„Erhole dich gut!“

Am vergangenen Mittwoch habe ich auf dem Hin- und Rückweg nach Köln gefühlt zwei Stunden im Stau gestanden. Eigentlich vermeide ich solche Situationen. Aber meine Nichte, deren Pate ich bin, bekam ihr Abizeugnis und da wollte ich gerne dabei sein.

Sie wissen wie das Wetter am Mittwoch war: schwülwarm und keineswegs angenehm und sehr anstrengend auch für Autofahrten. Wie dankbar bin ich, dass ich dann die Klimaanlage nutzen kann. So bleibe ich halbwegs frisch und gut konzentriert.

In solchen Situationen kann ich mir in Ruhe Gedanken machen.

Da stehe ich im Stau, überall Autos und LKWs um mich herum. Das Gebläse der Lüftung rauscht, hier Hupen, da riskante Fahrmanöver anderer Verkehrsteilnehmer:innen; Geräusche, Hektik und Stress umgeben mich.
Wieder zuhause angekommen, hatte ich ein unterschwelliges Rauschen in den Ohren.


‚Ruhe, Ruhe, endlich Ruhe!‘ – durchfuhr es meinen Gedanken.

Ich bin mir sicher, dass wir alle solche oder ähnliche Situationen kennen.
Wir wollen nur Ruhe, die Hektik und den Stress der Vergangenheit hinter uns lassen, neue Energie auftanken, körperlich wie psychisch.

In solchen Phasen kommt mir immer wieder das Wort des Herrn in den Sinn:

(Mt 11,28)
„Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.“

Und an anderer Stelle hören wir von Jesus, dass er seine Apostel einlädt, erst einmal zur Ruhe zu kommen.

(Mk 6, 30-31)
„Die Apostel kamen wieder bei Jesus zusammen und berichteten ihm alles, was sie getan und was sie den Menschen als Botschaft weitergegeben hatten.

Da sagte Jesus zu ihnen: »Kommt jetzt allein mit mir an einen einsamen Ort und ruht euch dort etwas aus!«“

Ich finde es richtig toll, wie fürsorglich Jesus mit seinen Aposteln umgeht. Derjenige, der andere in den Dienst nimmt, sorgt zugleich für die Gesandten. Hier entdecken wir übrigens schon das „Fürsorgeprinzip“, dass sich auch heute noch im Arbeitsrecht wiederfindet.

[Als kleine Randbemerkung: Ich wünsch mir mehr diese Fürsorgepflicht auch innerhalb unserer Kirche, gerade auch, wenn wir die Dienste ehrenamtlicher Menschen in Anspruch nehmen!]

Im Nahen Osten und auch in den warmen Ländern, in denen es gerade auch um die Mittagszeit und frühen Nachmittagsstunden sehr warm ist, gibt es eine Kultur der Selbstfürsorge und die nennt sich „Siesta“.

Das hören auf den eigenen Körper, das Verspüren der eigenen Erschöpfung hat zu einer Kultur geführt, in dieser Zeit einen Gang herunter zu schalten, oder gleich eine Ruhephase einzurichten, wo das Leben buchstäblich ‚still‘ steht.

Seit Mittwoch gibt es Sommerferien. Viele von uns haben Urlaub und verreisen.
Ferien und Urlaub sind für uns Frei-Zeiten, wo wir auftanken dürfen und können. Das deutsche Arbeitsrecht sieht sogar eine Verpflichtung zur Erholung vor, wenn es im Bundesurlaubsgesetz heißt, dass jeder Arbeitnehmer Anspruch auf einen „Erholungsurlaub“ (§1) hat und konkret heißt es dann in §8: „Während des Urlaubs darf der Arbeitnehmer keine dem Urlaubszweck widersprechende Erwerbstätigkeit leisten.“
Das heißt einfach ausgedrückt: Der Urlaub dient der Erholung und eigentlich nichts anderem!

Das müssen wir uns mal bewusst machen!

Irgendwie scheint also Ruhe und Erholung existentiell in unserem Leben zu sein, für unsere persönliche Lebensqualität aber auch für unsere Wirtschaft und Gesellschaft.

Und wenn wir jetzt nicht verreisen und Urlaub haben? Oder was ist außerhalb unserer Urlaubszeiten?

