„Erhole dich gut!“

Am vergangenen Mittwoch habe ich auf dem Hin- und Rückweg nach Köln gefühlt zwei Stunden im Stau gestanden. Eigentlich vermeide ich solche Situationen. Aber meine Nichte, deren Pate ich bin, bekam ihr Abizeugnis und da wollte ich gerne dabei sein.

Sie wissen wie das Wetter am Mittwoch war: schwülwarm und keineswegs angenehm und sehr anstrengend auch für Autofahrten. Wie dankbar bin ich, dass ich dann die Klimaanlage nutzen kann. So bleibe ich halbwegs frisch und gut konzentriert.

In solchen Situationen kann ich mir in Ruhe Gedanken machen.

Da stehe ich im Stau, überall Autos und LKWs um mich herum. Das Gebläse der Lüftung rauscht, hier Hupen, da riskante Fahrmanöver anderer Verkehrsteilnehmer:innen; Geräusche, Hektik und Stress umgeben mich.
Wieder zuhause angekommen, hatte ich ein unterschwelliges Rauschen in den Ohren.


‚Ruhe, Ruhe, endlich Ruhe!‘ – durchfuhr es meinen Gedanken.

Ich bin mir sicher, dass wir alle solche oder ähnliche Situationen kennen.
Wir wollen nur Ruhe, die Hektik und den Stress der Vergangenheit hinter uns lassen, neue Energie auftanken, körperlich wie psychisch.

In solchen Phasen kommt mir immer wieder das Wort des Herrn in den Sinn:

(Mt 11,28)
„Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.“

Und an anderer Stelle hören wir von Jesus, dass er seine Apostel einlädt, erst einmal zur Ruhe zu kommen.

(Mk 6, 30-31)
„Die Apostel kamen wieder bei Jesus zusammen und berichteten ihm alles, was sie getan und was sie den Menschen als Botschaft weitergegeben hatten.

Da sagte Jesus zu ihnen: »Kommt jetzt allein mit mir an einen einsamen Ort und ruht euch dort etwas aus!«“

Ich finde es richtig toll, wie fürsorglich Jesus mit seinen Aposteln umgeht. Derjenige, der andere in den Dienst nimmt, sorgt zugleich für die Gesandten. Hier entdecken wir übrigens schon das „Fürsorgeprinzip“, dass sich auch heute noch im Arbeitsrecht wiederfindet.

[Als kleine Randbemerkung: Ich wünsch mir mehr diese Fürsorgepflicht auch innerhalb unserer Kirche, gerade auch, wenn wir die Dienste ehrenamtlicher Menschen in Anspruch nehmen!]

Im Nahen Osten und auch in den warmen Ländern, in denen es gerade auch um die Mittagszeit und frühen Nachmittagsstunden sehr warm ist, gibt es eine Kultur der Selbstfürsorge und die nennt sich „Siesta“.

Das hören auf den eigenen Körper, das Verspüren der eigenen Erschöpfung hat zu einer Kultur geführt, in dieser Zeit einen Gang herunter zu schalten, oder gleich eine Ruhephase einzurichten, wo das Leben buchstäblich ‚still‘ steht.

Seit Mittwoch gibt es Sommerferien. Viele von uns haben Urlaub und verreisen.
Ferien und Urlaub sind für uns Frei-Zeiten, wo wir auftanken dürfen und können. Das deutsche Arbeitsrecht sieht sogar eine Verpflichtung zur Erholung vor, wenn es im Bundesurlaubsgesetz heißt, dass jeder Arbeitnehmer Anspruch auf einen „Erholungsurlaub“ (§1) hat und konkret heißt es dann in §8: „Während des Urlaubs darf der Arbeitnehmer keine dem Urlaubszweck widersprechende Erwerbstätigkeit leisten.“
Das heißt einfach ausgedrückt: Der Urlaub dient der Erholung und eigentlich nichts anderem!

Das müssen wir uns mal bewusst machen!

