Mehr Gott gehorchen

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Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.

Apostelgeschichte 5,29b

Ein starkes Wort, das da heute fast buchstäblich in der Mitte der heutigen Tageslesung (Apg. 5, 27-33) steht.

Nach der Auferstehung Christi werden die Apostel dem Hohen Rat vorgeführt. Der will nicht, dass sich die Botschaft von der Auferstehung Christi weiter verbreitet. Deshalb hatten sie den Aposteln „streng verboten“, weiter in Namen Jesu Christi zu lehren.
Die Apostel werden also vorgeführt und sollen durch die Truppe des Tempelhauptmanns und den Hohen Rat eingeschüchtert werden.

Aber nach dem Bericht der Apostelgeschichte machen Petrus und die anderen Aposteln jenen eindeutig klar: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.“

Ich finde, dieses Wort könnte einen Beitrag leisten, um z.B. auch den Krieg in der Ukraine schneller beenden zu können.



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Allmählich steigen die Nachrichten an die Hinterbliebenen in Russland und in der Ukraine über die Söhne, die im Krieg als Soldaten – teils grausam – getötet wurden. (Ich vermeide bewusst die Begrifflichkeit vom „gefallenen Soldaten“, weil er so brutal verharmlosend ist! Das finde ich allein schon pervers, einen grausamen Tod so zu bagatellsieren zu wollen.)

Nein, Soldat:innen sterben fast immer eines grausamen und qualvollen Todes!

Mütter und Väter, Eltern, erhalten die Urnen ihrer verstorbenen Kinder zurück, von denen sie meinten, sie würden eher an einer harmlosen „Sonderaktion“ (wie Russland den Angriffs-Krieg! bezeichnen will) teilnehmen. Doch langsam werden sie misstrauisch – hoffentlich.
Menschen in Russland spüren Verschlechterungen ihrer wirtschaftlichen Situation und wissen doch eigentlich nicht, wieso, weil die staatliche Propaganda sie in die Irre führt.

Ich kann nur hoffen, dass die Erfahrung, dass da „etwas nicht stimmt“ sie kritischer aufhorchen lässt, dass sie ernsthaft und offen fragen, was da los ist.
Ich kann nur wünschen, dass der Tod ihrer Kinder sie nicht ruhen lässt, um die Wahrheit zu erfahren.

Ich kann nur wünschen, dass alle, die – mehr oder weniger – unfreiwillig in diesen Krieg hineingezogen wurden, erkennen, dass das nicht ihr Krieg ist: kein Krieg Russland gegen die Ukraine, sondern ein Krieg von einzelnen Menschen, von einzelnen Machtapparaten, die ihre Ideologie verfolgen und dafür bereit sind, buchstäblich über Leichen zu gehen.

Der Weg Putins und seiner Schergen und Speichelleckern ist mit Leichen gepflastert!

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Wenn diese (meist noch sehr jungen Menschen) nicht vergeblich gestorben sein sollen, dann hoffe ich, dass jene, die um sie trauern, erwachen und einsehen: Putin und seine Komplizen können diesen Krieg nicht führen, wenn es keine Menschen gibt, die mit machen.

Wenn also Eltern ihre Kinder nicht hergeben und wenn sie lernen, „Gott mehr zu gehorchen als den Menschen“, dann könnte ein wichtiger Grundstein für ein baldiges Ende dieses Krieges und aller Kriege in der Welt gelegt sein.

Ich weiß, dass ist eine Binsenweisheit und galt schon für die vielen Kriege vor dem Ukrainekrieg.

Aber ich will die Hoffnung nicht aufgeben, dass das Leben über den Tod und über alles Todbringendes triumphieren wird – auch das ist Ostern 2022 für mich!

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„Nein, meine Söhne geb‘ ich nicht …“ – Reinhard Mey & Freunde

Nicht aus der Furcht vor dem Tode, sondern aus dem Willen zu leben!

Alfred Andersch, in: Die Kirschen der Freiheit – auf einem Denkmal für die Deserteure des 2. Weltkriegs im Schloßpark Wittringen, Gladbeck




Erst einmal gelacht … !

Bei dem Umgang mit sexueller und geschlechtlicher Vielfalt ist in meiner Kirche noch "viel Luft nach oben", wie dieses alltägliche Beispiel anschaulich zeigt.
Inter*ProgressPride-Flagge, (c) Katja Anton Cronauer (er), Quelle: https://www.transfabel.de/

Ich habe jetzt erst einmal gelacht …!

