„Ich will meiner Klage freien Lauf lassen und reden in der Betrübnis meiner Seele.“ (Hiob 10,1)
Installation in der Krankenhaus-Kapelle lädt zum Klagen ein
„Gott sei’s geklagt!“ – diese alte Redensart weist uns darauf hin, dass wir auch klagend im Gebet mit Gott reden können.
Zeugnisse darüber gibt es bereits in der Bibel: zum Beispiel bei Hiob oder in den Psalmen: „Ich schütte vor IHM meine Klage aus…“ (Psalm 142, 3).
Die Klage des eigenen oder fremden Leids gegenüber Gott gehört zu einer vertrauensvollen Gottesbeziehung mit dazu. Denn unser Leben ist manchmal ‚beklagenswert‘!
Die Passionszeit (Fastenzeit) lädt uns alle ein, unsere Klage(n) vor Gott zu tragen. So haben wir von der ökumenischen Krankenhaus-Seelsorge in der Krankenhaus-Kapelle des evangelischen Johanniter-Krankenhauses in Oberhausen eine Installation vorbereitet.
An einer Präsentationswand wurden „Klage-Kärtchen“ vorbereitet. Auf diese können Besucher:innen der Kapelle ihre Anliegen, ihre Sorgen und Klagen schreiben und dann an das Altarkreuz hängen.
Diese Klagen werden so zu einem lebendigen und offenherzigen Gebet. Diese Klagezettel werden am Ende der Passionszeit im Osterfeuer verbrannt.
Das Fest des heiligen Valentin geht zurück auf eine Märtyrererzählung aus dem 3. Jh. n. Chr. „Valentin von Rom soll als Priester Liebespaare trotz des Verbots christlich getraut haben und deswegen am 14. Februar 269 hingerichtet worden sein. Zudem habe Valentin den frisch verheirateten Paaren Blumen aus seinem Garten geschenkt. Die Ehen, die von ihm geschlossen wurden, haben der Überlieferung nach unter einem guten Stern gestanden.“Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Valentin_von_Terni
Besonders interessant sind hier bei uns in NRW die Bauernregeln, die sich um diesen Gedenktag ranken:
Ist’s am Valentin noch weiß, blüht zu Ostern schon das Reis. Am Tag von Sankt Valentin, gehen Eis und Schnee dahin.
Was mir aber auch in diesem Jahr besonders auffällt, sind die Umstände, die die Corona-Pandemie mit sich bringt. Der Valentinstag bekommt dadurch eine besondere Prägung. Es gibt Initiativen, die z.B. kranken Angehörigen durch das Pflegepersonal Valentinstags-Grüße ans Krankenbett bringen, weil viele Kranke in den Krankenhäusern nicht besucht werden dürfen. (vgl.: https://www.presseportal.de/pm/142073/4834674 ).
Quelle: www.pixabay.com
Im Netz finden sich aber immer mehr Postings, die die Bedeutung des Valentins-Tags nicht nur auf Liebende, sondern auch auf Freundschaften ausdehnen. Das finde ich eine besonders bemerkenswerte Akzentuierung.
Denn schon in der lateinischen Sprache gibt es einen gemeinsamen Wortstamm für die Worte „Liebe“ und „Freundschaft“ („amor“ und „amititia“ vom lat. „amare“ = „lieben“ ).
Quelle: www.pixabay.ocm=
Der Valentinstag lädt also dazu ein, die Liebe an sich zu feiern, die Menschen sich untereinander schenken können.
Gerade in diesen Pandemiezeiten kann dies ein wichtiges aufmunterndes Zeichen sein.
Welche Freund*innen und Freundschaften sind dir in deinem Leben besonders wichtig (geworden)? Welchen Personen kannst du besonders an diesem Tag mal deutlich machen:
Wie schön, dass es Dich gibt! Ohne Dich wäre mein Leben leerer!
