Lasst die Hoffnung nicht fahren …!

„Eine Hülle verhüllt alle Völker und eine Decke bedeckt alle Nationen!“ (vgl. Jes 25, 6-10a)

Erinnern Sie sich an die Worte aus der heutigen Lesung?
Jesaja benutzt dieses Bild.

Heute, fast 3.000 Jahre nachdem dieser Text geschrieben wurde, kann ich dieses Bildwort des Jesaja – leider – auch noch nutzen!
• Es liegt eine Hülle von Hass und Gewalt über den Völkern dieser Erde.
• Eine Decke aus Naturkatastrophen, aus Hunger, Leid und Tod bedeckt die Nationen!
Es scheint heute nicht anders zu sein, als zu den Zeiten des Jesaja.

Ja, wird das denn niemals enden?!“
so sagte mir am vergangen Dienstag jemand im Krankenhaus:
„Ich kann es nicht mehr ertragen, diese Nachrichten und Bilder aus der ganzen Welt; dem Krieg in der Ukraine, die terroristischen Massaker der Hamas in Israel, Bürgerkriege in anderen Ländern, noch dazu die ganzen Katastrophen und Klimakrisen und dann auch das Leid hier der Menschen, der Patient:innen! Und dann noch die menschenfeindliche Ideologie der rechtsnationalen Menschen und Parteien! – Ich kann es nicht mehr ertragen!“

Sie spricht sicherlich vielen von uns aus der Seele.
Unerträglich scheint es zu sein, die Zeit, in der wir leben.
Unerträglich schien auch damals die Zeit gewesen zu sein, in der Jesaja seinen heutigen Text hineingeschrieben hat.
Darin liegt der Grund für diesen Text!
Der vermeintlichen Unerträglichkeit unseres Seins will Jesaja ganz bewusst etwas entgegen setzen.

Das ist so, wie diese Woche beim Morgenmagazin: man hat ganz bewusst gute Nachrichten mit ins Programm genommen.
Gute Nachrichten in scheinbar unerträglichen Zeiten sind keine Vertröstungen oder Übertünchen irgendwelcher Realitäten. Sie sind das notwendige Korrektiv, um unsere Psychohygiene in Balance zu halten.

Wer mag in solchen Zeiten schon ans Feiern denken?

Doch genau das nimmt Jesaja in den Blick: „An jenem Tag wird der Herr der Heerscharen für alle Völker ein Festmahl geben. „ (Denn) ER hat den Tod für immer verschlungen und Gott, der Herr, wird die Tränen von jedem Gesicht abwischen. … An jenem Tag wird man sagen: Siehe, das ist unser Gott, auf ihn haben wir gehofft, dass er uns rettet. Das ist der HERR, auf ihn haben wir gehofft!“

Wir Menschen brauchen Perspektiven und Visionen, aber nicht, um uns von der Realität abzulenken, sondern um die Hoffnung nicht zu verlieren.
Denn die Hoffnung ist die Kraft, die uns motivieren kann, trotz aller Herausforderungen und Widerlichkeiten des Lebens nicht die Hände in den Schoß zu legen.
Menschen mit hoffnungsvollen Zukunftsperspektiven braucht es gerade in diesen Zeiten, jedoch keine billige Vertröstung auf die Zukunft, erst recht nicht aufs Jenseits!

Jesaja ist von der Hoffnung erfüllt, dass es bessere Zeiten geben wird und dass diese Zeiten von Gott heraufgeführt werden.
Aber er sagt auch deutlich, dass die jetzigen Zeiten völlig andere sind.
Der Dienst und die Botschaft des Jesaja sind so lebensnotwendig.
Sie nimmt die Gegenwart realistisch in den Blick; sie sagt ‚noch‘ ist es nicht so weit.

Wir leben noch in der Zeit vorher, das ist unübersehbar, mit vielen Grenzen, Unklarheiten und Todesmächten. Wir hoffen noch.
Und darin will er ermutigen: die Hoffnung nicht fahren zu lassen.