Auch da tun wir gut daran, uns immer wieder Zeit-Inseln zu sichern – nicht zu ‚gönnen‘, denn mit Gönnen hat das nichts zu tun -, in denen wir zur Ruhe kommen und uns erholen können.

Am Besten lässt sich dieses vielleicht immer am Ende des Tages ritualisieren. Vielleicht auch erst dann, wenn wir schon im Bett liegen.

Ein kleines Ritual kann uns helfen, den Tag und alle Anforderungen und Anspannungen hinter uns zu lassen.
Am Ende des Tages können wir alles Erlebte und Erfahrene hinter uns lassen und bestens Falls sogar Gottes Hände anvertrauen.

Ich möchte Ihnen dazu eine kleine Hilfe heute mit nach Hause geben, aus der ich zum Ende dieses Impulses zitieren möchte:

„… zur Ruhe kommen

Am Ende dieses langen Tages lege ich ab
Bücher, Briefe, Akten, Schlüssel,
Kleider und die Uhr.

Am Ende dieses langen Tages lege ich auf dich
Ängste, Sorgen, Mühen, Lust, Trauer, Sehnsucht
und meine Schuld.

Am Ende dieses langen Tages lege ich mich
ganz und gar still und geborgen,
mein guter Gott, in Deinen Schutz und Frieden.“

( © Johannes Hansen, zitiert nach einer Faltkarte der „Marburger Medien, Art.-Nr. K0302)


Kurze Meditation – auch für ‚Zwischendurch‘:

Schließe deine Augen und lasse den Atem sanft in deinen Körper fließen. Spüre, wie du dich langsam in einen Zustand der Ruhe begibst.
Inmitten des hektischen Alltags, in dem die Welt um uns herum ständig in Bewegung zu sein scheint, ist es wichtig, einen Moment der Stille zu finden.
Atme tief ein und lass all den Stress und die Sorgen los.

Nimm wahr, wie sich Erschöpfung in deinem Körper angesammelt hat. Fühle die Schwere, die dich manchmal überwältigt, und akzeptiere sie.
Es ist völlig normal, dass wir uns müde und erschöpft fühlen.
Doch in dieser Meditation finden wir einen Weg, um unsere Kräfte wieder aufzubauen und uns um uns selbst zu kümmern.

Stelle dir vor, wie du dich unter einen schattigen Baum legst.
Spüre die kühle Brise auf deiner Haut und höre das sanfte Rauschen der Blätter über dir.
Dieser Ort ist dein Rückzugsort, dein persönlicher Raum der Siesta.

Lasse die Gedanken zur Ruhe kommen und erlaube deinem Körper, sich zu regenerieren.
In der Stille und der Entspannung findest du die Energie, um weiterzumachen.
Dein Körper und dein Geist brauchen diesen Moment der Selbstfürsorge, um gestärkt und erneuert zu werden.

Spüre, wie sich deine Muskeln lockern und deine Gedanken allmählich zur Ruhe kommen.
Erlaube dir, in diesem Zustand der Entspannung zu verweilen.
Nimm wahr, wie deine Atmung ruhiger und gleichmäßiger wird, und wie sich ein Gefühl von Frieden in dir ausbreitet.

Gönne dir diese Siesta, diese wertvolle Zeit der Erholung.
Nutze sie, um deine Kräfte zu sammeln, um neue Energie zu tanken.
Lasse alle Anspannungen und Sorgen los und sei ganz im Hier und Jetzt.

Wenn du bereit bist, öffne langsam deine Augen und kehre mit einem Gefühl der Ruhe und Gelassenheit in den Alltag zurück.
Trage diese Erholung und Selbstfürsorge bei dir, wohin du auch gehst. Nutze sie, um dich selbst zu schützen und in Balance zu bleiben.
Du verdienst es, dich um dich selbst zu kümmern und deine Kräfte aufzufüllen.

(copyright: Gerd Wittka, 2023)




Wertschätzung und Wohlwollen

Kannst du was mit den beiden Begriffen oben anfangen …?

Ich bin Pate bei einer meiner beiden Nichten aus Köln.
Gestern, am 21. Juni 2023 bekam meine Nichte ihr Abizeugnis im Rahmen einer Feierstunde des Humboldt-Gymnasiums überreicht. Mein zweitältester Bruder ist dort der Schulleiter. Ich habe mich sehr auf diesen Tag gefreut.