Erinnerst du dich an deine eigene Taufe? Die meisten Menschen werden diese Frage – zumindest in unserem Kulturkreis – mit Nein beantworten, weil bei uns immer noch mehrheitlich die sogenannte „Säuglingstaufe“ üblich ist, das bedeutet, dass die Kinder bei uns meistens schon im Kleinkindalter getauft werden. Natürlich haben dann die wenigsten von uns eine Erinnerung an die eigene Taufe.
Taufe – die kennen wir deshalb oft nur vom Mit-feiern, als Eltern, Paten, ältere Geschwister oder andere Verwandten und Freund*innen der Familie.
Der kommende Sonntag nimmt die Taufe in den Blick.
Der letzte Sonntag im Weihnachtsfestkreis – nach der Liturgiereform der 1970er Jahre – ist das ‚Fest Taufe des Herrn‘.
Zwar endet damit die lichterglanz-erfüllte (Vor-)Weihnachtszeit und somit kehrt der ‚graue‘ Alltag wieder ein. Aber ich mag dieses Fest trotzdem sehr. Es ist nämlich für mich das ‚weihnachtliche Pfingstfest‚!
Wieso? Das ergibt sich aus dem Evangelium dieses Sonntags: -> Mk 1,5-11 Darin heißt es:
„Ich (Johannes) habe euch mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen.“
Die Taufe des Johannes ist eine „Taufe der Buße“, der Umkehr und der Reinigung. Sie erhält durch Johannes eher einen appellativen Charakter. Wer sich von Johannes taufen lässt, erklärt sich durch die Taufe bereit, den Weg der Umkehr zu gehen und das Wasser ist das Wasser der Reinigung und es soll belebend wirken, als Zeichen für die Wiederbelebung des Umkehrenden, der gestärkt den Weg der Umkehr gehen kann. Denn, das Wasser ist ein Lebenselexier.
Nach Johannes hat die Taufe Christi aber einen Mehrwert, er gibt quasi eine Zugabe zu der Taufe des Johannes. Und Johannes macht in aller Bescheidenheit und Selbstrücknahme darauf aufmerksam: „… er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen …“
Bei der Taufe durch Jesus Christus, wird der Person, die sich taufen lässt, nicht nur etwas genommen (Schuld), sondern erhält auch etwas zurück oder dazu; gleichsam eine Zugabe. Die Taufe Christi schenkt den Heiligen Geist.
Damit ist der letzte Sonntag im Weihnachtsfestkreis, an dem wir auch hören, dass bei der Taufe Jesu selbst der Heilige Geist auf ihn herabkam und ihn als den „geliebten Sohn Gottes“ markiert, das „Pfingstfest der Weihnachtszeit“.
[Ist das nicht ein genialer theologischer Gedanke? Am Ende der Osterzeit steht das hochheilige Pfingstfest und am Ende der Weihnachtszeit auch ein Fest, wo der Heilige Geist eine entscheidende Rolle spielt. So richtig klar ist mir diese Parallele erst jetzt aufgegangen. Dafür musste ich so alt werden! ]
Und nicht von ungefähr gehören unsere Sakramente Taufe und Firmung zusammen. Denn nach katholischem Sakramentsverständnis wird durch die Firmung das Sakrament der Taufe bestätigt und vollendet.
Wenn in einigen Gemeinden am „Fest Taufe des Herrn“ auch eine sogenannte „Tauferneuerung“ stattfindet, dann deshalb, weil das Geschenk der Taufe ein so wichtiges Mitbringsel des Herrn ist, dass es sich lohnt, sich immer wieder neu daran zu erinnern.
Gerade in Zeiten, in denen unser Leben unruhigen Zeiten ausgesetzt ist oder wir selber persönlich oder als Gesellschaft vor großen Herausforderungen stehen, finde ich es hilfreich und wertvoll, sich in solchen Zeiten besonders dieser Zugabe des Herrn zu vergewissern.
