Anregungen und Impulse für einen häuslichen Gottesdienst
In diesen Corona-Zeiten können viele Menschen an keinem Gottesdienst in einer Kirche teilnehmen. Aber auch in persönlichen Krankheitszeiten oder wegen der Gebrechlichkeit des Alters ist es oft nicht möglich, eine Kirche aufzusuchen.
Im Rundfunk (Radio und TV) werden gerade auch am Sonntag gut vorbereitete und durchgeführte Gottesdienste angeboten. Diese wechseln in der Regel 14-tägig zwischen evangelischen und röm.-katholischen Gottesdiensten.
Darüber hinaus ist es auch möglich, zu Hause (allein oder mit Familienangehörigen) einen Hausgottesdienst zu feiern.
Mit dem hier verlinkten Gottesdienstvorschlag möchte ich helfen, einen solchen Hausgottesdienst mit einfachsten Mitteln selber zuhause würdig zu gestalten.
Wenn Sie etwas mit meinem Vorschlag anfangen konnten oder wenn Sie mir eine Rückmeldung geben wollen, bin ich Ihnen dafür sehr dankbar.
Erinnerst du dich an deine eigene Taufe? Die meisten Menschen werden diese Frage – zumindest in unserem Kulturkreis – mit Nein beantworten, weil bei uns immer noch mehrheitlich die sogenannte „Säuglingstaufe“ üblich ist, das bedeutet, dass die Kinder bei uns meistens schon im Kleinkindalter getauft werden. Natürlich haben dann die wenigsten von uns eine Erinnerung an die eigene Taufe.
Taufe – die kennen wir deshalb oft nur vom Mit-feiern, als Eltern, Paten, ältere Geschwister oder andere Verwandten und Freund*innen der Familie.
Der kommende Sonntag nimmt die Taufe in den Blick.
Der letzte Sonntag im Weihnachtsfestkreis – nach der Liturgiereform der 1970er Jahre – ist das ‚Fest Taufe des Herrn‘.
Zwar endet damit die lichterglanz-erfüllte (Vor-)Weihnachtszeit und somit kehrt der ‚graue‘ Alltag wieder ein. Aber ich mag dieses Fest trotzdem sehr. Es ist nämlich für mich das ‚weihnachtliche Pfingstfest‚!
Wieso? Das ergibt sich aus dem Evangelium dieses Sonntags: -> Mk 1,5-11 Darin heißt es:
„Ich (Johannes) habe euch mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen.“
Die Taufe des Johannes ist eine „Taufe der Buße“, der Umkehr und der Reinigung. Sie erhält durch Johannes eher einen appellativen Charakter. Wer sich von Johannes taufen lässt, erklärt sich durch die Taufe bereit, den Weg der Umkehr zu gehen und das Wasser ist das Wasser der Reinigung und es soll belebend wirken, als Zeichen für die Wiederbelebung des Umkehrenden, der gestärkt den Weg der Umkehr gehen kann. Denn, das Wasser ist ein Lebenselexier.
Nach Johannes hat die Taufe Christi aber einen Mehrwert, er gibt quasi eine Zugabe zu der Taufe des Johannes. Und Johannes macht in aller Bescheidenheit und Selbstrücknahme darauf aufmerksam: „… er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen …“
Bei der Taufe durch Jesus Christus, wird der Person, die sich taufen lässt, nicht nur etwas genommen (Schuld), sondern erhält auch etwas zurück oder dazu; gleichsam eine Zugabe. Die Taufe Christi schenkt den Heiligen Geist.
Damit ist der letzte Sonntag im Weihnachtsfestkreis, an dem wir auch hören, dass bei der Taufe Jesu selbst der Heilige Geist auf ihn herabkam und ihn als den „geliebten Sohn Gottes“ markiert, das „Pfingstfest der Weihnachtszeit“.
[Ist das nicht ein genialer theologischer Gedanke? Am Ende der Osterzeit steht das hochheilige Pfingstfest und am Ende der Weihnachtszeit auch ein Fest, wo der Heilige Geist eine entscheidende Rolle spielt. So richtig klar ist mir diese Parallele erst jetzt aufgegangen. Dafür musste ich so alt werden! ]
Und nicht von ungefähr gehören unsere Sakramente Taufe und Firmung zusammen. Denn nach katholischem Sakramentsverständnis wird durch die Firmung das Sakrament der Taufe bestätigt und vollendet.
