Heute wurde ich bei ‚meinem‘ Lidl-Discounter in Oberhausen durch eine Zugangskontrolle empfangen.
Ausserdem reichte man mir beim Betreten ein Desinfektionsmittel für meine Hände und für die Griffe des Einkaufswagens. Dafür sage ich auch an dieser Stelle herzlich: DANKE!
Ich habe mich aber auch bei dem Mitarbeiter direkt bedankt, der diesen Dienst an der Eingangstür versieht.
Und ich habe mich gefragt, ob das die Regel ist, oder ob die meisten KundInnen diesem Procedere eher ohne einen kleinen Dank hinnehmen?
Dabei können wir doch dankbar dafür sein.
Denn: wer von uns macht sich in diesen Tagen keine Gedanken, wenn er einen Einkaufswagen anfasst? „Wer hat ihn wohl vorher benutzt?“ – „War diese Person gesund? Hat sie vielleicht ‚den Virus‘?“
Auch wenn ich in diesen Tagen besonders auf mich und meine Mitmenschen achte, beschleicht mich manchmal ein mulmiges Gefühl und ich entdecke bei mir ein erhöhtes Sicherheitsbedürfnis.
Da war ich ganz froh, dass dieser Mitarbeiter mich dort empfing.
Natürlich ist mir klar, dass Lidl das auch aus eigenem Interesse macht. Aber das ist ja – genau gesehen – keine Maßnahme, die gegen unsere eigenen Interessen gerichtet ist.
Ich sehe hier ganz klar eine klassische ‚win-win-Situation‘.
Für Lidl und für mich ist es gut, wenn wir Kunden auch in den nächsten Tagen recht unbelastet und uneingeschränkt unsere täglichen Besorgungen erledigen können.
Chill-Zone
Ich trete aus der Balkontür heraus lausche – höre eine Ruhe wie ich sie nur selten in der Innenstadt vernehmen kann
Wie wohltuend dieser ruhige entschleunigte Moment
Davon gibt es mehr in diesen Tagen
eine Chill-Zone die da ist und die wir annehmen können vielleicht auch als Geschenk
Und ich frage mich, wie die Natur um uns herum, diese ungewohnte Atmosphäre aufnimmt?
(Text und Bild: (c) Gerd Wittka, 2020
Höflich aber bestimmt
Wie ich eine Passantin auf unlogisches hygienisches Verhalten aufmerksam machte
Heute Morgen, gegen 08.15 Uhr packte ich nach meinem Einkauf mein Auto und fuhr den Einkaufswagen zurück zum Unterstand. Neben mir eine Frau, die mit angezogenen Latexhandschuhen ebenfalls einkaufen war und nun ihren Einkaufswagen zurückstellen wollte. Nachdem sie das erledigt hatte, zog sie ihren rechten Schutzhandschuh aus und warf in fort … in einen der geparkten Einkaufswagen!
Ich hatte es gesehen und sie umgehend mit höflicher aber bestimmter Stimme gesagt: „Da am Eingang stehen Abfallkörbe,“ Sie tat so, als habe sie nicht verstanden. Ich wiederholte meinen Satz – und zeigte auf ihren entsorgten Handschuh in einem geparkten Einkaufswagen – „Dort drüben stehen Abfalleimer! – Es ist völlig falsch, wenn andere nach Ihnen ihre Schutzhandschuhe anfassen und entsorgen müssen!“
Danach verstand sie, nahm den Handschuh aus dem Einkaufwagen und warf den Handschuh in die dafür bereit gestellten Abfalleimer.
Ein Passant, der das mitbekommen hatte, ermutigte mich mit einem
Haben Sie auch den Mut, jemanden höflich aber bestimmt auf unsinniges Verhalten aufmerksam zu machen, wenn er andere dadurch gefährdet!
Frühzeitige Konsequenzen
Nötige Vorsichtsmaßnahmen schon jetzt einüben
Die Ausbreitung von Corvid-19 verläuft in den europäischen Ländern sehr unterschiedlich. Auch in unserem Land ist die Ausbreitung regional sehr verschieden.
In verschiedenen Bereichen diskutierte man über notwendige Maßnahmen: Fußballspiele ohne Zuschauer, Schließung von Kirchen, teilweise Unterrichtsausfall in Schulen, mehr Möglichkeiten zum homeoffice, …
Wir brauchen hilfreiche Strategien, um die Ausbreitung des Virus zu verzögern, so sind sich viele ExpertInnen und PolitikerInnen einig.
