“ … Es ist mir doch egal, ob ich ewig lebe. Wenn es so kommt, ist es wunderbar – und ich glaube es ja auch. Aber das ist keine Bedingung für meinen Glauben. Näher sind mir in diesem Moment jene Psalmen, die vor dem Auferstehungsglauben angesiedelt sind. Wenn es heißt: „Ich will singen und spielen, mein Leben lang. Möge IHM mein Lied gefallen“ oder „Auch wenn ich sterbe, Gott bleibt mein Herzfels …“ (Arnold Stadler, * 1954, Schriftsteller, gefunden in: TE DEUM, Mai 2020, S. 268)
Als ich diese Worte las, war ich etwas irritiert; von diesem Schriftsteller, der in so wunderbarer Sprache Psalmübertragungen veröffentlicht hat: „Die Menschen lügen. Alle.“
Spontan hatte ich den Gedanken, er wolle unseren christlichen Auferstehungsglauben relativieren. Aber eigentlich macht er genau das Gegenteil: er setzt noch was drauf auf unseren Auferstehungsglauben.
Arnold Stadler macht mir mit seinen Gedanken deutlich, dass christlicher Glaube eben nicht nur reine ‚Jenseitsvertröstung‘ ist. Diese Haltung hat es – Gott sei es geklagt – viel zu lange in der kirchlichen Verkündigung gegeben. Diese ‚Jenseitsvertröstung‘ hat Ungerechtigkeiten und Unterdrückung Tür und Tor geöffnet. Und damit hat sie gezeigt, dass reine ‚Jenseitsvertröstung‘ unchristlich ist.
Das ist nicht meine persönliche Meinung, sondern ich beziehe mich dabei auf Jesus Christus und sein überliefertes Wirken. ER hat die Menschen, die in Not waren, nicht allein auf das Jenseits verwiesen. Bei IHM finde ich solche Worte an Hilfesuchende wie: „Was willst du, das ich dir tue?“
Die zentrale Botschaft Jesu ist das Reich Gottes, das noch nicht vollendet, aber schon mitten unter uns angebrochen ist.
Daraus ziehe ich, dass mein christlicher Glaube schon im Hier und Jetzt sinnvoll und sinngebend sein muss.
Habe ich anfangs irritiert über die Worte von Arnold Stadler reagiert, zeigt er mir nach einem Augenblick des Nachdenkens, dass er gerade mit seinen Worten auf den ‚Mehr-Wert‘ des christlichen Glaubens hinweist, der uns schon jetzt in diesem Leben Sinn geben will.
Diesen Sinn fasst die Mystikerin Edith Stein in eines ihrer Gebete:
„Ohne Vorbehalt und ohne Sorgen, leg‘ ich meinen Tag ich DEINE Hand. Sei mein Heute, sei mein gläubig Morgen, sei mein Gestern – das ich überwand. Frag‘ mich nicht nach meinen Sehnsuchtswegen; bin in DEINEM Mosaik ein Stein. DU wirst mich an die rechte Stelle legen; DEINEM Willen bette ich mich ein.“ (hl. Edith Stein alias Sr. Benedicta a Cruce, Karmelitin)
Pfingsten ist das Fest der Sendung des Heiligen Geistes. Der Heilige Geist aber ist eine Kraft, die in unsere Zeit hinein wirkt. Somit ist das Pfingstfest ein Feiertag, an dem wir unseren Glauben feiern, der in unserem Leben Gestalt angenommen hat. Wie aber wirkt der Heilige Geist in uns? Woran erkennen wir ihn ganz konkret in unserem Leben?
Wir sagen als Christen, dass der Heilige Geist sich in seinen „Gaben“ zeigt, sich also in seinen Spuren zeigt, die er in unserem Leben hinterlässt:
Zu den „Gaben des Heiligen Geistes“ gehören: Glaube, Mut zum Leben und zum richtigen Handeln und vieles andere mehr.
Von einer Gabe des Heiligen Geistes berichtet der heilige Paulus in seiner heutigen Lesung an die Römer. Es ist die Gabe der „Hoffnung“. Und über die Hoffnung möchte ich heute mit Ihnen nachdenken.
Lassen wir aber Paulus noch einmal selber zu Wort kommen:
„(Wir) … warten darauf, dass wir mit der Erlösung unseres Leibes als Erben Gottes offenbar werden. Denn wir sind gerettet, doch in der Hoffnung. Hoffnung aber, die man schon erfüllt sieht, ist keine Hoffnung. Wie kann man auf etwas hoffen, das man sieht? Hoffen wir aber auf das, was wir nicht sehen, dann harren wir aus in Geduld.“ ( Röm 8, 23b – 25)
Wie dürfen wir die Gedanken des heiligen Paulus verstehen?
Uns ist Rettung verheißen. Diese wird darin bestehen, dass unser Leib einmal im ewigen Leben endgültig erlöst sein wird. Aber auch jetzt haben wir schon einen Anteil an dieser Erlösung, wenn auch noch in unvollkommener Weise. Doch wir können Erlösung hinein holen in unser Erdenleben. Die Erfahrung von Erlösung ist für Paulus jenen Menschen möglich, die in ihrem Leben hoffen können.
Hier auf Erden können wir also etwas von unserer Errettung nur erfahren in der Hoffnung auf Errettung. Diese Hoffnung nämlich besitzt die Kraft, unser Leben zu verändern und somit etwas von unserer Erlösung in unserem Leben wirksam werden zu lassen.
Dann aber, wenn sich unsere Hoffnung auf endgültige Erlösung erfüllt hat, wird sich die Hoffnung selbst erübrigen. Hoffnung ist dann nicht mehr notwendig, weil wir dann alles haben, was wir in unserer Hoffnung hineingelegt haben: unsere Erlösung.
Solange wir in dieser Welt leben, brauchen wir die Hoffnung, um etwas von dieser endgültigen Erlösung schon im irdischen Leben zu erfahren.
Um nachzuvollziehen, wie Recht der heilige Paulus hat, können wir jede x-beliebige Lebenssituation heranziehen, die uns in unserem Leben vor eine Herausforderung stellt.