Viele, die mich kennen, wissen, wie sehr mir da ein Gebet zum Heiligen Geist wichtig geworden ist (meist bete ich dieses Gebet mit der Gemeinde zu Pfingsten auch als ‚Ersatz‘ für die Fürbitten). Es ist die Pfingstsequenz.
Ich lade dich ein, diese Pfingstsequenz auch an diesem Sonntag zu hören, zu beten und zu meditieren.
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Die Textversion:
Komm herab, o Heil‘ger Geist, der die finstre Nacht zerreißt, strahle Licht in diese Welt.
Komm, der alle Armen liebt, komm, der gute Gaben gibt, komm, der jedes Herz erhellt.
Höchster Tröster in der Zeit, Gast, der Herz und Sinn erfreut, köstlich Labsal in der Not,
in der Unrast schenkst du Ruh, hauchst in Hitze Kühlung zu, spendest Trost in Leid und Tod.
Komm, o du glückselig Licht, fülle Herz und Angesicht, dring bis auf der Seele Grund.
Ohne dein lebendig Wehn kann im Menschen nichts bestehn, kann nichts heil sein noch gesund.
Was befleckt ist, wasche rein, Dürrem gieße Leben ein, heile du, wo Krankheit quält.
Wärme du, was kalt und hart, löse, was in sich erstarrt, lenke, was den Weg verfehlt.
Gib dem Volk, das dir vertraut, das auf deine Hilfe baut, deine Gaben zum Geleit.
Lass es in der Zeit bestehn, deines Heils Vollendung sehn und der Freuden Ewigkeit.
…
Ich lade dich ein, dir nun einen Augenblick der Stille zu nehmen und noch einmal kurz die Worte zu vertiefen, die dich aus dieser Sequenz besonders angesprochen und erreicht haben.
(… Stille! …)
Im Gebet, das auf Jesus Christus selber zurück geht, können wir uns jetzt gemeinsam verbinden, in dem wir das Vaterunser beten:
Gebet: Herr Jesus Christus, wer zu dir kommt, den weist du nicht ab. Wer zu dir kommt, der kann die ganze Last und die ganze Schuld des Lebens bei dir abladen.
Indem wir frei werden von Schuld, Angst und Not ist deine Liebe zu uns noch lange nicht erschöpft.
Denn du gibst uns, was wir zum Leben brauchen, damit unser Leben sinn-voll er-füllt geist-reich und geistlich werden kann.
Schenke uns auch in dieser Zeit deinen Geist, der uns Perspektiven eröffnet. uns Ausdauer schenkt gegen die Ermüdung, der uns Weisheit und Geduld schenkt. Dein Geist kühle erhitzte Gemüter und wärme kälte-erstarrte Herzen.
Amen. (Gerd Wittka, 10.01.2021)
Und hier noch zum Schluß eine andere, moderne schöne Vertonung:
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Johannes der Täufer
Ein Mann, der von sich selber absehen kann
„Als die Juden von Jerusalem aus Priester und Leviten zu Johannes sandten mit der Frage: Wer bist du?, bekannte er und leugnete nicht; er bekannte: Ich bin nicht der Messias!“ ( Joh 1, 19b-20)
Heute lese ich diese Textpassage im Tagesevangelium.
Und wieder stocke ich bei diesem Dialog. Irgendwas weckte meine Aufmerksamkeit.
Und dann fiel mir auf: die Gesandten fragen Johannes danach, wer er sei?
Jetzt hätte Johannes die Gelegenheit zur Selbstdarstellung gehabt; er hätte alle seine Leistungen aufzählen können und was er schon erreicht hatte. Er hätte erzählen können, wie wunder- und sonderbar die Umstände seiner Geburt gewesen sind und dass man damals schon voller Erstaunen und Verwunderung gefragt hat, was aus diesem Kind wohl werden würde. (vgl. Lk 1,66)
Aber: anstatt auf Selbstdarstellung bedacht zu sein, erleben wir hier Johannes den Täufer als jemanden, der sehr aufmerksam ist, der zuhört, der sich umschaut und der nach dem Ursprung der Frage fragt, wer er denn sei?