Wenn in einigen Gemeinden am „Fest Taufe des Herrn“ auch eine sogenannte „Tauferneuerung“ stattfindet, dann deshalb, weil das Geschenk der Taufe ein so wichtiges Mitbringsel des Herrn ist, dass es sich lohnt, sich immer wieder neu daran zu erinnern.
Gerade in Zeiten, in denen unser Leben unruhigen Zeiten ausgesetzt ist oder wir selber persönlich oder als Gesellschaft vor großen Herausforderungen stehen, finde ich es hilfreich und wertvoll, sich in solchen Zeiten besonders dieser Zugabe des Herrn zu vergewissern.
Viele, die mich kennen, wissen, wie sehr mir da ein Gebet zum Heiligen Geist wichtig geworden ist (meist bete ich dieses Gebet mit der Gemeinde zu Pfingsten auch als ‚Ersatz‘ für die Fürbitten). Es ist die Pfingstsequenz.
Ich lade dich ein, diese Pfingstsequenz auch an diesem Sonntag zu hören, zu beten und zu meditieren.
Komm herab, o Heil‘ger Geist, der die finstre Nacht zerreißt, strahle Licht in diese Welt.
Komm, der alle Armen liebt, komm, der gute Gaben gibt, komm, der jedes Herz erhellt.
Höchster Tröster in der Zeit, Gast, der Herz und Sinn erfreut, köstlich Labsal in der Not,
in der Unrast schenkst du Ruh, hauchst in Hitze Kühlung zu, spendest Trost in Leid und Tod.
Komm, o du glückselig Licht, fülle Herz und Angesicht, dring bis auf der Seele Grund.
Ohne dein lebendig Wehn kann im Menschen nichts bestehn, kann nichts heil sein noch gesund.
Was befleckt ist, wasche rein, Dürrem gieße Leben ein, heile du, wo Krankheit quält.
Wärme du, was kalt und hart, löse, was in sich erstarrt, lenke, was den Weg verfehlt.
Gib dem Volk, das dir vertraut, das auf deine Hilfe baut, deine Gaben zum Geleit.
Lass es in der Zeit bestehn, deines Heils Vollendung sehn und der Freuden Ewigkeit.
…
Ich lade dich ein, dir nun einen Augenblick der Stille zu nehmen und noch einmal kurz die Worte zu vertiefen, die dich aus dieser Sequenz besonders angesprochen und erreicht haben.
(… Stille! …)
Im Gebet, das auf Jesus Christus selber zurück geht, können wir uns jetzt gemeinsam verbinden, in dem wir das Vaterunser beten:
Gebet: Herr Jesus Christus, wer zu dir kommt, den weist du nicht ab. Wer zu dir kommt, der kann die ganze Last und die ganze Schuld des Lebens bei dir abladen.
Indem wir frei werden von Schuld, Angst und Not ist deine Liebe zu uns noch lange nicht erschöpft.
Denn du gibst uns, was wir zum Leben brauchen, damit unser Leben sinn-voll er-füllt geist-reich und geistlich werden kann.
Schenke uns auch in dieser Zeit deinen Geist, der uns Perspektiven eröffnet. uns Ausdauer schenkt gegen die Ermüdung, der uns Weisheit und Geduld schenkt. Dein Geist kühle erhitzte Gemüter und wärme kälte-erstarrte Herzen.
Amen. (Gerd Wittka, 10.01.2021)
Und hier noch zum Schluß eine andere, moderne schöne Vertonung:
Die Personen, über die ich heute hier schreiben möchte, ‚verstecken‘ sich hinter einem fachlichen Wortungetüm: randomisierte doppelblind-Studie (RCT englisch: randomized controlled trial).
Heute möchte ich die Personen in den Blick nehmen, die unter dem Begriff „Impfproband*innen“ geführt werden.
Das sind die Menschen, die sich bei der Entwicklung eines Impfstoffes bei der Erforschung eines möglichen Impfstoffes freiwillig als Testpersonen zur Verfügung stellen. (Ich möchte hier ausdrücklich außen vor lassen, ob sie dafür ein Entgelt bekommen oder nicht, denn das spielt hier für meine Gedanken eigentlich keine Rolle, ist irrelevant.)