Irgendwie scheint also Ruhe und Erholung existentiell in unserem Leben zu sein, für unsere persönliche Lebensqualität aber auch für unsere Wirtschaft und Gesellschaft.

Und wenn wir jetzt nicht verreisen und Urlaub haben? Oder was ist außerhalb unserer Urlaubszeiten?

Auch da tun wir gut daran, uns immer wieder Zeit-Inseln zu sichern – nicht zu ‚gönnen‘, denn mit Gönnen hat das nichts zu tun -, in denen wir zur Ruhe kommen und uns erholen können.

Am Besten lässt sich dieses vielleicht immer am Ende des Tages ritualisieren. Vielleicht auch erst dann, wenn wir schon im Bett liegen.

Ein kleines Ritual kann uns helfen, den Tag und alle Anforderungen und Anspannungen hinter uns zu lassen.
Am Ende des Tages können wir alles Erlebte und Erfahrene hinter uns lassen und bestens Falls sogar Gottes Hände anvertrauen.

Ich möchte Ihnen dazu eine kleine Hilfe heute mit nach Hause geben, aus der ich zum Ende dieses Impulses zitieren möchte:

„… zur Ruhe kommen

Am Ende dieses langen Tages lege ich ab
Bücher, Briefe, Akten, Schlüssel,
Kleider und die Uhr.

Am Ende dieses langen Tages lege ich auf dich
Ängste, Sorgen, Mühen, Lust, Trauer, Sehnsucht
und meine Schuld.

Am Ende dieses langen Tages lege ich mich
ganz und gar still und geborgen,
mein guter Gott, in Deinen Schutz und Frieden.“

( © Johannes Hansen, zitiert nach einer Faltkarte der „Marburger Medien, Art.-Nr. K0302)


Kurze Meditation – auch für ‚Zwischendurch‘:

Schließe deine Augen und lasse den Atem sanft in deinen Körper fließen. Spüre, wie du dich langsam in einen Zustand der Ruhe begibst.
Inmitten des hektischen Alltags, in dem die Welt um uns herum ständig in Bewegung zu sein scheint, ist es wichtig, einen Moment der Stille zu finden.
Atme tief ein und lass all den Stress und die Sorgen los.

Nimm wahr, wie sich Erschöpfung in deinem Körper angesammelt hat. Fühle die Schwere, die dich manchmal überwältigt, und akzeptiere sie.
Es ist völlig normal, dass wir uns müde und erschöpft fühlen.
Doch in dieser Meditation finden wir einen Weg, um unsere Kräfte wieder aufzubauen und uns um uns selbst zu kümmern.

Stelle dir vor, wie du dich unter einen schattigen Baum legst.
Spüre die kühle Brise auf deiner Haut und höre das sanfte Rauschen der Blätter über dir.
Dieser Ort ist dein Rückzugsort, dein persönlicher Raum der Siesta.

Lasse die Gedanken zur Ruhe kommen und erlaube deinem Körper, sich zu regenerieren.
In der Stille und der Entspannung findest du die Energie, um weiterzumachen.
Dein Körper und dein Geist brauchen diesen Moment der Selbstfürsorge, um gestärkt und erneuert zu werden.

Spüre, wie sich deine Muskeln lockern und deine Gedanken allmählich zur Ruhe kommen.
Erlaube dir, in diesem Zustand der Entspannung zu verweilen.
Nimm wahr, wie deine Atmung ruhiger und gleichmäßiger wird, und wie sich ein Gefühl von Frieden in dir ausbreitet.

Gönne dir diese Siesta, diese wertvolle Zeit der Erholung.
Nutze sie, um deine Kräfte zu sammeln, um neue Energie zu tanken.
Lasse alle Anspannungen und Sorgen los und sei ganz im Hier und Jetzt.