Büste Alexander von Humboldt am Humboldt-Gymnasium Köln,
Foto: Gerd Wittka

Ich war nur bei der Zeugnisübergabe dabei. Aber diese Feier hat mich sehr bewegt und positiv gestimmt und mit viel Freude habe ich diese Feier verlassen.
Und das hat einen ganz bestimmten Grund:

Diese Feier war – von allen Seiten – von viel Wertschätzung und Wohlwollen geprägt.

Angefangen bei der Ansprache meines Bruders Michael Wittka-Jelen über die Rede der Sprecherin der Abiturient:innen und auch der Beitrag der Elternschaft bis hin zu den musikalischen Darbietungen stand alles unter den Vorzeichen: Wertschätzung, Ermutigung und positive Würdigung.

Richtig beflügelt verließ ich die Festaula.
Anschließend stand ich noch mit meiner Schwägerin und meiner anderen Nichte zusammen und ich hörte mich auf einmal den Satz sagen:
„Eine solche wertschätzende Haltung wünschte ich mir mehr in unserer Kirche!“



Und damit habe ich den Nagel auf dem Kopf getroffen mit dem, was unsere Kirche oft so ‚unerlöst‘ rüberkommen lässt.

Ich möchte es gerne erläutern:

Mitte und Ziel der christlichen Botschaft ist der Mensch und seine Erlösung.
Erlösung kann doch dann nur bedeuten, dass die Menschen durch ihren christlichen Glauben vor allem das ausstrahlen:

Freude, Zuversicht, Hoffnung, Dankbarkeit, …

Doch stattdessen habe ich immer mehr den Eindruck, dass wir eine Nabelschau betreiben, die nicht gut ist; weder für das Innenleben der Kirche noch für ihre Außenwirkung.

Wir verzetteln uns mit Fragen von Strukturen, die uns schon seit Jahren beschäftigen. Das wiederum sorgt für Frustration, gerade auch bei denen, die sich ehrenamtlich in unseren Pfarreien engagieren.

Hauptamtliche Seelsorger:innen kommen immer mehr rüber als ‚Verwalter:innen‘, weniger als Seelsorger:innen.
Die äußere Form und Darstellung scheint immer noch wichtiger zu sein, als eine „Kirche für die Vielen“ zu werden.

Es mangelt aus meiner Sicht an echter Beziehungsarbeit, echtem Interesse an den Menschen und ihren geistlichen Bedürfnissen.
Vielleicht liegt es auch daran – das muss ich selbstkritisch fragen -, dass wir als hauptamtliche Seelsorger:innen unseren eigenen geistlichen Bedürfnisse zu wenig nachspüren und zu ihrem Recht verhelfen?

Ich erlebe Kolleg:innen, die eigentlich Seelsorgende sein sollen, die sich aber viel mit irgendwelchen formalen oder technischen Fragen der (Selbst-)Darstellung beschäftigen. Dabei dürfen diese immer nur Mittel zum Zweck und nie selber zum Zweck der Seelsorge werden!

Dahinter vermute ich auch letztendlich eine Suche und Sehnsucht nach ‚Selbstbestätigung‘, die die fehlende Erfüllung im pastoralen Handeln kaschieren hilft.

Ein Beispiel, das ich schmerzlich in den letzten Tagen machen musste:

Da leisten haupt- und ehrenamtliche Mitglieder unserer Kirche Herausragendes, wie z.B. der Einsatz bei dem tödlichen Unfall auf unserer Sterkrader Fronleichnamskirmes. Doch von Verantwortlichen aus unserer Kirche wird dies kommentarlos zur Kenntnis genommen. – Kein Wort der Anerkennung, des Dankes und auch der Ermutigung, bei solchen oder ähnlichen Gelegenheiten sich wieder beherzt und unkonventionell mit Hilfe und Beistand einzubringen!

Ich frage mich:
Was muss noch alles passieren, auch an schlimmen Krisen und Herausforderungen, damit wir endlich würdigen, welche wertvollen Potentiale hier vor der eigenen Haustür schlummern?!
Wo bleibt die Seelsorge für jene, die sich – gerade auch ehrenamtlich – in solchen Situationen engagiert haben?! –
Ist das alles für uns nur selbstverständlich?
Interessiert es uns wirklich nicht, wie es denen geht, die sich in einer solchen Krise mit eingebracht haben? Ist es uns gleichgültig, wie sie das Geschehene verarbeiten (können)?!