Ich finde, dass solche Menschen, gerade auch in dieser aktuellen Corona-Pandemie zu den ’stillen Held*innen‘unserer Zeit gehören. (Ja, ich bin mir auch im Klaren darüber, dass der Begriff „Held*innen“ recht pathetisch klingt. Aber Sie können mir ja nach dem Lesen dieser Zeilen gerne einen geeigneteren Begriff vorschlagen.)
Zuvor aber eine kurze Erklärung zu ‚randomisierter Doppelblind-Studie‘:
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‚Randomisiert‘ bedeutet, dass die Impfprobanden zufällig für eine solche umfassende Impfstudie ausgesucht werden.
‚Doppelblind‘ bedeutet, dass sowohl die Forscher*innen wie die Proband*innen nicht wissen, ob sie den potentiellen arzneilichen Wirkstoff oder ein Placebo verabreicht bekommen. Das heißt, dass beide Seiten nicht wissen, welcher Stoff gereicht oder – wie bei der Corona-Impfstoffentwicklung – gespritzt wird.
Wesentliche Elemente der humanen Testphase sind folgende:
Testung auf Veträglichkeit eines möglichen Impfstoffes
Testung auf Nebenwirkungen
Wirksamkeit eines möglichen Impfstoffes
Bei den Testungen auf Nebenwirkungen und Unverträglichkeiten stellen sich Menschen als Testpersonen zur Verfügung, mit deren Einsatz ermittelt werden soll, ob der Impfstoff (der bereits vorher mitunter auch an Tieren erprobt) wurde, für Menschen gesundheitlich unbedenklich ist (Toxitizät = Giftigkeit der/des Wirkstoffe*s). Menschen, die sich in dieser Testphase zur Verfügung stellen, gehen das Risiko ein, dass der erprobte Wirkstoff nicht verträglich ist oder gesundheitliche Nebenwirkungen und Unverträglichkeiten aufweist. Dabei ist das Risiko zwar zuvor durch tierische Tests kalkulierbarer, aber es sind urchaus auch gefähliche Reaktionen, wie allergischer Art etc. möglich. In der Phase, wo die Nebenwirkungen getestet werden, wird auch gleich mitgeteste, ob der Wirkstoff überhaupt wirksam ist.
In der dritten Phase wird dann die Wirksamkeit des möglichen Impfstoffes an einer großen Personengruppe geprüft und die prozentuale Wirksamkeitsrate ermittelt.
Die ersten beiden Phasen bergen für die Proband*innen das größere gesundheitliche Risiko.
Da in solchen Doppelblind-Studien auch ein gleicher Teil von Placebos verabreicht werden, haben die Proband*innen nicht unbedingt einen gesundheitlichen Vorteil davon, dass sie sich als Testperson zur Verfügung gestellt haben.
Held*innen – warum?
Wie vorab geschrieben: lassen Sie uns nicht über den Begriff „Held*innen“ streiten. Darum geht es mir nicht.
Mir geht es darum, dass wir mit mehr Dankbarkeit auf diese Menschen schauen.
Für mich sind sie ‚Held*innen‘, weil sie uneigennützig sich und ihre Gesundheit zur Verfügung stellen, um vielen Menschen zu helfen, sie womöglich vor schwersten Langzeitschäden oder sogar vor dem Tod zu bewahren!
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Ich habe großen Respekt und Hochachtung vor diesen Menschen, die sich zudem weltweit für solche Studien zur Verfügung stellen. Das bedeutet, dass wir Menschen in den reicheren Nationen von Menschen in ärmeren Nationen profitieren, die trotz ihrer wirtschaftlichen und medizinisch schlechteren Lage bereit sind, ihr Leben und ihre Gesundheit für uns einzusetzen.
Wenn wir dieses mehr bedenken, dann hat das auch für mich ethisch-moralische Folgen:
Wir müssen weltweit dafür sorgen, dass wirksame Mittel, Medikamente und Impfstoffe allen Menschen zu bezahlbaren Konditionen zur Verfügung gestellt werden.
In der Diskussion, ob eine Impfung sinnvoll ist oder nicht, sollten wir auch den Einsatz der Proband*innen im Hinterkopf haben, die in einer Impfung ein mögliches Mittel sehen, das helfen kann. Und weil sie diese Hoffnung in solche Mittel haben, sind sie bereit, sich als Testpersonen zur Verfügung zu stellen. Wer also als Impfgegner*in die Impfung infrage stellt, stellt auch den Einsatz solcher Proband*innen infrage.
