Nein, es ist vielmehr ein Festival des Hasses, wenn der US-amerikanische Prediger Franklin Graham, der Sohn von Billy Graham, am kommenden Samstag nach Essen kommt. Franklin Graham, ein eiserner Verfechter von Donald Trump, hat in der Vergangenheit mit auffällig queerfeindlichen Aussagen von sich reden gemacht.
Aber auch der Sprachgebrauch auf der Homepage dieses ‚Festivals‘ spricht Bände. Da ist ein „Andreas-Karten“ die Rede, auf die man Namen von Menschen aufschreiben kann, die zu diesem Event eingeladen werden könnten. Doch es sind bestimmt Menschen, die dort eingeladen werden können, nämlich „verlorene“ Menschen:
„… um die Namen von verlorenen Menschen in ihrer Nachbarschaft, ihrer Familie und ihrem Umfeld aufzuschreiben, die sie zum Festival of Hope einladen können….“
Für Christ:innen verbietet sich eigentliche in solcher Sprachgebrauch, denn niemand ist in den Augen Gottes ein ‚verlorener Mensch‘! Gerade unser Glaube kündet davon, dass für Gott alle Menschen gerettet werden sollen und ER selbst wird entscheiden, wie ER SEINEN Willen umsetzen wird!
Das Gleichnis Jesu Christi vom ‚barmherzigen Vater‘ unterstreicht dieses radikale Absicht Gottes auf eindrucksvolle Weise. (vgl. Lk. 15, 11- 32)
Und am Samstag selbst werden zahlreiche Protest-Aktionen erwartet, zu denen Parteien, Christinnen und Christen und auch verschiedene Gruppierungen und Verbände aufgerufen haben.
Ich persönlich unterstütze ausdrücklich friedliche Proteste gegen solche Prediger, die eine ultrakonservative Sicht auf das Christentum haben.
Danke
Heute, dem ersten Sonntag im Oktober begehen wir in der römisch-katholischen Kirche den Erntedank-Sonntag. Danke zu sagen – hat das Alltagskultur in unserem Leben?
Dieser Sonntag darf uns einladen, über die Dankbarkeit nachzudenken.
Dank der Schöpfung
Dank der Schöpfung leben wir, dank der Schöpfung gestalten wir sie mit – jede und jeder von uns – an jedem Tag.
Sind wir uns dessen bewusst? Alles was wir tun oder unterlassen, wirkt sich auf uns aus und auf unsere Umwelt, auf die gesamte Schöpfung, auch wenn wir zu unserer Entlastung meinen, das wir doch nur ein kleines Rädchen im Getriebe sind.
Aber auch das kleinste Rädchen, das seinen Dienst tut – oder auch nicht – leistet für das große Ganze einen Beitrag ob negativ ob positiv.
Wenn wir also heute für die Schöpfung danken, dann steht auf der anderen Seite der Medaille die Rechenschaft, die wir abzulegen haben, wie wir mit diesem Geschenk umgehen?
Danken wir Gott für die Schöpfung, dann sollten wir IHN auch immer demütig bitten, gut und verantwortlich mit ihr umzugehen.
Dank dem Leben
Dank dem Leben sind wir ins Dasein gesetzt
Dank dem Leben sind wir nicht allein leben in Beziehungen in Familien in Freundschaften
Dank dem Leben empfinden wir Freude am Leben lieben das Leben und macht uns Angst dieses Leben einst verlassen zu müssen.
Dank dem Leben schätzen wir das Leben den Augenblick die Liebe, die uns geschenkt wird und die wir schenken dürfen die Momente von Glück manchmal ganz klein nebensächlich im Alltag die Schönheit und die überwältigende Fülle an Chancen und Möglichkeiten die wir haben die Freiheit und unser Leben so gestalten zu dürfen wie es uns entspricht MEIN Leben zu leben.
Dank dem Leben tragen wir in uns eine Sehnsucht nach Leben Liebe Geborgenheit Freiheit Selbstbestimmung Selbstfindung
Dank dem Leben kämpfen wir für das Leben für die Liebe für die Freiheit
und gegen Hass Unterdrückung Diskriminierung Manipulation zur Abhängigkeit
Es gibt
so viel
zu
danken
(c) Gerd A. Wittka, 01.10.2023 Alle Bilder: www.pixabay.com
Die Causa Franz Hengsbach
nicht folgenlos
Symbolbild, Quelle: www.pixabay.com
Keine ‚Nacht der langen Messer‘
Zwar erwarte ich keine „Nacht der langen Messer“ nach den bekanntgewordenen schlimmen Vorwürfe gegen den ersten Bischof von Essen, Franz Kard. Hengsbach. Aber ich denke, dass dieses auch für unser Bistum nicht folgenlos sein wird.
