Wenn aus Hoffnung Glaube wird …

Ansprache am 32. Sonntag im Jahreskreis – C – 2022

Bild von ShonEjai auf Pixabay

Erinnern Sie sich daran, wann Sie das letzte Mal mit jemandem über unseren Glauben an die Auferstehung gesprochen haben, so richtig gesprochen im Alltag?
Erinnern Sie sich, was der Grund dafür war?

Als Krankenhaus-Seelsorger ploppt dieses Thema bei mir immer wieder in der Begegnung mit Patient:innen auf, gerade auch dann, wenn es um die Frage nach dem Ende des eigenen Lebens und den eigenen Tod geht.

„Was kommt danach?“ oder „Glauben Sie persönlich an die Auferstehung?“

Natürlich fordern mich solche Fragen heraus. Es wäre billig, einfach nur zu behaupten, dass ich schon eine sehr klare und persönliche Antwort habe, weil ich ja christlicher Seelsorger und Priester bin.

Natürlich ist die Frage nach der Auferstehung und dem Leben nach dem Tod Dreh- und Angelpunkt meines christlichen Glaubens.

Dennoch antworte ich lieber: „Ich hoffe auf die Aufstehung!“ – Damit erkenne ich an, dass es auch immer noch offene Fragen gibt oder vielleicht sogar ein Fünkchen Zweifel.

Im Erinnerungsgottesdienst am Donnerstag für die Verstorbenen, der an jedem ersten Donnerstag in unserer Pfarrei stattfindet, war die Schriftlesung aus dem Römerbrief, die wir gerade auch als Lesung gehört haben: „…. Darauf können wir zunächst nur hoffen und warten, obwohl wir schon gerettet sind….“

Als berufsmäßiger Verkündiger der Frohen Botschaft fühle ich mich bei diesen Worten des heiligen Paulus gut aufgehoben.
Wenn wir über unseren eigenen Glauben an die Auferstehung sprechen, kommen wir an der Frage des eigenen Sterbens und Todes nicht vorbei, denn Auferstehung gibt es nicht ohne Sterben und Tod.

Kein Wunder also, dass diese Frage schon zu Zeiten Jesu zu theologischen Streitgesprächen geführt hat.

Ich möchte mich heute nicht an diesem Streit aus dem Evangelium abarbeiten.
Ich möchte vielmehr darauf hören, was Jesus den Sadduzäern und somit mir und uns sagt:
Gott ist ein Gott der Lebenden und nicht der Toten.

Welche Antworten und welche Bilder für uns selber hilfreich sind, diese Zusage Jesu zu verinnerlichen, das liegt in unserer Verantwortung.

Ich möchte dazu ermutigen, sich auf die Suche solcher Antworten, Bilder und Gleichnisse zu machen, weil sie unsere Hoffnung nähren auf das, was wir noch nicht sehen, aber uns zuversichtlich darauf warten lassen, dass sich diese Hoffnung erfüllt, wie der Römerbrief sagt.

„spes“ (lat.) = „Hoffnung“ – Bild von falco auf Pixabay

Schauen wir einfach mal nach Bildern oder Gleichnissen, die uns spontan dazu einfallen:

Mir fallen dazu spontan die drei Folgenden ein:

  1. Das Bild von der Raupe und dem Schmetterling. Die Raupe führt ein mühsames Dasein, frisst und schläft und weiß nichts von der zukünftigen Verwandlung. Aber wir ‚wissen‘, was nach dem Ende des Raupendaseins kommen wird.

  1. Der Vergleich mit den Ungeborenen im Mutterleib. Damals, als wir noch im Bauch unserer Mutter waren, wussten und ahnten wir noch nicht, was da kommen würde. Dort, im Bauch, hatten wir alles, was wir zum leben brauchten: Nahrung, Geborgenheit, Fürsorge der Mutter, Schutz …! Dann der schmerzhafte Geburtsvorgang. Doch was danach kam, hätten wir uns in den kühnsten Träumen im Mutterleib nicht vorstellen können. Und heute? – Würden wir wieder zurück wollen in den Leib der Mutter, der damals für uns alles, unsere ganze Welt war?

  1. Oder das Bild vom Haus mit den verschiedenen Zimmern.
    Die einen Zimmer stehen für das Diesseits. Und jene, die sterben, durchschreiten eine weitere Tür in ein anderes, unbekanntes Zimmer, aus dem noch niemand zurück ins alte Zimmer gekommen ist. Aber wir wissen, dass wir alle in dem einen gemeinsamen Haus bleiben, nur halt durch eine Tür getrennt. Und was sich hinter der Tür verborgen hält, wissen wir nicht, sondern können wir nur erahnen.