Ich finde, angesichts solcher Hilfsbereitschaft sollten und dürften wir in der gesellschaftlichen Diskussion etwas demütiger und deutlich dankbarer sein.
Gebet:
Herr und Gott, in unseren Zeiten gibt es immer wieder Menschen, die selbstlos sich für das Wohl anderer Menschen einsetzen. Dazu gehören auch jene Menschen, die sich als Proband*innen bei der Entwicklung von Corona-Impfstoffen zur Verfügung stellen. Sie sind bereit ihre eigene Gesundheit und ihr Leben zu riskieren.
Guter Gott, dankbar denke ich in diesen Zeiten an diese Menschen und bitte dich: Segne ihr Leben, segne ihre menschenfreundliche Gesinnung und vergelte ihnen das Gute, dass sie der Menschheit tun.
Lass uns ihren Einsatz nicht als Selbstverständlichkeit hinnehmen und lass uns von ihnen lernen, wenn es darum geht, ob und wie wir bereit sind, uns für andere Menschen und deren Heil einzusetzen. Amen. (Gerd Wittka, 03.01.2021)
Johannes der Täufer
Ein Mann, der von sich selber absehen kann
„Als die Juden von Jerusalem aus Priester und Leviten zu Johannes sandten mit der Frage: Wer bist du?, bekannte er und leugnete nicht; er bekannte: Ich bin nicht der Messias!“ ( Joh 1, 19b-20)
Heute lese ich diese Textpassage im Tagesevangelium.
Und wieder stocke ich bei diesem Dialog. Irgendwas weckte meine Aufmerksamkeit.
Und dann fiel mir auf: die Gesandten fragen Johannes danach, wer er sei?
Jetzt hätte Johannes die Gelegenheit zur Selbstdarstellung gehabt; er hätte alle seine Leistungen aufzählen können und was er schon erreicht hatte. Er hätte erzählen können, wie wunder- und sonderbar die Umstände seiner Geburt gewesen sind und dass man damals schon voller Erstaunen und Verwunderung gefragt hat, was aus diesem Kind wohl werden würde. (vgl. Lk 1,66)
Aber: anstatt auf Selbstdarstellung bedacht zu sein, erleben wir hier Johannes den Täufer als jemanden, der sehr aufmerksam ist, der zuhört, der sich umschaut und der nach dem Ursprung der Frage fragt, wer er denn sei?
Als aufmerksamer Mensch erkennt Johannes offenbar sehr schnell, dass auch die Priester und Leviten damals hofften, dass der Messias kommen würde, der sie auch von der Fremdherrschaft Roms befreien würde. Das war damals wohl eine zentrale Sehnsucht aller gläubigen Juden gewesen.
Johannes entdeckt also die Frage hinter der Frage. Er merkt, dass die Menschen ihn nicht fragen, wer er sei, um ihn – Johannes – näher kennen zu lernen, sondern er versteht sofort, dass es nicht um ihn geht sondern um die Suche nach dem Messias.
Selber Jude, weiß Johannes um die Bedeutung dieser Frage.
Aber Johannes ist klug genug, die Frage nicht oberflächlich zu verstehen, sondern den tieferen Kern der Frage zu erfassen. Und so ist seine Antwort auch nicht oberflächlich und egozentrisch. Johannes antwortet buchstäblich tiefsinnig und erkennt darin den wahren Sinn ihrer Frage.
Ich wünsche mir, dass wir immer tiefer die Botschaften und Fragen der Menschen verstehen lernen, die vielleicht vordergründig formuliert, aber tiefgründig gemeint sind.
Um diese Fähigkeit zu trainieren, ist es nötig, eine Haltung einzunehmen, die nicht zu vorderst von sich selbst ausgeht, sondern von sich absehen kann.
Die Haltung des Johannes nennt man Bescheidenheit oder Demut. Es ist dieselbe Haltung, von der über den heiligen Papst Johannes XXIII. die Selbstaussage überliefert wird:
Schon immer war mir dieser 28. Dezember irgendwie komisch. Da feiern wir ein „Fest der unschuldigen Kinder“ und die Bibel berichtet uns von einer abscheulichen Bluttat des Herodes. Auf seiner Suche nach dem neugeborenen König der Juden (-> Jesus Christus), in dem er eine Bedrohung seiner Macht und Herrschaft sieht, lässt er kurzerhand alle Knaben bis zu einem Alter von zwei Jahren ermorden.