Die Sendung von uns Christ:innen in dieser Zeit könnte sein, dass wir Jesaja nacheifern und wir uns gegenseitig und auch anderen Hoffnung zusprechen.
Hoffnung zu machen, bedeutet dann: in unserem Leben bewusst Kontrapunkte zu setzen!
Solche Kontrapunkte müssen nicht immer großartig sein.

Ich erinnere mich da z.B. an eine Begegnung mit einem psychiatrischen Patienten in dieser vergangenen Woche.
Das Leben dieses Menschen war geprägt von Resignation, von Schwarzseherei und Verzweiflung, dass die Gesundung nicht voranschreitet.
Dann sein fatale Gedanke – die Angst – dieses Leben vielleicht mal leid sein zu würden; die Angst vor Suizidgedanken!
Vor meinem Urlaub ging es diesem Menschen besser und ich dachte, dass es jetzt nur noch bergauf gehen würde.
Doch das Gegenteil war eingetreten. Auch ich war da sprachlos.
Bei dieser Begegnung konnte ich nur da sein, diesem Menschen Raum geben, von seinem Leid zu reden.
Und nach gut dreiviertel Stunden erlebte ich eine Veränderung: die Tränen versiegten, die Atmung wurde entspannter, Ruhe kehrte ein.
Die Herausforderungen waren aber geblieben. Sie waren immer noch da, nicht weggeredet oder übertüncht.
Sie standen – vielleicht klarer als vorher – im Raum.

Und dennoch ist für den Augenblick so etwas zurück gekommen, wie Ruhe und Frieden.

Ich bat diesen Patienten, nur in diesem Augenblick des inneren Friedens zu bleiben, ihn auszukosten.
Denn nur dieser Augenblick zählte gerade.

Für einen Augenblick war die Angst gewichen.

Solche Augenblicke können auch die Hoffnung stärken.
Einen Augenblick lang zu erfahren, dass man das Leid tragen kann, kann die Hoffnung stärken, dass es in Zukunft immer wieder solche stärkenden Augenblicke gibt.
Solche noch so unscheinbare Augenblick sind heilvolle Augenblicke.

Einen Augenblick mal nicht sagen zu müssen: „Ich kann es nicht mehr ertragen…!“, das könnte manchmal der heilsamste Augenblick in momentaner Lebenssituation sein.
Vielleicht ist es nicht viel, aber in solchen Augenblicken ist es alles!


Alle Bilder: www.pixabay.com




‚festival of hope’`?!

Nein, es ist vielmehr ein Festival des Hasses, wenn der US-amerikanische Prediger Franklin Graham, der Sohn von Billy Graham, am kommenden Samstag nach Essen kommt.
Franklin Graham, ein eiserner Verfechter von Donald Trump, hat in der Vergangenheit mit auffällig queerfeindlichen Aussagen von sich reden gemacht.

Schon 2020 wurde kritisch auf eine Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“ hingewiesen, hinter der eine andere Organisation von Franklin Graham steckt und der aktiv Donald Trump in seinem Wahlkampf unterstützt. Bitte lasst Euch nicht verführen: Wer Weihnachten im Schuhkarton unterstützt, unterstützt Donald Trump – Celler Presse (celler-presse.de)

Aber auch der Sprachgebrauch auf der Homepage dieses ‚Festivals‘ spricht Bände.
Da ist ein „Andreas-Karten“ die Rede, auf die man Namen von Menschen aufschreiben kann, die zu diesem Event eingeladen werden könnten. Doch es sind bestimmt Menschen, die dort eingeladen werden können, nämlich „verlorene“ Menschen:

festivalofhope.de/de/pastoren/

Für Christ:innen verbietet sich eigentliche in solcher Sprachgebrauch, denn niemand ist in den Augen Gottes ein ‚verlorener Mensch‘!
Gerade unser Glaube kündet davon, dass für Gott alle Menschen gerettet werden sollen und ER selbst wird entscheiden, wie ER SEINEN Willen umsetzen wird!