Ich möchte uns alle ermutigen, solche Bilder und Vergleich zu suchen, die uns helfen, die Hoffnung auf Auferstehung und das ewige Leben in uns wach zu halten und damit zuversichtlich Krisen zu überwinden.

Und dann, eines Tages, werden wir es selber erleben … so, dass aus einer Hoffnung eine Gewissheit werde!




Gefährlicher Klimaschutz?

Auch für provokante Proteste gibt es Grenzen

Große Betroffenheit verursachte die Meldung, dass eine Radfahrerin, die bei einem Verkehrsunfall lebensgefährlich verletzt wurde übermäßig lange auf Rettungsdienste warten musste, weil deren Fahrzeuge wegen einer Blockade von Umweltschützter:innen der ‚Letzten Generation‘ im Stau stecken blieben.

Die Medien berichteten darüber!


Symbolbild: Demo von Klimaschützer:innen

Symbolbild – Quelle: Bild von Kevin Snyman auf Pixabay

Das Engagement von Klimaschützer:innen in allen Ehren. Aber wenn dadurch Menschenleben gefährdet werden, müssen Klimaschützer:innen sich schon Kritik gefallen lassen, ob da nicht eine Grenze überschritten wurde?

Mit solchen Aktionen oder militanten Protesten wird man nicht viel erreichen.

Das Ziel von Protesten und Demos für mehr Klimaschutz muss es letztendlich sein, die Bevölkerung für mehr Klimaschutz zu gewinnen.

Doch wenn durch solche Aktionen Menschenleben gefährdet werden, ist dies auch ein Bärendienst für das Anliegen von Klimaschützer:innen.

Deswegen scheint es mir unumgänglich, solche Aktionen kritisch zu hinterfragen und die nötigen Konsequenzen daraus zu ziehen!

Ich persönlich kann Aktionen, die zwar gute Absichten verfolgen, deren Mittel aber Menschen gefährden, nicht unterstützen und lehne sie deshalb ab.




Die geschürte Angst …

Bild von Rosy – The world is worth thousands of pictures auf Pixabay


… oder: wie mit Angst und der derzeitigen Energiekrise fragwürdige politische und wirtschaftliche Ziele verfolgt werden.

In der investigativen Sendung „monitor“ wurde der Frage nachgegangen, was dran ist an der inflationären Warnung vor einem möglichen blackout unserer Stromversorgung.

Hier geht’s zum Beitrag aus der ARD Mediathek




Was man nicht sieht …

Leben mit einer ‚unsichtbaren‘ Erkrankung

Seit über 25 Jahren steht bei mir die Diagnose: Reizdarm-Syndrom (RDS oder ‚colon irritable‘). Und seit dieser Zeit kämpfe ich mit der Akzeptanz durch mein Umfeld. Denn es handelt sich zumeist bei mir um eine ‚unsichtbare‘ Erkrankung. Ich will damit sagen, dass man es mir quasi nicht ansieht.



Wenn es mir schlecht geht, sieht man mich nicht, weil ich dann meistens zu Hause bin oder sonst wie zurückgezogen bin. Die Beschwerden machen es mir dann unmöglich, unter die Leute zu gehen oder Termine wahrzunehmen.

Nur wenn die Beschwerden während einer Begegnung oder Veranstaltung beginnen, merkt es mein Umfeld, weil ich dann – recht spontan – diesen Termin abbrechen muss.

Heute wieder …

Bild von Azmi Talib auf Pixabay

Heute ist wieder so ein Tag. Gegen 8.30 Uhr bekam ich Darmkrämpfe und habe fast zweieinhalb Stunden meine Zeit im Bad oder auf dem Bett verbracht. Dabei lag mir ein wichtiger Hausarzt-Termin im Nacken.
‚Werde ich es schaffen, doch noch das Haus frühzeitig verlassen zu können?“, schwirrten meine Gedanken durch den Kopf.
Erst quasi in letzter Minute konnte ich mich auf den Weg machen. Aber die Krämpfe waren noch nicht ganz weg. Einerseits ganz gut, weil ich es beim Arzt thematisieren konnte.
Aber andererseits wieder diese ständigen Gedanken in meinem Kopf: „Nehmen mir das die anderen auch ab? – Ich kann mich ja wieder in der Öffentlichkeit bewegen.“

Das zweite Leiden am Reizdarm

Neben den primären somatischen Beschwerden wie Blähungen und Durchfall, aber auch manchmal horrende Darmkrämpfe plagt mich die Frage, ob man mir glaubt? – Jetzt ist es 13.30 Uhr und ich habe immer noch leichte Krämpfe. Sie sind da, aber ich kann trotzdem diese Zeilen schreiben. Seit über 25 Jahren arrangiere ich mich und versuche mein Leben so beständig wie möglich zu gestalten.
Nun bin ich durch die stundenlangen Schmerzen aber auch erschöpft.