Das kann eine Prüfungssituation sein, genau so wie das Gefühl, dass ich in meinem Leben vor einer Veränderung stehe. Das geht aber auch selbst soweit wie in lebensbedrohlichen Situationen. Ohne Hoffnung würden wir in eine Art Lähmung verfallen; eine Lähmung, die uns daran hindert, unser Leben selbst in die Hand zu nehmen und Handelnde in unserem eigenen Leben zu bleiben.
Doch durch Hoffnung wächst uns eine Kraft zu, Hoffnung trägt über Krisenzeiten hinweg und lässt uns handlungsfähig bleiben. Die Hoffnung kann antreiben, aus einer Lebenssituation „etwas zu machen“ Selbst in irdischer Hoffnungslosigkeit ( z.B. tödlicher Krankheit) kann die Hoffnung auf endgültige Erlösung uns Kraft geben, in dieser vermeintlich hoffnungslosen Situationen den Lebensmut zu bewahren. Gerade dieses Letzte sage ich nicht leichtfertig heraus, sondern erfahre es durch die Begleitung von Menschen, die sich aus menschlicher Sicht manchmal in schier ausweglosen Situationen befinden. Selbst angesichts des eigenen irdischen Todes resignieren sie nicht und versuchen dieses irdische Leben zu leben, so gut wie es geht, weil in ihnen eine tiefe Hoffnung ruht, dass es weitergeht …
Bei der Betrachtung des Wortes „hoffen“ fiel mir auf, dass dort das Wort „offen“ drin steckt.
Wer hoffen kann, spürt, dass seine Zukunft offen ist. Sie hält die Chance der Veränderung bereit. Sie enthält in sich die Möglichkeit nach Leben, nach Sinn und Erfüllung. Wer hoffen kann, kann offen sein für das Zukünftige.
Offen zu sein für die Zukunft kann also auch bedeuten, dass ich mich nicht selber festlege, wie meine Lebensgeschichte auszusehen hat. Ich mache mir keinen bis ins Detail festgelegten Plan für mein Leben.
Wer hoffen kann, für den können die Durchkreuzungen im eigenen Leben zu neuen Lebenswegen werden, die einen vielleicht dahin führen, wohin man zu gehen nicht im Traum gedacht hat, aber die einen dennoch auch in ein erfülltes und erlöstes Leben führen.
Wer hoffen kann, kann offen sein für die Wege, die Gott mir bereit hält. Wer hoffen kann, kann in dem Gefühl leben, dass Gott ein gutes Ziel für uns bereit hält, dass er alles in unserem Leben zum Guten führen will. Wer hoffen kann, kann darum bitten, sich von Gott in seinem Leben führen zu lassen.
In den verschiedenen Sakramenten der Kirche heißt es: „Gott selber vollende das gute Werk, das er in dir begonnen hat!“ Dies ist ein Wort, dass nur in der Hoffnung gesagt werden kann.
In diesem Sinne hoffen zu können, ist dann eine starke Gabe des Heiligen Geistes.
Als Christen, die wir an die Erlösung und Errettung glauben wollen, auch schon in diesem Leben, haben wir dann auch eine große und wichtige Aufgabe in der Welt: die Hoffnung zu stärken.
Manchmal können wir wirklich nicht viel tun. Wir haben nicht die Macht, bestehende Verhältnisse zu verändern. Wir haben nicht die Macht, Leid und Not mit einem Handstreich zu beenden.
Aber im Heiligen Geist will uns Gott die Fähigkeit schenken, Hoffnung zu verbreiten.
Hoffnung, die andere Menschen leben lässt.
Ein Sprichwort sagt: „Die Hoffnung stirbt zu Letzt!“
Ich möchte glauben: Die Hoffnung stirbt nie, wenn wir um sie bitten und sie als Gabe des Heiligen Geistes, als Pfingstgabe für uns selbst und für die anderen annehmen. Die Hoffnung wird in dieser Welt nie sterben, wenn wir sie weitertragen zu den Menschen. Unser christlicher Auftrag ist es: Hoffnung in dieser Welt zu ermöglichen.
Darum lasst uns um diese Hoffnung an diesem Tag bitten und darum, dass wir sie mit allen Menschen teilen, am Besten mit jenen, denen wir in unserem Alltag begegnen.
Meditation
Vater aller Menschen. Ich will ein Bote der Hoffnung sein, Licht bringen mit meinen Augen, leidenschaftliche Unruhe mit meinen schwachen Händen und die belebende Kraft deines heiligen Geistes mit meinen Worten.
Ich will jemand sein, der Freiheit sät unter den Menschen, meinen Brüdern und Schwestern – dein Reich zu bauen auf dieser Erde, dieser guten – uns anvertrauten.
Ich werde nicht gehen auf den Wegen der Ungerechtigkeit.
Ich werde mich nicht abfinden mit der Unterdrückung der Ärmsten.
Ich werde meine Kraft dort trinken, wo das Volk trinkt, und werde meinen Platz dort haben, wo es ein menschliches Wesen gibt.
Mein Schweigen wird das geheimnisvolle Schweigen sein, mit dem sich die Niedrigen dieser Welt nähren.
Meine Hoffnung wird die Hoffnung sein, die dein heiliger Geist ausgegossen hat in meinem Herzen.
Lass mich selber zu einer vollen, überfließenden Schale der Hoffnung sein für die Menschen, die um mich sind die mit mir sind.
Am kommenden Sonntag, den 26. April 2020 wird uns im Tagesevangelium der Text der „Emmaus-Jünger“ vorgelegt. Sie finden diesen Text auch hier in der Online-Bibel-Ausgabe Lk 24,13-35.
Ich möchte Ihnen heute hier wieder einen kleinen geistlichen Impuls mit auf den Weg nehmen.
Dabei nutze ich hier auch Links zu Musiktiteln, die Sie bei youtube finden können. So kann ich Ihnen – unter Einhaltung von Urheberrechten – neben Texten auch Musik zur Verfügung stellen, die Ihnen bei Textbetrachtung, Meditation und Gebet behilflich sein können. (Sollten vor manchen Videos Werbung eingeblendet werden, so habe ich darauf keinen Einfluss. Ich hoffe, dass das Ihrer Andacht nicht abträglich ist.)