Wenn du bereit bist, öffne langsam deine Augen und kehre mit einem Gefühl der Ruhe und Gelassenheit in den Alltag zurück.
Trage diese Erholung und Selbstfürsorge bei dir, wohin du auch gehst. Nutze sie, um dich selbst zu schützen und in Balance zu bleiben.
Du verdienst es, dich um dich selbst zu kümmern und deine Kräfte aufzufüllen.

(copyright: Gerd Wittka, 2023)




Über die Arbeit im Weinberg

oder: wie eine Krisensituation viele Seelsorger:innen entdecken lässt

Quelle: www.pixabay.com

Bei dem heutigen Evangelium könnten wir leicht in den Chor derer einstimmen, die den ständigen Rückgang von pastoralen Mitarbeiter:innen in der Kirche beklagen.
In diesem Jahr wurde nur ein junger Mann zum Priester geweiht – der kam aus unserer Pfarrei.
Die Verfügbarkeit der Seelsorger:innen, so wird beklagt, sei nicht mehr so gut gegeben, wie früher. (Ob das so stimmt, müsste man mal wirklich prüfen!)

Nun bin ich der Letzte, der dem Evangelium die Wahrheit absprechen würde.
Aber zur Wahrheit gehört manchmal auch der differenzierte und geschärfte Blick.

Gibt es wirklich zu wenige Erntehelfer:innen?

Dazu möchte ich erzählen, was in den letzten Tagen hier in Sterkrade von besonderer Bedeutung wurde.
Ich möchte an den tödlichen Unfall des Schaustellersohnes W. B. erinnern.

Neben den vielen Einsatzkräften von Polizei, Rettungskräften, Notarzt, Sicherheitskräften waren auch binnen weniger Minuten mehr als eine Handvoll „Notfallseelsorger:innen“ zur Stelle.
Evangelisch und katholische Frauen und Männer, hauptberuflich oder ehrenamtlich, darunter auch der Krankenhaus-Seelsorger Johannes Sch.
Sie waren da, um für die Menschen da zu sein, die geschockt und traumatisiert, sprachlos und verzweifelt waren über das schreckliche Unglück, das gegen 19.30 Uhr geschah.

Das sind schon einige Arbeiter im Weinberg des Herrn, die ‚stante pede‘ dort im Einsatz waren.

Gegen 21 Uhr erreichte mich dann ein Anruf eines Mitglieds unseres Pfarrgemeinderates.
Er trug mir den Wunsch vor, schon am kommenden Tag eine Gedenkandacht für die Schaustellergemeinschaft anzubieten, damit diese noch vor Ende der Kirmes die Gelegenheit bekommen, ihrem Schock, ihrer Trauer und ihrem Schmerz Raum zu geben.

Es war hier ein Mitglied unserer Pfarrei, das sich ehrenamtlich engagiert und schnell die Notwendigkeit seelsorglichen Handelns sah und initiativ wurde.

Ich hatte dann zusagen können, fühlte aber, angesichts auch der riesigen seelsorglichen Herausforderung, binnen weniger Stunden einen angemessenen und niederschwelligen Gottesdienst mit Texten und Musik zu erstellen auch eine gewisse Angst. Ich wollte an Montag nicht da allein stehen.

So sprach ich meine evangelische Kollegin in der Krankenhaus-Seelsorge noch gegen 22.00 Uhr an und fragte sie, ob sie mit mir diesen Gottesdienst gestalten und beim Gottesdienst an meiner Seite stehen würde. Sie sagte zu. So lag diese Last nicht nur auf einen Schultern und wir konnten zugleich ein Zeichen ökumenischer Verbundenheit in der Krise setzen.
Hier fanden sich dann zwei hauptamtliche Arbeiter:innen im Weinberg des Herrn, die sich in den Dienst nehmen ließen.

Doch damit nicht genug:
Ich nahm Kontakt mit unserem Küster auf, weil es um ganz praktische Fragen der räumlichen Gestaltung der Clemenskirche ging und um die kurzfristige Besorgung hunderter Kerzen, die wir für ein Kerzenritual verwenden könnten.

