „Kultur der Angst“ ist ein typischer Charakterzug von Machtstrukturen, vornehmlich in autokratischen, absolutistischen und undemokratischen Systemen.
Auch in unserer Kirche hat sich eine solche Angstkultur breit machen können. Befördert wurde diese noch durch eine unheilige Verknüpfung von geistlicher und weltlicher Macht in früheren Jahrhunderten.
Noch heute sind solche hierarchisch-feudalen Ansätze im Denken mancher zu finden.
Dabei ist es nicht nur die Angst um das Seelenheil, sondern auch ganz konkrete irdische Ängste, die geschürt oder verstärkt werden.
In besonderer Weise sind davon gerade auch Abhängigkeitsverhältnisse in der Kirche, wie z.B. Arbeitsverhältnisse betroffen.
Seit einiger Zeit greift unserer Generalvikar Klaus Pfeffer ganz offensiv dieses Thema „Angstkultur“ auf und fordert die Abkehr von dieser Angstkultur im Arbeitsrecht in der Kirche. (vgl. dazu auch: https://www.katholisch.de/artikel/24714-pfeffer-kirchliches-arbeitsrecht-befoerdert-kultur-der-angst )
Es ist gut, wichtig und richtig, dass Pfeffer dieses so deutlich benennt, denn gerade jene Menschen, die sich in der Kirche engagieren, liegt etwas an der Kirche. Sie sind bereit, sich persönlich einzubringen, damit in der Kirche das Zeugnis unseres christlichen Glaubens glaubwürdig gelebt werden kann.
Damit dieses Zeugnis lebendig sein und bleiben kann, braucht es dringend eine Abkehr von der „Kultur der Angst“ in unserer Kirche.
Zuletzt hat sich Pfeffer auch bei der Frage nach der Qualifikation kirchlicher Führungskräfte zu diesem Themenkomplex geäußert. (vgl. auch: https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/generalvikar-pfeffer-ueber-die-zukunft-kirchlicher-fuehrungskraefte )
Ich bin sehr froh, dass unser Generalvikar dieses Thema so klar anspricht.
Und so kommt mir in diesen vorösterlichen Tagen schon ein Osterlied in den Sinn, wo auch dieses Thema „Befreiung von Angst“ aufgenommen wird.
Es steht im Gotteslob unter der Nr. 222 „Nun freue dich du Christenheit“.
Darin heißt es in der ersten Strophe:
“ … Befreit sind wir von Angst und Not, das Leben hat besiegt den Tod: Der Herr ist auferstanden…“
Die Osterbotschaft ist eine Botschaft vom Leben, vom neuen Leben, vom befreiten Leben. Und dieses neue, befreite Leben beginnt bereits im Hier und Jetzt.
Will es aber befreit sein, muss es ein Leben ohne Angst sein!
So ist es eine der vornehmlichen Aufgaben kirchlicher Verkündigung und Glaubwürdigkeit, gegen die Angst zu kämpfen.