Sterben – zuhause

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Ja, es ist ein Thema, das gerne verdrängt wird. Aber spätestens dann, wenn ich mir selber Gedanken darüber mache, wo und wie ich sterben möchte, kommt auch die Frage:
Möchte ich lieber zuhause sterben oder woanders?



Leider sterben viele Menschen noch zu oft in der fremden und fremdbestimmten Umgebung eines Krankenhauses. Darauf weist auch die Pharmazeutische Zeitung in einem aktuellen Artikel hin.

Hier gehts zum erwähnten Artikel: Mehr Menschen könnten zuhause anstatt im Krankenhaus sterben


Von einem der Krankenhäuser, in dem ich arbeite, habe ich den Eindruck, dass man Patient:innen, die bald sterben werden, die Möglichkeit geben möchte, zu hause zu sterben.

Im Laufe der Jahre habe ich diese Haltung sehr schätzen gelernt.

Denn es geht hier nicht darum, die Patient:innen ‚abzuschieben‘. Oft wird behauptet, dass die Patient:innen vor ihrem Sterben entlassen werden, weil es sonst dem Image eines Krankenhauses schaden würde, wenn ’so viele Patient:innen dort sterben‘.

Umgekehrt wird ein Schuh draus, wie ich meine!

Die Abläufe und auch die Haltung in einem Krankenhaus können noch so gut und empathisch sein, sie können Sterbenden nie einen angemessenen Rahmen bieten, dass der Sterbende diese letzte Lebensphase auch als LEBEN erfahren kann.

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Sterben ist ja auch ein Teil unseres Lebens. Und wer möchte schon im Krankenhaus ‚leben‘?!
Ich jedenfalls fühle mich zuhause, in meinen eigenen, vertrauten und behaglichen Wänden viel wohler als in der fremden Atmosphäre eines Krankenhauses. Deshalb stelle ich mir auch vor, dass ich wohl eher nicht im Krankenhaus sterben möchte.

Wenn also Krankenhäuser in ihrer Haltung sich diese Vorstellungen zu eigen machen, dann finde ich es sehr gut, wenn sie es Patient:innen – wenn eben möglich – zuhause oder in einem anderen Umfeld sterben können, wo sie sich wohler und selbstbestimmter fühlen können als im Krankenhaus.

Natürlich muss gewährleistet sein, dass der sterbende Mensch dort, wo er sterben kann, auch gut aufgehoben und versorgt ist.

Dafür gibt es mittlerweile viele Angebote: angefangen von Pflegediensten bis hin über ambulante Hospizdienste, die sterbende Menschen begleiten.
Natürlich können auch engste Zugehörige (Familienangehörige, Freund:innen) in dieser Phase mit eingebunden werden. Nicht nur sterbende Menschen, auch die Zugehörigen profitieren dabei von den Diensten der Hospizbewegung.

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Auf der Homepage des Erzbistums München-Freisingen findet sich ein schöner und anschaulicher Bericht, wie eine solche Begleitung aussehen kann. Ich finde, es ist einer Ermutigung.

Ich habe die Erfahrung gemacht, wenn man sterbenden Menschen und jenen, die diesen Menschen nahestehen, gut vermitteln kann, dass sie gut begleitet und nicht sich selber überlassen bleiben, sich häufig dazu entscheiden, zuhause oder in einer anderen vertrauten Umgebung außerhalb eines Krankenhauses sterben zu wollen und zu können.

Wie denken Sie darüber? – Schreiben Sie mir gerne in den Kommentaren.




Braucht es noch Erntehelfer:innen im Acker Gottes?

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Am 14. Sonntag (2./3.7.2022) hören wir im Evangelium von der Aufforderung Jesu, für Erntehelfer:innen im Acker Gottes zu beten. Doch ist dieses Gebet überhaupt noch nötig in der gegenwärtigen Zeit der Kirche und angesichts massiver Kirchenaustritte?
Dazu meine Predigt an diesem Sonntag, die ich hier etwas mehr mit konkreten Beispielen ‚unterfüttert‘ habe.