Ich wünsche Ihnen nun eine gute Andacht…
Lassen Sie uns zur Einstimmung mit einem Gitarrenspiel beginnen:
„Bleibe bei uns, du Wandrer durch die Zeit“ – instrumental, Gitarre
Gebet:
Herr Jesus Christus, in dieser Frühjahrszeit freuen wir uns über das neue Leben, das uns umgibt. Wir gedenken und feiern deine Auferstehung. Wenn wir uns damit schwer tun, dann sind wir in ‚guter‘ Gesellschaft mit deinen damaligen JüngerInnen. Wir bitten dich: erfülle uns immer tiefer mit dem Glauben an deine Auferstehung, die auch unsere Auferstehung möglich macht. Lass uns mit unseren Sinnen und mit unserem Verstand erahnen, was Auferstehung für unser Leben hier bedeuten kann, damit daraus Kraft, Hoffnung und Zuversicht für unser irdisches Leben erwächst.
Darum bitten wir dich, der du mit dem Vater und dem Heiligen Geist lebst und liebst, jetzt und in Ewigkeit. Amen.
Evangelium:
Nehmen Sie sich jetzt Zeit, das Evangelium des Tages anzuhören. Sie hören dazu eine Fassung vom Ostermontag 2019, an dem dieses Evangelium immer Tagesevangelium ist.
Das ‚gesungene‘ Emmaus-Evangelium aus der Liturgie des Ostermontags 2019
Das Emmaus-Evangelium ist von Josef Gabriel Rheinberger (1839-1901) sehr schön in seinem „Abendlied“ vertont worden. Hören Sie es sich gerne an, bevor ich Ihnen eine kleinen geistlichen Impuls anbiete.
Das große Fest der Auferstehung – schon liegt es zwei Wochen hinter uns. Auferstehung – Hoffnung auf ewiges Leben durch Christus: eigentlich unfassbar. Nicht in Worte zu fassen.
Worten der Auferstehung wird kaum Glauben geschenkt. So müssen es die Frauen erfahren, die vom Grab kommen. So müssen es die Jünger erfahren, die den abwesenden Thomas davon berichten.
Vielleicht stehen wir denen um nichts nach. Zumindest wäre es nicht verwunderlich, wenn auch wir es nicht fassen können. Denn: es IST unfassbar!
Die Erfahrung des Auferstanden muss offenbar erfassbar, anfassbar werden, damit sie gelaubt werden kann.
Thomas fasst den auferstandenen Jesus Christus an; fasst seinen Körper an, fasst in seine Wunden. Der auferstandene Jesus Christus, fasst Brot und Fische an, damit er es mit seinen Jüngern teilen und gemeinsam essen kann und sie es auch so fassen können.
Mir fällt auf: Jesus geht milde und großzügig damit um, dass seine JüngerInnen das mit der Auferstehung nur schwerlich glauben können.
Zwar macht er auch deutlich, dass jene „selig sind, die nicht sehen und doch glauben“ (vgl. Joh 20,30f) , aber er gesteht es Thomas und seinesgleichen zu: der Glaube an den Auferstandenen, der Glaube an die Auferstehung ist kein Leichtes.
Deshalb ver(sch)wendet wohl auch die Bibel so viel Raum, um die Erfahrungen mit dem Auferstandenen zu schildern. Deshalb verwendet die Bibel so viel Raum, um deutlich zu machen, was die Erfahrung mit dem Auferstandenen in Gang setzen kann. Wesentliche Teile der Apostelgeschichte legen darüber ein reiches Zeugnis ab.
Wenn wir uns heute in unserem Leben also dem Glauben an die Auferstehung zuwenden; wenn wir an die Auferstehung glauben wollen, dann lohnt es sich, Zeugnisse und Zeugen der Auferstehung in unserer Zeit zu suchen und zu finden. Dann lohnt es sich, dass wir uns – im übertragenenen Sinne – auf den Weg nach Emmaus machen: gemeinsam in unserem Glauben, gemeinsam in unseren Zweifeln, gemeinsam in unserer Trauer, damit in unserer gelebten und gefeierten Gemeinschaft, der Herr selbst in unsere Mitte treten kann und wir ihn als den Auferstandenen erfahren.
Wenn wir uns in unserem Leben also dem Glauben an die Auferstehung zuwenden, dann lohnt es sich, auf die Menschen zu schauen, deren Leben selbst aus einem der vielen Tode menschlicher Existenz befreit wurde und sie zum ’neuen Leben in diesem Leben‘ auferweckt wurden und auferstanden sind.
Schauen Sie dafür aufmerksam in ihrem eigenem Lebensumfeld. Meist erkennt man solche von der Auferstehung geprägten Menschen, die eine ‚Wandlung‘ erfahren haben und die – oft auch sehr eindeutig – ihr Leben geändert haben – manchmal langsam und behutsam, manchmal spontan und radikal. Wenn Sie dann erkennen, dass es ihnen damit gut und sehr gut geht, kann das ein Indiz für Auferstehungserfahrungen in unserem ganz konkreten Leben sein.
Solche ‚kleinen Auferstehungen‘ sind Teil der göttlichen Auferstehung, die wir in ganz besonderer Weise in dieser Osterzeit feiern.
Davon bin ich jedenfalls persönlich überzeugt und das hilft mir, dem Glauben an die Auferstehung immer mehr auf die Spur zu kommen.
Das Lied „Bleibe bei uns, du Wandrer durch die Zeit“. Gespielt von Pater Simeon (Klavier) und gesungen von Frater Aloysius Maria, beides Mönche aus dem Zisterzienserkloster Neuzelle.
Fürbitten
Ich lade Sie nun herzlich zum Fürbittengebet ein.
