Immer wieder höre ich, dass der christliche Glaube in unserer Gesellschaft verdunste und an Bedeutung verliere.
Manchmal wird das sogar mit populistischen Haltungen verknüpft, die vor einer Entchristlichung unserer Gesellschaft zu Gunsten anderer Religionen oder Weltanschauungen warnen.
Nur: Dann muss auch die Frage erlaubt sein, woran es auf der Seite derer liegen könnte, die sich selber Christ:innen nennen?
Die Bezeugung und Verkündigung des christlichen Glaubens ist nicht allein Aufgabe der Kirchen!
Ich möchte ein Beispiel aus meiner persönlichen Erfahrungswelt nehmen.
Wenn Einrichtungen, die selber nicht kirchlich sind, aber von Namen nach suggerieren, auf einer christlichen Basis zu arbeiten, keinen Deut bereit sind, minimalste Anstrengungen zu machen, um auch nach außen hin zu zeigen, dass sie für den christlichen Glauben stehen, dann braucht man sich nicht zu wundern, dass das Christliche an Bedeutung verliert.
Gerade in den sogenannten ‚geprägten Zeiten‘ wir Advent und Weihnachten gibt es gute Möglichkeiten auf die Christlichkeit der eigenen Einrichtung hinzuweisen. Und gerade in Zeiten, wo nichtchristliche Symboliken in solchen Zeiten Überhand nehmen, ist es um so wertvoller, wenn man auf die genuinen christlichen Symbole aufmerksam macht.
Dazu gehören für mich in diesen Zeiten solche Symbole wie Adventskränze, aber auch später Weihnachtsbäume und sogar Weihnachtskrippen.
Natürlich reichen solche Zeichen nicht aus, wenn sie nicht auch mit praktizierter christlicher Haltung in ihrer Glaubwürdigkeit bestärkt wird. Aber mit solchen einfachen Zeichen wäre schon mal ein Anfang gemacht, der auch die Herzen der Menschen berührt.
„Die christliche Prägung unseres Landes ist nicht in Gefahr, wenn eine religiöse Minderheit in die Moschee, in die Synagoge oder in ein anderes Gotteshaus geht. Eine weit größere Rolle spielt es, wenn sich ein nicht unerheblicher Teil der Kirchenmitglieder nur zu Heiligabend an seine christlichen Wurzeln erinnert. Sorgen machen mir nicht die vollen Moscheen, sondern viel zu viele leere Kirchen.„
Stutenkerl, Weckmann oder Hefekerl; aus der vorweihnachtlichen Tradition ist dieses Backwerk nicht wegzudenken. Am Gedenktag des heiligen Nikolaus, am 06. Dezember, hat er besondere Bedeutung im Brauchtum dieses volkstümlichen Heiligen.
Das Bild zeigt ihn in seiner üblichen Form, wie er beim Bäcker um die Ecke erhältlich ist. Charakteristisch ist an diesem Stutenkerl die Pfeife. Doch: hast du dich schon mal gefragt, wie die Pfeife dahin gekommen ist?
Der Weckmann zeigt in vereinfachter Form den heiligen Nikolaus.
Die Erklärung liegt im Leben und in den Legenden des heiligen Nikolaus. Der Weckmann als Gebildegebäck hat seine Bedeutung aufgrund der Legende, dass Nikolaus die Stadt Myra vor einer Hungersnot bewahrte.
Der Heilige Nikolaus vollbrachte ein Wunder, indem er eine Vermehrung des Korns herbeiführte. Während einer schweren Dürre in Myra litten die Menschen Hunger. Ein mit Getreide beladenes Schiff machte im Hafen fest, aber die Matrosen durften nichts davon abgeben, aus Angst vor den Strafen des Kaisers, der auf jedes Korn bestand.
Nikolaus überredete die Besatzung erfolgreich, den Einwohnern von Myra etwas Getreide zu lassen, indem er versicherte, dass dem Kaiser keine Verluste gemeldet würden. Tatsächlich bekamen die Menschen von Myra etwas Korn, und die Crew konnte die gesamte Ladung wie vorgesehen beim Kaiser abliefern. Die geringe Menge an Getreide, die in Myra zurückblieb, versorgte die Einwohner zwei Jahre lang und reichte sogar für die Aussaat im folgenden Jahr.
Deshalb erinnert dieses Gebäck an die wundersame Verhinderung der Hungersnot.
Aber warum wird der hl. Nikolaus dann mit einer Pfeife gezeigt?!