Hier versagt meiner Meinung nach Kirche ganz klar und deutlich und zeigt ein hohes Maß an Empathielosigkeit auf, die der Haltung Christi diametral entgegensteht! Das ist mehr als fatal!

Wahr ist auch: Seelsorge ist heute ein schwieriges Geschäft!

Nicht zuletzt auch durch den radikalen Glaubwürdigkeitsverlust unserer Kirche, die sich vor allem in ihrer Haltung zur heutigen Lebensentwürfen der Menschen, in Fragen der Sexualität und auch dem Umgang mit den massiven Fehlern und der Schuld der gesamten Kirche im Kontext der Missbrauchsaufarbeitung zeigt, wird es immer herausfordernder, eine Seelsorge zu leisten, die wirklich bei den Menschen ist.

Das liegt sicherlich auch daran, dass Menschen, die eigentlich Seelsorge wünschen, sich nicht mehr sicher sind, ob sie wirklich bei uns und unserem System gut aufgehoben sind.

Damit wir unser Tafelsilber, was wir in die Hand bekommen haben, nicht noch unsinnig verschleudern, erscheint es mir um so wichtiger, dass wir unsere Haltung gegenüber der christlichen Botschaft und ihrem Ziel und auch unserer Haltung gegenüber den Menschen, für die wir da sein sollen, überprüfen müssen!




Alarmstufe „Rot“ ?!

Deutsche Krankenhausgesellschaft – Aktionstag zur Krankenhaus-Reform

Auf einmal kann die Deutsche Krankenhausgesellschaft öffentlichkeitswirksam aktiv werden.
Nun liegen Pläne auf dem Tisch, wie die desolate Krankenhaus-Gesellschaft reformiert werden soll und plötzlich entdeckt die Krankenhaus-Gesellschaft die Öffentlichkeit für Ihre Belange!

Die Öffentlichkeit wird aufgerufen, sich an einer Protestnote zu beteiligen. Mitarbeitende in den Krankenhäusern werden ‚angespitzt‘, an Aktionen der eigenen Klinik teilzunehmen.

Doch das Problem mit der Krankenhaus-Landschaft ist nicht neu!



Und doch haben die Kliniken jahrelang ein marodes System mitgetragen und nicht schon frühzeitig ein Einlenken gefordert. Zwischenzeitlich sind sogar schon Kapital- und Aktiongesellschaften Krankenhaus-Träger geworden. Eine gewinnmaximierende Geschäftspolitik im Gesundheitssektor breitet sich immer weiter aus – wie ein Krebsgeschwür, dass letztendlich das ganze System noch mehr belastet.

Irgendwie habe ich ein ungutes Gefühl.
Denn ich erinnere mich an die Zeiten der Corona-Pandemie, wo gerade im Bereich der Pflege bisweilen unzumutbare Zustände bestanden haben. Sonderzahlungen wurde den Pflegekräften versprochen, stattdessen erst einmal nur „Applaus“, der nicht satt macht. Und wie lange mussten Pflegekräfte darauf warten, bis sie diese Sonderzulage erhielten. Und dann bekamen noch nicht mal alle Pflegebereiche diese Sonderzulage.
Wo hat sich da die Krankenhausgesellschaft öffentlichkeitswirksam für die Pflegenden eingesetzt?!

Bild von Holger Langmaier auf Pixabay

Aber jetzt auf einmal, erwarten sie den Schulterschluss der Pflegenden mit ihrer Aktion heute am 20.06.2023!

Loyalität ist keine Einbahnstasse! – Wertschätzung gegenüber den Pflegenden sieht anders aus.

Da reicht es auch nicht aus, dass man zwischendurch mit Catering-Aktionen den Mitarbeiter:innen ein paar mal mit einem kleinen Imbiss oder einem Eis buchstäblich ‚abspeisen‘ will.
Ich bin mir sicher: die Mitarbeitenden würden viel lieber sich ein Eis in entspannterer Atmosphäre daheim und bei ihren Lieben gönnen, als in einer gewieften PR-Aktion des Krankenhaus-Trägers!

Nein, liebe Deutsche Krankenhausgesellschaft: eure heutige Aktion ist in meinen Augen völlig unglaubwürdig und in Teilen sogar bigott!
Deshalb beteilige ich mich nicht an eurer Aktion, solange ihr euch nicht auch deutlich stärker für das Wohl und die Belange der Pflegenden sowohl intern als auch nach außen hin einsetzt!