Das Gleichnis Jesu Christi vom ‚barmherzigen Vater‘ unterstreicht dieses radikale Absicht Gottes auf eindrucksvolle Weise. (vgl. Lk. 15, 11- 32)

Deshalb ist es wichtig und richtig, dass sich nun Widerstand gegen solche Prediger erhebt.
So hat der LSVD harsche Kritik zu dieser Veranstaltung geübt.

Und am Samstag selbst werden zahlreiche Protest-Aktionen erwartet, zu denen Parteien, Christinnen und Christen und auch verschiedene Gruppierungen und Verbände aufgerufen haben.

Ich persönlich unterstütze ausdrücklich friedliche Proteste gegen solche Prediger, die eine ultrakonservative Sicht auf das Christentum haben.




Die Causa Franz Hengsbach

nicht folgenlos

Symbolbild, Quelle: www.pixabay.com

Keine ‚Nacht der langen Messer‘

Zwar erwarte ich keine „Nacht der langen Messer“ nach den bekanntgewordenen schlimmen Vorwürfe gegen den ersten Bischof von Essen, Franz Kard. Hengsbach.
Aber ich denke, dass dieses auch für unser Bistum nicht folgenlos sein wird.

Der „letzte Fürstbischof Deutschlands“

Schon zu seinen Lebzeiten habe ich Franz Hengsbach als den „letzten Fürstbischof Deutschlands“ bezeichnet.
Nicht, dass er das wirklich gewesen wäre, aber Habitus und Aura erinnerten mich sehr an einen feudalistischen Herrscher im geistlichen Amt.
Sein Leitungsstil war genau das Gegenteil von dem, was wir heute als „flache Hierarchien“ bezeichnen würden.
Ich persönlich hatte den Eindruck, dass Mitarbeitende kuschten, wenn Hengsbach kam.
Auch in der sogenannten Nikolaus-Mimik im Bischöflichen Studienkolleg war dies Thema, über das wir uns Studierende gut und gerne lustig gemacht haben.
Bereits damals haben wir erkannt: sein Stil war aus der Zeit gefallen.

Quelle: www.pixabay.com

Anfrage an das kirchliche Amt und die kirchliche Verfassheit

Mir steht es nicht zu, eine Bewertung oder gar Beurteilung der einzelnen Vorwürfe gegen Franz Hengsbach vorzunehmen.

Jedoch im Kontext dieser Meldungen gibt es Gedanken, die mich fragen lassen, ob und welche Konsequenzen solche Offenlegungen für das kirchliche Amt selber haben?

Gerade an der Person Franz Hengsbach lässt sich zeigen, wie sehr ein Personenkult betrieben wurde.

Erinnern wir uns zum Beispiel daran, dass Hengsbach nach seiner Kardinalserhebung, als er nach Deutschland kam, vom Flughafen Düsseldorf mit einer Ehren-Eskorte der Feldjäger (er war ja auch früher Militärbischof) in einem Konvoi nach Essen begleitet wurde.
Oder wie er – als ‚frisch gebackener‘ Kardinal – an der Stadtgrenze von Wattenscheid durch den damaligen Stadtdechant von Wattenscheid mit einer Kutsche in Empfang genommen wurde und durch die Straßen fuhr?

Andere werden sich sicherlich an ähnliche Gegebenheiten erinnern.

Nach ihm wurden Straßen und Plätze benannt, Portrait-Gemälde, Bronzebüsten oder ganze Skulpturen angefertigt und an prominenten Stellen, wie z.B. am Essener Dom oder in der Empfangshalle des (ehemaligen) Kardinal-Hengsbach-Hauses in Essen-Werden präsentiert.
(Was für ein Treppenwitz der Geschichte, dass das Kardinal-Hengsbach-Haus erst seit kurzer Zeit ‚Geschichte‘ ist und den schlechten Finanzen des Bistums ‚zum Opfer fiel‘! So spart man sich jetzt auch die Änderung dieser Bezeichnung.)