Der „letzte Fürstbischof Deutschlands“
Schon zu seinen Lebzeiten habe ich Franz Hengsbach als den „letzten Fürstbischof Deutschlands“ bezeichnet. Nicht, dass er das wirklich gewesen wäre, aber Habitus und Aura erinnerten mich sehr an einen feudalistischen Herrscher im geistlichen Amt. Sein Leitungsstil war genau das Gegenteil von dem, was wir heute als „flache Hierarchien“ bezeichnen würden. Ich persönlich hatte den Eindruck, dass Mitarbeitende kuschten, wenn Hengsbach kam. Auch in der sogenannten Nikolaus-Mimik im Bischöflichen Studienkolleg war dies Thema, über das wir uns Studierende gut und gerne lustig gemacht haben. Bereits damals haben wir erkannt: sein Stil war aus der Zeit gefallen.
Quelle: www.pixabay.com
Anfrage an das kirchliche Amt und die kirchliche Verfassheit
Mir steht es nicht zu, eine Bewertung oder gar Beurteilung der einzelnen Vorwürfe gegen Franz Hengsbach vorzunehmen.
Jedoch im Kontext dieser Meldungen gibt es Gedanken, die mich fragen lassen, ob und welche Konsequenzen solche Offenlegungen für das kirchliche Amt selber haben?
Gerade an der Person Franz Hengsbach lässt sich zeigen, wie sehr ein Personenkult betrieben wurde.
Erinnern wir uns zum Beispiel daran, dass Hengsbach nach seiner Kardinalserhebung, als er nach Deutschland kam, vom Flughafen Düsseldorf mit einer Ehren-Eskorte der Feldjäger (er war ja auch früher Militärbischof) in einem Konvoi nach Essen begleitet wurde. Oder wie er – als ‚frisch gebackener‘ Kardinal – an der Stadtgrenze von Wattenscheid durch den damaligen Stadtdechant von Wattenscheid mit einer Kutsche in Empfang genommen wurde und durch die Straßen fuhr? Andere werden sich sicherlich an ähnliche Gegebenheiten erinnern.
Nach ihm wurden Straßen und Plätze benannt, Portrait-Gemälde, Bronzebüsten oder ganze Skulpturen angefertigt und an prominenten Stellen, wie z.B. am Essener Dom oder in der Empfangshalle des (ehemaligen) Kardinal-Hengsbach-Hauses in Essen-Werden präsentiert. (Was für ein Treppenwitz der Geschichte, dass das Kardinal-Hengsbach-Haus erst seit kurzer Zeit ‚Geschichte‘ ist und den schlechten Finanzen des Bistums ‚zum Opfer fiel‘! So spart man sich jetzt auch die Änderung dieser Bezeichnung.)
Jetzt fängt man an, die Schäden schnell begrenzen zu wollen, z.B. durch Abbau der Skulptur von Franz Kard. Hengsbach am Essener Dom. Und was ist mit seinen ganzen Ehrungen und Ehrentitel? Was ist mit denen, die sich selber damit zierten, ihn ehrenhalber in ihre eigenen Reihen zu holen und sich mit seiner Prominenz zu schmücken, auch die exklusiven Ordens-Gesellschaften, wo nur solche mit vermeintlicher Bedeutung, mit Rang und Namen einen Platz unter Ihresgleichen bekommen können?
Hinter all dem steckt überkommenes Obrigkeitsdenken und Personenkult, die so aus der Zeit gefallen sind und sich in unserer Gesellschaft nur noch in wenigen Zirkeln zeigen: in der römisch-katholischen Kirche, beim vormaligen Adel in Deutschland und anderen antiquierten Gemeinschaften und Bündnissen (vornehmlich übrigens Männer-Bündnissen).
Die Causa Franz Hengsbach zeigt mir jedoch, dass diese Zeit des Personenkults und des Obrigkeitsdenkens in unserer Kirche endgültig vorbei sein muss!