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Auch ihn erreichte ich noch am Abend und er sagte mir spontan seine Hilfe zu.
Er ließ sich auch persönlich in den Dienst nehmen, in dem er am kommenden Tag frühzeitig in der Kirche war und am Ende des Tages bis nach 23 Uhr viele Stunden in der Kirche verbracht hat, um auch später noch Menschen die Gelegenheit geben zu können, Kerzen zur Erinnerung an William B. entzünden und Gelegenheit zum Gebet geben zu können.

Einen Kirchenmusiker so kurzfristig zu finden, war mir nicht mehr möglich. Deshalb entschiedene wir uns, Musik einzuspielen. Aber wie waren die technischen Voraussetzungen dafür? Wie könnten wir die Kirche gut beschallen.
Da war es ein Geschenk, dass ein junger Mann von der kjg seine Hilfe und Unterstützung anbot und mir den Tipp gab, die Verstärkungsanlage der Kirche zu nutzen. Auf meinen Hinweis, dass ich das aber nicht leisten könne, bot er sich selber an, bei dem Gottesdienst diese Aufgabe zu übernehmen. Er selber kümmerte sich dann auch während des Gottesdienst darum, dass technisch alles hervorragend lief.

Sowohl der Küster, der keinen offiziellen Dienst hatte, als auch der junge Mann ließen sich spontan in diesen seelsorglichen Dienst nehmen – denn solche praktischen Arbeiten dienen der Seelsorge und sind nach meinem Verständnis Teil seelsorglichen Handelns unserer Kirche.

Ich möchte es kurz machen, aber nicht, ohne noch zu erwähnen, dass die beiden letztgenannten Personen während der Andacht nicht nur ihren vorher abgesprochenen Part übernommen haben.

Als sie sahen, dass während des Gottesdienstes Unterstützung durch ganz praktische Handreichungen nötig war, haben sie dieses proaktiv übernommen. Sie haben die Sensibilität gehabt, zu erkennen, was gerade dran ist und sind diesem inneren Impuls gefolgt, ohne sich dabei selbst irgendwie in den Vordergrund zu stellen.

Das nötigt mir noch heute größte Dankbarkeit ab. Ich bin ihnen und Gott dankbar, dass er uns an diesem Tag diese Menschen zur Seite gestellt haben, die so viel Takt und Fingerspitzengefühl hatten und sensibel sich für diese Herausforderung in den Dienst nehmen ließen.

Später kam noch die Initiative unserer Gemeindereferentin Melanie M. dazu, die dafür sorgte, dass die Kirche am Montag von 17.00 Uhr bis nach 23.00 Uhr zum persönlichen Gebet geöffnet war. Sie wurde dadurch wiederum durch mehrere Personen unterstützt, so dass immer jemand in der Kirche war.

Wenn ich also Revue passiere, dann sehe ich allein im Umfeld dieses Unglücks mindestens 5-6 Notfallseelsorger:innen, mindestens drei hauptamtliche Seelsorger:innen und mehrere Ehrenamtliche, die sich als Erntehelfer im Sinne des heutigen Evangeliums haben in den Dienst nehmen lassen. Ich kann somit sagen, dass allein in diesem Kontext mehr als 12 Erntehelfer:innen im Einsatz waren.

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Gibt es also zu wenig Arbeiter:innen?!
Nicht, wenn wir einen neuen Blick üben auf das Potential, dass hier auch mitten unter uns besteht: viele Personen, die sich im engeren seelsorglichen Kontext in den Dienst nehmen lassen.
Ich denke darüber hinaus auch an viele andere, die als ehrenamtliche Gemeindeleitung, als Wort-Gottes-Leiter:innen, als Kommunionhelfer:innen, Lektor:innen, Messdiener:innen, Chorsänger:innen, Trauerbegleiter:innen, usw. usw. immer wieder seelsorgliche Arbeit leisten.

Ich denke, es liegt an uns, dieses Potential auch als solches wahrzunehmen und zu würdigen.