Konkret einüben
Ich denke, auch ich als Einzelperson kann jetzt schon konkret damit beginnen, nötige Konsequenzen einzuüben, damit – wenn meine eigene Region (Stadt, Wohnviertel, …) von Coronainfektionen betroffen ist – ich in meinem veränderten Verhalten eingeübt bin.
Gestern zum Beispiel traf ich eine liebe Freundin. Normalerweise umarmen wir uns bei der Begrüßung. Aber bei dieser Begegnung haben wir beide sehr offen thematisiert, dass wir uns jetzt nicht umarmen wollen. Dies haben wir nicht getan, weil wir meinten, dass wir uns schon jetzt anstecken könnten. Uns war wichtig, im alltäglichen Umgang bestimmte Verhaltensweisen einzuüben, die dann wichtig sind, wenn sie nötig sind.
Welche Maßnahmen kann ich persönlich einüben?
Bei der Begrüßung sich nicht umarmen oder die Hand reichen.
Schon jetzt einüben, immer in die Ellenbeuge zu husten, auch wenn ich nicht krank bin.
Möglichst einen guten Abstand zu anderen Menschen einhalten.
Größere Menschenansammlungen zu vermeiden.
Sich häufiger und sorgfältiger die Hände zu waschen.
Möglichst oft nach draußen gehen.
Die eigene Wohnung immer wieder gut lüften.
Unnötige Reisen vermeiden.
Wenn ich jetzt schon beginne, diese Maßnahmen einzuüben, obwohl streng genommen dafür in meinem persönlichen Umfeld noch keine Notwendigkeit besteht, dann sind sie für mich selbstverständlich, wenn sie wirklich auch nötig sind.
Und im Raum der Kirchen?
In denke, dass es auch hier nötig ist, schon jetzt Maßnahmen einzuüben. Dazu gehören für mich:
Die Weihwasserbecken an den Kircheneingängen zu leeren und sie nicht mehr zu benutzen.
Sich beim Friedensgruß nicht mehr die Hand zu reichen.
Zur/zum NachbarIn den nötigen Sitzabstand zu halten (in manchen Kirchen heute angesichts der geringen Besucherzahlen kein Problem mehr!).
Nur noch die Handkommunion zu reichen.
Kelchkommunion nur noch für den Hauptzelebranten.
Ich denke, es ist nicht überzogen, wenn wir schon jetzt die Schritte einüben, die dann unumgänglich sein werden, wenn sie nötig sind.
Und wie denken Sie darüber?
In welchem Land …?
… wollen wir leben?
Mit Entsetzen schauen wir in diesen Tagen nach Hanau, wo ein rechtsterroristischer Anschlag jäh und grausam das Leben vieler Menschen vernichtet hat.
Neben der Sorge und Trauer, dass sowas in unserem Land geschieht, steht auch immer wieder das
WHY?
im Raume.
Warum dieser Hass? Warum diese Ablehnung von Menschen verschiedener Religionen, Herkünfte, sexueller Orientierung?
Ja, es wird betont, dass kaum 72 Stunden nach einem solchem Verbrechen zuvörderst unsere Gedanken bei den Opfern und Hinterbliebenen sind.
Aber wir müssen uns zugleich dringend die Frage beantworten, wo die Quellen und die Wurzeln solchen Terrors liegen? Denn wir müssen den Kampf gegen Terror und Rassismus noch viel entschiedener führen; vor allem auch deshalb, weil gerade aus dem rechten Lager auch dieser Mord versucht wird, zu relativieren, es als ‚Tat eines gestörten Einzelmenschen‘ ab zu tun.
Dabei wissen wir genau, dass die Gesinnung des Mörders genährt wird durch die Propaganda aus rechtspopulistischen Kreisen, deren Arm durch die AfD bis in unsere Parlamente reicht.