20. Juni: Weltflüchtlingstag der UN

Unsere Verantwortung für Flüchtlinge: Die Tragödie auf dem Mittelmeer

Foto: www.pixabay.com

Einmal im Jahr, am 20. Juni, findet der Weltflüchtlingstag der Vereinten Nationen statt. Es ist eine Gelegenheit, die Aufmerksamkeit auf die Millionen von Menschen zu lenken, die weltweit auf der Flucht sind, und die dringende Notwendigkeit zu betonen, ihnen Schutz und Unterstützung zu bieten. Insbesondere müssen wir unsere Verantwortung gegenüber den Flüchtlingen wahrnehmen, die über marode Boote versuchen, das Mittelmeer zu überqueren, und dabei ihr Leben riskieren.



Das Mittelmeer hat sich zu einem tödlichen Hindernis für viele Flüchtlinge entwickelt, die vor Krieg, Gewalt, Armut und Verfolgung fliehen. Jedes Jahr wagen tausende Menschen die gefährliche Überfahrt, angetrieben von der verzweifelten Hoffnung auf Sicherheit und einem besseren Leben. Die Realität ist jedoch erschütternd: Viele von ihnen verlieren dabei ihr Leben in den gefährlichen und unkalkulierbaren Gewässern des Mittelmeers.

Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass diese Flüchtlinge keine andere Wahl haben. Sie sind gezwungen, auf diese gefährlichen und unsicheren Reisen zu gehen, weil sie in ihren Heimatländern mit unerträglichen Lebensbedingungen und existenziellen Bedrohungen konfrontiert sind. Der Krieg, die Instabilität, wirtschaftliche Verzweiflung oder Verfolgung aus unterschiedlichen Gründen zwingen sie, ihre Heimat zu verlassen und sich auf die gefährliche Reise zu begeben.

Als Mitglieder einer globalen Gemeinschaft tragen wir eine gemeinsame Verantwortung, diesen Menschen zu helfen. Es liegt an uns, Maßnahmen zu ergreifen, um die Tragödie auf dem Mittelmeer zu beenden und den Schutz der Flüchtlinge zu gewährleisten. Dies erfordert eine umfassende, koordinierte und menschenwürdige Antwort.

Erstens müssen wir die Rettungs- und Suchkapazitäten im Mittelmeer verstärken. Die humanitären Organisationen, die sich auf dem Meer befinden, leisten bereits Großes, aber sie sind überfordert. Die Bereitstellung zusätzlicher Ressourcen und Unterstützung für diese Organisationen ist entscheidend, um Menschenleben zu retten.

Zweitens müssen wir uns verstärkt für politische Lösungen und die Bekämpfung der Ursachen von Flucht einsetzen. Frieden, Stabilität und Entwicklung in den Herkunftsländern der Flüchtlinge sind langfristige Ziele, die wir durch diplomatische Bemühungen, Unterstützung von Konfliktlösungen und Förderung nachhaltiger Entwicklung erreichen müssen.

Drittens müssen wir die legale und sichere Migration erleichtern. Dies könnte beinhalten, großzügigere Aufnahmeprogramme für Flüchtlinge zu schaffen, die sich bereits auf der Flucht befinden, und die Visa- und Asylverfahren zu verbessern, um den Menschen einen regulären und sicheren Zugang zu ermöglichen.

Schließlich müssen wir als Gesellschaft Vorurteile und Stereotypen bekämpfen, die gegenüber Flüchtlingen existieren. Eine bessere Integration derjenigen, die bereits angekommen sind, sowie Sensibilisierungskampagnen können dazu beitragen, die Akzeptanz und das Verständnis für Flüchtlinge in der Gesellschaft zu fördern.

Der Weltflüchtlingstag erinnert uns daran, dass Flüchtlinge keine abstrakten Zahlen sind, sondern Menschen, die verzweifelt nach Sicherheit und Schutz suchen. Es liegt in unserer Verantwortung, ihnen diese Hilfe und Unterstützung zu bieten. Die Tragödie auf dem Mittelmeer darf nicht länger ignoriert werden. Wir müssen handeln, um das Leiden zu beenden und den Flüchtlingen eine bessere Zukunft zu ermöglichen.