War er etwa Raucher?! Das weiß ich nicht, weil das nicht überliefert ist.
Aber: die Pfeife beim Weckmann war ursprünglich eigentlich gar keine Pfeife, sondern dieser Gegenstand ist erst zu einer Pfeife im Laufe der Jahrhunderte geworden – vielleicht auch aus Unwissenheit.
Eigentlich war die Pfeife ein Bischofsstab, also ein Krummstab.
Doch ein Krummstab wird doch eigentlich mit der Krümme nach oben gezeigt. Die Pfeife hat doch eher eine umgekehrte Form – magst du einwenden.
Ja, und genau darin liegt die Bedeutung. Der Hintergrund ist:
Wenn ein Bischof gestorben ist und beerdigt wird, gibt es den Ritus, dass ein enger Vertrauter oder Mitarbeiter des Bischofs seinen Hirtenstab kopfüber vor dem Sarg voran trägt. Das folgende Bild entstand bei der Beisetzung von Bischof Kardinal Lehmann (vormals Bischof von Mainz). Hier sieht man, wie sein Bischofsstab kopfüber vornweg getragen wird:
Anhand dieses Bildes kann man sich gut vorstellen, dass aus dem Bischofs-/Krummstab, der kopfüber getragen wurde, im Laufe der Zeit beim Weckmann eine Pfeife wurde. Der Weckmann mit verkehrtem Krummstab erinnert also an den verstorbenen Bischof von Myra, dem heiligen Nikolaus und an sein Brotwunder, mit dem er die Menschen von Myra vor dem Hungertod bewahrte.
Übrigens: Wir hier im Revier kennen noch eine ähnliche Symbolik, die daran erinnern soll, dass etwas ‚verstorben‘ ist. Wir kennen das Symbol von Schlägel und Eisen auf dem Kopf für eine inaktivierte Zeche, also eine geschlossene und somit ‚verstorbene‘ Zeche‘. Das sieht dann so aus:
Erzähle diese Bedeutung ruhig weiter, damit die Menschen auch verstehen, was sie in diesen Tagen zuhauf backen und verzehren.
Zweiglein der Gottseligkeit
Der Brauch, heute die Zweige von blühenden Bäumen ins Haus zu holen und sie in einem kühlen Raum aufzustellen, sodass sie zu Weihnachten erblühen, steht im Zusammenhang mit der heiligen Barbara. Die Zweige symbolisieren in der Welt des Todes die Hoffnung auf Ostern und die Auferstehung, wodurch Weihnachten und die Geburt des Erlösers eine tiefere Bedeutung erhalten.
Ihr Gedenktag ist der 4. Dezember. Der Legende nach lebte sie im 3. Jahrhundert und wollte Christin werden, doch wegen der damaligen Christenverfolgung unter Todesgefahr, sperrte ihr Vater sie ein. Dennoch wurde sie Christin und zum Tode verurteilt. Das Urteil sollte – der Legende nach – von ihrem Vater selber vollstreckt werden.
Durch ihr Eingesperrtsein ist Barbara unter anderem zur Schutzheiligen des Bergbaus geworden. Deshalb wird die heilige Barbara auch immer noch besonders im Ruhrgebiet verehrt.
Geschlagen und gebeutelt bist du, Jerusalem. Deine Kinder sind unter Verfolgung und Gewaltherrschaft, dass über dich gekommen ist, in alle Himmelsrichtungen verstreut worden. Sie konnten nur fliehen, mit dem, was sie am Leibe trugen, bar ihres ganzen Hab und Guts. Schmutzig und staubig wurden die Kleider deiner Kinder, blutig und strauchelnd ihre nackten Füße, die sie fort trugen aus der Gewalt ihrer Peiniger. Fern von der Heimat und dem verheißenen Land fristen deine Kinder ihr Los.
Wo ist nun Gott, der Zukunft dir verheißt, Jerusalem; wo ist die Erfüllung der Verheißung, wo deine Rettung, wo dein Heil? —
Es ist das Klagelied Jerusalems damals, was Baruch als Grundlage seiner Worte aus der heutigen Lesung im Hinterkopf hat. Es ist das Klagelied über die Not und die Verzweiflung der Geschundenen, der Männer, Frauen und Kinder, denen nur die Flucht blieb, um das zu retten, was ihnen noch blieb: ihr eigenes Leben – nicht mehr und nicht weniger.
Wem bei diesen Gedanken, die Menschen in den Sinn kommen, die heute auf der Flucht sind, der hat sich sein mitfühlendes Herz bewahrt.