Das zweite Leiden des Reizdarms ist eine psychologische Dimension.
Als ich 2013 meinen rechten Unterschenkel gebrochen hatte, war das für mein Umfeld kein Problem: die OP, die Physiotherapie, die Gehilfen und alles andere waren so offensichtlich, dass klar war: Gerd ist krank bzw. arbeitsunfähig.

Einen Reizdarm aber sieht man nicht.

Dennoch zwingt er mich, mich nach ihm zu richten, auch durch Auszeiten und Selbstfürsorge.
Zur Selbstfürsorge gehört dann auch, Grenzen zu stecken, weil mich die jahrelange Erfahrung gelehrt hat: wenn ich die Grenzen nicht einhalte, dann bekomme ich recht bald dafür die Quittung.

So müssen also Menschen aus meinem Umfeld damit leben, dass ich Anfragen nicht annehme und sie sich dabei vielleicht denken: ‚Aber das könnte er doch übernehmen!‘

Ja, ich würde es schaffen. Doch danach wird es mir wieder schlechter gehen; ich werde wieder Stress bekommen, weil ich die Beschwerden nicht im Griff habe; ich werde wieder Termine absagen müssen, weil ich nicht fit bin.

Der Reizdarm lehrt mich, in größeren Zusammenhängen zu denken und auch zu agieren. Besonders schwierig wird es, wenn ich angefragt werde, irgendwo kurzfristig einzuspringen. Wenn ich das mache, zahle ich später oft den Preis dafür.

Mein Reizdarm sagt mir, dass ich strukturiert arbeiten muss und ich mir immer wieder auch zwischendurch Phasen der Erholung, Rekreation gönnen muss.

Aber versucht das mal, deinem Umfeld klar zu machen, wenn die dich nur sehen und erleben, wenn es dir gut geht und du augenscheinlich ‚fit‘ bist.

Es bleibt schwierig.




Biafra

Oder: Wie ein Wort mein ‚Bild‘ von hungernden Menschen prägte


Ob dieses Mädchen überlebt hat? Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Biafra#/media/Datei:Starved_girl.jpg

Inbegriff für den Hunger in der Welt

Es sind solche Bilder und das Wort „Biafra-Kind„, die meine kindliche Sicht von hungernden Kindern in Afrika geprägt haben. Erst viele Jahre später habe ich mich mit den Hintergründen von „Biafra“ beschäftigt.



Und hin und wieder wurde man als Kind auf die „hungernden Kinder in Afrika“ hingewiesen, wenn man nicht sorgfältig genug mit dem eigenen Essen umging.

Nun ist es sicherlich erzieherisch nicht die klügste Methode ein ’schlechtes Gewissen zu machen‘, um einen wertschätzenden Umgang mit der eigenen Nahrung zu erreichen.

Aber noch heute fällt mir der Begriff ‚Biafra-Kind‘ ein, wenn ich über das Thema des weltweiten Hungers nachdenke.

Welternährungstag

Heute, am 16. Oktober 2022 (übrigens nach mein Namenstag -> Gerardus Majella), begehen wir den Welternährungstag.
Er erinnert uns daran, dass täglich über 50.000 Menschen an den Folgen des Hungers sterben.
Er erinnert uns daran, dass auch heute noch, nach über 50 Jahren der Hungerkatastrophe in Biafra fast 768 Millionen Menschen unter chronischem Hunger leiden!

Bild von Jan Helebrant auf Pixabay

Zugleich bei uns immer wieder Bilder, von vergammelten Lebensmitteln, von Lebensmitteln, deren Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) überschritten ist und von Geschäften ‚entsorgt‘ werden muss. (Leider habe davon keine lizenzfreien Bilder im Netz gefunden, sodass ich mich mit dieser Vektorgrafik zufrieden geben muss!)

Hunger bekämpfen

Der heutige Welternährungstag erinnert uns daran, dass wir noch immer nicht mit dem Hunger in der Welt fertig sind.
Der heutige Welternährungstag will uns dafür sensibilisieren, wie wir in den Wohlstandsländern dieser Erde mit unserer Nahrung und auch mit dem Überfluss an Nahrung umgehen.
Der heutige Welternährungstag stellt mir persönlich auch die Frage, wie mein eigenes Leben verlaufen wäre, wenn ich nicht in Deutschland, sondern 1963 in Biafra geborgen worden wäre? Wahrscheinlich hätte ich diesen Text dann gar nicht mehr schreiben können, weil ich selber schon längst an den Folgen des Hungers gestorben wäre!


Helfen – Hunger stillen

Wir können helfen! Wir sind nicht hilflos!

Konkret: spenden!

Achtsamer Umgang mit verfügbaren Lebensmitteln

Containern darf nicht illegal sein!