„Zeitenwende“ – so nennt Olaf Scholz das, was in mir Erinnerungen der 1970er und 80er Jahre hervorruft: Strategie der Abschreckung, NATO-Doppelbeschluss, Kalter Krieg, Angst vor einem Atomkrieg…

Viele von uns, die wir hier heute sitzen, dürften diese Begriffe bekannt sein.

Diejenigen, denen diese Begriffe nichts mehr sagen, fehlen zumeist auch heute hier in der Kirche, denn auch in unserer Kirche leben wir seit einigen Jahren in einer Zeitenwende. Jüngere Menschen erreichen wir an unseren ‚Pastoralen Standorten‘, wie wir es heute nennen, nur noch sehr schwer.

Erst vor wenigen Tagen kam die Meldung, dass weniger als 50% der Bevölkerung in Deutschland einer der beiden großen Kirchen (römisch-katholisch oder evangelisch) angehören.

Innerhalb unserer eigenen Kirche in Deutschland gibt es eine große Unruhe und viel Bewegung. Wir erleben in unserer Kirche eine historische Phase, die zuletzt wohl nur mit der Zeit der Reformation verglichen werden kann.

Mit einem Unterschied: damals gehörten fast alle Menschen in Deutschland zu einer christlichen Kirche, wenn sie nicht zum Judentum gehörten.

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Wenn wir die aktuellen Kirchenaustrittszahlen sehen, stellen Viele als erstes die Frage, wie das gestoppt werden kann?!

Eine fatale Frage, weil sie versucht, das Pferd von hinten aufzuzäumen. Viel wichtiger scheint mir, erst einmal zu schauen, warum die Menschen aus der Kirche austreten!

Denn, die schwindende Akzeptanz der Kirche(n) ist Folge einer zunehmenden Bedeutungslosigkeit der Kirchen.

Es wäre ein Irrtum, daraus auf eine zunehmende Bedeutungslosigkeit des Glaubens oder des Religiösen zu schließen.

Im Gegenteil: heute suchen die Menschen mehr denn je nach religiösen Angeboten. Die Esoterik hat seit vielen Jahren großen Zulauf.

Ich denke oft, die Menschen sind nicht weniger religiös, sondern weniger kirchlich geworden.

Woran kann das liegen?

Eine vollständige Analyse lässt sich hier nicht liefern.

Aber ich möchte einen Aspekt mal heraus greifen, der symptomatisch für die Situation in unserer Kirche ist.

Wir setzen oft amtskirchliche Lehraussagen mit Glauben gleich. Doch das ist ein Irrtum!

Kritiker, die die heutige Reformbewegungen (z.B. Synodaler Weg) in unserer Kirche ablehnen, sind sehr schnell mit Äußerungen bei der Hand, dass man sich von den Glaubenswahrheiten entferne, die in unserer Kirche gelten.

Dabei geht es den Menschen heute gar nicht um diese Glaubenswahrheiten, sondern es geht ihnen um ihren Glauben, um ihre eigene und persönliche Religiösität.

Ob sie zur Geltung kommen kann, entscheidet oft darüber, ob Menschen in der Kirche bleiben oder nicht. Oder anders ausgedrückt: ob die Menschen in unserer Kirche eine religiöse Heimat finden, ist das oft das Entscheidende, nicht, ob sie den Aussagen des Lehramtes zustimmen.

Vor einigen Tagen habe ich begonnen, ein kleines Büchlein zu lesen. Es trägt den Titel: „Wie werde ich ein Christ?“ – Es gibt auszugsweise Texte des christlichen Philosophen Sören Kierkegaard (aus Dänemark) wider.

Sören Kierkegaard um 1840.
Bild: gemeinfrei

„Was mir eigentlich fehlt, ist, dass ich mit mir selbst ins reine darüber komme, was ich tun soll, nicht darüber, was ich erkennen soll. (…) Es kommt darauf an, meine Bestimmung zu verstehen, zu sehen, was die Gottheit eigentlich will, das ich tun solle; es gilt, eine Wahrheit zu finden, die Wahrheit für mich ist, die Idee zu finden, für die ich leben und sterben will. Und was nützte es mir dazu, wenn ich eine sogenannte objektive Wahrheit ausfindig machte; wenn ich mich durch die Systeme der Philosophen hindurcharbeitete (…)
was nützte es mir, dass ich die Bedeutung des Christentums entwickeln und viele einzelne Erscheinungen erklären könnte, wenn es für mich selbst und mein Leben keine tiefere Bedeutung hätte?…“

„Wie werde ich ein Christ – Sören Kierkegaard – Texte vom Glauben, Präsenzverlag 2013, S. 29f. *1

Sören Kierkegaard unterscheidet hier ganz deutlich zwischen religiösen Wahrheiten und einem persönlichen Glauben, der für das ganz persönliche und individuelle Leben bedeutsam ist.