Für manche unfassbar ist der Glaube an die Auferstehung. Für manche unfassbar sind die Zeiten und Herausforderungen, die wir erleben. So tragen wir die Anliegen der Welt und die uns persönlich bewegen vor Gott:
Wir bitten für jene in Gesellschaft und Politik, die sich tatkräftig für die Überwindung der Corona-Pandemie einsetzen; wir bitten für unsere Bundeskanzlerin, die Ministerpräsidenten der Länder, für alle PolitikerInnen, die gute Wege aus der Pandemie suchen.
Wir beten für die Männer und Frauen in Forschung und Wissenschaft, die nach Medikamenten und Impfstoffen gegen Covid19 suchen.
Wir beten für alle Menschen, die sich in ihrem Beruf und in ihrer Freizeit um die Menschen kümmern, die an Covid19 erkrankt sind, für die MitarbeiterInnen in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen, für Mitarbeiter in Ämtern und Behörden, für die vielen Ehrenamtlichen, die sich sozial engagieren.
Wir beten für jene, die an Covid19 erkrankt sind.
Wir beten für jene, die an Covid19 verstorben sind.
Wir schließen auch in unser Gebet jene ein, die bewusst in diesen österlichen Tagen den Glauben an die Auferstehung vertiefen wollen und die andere durch diesen Glauben bestärken.
Guter Gott, unfassbar ist für manche die Auferstehung. Unfassbar ist für manche auch das, was du mit uns vor hast. Stärke in uns den Glauben, dass du es immer gut mit uns meinst. Darum bitten wir dich durch Christus, unseren Herrn.
Amen.
Vaterunser
Stimmen wir nun ein in das Gebet, das Christus selbst uns zu beten gelehrt hat:
Vater unser, im Himmel ….
Segen
Segne uns Gott mit dem Glauben, dass du in Jesus Christus an unserer Seite bist. Segne uns Gott mit der Erfahrung, dass wir im Heiligen Geist an die Auferstehung glauben können. Segne uns, indem wir unseren Auferstehungsglauben leben können.
So segne und begleite uns der gute und treue Gott, der Vater und der Sohn (+) und der Heilige Geist.
In diesem Jahr ist alles anders, was die Feier der österlichen Tage angeht.
Und wir stellen uns die Frage, wie können wir so ‚richtig‘ Ostern feiern, ohne die gewohnten Gottesdienste, ohne die vertraute Dramaturgie der liturgischen Feiern, angefangen von Palmsonntag, über Gründonnerstag, Karfreitag und dann dem Höhepunkt der Osternachtsfeier?
Ich hätte vor einigen Tagen auch noch angenommen: nein, dieses Jahr werde ich nicht ‚richtig‘ Ostern feiern können.
Aber dann habe ich mir ab Gründonnerstag eine Art ‚Kurzexerzitien‘ gegönnt. Ich hatte am Mittwoch der Karwoche alles erledigt, was ich für die Kar- und Osterfeiertage erledigen musste; auch so persönliche Dinge wie Einkaufen, Wäsche waschen, Wohnung in Ordnung bringen.
Die Tage ab Gründonnerstag wollte ich ganz in Stille und Betrachtung verbringen.
Da hat mich wieder die Frage eingeholt: Wie kann ich dieses Jahr ‚richtig‘ Ostern feiern, ohne die vertrauten Liturgien?
Und heute Morgen, am Karsamstag hat es dann nach der Laudes ‚Klick‘ gemacht und ich habe für mich erkannt:
Wie immer ich auch Ostern feiere, ob in meinem priesterlichen Dienst, oder als mitfeierndes Gemeindemitglied, ob als Mitfeiernder mittels livestreaming-Angebote oder auch in dem ich ’nur‘ die Stundenliturgie und die biblischen Lesungen dieser Tage meditiere und sie münden lasse in Für- und Segensbitte …
das alles ist gleich, wenn ich die Frage für mich beantworten will, wie ich ‚richtig‘ Ostern feiere.
Ich habe erkannt: Ich feiere richtig Ostern, wenn ich mir das Geheimnis dieses Festes – gleich auf welcher Weise – vergegenwärtige und ich erfüllt bin vom Glauben, an die Auferstehung!
Ich feiere ‚richtig‘ Ostern, wenn ich an diesem Abend und in diesen Tagen voll Freude mit in den Ruf einstimmen kann:
„Der Herr ist auferstanden! – ER ist wahrhaft auferstanden!“
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen einen erfüllenden Glauben an die Auferstehung Jesu Christi und daran, dass sich auch an uns diese Auferstehung erfüllen wird, schon in diesem Leben und erst Recht im kommenden.
Die Speise der Engel
oder: vom Wesentlichen zehren
Heute lese ich im Buch der Weisheit:
„Herr, dein Volk nährtest du mit der Speise der Engel und unermüdlich gabst du ihm fertiges Brot vom Himmel. (…) Deine Gabe (…) erfüllte das Verlangen eines jeden, der sie genoss und verwandelte sich in alles, was einer wollte. Deine geliebten Söhne, Herr, sollten daraus lernen: Nicht die verschiedenartigen Früchte ernähren den Menschen, sondern dein Wort erhält alle, die dir vertrauen…“ (Weisheit 16,20ff. 17.1)
Zwei Gedanken sind mir bei diesem Text aufgefallen:
„… Deine Gabe erfüllt das Verlangen der Menschen…“ und
„… dein Wort erhält alle, die dir vertrauen…“
Ich denke mir, dass diese beiden Sätze die Klammer bilden, den Schlüssel, den Zugang zum Verständnis dieser Worte.
Deine Gabe erfüllt das Verlangen der Menschen
„Verlangen“ ist hier offenbar nicht ein kurzlebiges Bedürfnis, hat nichts mit „geistlichem fast-food“ zu tun, sondern bezeichnet offenbar eine viel tiefer gehende, also ‚fundamentale‘ Sehnsucht, also eine Art „Grundbedürfnis“, oder sollte ich besser formulieren, eine „Grundbedürftigkeit“?!
Ich möchte hier jetzt keine vorgefertigten Antworten geben, denn die können wir uns alle (ich und Sie) uns selber geben:
Was schenkt mir Erfüllung, wenn alles, was Äußeres und Oberflächliches (das Furnier, das Schein-bare) ist, wegfällt oder ‚abgekratzt‘ ist?