Wer im Schicksal der damaligen Kinder Jerusalems auch heute noch das Schicksal der Flüchtenden sieht, die über das Mittelmeer kommen, um ihr Leben zu retten und die auf der Suche sind, nach ‚ihrem‘ gelobten Land, der kann vielleicht die Sehnsucht de Menschen erahnen, die Baruch heute im Blick hat.
Den Menschen mit ihrer Sehnsucht nach der Verheißung Gottes widmet Baruch seine Zeilen. Es sind poetische Worte der Rettung und Befreiung. Er verkündet den Menschen in der Zerstreuung – der Diaspora – die Rückkehr in ihre Heimat, ihr Zuhause, an den Ort, wo sie ihres Lebens sicher sein können. Es ist zugleich der Ort, wo sie ihrem Gott wieder nahe sein und im Licht seiner Herrlichkeit leben können.
Es lohnt sich, diese Worte der Befreiung noch einmal zu verinnerlichen. Ich versuche es mit eigenen Worten:
Zieh das Gewand der Trauer aus, Jerusalem, und kleide dich in das Licht der Gerechtigkeit. Dieses Licht ist wie ein Mantel aus Gottes Herrlichkeit, der dich umhüllt, der, wie Morgenröte die Nacht vertreibt.
Schau, die Wege werden geebnet, Berge beugen sich in Ehrfurcht, Täler heben sich wie Hände zum Himmel. Kein Hindernis bleibt, kein Stein blockiert den Pfad, auf dem deine Kinder heimkehren.
Von Osten und Westen, vom Rand der Erde sammeln sie sich, geführt vom Wort, das Himmel und Erde erschuf. Mit jedem Schritt weicht die Finsternis, denn Gottes Licht leuchtet ewig.
Jerusalem, erstrahle, denn der Herr hat dich erwählt. Die Bäume rauschen seinen Lobgesang, die Wälder beugen sich im Jubel. Du bist nicht mehr die Stadt der Klage, sondern die Braut, geschmückt mit Frieden und Freude.
Gott selbst führt dich, wie ein Hirte seine Herde, wie ein Vater sein Kind. Und alle, die sehen, werden wissen: Der Herr hat sein Volk nicht vergessen.
• Wir dürfen diese Worte einen Augenblick so stehen lassen und mit ihnen nachspüren, welche Gefühle sie in uns wecken?
• Wo sehnen wir uns in unserem Leben nach Befreiung und Erlösung?
• Was lastet schwer auf unserem Leben?
• Und wo fühlen wir uns manchmal fern von Gott oder sogar von ihm verlassen?
In diesen Gefühlslagen will das Wort aus dem Buch Baruch auch uns erreichen und unser Vertrauen stärken, dass Gott uns nicht aus den Augen verliert. Gott ist um unser Heil besorgt und er tut, was nötig ist, selbst wenn er seinen eigenen Sohn in diese unheilvolle Welt schicken muss, um inmitten dieser erlösungsbedürftigen Welt Heilung zu bringen.
Wer weiß, wie beschwerlich eine Wanderung zu Fuß über Berg und durch Tal sein kann, der bekommt ein Gefühl für die Erleichterung und Leichtigkeit, die Gott uns zu Teil werden lassen möchte, jetzt, hier und in unseren sehr konkreten Lebenslagen.
Es wir sein, wie ein erholsames Fußbad nach anstrengender Wanderung. Hier wird es uns gut gehen.
Dann können wir wieder bewusst den Duft der Bäume riechen und genießen und die Wohltat spüren, die ihr Schatten uns unter sengender Hitze verschafft.
Sein Heil ist dann wie ein nach Hause kommen, an einen sicheren Ort, an dem wir in innerer und hoffentlich äußerer Sicherheit und ohne Angst leben können. Da, wo unsere Vergangenheit lag, da wird auch unsere helle Zukunft sein. Dieses Heil ist dann wie ein Ort, an dem unsere geschundene Seele sich erholen und gesunden darf. Denn: ER wird uns Gutes tun!
Übersetzung: „Wo gehen wir denn hin? Immer nach Hause.“ (Novalis) Bild von Gerd Altmann auf Pixabay
01.12.2024
Um 4.15 Uhr war ich heute wieder wach – und ich weiß nicht, warum.
Habe eigentlich gut bis dahin geschlafen und interessante Träume gehabt. Ist schon manchmal witzig, was sich die Seele in den Träumen für Bilder und Gegebenheiten zusammen bastelt!