Und genau an dieser Stelle bricht Kirchlichkeit und persönliche Religiosität heutzutage auseinander.

Und in ihrer persönlichen Religiosität sind die Menschen auch heute immer noch Suchende.

Diese Suche nach Gott ist übrigens schon für Benedikt von Nursia das entscheidende Kriterium dafür, zu entscheiden, ob Anwärter in ein Kloster aufgenommen werden können. Die Suche nach Gott geht nämlich einer Sehnsucht nach Gott voraus, die sich konkretisiert in religiösen Fragen und auch praktischem religiösen Tun.

Im Psalm 14 finden wir das Wort: „Der Herr blickt vom Himmel herab auf die Menschen, ob noch ein Verständiger da ist, der Gott sucht.“

Suchen wir also in unserer Kirche, in unseren Gemeinschaften, an unseren ‚Standorten kirchlichen Lebens‘ noch die Menschen, die Gott suchen?
Gehen wir dabei über die Kreise der Menschen hinaus, die sowieso immer noch zu uns kommen?

Hier deutet sich schon an: konkrete Nachfolge ist auch das Suchen und Aufsuchen der Menschen, die auf der Gottsuche sind.

Natürlich können wir dabei bei uns selber anfangen, aber wir dürfen dabei nicht stehen bleiben, dürfen keine Nabelschau betreiben.

Die eigene Gottsuche, aber auch die der anderen – teils unbekannten Menschen – ist die Suche nach der Bedeutung und Alltagstauglichkeit meines Glaubens, unseres Glaubens.

Wenn die Kirche und ihr Dienst für die Menschen nicht mehr für deren konkretes Leben bedeutsam sind, dann werden die Kirchen überflüssig und bedeutungslos.

Der französische Bischof Jaques Gaillot hat einmal den Satz getan: „Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts!“

Eine Kirche also, die die Lebensrealitäten der Menschen nicht wahrnimmt oder sie sogar nach ihrer eigenen Doktrin umzumodeln versucht, ist fehl am Platze.

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Und da sind wir bei vielen konkreten Beispielen in unserer Gesellschaft.

Wenn es z.B.

  • um die Frage nach der Geschlechtergerechtigkeit geht,
  • wenn es darum geht, wie Menschen heute gut und sinnvoll leben könnten,
  • wenn Angst und Sorgen der Menschen auch Auswirkungen hat auf gegenseitige und gesellschaftliche Solidarität,
  • wenn Menschen versuchen, ihrer Geschlechtlichkeit auf die Spur zu kommen und merken, dass es nicht nur Mann und Frau gibt, sondern eine große biologische Vielfalt, die für betroffene Menschen zu einer echten Herausforderung wird, sich selber zu finden.*2
  • Wenn es darum geht, das Thema „sexualisierte Gewalt“ konkret vor Ort auch zu behandeln, also in unseren Gemeinschaften offen und ohne Tabus darüber zu sprechen und in der Breite die Verhinderung solcher Verbrechen zum Thema zu machen.
  • Wenn es darum geht, dass Menschen sich die Frage stellen, ob und wie lange sie sich dem unheilbaren Leiden am Leben und an einer Krankheit aussetzen müssen, ohne für sich entscheiden zu dürfen, wann es gut ist.

Allein diese letzte Frage, ist so brandaktuell und ich kann nicht sehen, dass wir uns in unseren kirchlichen Gemeinschaften vor Ort damit beschäftigen.
Dabei geht es überhaupt nicht zuerst um die Frage des „assistierten Suizids“, sondern schon allein um die Frage, ob wir Menschen zur Seite stehen, die durch passive Verhaltensweisen sagen: „Nun ist es genug!“ – Gemeint ist das sogenannte „Sterbefasten“. – Haben Sie schon mal etwas davon gehört?! – Nein?