Ein Wappen, das kirchliche und weltliche Macht symbolisiert! – Quelle: www.pixabay.com
„Eminenzen“, „Exzellenzen“, „Hochwürdigster Herr“, „Hochwürden“, aber auch „Pfarrer“ und andere Anreden und Titel, zum Teil mit feudaler Bedeutung, ja bis hin zum Titel ‚Pastor‘ gehören für mich der Vergangenheit an und auf den ‚Misthaufen der Geschichte‘ zu werfen! –
Denn: Wir alle sind ‚Geschwister‘ in und durch CHRISTUS!
Damit verbunden sind auch wesentliche Fragen nach dem Amt in der Kirche und der Legitimation des Amtes in der Kirche. Gerade im Kontext mit dem ‚Synodalen Weg‘ in Deutschland haben wir hier ein gutes Packende, um an diese Themen zu gehen. Denn damit sind jene Themen verbunden, die nach mehr Demokratisierung in der Kirche rufen oder nach mehr verbindlicher und verantwortlicher Gestaltung durch Personen in der Kirche, die nicht zum Klerus gehören. Hierzu gehört sicherlich auch die Frage, welche Rolle dabei jene Menschen in unserer Kirche spielen werden, die sich aufgrund ihrer Tauf- und Firm-Gnade ehrenamtliche in unseren Pfarrei, Gemeinden und kirchlichen Gemeinschaften engagieren?
Ist die presbyteriale Verfasstheit der Kirche, wie sie schon zum Beispiel im Jakobus-Brief beschrieben wird, nicht die angemessenere Form, die heute besser dem Geist Christi entspricht? Denn wir wissen aus der historischen Forschung, dass die Entwicklung des kirchlichen Amtes in Form des ‚monarischen Episkopats‘, so wie wir es derzeitig in unserer römisch-katholischen Kirche erleben, weniger theologische als vielmehr machtpolitische Ursachen hat, die später theologisch (um-)gedeutet wurden. [Hierzu eine kurze Übersicht unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Bischof#Alte_Kirche. Unter Kaiser Konstantin erfolgt dann im 4. Jahrhundert die Verknüpfung von geistlichem Amt und weltlicher Macht, in dem z.B. christliche Bischöfe die Aufgabe von staatlichen Richtern übernahmen -> ‚Konstantinische Wende‘]
Insofern ist es theologisch auch gerechtfertigt, andere Formen der Verfasstheit der Kirche als theologisch adäquat anzusehen, ohne dabei dem Geist Christi zu widersprechen.
Natürlich zieht das dann die neuerliche Beantwortung der Frage nach dem Wesen und der Rolle des Klerus in der Kirche nach sich. Doch schon jetzt sehen wir, dass das Verständnis von Klerus, wie wir es noch bis vor ca. drei Jahrzehnten fast selbstverständlich in unserer Kirche vorgefunden haben, ins Wanken geraten ist. Das ist auch nichts Neues. Und mir ist durchaus bewusst, dass diese Frage mich ganz persönlich betrifft, denn sie wird auch die Frage nach der eigenen Identität im priesterlichen Dienst aufwerfen.
Quelle: www.pixabay.com
Ich hoffe und bete, dass die ‚Causa Franz Hengsbach‘ in unserem Bistum Essen zu einem Fanal wird, das uns ernsthaft fragen lässt, wie Christus heute die Kirche von Essen will?
Und ich bete, dass wir uns mit IHM auf einem geistlichen Weg machen und wir uns nicht scheuen, die nötigen Wege zu gehen und Entscheidungen und Konsequenzen zu ziehen!
Zu Christus …
Christus, Bruder, ich habe gelernt: wer sich zu dir bekennt bildet Gemeinschaft mit jenen, die sich ebenfalls zu dir bekennen. Diese Gemeinschaft – deine Jünger:innen – sind Kirche, die ‚ekklesia‘.
Schau auf diese Gemeinschaft in dieser Zeit, da so viel Fehlerhaftes und so viel Schuld zu Tage tritt.
Ich frage mich, wie ich noch dazu gehören kann? Und dann merke ich: ich gehöre zu DIR!
Es geht in allen Fragen der Kirche auch um die Frage:
Welchen Platz hast du in ihrem Leben? Welchen Platz hast du in meinem Leben, damit ich weiterhin zu DIR und damit zur Kirche gehören kann?!