Jetzt fängt man an, die Schäden schnell begrenzen zu wollen, z.B. durch Abbau der Skulptur von Franz Kard. Hengsbach am Essener Dom.
Und was ist mit seinen ganzen Ehrungen und Ehrentitel?
Was ist mit denen, die sich selber damit zierten, ihn ehrenhalber in ihre eigenen Reihen zu holen und sich mit seiner Prominenz zu schmücken, auch die exklusiven Ordens-Gesellschaften, wo nur solche mit vermeintlicher Bedeutung, mit Rang und Namen einen Platz unter Ihresgleichen bekommen können?

Hinter all dem steckt überkommenes Obrigkeitsdenken und Personenkult, die so aus der Zeit gefallen sind und sich in unserer Gesellschaft nur noch in wenigen Zirkeln zeigen: in der römisch-katholischen Kirche, beim vormaligen Adel in Deutschland und anderen antiquierten Gemeinschaften und Bündnissen (vornehmlich übrigens Männer-Bündnissen).

Die Causa Franz Hengsbach zeigt mir jedoch, dass diese Zeit des Personenkults und des Obrigkeitsdenkens in unserer Kirche endgültig vorbei sein muss!

Ein Wappen, das kirchliche und weltliche Macht symbolisiert! – Quelle: www.pixabay.com

„Eminenzen“, „Exzellenzen“, „Hochwürdigster Herr“, „Hochwürden“, aber auch „Pfarrer“ und andere Anreden und Titel, zum Teil mit feudaler Bedeutung, ja bis hin zum Titel ‚Pastor‘ gehören für mich der Vergangenheit an und auf den ‚Misthaufen der Geschichte‘ zu werfen! –

Denn: Wir alle sind ‚Geschwister‘ in und durch CHRISTUS!

Damit verbunden sind auch wesentliche Fragen nach dem Amt in der Kirche und der Legitimation des Amtes in der Kirche.
Gerade im Kontext mit dem ‚Synodalen Weg‘ in Deutschland haben wir hier ein gutes Packende, um an diese Themen zu gehen.
Denn damit sind jene Themen verbunden, die nach mehr Demokratisierung in der Kirche rufen oder nach mehr verbindlicher und verantwortlicher Gestaltung durch Personen in der Kirche, die nicht zum Klerus gehören.
Hierzu gehört sicherlich auch die Frage, welche Rolle dabei jene Menschen in unserer Kirche spielen werden, die sich aufgrund ihrer Tauf- und Firm-Gnade ehrenamtliche in unseren Pfarrei, Gemeinden und kirchlichen Gemeinschaften engagieren?

Ist die presbyteriale Verfasstheit der Kirche, wie sie schon zum Beispiel im Jakobus-Brief beschrieben wird, nicht die angemessenere Form, die heute besser dem Geist Christi entspricht?
Denn wir wissen aus der historischen Forschung, dass die Entwicklung des kirchlichen Amtes in Form des ‚monarischen Episkopats‘, so wie wir es derzeitig in unserer römisch-katholischen Kirche erleben, weniger theologische als vielmehr machtpolitische Ursachen hat, die später theologisch (um-)gedeutet wurden.
[Hierzu eine kurze Übersicht unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Bischof#Alte_Kirche. Unter Kaiser Konstantin erfolgt dann im 4. Jahrhundert die Verknüpfung von geistlichem Amt und weltlicher Macht, in dem z.B. christliche Bischöfe die Aufgabe von staatlichen Richtern übernahmen -> ‚Konstantinische Wende‘]

Insofern ist es theologisch auch gerechtfertigt, andere Formen der Verfasstheit der Kirche als theologisch adäquat anzusehen, ohne dabei dem Geist Christi zu widersprechen.

Natürlich zieht das dann die neuerliche Beantwortung der Frage nach dem Wesen und der Rolle des Klerus in der Kirche nach sich.
Doch schon jetzt sehen wir, dass das Verständnis von Klerus, wie wir es noch bis vor ca. drei Jahrzehnten fast selbstverständlich in unserer Kirche vorgefunden haben, ins Wanken geraten ist.
Das ist auch nichts Neues.
Und mir ist durchaus bewusst, dass diese Frage mich ganz persönlich betrifft, denn sie wird auch die Frage nach der eigenen Identität im priesterlichen Dienst aufwerfen.