Am 11.5. findet in der katholischen Akademie „die Wolfsburg“ in Mülheim eine Tagung zum Thema:

„Kirche m/w/d – Für die Anerkennung von sexueller und geschlechtlicher Vielfalt“

statt.

Soweit und so gut. Denn ich begrüße es, dass sich meine Kirche auch öffentlich mit dieser Thematik beschäftigt.



Da ich auch an der Vorbereitung und Durchführung des ökumenischen Gottesdienstes zum Ruhrpride in Essen teilnehme, habe ich mich natürlich auch zu dieser Veranstaltung angemeldet.

Ich hätte mich ärgern können, habe es aber erst einmal vorgezogen, herzhaft zu lachen.

Warum?
Weil der Anmeldevorgang zu dieser Veranstaltung gezeigt hat, dass bei diesem Thema gerade in meiner Kirche noch erheblich „Luft nach oben ist“.

Ich habe mir davon ein Bild gemacht (von der Online-Anmeldung zu dieser Veranstaltung). Machen Sie sich Ihr eigenes … und Sie können sich ärgern … oder vielleicht auch erst mal lachen und sich sagen:

Da ist noch „viel Luft nach oben“.

Screenshot des Online-Anmeldeformulars zur obigen Veranstaltung! (c) Gerd Wittka

Nachtrag: (25.4.2022)

Die „Katholische Akademie Die Wolfsburg“ habe ich über diese Kuriosität informiert. Und man hat mir geantwortet, dass sie diesen Hinweis für wichtig erachten und die Einwahloptionen ändern werden. Das finde ich sehr gut!

Ich möchte diesen Beitrag dennoch stehen lasse, aber nicht, weil ich irgendjemand „vorführen“will, sondern weil ich dafür sensibilisieren möchte, wie schnell im Alltag selbst bei bestem Willen wir immer wieder „etwas übersehen“.

Ich selber bin immer wieder mit Kolleg:innen im Gespräch, wie schwer der Respekt vor anderen Sexualitäten im alltäglichen Umgang umgesetzt werden kann, weil allein unsere Sprache und Begrifflichkeiten noch nicht angepasst sind.




Friede – Geist – Leben

Das Evangelium des ‚Weißen Sonntags‘ 2022

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An diesem Sonntag hören wir eine – wie ich finde – ganz bedeutsame Stelle aus dem Johannes-Evangelium:
Johannes-Evangelium, Kapitel 20, VV. 19-31

Natürlich fällt uns auf, dass der Mittelpunkt der Erzählung die Begegnung zwischen dem Auferstandenen Jesus Christus und dem ‚ungläubigen‘ Thomas ist.
Doch das möchte ich diesmal nicht in den Blick nehmen.

Dieses Mal möchte ich zentrale Formulierungen anschauen, die – wenn wir sie als Gesamtheit meditieren – eine wichtige Botschaft beinhalten, die der sogenannte ‚1. Schluss des Johannes-Evangeliums‘ hervorhebt.



Dazu möchte ich einfach mal die drei zentralen Begriff aufgreifen, die auch schon in der Überschrift genannt sind.

Friede

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Als Christus, der Auferstandene, den Jünger:innen begegnet, sagt er ihnen das Wort: „Friede sei mit euch!“.
Aber nicht nur einmal. Auch ein zweites Mal wiederholt er diesen Satz.
Damit stellt er ihn in die Mitte und macht diese Zusage zu einer zentralen nachösterlichen Aussage.
Ostern und Friede sind untrennbar miteinander verbunden.

Und wenn wir jetzt noch im Hinterkopf behalten, dass die frühen Christen zuerst Ostern und dann viel später auch Weihnachten gefeiert haben, dann wird deutlich, dass der Friede der Heiligen Nacht sich vom Osterfrieden her ableitet.

Doch als wäre es nicht genug mit der Friedenszusage, erneuert Jesus, als er nun auch den vorher abwesenden Thomas begegnet, diese Friedenszusage noch einmal.
Dreimal sagt Jesus in diesem Kapitel seinen Jünger:innen seinen Frieden zu.

Alle, die in diesen Tagen Ostern feiern, ob in der Westkirche vor einer Woche oder an diesem Sonntag in der Ostkirche, müssen sich angesichts des Krieges in der Ukraine aber auch der vielen gewaltsamen Kämpfe auf der ganzen Welt diese Friedensdimension des Osterfestes vor Augen führen.

Wer einen Angriffskrieg führt (auch wenn er ihn mit anderen Begrifflichkeiten umgibt), kann nicht zugleich Ostern feiern!
Wer den Angriffskrieg befürwortet und zugleich Ostern feiern will, lügt und heuchelt und kann nicht glaubwürdig Christ:in sein!