Tipp zur Unterstützung:

Ich persönlich unterstütze seit einigen Jahren die private deutsche Initiative „Sea eye“, einer Seenotrettungshilfe, die als Verein tätig wird, um Flüchtende, die auf dem Mittelmeer vom Ertrinken bedroht sind, zu retten.

Ich empfehle gerne die Seite von Sea eye und auch die Unterstützung dieses Vereins.




Über die Arbeit im Weinberg

oder: wie eine Krisensituation viele Seelsorger:innen entdecken lässt

Quelle: www.pixabay.com

Bei dem heutigen Evangelium könnten wir leicht in den Chor derer einstimmen, die den ständigen Rückgang von pastoralen Mitarbeiter:innen in der Kirche beklagen.
In diesem Jahr wurde nur ein junger Mann zum Priester geweiht – der kam aus unserer Pfarrei.
Die Verfügbarkeit der Seelsorger:innen, so wird beklagt, sei nicht mehr so gut gegeben, wie früher. (Ob das so stimmt, müsste man mal wirklich prüfen!)

Nun bin ich der Letzte, der dem Evangelium die Wahrheit absprechen würde.
Aber zur Wahrheit gehört manchmal auch der differenzierte und geschärfte Blick.

Gibt es wirklich zu wenige Erntehelfer:innen?

Dazu möchte ich erzählen, was in den letzten Tagen hier in Sterkrade von besonderer Bedeutung wurde.
Ich möchte an den tödlichen Unfall des Schaustellersohnes W. B. erinnern.

Neben den vielen Einsatzkräften von Polizei, Rettungskräften, Notarzt, Sicherheitskräften waren auch binnen weniger Minuten mehr als eine Handvoll „Notfallseelsorger:innen“ zur Stelle.
Evangelisch und katholische Frauen und Männer, hauptberuflich oder ehrenamtlich, darunter auch der Krankenhaus-Seelsorger Johannes Sch.
Sie waren da, um für die Menschen da zu sein, die geschockt und traumatisiert, sprachlos und verzweifelt waren über das schreckliche Unglück, das gegen 19.30 Uhr geschah.

Das sind schon einige Arbeiter im Weinberg des Herrn, die ‚stante pede‘ dort im Einsatz waren.

Gegen 21 Uhr erreichte mich dann ein Anruf eines Mitglieds unseres Pfarrgemeinderates.
Er trug mir den Wunsch vor, schon am kommenden Tag eine Gedenkandacht für die Schaustellergemeinschaft anzubieten, damit diese noch vor Ende der Kirmes die Gelegenheit bekommen, ihrem Schock, ihrer Trauer und ihrem Schmerz Raum zu geben.

Es war hier ein Mitglied unserer Pfarrei, das sich ehrenamtlich engagiert und schnell die Notwendigkeit seelsorglichen Handelns sah und initiativ wurde.

Ich hatte dann zusagen können, fühlte aber, angesichts auch der riesigen seelsorglichen Herausforderung, binnen weniger Stunden einen angemessenen und niederschwelligen Gottesdienst mit Texten und Musik zu erstellen auch eine gewisse Angst. Ich wollte an Montag nicht da allein stehen.

So sprach ich meine evangelische Kollegin in der Krankenhaus-Seelsorge noch gegen 22.00 Uhr an und fragte sie, ob sie mit mir diesen Gottesdienst gestalten und beim Gottesdienst an meiner Seite stehen würde. Sie sagte zu. So lag diese Last nicht nur auf einen Schultern und wir konnten zugleich ein Zeichen ökumenischer Verbundenheit in der Krise setzen.
Hier fanden sich dann zwei hauptamtliche Arbeiter:innen im Weinberg des Herrn, die sich in den Dienst nehmen ließen.

Doch damit nicht genug:
Ich nahm Kontakt mit unserem Küster auf, weil es um ganz praktische Fragen der räumlichen Gestaltung der Clemenskirche ging und um die kurzfristige Besorgung hunderter Kerzen, die wir für ein Kerzenritual verwenden könnten.

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Auch ihn erreichte ich noch am Abend und er sagte mir spontan seine Hilfe zu.
Er ließ sich auch persönlich in den Dienst nehmen, in dem er am kommenden Tag frühzeitig in der Kirche war und am Ende des Tages bis nach 23 Uhr viele Stunden in der Kirche verbracht hat, um auch später noch Menschen die Gelegenheit geben zu können, Kerzen zur Erinnerung an William B. entzünden und Gelegenheit zum Gebet geben zu können.