Heute Morgen haben wir vom ‚Junger Chor Beckhausen‘ wieder Einsatz in einem Gottesdienst. Und ich würde so gerne dahin. Doch zwanghaft in den Schlaf zu kommen – so weiß die Erfahrung – bringt nichts. Das puscht noch mehr auf. Also stehe ich auf und bete erst mal die ‚Laudes‘.
Der Herr mag sich wundern, wer schon so früh ein „Morgenlob“ anstimmen mag.
Und ja, auch wenn es ungünstig ist, dass ich so früh wach bin. Ich bin nicht negativ gestimmt. Außer dem Schlaf fehlt mir nichts. Es gibt nichts, was mich körperlich oder psychisch bewusst plagt. Also kann ich doch dankbar sein. Und wer will verneinen, dass es ein ‚Zeichen des Himmels‘ ist, dass ich so früh – noch vor dem ersten Hahnenschrei – meine geistige Stimme erheben kann – zum Lobe Gottes?!
Ich jedenfalls versuche es so anzunehmen und hoffe, dass Gott mir auch den erholsamen Schlaf schenkt, wenn ich ihn brauche.
„Am Ende der Tage wird es geschehen: Der Berg mit dem Haus des Herrn steht fest gegründet als höchster Berg, er überragt alle Hügel.
Alle Völker strömen zu ihm. Viele Nationen machen sich auf den Weg und sagen:
Kommt, wir ziehen hinauf zum Berg des Herrn und zum Haus des Gottes Jakobs. Er soll uns seine Wege zeigen, auf seine Pfaden wollen wir gehen.
(…)
Er spricht Recht im Streit der Völker, er weist die vielen Nationen in die Schranken.
Dann schmieden sie Pflugscharen aus ihren Schwerter und Winzermessern aus ihren Lanzen. Man zieht nicht mehr das Schwert, Volk gegen Volk, und übt sich nicht mehr für den Krieg.“
(vgl. Jesaja 2, 1-5)
Was für Friedensworte, die mir heute am 1. Adventssonntag 2024 geschenkt werden! Wie passend für die derzeitige Situation in der Welt!
Beten wir für diesen Frieden, ob für die Menschen in Israel, Palästina und dem Nahen Osten oder für die Menschen in der Ukraine, die dem brutalen Angriffskrieg Putins standhalten wollen. Beten wir aber auch für den Frieden, in unserer kleinen, so unbedeutend erscheinenden Welt. Denn wenn der Friede im Kleinen aufbrechen kann, trägt er den Samen auch für den großen Frieden in der Welt in sich.
Es ist nämlich der ein- und derselbe Geist, der den Frieden bei mir, in meinem nächsten Umfeld oder in der großen weiten Welt möglich macht.
Verstehen
Mit dem 1. Adventssonntag beginnt ein neues Jahr, ein neues ‚Kirchenjahr‘. Im Unterschied zum weltlichen Jahr, das vom 01.01. bis zum 31.12. andauert, beginnt das ‚Kirchenjahr‘ mit dem 1. Adventssonntag und endet am Samstag nach dem Christ-König-Sonntag (katholisch) resp. dem Ewigkeitssonntag (Totensonntag – evangelisch).
Im kirchlichen Verständnis gibt es also offenbar eine andere ‚Logik‘, als der, die sich nach Jahreszeiten oder Sonnenständen richtet.
Wie ist aber die Logik des Kirchenjahres? Ich möchte es so formulieren:
Der Anfang lässt sich nur vom Ende her verstehen! (Gerd A. Wittka, 2024)
Ich will es an zwei Punkten verdeutlichen:
Christkönig-Sonntag Die Texte des Christkönigs-Sonntags sind von der Wiederkunft Christi am Ende aller Zeiten bestimmt. Dieses Ende bedeutet nach christlichem Verständnis nicht das Ende, sonderndie Vollendung der ganzen Schöpfung und die Vollendung des Heils, das Gott den Menschen und seiner ganzen Schöpfung verheißen hat. Das Ende des Kirchenjahres lässt unseren Blick also nach vorne richten, wenn man „den Menschensohn in Wolken kommen sehen“ (Mk 13, 24ff.) wird, „mit großer Kraft und Herrlichkeit“ und ER die Engel aussenden wird „und die von ihm Auserwählten aus allen vier Windrichtungen zusammenführen“ wird. (vgl. ebd.)