Österliche Menschen hingegen lassen sich von der Friedensbotschaft des Auferstandenen anrühren. Diese Botschaft geht ihnen zu Herzen und lässt eine Haltung zurück, die ‚den Frieden sucht und ihm nachjagt‘ (vgl. Psalm 34,15).

Geist

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Die Zusage seines Friedens verbindet Jesus zugleich mit der Sendung des Heiligen Geistes.

Diese Textstelle macht viele von uns stutzig: feiern wir nicht erst 50 Tage nach Ostern das Pfingstfest, das Fest des Heiligen Geistes?
Ja, das ist richtig. Aber das hat nur eine liturgische und theologische Funktion.

Die verschiedenen Textstellen aus dem Neuen Testament lassen die Sichtweise zu, dass die Auferstehung, die Himmelfahrt Christi und die Ausgießung des Heiligen Geistes in eins gefallen sind.
Dass wir 40 Tage nach Ostern Christi-Himmelfahrt und 50 Tage nach Ostern Pfingsten feiern ist keine Frage der Chronologie; damit will lediglich die hohe Bedeutung dieses Festkreises zum Ausdruck gebracht werden.

Als die Jünger:innen erkannten, dass Jesus Christus von den Toten erstanden ist und er sein Leben an der Seite seines Vaters weiterführt (Himmelfahrt), war diese Erkenntnis, dieser Glaube das Wirken des Heiligen Geistes, der die Jünger:innen in diese Wahrheit der Auferstehung eingeführt hat.

Für mich wird dadurch deutlich: wer Ostern feiert und um den österlichen Frieden bemüht ist, der wird seine Gebete auch immer an den Heiligen Geist richten, der uns zur Erkenntnis des österlichen Friedens und uns auch ganz konkret auf die Wege des Friedens führen kann und wird.

Leben

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Wir feiern an Ostern die Auferstehung Jesu Christi von den Toten. Wir feiern, dass der Tod nicht das letzte Wort hat, sondern, wie es in einem Kirchenlied heißt: „der Tod ist tot, das Leben lebt…“

In diesem Jahr, dem Jahr des grauenvollen Angriffskrieges gegen die Ukraine, meditiere ich viel über die Seite des Todes ./. die Seite des Lebens.
Wenn wir das Herz unseres Glaubens verstehen wollen, dann benötigen wir Bilder, die uns bildlich und klar deutlich machen, was der Kern unseres Glaubens ist.

Mir hilft in diesem Jahr die Gegensätze

Seite des Todes ./. Seite des Lebens

in den Blick zu nehmen.

Die zentrale Botschaft von Ostern ist:
„… Jesus hat den Tod bezwungen und uns allen Sieg errungen…“
(vgl. das Kirchenlied: „Halleluja, lasst uns singen, denn die Freudenzeit ist da …“)

Für mich bedeutet das, dass der wirkliche und echte Sieg der ist, der nicht auf der Seite des Todes steht, sondern wo alles Leben leben darf und kann.
Natürlich weiß ich auch, dass auf Erden letztlich alles dem irdischen Tod anheim fällt.
Aber österliche Menschen werden diesem Tod nicht noch Vorschub leisten durch Angriffskriege, durch Gewalt, Totschlag und Mord.
Österliche Menschen wenden sich in gleicher Weise gegen den physischen wie den psychischen Tod, der oft einhergeht mit sexualisierter Gewalt, seelischen oder geistlichem Missbrauch.

Österliche Menschen dienen dem Leben und leben für das Leben, von dem Jesus uns sagt, dass er gekommen ist, damit wir „das Leben haben und es in Fülle haben“. (Johannes-Evangelium Kapitel 10 Vers 10)

Quintessenz:

In diesen Wochen, gerade auch angesichts des Krieges gegen die Ukraine, wird mir im Hinblick auf Ostern immer deutlicher

Österliche Menschen suchen den Frieden und jagen ihm nach.
Österliche Menschen lassen es zu, dass sie den Heiligen Geist empfangen und sind offen für sein Wirken und Wehen und bitten um SEINE Gaben.
Österliche Menschen sind immer auf der Seite des Lebens, für das Leben und gegen den Tod in seiner Mannigfaltigkeit .