Deshalb komme ich heute zu DIR mit meinen Fragen, mit meinen Zweifeln, mit dem Gefühl, es nicht mehr (er)tragen zu können.
Wenn es stimmt, dass DU nur durch UNS in dieser Welt wirken willst, dann kann ich doch gar nicht anders, als BEI DIR und in der Kirche zu bleiben, denn DU bist doch ihr Dreh- und Angelpunkt!
Also komme ich heute zu DIR und bitte DICH um deinen Rat und Beistand, um deinen Geist: hilf uns, uns immer an DIR fest zu machen aus deinem Geist zu glauben und zu leben.
Hilf uns in dieser Zeit immer wieder und inniger zu beten.
Das Gebet ist die Verbindung, die die Reben am Rebstock halten.
Binde du mich immer enger an DICH!
Zeige mir, zeige uns, was gut und richtig, was nötig ist in dieser Zeit.
OHNE DICH sind wir – deine Kirche – nur ein Haufen von Menschen die sich irgendwie organisieren und reden von Gott und von dir und dem Heiligen Geist.
Wirke du! WIR brauchen DICH!
(c) Gerd Wittka, 24.09.2023
Nicht plausibel
Quelle: www.pixabay.com
„Nicht plausibel“, so lautete das Urteil das sie über deine Klage sprachen und das dir verwehrte gehört zu werden und dein Leiden anzuerkennen.
„Nicht plausibel“, so der Vorwand, den Blick abzuwenden von vergangenem Unrecht und dem Verbrechen das man dir tat.
„Nicht plausibel“ – die kirchliche Morallehre, die deine Würde nicht genau so penibel ernst nahm wie ihren kleinkarierten und sklavischen Verhaltenskodex, an dem sich jene selbst nicht dran hielten die das Urteil über dich sprachen:
„Nicht plausibel“
„Nicht plausibel“, wenn wir jetzt nicht endlich aufbrechen, eingestehen, zugestehen
das unser Verhalten dir gegenüber „nicht plausibel“ war.
„Nicht plausibel“ wenn wir jetzt nicht ablegen jeglichen unchristlichen Obrigkeitswahn und Personenkult der so schnell „sancto subito“ ruft in unheiliger Allianz.
„Nicht plausibel“, so lautet heute dein Urteil über uns
und das ist plausibel.
(c) Gerd Wittka, 23.09.2023
Erschütternder Verdacht
Erster Bischof von Essen soll sich des Missbrauchs schuldig gemacht haben
Am 19. September informierte der derzeitige Bischof von Essen, Dr. Franz-Josef Overbeck, die Öffentlichkeit darüber, dass es ernst zu nehmende Hinweise gibt, dass Bischof Dr. Franz Hengsbach sexuellen Missbrauch begangen hat.
Diese Meldungen erschüttern nicht nur unser Bistum. Auch mich erschüttern sie. Viele Gedanken und Fragen gehen mir durch den Kopf. Sie haben auch etwas damit zu tun, weil ich selber Bischof Hengsbach noch zu meinen Studienzeiten erlebt habe. Er persönlich hatte mich damals ermutigt, das Abendgymnasium zu besuchen, um an einer Universität ein ordentliches Theologie-Studium zu absolvieren. Ich müsste seinen Brief an mich noch in meinen Dokumenten vorliegen haben.
Meine eigene persönliche und berufliche Biographie ist also in bestimmter Weise auch mit der Person von Bischof Hengsbach verbunden.
Deswegen lassen diese Nachrichten auch mich überhaupt nicht kalt.
Ich werde dazu vielleicht noch ausführlicher hier schreiben. – Ich will dieses Thema aber hier schon jetzt auch in meinem persönlichen Blog aufgreifen.
Denn:
Wir dürfen nicht schweigen!
Um der Opfer willen möchte ich auch hier diesem Thema Raum geben, denn ich selber habe immer noch das Gefühl, dass in unserer Kirche, auch in unseren Pfarreien, das Thema „sexualisierte Gewalt“ und „geistlicher Missbrauch“ noch lange nicht den Stellenwert erfährt, den diese Themen haben müssen!
Deshalb möchte ich zu guter Letzt auch die Opfer-Seite zu Wort kommen lassen, mit einem Beitrag der am 24.09.2023 im WDR ausgestrahlt wird: