Geistlich werden und leben

Jesus und sein Jünger Johannes

Christusfreundschaft und Heilige Geistkraft

In einer Begegnung mit Seminaristen hat Papst Leo XIV. auf zwei wichtige Aspekte hingewiesen, die mir im Laufe meines priesterlichen Lebens immer wichtiger geworden sind:
Christusfreundschaft vertiefen und die Beziehung zur Heiligen Geistkraft pflegen.

Theologische Bildung ist ein wesentliches Element der Priesterausbildung.
Angesichts der täglichen Herausforderungen im konkreten Dienst und auch beim Blick auf die Veränderungen in Kirche und Gesellschaft gibt es mindestens noch zwei ebenso wichtige Säulen, die in der priesterlichen Existenz nötig sind: Die Vertiefung der Christusfreundschaft und die intensive Beziehungspflege zur Heiligen Geistkraft.

Deshalb bin ich froh und dankbar, dass Papst Leo XIV. genau auch diese beiden Aspekte bei der Begegnung mit Seminaristen in diesen Tagen beton hat.

Ich empfehle sehr die Lektüre von Vatikan News:
https://www.vaticannews.va/de/papst/news/2025-06/seminaristen-priester-papst-leo-xiv-heiliges-jahr-jesus-herz.html




Un-glaublich

Bild von Marc Pascual auf Pixabay

Un-glaublich

Kann man die Dreifaltigkeit Gottes
den Menschen leicht verständlich machen?
Nein!

Kann man die Gegenwart Christi in der
hl. Kommunion leicht verstehen?
Nein!

Kann man Gott verstehen,
der den Menschen unbedingt liebt,
trotz seiner Schuld, trotz seines Versagens,
trotz seiner mangelnden Liebe?
Nein!

Kann man verstehen, dass Jesus Christus
den Tod am Kreuz auf sich genommen hat,
um uns zu retten?
Nein!

Kann man jemals in religiöser Bildung,
in Katechese, Glaubensgesprächen und
Predigten dies alles verständlich machen?
Nein!

Kann man deshalb nicht lieber den
christlichen Glauben ganz aufgeben,
weil er nicht zu fassen ist?
Nein!

Warum?

Weil ich hinter all diesem Un-glaublichen
eine große Liebe und Sehnsucht
Gottes nach den Menschen erahne,
die mich gerade deshalb an das
Un-glaubliche glauben lässt.

Denn dieses Un-glaubliche zu glauben,
bedeutet für mich, dass das Un-glaubliche wahr sein kann!




Dreifaltigkeit

Impuls zum Dreifaltigkeitssonntag 2025


Was kann ich Ihnen zur Dreifaltigkeit sagen?

Ich habe schon einmal erklärt, dass wir das Geheimnis der Dreifaltigkeit besser verstehen können, wenn wir anschauen, wie dieser eine Gott sich in der Geschichte der Welt zeigt:

Aber werden wir damit dem Glauben an die Dreifaltigkeit Gottes gerecht?



Also suchen wir weiter, meist auch nach Bildern, um uns irgendwie diesem Geheimnis näheren zu können.

So vergleiche ich die Dreifaltigkeit manchmal mit Wasser, weil es in drei verschiedenen Zuständen existieren kann: fest als Eis, flüssig als Wasser und gasförmig als Dampf. In all diesen Formen bleibt es dennoch Wasser – seine Wesensart verändert sich nicht. Es ist stets die gleiche Substanz, nur in unterschiedlichen Erscheinungsweisen.

In den letzten Sonntagen haben wir im Johannes-Evangelium gehört, wie sich die drei Personen des einen Gottes in ihrer Beziehung zueinander und zu uns zeigen. Jesus sagt zum Beispiel: „Ich und der Vater sind eins!“ und „Wer mich sieht, sieht den Vater!“ Er verspricht auch: „Ich werde euch nicht allein lassen, sondern einen Beistand senden, der für immer bei euch bleiben wird.“

Unser dreifaltiger Gott ist ein Gott der Beziehung:

  • Die drei Personen des einen Gottes stehen in gegenseitiger Verbindung.
  • Gleichzeitig pflegen der Vater, der Sohn und die Heilige Geistkraft jeweils eine Beziehung zu uns.

Unser Glaube an den dreifaltigen Gott zeigt sich darin, wie wir zu den drei Personen in Beziehung stehen und wie sie untereinander verbunden sind.

Und dennoch wird der Glaube an die Dreifaltigkeit oft viel zu vereinfacht dargestellt.

Ganz offen: im Studium der Dogmatik habe ich die Trinitätslehre nie wirklich verstanden.
Aber vielleicht ist das auch nicht weiter schlimm.

Denn eine Legende aus dem Leben des heiligen Augustinus macht mir etwas deutlich:

Eines Tages spazierte Augustinus am Strand entlang, während er mitten in den Vorbereitungen für sein Buch über die Heilige Dreifaltigkeit stand. Plötzlich entdeckte er einen Jungen, der mit einem Löffel immer wieder Meerwasser in ein kleines, selbstgegrabenes Loch schaufelte.

Neugierig hielt Augustinus an und fragte den Knaben, was er da tue. Der Junge erklärte, er wolle das Meer austrocknen, indem er es in dieses Loch gieße.

Amüsiert und ein wenig mitleidig lächelnd, wies Augustinus darauf hin, dass das Meer dafür viel zu groß sei. Doch der Junge konterte: „Wahrscheinlicher wirst du das Meer auf diese Weise leer bekommen, als du mit deinem Verstand das Geheimnis der Dreifaltigkeit auch nur annähernd ergründen kannst. Es ist einfach zu groß.“

Dabei verglich der Knabe das Meer mit der Dreifaltigkeit, sein Loch, das er aushob, mit Augustinus’ entstehendem Buch und den Löffel mit dessen Verstand.

Diese Geschichte zeigt mir:
Wir können das Geheimnis der Dreifaltigkeit nicht mit unserem Verstand fassen. Es ist einfach zu groß.

Der Dreifaltigkeitssonntag bleibt geheimnisvoll.
Es ist aber ein Geheimnis, das mit mir, das mit uns zu tun hat.

Bild: ‚Dreifaltigkeitsknoten‘, Gerd A. Wittka, mit KI generiert

Ich habe für mich gefunden, meinen Glauben der Dreifaltigkeit Gottes mit meiner Beziehung zu Gott zu verknüpfen.

Denn schließlich strebe ich und sehne ich mich danach, immer wieder in eine lebendige Beziehung mit Gott treten zu dürfen und zu können.

  • Ich glaube an Gott, den Vater, der alles geschaffen hat und der Ursprung von allem ist.
    Wenn ich staune über die Vielfalt und die Geheimnisse der Natur – über biologische, physikalische und chemische Abläufe –, vertraue ich darauf, dass er dahintersteht.
    Ich glaube, dass er uns Menschen in diese Welt gesetzt hat und uns mit allen Geschöpfen verbindet: mit Pflanzen und Tieren, mit Mikroben, Bakterien und Viren – mit allem Leben auf der Erde und im Universum.
    Er hat uns mit Geist, Verstand und Freiheit ausgestattet, hat uns aber damit auch eine Verantwortung gegeben, die uns oft an unsere Grenzen bringt.
  • Ich glaube an Gott, den Sohn, der als Mensch gezeigt hat, wie Gottes Liebe in unserer Liebe zu anderen Menschen und zur ganzen Schöpfung lebendig wird.
    Er war wirklich unter uns und hat unsere Schwächen und Fehler gekannt.
    Er wusste um unsere Schuld und unsere Sünden.
    Durch sein Erlösungswerk dürfen wir aber darauf vertrauen, dass Gott uns und seine Liebe nicht endgültig verlässt, wenn wir an ihn glauben.
  • Ich glaube an die Heilige Geistkraft, die mich berät, leitet und führt. Ich bin sicher, dass sie mich in meinen Zweifeln, offenen Fragen und meiner Sehnsucht nicht alleinlässt. Wenn mir Kraft und Lebensmut fehlen und alles sinnlos erscheint, schenkt sie mir neue Stärke.

So glaube ich an den dreieinigen Gott – Vater, Sohn und Heilige Geistkraft –, der mein Leben und die ganze Schöpfung liebevoll umgibt, vom Anfang bis zur Vollendung.





Pfingsten 2025

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Heute feiern wir Pfingsten – den Tag, an dem Gottes Heiliger Geist uns neu erfüllt.
Wir erinnern uns an die Jünger im oberen Raum von Jerusalem: Da war plötzlich ein Brausen wie vom Wind, und Flammenzungen leuchteten über ihren Köpfen. Aus Unsicherheit und Zweifel wurden sie mutige Erzähler, die in unterschiedlichen Sprachen von Gottes großen Taten berichten (Apg 2,1–4).
Doch was kann das heute für uns bedeuten?
Wie trägt dieser Geist bei uns persönlich, unseren Gemeinden und in unserem Alltag dazu bei, dass wir lebendiger und freudiger werden?
Muss der Heilige Geist in vertrauten Ritualen bleiben – oder möchte er uns gerade herauslocken und uns ermutigen, kleine Abenteuer im Glauben zu wagen?

Die Gänse auf dem Hof (nach Kierkegaard)

Sören Kierkegaard erzählt in einem Gleichnis von Gänsen, die sonntags gespannt den Worten eines erfahrenen Gänserichs lauschen, der von früheren Flügen berichtet.
Doch die Gänse bleiben lieber auf dem sicheren Hof, weil dort das Futter reichlich und das Leben bequem ist.
Dieses Gleichnis lädt uns liebevoll ein, darüber nachzudenken, ob wir uns manchmal in wohlbekannten Abläufen einrichten, ohne wirklich aufzubrechen:
• Wir treffen uns zum Gottesdienst, hören inspirierende Worte, danken Gott – und gehen danach in den Alltag zurück, ohne größere Veränderungen vorzunehmen.
• Wir bewundern Menschen wie Paulus oder Stephanus für ihren Mut, finden aber häufig nicht den Impuls, selbst den nächsten Schritt zu wagen.

An Pfingsten dürfen wir das mit einem Augenzwinkern eingestehen: Der Heilige Geist ist kein Ausstellungsstück, das wir nur bestaunen können.
Er ist eher wie ein frischer Wind, der uns behutsam ermutigen will, den sicheren Hafen zu verlassen und uns auf Neues einzulassen.

Denn:

„Gottes Heiliger Geist gehört in Abenteurerhand!“

Dieses Motto klingt prägnant und herausfordernd zugleich.
Es erinnert uns daran, dass wir nicht zum Stillstand bestimmt sind, sondern zum Fliegen – zum Entdecken neuer Horizonte in unserem Glaubensleben.
Pfingsten schenkt uns den Heiligen Geist, damit wir mutig leben und Gottes Liebe weitergeben können:
Wie die Jünger damals dürfen auch wir peu à peu unsere Komfortzone verlassen.
Natürlich können wir weiterhin über Glaubensfragen nachdenken und diskutieren. Doch wenn unser Denken und Wissen nicht in Taten mündet, verschenken wir die Chance, den Heiligen Geist wirklich wirken zu lassen.


Diese Zeilen weisen mit klaren Worten darauf hin:
Pfingsten möchte uns behutsam aus dem Dornröschenschlaf holen, damit wir den Mut finden, unsere Sehnsucht auszudrücken und Neues zu wagen.
Es ist keine Aufforderung zum Perfektionieren, sondern eine Einladung, in unserer eigenen Kraft zu stehen und uns gegenseitig zu ermutigen.


„Gottes Heiliger Geist gehört in Abenteurerhand!“
Dieses Bild ist eine Einladung, den Glauben aktiv und mit offenem Herzen zu leben. Vielleicht ergibt sich daraus:

1. Spontane Gespräche zulassen
Wenn wir im Alltag aufeinander zugehen – sei es im Café, in der Bahn oder am Arbeitsplatz – dürfen wir ganz selbstverständlich von unserer Hoffnung erzählen. Dabei genügt ein offenherziges Gespräch, ohne Druck oder Erwartung.

2. Gemeinsam Nachhaltigkeit gestalten
Junge Menschen organisieren eine Kleidertausch-Aktion und zeigen, wie bereichernd nachhaltiger Konsum sein kann. So entsteht Gemeinschaft und Bewusstsein für Gottes Schöpfung.

3. Eigene Gaben entdecken und teilen
Jede Begabung ist wertvoll – sei es Musik, Handwerk, Sprache, Organisation oder Zuwendung. Wenn wir unsere Talente bewusst einsetzen, wird unsere Gemeinschaft bunter und reicher.

4. Fehlerfreundlich unterwegs sein
Neues auszuprobieren bedeutet manchmal, dass nicht alles glatt läuft. Aber gerade dann können wir aus unseren Erfahrungen lernen und miteinander wachsen. Glaube ist kein perfektes Programm, sondern eine Reise, die wir gemeinsam gestalten.

5. Klare Kante zeigen
Der Heilige Geist befähigt uns heute, klare Positionen einzunehmen. Das heißt, wir können ganz einfach unsere Meinung äußern, wenn wir einem Standpunkt nicht zustimmen, zum Beispiel indem wir sagen: „Ich teile deine Meinung nicht!“.
Ebenso sollten wir Missstände ansprechen, wenn etwas aus unserer Sicht falsch läuft.
Persönlich habe ich erfahren, dass mein Eintreten andere ermutigt.
Andererseits kann mich das Engagement von Mitmenschen gegen Ungerechtigkeit anspornen, diese aktiv zu unterstützen – in Wort und Tat. So holt uns der Heilige Geist aus unserer Komfortzone und motiviert uns, für Wahrheit und Gerechtigkeit einzustehen.
Ein Beispiel, wie es gehen kann, zeigt das Video unten.

6. Dem Geist vertrauen
Wir sind nicht allein: Der Heilige Geist, der damals auf die Jünger herabkam, begleitet uns heute genauso.
Er schenkt uns Mut und Mitgefühl – auch wenn wir uns innerlich unsicher fühlen.

Bild: Gerd A. Wittka, 2025

Wenn wir diese Einladungen annehmen, bleibt Pfingsten nicht nur ein einmaliger Tag im Kalender, sondern wird zum täglichen Licht in unserem Leben.
Dann dürfen wir, getragen vom Geist Gottes, kleine und große Abenteuer wagen und miteinander erleben, wie wir wirklich fliegen können – statt am Boden zu verharren.

Ich würde gerne mit Ihnen und mit vielen anderen in unserer Kirche wieder fliegen!


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Himmelsschauende Weltverbundenheit

Bild von stokpic auf Pixabay

Impuls zum 7. Sonntag der Osterzeit – Lesejahr C – 2025

Wenn wir heute beim Lesen der Apostelgeschichte und im Evangelium beobachten, wie Stephanus und Jesus beide ihren Blick zum Himmel heben, dann sehen wir mehr als ein frommes Symbol.
Ihr Blick, himmelwärts, zeigt uns einen Weg:
Er führt uns hinaus aus dem reinen Alltag, hinein in die weite Perspektive des Glaubens und der Hoffnung.

Stephanus, erfüllt vom Heiligen Geist, sieht im Angesicht seines Martyriums die Herrlichkeit Gottes und den Menschensohn zur Rechten des Vaters.
Sein Blick sagt uns:
Es gibt mehr als das, was wir sehen und anfassen können.

Wenn wir – mitten in einer Welt voller Eilmeldungen und Unsicherheiten – selbst unsere Augen zum Himmel heben, bewahren wir uns die Zuversicht, dass Gott auch im Undurchsichtigen und Dunkel bei uns ist.
Diese Hoffnung ist keine Flucht in eine rosarote Wolke, sondern eine feste Gewissheit: Unser Leben ist getragen von einer Verheißung, die weit über das Hier und Jetzt hinausreicht.

Dieses himmelwärts Sehen verbindet sich in beiden Erzählungen untrennbar mit dem Gebet.

Jesus betet im Johannesevangelium mit erhobenen Augen zum Vater und bittet um die Einheit aller Glaubenden.
Gebet ist dabei aber mehr als eine Liste von Bitten: Es ist Kontemplation und Gemeinschaft, in der wir lernen, auf Gottes Wort zu hören.

Wenn wir im stillen Gebet innehalten und unsere inneres Auge himmelwärts ausrichten, öffnen wir uns der göttlichen Gegenwart und erkennen:
Unser Glaube ruft uns gleichzeitig dazu auf, Brücken zu bauen – innerhalb unserer Gemeinschaft und darüber hinaus, zwischen Konfessionen und Kulturen.

Und das „zum Himmel blicken“ darf nicht daran hindern, die Not um uns herum zu sehen und zu handeln.
Stephanus war Diakon, half Armen, Kranken, Witwen und Waisen.
Sein Blick nach oben entfachte seinen Einsatz für Gerechtigkeit und Nächstenliebe.

Genauso sind wir heute gerufen, aktiv zu werden:
Ein freundliches Wort, helfende Hände, unser Einsatz für Umwelt- und Klimaschutz sind konkrete Ausdrucksformen unseres Glaubens.
Wer den Schöpfer im Himmel sieht, lernt die Schöpfung hier unten wertzuschätzen und zu bewahren.

Das Reich Gottes, von dem Jesus spricht, ist nicht erst in der Zukunft zu finden, sondern schon hier und jetzt erfahrbar.
Wenn wir in unserem Alltag Versöhnung leben, echte Gemeinschaft stiften und Barmherzigkeit üben, kommt dieses Reich sichtbar zum Vorschein.

Unser himmelweiter Blick macht uns frei von Engstirnigkeit und öffnet unser Herz für alle Menschen – Fremde, Andersdenkende und Verletzte eingeschlossen.

Am Ende ist „zum Himmel blicken“ keine Flucht in Illusionen, sondern eine Herausforderung: Wir messen die Wirklichkeit an Gottes Maßstäben und finden darin Wegweisung für unser Handeln.

Im Gebet schöpfen wir Kraft,
im Blick auf die ewige Verheißung gewinnen wir Weitblick,
im Dienst am Nächsten zeigen wir unseren Glauben,
und im Brückenbauen erfüllen wir Jesu Gebetswunsch nach Einheit.

So führt uns der Blick gen Himmel nicht weg, sondern mitten hinein in eine Welt, die von Gottes Liebe berührt und verwandelt wird.




Kirche: anschlussfähig bleiben

Auf dem „Tag der pastoralen Dienste“ unseres Bistums am vergangenen Donnerstag, haben sich Seelsorgende der verschiedenen Berufsgruppen getroffen, um über die Herausforderungen der Seelsorge in dieser Zeit zu diskutieren und zu beraten.
Der Referent dieses Tages, Herr Andreas Feige, prägte den Satz:

„Wir müssen anschlussfähig bleiben für die verschiedenen Gottesbilder und für verschiedene Sozialformen der Kirche!“

Mag. Theol. Andreas Feige, Freiburg

Diese Aussage verbindet sich gut zu den Lesungen des 6. Sonntag der Osterzeit, zu dem der nachfolgende Impuls ist:

Der Heilige Geist – Wegweiser in Zeiten des Wandels

Wir leben in einer Zeit, in der sich vieles verändert – in der Politik, in der Gesellschaft und auch in der Kirche.
Manche Dinge, die uns früher Sicherheit gegeben haben, verschwinden.
Gewohnheiten, an denen unser Herz hängt, geraten ins Wanken.

Neue Lebensweisen, viele Kulturen und unterschiedliche Meinungen prägen unsere Welt.
Das spüren wir auch in unseren Kirchengemeinden, im Glaubensleben – und vielleicht sogar in unserem eigenen Herzen.

Aber: Solche Zeiten des Wandels gab es immer schon.

Wenn wir in die Bibel schauen, sehen wir: Auch die ersten Christinnen und Christen standen vor großen Veränderungen.
Nach Jesu Auferstehung und Himmelfahrt mussten sich die jungen Gemeinden neu orientieren.
Sie hatten viele Fragen:

• Wer gehört zur Gemeinde?
• Können Menschen, die keine Juden sind, auch Christen werden?
• Müssen sie sich beschneiden lassen oder sich an jüdische Speisevorschriften halten?
• Was tun mit Menschen, die anders leben oder glauben?

Es ging also nicht nur um Regeln, sondern um die Frage: Wer sind wir als Kirche?
Und es gab damals heftige Meinungsverschiedenheiten.

Kommt uns das bekannt vor?

Auch wir heute haben schwierige Fragen:

• Dürfen Menschen, die nach einer Scheidung wieder geheiratet haben, zur Kommunion gehen?
• Wie gehen wir mit homosexuellen Menschen in der Kirche um?
• Dürfen gleichgeschlechtliche Paare gesegnet oder sogar kirchlich getraut werden?
• Können wir gemeinsam mit Christinnen und Christen anderer Konfessionen das Abendmahl feiern?
• Und: Können Frauen zu Diakoninnen geweiht werden?

Diese Fragen sind nicht leicht.
Sie betreffen unseren Glauben ganz direkt.
Und oft sind Ängste damit verbunden – die Angst, dass wir unsere Identität verlieren.
Die Angst, dass der Glaube verwässert wird.
Oder dass wir mit unseren Traditionen brechen.

Und trotzdem:
Jede Zeit hat ihre Fragen.
Jede Gemeinde hat ihre Herausforderungen.
Immer wieder geht es darum, diese Fragen im Licht des Evangeliums zu betrachten – und im Vertrauen auf den Heiligen Geist.

In der Apostelgeschichte (Kapitel 15) lesen wir von einem wichtigen Moment: dem sogenannten Apostelkonzil.
Die Gemeinde in Jerusalem überlegte, wie sie mit den vielen Nichtjuden umgehen sollte, die Christen wurden.

Am Ende sagten sie:
„Der Heilige Geist und wir haben beschlossen, euch nur wenige Dinge aufzuerlegen: Ihr sollt kein Götzenfleisch essen, kein Blut, nichts Ersticktes und keine Unzucht treiben.“ (Apg 15,28)

Man könnte sagen: Die ersten Christinnen und Christen fanden einen Kompromiss.
Aber nicht aus Angst, sondern aus Vertrauen.
Sie vertrauten darauf, dass Gott durch seinen Geist wirkt – nicht durch äußere Regeln.
Sie schlossen niemanden aus. Sie öffneten die Tür.

Auch nach dieser ersten Einigung blieb es nicht friedlich: In Antiochia gerieten Paulus und Petrus in Streit, weil Petrus sich aus Angst vor streng gesetzestreuen Juden-Christen plötzlich von der Mahlgemeinschaft mit Heiden-Christen zurückzog. Paulus kritisierte dieses Verhalten im Galaterbrief als unehrlich, da für ihn alle Christen gleich waren – unabhängig von ihrer religiösen Herkunft.

Es ging wieder in erster Linie nicht nur ums Essen – sondern um die Frage:
Wie weit reicht unser Glaube?
Trauen wir Gott zu, dass er größer ist als unsere Grenzen?

Petrus musste erst mühsam lernen, was Gott ihm in einer Vision zeigte, die im 11. Kapitel der Apostelgeschichte berichtet wird:
„Was Gott für rein erklärt hat, das nenne du nicht unrein.“ (Apg 11,9)

All das zeigt uns:
Die Kirche ist kein festes, unbewegliches Gebäude.
Sie ist etwas Lebendiges.

Menschen diskutieren, machen Fehler, kehren um, lernen dazu.
Und mitten in allem ist der Heilige Geist – damals wie heute.

Jesus hat uns diesen Geist versprochen.
Er sagte:
„Der Heilige Geist wird euch lehren und euch erinnern an alles, was ich euch gesagt habe.“ (Joh 14,26)
Und:
„Meinen Frieden gebe ich euch – nicht wie die Welt ihn gibt.“ (Joh 14,27)

Dieser Friede ist kein Zustand, in dem alles ruhig ist.
Sondern ein Weg – ein Weg des Zuhörens, des Miteinanders, des Vertrauens.

Frieden wächst nicht durch Verbote oder Machtworte.
Frieden entsteht, wenn der Heilige Geist unsere Herzen bewegt – und unsere Gemeinden.

Darum:
Bleiben wir offen für diesen Geist.
Stellen wir unsere Fragen.
Hören wir einander zu.
Gehen wir miteinander.

Nicht alles müssen wir sofort lösen.
Aber wir können losgehen.
Im Vertrauen auf Gott.
Gemeinsam.




Liebe – Macht – Frieden

An diesem 5. Sonntag der Osterzeit hören wir im Johannes‑Evangelium (13, 35) das zentrale Gebot Christi:

Dieses Liebesgebot ist die alles umfassende Klammer der Frohen Botschaft!
Ohne die gegenseitige Liebe zerfällt das Evangelium in Einzelteile und wird wirkungslos; erst im Miteinander und im Dienen wird es lebendig.

Unmittelbar nach seiner Auferstehung schenkt Jesus seinen Jüngerinnen und Jüngern als erstes Wort den Frieden: „Friede sei mit euch!“

Papst Leo XIV. – Link-Quelle: cq5dam.thumbnail.cropped.1500.844.jpeg (1280×844)

Eben dieses Wort hat unser neuer Papst Leo XIV. in seinem ersten Wort an die Weltgemeinde erneut aufgegriffen:

„Der Friede sei mit euch allen! – dies ist der erste Gruß des auferstandenen Christus, des Guten Hirten,
der sein Leben für die Herde Gottes hingegeben hat.

Auch ich wünsche mir, dass dieser Friedensgruß in eure Herzen eingeht, eure Familien erreicht, alle Menschen, wo immer sie auch sind, alle Völker, die ganze Erde. …
Dies ist der Friede des auferstandenen Christus, ein unbewaffneter und entwaffnender Friede, demütig und beharrlich.
Er kommt von Gott, dem Gott, der uns alle bedingungslos liebt.“
Quelle: https://www.vaticannews.va/de/papst/news/2025-05/papst-leo-erste-worte-auf-der-loggia-des-petersdoms.html

Frieden geht als Frucht aus der göttlichen Liebe hervor.
Er ist nicht das Ergebnis politischer Macht oder militärischer Stärke, sondern das Geschenk dessen, der uns zuerst liebt.
Wer diese Liebe nicht annimmt und nicht selbst versucht zu leben, wird auch keinen echten Frieden wollen können.

Wer andere Menschen nicht liebt, schafft Zwietracht und Hass – sei es im persönlichen Umgang oder im großen Maßstab: wenn Mächtige Angriffskriege führen, wie wir es derzeit schmerzlich vor Augen haben im Krieg Russlands gegen die Ukraine.

Und wer getauft ist, sich mit hohen kirchlichen Würdenträgern abgibt, Gottesdienste besucht, aber verkennt, dass ohne Liebe die Glaubwürdigkeit und der Kern des Christentums verloren gehen, der verrät die christliche Botschaft.


Margot Friedländer, 2025 – Von Martin Kraft – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=164982314

Ganz anders aber verhalten sich jene, die selbst unter größter Gewalt nicht den Gedanken an Versöhnung und Frieden aufgegeben haben.
Sie sind wahrlich die „Großen“ unter den Menschen.
Eine von ihnen war Margot Friedländer.
Als Überlebende der ‚shoa‘ kehrte sie im hohen Alter zurück nach Deutschland – jenes Deutschland, das unzählige Mitglieder ihrer Familie und ihrer Gemeinde bestialisch ausrotten wollte.

Sie kam aber nicht nach Deutschland zurück, um moralisierend den drohenden Zeigefinger zu heben, sondern die Menschenliebe und Menschheitsliebe trieb sie an:
Sie wollte den Nachgeborenen in Deutschland die Vergebung anbieten und suche mit ihnen die Begegnung und das Gespräch.

Mit persönlicher und natürlicher Souveränität lehrte Margot Friedländer: Vergebung ist keine Schwäche, sondern ein Akt tiefer Liebe.
Sie hat uns in Deutschland die Gnade der Versöhnung geschenkt – bedingungslos.

Ihre Botschaft lautete:

„Ich sage, seid Menschen. Wir sind alle gleich. Es gibt kein christliches, kein muslimisches, kein jüdisches Blut.
Es gibt nur menschliches Blut. Alles ist gleich.“

Damit griff sie den Leitgedanken des Apostels Paulus Gleichheit aller Menschen auf, der im Galaterbrief (3, 28) schrieb:

„Es hat darum auch nichts mehr zu sagen, ob ein Mensch Jude ist oder Nichtjude, ob im Sklavenstand oder frei, ob Mann oder Frau. Durch eure Verbindung mit Jesus Christus seid ihr alle zu einem Menschen geworden.“

Aus dieser heilsamen Wahrheit erwächst der Auftrag Christi an uns:

Liebt einander, schenkt Frieden, lebt Versöhnung!

Dann wird unser Glaube mehr als ein frommer Anspruch.
Er wird zu lebendiger Gegenwart dessen, der uns zuerst geliebt, uns den Frieden zugesprochen und uns die Kraft geschenkt hat, selbst zu verzeihen und neu zu beginnen.




Papst Franziskus – inspiriert!

Bild von Jörg Upahl auf Pixabay

Ich habe am vergangenen Samstag im Gottesdienst angekündigt, zu erzählen, was mich für meinen Dienst am Pontifikat von Papst Franziskus inspiriert hat.


1. Abschaffung überflüssiger Ehrentitel

Im Jahr 2014 hat Franziskus entschieden, die Ehrentitel „Apostolischer Protonotar“ und „Ehrenprälat“ nicht mehr zu vergeben. Auch der Monsignore-Titel wird heute nur noch ganz zurückhaltend an verdiente Priester ab 65 Jahren verliehen.
Diese Entscheidung ist auch uns Einladung, jene Haltung Jesu zu leben, der Seine Jünger ermahnte: „Ihr sollt nicht Rabbi genannt werden, denn einer ist euer Meister“ (Mt 23,8).
In meiner Seelsorge ermutigt mich das, Menschen nicht über Titel zu definieren, sondern der Mensch bekommt seine ganze und einzigartige Würde allein aus dem Umstand, dass er Mensch ist.
So verstanden bin ich auch einfach ‚Bruder‘ unter den Geschwistern unserer Kirche.

2. Kritik am Klerikalismus

Franziskus spricht offen an, dass Kleriker sich nicht abheben dürfen. Er verwendet das Bild des „Stallgeruchs“, den auch Kleriker anzunehmen bereit sein müssen, um uns daran zu erinnern, uns dort aufzuhalten, wo Leben geschieht: in den Familien, auf den Straßen, in den Sorgen und Freuden der Menschen.
Ich erlebe immer wieder, wie wertvoll es ist, im Krankenhaus, bei Hausbesuchen oder im Gespräch einfach präsent zu sein, ohne jeden klerikal-geistlichen Firlefanz, denn wir alle sind ‚Geschwister‘!
Klerikalismus gibt es aber nicht nur bei Klerikern, sondern bei allen Gläubigen, die manchmal die Kleriker ‚in den Himmel heben‘.
Formulierungen wie „Hochwürden“ sind für mich ein Beispiel dafür.

3. Öffnung des innerkirchlichen Diskurses

Selten wurde es in der Kirchengeschichte so offen geduldet, verschlossene Türen aufzutreten und auch schwierige Fragen der Kirche und in der Kirche zur Sprache zu bringen. Diese Einladung zu ehrlichem Austausch hat für mich immer wieder neue Horizonte geöffnet, denn dort, wo wir miteinander ringen, wird Gottes Geist kreativ.

4. Aufwertung der Frau in der Kirche

a) Maria Magdalena, die erste Zeugin der Auferstehung, wird von Franziskus als „Apostelin der Apostel“ gefeiert. Ihr Gedenktag ist nun ein Fest, und in der Präfation heißt es: „Du hast sie zur Verkünderin gemacht, die alle Menschen zur Begegnung mit Dir führt.“ Das gibt uns zu denken: Wer in unserer Gemeinde übernimmt eigentlich den Platz der Verkünderin und Verkündiger – und erkennen wir ihre Sendung an?

b) Erstmals leitet eine Frau ein Dikasterium im Vatikan. Für mich zeigt das: Gottes Ruf geht nicht nach Geschlecht, sondern nach Liebe und Kompetenz. In unserer Gemeinde und Gemeinschaft ermutige ich Frauen, Verantwortung zu übernehmen – sei es im Dienst als Lektorin, Kommunionhelferin, Gottesdienstleiterin oder im Leitungsteam von gemeindlichen Gemeinschaften.
Sie erinnern sich daran, dass ich mich z.B. auch dafür stark gemacht habe, dass bei der Lesung der Passion, eine Frau den Part Jesu übernommen hat, so selbstverständlich, wie ein Mann den Part der Frauen in der Passion übernommen hat, wo es um die Verleugnung des Petrus geht.

5. Erneute Schritte bei der Aufarbeitung von Missbrauch

2015 richtete Papst Franziskus Gericht ein, das Bischöfe bei Miss­brauchs­vertuschung bestraft; 2016 weitete er dies auf alle Pflichtverletzungen mit Amtsverlust aus. Diese entschiedene Haltung erinnert mich daran, stets aufmerksam und sensibel zu bleiben, Betroffene mutig zu begleiten und jede Form von sexuellem oder geistlichem Missbrauch — auch bei bestehendem Priester- und Personalmangel — klar und ohne Relativierung zu verurteilen.

6. Zulassung zur Beichte und Kommunion für wiederverheiratet Geschiedene

Mit seinem päpstlichen Schreiben ‚Amoris laetitia‘ öffnete der Papst 2017 die Tür für eine Einzelfallentscheidung: im pastoralen Begleitgespräch wird in den Blick genommen und gewürdigt, ob Gewissen und Lebenssituation die Zulassung möglich machen.
Das geschieht nicht pauschal, sondern in liebevoller Einzelfallbegleitung. In meiner Seelsorge habe ich schon einige Gespräche geführt, in denen Menschen durch diesen Weg neu die Nähe Jesu erfahren durften.

7. Segnung von Lebensgemeinschaften

In einer Erklärung des Glaubens-Dikasteriums, die Franziskus ausdrücklich befürwortet hat, ist die Segnung unverheirateter und gleichgeschlechtlicher Paare erlaubt. Dabei betonte er: Es geht nicht um ein Sakrament und nicht um Ersatz für die Ehe, sondern um das Anerkennen einer auf Liebe und Verantwortung gegründeten Lebensform.

Ich mache mich persönlich seit vielen Jahren für diese Segnung stark und habe erlebt, wie diese Segnungen Menschen tief bewegen und sie neu von dieser göttlichen Zusage erfüllt und gestärkt werden, auf ihrem Weg.

8. Stärkung der Laien im kirchlichen Engagement

In Deutschland werden heute schon Laien an der Leitung einer Pfarrei beteiligt, und in unserem Bistum probieren wir verschiedene Leitungs-Modelle im Team aus. Diese Entwicklung spiegelt das biblische Bild wider, dass jeder Getaufte eine Sendung besitzt, mit priesterlicher Würde:

Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliger Stamm, ein Volk, das sein besonderes Eigentum wurde, damit ihr die großen Taten dessen verkündet, der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat.“ (vgl. 1 Pt 2,9).

Ich nenne unsere Helferinnen und Helfer bewusst „ehrenamtliche Mitarbeitende“, weil sie mit persönlichen und teils beruflichen Fachwissen und Herzblut die Kirche mitgestalten – nicht nebenbei, sondern als lebendiger Teil des Leibes Christi.
Ihr Engagement müssen wir deshalb mehr wertschätzen und unterstützen.

9. Sorge um Ausgegrenzte und die Bewahrung der Schöpfung

Franziskus ruft uns auf: „Die Armen warten nicht!“.
Er fordert uns auf, den Blick zu weiten: für Flüchtlinge, für Menschen in wirtschaftlicher Not, für Opfer politischer Gewalt – und gleichzeitig für die bedrohte Schöpfung.

Zugleich ermutigt er uns, die sozial-karitative Dimension unseres Glaubens stärker in Staat und Gesellschaft einzufordern, damit wir als Gesellschaft solidarischer sind mit jenen, die unsere tatkräftige Hilfe brauchen.

Schon in der früheren Pfarrei „St. Hippolytus“ habe ich mich an einem Ökologie-Projekt „Der grüne Hahn“ beteiligt, das die ökologische Verantwortung unseres Christseins stärker in den Blick nimmt.
Und die seine Ermutigung um die Sorge der Zukunft und Bewahrung der Schöpfung treibt mich auch heute weiter an.

10. Bekenntnis zur Demokratie

Obwohl die Kirche selbst keine Demokratie im inneren Aufbau hat, bekennt sich Franziskus klar zu zivilen demokratischen Werten. Im Sommer 2024 schrieb er: „Demokratie lebt vom Konsens und bekundet die Würde jedes Einzelnen im Miteinander.“ Das ermutigt mich, mich auch persönlich und in politischen Gesprächen für Demokratie, Freiheit, Gleichberechtigung, unsere freiheitliche-demokratische Grundordnung und gegen Diskriminierung, Ausländerhass, Vorurteile und Stigmatisierung von Menschen einzusetzen.


Ich bin sicher, dass wir erst richtig erkennen werden, was Franziskus uns gegeben hat, wenn sein Amt von seinem Nachfolger ausgefüllt wird.
(Gerd A. Wittka)





Friede und synodale Kirche

Leo XIV.

Ein neuer Papst – den ich bislang nicht kannte.

Aber:

Der neue Papst ( gebürtig: Robert Prevost ) ist US-Amerikaner, lebte jedoch lange in Peru, wo er als Ordensoberer und Theologieprofessor wirkte.
Seine akademische Ausrichtung liegt in praktischer Theologie, insbesondere Moraltheologie und Kirchenrecht; er ist zugleich ein Kenner der ‚Alten Kirchengeschichte‘ (Patristik), die auch ein Schwerpunkt meines theologischen Studiums war.
[Die sogenannte ‚Alte Kirche‘ war eine Zeit der vielfältigsten und abwechslungsreichsten Veränderungen in der frühen Kirche. Die ‚Patristik‘ erforscht die Kirchengeschichte der Zeit, die vom 1. bis zum 7. oder frühen 8. Jahrhundert reicht.]

In seiner ersten Ansprache sprach er unter anderem auch Spanisch statt Englisch und bezog sich auf Peru, was seine Nähe zu Lateinamerika zeigt.

Er betonte mehrmals die Bedeutung von Frieden und sprach von einer „synodalen Kirche, die sich bewegt“, womit er das synodale Verständnis von Papst Franziskus aufgreift.