Gerd A. Wittka, 24.04.2022, Weißer Sonntag – Sonntag der Barmherzigkeit

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Religiöser Missbrauch

Der Fall Putin

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In einer groß inszenierten Propagandaveranstaltung zum Jahrestag der Annexion der Krim hat Putin eine Rede gehalten, in der er auch Bezug zu einer Bibelstelle benutzt hat.
Er missbrauchte darin zur Begründung der Annexion folgende Bibelstelle:

„Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt.“

Johannes-Evangelium 15,13




Ich möchte hier nicht auf den inhaltlichen Teil eingehen, sondern darauf hinweisen, dass Putin hier eine Propaganda entfacht, die auch schon andere Kriegstreiber vor ihm immer wieder angewendet haben:

Die religiöse Überhöhung menschenmordender Verbrechen

Dabei handelt es sich um einen schon fast ‚klassischen‘ Missbrauch der Religion und hier um den Missbrauch des Christentums.

Dieser Missbrauch ist – aus der Sicht Putins – nur die logische Fortsetzung eines Bündnisses zwischen der russisch-orthodoxen Kirche in Russland und ihm als Staatspräsident.
Putin geriert sich sei einigen Jahren immer mehr als ein Präsident, der eine vermeintlich Nähe zum Christentum zeigt.
Wenn alle Kameras laufen, bekreuzigt er sich, küsst Kreuze oder orthoxe Ikonen.

Natürlich kann man als Aussenstehender nicht beurteilen, ob und inwieweit wirklich jemand Christ:in ist.
Aber man kann sich ein Bild darüber machen, wie jemand mit dem Christentum umgeht.

Und da steht Putin in der Reihe jener Potentaten, die bewusst die Religion für ihre eigene Macht einsetzen.

Dabei ist die Botschaft Jesu Christi aber im Kern auch eine Botschaft der weltlichen Machtlosigkeit:

Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Wenn mein Königtum von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde. Nun aber ist mein Königtum nicht von hier.

Johannes 18,36

Dieser Einsatz des Religiösen, des Christentums für eigene weltliche Machtansprüche stellt daher für mich – wie leider in vielen anderen Fällen auch – einen Missbrauch des Christentums dar!

Leider sind aber viele religiöse Menschen selber noch nicht so weit und so eigenständig in ihrer religiösen Reflexion, dass sie dieses Propagandainstrument als solches erkennen/durchschauen und deshalb Putin und Konsorten bejubeln, wenn sie zu diesen perfiden Methoden ihres Machterhalt greifen.

Deshalb trifft die Schuld daran, wenn so ein religiöser Missbrauch letztendlich auch ein Kampf gegen den christlichen Friedensgedanken ist, nicht nur Putin selbst und persönlich, sondern auch die russisch-orthodoxe Kirche – hier zuvorderst den Moskauer Patriarchen Kyrill und alle, die sich zu willfährigen Werkzeugen einer solchen Propaganda machen lassen!

Mich wundert es, dass Christen in aller Welt gegen diesen Missbrauch ihrer eigenen Religion sich nicht deutlicher positionieren.

Mich verletzt jedenfalls solche missbräuchliche Instrumentalisierung des Christentums zutiefst in meinen religiösen Gefühlen.

Auch auf uns selber zeigen einige Finger …

Es zeigt mir aber auch zugleich, dass wir als Christ:innen in aller Welt uns noch viel stärker dafür einsetzen müssen, dass lebendiges und verantwortliches Christentum immer auch persönlich reflektiertes und selbstkritisches Christentum ist.
Und wir sehen auch hierzulande in den verschiedenen Bewegungen, den reformatorischen Prozessen und dem damit verbundenen Konfliktpotential, wie wichtig persönliches Christentum ist, dass immer auch selbstverantwortlich ist, damit es zumindest weniger missbraucht werden kann.




Friede wäre möglich …

Friede wäre möglich

wenn wir genügsam wären
und mit dem, was wir haben und sind
zufrieden wären

Frieden wäre möglich

wenn wir auf Macht verzichten würden
wo wir sie nicht brauchen
und da, wo wir sie brauchen
mit Liebe und Achtung vor Schöpfung und Mensch gepaart
dem Wohle widmen würden
und nicht
unsere eigenen Machtgelüste
zu befriedigen suchten

Friede wäre möglich

wo das Bewusstsein und
die Überzeugung ist
dass wir alle Gebende und Nehmende sind
und gemeinsam an eine gute Welt
bauen wollen
die die Freiheit des anderen achtet
und fördert

Frieden wäre möglich

wo wir ehrlich gegenüber uns selber
und unsere Motive wären
die unser Denken und Handeln
bestimmen wollen

Frieden wäre möglich

wo wir den anderen ebenso groß sein lassen würden
wie wir selber sein wollen

Frieden ist möglich
wenn wir ihn wollen!

(c) Gerd Wittka, 04.03.2022