Dann können wir sagen: Ja, es gibt immer weniger Menschen, die hauptamtlich im Dienst des Herrn, als Arbeiter:innen im Weinberg des Herrn arbeiten.
Aber bei genauerem Hinsehen, können wir erkennen, dass es unzählig viele andere gibt, die zusammen mit den hauptamtlichen Personen in der Seelsorge ebenfalls ‚seelsorgliche‘ Aufgaben übernehmen.

Und wenn wir unseren Blick auf diese Menschen in der Seelsorge lenken, dann entsteht sicherlich eine größere Wertschätzung diesen vielen Menschen gegenüber, die selbst mit sehr viel Kompetenz ehrenamtliche Seelsorgeaufgaben übernehmen und auf die wir in unserer Kirche mehr denn je nicht mehr verzichten können.


Fürbitten:

Gott und Schöpfer, wir beten voll Vertrauen.

1. Für alle, die sich ehrenamtlich, besonders auch ehrenamtlich im Bereich der Seelsorge einsetzen: Um die Gaben des Heiligen Geistes, um Ausdauer und Kreativität in ihrem Verkündigungsdienst. V.: Heiliger Herr und Gott. A.: Wir bitten dich, erhöre uns.

2. für alle, die in den Flüchtlingslagern der Welt humanitäre Hilfe leisten, dass sie nicht resignieren und zur Quelle der Freude und der Liebe für die Hilfesuchenden sind. V.: Heiliger Herr und Gott. A.: Wir bitten dich, erhöre uns.

3. für die Kinder und Jugendlichen, in unserem Land und weltweit, die zu wenig Liebe, Schutz und Geborgenheit erfahren. V.: Heiliger Herr und Gott. A.: Wir bitten dich, erhöre uns. 

4. Für alle, die Opfer von Terror und Krieg, Hass und Gewalt geworden sind. V.: Heiliger Herr und Gott. A.: Wir bitten dich, erhöre uns.

5. Für alle, die bei Unfällen ihr Leben verloren haben und für ihre trauernden Angehörigen. V.: Heiliger Herr und Gott. A.: Wir bitten dich, erhöre uns.

Guter Gott, der Glaube an dich und deinen Beistand, hilft uns immer wieder neue Kraft und neuen Mut zu finden. Er bewahrt uns vor Resignation und Frust. Dafür danken wir dir, jetzt und alle Tages unseres Lebens. Amen.




Falten

Wir alle kennen uns mit Falten aus – Nein, ich meine jetzt nicht jene, mit denen das Alter unseren Körper ziert…!“ 😉

Ich denke da zum Beispiel an das Wäsche-Falten.
Oder wenn wir einen Briefbogen falten müssen, damit wir ihn in ein Briefkuvert stecken können.

Ich habe hier heute einen Bogen Papier mitgebracht.
Den möchte ich nun so falten, dass aus ihm drei gleich große Felder entstehen.



(Ich falte einen Papierbogen längst an zwei Stellen, so dass drei gleich breite Felder entstehen. Dann klappe ich die beiden äußeren Felder ein, so dass nur ein schmaler Streifen zu sehen ist.)

Bild von Sergii Koviarov auf Pixabay

Es ist ein einziges Blatt, das aber aus drei Feldern besteht, die miteinander verbunden sind.
Daran möchte ich uns einen Zugang zur Dreifaltigkeit eröffnen.

Auf den mittleren Streifen schreibe ich nun „Vater“.
(Mittleren Streifen bezeichnen mit „Vater“.)

Foto: Gerd Wittka, 2023

Dieser Teil steht für „Gott Vater“.
Das ist die Person des dreifaltigen Gottes, in der alles seinen Anfang genommen hat, wie z.B. das Buch Genesis in den Schöpfungsberichten beschreibt.