Kurzer Exkurs zu „Sterbefasten“

Beim Sterbefasten geht es um ein Verhalten von alten und/oder kranken Menschen, die sich ähnlich – wie Eliah (s.u.!) – sagen: „Nun ist es genug!“ und durch bewussten Verzicht auf Nahrung und Trinken ihren Sterbeprozess unterstützen wollen. Für Zugehörige oft eine krasse Situation, weil sie nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen, weil sie sich nicht die Frage gestellt haben, ob ein solches selbstbestimmtes Sterben auch ethisch und moralisch akzeptabel sein kann. Viel Leid entsteht durch eine solche Verunsicherung auf beiden Seiten.

Ich nenne nur ein Beispiel: eine demenzerkrankte Person verweigert bewusst die Aufnahme von Essen und Trinken. Ist es da wirklich ethisch und moralisch geboten, diese Person gegen ihren eigenen Willen über eine Magensonde mit Nahrung oder über eine Infusion mit Flüssigkeit zu versorgen?

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[1 Kön 19,4-5: Er selbst (Eliah) ging eine Tagereise weit in die Wüste hinein. Dort setzte er sich unter einen Ginsterstrauch und wünschte sich den Tod. Er sagte: Nun ist es genug, Herr. Nimm mein Leben; denn ich bin nicht besser als meine Väter. Dann legte er sich unter den Ginsterstrauch und schlief ein.]

Selbst für den gottesfürchtigen Propheten Eliah gab es die Option, sein Leben durch Nahrungs- und Getränkeverweigerung ein Ende zu setzen. Allein der Hinweis Gottes, dass ER noch einen Auftrag für ihn habe, durchkreuzte Eliahs Pläne.

An dieser Stelle möchte ich keine voreilige ethische Bewertung zu diesem Themenkomplex vornehmen, sondern möchte dafür sensibilisieren, dass das konkrete Fragen und Herausforderungen heutiger Menschen mitten unter uns sind. Vielleicht stellen Sie sich sogar selber solche Fragen? Wo sind wir also als Kirche bei den Menschen und in solchen Fragestellungen?!


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Und so sehen wir, dass wir in unserem etablierten kirchlichen Leben oft nur Platz haben für ganz bestimmte Vorstellungen und Arten von kirchlichem Leben und Themen und die Frage nach der persönlichen Religiosität quasi keinen adäquaten Platz findet.

Wenn Jesus uns als heute uns also auffordert: „Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter:innen für seine Ernte auszusenden!“ – dann müssen wir wohl gleichzeitig darum beten, dass wir die Augen dafür geöffnet bekommen, wo die Menschen um uns herum (uns selber eingeschlossen) nach Gott in ihrem Leben suchen und in ihrer konkreten Lebenssituation religiöse Fragen haben und Antworten suchen.


*1: Ursprüngliche Quelle:

Das Zitat stammt aus seinen Tagebüchern Band 1, S. 16f (Tagebucheintrag „Gilleleie, den 1. Aug. 1835“)

erschienen in: Sören Kierkegaard, Gesammelte Werke und Tagebücher, übersetzt und herausgegeben von Emanuel Hirsch, Hayo Gerdes und Hans Martin Junghans, Grevenberg Verlag Dr. Ruff & Co. OHG, Band 28: Die Tagebücher, Erster Band, Simmerath 2003.

*2 Mann-Frau-Schema ist nicht eindeutig.




Putins Russland – rein mörderisch

Erschütternde Nachrichten tagein tagaus aus der Ukraine.
Heute wieder ein Höhepunkt bei den Schreckensmeldungen aus der Ukraine: Putins Armee bombardiert erbarmungslos zivile Einrichtungen, heute ein Einkaufszentrum am Nachmittag. Darin gut 1.000 Kund:innen.

Wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland berichtet, sind die Opferzahlen sehr hoch.



Was geht im Kopf von Putin und seinen Schergen vor?!
Sie machen eine Kriegspolitik, die nicht einmal die Mindeststandards der Genfer Konventionen einhalten.

Es geht Putin also nur um eine menschenmordende terrorisierende Kriegspolitik: Putin geht buchstäblich über Leichen!
Dieser Mann und seine Mitmordenden haben keinen Fünkchen Ehre im Leib – ehrlose Verbrecher unter dem Deckmantel einer Staatsdoktrin, die zudem aus dem 18./19. Jahrhundert stammt.
Dazu gehört auch – Schande über sie – die russisch-orthodoxe Kirche mit ihrem Patriarchen Kyrill!

Der Patriarch der russisch-orthodoxen Kirche, Kyrill, ist ein enger Verbündeter Putins! – Schande!

Putin zeigt damit die blanke Fratze seiner geheimdienstlichen Prägung zu Zeiten der UdSSR!
Putin war nie demokratisch gesinnt. Es ging und geht ihm nie um Menschen, weder um die Menschen in der Ukraine noch in anderen Ländern noch um die Menschen im eigenen Land.

Wann endlich werden die Menschen in Russland in breiter Mehrheit aufwachen und erkennen, wie sie für mörderisch-verbrecherische Politik und Propaganda Putins missbraucht werden?!
Wann endlich erwacht das Herz von „Mütterchen Russland“, das fürsorgliche und warmherzige Herz, das wir auch von Russland kennen?!

Denn wir wissen, dass der Krieg, den Putin führt, kein Krieg Russlands ist! Es ist der Krieg der Re-gierigen im Moskauer Kreml.

Noch ist es auch für Russland nicht zu spät, sich seiner verbrecherischen Regierung zu entledigen! Noch ist es nicht zu spät, dass Russland zeigt: Russland kann eine zivilisierte Nation sein, die ihren guten Platz in der Völkergemeinschaft unserer Erde einnehmen kann! … Noch!!

Freiheit für die Ukraine – Freiheit für alle freiheitlichen Demokratien dieser Erde!

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Ungerechter Sparzwang

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Wirtschaftliche Situation von Pfarreien darf nicht zu sozialer Ungerechtigkeit führen

Heute möchte ich etwas thematisieren, bei dem ich in meiner Kirche sicherlich nicht nur auf wohlwollende oder gar positive Reaktionen stoßen werde.
Wieder einmal muss ich einen Bereich entdecken, wo meine Kirche unglaubwürdig und sogar unsozial ist.

Diesmal geht es um die Situation von Honorarkräften, die in unseren Kirchengemeinden im Einsatz sind und zwar am Beispiel der Kirchenmusik.



Sparpotential – Personal oder Immobilien?

Personen, die über die wirtschaftliche Lage unserer Pfarreien im Bild sind, wissen, dass dort ein erheblicher Sparzwang besteht. In manchen Pfarreien gibt es einen nötigen Sparzwang von mindestens 30%, manchmal auch bis zu 50% gegenüber guten Zeiten vor einigen Jahren.

Das hat dazu geführt, dass Pfarreien sehr sorgfältig überlegen mussten, wie sie mit ihrem Budget umgehen. Wo können wir Einsparungen vornehmen? Welche Bereiche sollen davon zuvorderst betroffen sein: Immobilien oder Personal?

Manche Pfarreien und in ihnen die verantwortlichen Gremien haben sich für Einsparungen beim Personal entschieden, zu Gunsten einer Aufrechterhaltung von vorhandenen Immobilien wie Kirchen, Pfarrheimen etc.

Technische Dienste und Kirchenmusik besonders betroffen

Hier sind angefangen von den technischen Diensten, wie Hausmeister:innen und Raumpflegekräfte über Mitarbeitende in der Verwaltung, aber auch die Mitarbeitenden im Bereich der Kirchenmusik besonders betroffen.

Mache Pfarreien beschäftigen nur noch eine hauptamtliche Person für den Bereich der Kirchenmusik. Diese Person ist zumeist auch zuständig für die Koordinierung von kirchenmusikalischen Einsätzen, wie die musikalische Mitgestaltung von Gottesdiensten als Organist:innen.

Da die hauptamtliche Person für die Kirchenmusik nicht alle anfallenden Gottesdienste gestalten kann, greifen die Pfarreien auf Honorarkräfte zurück, die für die einzelnen Gottesdienste bezahlt werden.

Und hier setzt ein großes Problem an, das mir in den letzten Tagen erst so richtig bewusst wurde …

Die unsoziale Bezahlung von Honorarkräften in der Kirchenmusik

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Ausgehend von einem sehr konkreten Fall ging ich der Frage nach, wieviel ein:e Kirchenmusiker:in als Honorarkraft für die Mitgestaltung eines Gottesdienstes bekommt. Gemeint waren da ganz reguläre Gemeindegottesdienste (Hl. Messen oder Wort-Gottes-Feiern) am Sonntag.

Was da für mich zu Tage trat, finde ich erschütternd und lässt mir dir Schamesröte ins Gesicht steigen.

Vergütungssätze von € 20,00 bis € 50,00

Ich erfuhr, dass in manchen Pfarreien oder Einrichtungen die Kirchenmusiker:innen auf Honorarbasis lediglich € 20,00 pro Gottesdienst erhalten!

Das empfinde ich als einen Skandal!

Wenn ich bedenke, dass manche von ihnen diese Tätigkeit nebenamtlich ausführen, also dieser Verdienst zum regelmäßigen monatlichen Einkommen zählen muss, dann kann ich nur mit dem Kopf schütteln.

Honorarkräfte müssen von diesen €20,00 selber ihre Sozialversicherung(en) bezahlen; die Summe dieser Einnahmen fließen mit ein in das zu versteuernden Einkommen eines Jahres.
Davon müssen dann auch die Kosten für die Anfahrt zum Einsatzort bezahlt werden, denn in der Regel gibt es keine Fahrkostenerstattung.

Entscheide selbst: Ist eine solche Bezahlung okay?! Läppische € 20,00 für einen Einsatz vor Ort von ca. 45 Minuten, dazu noch Anfahrtszeit und -kosten sowie Vorbereitungszeiten?!

Vergütungsunterschiede sind eklatant

Doch damit nicht genug!
Man könnte ja noch argumentieren, dass das die ‚ortsüblichen‘ Beträge sind, die bei solchen Einsätzen für Honorarkräfte bezahlt werden.

Aber das stimmt noch nicht einmal!

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Meine Recherchen haben ergeben, dass im selben Bistum, wenige Kilometer weiter, ebenfalls in katholischen Pfarrgemeinden die Honorarkräfte € 35,00 für genau dieselben Einsätze bekommen.
Das sind 75% Prozent mehr!
Und in der Regel wird auch nicht nach Qualifikation oder Ausbildung unterschieden: ausgebildete C-Musiker:innen erhalten den selben Betrag wie Musiker:innen ohne kirchenmusikalischen Abschluss.
Jene, die davon ihr monatliches Einkommen bestreiten müssen, erhalten denselben Betrag wie jene, die sich als Rentner:innen noch ‚etwas dazu verdienen‘ wollen resp. müssen.

Und um noch eins drauf zu setzen:
In evangelischen Kirchengemeinden erhalten im selben Gebiet (Stadt oder Bistumsgebiet) diese Honorarkräfte bis zu € 50,00 pro Einsatz. Das sind mehr als das Doppelte von dem, was Kirchenmusiker:innen in den ersten genannten Kirchenorten erhalten!

Frage dich selber, ob du das ‚gerecht‘ findest?! – Ich nicht! Ich empfinde es als ungerecht und unsozial und es grenzt an Ausbeutung!

Das ist ein Affront gegen die Glaubwürdigkeit meiner Kirche, wenn sie sich woanders gegen soziale Ungerechtigkeiten äußert oder gar einsetzt.

Wie damit umgehen? – Streik !

Als erstes finde ich, dass solche Zustände offen aufgedeckt werden und auch öffentlich wahrgenommen und diskutiert werden müssen.

Als nächstes finde ich, dass betroffene Kirchenmusiker:innen sich darüber im Klaren werden müssen, wie mit ihnen umgegangen wird? Und sie können überlegen, wie sie sich dagegen wehren können!