Was brauche ich ‚im Grunde‘, um wirklich leben, überleben zu können; was ist mir also *Grundnahrung*?
(Sie können sich einen Augenblick Ruhe und Stille gönnen, und aufschreiben oder aufmalen, was Ihnen dazu einfällt.)
„… dein Wort erhält alle, die dir vertrauen…“
Der Verfasser dieser Zeilen hat die gläubige Überzeugung, dass alles, was für mein Leben wichtig ist, was mir Grund-Lage bildet, von Gott her kommt.
Wenn wir also in Krisenzeiten leben, ob nun persönliche oder auch als Gesellschaft (und die Corona-Krise kann beides zugleich sein), und wir nach geistlicher Nahrung Ausschau halten, dann kommen wir wohl auch nicht an der Frage vorbei, welche Rolle Gott dabei in meinem Leben spielt?
Traue ich IHM etwas zu?
Ver-traue ich darauf, dass ER letztlich meine Grund-Bedürfnisse stillen kann?
Nur wenn ich beiden Fragen – wenn auch nur teilweise – zustimmen kann (und wenn dahinter auch nur eine Sehnsucht, ein Wunsch danach besteht, dass Gott mir hilft), dann habe ich eine Grundlage, wo Gottes Wirken in meinem Leben mich sättigen kann.
Ich vergleiche – auch in Gottesdiensten – diese persönliche, geistliche Haltung mit einer leeren Schale (wie auf diesem Bild). Sie halte ich Gott hin, in der Erwartung, in der Sehnsucht, das ER sie füllt!
An diesem Gründonnerstag, mit dem die drei österlichen Tage beginnen, wünsche ich Ihnen Gottes Segen. Wenn Sie mir Ihre Gedanken schreiben wollen, freue ich mich darüber.
Geliebt mit Haut und Haaren
Heute, am Montag der Karwoche 2020 lese ich im Tagesevangelium die folgenden Verse aus Johannes, 12, 1-3: „Sechs Tage vor dem Paschafest kam Jesus nach Bethanien (…). Dort bereiteten sie ihm ein Mahl; Maria bediente (…). Da nahm Maria ein Pfund echtes, kostbares Nardenöl, salbte Jesus die Füße und trocknete sie mit ihrem Haar. Das Haus wurde vom Duft des Öls erfüllt.“
Gerd Eichmann / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0) Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Steinbach-St_Jakobus-60-Maria_Magdalena_salbt_Jesus_die_Fuesse-gje.jpg
Am Beginn der Karwoche also dieses Evangelium. Es richtet im weiteren Verlauf zwar auch den Blick auf das zukünftige Begräbnis Jesu, wenn es in Vers 7 heißt: „…Jesus jedoch sagte: Lass sie, damit sie es für den Tag meines Begräbnisses aufbewahrt!…“, aber dieser Satz scheint im Zusammenhang mit der Schilderung vorher etwas widersinnig, denn Maria bewahrt ja eigentlich nichts auf, sondern ‚verschwendet‘ es gleichsam in den Augen anderer. Deshalb: diesem Evangelium steckt noch viel mehr drin, was bedeutsam für diese Heilige Woche ist.
Der Stoff, aus dem Romanzen sind …
Ich möchte Sie mal zu einem sehr unkonventionellen Gedankenexperiment einladen. Lesen Sie mal den Auszug aus dem heutigen Evangelium, aber ohne die Namen „Jesus“ und „Maria“ und setzen Sie stattdessen andere – beliebige – Namen ein. Jetzt stellen Sie sich weiter vor, Sie sind Regisseur und sollen einen Film drehen, in dem auch diese Szene vorkommt… Wie würden Sie dieses Szene gestalten? Was würden Sie in der Szene zum Ausdruck bringen? (Sie können sich gerne dazu auch noch mal das Bild oben anschauen!)
… voller Zärtlichkeit, Nähe, Intimität und Eros
Erinnern wir uns, was wir in Johannes 11, 1f und 5 gelesen haben:
„…1 Ein Mann war krank, Lazarus aus Betanien, dem Dorf der Maria und ihrer Schwester Marta. 2 Maria war jene, die den Herrn mit Öl gesalbt und seine Füße mit ihren Haaren abgetrocknet hatte; deren Bruder Lazarus war krank. (…) 5 Jesus liebte aber Marta, ihre Schwester und Lazarus….“
Die Bibel nimmt kein Blatt vor den Mund: die Beziehung zwischen Jesus einerseits und Martha, Maria und Lazarus andererseits war eine Liebesbeziehung.
Ehrlich gesagt: müsste ich diese Szene ins Bild setzen, es wäre eine Szene voller liebevoller Nähe, Zärtlichkeit, Intimität und – ja ich wage es hier zu schreiben – auch etwas Erotik. Denn was spielt sich hier ab: eine Frau und ein Mann, von denen bekannt ist, dass sie sich sehr nahestehen, sich ‚lieben‘, wie Johannes in einem Kapitel vorher schreibt, kommen sich sehr nah, auch körperlich.
Wenn zwei Menschen sich so nahe kommen, der eine sich vor dem anderen niederhockt, die Füße berührt und sie mit kostbarem Öl salbt und dann auch noch das eigene Haar verwendet, um dieses Öl abzutrocknen, dann braucht es nicht viel Fantasie, dass man spürt, wie es auch zwischen diesen beiden Menschen knistert. Ich denke, dass man dieser Szene eine gewisse Erotik nicht absprechen kann.
Diese Erotik ist zugleich auch Ausdruck der tiefen Liebe zwischen diesen beiden Menschen. Und diese Liebe wird bedeutsam sein, wenn wir in den nächsten Tagen uns der Passion Jesu neu stellen.
Je mehr Liebe um so mehr Schmerz
Es ist kein Paradox, sondern die Kehrseite jeder Medaille, die da „Liebe“ heißt. Je mehr wir einen Menschen lieben, um so mehr schmerzt es uns, wenn diese Liebe bedroht wird. Je mehr wir einen Menschen lieben, um so mehr leiden wir mit, wenn der geliebte Mensch leidet. Um also den ganzen Schmerz verstehen zu können, den Marta und Maria mit der Hinrichtung und des Todes Jesu erfüllt hat, müssen wir uns vergegenwärtigen, wie groß ihre Liebe zu ihm war.