Gott Vater, dem Schöpfergott, verdanken wir alles Dasein, auch unser Dasein.
Er hat die unsichtbare und die sichtbare Welt geschaffen; die sichtbare Welt, ist die, die wir wahrnehmen, wenn wir unser Tagewerk beginnen.
Der Aufgang der Sonne am frühen Tag, der Gesang der Vögel, die Tiere und Pflanzen, die Menschen und all das, was Menschen mit Hilfe der Schöpfung alles geschaffen haben.

Der Schöpfergott ist die göttliche Person, auf die alles zurück geht, was wir wahrnehmen und erleben. Wir als Menschen sind in seinem Schöpfungswerk mit herausragenden Eigenschaften geschaffen: als denkende und fühlende Wesen, die mit de Gaben der (Selbst-)Reflexion und der Freiheit ausgestattet sind.

Hinter all dem steht Gott Vater als Urgrund allen Seins.

Auf den nächsten Teil des gefalteten Blattes schreibe ich das Christus-Monogramm, das ‚XP‘, auch PX, genannt.

(Eine Blattspalte öffnen und darauf das Zeichen „PX“ = Christus, schreiben.)

Foto: Gerd Wittka, 2023

Dieser Teil steht für Jesus Christus, dem Menschen, den Gott zu uns gesandt hat.
Durch ihn hat Gott sich in unüberbietbarer Weise uns selbst offenbart.
Jesus Christus ist die menschliche Verkörperung der Liebe Gottes zu uns Menschen.
Durch Jesus Christus hat das göttliche Werben um unsere Liebe und Zustimmung seinen Höhepunkt und Schlusspunkt gefunden.
Nach der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus hat es kein größeres göttliches Werben um uns mehr gegeben.
In Wort und Tat hat Jesus gezeigt, wer Gott für uns ist und wie groß seine Liebe zu uns ist.
Der Mensch gewordene Gott in Jesus Christus hat uns gezeigt: alle sollen Gottes Heil erfahren. Niemand ist von der Liebe und von Gottes Heilswillen ausgeschlossen.
Das größte Hindernis in der Beziehung zwischen uns Menschen und Gott wurde durch Jesus Christus aufgehoben: die Sünde, durch die wir uns von Gott entfernen.
In grenzenlos verzeihender Liebe ist die Sünde nun keine unüberwindbare Mauer mehr, damit wir das Heil erlangen können.

Auf die letzte Spalte schreibe ich die Buchstabenkürzel H.G.
Sie stehen für Heilige Geistkraft oder Heiliger Geist.

(Letzte Blattspalte öffnen und darauf „H.G.“ schreiben!)

Foto: Gerd Wittka, 2023

Die Heilige Geistkraft.
Vor einer Woche haben wir ihr Fest gefeiert.
Sie ist die Seite Gottes, die uns nie allein lässt, auch wenn wir uns allein und verlassen fühlen.
Sie ist die Begleiterin in der Welt und in unserem Leben, auch wenn wir Jesus Christus als Mensch nicht mehr hier auf Erden erfahren können.

(Wie oft wünsche ich mir, Jesus leibhaftig und persönlich hier erfahren zu können, wie damals seine Jünger:innen!) –
Aber die Heilige Geistkraft will uns mit der Kraft und Begeisterung für die Sache Jesu erfüllen, die wir gespürt hätten, hätten wir ihn zu seinen Lebzeiten auf Erden erlebt.
Die Begeisterung und die Kraft, die damals seine Begleiter:innen gespürt haben: dieselbe Kraft können wir auch heute spüren, durch das Wirken der Heiligen Geistkraft.
So, wie damals die Menschen von Christus begeistert wurden zum Glauben an ihn, so kann auch uns in unserer Zeit die Heilige Geistkraft für seine Botschaft und sein Heilswerk begeistern.

(Das komplett Blatt entfalten, das die Einheit in der Dreifaltigkeit verdeutlicht. Jede der Person ist mit den anderen Personen verbunden und eins.)