Dass er am Jahrestag der Befreiung vom Faschismus gewählt wurde, verstärkt seine Friedensbotschaft.

All dies lässt bei mir Hoffnung auf eine positive Entwicklung in der Kirche aufkommen.




Angenommen: Glauben!

Diese Worte aus dem Brief des Apostels Paulus lese ich heute, am 3.5.2025 in der Schriftlesung.
Die Worte bringen mich zum Nachdenken:

Habe ich das Evangelium angenommen?
Diese Frage lässt sich wohl kaum in wenigen Worten beantworten.

Als Säugling wurde ich getauft – eine Entscheidung, die nicht aus eigenem Willen getroffen wurde.
Durch das Elternhaus und die Familie, durch den Kindergarten, den Religionsunterricht, kirchliche Gruppenstunden und die regelmäßige Teilnahme an Gottesdiensten wuchs ich nach und nach in die Kirche und ins kirchliche Leben hinein.
Mit der Zeit habe ich zweifellos die Frohe Botschaft angenommen, doch dieser Prozess war und ist ein dynamisches Geschehen, das bis heute fortdauert.
Nun, im Alter von zweiundsechzig Jahren, blicke ich auf eine Lebensgeschichte zurück, die untrennbar mit meiner Entscheidung für den christlichen Glauben verbunden ist.
Viele Menschen haben an dieser Geschichte teilgehabt und sie geprägt – und tun es noch immer.

Heute befinde ich mich an einem Punkt meiner religiösen Biographie, an dem ich mehr als früher bereit und mutig bin, mir die Frage zu stellen, ob ich mich heute eventuell anders entscheiden würde?

Würde ich eine andere Religion wählen wollen? –
Die Auswahl ist schließlich vielfältig.
Oder würde ich mich für keine Religion entscheiden?

Fundament – Bild von Hans Toom auf Pixabay

Was könnte oder würde dann die Grundlage sein, auf dem ich meine Ansichten, Werte und Hoffnungen gründe und mein Leben aufbaue?

Für Paulus ist klar, dass die Annahme des Evangeliums etwas buchstäblich ‚Fundamentales‘ ist.
„Es ist der Grund, auf dem ihr steht!“ – schreibt er.

Für ihn ist christlicher Glaube also nicht nur etwas theoretisches,
nicht eine reine Geistes-Wissen-schaft,
sondern eine Lebens-Gestaltung(s)-Kraft!

Und in diesem letzten Sinne habe ich im Laufe meines Lebens diesen Glauben zunehmend verstanden und angenommen.

Ja, das Nachdenken über die theoretischen Aspekte des Glaubens und die Fragen rund um die christliche Lehre finde ich oft unglaublich faszinierend und spannend.
Doch die tiefste innere und spirituelle Erfüllung erfahre ich, wenn mir klar wird, wie konkret der christliche Glaube mein alltägliches Leben beeinflusst: wenn er mir zum Beispiel dabei hilft, Antworten darauf zu finden, wie ich mich in den unterschiedlichsten Situationen verhalten möchte.
Auch wenn meine Gedanken, Worte und Taten manchmal von dem abweichen, was ich eigentlich aus meinem Glauben heraus hätte tun wollen, schenkt mir diese Auseinandersetzung Klarheit und Orientierung.

Mein christlicher Glaube ist wie eine Brille, durch die ich mein Leben betrachte – und plötzlich ergibt alles einen Sinn!
Aber keine Sorge, beim christlichen Glauben ist es nicht wie bei einer To-Do-Liste, wo ich einzelne Punkte nur abhaken muss, um mein Glaubens-Zertifikat zu erhalten.
Er ist eher wie ein Navi, der mich durch das Chaos des Lebens navigiert, ohne dabei ständig zu piepen, wenn ich mal falsch abbiege – und allmählich führt es mich weiter auf meinem Weg … zum Ziel!

Insofern kann ich Paulus nur zustimmen, wenn er das Bild vom Fundament bemüht, das der christliche Glaube uns bieten kann.

Aber mal ehrlich: heutzutage ist der christliche Glaube doch nur einer von vielen Attraktionen auf dem bunten Jahrmarkt der Sinnangebote!

Da steht er in einem knallharten Konkurrenzkampf mit anderen Religionen, Weltanschauungen und vielleicht sogar dem Yoga-Kurs um die Ecke.

Dazu kommen Ideologien, die sich in unserer Welt ausbreiten wie invasive Pflanzen – aber nicht die hübschen, die man gerne im Garten hat, sondern eher die Sorte, die einen kompletten Schrebergarten in ein Dschungchaos verwandelt!
Statt Frieden, Freiheit und Glück zu bringen, hinterlassen sie eine Schneise voller Hass, Zerstörung, Krieg, Unterdrückung und verbrannter Erde.
Und wofür das Ganze? – Um selbst Macht und Einfluss anzureichern zu ihrem alleinigen Vorteil!
Das erinnert stark an einen schlechten Filmplot, nur dass es hier kein Happy End gibt …!

Es wäre wirklich tragisch und dramatisch, wenn wir Menschen kein sinnstiftendes Fundament mehr hätten; wenn wir von Tag zu Tag leben und jedes Mal unser Denken, Entscheiden, Urteilen, Abwägen und Handeln neu erfinden müssten, ohne eine solide und integrierte Ethik, die uns trägt.
In solch einem Fall könnten wir unser Leben sprichwörtlich „auf Sand gebaut“ haben, und wenn die „Wassermassen heranrollen“, könnte alles, was wir uns mühsam aufgebaut haben, in sich zusammenfallen (vgl. Matthäus 7,24-27). Eine derartige Erfahrung möchte ich keinem Menschen wünschen.

Kommen wir aber auf meine Eingangsfrage zurück:

Würde ich mich heute anders entscheiden, wenn ich noch einmal vor die Wahl gestellt werden würde?
Oder würde ich meinen christlichen Glauben an den Nagel hängen und mich stattdessen einer anderen Religion, Philosophie oder Weltanschauung zuwenden?
Vielleicht wäre es ja spannend, sich den Jedi anzuschließen, stets mit der Macht zu hadern, oder als Stoiker stoisch auf ein Stück Schokolade zu verzichten. 😉

Erst einmal:
Im Grunde genommen könnte ich mir nicht vorstellen, ohne irgendeine Form von Religion, Weltanschauung oder Philosophie durchs Leben zu gehen.
Ich bin fest davon überzeugt, dass all diese Ansätze – jede auf ihre ganz eigene Weise – den Menschen als Grundlage für die Gestaltung ihres Lebens dienen können, vorausgesetzt, sie orientieren sich am Wahren und Guten.

Konkret auf den christlichen Glauben bezogen:

Ich habe mich im Laufe meines Lebens immer wieder zum christlichen Glauben bekannt und auch heute hat diese Überzeugung nichts an Entschiedenheit eingebüßt.
Das heißt nicht, dass auch Anfragen und Zweifel meinen Glauben geprägt haben und sicherlich auch zukünftig immer wieder kommen werden.
Und es heißt auch nicht, dass es noch viele grundlegende Fragen für mich gibt, die noch keine hinreichende Antwort in meinem Leben gefunden haben.

Salvator Mundi in Rio de Janeiro, Bild von Armando Paiva Foto auf Pixabay

Wenn Jesus mir die Frage stellen würde, angesichts dessen, dass viele sich von ihm und seiner frohen Botschaft abwenden: „Willst auch du gehen?“, könnte ich immer noch wie Petrus antworten:

„Herr, zu wem sollte ich gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens!
Ich glaube und habe erkannt, dass du der Heilige bist, den Gott gesandt hat…“

(vgl. Joh 6, 68-69)

Dafür bin ich dankbar und hoffe, dass das auch in Zukunft so bleibt: Gott sei Dank!




3. Sonntag der Osterzeit

Bild von falco auf Pixabay

Leere -> Fülle – Versagen -> Heilung

Impuls zu Johannes 21, 1-19

Heute stehen wir am See von Tiberias.
Hier treffen menschliches Bemühen und Gottes Kraft auf besondere Weise zusammen.

Die Jünger sind nach einer langen, anstrengenden Nacht aufs Wasser hinausgefahren.
Sie haben gefischt – und nichts gefangen.
Ihre Netze bleiben leer.
Ihre Hände sind müde, ihre Hoffnungen enttäuscht.

Am Ufer aber steht Jesus.
Er sagt nur: „Werft das Netz auf der rechten Seite aus!“ (Joh 21,6)
Dieses eine Wort ändert alles.
Die Jünger folgen, und plötzlich ziehen sie so viele Fische ins Boot, dass das Netz fast reißt.
Aus Leere wird Fülle, aus Mühe Überfluss.

Ähnlich geht es uns oft: Wir arbeiten hart und sehen keinen Erfolg.
Dann kann ein einziger Hinweis von außen uns eine neue Perspektive geben.
Wir merken, dass wir nicht allein kämpfen.
Das Netz, das wir auswerfen, ist ein Bild dafür, wie wir mit Jesus zusammenarbeiten – auch wenn es uns seltsam vorkommt.

Nach diesem reichen Fang wendet sich Jesus an Simon Petrus.
Er fragt ihn dreimal: „Liebst du mich?“ (Joh 21,15–17)
Dreimal erklingt die Frage – fast wie ein Echo auf Petrus’ dreimaliges Verleugnen.

Doch hier geht es nicht um Schuld, sondern um Heilung und Nähe.

So auch in dem Film „Die zwei Päpste“ aus dem Jahr 2019 mit Anthony Hopkins als Papst Benedikt und Jonathan Pryce als Kardinal Bergoglio, dem späteren Papst Franziskus.
Dort begegnen sich Papst Benedikt XVI. und Kardinal Bergoglio.
In einem eindrücklichen Gespräch sprechen sie über Schuld, Sünde und Vergebung – vor dem Hintergrund des Versagens der Kirche auch im Umgang mit sexuellem Missbrauch.
Besonders bewegend ist Bergoglios Einsicht, dass Sünde mehr ist als ein Fleck, der sich einfach abwischen lässt. Er sagt:

„Sünden sind keine Flecken, die man einfach entfernt, sondern Wunden; sie müssen geheilt werden.“

Diese Worte führen uns mitten in das Herz unseres Glaubens: Wahre Heilung beginnt dort, wo wir Schuld nicht verdrängen, sondern sie ansehen, anerkennen – und heilen lassen.

Dies geschieht heute im Evangelium mit Petrus.


Diese Szene im heutigen Evangelium zeigt uns noch ein anderes:

Nachfolge ist keine einmalige Entscheidung.

Jedes „Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe“ lässt Petrus sein Herz neu entdecken.
In jeder Wiederholung spürt er, wie seine Liebe zu Jesus wächst.
Und immer wieder hört er den Auftrag: „Weide meine Schafe.“

Unser Weg führt immer wieder ans Ufer – zu unseren leeren Netzen: wir sehen keinen Erfolg, in unserem Bemühen der Nachfolge.
Aber jedes Mal, wenn wir auf Jesus hören und unser Netz ein zweites, drittes Mal auswerfen, kann unser Leben neuen Sinn und neue Fülle bekommen.

Auch wir haben Phasen, in denen unsere Netze leer bleiben: in Freundschaften, in Projekten, in unserem Glauben.
Vielleicht erinnert uns dann eine kleine Stimme daran, wie Gott uns schon einmal geholfen hat.
Vielleicht war es ein Wort, das uns neuen Mut gab, oder ein Moment, in dem wir Trost spürten.

Wenn wir ohne großen Plan aber mit offenem Herzen unser Netz erneut auswerfen, merken wir oft: Gehorsam im Glauben ist manchmal schwer, kann aber auch befreiend sein.

Die gute Nachricht durchdringt unser Leben.
Sie füllt unsere leeren Räume und schenkt Überfluss.

So lädt uns die Geschichte am See und das Gespräch zwischen Jesus und Petrus ein, nicht an unserem Scheitern festzuhalten.
Vielmehr dürfen wir offen sein für Jesu behutsames Fragen und seine sanfte Führung.
In dieser Offenheit liegt Lebendigkeit.
Sie verbindet uns mit Christus – und untereinander.
Gemeinsam werfen wir unser Netz aus – um den Reichtum Gottes immer wieder neu zu entdecken.

„Jesus lebt!“ – Bild von PublicDomainPictures auf Pixabay



Barmherzigkeitssonntag – Weißer Sonntag

Ein expressionistisches Gemälde voller Leben:
Wir sehen eine moderne Großstadt im Frühling.
Es geht geschäftig und bunt zu.
Autos in leuchtenden Farben rollen durch die Straßen, Radfahrer flitzen dazwischen hindurch, und Menschen eilen zu Fuß – einige mit dem Blick fest auf ihr Handy geheftet.
Die Farben der Stadt sind intensiv, grell, fast überwältigend – als wolle das Bild uns sagen:
Hier passiert etwas.

Es ist Frühling.
Die Bäume entlang der Straßen blühen, einige in strahlenden Farben, andere tragen frisches, sattes Grün.
Es ist die Zeit des Neuanfangs, des Aufatmens, der Hoffnung.
Alles wirkt wie ein leiser Hinweis:
Hier beginnt neues Leben.
Doch erkennen wir es?
Oder ist es für uns schon zu alljährlich geworden, um es als etwas Besonderes zu empfinden?

Und da – mitten in diesem Trubel, ganz am Rand, steht jemand, der nicht ins Bild zu passen scheint: Jesus Christus, der Auferstandene.

Nicht wie aus einem alten Gemälde, sondern ganz heutig.
Er trägt eine kurze, moderne Jeanshose, seine Narben von der Kreuzigung sind deutlich zu sehen – an Händen, Füßen, an der Seite.
Ein stilles Zeichen für all das Leid, das er durchlebt hat.
Und doch: Er steht dort ganz ruhig.
Kein Schmerz in seinem Gesicht, sondern Frieden.
Er wirkt gelöst, als hätte er das Schwere hinter sich gelassen: er-löst!

Aber niemand bemerkt ihn.
Die Menschen gehen an ihm vorbei:
zu sehr mit sich selbst beschäftigt, mit Gedanken, Terminen, Sorgen.
Es scheint, als hätte niemand Zeit für das Wunderbare, mitten unter ihnen.

Und wir?! -Würden wir es glauben, wenn wir IHN sehen würden, dass ER – der Auferstandene – es wirklich ist, wenn Jesus plötzlich vor uns stünde – lebendig, gegenwärtig, echt?!

Das Bild verbindet die schnelle Welt unserer Zeit mit tiefer geistlicher Bedeutung.
Es erinnert an die Geschichte der Jünger auf dem Weg nach Emmaus: Auch sie sahen Jesus doch erkannten ihn nicht.
Erst als er mit ihnen sprach, ihre Fragen ernst nahm und das Brot mit ihnen brach, ging ihnen ein Licht auf.

Vielleicht ist es heute ähnlich.
Vielleicht braucht es Menschen, die wie Jesus zuhören, fragen, Gespräche möglich machen;
Menschen, die anderen helfen, ihre Sorgen und Zweifel auszusprechen; Menschen, die nicht gleich eine Antwort parat haben, sondern Raum schaffen für echte Begegnung.

Denn dann kann etwas in Bewegung kommen.
Dann kann Auferstehung ganz real erfahrbar werden – nicht nur als alte Geschichte, sondern als neues Leben, als neue Lebensmöglichkeiten und als neue Sichtweisen: hier und jetzt.

Wir Christinnen und Christen haben heute die Möglichkeit, anderen Jesus erfahrbar zu machen:
Indem wir Anteil nehmen.
Indem wir einladen, zuhören, mittragen.

Wenn wir das tun, können Menschen wieder aufatmen, neue Kraft finden, neuen Sinn entdecken.
Dann verwandelt sich vielleicht Ratlosigkeit in Hoffnung, Traurigkeit in Lebensfreude, Stillstand in Bewegung.

Das wäre heute Auferstehung mitten in unserem Alltag.


Bild: copyright by Gerd Wittka, 2025, erstellt mit KI




Karsamstag – Tag der Grabesruhe

Es ist alles getan …

In Zeiten von Post-Covid und meinem Fatigue (Erschöpfungssyndrom) feiern sich für mich die Kar- und Ostertage deutlich anders.
Ich habe so eine ähnliche Phase schon einmal erlebt, als ich Anfang 2020 an einer Depression erkrankt war.

Mir steht momentan nur Energie-Reserven für ca. drei Stunden zur Verfügung, bevor ich wieder in die Erschöpfung falle.
Um also diese Feiertage auch mit meinem Dienst gut in Einklang bringen zu können, ist gute Planung nötig.

Da trifft es sich gut, dass ich persönlich am Gründonnerstag und Karfreitag keine liturgischen Dienste wahrnehmen musste.

Es ist alles getan ….?!

Leider trifft das nicht für jene zu, die im kirchlichen Dienst stehen, als Küster:in, als Kirchenmusiker:in, als Gottesdienstleiter:innen oder Seelsorgende (ob hauptberuflich oder ehrenamtlich!).

Für mich als Krankenhausseelsorger fallen damit verschiedene Aufgaben an:

  • Inhaltliche Vorbereitung der Gottesdienste
  • Vorbereitung und Gestaltung von Gottesdiensträumen und Seelsorgewände in den Krankenhäusern
  • praktische Arbeiten für die Gottesdienste (Kapellengestaltung, liturgische Vorbereitungen von Liturgiegeräten, Messbuch und Lektionaren, andere organisatorische Arbeiten, …)

Deshalb habe ich Gründonnerstag und Karfreitag ganz bewusst persönlich spirituell begangen mit Schriftlesungen, Stundenliturgien, Betrachtungen …

Es ist alles getan …

Weil dem nicht so ist/war, musste ich gestern am Karfreitag Abend mich schon auf den Weg machen, um in beiden Krankenhäusern Vorbereitungen für Ostern zu treffen.
Zwar widerstrebt mir das innerlich, bereits am Karfreitag Kapellen – wenn auch nicht vollständig – ‚österlich‘ herzurichten. Aber wenn es dann Ostern fertig sein soll, geht es nicht anders.
Also war ich gestern Abend unterwegs und habe begonnen, im Johanniter-Krankenhaus die Kapelle umzugestalten und auch die Seelsorge-Wand im Bereich des ehemaligen Cafés.

Heute Abend, nach dem Gottesdienst im AMEOS-Klinikum St. Clemens, werde ich dort noch Blumen und Kerzen auf dem Altar stellen.
Dann ist diese Kapelle fertig – in der leider keine Gottesdienste zu Ostern stattfinden.

Anschließend fuhr ich noch ins AMEOS-Klinikum St. Clemens Oberhausen.
Auch dort gibt es eine Kapelle, in der am Karsamstag – bereits um 16.00 Uhr – der erste Ostergottesdienst gefeiert wird.
Ich bin froh und sehr dankbar, dass ich dort heute zwei Herren haben werde, die mich vor Ort unterstützen werden, sowohl in der Sakristei als auch während des Gottesdienstes.
Insgesamt haben wir eine Frau und vier Männer, die grundsätzlich und ehrenamtlich für Küsterdienste, Lektorendienste, Kommunionhelfer:innen-Dienst und was sonst noch so nötig ist, bereit stehen.

In der Kapelle hatten wir noch die Gestaltung von Palmsonntag.

Das musste natürlich abgebaut und aufgeräumt werden. Einige Palmzweige hatten sich allmählich in der Kapelle verteilt …

Damit ich heute nicht zu viel machen musste, hatten wir – mein Kollege in der Krankenhaus-Seelsorge und ich – schon letzte Woche die Osterkerzen vorbereitet.
Nun wollte ich noch in Ruhe andere Vorbereitungen erledigen, wie liturgische Bücher präparieren, Give-aways (Eier und Postkarten) vorbereiten und was man sonst schon so tun konnte.
Auch der Altarraum wurde schon etwas österlich dekoriert: das Kreuz bekam eine Stola und Palmzweige, der Altar eine festliche Tischdecke.

Heute werden dann mit Hilfe der Helfer dieses alles in der Kapelle bereitet und dazu kommt noch besondere Festtagsbeleuchtung, die während des Ostergottesdienstes in der Kapelle für eine Effektbeleuchtung sorgen werden.

Nach über drei Stunden war ich dann wieder ziemlich erschöpft und kam gegen 21.30 Uhr gestern nach Hause.
Danach ging es nur noch auf die Akupunkturmatte und dann ins Bett. Leider fand ich erst gegen 01.30 Uhr heute Morgen Schlaf und war wieder um 7.45 Uhr wach.
Aber so ist das mit Post-Covid.
Doch ich verließ die Kapelle mit einem tiefen Eindruck von Karsamstag, wie das nachfolgende Bild zeigt:

Dieses Bild symbolisiert für mich den heutigen Tag.

Es ist alles getan …

Ja, es ist alles getan.
Ich werde nicht mehr durch die Geschäfte hetzen, mich nicht hinreißen lassen zu Hektik und Stress.

Stattdessen habe ich heute morgen in aller Ruhe die Laudes gebetet, etwas Klaviermusik gehört und dann gefrühstückt.
Draußen singen die Vögel und ich höre auch das geschäftige Treiben – den regen Autoverkehr in den benachbarten Straßen.
Doch für mich ist (fast) alles getan.
Gleich singe ich noch mal das Exultet … und dann ist es gut.

Der Karsamstag ist für mich – wenn auch kein ganzer Tag – ein wirklicher Tage der Grabes-RUHE!
Und wenn ich intensiv in mir hineinhorche, dann ist das eine verheißungsvolle Ruhe und eine erwartungsvolle Stille.
Ich warte ruhig und geduldig auf den Augenblick, wo wir feiern werden, weil uns allen

DAS LEBEN BLÜHT!


Alle Fotos: copyright by Gerd A. Wittka, 2025




Palmsonntag

Nach dem Triumph von Jerusalem werden die Palmen schnell am Boden liegen – zertreten und zerstampft.

Nach dem Triumph in Jerusalem wird Jesus bald am Boden liegen – dreimal

um auch sein Leben zertreten und zerstampfen
zu lassen.

Zuerst riefen sie in Jerusalem:
„HOSIANNA dem Sohne Davids“,
um wenige Tage danach zu brüllen:

„KREUZIGE IHN!“

Herr und Gott,
in Jerusalem zeigst du uns:
du bis in Jesus Christus wahrhaft Mensch geworden!


Fotos: Die Bilder entstanden bei der Liturgie zum Palmsonntag am 12.04.2025 in der Krankenhaus-Kapelle des AMEOS Klinkums St. Clemens, Oberhausen-Sterkrade




Heilige Woche

Palmsonntag –

Ein Tag in einer Stadt voll Hitze.
Menschen strömen durch die Straßen Jerusalems,
und Jesus, der auf einem Esel sitzt,
wird von Jubel und Anerkennung getragen.
Kleider und Zweige liegen auf dem Pflaster –
eine einfache Einladung,
ein stiller Applaus für den, der anders ist.

Gründonnerstag –

Am Tisch, der mehr als nur Essen teilt,
versammelt sich eine Gruppe, die noch nicht weiß,
dass dies ein einmaliger Moment ist.
Brot, Wein und leise Worte werden zum Abschied,
das letzte gemeinsame Mahl mit den Vertrauten,
ohne zu ahnen, wie sehr sich alles verändern wird.

Karfreitag –

Dann kommt der Augenblick,
der alles in Bewegung setzt.
Ein Verrat, der in den Gesichtern
ein falsches Lächeln trägt,
und Jesus geht einen Weg,
den er längst vorhergesehen hat –
einen Weg voller Schmerzen
und Momenten voller Hohn
Leugnung und Tränen.

Unter den kritischen Blicken,
inmitten von Spott und Ablehnung,
sind da auch leise Akte der Menschlichkeit:
Frauen, die am Straßenrand weinen,
und Veronica,
die ihm ein Schweißtuch reicht,
als stumme Geste, als Versuch,
den Schmerz erträglicher zu machen.

Zum Schluss stehen nur die ganz Treuen:
Maria, die mütterlich schweigend aushält,
Maria von Magdala,
die mehr sieht als nur den Moment,
und Johannes,
dessen stille Nähe mehr sagt als Worte.
Und während das Leben an IHM zu zerbrechen scheint,
hallt leise ein Satz durch die Menge –
ein Soldat, der erkennt:
„Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn!“

Doch hier endet die Geschichte nicht.

Karsamstag –

der Tag der Grabesruhe,
ist kein leiser, endgültiger Abschied,
sondern das Versprechen eines neuen Anfangs.
Denn am Ende hat das Leben
das letzte Wort –
eine Auferstehung, die alle Schatten vertreibt,
ein Beweis,
dass das Licht
immer
über den Dunkelheit triumphiert.

© Gerd A. Wittka, 12.04.2025




beten 2

beten

nicht nur für die Vielen,
die unbekannten,
die unter Naturkatastrophen leiden
die unter Stürmen zittern,
in Trümmern schweigen,
die durch Gewalt und Krieg
zu Staub geworden sind

beten
auch für die Vielen,
dir mir bekannt sind,
die meine Wege kreuzten
früher und heute
die zu tragen haben
an ihrem Schicksal,
ihrem Leid,
ihrer Krankheit
ihrer Trauer
die still vorübergingen
und doch geblieben sind.

beten

so ruft die Zeit
so ruft mein Herz

Denn Beten
fordert
Zeit
Geduld
Liebe
Kraft

und am Anfang
und Ende Anfang


GOTT


(c) Gerd A. Wittka, 04.04.2025, am Todestag von Martin Luther King




Frohe Botschaft spüren

Bild von Robert Simukonda auf Pixabay

Lesungstext: Lukas 15, 11-32


Wahrnehmungsübung:

Ich möchte Sie für einen kleinen Augenblick einladen, einmal kurz inne zu halten und in sich hinein zu spüren; Sie dürfen – wenn Sie mögen – auch einen Augenblick die Augen dabei schließen um ganz bei sich selber sein zu können.
Am Ende der kleinen Übung werde ich Sie anleiten, wie Sie gut diese kleine Übung beenden können.

Setzen Sie sich – wenn möglich – aufrecht auf Ihren Stuhl. Lehnen Sie sich mit dem Rücken gut an, damit Sie im Rücken guten Halt finden.
Mit beiden Füßen sollten Sie gut den Boden berühren. Die Hände können Sie auf den Oberschenkeln ablegen.
Spüren Sie, wie Sie vom Stuhl gut getragen werden.
Wenn Sie mögen, schließen Sie jetzt Ihre Augen und lassen sich etwas von mir durch diese Übung führen.

Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf das Evangelium, das wir gerade gehört haben.
Erinnern Sie sich an Szenen, die Sie besonders angesprochen haben.
Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf die handelnden Personen.
• Da ist der Vater, der sein Erbe auszahlt.
• Da ist der jüngere Sohn, der seinen Erbteil nimmt und sich von zu Hause löst.
• Da ist der ältere Sohn, der ortstreu bleibt und sich an die Familientradition gebunden fühlt.

Spüren Sie einen Augenblick mal bitte in sich hinein und fragen Sie sich, welche Person Sie in diesem Evangelium besonders angesprochen hat?
Und welche Person behagt Ihnen gar nicht?
In welcher Person haben Sie sich persönlich am ehesten entdeckt?
Welche Person würden Sie gerne sein?

Bewerten Sie diese Feststellung nicht.
Nehmen Sie nur war, mit welcher Person Sie sich leichter einfühlen können?

Und jetzt versuchen Sie, mit Ihren Gefühlen in Kontakt zu kommen.
Zu den Gefühlen rechnen wir Angst, Ärger, Wut, Zorn, aber auch Freude, Dankbarkeit, Liebe, sich-geliebt-fühlen, …

Bewerten Sie die Gefühl nicht. Sie sind da und haben ihre Berechtigung.
Welche Gefühle nehmen Sie bei sich wahr, wenn Sie das heutige Gleichnis hören?

Oder spüren Sie sogar körperliche Empfinden, Befindlichkeiten oder Missempfindungen, wie innere Unruhe, Wärme und Entspannung im Bauchraum, aber vielleicht auch Anspannung oder Verspannung.
Wo nehmen Sie diese Empfindungen wahr? Im Kopfbereich, in der Brust oder in der Bauchgegend?
Auch diese Empfindungen bitte nicht bewerten, nur wohlwollend wahrnehmen.

Vielleicht können Sie auch im Moment gar nichts wahrnehmen.
Dann ist es auch nicht schlimm. Versuchen Sie, auch das nicht zu bewerten.

Bleiben Sie einen kurzen Augenblick bei dem, was gerade bei Ihnen ist.
Gönnen wir uns einen Augenblick der Stille ….

….

Nun möchte ich Sie anleiten, mit Ihrer Aufmerksamkeit wieder in diesen Raum zurück zu kehren. Lassen Sie noch die Augen geschlossen, wenn Sie sie geschlossen hatten.

Ballen Sie nun Ihre Hände zu Fäusten zusammen, auch gerne etwas kräftiger, damit Ihr Kreislauf wieder in Schwung kommt.
Ziehen nun langsam und kräftig ihre Fäuste und Unterarme an die Oberarme heran und Sie dürfen sich jetzt auch räkeln, wie wenn Sie morgens erwachen.
Dann öffnen Sie langsam wieder Ihre Augen und finden sich hier in der Kapelle wieder…


Vielleicht fragen Sie sich:
Was soll das alles?!

Ich möchte Sie ermutigen, das Evangelium nicht nur mit dem Verstand, sondern auch mit dem Herzen zu erleben.
Oft nähern wir uns solchen Texten nur sachlich und theologisch.
Aber Jesus erzählte Gleichnisse, um direkt unsere Gefühle anzusprechen – er wollte, dass wir mit unserem Herzen, also mit unseren Emotionen, berührt werden.
Obwohl er Rabbi genannt wurde, sah er sich nicht als einen rein akademischen Lehrer. Es tut uns also gut, wenn wir uns heute den Evangelien so nähern wie Jesus es tat.

Haben Sie beim Hören des Evangeliums gute, positive Gefühle empfunden?
Dann: Glückwunsch! Das Evangelium – die Frohe Botschaft – hat bei Ihnen bereits seine Wirkung entfaltet.

Falls Sie aber eher unangenehme Gefühle hatten, etwa weil Sie den älteren Sohn und seine Empfindung von Ungerechtigkeit verstehen, machen Sie sich keine Sorgen.
Genau solche Menschen wollte Jesus mit seinem Gleichnis ansprechen.

Viele von uns, mich eingeschlossen, können sich in der Reaktion des älteren Sohnes wiedererkennen.
Er hielt sich immer an die Tradition, doch für ihn blieb das Fest der Freude aus. Das ist für ihn unverständlich! Wo bleibt da der Lohn der Treue und des Gehorsams?!

Nur: so geht es zu, auf dem Erlösungsweg Gottes!

Auch wenn wir den älteren Sohn verstehen, dürfen wir versuchen, uns zu freuen, denn Jesus hat dieses Gleichnis für uns gedacht.
Er möchte uns lehren, uns für die grenzenlose und bedingungslose Liebe und Fürsorge des Vaters zu öffnen.

Ich könnte noch viel mehr über das Evangelium sagen, aber eines möchte ich besonders betonen:

Erinnern Sie sich an die Worte des Vaters:
„… dieser, dein Bruder, war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden…!“
Das ist der zentrale Satz dieses Evangeliums.

Heute feiern wir den Laetare-Sonntag – das bedeutet „Freue dich!“.
Der letzte Satz des heutigen Evangeliums gibt uns einen Hinweis auf Ostern, auf die Auferstehung.
In diesem Gleichnis hören wir von einer Auferstehungsgeschichte, die in den kommenden Wochen in anderen Formen immer wieder auftaucht.

Der Laetare-Sonntag ist der Übergang von dem Teil der Fastenzeit, in der wir über unsere Umkehr nachgedacht haben, zu den nächsten Wochen, in denen wir das Leiden Christi verstärkt betrachten.

Dieses Evangelium und dieser Sonntag erinnern uns daran:
Wenn in den nächsten Wochen viel über Leid gesprochen wird, ist das nur der Auftakt.
Christus blieb nicht am Kreuz – sein Leiden führte direkt zur Auferstehung.
In diesem Geist lade ich Sie ein, die kommenden Wochen in diesem Bewusstsein zu begehen, bis wir in großer Freude das Osterfest feiern können.






Fastenzeit – Prüfen

… um zu verstehen

Im Krankenhaus widmen wir uns von der evangelischen und katholischen Krankenhaus-Seelsorge der diesjährigen Jahreslosung und schauen uns einige Aspekte der Jahreslosung etwas näher an.
Mit Texten laden wir die Besucher:innen der Krankenhaus-Kapelle zu Besinnung und zum Nachdenken ein.

Hier veröffentliche ich einige Texte, die ich dazu geschrieben habe:


Mit bebendem Herzen und funkelndem Blick
trete ich aus dem Schatten des Bekannten hervor,
hinterfrage das Dröhnen des Alltäglichen
und lausche dem Ruf der verborgenen Wahrheiten.

In jedem Zweifel liegt ein Samen,
bereit zu erblühen im klaren Licht der Erkenntnis.
Ich wage mich ins Dickicht der Fragen,
denn in der Ungewissheit wohnt die Möglichkeit
eines neuen, leuchtenden Pfades.

In dieser Welt finde ich einen bunten Strauß aus Stimmen und Farben,
und ich, ein neugieriger Wanderer,
öffne die Türen, die lange verschlossen schienen,
um zu erfahren, was jenseits des Sichtbaren liegt.

Ich wage es, zu prüfen!
Nicht, um zu zerstören,
sondern um zu verstehen,
um die Schichten des Verborgenen zu lüften
und in der Tiefe des Seins
das unendliche Licht der Wahrheit zu finden.

© Gerd A. Wittka, 2025




Prüfung schützt

Wider der manipulativen Lobhudelei

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Heute begegnen uns in der Lesung von Jesus Sirach 27, 4–7 Worte, die uns zu einer wachsamen und tiefgründigen Lebenshaltung aufrufen.
Sirach mahnt uns, nicht nur an der Oberfläche zu bleiben, sondern hinter die Fassade der Worte und Taten zu blicken, um die wahre Absicht und den inneren Wert zu erkennen.
Dies ist besonders bedeutsam in einer Zeit, in der manipulative Falschaussagen und trügerisches Lob – oft genutzt als Mittel, um eigene Interessen zu verschleiern – zunehmend verbreitet sind.

So passt dieser Text auch gleichzeitig zu der diesjährigen Jahreslosung.
„Prüfet alles und behaltet das Gute!“ lädt uns ein, inmitten zahlreicher Informationen und Stimmen genau hinzusehen.
Sie erinnert uns daran, dass wir nicht alles ungeprüft annehmen dürfen.

Gerade wenn falsches Lob im Umlauf ist, das manchen Menschen dazu dient, andere über ihre wahren Absichten hinters Licht zu führen, müssen wir uns fragen:
Was ist wirklich gut?
Welche Worte tragen zur Wahrheit bei, und welche sind nur Schall und Rauch?

Bild von Amy Moore auf Pixabay

Wir leben in einer Zeit, in der Manipulation und Täuschung allgegenwärtig scheinen.
Ob in den Medien, im Internet oder in der öffentlichen Politik – wir werden oft mit Aussagen konfrontiert, die nicht das Spiegelbild der Wirklichkeit sind.
Es gibt Menschen, die durch übertriebenes, fast schon falsches Lob ihre eigenen Interessen fördern wollen.
So wird beispielsweise immer wieder berichtet, dass auch in der politischen Arena manipulatives Lob verwendet wird, um bestimmte Ziele zu erreichen.

So wird beispielsweise immer wieder berichtet, dass auch in der politischen Arena manipulatives Lob verwendet wird, um bestimmte Ziele zu erreichen.
Manche Beobachter weisen in diesem Zusammenhang auf das Verhalten von Persönlichkeiten wie Donald Trump hin, der häufig mit überhöhten Komplimenten und manipulativem Lob zu agieren scheint, um von seinen wahren Absichten abzulenken.
So lobte Trump vor wenigen Tagen Saudi-Arabien und dessen Kronprinzen, der aber 2018 seine Finger bei der brutalen Ermordung des regimekritischen Journalisten Khashoggi in diesem grausamen Spiel gehabt haben soll.
So lobt Trump den Kronprinzen beim diesjährigen Welt-Wirtschaftsgipfel in Davos als einen „fantastischen Kerl“!
Der Absicht Trumps dürfte klar sein: Er möchte an die 600 Milliarden Dollar von Investitionen Saudi-Arabiens kommen.
Da ist es für Trump offenbar moralisch vertretbar, solche zweifelhaften Investoren mit Schmeicheleien und Lobhudelei zu umgarnen.

Jesus Sirach fordert uns in seinen Versen dazu auf, nicht von oberflächlichen Worten geblendet zu werden.
Er lehrt uns, dass hinter jedem Lob und jeder Aussage ein tieferer Sinn liegen kann – sei es ehrlich und aufbauend oder aber täuschend und eigennützig.

Bild von Septimiu Balica auf Pixabay

Als Christen sind wir berufen, die Wahrheit zu suchen und das Gute zu bewahren.
Unsere Urteilsfähigkeit, geschärft durch den Glauben und das Gebet, soll uns helfen, die trügerischen Stimmen von denen zu unterscheiden, die uns manipulieren wollen.

Die Botschaft der Jahreslosung verbindet sich hier wunderbar mit der Lehre des Sirach:
Wir sind aufgerufen, alles zu prüfen – nicht aus Skepsis, sondern aus Liebe und dem aufrichtigen Wunsch heraus, das Wahre und Gute in unser Leben aufzunehmen.

Es bedeutet, in jeder Begegnung und jedem Wort innezuhalten, zu reflektieren und zu hinterfragen.
Nur so können wir verhindern, dass falsches Lob und manipulative Falschaussagen unsere Gemeinschaft spalten und unsere Herzen vernebeln.

In unserer heutigen Welt, in der Worte oft als Waffe eingesetzt werden, um zu manipulieren und zu täuschen, ist diese Fähigkeit zur Unterscheidung unerlässlich.
Wir dürfen uns nicht von glänzenden Fassaden und schmeichelhaften Worten blenden lassen, sondern müssen stets bereit sein, mit kritischem Geist und im Licht des Evangeliums zu prüfen.

Es ist unsere Aufgabe, uns nicht von äußeren Einflüssen fehlleiten zu lassen, sondern in der Begegnung mit Christus die Kraft zu finden, das Gute zu erkennen und daran festzuhalten.