Wolfgang Sauber / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0), Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/91/Gotland-L%C3%A4rbro_kyrka_Bemaltes_Wandmalerei_03.jpg
Schauen Sie sich einmal dazu dieses Bild an. Es ist ein Fresko aus gotischer Zeit. Das Bild zeigt die „Mater dolorosa“, die Schmerzhafte Mutter. Auffällig ist, dass ihr ein Schwert durchs Herz geht. Mit diesem Bild wird der große, unerträgliche Schmerz Mariens ausgedrückt, den sie bei der Passion und dem Tod ihres geliebten Sohnes erleidet. Ähnlich wird es auch Martha und Maria aus Bethanien ergangen sein.
Wer viel liebt, wird nicht umhin kommen, auch viel zu leiden. Und die Salbung der Füße Jesu durch Maria von Bethanien bringt die große Liebe zu Jesus zum Ausdruck, die von so viel Hingabe, Zärtlichkeit und Eros geprägt ist.
In Liebe vereint bis … INS LEBEN!
Und wie ist es mit unserer Liebe zu Christus?
Ja, ich finde, wer mutig ist, darf sich einmal selber fragen: Wie groß ist meine Liebe zu Jesus Christus? Kann ich mir vorstellen, IHM, wie Maria, die Füße zu salben und ihm ganz nahe zu sein, weil ich mich in seiner Nähe einfach selber geliebt fühle? Oder graut es mir jetzt schon ein wenig, wenn ich an die Tage der Erinnerung seiner Passion denke und ich mich in Schriftlesung und Meditation auf SEINE Leidensgeschichte einlasse? Würde ich etwa – wie einige seiner Jünger – auch am Liebsten Reißaus nehmen und direkt vom Palmsonntag nach Ostersonntag fliehen, ohne das Abendmahl, ohne den Verrat, ohne seine Hinrichtung und sein Sterben?
Je mehr ich darüber nachdenke, ahne ich:
Wer Jesus Christus wirklich liebt, mit ganzem Herzen und mit seiner ganzen menschlichen Existenz, der wird die Passion fürchten, aber er wird auch umso mehr mit den Frauen am Ostermorgen zum Grab gehen können und voller Freude erfüllt sein, dass der geliebte HERR, MEISTER, BRUDER und FREUND nicht im Tod geblieben, sondern auferstanden ist und uns nahe bleibt, wie ER uns versprochen hat.
Und weil ich auf das lebensvolle Ende sehe, kann ich mich auf die Liebe und den Schmerz einlassen, der aus meiner Beziehung zu Jesus Christus erwächst. Denn es ist eine Liebe, die uns vereint … bis ins LEBEN!
Aufgrund meiner gesundheitlichen Lage in diesen Tagen bringe ich es nicht fertig, einen geistlichen Impuls für den kommenden Sonntag, dem Palmsonntag, zu erstellen.
Die Impulse an den letzten beiden Sonntagen waren auch für mich persönlich eine geistliche Vorbereitung für diese Sonntage, da ich in dieser Zeit auch keine Eucharistie feiere.
So fehlt Ihnen nicht nur ein Impuls, auch ich muss mir persönlich die Frage stellen, wie ich nun den Palmsonntag geistlich begehen werde?
Das kann ich Ihnen gerne beantworten und mitgeben in die neue Woche.
Das A&O: die geistliche Schriftlesung
In dieser Woche, der Karwoche, werde ich die geistliche Schriftlesung in den Mittelpunkt meines spirituellen Lebens stellen. Dazu nehme ich die Schriftlesungen, die in der Leseordnung der Kirche in diesem Jahr vogesehen sind. Sie finden diese Leseordnung hier beim Bibelwerk. Dort können Sie auch den entsprechenden Link anklicken und bekommen so den Lesungstext online präsentiert. Wenn diese Form der geistlichen Schriftlesung für Sie neu ist, wählen Sie erst einmal nur eine Schriftlesung aus, am Besten das Evangelium des Tages (Am Palmsonntag empfehle ich Mt 21, weil die Passion noch am Karfreitag gelesen wird.)
Damit diese geistliche Schriftlesung einen ‚Rahmen‘ bekommt, gebe ich ihr diesen Rahmen und orientiere mich dabei an Formen aus der Stundenliturgie.
Ich suche mir einen Ort, den ich für diese Schriftlesung nutzen will. Als Einstimmung kann ich mir ein Musikstück anhören, dass mich zur Ruhe kommen lässt. Entzünden Sie eine Kerze oder stellen z.B. Blumen, ein Kreuz oder eine Ikone parat.
Ich eröffne diesen kleinen Gottesdienst mit dem Kreuzzeichen und den Worten: „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.“
Daran kann sich ein kurzes Gebet anschließen mit eigenen Worten, wie z.B. „Herr, ich komme in dieser Stunde zu dir. Ich möchte dein Wort hören. Bereite mein Herz und meinen Verstand, damit sie sich Deinem Wort öffnen. Amen.“ (Oder ein anderes freies spontanes Gebet!)
Ich gehe in einen Augenblick der Stille, höre in mich hinein, was mich in diesem Augenblick bewegt, wie ich mich in die Gegenwart des Herrn begeben habe und halte es IHM hin; denn ich und mein ganzes Leben wollen IHM nun nahe sein.
Ich beginne mit der Lesung des Lesungstextes (-> Tagesevangelium)
Nun denke ich einen Augenblick über diesen Schrifttext nach: Welches Wort oder welcher Satz hat mich besonders angesprochen; wo bin ich hängen geblieben? Wo kommen innere Blockaden, was ermutigt oder bestärkt mich? Wo werde ich aber auch vielleicht traurig? Kommen mir beim Lesen dieses Textes Situationen aus meinem eigenen Leben oder aus dem Leben anderer in den Sinn? … Und als letzter Gedankenimpuls: „Gott, was willst du mir in meinem Leben heute mit diesem Text sagen?“ –
Vielleicht können Sie nicht alle Fragen beantworten. Dann zwingen Sie sich nicht und lassen es so, wie es ist. Das Wort Gottes, das ER Ihnen sagen wird, kommt auch so bei Ihnen an und wirkt in Ihnen. Darauf dürfen wir vertrauen.