Foto: Gerd Wittka, 2023

Dieses entfaltete Blatt zeigt mir, was es bedeuten kann, wenn wir von dem einen dreifaltigen Gott sprechen.
Es ist das eine Blatt – es ist der eine Gott.

Doch er zeigt sich uns in dreifacher, oder dreifaltiger Weise.

Dabei steht jede Seite Gottes für sich und zugleich sind sie untrennbar.
Und jede Seite Gottes hat ihren Platz und ihre Berechtigung.

Wenn Sie mich fragen würden, wie ich ganz persönlich versuche, an die Dreifaltigkeit zu glauben, möchte ich antworten:

Ich mache es mir in meiner eigenen Spiritualität nicht schwer!

Wenn ich an den dreifaltigen Gott glaube, dann denke ich nicht in hochkomplizierten theologischen, dogmatischen Lehrsätzen!

Sondern:
• Wenn ich mich der Schöpfung freue, freue ich mich an Gott Vater.
• Wenn ich mich frage, wie mein Leben gelingen kann, welche Werte und Grundsätze für mich wichtig sind, schaue ich auf Jesus Christus, dem Sohn Gottes.
• Und wenn ich mir gewahr werde, dass ich mich nicht allein auf meine Kraft und mein Vermögen stützen kann, bitte ich die Heilige Geistkraft um ihre Gaben.

Gelebten Glauben sollten wir nicht schwerer machen, als er manchmal schon ist.

Ich hoffe, ich konnte einen kleinen Beitrag dazu leisten, sich die Dreifaltigkeit Gottes konkret denken zu können.


Hinweis:

Am Ende meiner Ausführung wird natürlich klar, dass mein ‚Aufhänger‘ mit dem „Falten“ natürlich konstruiert war.
Ich wollte damit nur Aufmerksamkeit erheischen.
Der Begriff „Dreifaltigkeit“ hat natürlich nichts mit „Falten“ oder „falten“ zu tun, sondern steht im Kontext der Begrifflichkeiten wie „Einfalt“ oder „Vielfalt„. Insofern ist der andere Begriff, den wir für Trinität benutzen, sicherlich auch zu berücksichtigen:Drei-Einigkeit„.




Am Pfingstmorgen

Das Fenster im Wohnzimmer geöffnet, sitze ich in meinem Sessel.
Das sanfte Licht des Morgens fällt herein.
Auf dem Geländer des Balkons sitzt eine Amsel mit schwarzem Federkleid und leuchtend gelbem Schnabel.

Bild von Matteo Baronti auf Pixabay

„Herr, öffne meine Lippen. Damit mein Mund dein Lob verkünde.“

  • Die Amsel beginnt ihren morgendlichen Gesang …

„Singt und jubelt aus vollem Herzen zum Lob des Herrn …“

Als würde die Amsel mit mir zusammen singen und beten, bleibt ihr Gesang kräftig und hallt über die Häuser der Nachbarschaft hinweg..

Tränen netzen meine Augen, Gänsehaut ergreift mich und ich fühle einen tiefen Frieden, der mir andeutet, dass dieses auch ein Tag des Heiligen Geistes ist.

Ein lauer Wind streift durch die Bäume, von ferne höre ich Motorräder …
Pfingsten ist ein Reisefest.

Bild von Cock-Robin auf Pixabay

Ja, auch das gehört zu Pfingsten und hat auch etwas mit dem Wirken des Heiligen Geistes zu tun … eigentlich.

Denn der Heilige Geist will uns in Fahrt bringen, und das nicht nur auf den Straßen, sondern auf allen Wegen unseres Lebens, ob in oder außerhalb der Kirche.

Die Heilige Geistkraft weht wo sie will, überall.

Pfingsten ist ein stilles Fest – eigentlich, wenn wir die Heilige Geistkraft nur lassen ….