Kirchenmusiker:innen können die rote Karte zeigen

Verweiste Manuale und Pedale einer Orgel können uns darauf stoßen:
Ohne Kirchenmusik fehlt etwas Wichtiges in unseren Gottesdiensten –
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Aus einer Pfarrei ist mir zu Ohren gekommen, dass die Kirchenmusiker:innen, die auf Honorarbasis dort im Einsatz waren, sich untereinander solidarisiert haben und gegen eine solche unsoziale Bezahlung gestreikt haben. Sie haben sich nicht auseinander dividieren lassen, sondern durch ihren Streik deutlich gemacht, dass ohne ihren Dienst etwas Wesentliches im Leben der Kirche fehlt!
Da wurde das Problem offensichtlich und sowohl Verantwortliche in den Pfarreien wie auch die Mitglieder der Pfarrei mussten sich mit diesem Thema auseinandersetzen.

Die Folge war, dass trotz angespannter Haushaltslage und Sparzwängen, die Vergütung für Kirchenmusiker:innen auf Honorarbasis auf € 35,00 angehoben wurde.
Das ist – unter Berücksichtigung der Aufwendungen und Abzüge – noch immer keine reiche Entlohnung, aber ein erster Schritt für gerechtere Entlohnung!

Damit haben die Kirchenmusiker:innen auf ein Ungerechtigkeit hingewiesen und zugleich deutlich gemacht:

Kirchenmusik ist kein ‚Nebenbei‘ in unseren Gottesdiensten, sondern wesentlicher Bestandteil unserer Liturgie.

Wer bekennt, dass die Kirchenmusik einen hohen Stellenwert im Gottesdienst und in der Spiritualität einer Kirchengemeinde hat, der kann jene, die dieses Geschäft mit der Kirchenmusik betreiben, nicht mit Almosen oder Brosamen abspeisen.

Denn das ist den Kirchenmusiker:innen gegenüber unsozial und der kirchlichen Liturgie gegenüber unwürdig!




Queere Menschen in Deutschland

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„Jeden Tag ein Kampf“ – so nennt sich eine Dokumentation der ARD aus dem Jahr 2021, die an Aktualität nichts verloren hat.
Gerade in diesen Monaten, wo in vielen Städten CSD’s stattfinden und queere Menschen sich dafür einsetzen, so angenommen zu werden wie sie sind, sind solche Beiträge besonders wichtig.



Im August findet im Rahmen des Ruhr-Pride auch wieder der Ruhr-CSD statt.
Die altkatholische, die evangelische und die römisch-katholische Kirche laden in Zusammenarbeit mit der Aidshilfe Essen e.V. und der röm.-katholischen Beratungsstelle „Die Schleife“ aus Essen wieder zu einem ökumenischen Gottesdienst zum CSD in die evangelische Marktkirche ein.

Deshalb ist es mir ein wichtiges Anliegen, auf diese Dokumentation hinzuweisen und hier auch zu verlinken:

Jeder Tag ein Kampf – Queere Menschen in Deutschland. Dokumentation, ARD, 2021

In diesem Jahr werden wir in Essen auch zum ersten Mal nicht die Regenbogen-Fahne verwenden, weil diese nur einen Teil der queeren Community abzeichnet.
Zum ersten Mal werden wir deshalb die „Progress Pride Flag“ von Katja Anton Cronauer verwenden.

mit freundlicher Genehmigung von Katja Anton Cronauer, https://www.transfabel.de/cronauer/interprogresspride.html



Dänemark – mehr EU

Mehrheitlich hat sich Dänemark in einer Volksabstimmung für die Abschaffung einer Sonderregelung ausgesprochen, die bislang vorsah, dass bei gemeinsamen Initiativen im militärischen Bereich Dänemark einen Vorbehalt nutzen konnte.



Nun will die Mehrheit in Dänemark sich auch ohne diese Vorbehaltsregelung an militärischen Operationen der EU beteiligen.

Die von unserem deutschen Bundeskanzler Scholz bezeichnete „Zeitenwende“ ist damit noch ein Stück konkreter geworden: die EU rückt mehr zusammen.

Das finde ich erfreulich. Weniger erfreulich finde ich, dass dies erst durch den Putinschen Krieg gegen die Ukraine möglich wurde. Ob Putin damit gerechnet hatte? – Ich glaube, er hat sich auch da völlig verrechnet.