Als aufmerksamer Mensch erkennt Johannes offenbar sehr schnell, dass auch die Priester und Leviten damals hofften, dass der Messias kommen würde, der sie auch von der Fremdherrschaft Roms befreien würde. Das war damals wohl eine zentrale Sehnsucht aller gläubigen Juden gewesen.
Johannes entdeckt also die Frage hinter der Frage. Er merkt, dass die Menschen ihn nicht fragen, wer er sei, um ihn – Johannes – näher kennen zu lernen, sondern er versteht sofort, dass es nicht um ihn geht sondern um die Suche nach dem Messias.
Selber Jude, weiß Johannes um die Bedeutung dieser Frage.
Aber Johannes ist klug genug, die Frage nicht oberflächlich zu verstehen, sondern den tieferen Kern der Frage zu erfassen. Und so ist seine Antwort auch nicht oberflächlich und egozentrisch. Johannes antwortet buchstäblich tiefsinnig und erkennt darin den wahren Sinn ihrer Frage.
Ich wünsche mir, dass wir immer tiefer die Botschaften und Fragen der Menschen verstehen lernen, die vielleicht vordergründig formuliert, aber tiefgründig gemeint sind.
Um diese Fähigkeit zu trainieren, ist es nötig, eine Haltung einzunehmen, die nicht zu vorderst von sich selbst ausgeht, sondern von sich absehen kann.
Die Haltung des Johannes nennt man Bescheidenheit oder Demut. Es ist dieselbe Haltung, von der über den heiligen Papst Johannes XXIII. die Selbstaussage überliefert wird:
Heute Morgen fand ich in der Schriftlesung des Tages ein abschließendes Gebet, aus dem ich gerne zitieren möchte:
„Guter Gott, es fällt uns nicht immer leicht, die richtigen Entscheidungen zu treffen. (…) Manchmal stellen wir uns auch die Frage, wie viel an Einsatz uns etwas wert ist oder ob wir doch lieber alles seinen gewohnten Gang gehen lassen (…). Steh du uns mit deinem Heiligen Geist bei, damit wir uns gestärkt spüren und frei handeln. Amen.“ (Verfasser*in unbekannt, Quelle: TE DEUM, 12.2020, S. 185)
Dieses Gebet nimmt meines Erachtens genau die missliche Lage auf, in der sich momentan viele Seelsorger*innen befinden, die in diesen Tagen entscheiden müssen, ob nun Präsenzgottesdienste angeboten werden oder mindestens bis zum Ende des staatlichen Lockdowns ausgesetzt werden?
In dieser Phase befinde ich mich persönlich auch, da ich aus einer Gewissensentscheidung heraus die Durchführung von Präsenzgottesdienste für unverantwortlich halte.
Ich habe eine Entscheidung für mich getroffen, die in vielen Gesprächen mit Teamkollegen und Gottesdienstteilnehmer*innen gefallen ist.
Es gibt Entscheidungen, die wir uns nicht abnehmen lassen können, die wir nicht delegieren können und die auch andere für uns nicht entscheiden können, weil diese Entscheidungen zutiefst mit dem eigenen Gewissen verknüpft sind.
Und das Gewissen ist – wie auch kirchliche Dokumente (nicht zuletzt das II. Vatikanische Konzil sagt), die höchste Entscheidungsinstanz. Die höchste Urteilsinstanz aber ist Gott allein. Er schaut auf das Herz, erschaut auf unseren wirklichen Beweggründe und ob sie aus Liebe erwachsen sind.
Ich vertraue deshalb auf die gnädige Beurteilung Gottes. Und das macht mich innerlich frei, wenn auch nicht ohne Konflikt.