Bild von Abhijit Sarkar auf Pixabay



Von Gott umgeben

Impuls zum Erinnerungsgottesdienst am 01. Juni 2023

Bild von Harpreet Batish auf Pixabay

„Von Gott umgeben“ – so steht es über diesem Erinnerungsgottesdienst.
Für manche steht hinter diesem Motto ein Fragezeichen. Für andere ein Punkt oder sogar ein Ausrufezeichen!

Wir möchten heute hinter diesem Wort ein Ausrufezeichen setzen. Zugleich wissen wir aber um die Schwierigkeit dieser Aussage.

Unser Glaube will uns sagen:
Von Gott sind wir in jedem Moment unseres Lebens umgeben, so wie das Meer die Fische umgibt.

Ob wir es wahrnehmen oder nicht: Gott ist immer da! Das ist auch seine biblische Selbstzusage: „Ich-bin-der-ich-bin-da!“

In den Höhen und Tiefen unseres Daseins, in den Zeiten der Freude und der Trauer, ist Gott an unserer Seite. Seine Liebe und Gnade umhüllen uns wie ein schützender Mantel.

Von dem Theologen Karl Rahner stammt das Wort:

„Glauben heißt nichts anderes, als die Unbegreiflichkeit Gottes ein Leben lang auszuhalten.“

(Karl Rahner SJ)

Dieses Wort sagt mir: sich Gottes Weisheit und seines Reichtums bewusst zu werden und gleichzeitig zu akzeptieren, dass unsere menschliche Erkenntnis begrenzt ist.

In Momenten der Unsicherheit und des Zweifels kann es herausfordernd sein, die Entscheidungen Gottes zu verstehen.

In den Zeiten, in denen wir vor den Geheimnissen des Lebens stehen, könnten wir uns daran erinnern, wie wunderbar Gott ist.

Seine Entscheidungen sind manchmal unbegreiflich für uns, und seine Pläne sind undurchdringlich.
So haben wir gerade im Psalm und in der Lesung gehört.

Ja, aber auch sein Reichtum ist unendlich, seine Weisheit unermesslich, und seine Gedanken sind tiefer als wir es je begreifen können, sagen uns die Texte.

Wir können uns nur einen winzigen Ausschnitt von diesem Reichtum und von dieser Weisheit vorstellen.
Doch auch das ist überwältigend:
Die Schönheit der Natur, die Harmonie im Universum, die Liebe, die uns umgibt – all das sind Zeugnisse von Gottes Größe und Güte.
Es erinnert uns daran, dass wir Teil eines größeren Plans sind, der über unseren menschlichen Verstand hinausgeht.

Und so stehen wir vor den unbegreiflichen Entscheidungen Gottes und den undurchdringlichen Plänen, die er für uns hat.
Wir müssen anerkennen, dass wir nicht immer Gottes Absichten erkennen können. Unsere Vorstellungen von Richtig und Falsch, von Gut und Böse mögen manchmal in Konflikt stehen mit dem, was Gott vorhat.

Inmitten dieser Unbegreiflichkeit offenbart sich jedoch gerade die Größe Gottes.

Es erfordert deshalb Mut und gläubiges Vertrauen in Gott, unsere eigenen Pläne loszulassen und uns in die Hände desjenigen zu begeben, der die Zukunft kennt.

Unsere menschliche Begrenztheit wird immer eine Trennlinie zwischen uns und der vollkommenen Erkenntnis Gottes sein. Aber in diesem Spannungsfeld liegt auch ein Segen. Denn gerade in unserer Begrenztheit kann uns unser Glaube helfen, uns auf das Geheimnis Gottes einlassen und uns von seiner Liebe und Gnade umfangen zu wissen. Dann kann sich ein Trost in uns ausbreiten, auch wenn wir weder Gottes Willen noch den Sinn verstehen und auf das „Warum?“ noch keine Antwort finden.

Lasst uns die Gewissheit in unseren Herzen tragen, dass Gott uns niemals allein lässt. Mögen wir seine Gegenwart in jedem Augenblick spüren und uns von seiner Liebe tragen lassen, auch wenn wir nicht alles verstehen.