Beginn der Adventszeit Ebenso sind die Lesungstexte am Beginn der Adventszeit von der Endzeiterwartungher geprägt. Eigentlich verstehen wir die Adventszeit als eine reine Vorbereitungszeit auf Weihnachten hin. Aber das stimmt so eigentlich nicht. Denn die ersten Tage und Wochen der Adventszeit richten mit ihren Lesungen unseren Blick ebenso auf die Endzeit, in der alles vollendet werden wird. So lautet der Evangelientext des 1. Adventssonntag im Lesejahr C, das am 1. Adventssonntag 2024 beginnt, wie folgt: „Dann wird man den Menschensohn in einer Wolke kommen sehen, mit großer Kraft und Herrlichkeit. Wenn dies beginnt, dann richtet euch auf und erhebt eure Häupter, denn eure Erlösung ist nahe.“ (Lk 21, 27f.)
An beiden Sonntagen wird deutlich, dass die Logik des Kirchenjahres nicht der Logik des weltlichen Jahres folgt. Denn die Logik des christlichen Glaubens lässt sich nur vom Ende her verstehen. Und dieses Ende ist eigentlich – so paradox es scheinen mag – kein Schlusspunkt, sondern ein nie endender Höhepunkt des ganzen Schöpfungswerkes Gottes, nämlich die Vollendung der ganzen Schöpfung durch Jesus Christus.
Jetzt wird es aber noch etwas komplizierter, da nach christlichem Verständnis die Vollendung der Schöpfung nicht ein ungewisser Zeitpunkt irgendwann in naher oder ferner Zukunft ist, sondern diese Vollendung der Schöpfung reicht von der Zukunft her schon zurück in unsere jetzige Gegenwart, wenn Christus davon spricht, dass das Reich Gottes schon angebrochen ist. So heißt es im Lukas-Evangelium Kapitel 17 Vers 21: „Man kann auch nicht sagen: Seht, hier ist es! oder: Dort ist es! Denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch. …“
Deswegen spreche ich auch lieber von der Vollendung der Schöpfung am Ende aller Zeiten.
Wenn wir also jetzt die Zeit des Advents beginnen, dann geht es nicht nur um die heimelige Vorbereitung auf das Weihnachtsfest, sondern dann geht es darum, unseren Blick zu weiten auf unsere letzte christliche Hoffnung hin, nämlich dass die ganze Schöpfung – die noch unvollendet ist und Zeichen dieser Unvollkommenheit zeigt im Kreislauf der Natur, im Werden und Vergehen, in Geburt und Tod, aber auch in den Widrigkeiten irdischer Existenz wie Krankheiten, Not, Gewalt, Krieg, … – peu à peu – eine Neuschöpfung erfährt.
Diese Neuschöpfung trägt in sich schon den Samen der Vollendung und deren zarte Pflanze der Vollendung ist bereits angefangen zu wachsen, aber dieses Wachstum ist noch nicht beendet.
Ich möchte dir heute dieses Bild zum besseren Verständnis anbieten:
Dieses Bild zeigt das Ensō (japanisch 円相 Kreis), ein Symbol aus der japanischen Kalligraphie, welches in enger Verbindung mit dem Zen-Buddhismus steht.
Man kann auf diesem Bild sehr gut den Schaffensweg erkennen: ein Kreis wird gezogen bis zur Vollendung. Unser christliches Verständnis von Vollendung der Schöpfung ist quasi wie das Malen dieses Kreise. Es beginnt mit einem bestimmten Zeitpunkt und entsteht unter der Führung des Pinsels, nimmt immer mehr Kontur und Form an, ist aber noch nicht vollendet. Wenn es dann zu Ende gebracht ist, geht das Ende des letzten Pinselstriches über in den Anfang und es entsteht ein Kreis, ein Symbol, das weder Anfang noch Ende kennt.
Vielleicht ist deshalb der Adventskranz mit seiner Kreisform das etwas bessere Symbol für den Advent. Der kreisrunde Adventskranz zeigt damit die Hoffnung auf diese Vollendung an, die schon begonnen hat und in deren Vollendungsprozess wir mitten drin stecken … mit dem Blick in eine Zukunft, wo diese Vollendung abgeschlossen sein wird.
Um so den Advent zu begehen, braucht es schon Mut und die Bereitschaft, den christlichen Glauben zu vertiefen. Dazu lädt uns diese Adventszeit wieder ein.
Ich wünsche dir und euch – so verstanden – eine gesegnete Adventszeit!