Einen Kirchenmusiker so kurzfristig zu finden, war mir nicht mehr möglich. Deshalb entschiedene wir uns, Musik einzuspielen. Aber wie waren die technischen Voraussetzungen dafür? Wie könnten wir die Kirche gut beschallen.
Da war es ein Geschenk, dass ein junger Mann von der kjg seine Hilfe und Unterstützung anbot und mir den Tipp gab, die Verstärkungsanlage der Kirche zu nutzen. Auf meinen Hinweis, dass ich das aber nicht leisten könne, bot er sich selber an, bei dem Gottesdienst diese Aufgabe zu übernehmen. Er selber kümmerte sich dann auch während des Gottesdienst darum, dass technisch alles hervorragend lief.

Sowohl der Küster, der keinen offiziellen Dienst hatte, als auch der junge Mann ließen sich spontan in diesen seelsorglichen Dienst nehmen – denn solche praktischen Arbeiten dienen der Seelsorge und sind nach meinem Verständnis Teil seelsorglichen Handelns unserer Kirche.

Ich möchte es kurz machen, aber nicht, ohne noch zu erwähnen, dass die beiden letztgenannten Personen während der Andacht nicht nur ihren vorher abgesprochenen Part übernommen haben.

Als sie sahen, dass während des Gottesdienstes Unterstützung durch ganz praktische Handreichungen nötig war, haben sie dieses proaktiv übernommen. Sie haben die Sensibilität gehabt, zu erkennen, was gerade dran ist und sind diesem inneren Impuls gefolgt, ohne sich dabei selbst irgendwie in den Vordergrund zu stellen.

Das nötigt mir noch heute größte Dankbarkeit ab. Ich bin ihnen und Gott dankbar, dass er uns an diesem Tag diese Menschen zur Seite gestellt haben, die so viel Takt und Fingerspitzengefühl hatten und sensibel sich für diese Herausforderung in den Dienst nehmen ließen.

Später kam noch die Initiative unserer Gemeindereferentin Melanie M. dazu, die dafür sorgte, dass die Kirche am Montag von 17.00 Uhr bis nach 23.00 Uhr zum persönlichen Gebet geöffnet war. Sie wurde dadurch wiederum durch mehrere Personen unterstützt, so dass immer jemand in der Kirche war.

Wenn ich also Revue passiere, dann sehe ich allein im Umfeld dieses Unglücks mindestens 5-6 Notfallseelsorger:innen, mindestens drei hauptamtliche Seelsorger:innen und mehrere Ehrenamtliche, die sich als Erntehelfer im Sinne des heutigen Evangeliums haben in den Dienst nehmen lassen. Ich kann somit sagen, dass allein in diesem Kontext mehr als 12 Erntehelfer:innen im Einsatz waren.

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Gibt es also zu wenig Arbeiter:innen?!
Nicht, wenn wir einen neuen Blick üben auf das Potential, dass hier auch mitten unter uns besteht: viele Personen, die sich im engeren seelsorglichen Kontext in den Dienst nehmen lassen.
Ich denke darüber hinaus auch an viele andere, die als ehrenamtliche Gemeindeleitung, als Wort-Gottes-Leiter:innen, als Kommunionhelfer:innen, Lektor:innen, Messdiener:innen, Chorsänger:innen, Trauerbegleiter:innen, usw. usw. immer wieder seelsorgliche Arbeit leisten.

Ich denke, es liegt an uns, dieses Potential auch als solches wahrzunehmen und zu würdigen.

Dann können wir sagen: Ja, es gibt immer weniger Menschen, die hauptamtlich im Dienst des Herrn, als Arbeiter:innen im Weinberg des Herrn arbeiten.
Aber bei genauerem Hinsehen, können wir erkennen, dass es unzählig viele andere gibt, die zusammen mit den hauptamtlichen Personen in der Seelsorge ebenfalls ‚seelsorgliche‘ Aufgaben übernehmen.

Und wenn wir unseren Blick auf diese Menschen in der Seelsorge lenken, dann entsteht sicherlich eine größere Wertschätzung diesen vielen Menschen gegenüber, die selbst mit sehr viel Kompetenz ehrenamtliche Seelsorgeaufgaben übernehmen und auf die wir in unserer Kirche mehr denn je nicht mehr verzichten können.