Quelle: www.pixabay.com

Ich hoffe und bete, dass die ‚Causa Franz Hengsbach‘ in unserem Bistum Essen zu einem Fanal wird, das uns ernsthaft fragen lässt, wie Christus heute die Kirche von Essen will?

Und ich bete, dass wir uns mit IHM auf einem geistlichen Weg machen und wir uns nicht scheuen, die nötigen Wege zu gehen und Entscheidungen und Konsequenzen zu ziehen!




Zu Christus …

Christus, Bruder,
ich habe gelernt:
wer sich zu dir bekennt
bildet Gemeinschaft mit
jenen, die sich ebenfalls
zu dir bekennen.
Diese Gemeinschaft –
deine Jünger:innen –
sind Kirche, die ‚ekklesia‘.

Schau auf diese Gemeinschaft
in dieser Zeit, da so viel
Fehlerhaftes und so viel Schuld
zu Tage tritt.

Ich frage mich,
wie ich noch dazu gehören kann?
Und dann
merke ich:
ich gehöre zu DIR!

Es geht
in allen Fragen der Kirche
auch um die Frage:

Welchen Platz hast du in ihrem Leben?
Welchen Platz hast du in meinem Leben,
damit ich weiterhin zu DIR
und damit zur Kirche gehören kann?!

Deshalb komme ich heute
zu DIR
mit meinen Fragen,
mit meinen Zweifeln,
mit dem Gefühl, es nicht mehr (er)tragen zu können.

Wenn es stimmt,
dass DU nur
durch UNS
in dieser Welt wirken willst,
dann kann ich doch gar nicht anders,
als BEI DIR und
in der Kirche zu bleiben,
denn DU bist doch ihr
Dreh- und Angelpunkt!

Also komme ich heute zu DIR
und bitte DICH
um deinen Rat und Beistand,
um deinen Geist:
hilf uns, uns immer an DIR
fest zu machen
aus deinem Geist
zu glauben
und zu leben.

Hilf uns
in dieser Zeit
immer wieder und inniger
zu beten.

Das Gebet
ist die Verbindung,
die die Reben
am Rebstock halten.

Binde du mich
immer enger an
DICH!

Zeige mir, zeige uns,
was gut und richtig,
was nötig ist
in dieser Zeit.

OHNE DICH
sind wir
– deine Kirche –
nur ein Haufen von Menschen
die sich irgendwie organisieren
und reden
von Gott und von dir und dem Heiligen Geist.

Wirke du!
WIR brauchen DICH!

(c) Gerd Wittka, 24.09.2023




Nicht plausibel

Quelle: www.pixabay.com

„Nicht plausibel“,
so lautete das Urteil
das sie über deine Klage sprachen
und das
dir verwehrte
gehört zu werden
und dein
Leiden
anzuerkennen.

„Nicht plausibel“,
so der Vorwand,
den Blick abzuwenden
von vergangenem Unrecht
und dem Verbrechen
das man dir tat.

„Nicht plausibel“
die kirchliche Morallehre,
die
deine Würde
nicht genau so
penibel ernst nahm
wie ihren kleinkarierten
und sklavischen
Verhaltenskodex,
an dem sich jene
selbst nicht dran hielten
die das Urteil
über dich sprachen:

„Nicht plausibel“

„Nicht plausibel“,
wenn wir jetzt nicht endlich
aufbrechen,
eingestehen,
zugestehen

das unser Verhalten
dir gegenüber
„nicht plausibel“
war.

„Nicht plausibel“
wenn wir jetzt nicht
ablegen
jeglichen
unchristlichen
Obrigkeitswahn und
Personenkult
der so schnell
„sancto subito“
ruft
in unheiliger Allianz.

„Nicht plausibel“,
so lautet
heute
dein Urteil
über uns

und das ist
plausibel.

(c) Gerd Wittka, 23.09.2023