Jetzt haben Sie vielleicht noch einmal die Muße, sich etwas Musik anzuhören. Dann gönnen Sie sich dieses.
Nun können wir unsere Bitten vor Gott tragen, die dann münden in dem Vater-unser. Als Einleitung für die Bitten reicht ein ganz schlichter einleitender Gedanke, wie etwas dieser: „Gott (Herr Jesus), ich bringe vor dich hin all die Menschen und Situationen, für dich ich beten möchte. Ich bringe vor dich hin ….“ (und nun können Sie ihre konkreten Anliegen vor Gott aussprechen, laut oder in Gedanken …!) Fassen Sie Ihre (Für-)Bitten zusammen mit dem Vater-unser.
Abschließen können Sie diese geistliche Schriftlesung mit einem persönlichen, abschließenden Gebet und einer Segensbitte. Als Segensbitte empfehle ich persönlich die auf die Situation abgewandelte Segensbitte aus dem Alten Testament, dem ‚aaronitischen Segen‘: „Der Herr segne und behüte uns. Er lasse SEIN Angesicht über uns leuchten und sei uns gnädig. Er wende uns sein Angesicht zu und gebe uns Frieden. So segne und behüte uns der gnädige Gott der Vater, und der Sohn (+) und der Heilige Geist. Amen.“
… dass ich mal wieder ’schlecht‘ geschlafen und viel zu früh wach wurde
und mir kommt das Wort aus dem Buch des Propheten Jesaja (Jes 50, 4f) in den Sinn:
„…GOTT, der Herr, gab mir die Zunge von Schülern, / damit ich verstehe, die Müden zu stärken durch ein aufmunterndes Wort. Jeden Morgen weckt er mein Ohr, / damit ich höre, wie Schüler hören. GOTT, der Herr, hat mir das Ohr geöffnet….“
5. Fastensonntag – 2020
Wort-Gottes-Feier zum Passionssonntag – Misereorsonntag 2020
Ich danke ganz herzlich und ausdrücklich der Katholischen Bibelanstalt Stuttgart, die die Texte der Einheitsübersetzung vorläufig in kostenloser Lizenz zur Verfügung stellt.
Guitalele’s Happy Place by Stefan Kartenberg (c) copyright 2017 Licensed under a Creative Commons Attribution (3.0) license. http://dig.ccmixter.org/files/JeffSpeed68/56194 Ft: Kara Square (mindmapthat)
„Go now…“ ( Gehe nun..!) Go Now by Geert Veneklaas (c) copyright 2010 Licensed under a Creative Commons Attribution Noncommercial (3.0) license. http://dig.ccmixter.org/files/geertveneklaas/26246 Ft: Diane Jessurun & St. Paul
La voie est libre – (Der Weg ist frei!) La Voie Est Libre by Martijn de Boer (NiGiD) (c) copyright 2018 Licensed under a Creative Commons Attribution Noncommercial (3.0) license. http://dig.ccmixter.org/files/NiGiD/58423 Ft: Reiswerk
Geistliches Leben trotz Corona
Auch wenn Veranstaltungen und Gottesdienste ausfallen, ist geistliches und gottesdienstliches Leben möglich
Eine geistliche Orientierung
Noch erscheint es wie ein Flickenteppich von unterschiedlichen Maßnahmen, die auch von Kirchengemeinden ergriffen werden, um die Ausbreitung des Corona-Virus zu verlangsamen. Doch hinter allen Maßnahmen steht die Absicht, die besonders gefährdeten Risikogruppen weitgehenst zu schützen. Im optimalen Fall wird es in der Zwischenzeit zumindest antivirale Medikamente geben, die die Risiken einer möglichen Infektion minimieren können.
Es ist – seit ich lebe – wohl das erste Mal, dass sogar entschieden wird, Gottesdienst über einen längeren Zeitraum („bis auf weiteres“) ausfallen zu lassen. Meine frühere Pfarrei St. Hippolytus in Gelsenkirchen-Horst hat sich ganz aktuell dazu entschieden. -> https://www.hippolytus.de/2020/03/wegen-corona-standorte-vorerst-geschlossen/ Beim Schreiben dieses Beitrags erreichen mich auch Nachrichten, dass die Bischöfe von Hamburg und Osnabrück dringend dazu raten, Gottesdienste ganz ausfallen zu lassen. Das Neue Ruhr-Wort berichtet online darüber.
Ich halte eine solche Entscheidung für mutig, aber auch für geboten und ich hoffe, dass andere Pfarreien ebenso den Mut zu solchen Entscheidungen finden.
Zugleich sorgen sich Gläubige, ob sie da, wo noch Gottesdienste angeboten werden, persönlich das Risiko eingehen sollten, an diesen Gottesdiensten teilzunehmen?
Gottesdienstliches Leben findet weiterhin statt
Nun ist die Situation so ungewohnt, dass sich gläubige ChristInnen, die sonst regelmäßig am Gemeindegottesdienst teilnehmen, sich die Frage stellen, wie ihr geistliches Bedürfnis nach Gottesdiensten weiter gestillt werden kann, auch wenn sie vor Ort an keinem Gottesdienst teilnehmen können oder aus berechtigter Sorgen teilnehmen wollen?
Dieses Frage ist völlig legitim und wir SeelsorgerInnen müssen diese Frage aufgreifen und beantworten und Alternativen aufzeigen!
In einem sehr hilfreichen Beitrag hat die Onlinepräsenz von www.katholisch.de diese Frage aufgegriffen. Dort wird sehr ausführlich und konkret erwähnt, welche Alternativen gottesdienstlicher Teilnahme durch Radio und TV, aber auch über das Internet wahrgenommen werden können. Diesen Beitrag möchte ich sehr empfehlen: https://www.katholisch.de/artikel/24822-kirche-trotz-corona-so-kann-man-weiter-am-glaubensleben-teilnehmen
Ich möchte alle dazu ermutigen, sich ruhigen Gewissens diese Angebot zu nutze zu machen.
In den Pfarreien, wo keine Gottesdienste angeboten werden, besteht aber weiterhin ein seelsorgliches Angebot der dortigen SeelsorgerInnen. Und es wird auch teilweise ausdrücklich das Angebot gemacht, wie die hl. Kommunion dennoch empfangen werden kann, für jene, die es wünschen. Hier gilt es, neue und unkonventionelle Wege zu gehen. Bischof Bode von Osnabrück betont deshalb zu Recht, dass diese gegenwärtige Situation es erfordert, aussergewöhnliche Wege zu gehen.
Den Mutigen bei solchen Entscheidungen gilt meine die Unterstützung, nicht den Zaghaften!
Im Matthäus-Evangelium, Kapitel 6, wo Jesus sich zumFasten äußert, äußert er sich auch zum Gebet. So heißt es bei Mt 6,6: „Du aber, wenn du betest, geh in deine Kammer, schließ die Tür zu; dann bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist! Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.“
Jesus macht damit deutlich, dass echte Gottesbeziehung zuhause, auch während einer Quarantäne, möglich ist. Sie wird sogar im Vergleich zu öffentlichkeitsheischendem Auftreten beim Gebet als die bessere Form gewürdigt. Mir sagt es in dieser konkreten Situation: wir brauchen uns keine Sorgen zu machen, dass die Nichterfüllung der vermeintlichen Sonntagspflicht von Gott verurteilt wird. Gott ist ein Gott der Beziehung. Diese Beziehung zeigt sich natürlich in dem gemeinsamen Gottesdienst. Aber diese Beziehung wird genau so gepflegt, wenn wir im persönlichen Gebet und häuslichen Gottesdienst unter aussergewöhnlichen Umständen unserer ‚Sonntagspflicht‘ nachkommen.
Ich werde versuchen, in dieser Zeit häufiger auch hier geistliche Gedanken zur Fastenzeit zu posten. Schauen Sie mal wieder rein. Gesegnete Fastenzeit!
Heilen, nicht krank machen …
„Wenn ihr in eine Stadt kommt und man euch aufnimmt, (…) heilt die Kranken, die dort sind, und sagt den Leuten: Das Reich Gottes ist euch nahe.“ (Lk 10,9)
In Zeiten eigener Krankheit lohnt es sich, in sich selbst hinein zu hören, wonach man sich selbst sehnt. In Begleitung von Kranken bekomme ich manchmal – sogar sehr deutlich – Hinweise: „Ich möchte wieder mein altes Leben zurück!“ – „Ich möchte wieder aktiv werden können!“ – „Ich wünsche mir, meine Antriebslosigkeit zu überwinden!“
Ja, Kranke – so man ihnen offen begegnet und zuhört – können sehr klar formulieren, was ‚ihnen fehlt‘! BTW: Kennen Sie das auch noch? Sie gehen zum Arzt und er fragt Sie: „Was fehlt Ihnen!“?
Kranksein bedeutet also oft Mangel. Es bedeutet, dass den Menschen etwas fehlt; dass sie etwas vermissen, was sie vorher hatten. Kranksein wird also als eine Reduktion verstanden; ein Zurückgeführt werden, was von den erkrankten Menschen aber als Mangel wahrgenommen wird. [An dieser Stelle möchte ich mich nicht mit der Frage beschäftigen, ob eine Re-duktion manchmal auch sinnvoll sein kann! – Ich möchte mich heute darauf beschränken, dass die Reduktion, die Kranke in ihrer Krankheit erfahren, oft als etwas wahrgenommen wird, das sie mit einem ‚Mangel‘ beschreiben oder sogar gleichsetzen würden.]
Die Sehnsucht von Kranken ist daher nur all zu verständlich: die Sehnsucht nach der Wiederherstellung eines frühen Zustands!
In der heutigen Tageslesung lese ich das Wort bei Lukas 10,9 aus dem Munde Jesu: „Wenn ihr in eine Stadt kommt und man euch aufnimmt, (…) heilt die Kranken, die dort sind, und sagt den Leuten: Das Reich Gottes ist euch nahe.“ (Lk 10,9)
Jesus sagt uns hier also: – Fragt die Menschen: „Was fehlt dir?“! – Fragt die Menschen, was sie in ihrem Leben vermissen!
Die jesuanische Haltung der Christen ist also jene, die nach dem Menschen schaut, die ihn buchstäblich ‚in den Blick nimmt‘ und ihm so An-Sehen verschafft.
Doch die Haltung, wie Kirche und Christen oft anderen Menschen begegnet, ist nicht selten von Erwartungen geprägt, die an die anderen gestellt werden: sie sollten, sie müssten, ….
Die Haltung Jesu im heutigen Evangelium ist doch eine ganz andere. Seine Haltung ist die heilsame Haltung eines Arztes, der die Menschen fragt: „Was fehlt dir?“
Damit spricht Jesus auch den Menschen eine Kompetenz zu, nämlich die Kompetenz, sich selbst am Besten auf die Spur zu kommen, was sie zu ihrem Heil, zu ihrer Heilung brauchen.
Ich wünsche mir mehr von dieser Haltung Jesu Christi in unseren Kirchen und bei den ChristInnen dieser Zeit: Haben wir den Mut, mit den Augen des Herrn auf die Menschen zu schauen, ihn in den Blick zu nehmen und seine Sehnsüchte nach Heil und Heilung.
Und genau für diese Arbeit sucht er auch heute Menschen, wenn er einige Verse zuvor sagt: „Die Ernte ist groß (…). Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden…“ (vgl Lk 10, 1ff.)
Ich träume von einer Kirche, die den Menschen nicht sagt, was sie zu tun oder zu lassen haben, sondern die sie – wie der Herr selbst – fragt: „Was willst du, das ich dir tue!“ (vgl. Lk 18,41)