Fürbitten:

Gott und Schöpfer, wir beten voll Vertrauen.

1. Für alle, die sich ehrenamtlich, besonders auch ehrenamtlich im Bereich der Seelsorge einsetzen: Um die Gaben des Heiligen Geistes, um Ausdauer und Kreativität in ihrem Verkündigungsdienst. V.: Heiliger Herr und Gott. A.: Wir bitten dich, erhöre uns.

2. für alle, die in den Flüchtlingslagern der Welt humanitäre Hilfe leisten, dass sie nicht resignieren und zur Quelle der Freude und der Liebe für die Hilfesuchenden sind. V.: Heiliger Herr und Gott. A.: Wir bitten dich, erhöre uns.

3. für die Kinder und Jugendlichen, in unserem Land und weltweit, die zu wenig Liebe, Schutz und Geborgenheit erfahren. V.: Heiliger Herr und Gott. A.: Wir bitten dich, erhöre uns. 

4. Für alle, die Opfer von Terror und Krieg, Hass und Gewalt geworden sind. V.: Heiliger Herr und Gott. A.: Wir bitten dich, erhöre uns.

5. Für alle, die bei Unfällen ihr Leben verloren haben und für ihre trauernden Angehörigen. V.: Heiliger Herr und Gott. A.: Wir bitten dich, erhöre uns.

Guter Gott, der Glaube an dich und deinen Beistand, hilft uns immer wieder neue Kraft und neuen Mut zu finden. Er bewahrt uns vor Resignation und Frust. Dafür danken wir dir, jetzt und alle Tages unseres Lebens. Amen.




Dammbruch

Brutalität des Krieges wächst

Symbolbild, Bild von Markus Distelrath auf Pixabay

Der Kachowa-Staudamm in der Ukraine wurde mit militärischen Mitteln zerstört!
Der Staudamm liegt direkt an dem Fluss Dnipro, welcher wiederum die Grenze des momentanen Frontverlaufs im Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine bildet.

Krieg ist immer auch Informationskrieg. Deshalb gibt es keine neutralen und objektiven Aussagen darüber, wer für die Zerstörung einer der größten Staudämme der Ukraine verantwortlich ist. Westliche Strategen äußern aber, dass Russland den größeren Nutzen der Zerstörung dieses Staudammes hätte.

Die Folgen für die Ukraine sind schon jetzt absehbar und verheerend. Nach der Überflutung ganzer Landstriche (und der Stadt Cherson) sowie deren ökologischer Schäden, werden die langfristigen Folgen unübersehbar sein. Das Ackerland der Region droht bereits im nächsten Jahr zu verwüsten, weil die Wasserversorgung der Argargebiete nicht gewährleistet ist.

Dieser kriegerische Akt zeigt mir, dass eine neue Eskalationsstufe erreicht wurde. Die Brutalität des Angriffskrieges Putins gegen die Ukraine nimmt weiter zu.
Dabei wird überhaupt keine Rücksicht mehr auf die Zivilbevölkerung genommen.

Genau das scheint aber die Strategie Putins zu sein: die Angst noch mehr zu schüren.

Nun wird es darauf ankommen, dass dieser Eskalation entgegen gewirkt wird.
Putin darf nicht mit seinem Krieg Recht bekommen und zugleich muss alles getan werden, damit der Krieg sich nicht ausweitet und möglichst schnell beendet wird.

Schwerstverbrecher

Für mich ist Putin ein Schwerstverbrecher, der auch vor Verbrechen gegen die Menschlichkeit nicht halt macht um seine politischen Ziele zu verfolgen. Dabei erscheint er mir als ein Mensch, der wirklich sämtliche Skrupel und ethische Grundsätze über Bord geworfen hat. Geistig und philosophisch ist damit Putin für mich auf einer Entwicklungsstufe zurückgefallen, die vor dem Zeitalter der Aufklärung liegt.

Geistlich war und ist sein Verhalten von Anfang an an nicht mit der christlichen Botschaft vereinbar!

Seine Taten müssen mir aller Härte verfolgt und er vollständig zur Raison gebracht und zur Verantwortung gezogen werden!

Für die Menschen in der Ukraine bete ich inständig, dass sie von diesem ‚Krebsgeschwür Putin‘ und seines Krieges bald befreit sind!