Wie perfide dabei die AfD vorgeht, zeigt ein Beispiel aus Nordrhein-Westfalen. Dort ist ein Ausmalbuch für Kinder der AfD NRW erschienen, dessen Inhalb mehr als verstörend ist und die unverhohlen die subtile Manipulation unserer Kinder aufzeigt. Ein Beitrag aus der Redaktion „der westen“ veranschaulicht das sehr eindrücklich: https://www.derwesten.de/region/afd-nrw-malbuch-skandal-krefeld-partei-rassistisch-hanau-id228466761.html
Kampf gegen Hass, Hetze und Menschenverachtung
Der Mordanschlag von Hanau zeigt einmal mehr, dass die Ablehnung der politischen Inhalte der AfD nicht ausreicht. Sie stellen sich immer wieder als Opfer dar, versuchen – wie Thüringen zeigt – mit perfiden Mitteln unsere parlamentarische Demokratie lächerlich zu machen und auszuhebeln. (Das erinnert sehr stark an die Strategie der NSDAP in Nazideutschland.)
Dies ist unser Land!
In der Auseinandersetzung mit rechten, nationalistischen und rassistischen Strömungen in unserem Land meine ich, deutlicher machen zu müssen, wofür WIR stehen und wie wir UNSER Land, das Heimatland für viele Menschen aus unterschiedlichen Ländern und Nationen, aus verschiedenen Religionen und Kulturkreisen, mit unterschiedlichen sexuellen Orientierungen ist, gestaltet haben wollen?
Mit Stolz freiheitliche-demokratische Gesinnung demonstrieren
Ich finde, es ist höchste Zeit, dass alle DemokratInnen in unserem Land mit Stolz für unsere freiheitliche und offene Gesellschaft eintreten. Wir müssen mehr denn je deutlich machen, dass das UNSER DEUTSCHLAND ist, in dem wir leben wollen!
Und damit wir wieder mit Stolz und Hochachtung für diese Werte eintreten können, müssen wir stärker denn je auch uns gemeinsam dieser Werte versichern: in Diskussionen, in persönlichen Gesprächen, in Wort und Tat in unserem Alltag.
Ja, ich kann sehr gut nachvollziehen, dass Juden und auch Moslems sich angstvoll fragen, ob sie noch sicher sind in unserem Land.
Umsomehr muss es jetzt darum gehen, dass wir auch im Alltag die Gemeinschaft suchen, dass wir uns vernetzen, uns als Menschen und NachbarInnen begegnen und uns unserer gemeinsamen Stärke bewusst werden, die echte Solidarität im gemeinsamen Kampf gegen rechts und gegen Faschismus ermöglicht.
Vor einigen Wochen erschütterte auch das Bekanntwerden eines Missbrauchsskandals durch einen Priester unseres Bistums. Ein pädophiler Priester, der in verschiedene Bistümer versetzt wurde, hatte viele Missbrauchsfälle begangen. Dieser Priester war Kaplan in Bottrop und dann kurze Zeit später in Essen. Danach wurde er ins Bistum München versetzt.
Das Recherchenetzwerk ‚correctiv‘ und die ZDF-Sendung ‚frontal21‘ haben intensiv zu diesem Fall recherchiert. Am Mittwoch, den 18. Februar 2020 ist in der Sendung ‚frontal21‘ dazu ein Beitrag erschienen. In diesem Beitrag zeigen sie Spuren auf, die auch zu dem damaligen Bischof von München und des späteren Papst Benedikt XVI., Joseph Ratzinger führen.
Während der Recherche meldeten sich weitere Missbrauchsopfer bei ‚correctiv‘ und ‚frontal21‘.
Ich setze mich ganz bewusst für diese Recherche ein und veröffentliche deshalb diese Beiträge, um mich für Opfer und Betroffene einzusetzen, um ihnen Gehör zu verschaffen, um weitere – bislang unbekannte – Opfer zu ermutigen, sich ebenfalls zu melden und Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Ich setze mich aber auch ganz bewusst für die Veröffentlichung dieses Beitrags ein, um auch in unserer eigenen katholischen Kirche darauf aufmerksam zu machen, dass wir nicht schweigen dürfen.
Ich habe immer noch den Eindruck, dass dieses Thema konkret in Pfarreien und Gemeinden viel zu wenig behandelt wird.
Ja, es ist eine Zumutung! Ja, es schockiert und entsetzt! Ja, es mag auch Nicht-Betroffene verstören!
Denken Sie aber immer auch daran:
Opfer und Betroffene verstört diese Erfahrung und dieses Thema nicht nur. Es zerstört mitunter deren Leben, deren Zukunft, deren Seele!