Immer wieder wurde mir diese Textstelle so ausgelegt, dass die Kirche dieser „unschuldigen Kinder“ gedenkt, die ihr Leben für Jesus Christus lassen mussten.
Aber: diese Kinder waren keine Märtyer; deren Eltern wussten wahrscheinlich noch nicht einmal von dem „Grund“ des Herodes. Ihnen wurden ihre Knaben grausam entrissen. Sie und ihre Eltern hatten keine Wahl, sich für oder gegen ein solches ‚Martyrium‘ zu entscheiden! Ich fand das immer wieder verstörend.
Kein historischer Bericht
Dann aber wurde später eingewandt, dass dieses Ereignis ja gar nicht historisch sein wird. Das machte es aber für mich nicht besser.
Was für ein Gottesbild steckt dahinter? Möchte ich an einem solchen Gott glauben, der grausame Bluttaten an ungezählten Knaben zulässt, nur um seinen Sohn zu retten?
Das Einzige, was ich an dieser Erzählung erkennen kann, ist, dass Gott schon von Anfang an seine rettende Hand über seinen Sohn Jesus Christus hatte.
Aber: um das deutlich zu machen, hätten die Verfasser dieses Evangeliums nicht zu so grausamen Erzählungen greifen müssen! Das ist ziemlich über das Ziel hinausgeschossen!
Ich kann deshalb mit diesem „Fest“ für meine Spiritualität im Hinblick auf Weihnachten nichts anfangen.
Aktualisierung: Macht-Wahnsinn
Aber wenn ich auf Herodes schaue, erkenne ich einen Mann, der mit allen Mitteln um seine Macht kämpft. Er missbraucht seine Macht, um ‚unschuldiges‘ Leben zu töten, zu zerstören.
Symbolbild, Quelle: www.pixabay.com
Machtmissbrauch für sexualisierte Gewalt
Wenn ich diesen Gedanken näher an mich heranlasse, dann kommen mit heute unweigerlich ganz konkrete Menschen in den Sinn: Kinder und Jugendliche, die unter Missbrauch von Macht Opfer sexueller Gewalt wurden. Kinder und Jugendliche, deren Leben durch solche Taten nachhaltig zerstört wurden, weil sie traumatische Geschehen erlebt haben, die sie ihren Lebtag nicht mehr loslassen werden.
Mit kommen Kinder, Jugendliche aber auch Erwachsene in den Sinn, die von Geistlichen meiner Kirche Opfer sexualisierter Gewalt geworden sind.
Ich fühle dann Beklemmungen, Schmerz, kalte Wut und tiefe Trauer, dass selbst in unserer Kirche Menschen nicht davor gefeit sind, ihre Macht zu missbrauchen, um das Leben anderer Menschen zu zerstören.
… vier Finger auf uns zurück …
Wenn wir also heute das „Fest der unschuldigen Kinder“ feiern und versucht sind, mit unserem Finger auf Herodes zu zeigen, der – aus blindem Machtwahn – auch vor den schrecklichsten Taten nicht zurückschreckte, dann sehe ich vier Finger, die auf meine eigene Kirche zurück zeigen, wo es auch – und sicherlich immer noch – Menschen und Amtsträger gibt, die ihre Macht und ihren Einfluß missbrauchen, um physisch und psychisch über wehrlose – zumeist junge – Menschen Gewalt an Leib und Seele auszuüben.
Das „Fest der unschuldigen Kinder“ sollte eigentlich ein „Gedenktag“ sein und uns darauf verweisen, wie sehr immer noch Machtstreben in der Kirche Unheil und Verbrechen begünstigt und möglich macht.
Und solange die Kirche selber immer auch ein Institution und Organisation ist, wo Macht eine entscheidende Rolle spielt (und das ist bei einer solchen hierarchischen Organisation gar nicht anders möglich), sollte uns alle, dieses Fest Warnung und Mahnung sein.
Quelle: www.pixabay.com
Wer aus diesem heutigen Gedenktag wirklich lernen will, der muss den Mut haben, zu einer Kirche ohne – oder aber nur mit minimaler – Macht zu kommen.
Die gesellschaftlichen Entwicklungen, die die Kirche(n) immer mehr ent-machten, weil sie faktisch an gesellschaftlicher und politischer Bedeutung verlieren, könnte da ein historische Chance bieten.