Im Krankenhaus widmen wir uns von der evangelischen und katholischen Krankenhaus-Seelsorge der diesjährigen Jahreslosung und schauen uns einige Aspekte der Jahreslosung etwas näher an. Mit Texten laden wir die Besucher:innen der Krankenhaus-Kapelle zu Besinnung und zum Nachdenken ein.
Hier veröffentliche ich einige Texte, die ich dazu geschrieben habe:
Mit bebendem Herzen und funkelndem Blick trete ich aus dem Schatten des Bekannten hervor, hinterfrage das Dröhnen des Alltäglichen und lausche dem Ruf der verborgenen Wahrheiten.
In jedem Zweifel liegt ein Samen, bereit zu erblühen im klaren Licht der Erkenntnis. Ich wage mich ins Dickicht der Fragen, denn in der Ungewissheit wohnt die Möglichkeit eines neuen, leuchtenden Pfades.
In dieser Welt finde ich einen bunten Strauß aus Stimmen und Farben, und ich, ein neugieriger Wanderer, öffne die Türen, die lange verschlossen schienen, um zu erfahren, was jenseits des Sichtbaren liegt.
Ich wage es, zu prüfen! Nicht, um zu zerstören, sondern um zu verstehen, um die Schichten des Verborgenen zu lüften und in der Tiefe des Seins das unendliche Licht der Wahrheit zu finden.
Heute begegnen uns in der Lesung von Jesus Sirach 27, 4–7 Worte, die uns zu einer wachsamen und tiefgründigen Lebenshaltung aufrufen. Sirach mahnt uns, nicht nur an der Oberfläche zu bleiben, sondern hinter die Fassade der Worte und Taten zu blicken, um die wahre Absicht und den inneren Wert zu erkennen. Dies ist besonders bedeutsam in einer Zeit, in der manipulative Falschaussagen und trügerisches Lob – oft genutzt als Mittel, um eigene Interessen zu verschleiern – zunehmend verbreitet sind.
So passt dieser Text auch gleichzeitig zu der diesjährigen Jahreslosung. „Prüfet alles und behaltet das Gute!“ lädt uns ein, inmitten zahlreicher Informationen und Stimmen genau hinzusehen. Sie erinnert uns daran, dass wir nicht alles ungeprüft annehmen dürfen.
Gerade wenn falsches Lob im Umlauf ist, das manchen Menschen dazu dient, andere über ihre wahren Absichten hinters Licht zu führen, müssen wir uns fragen: • Was ist wirklich gut? • Welche Worte tragen zur Wahrheit bei, und welche sind nur Schall und Rauch?
Wir leben in einer Zeit, in der Manipulation und Täuschung allgegenwärtig scheinen. Ob in den Medien, im Internet oder in der öffentlichen Politik – wir werden oft mit Aussagen konfrontiert, die nicht das Spiegelbild der Wirklichkeit sind. Es gibt Menschen, die durch übertriebenes, fast schon falsches Lob ihre eigenen Interessen fördern wollen. So wird beispielsweise immer wieder berichtet, dass auch in der politischen Arena manipulatives Lob verwendet wird, um bestimmte Ziele zu erreichen.
So wird beispielsweise immer wieder berichtet, dass auch in der politischen Arena manipulatives Lob verwendet wird, um bestimmte Ziele zu erreichen. Manche Beobachter weisen in diesem Zusammenhang auf das Verhalten von Persönlichkeiten wie Donald Trump hin, der häufig mit überhöhten Komplimenten und manipulativem Lob zu agieren scheint, um von seinen wahren Absichten abzulenken. So lobte Trump vor wenigen Tagen Saudi-Arabien und dessen Kronprinzen, der aber 2018 seine Finger bei der brutalen Ermordung des regimekritischen Journalisten Khashoggi in diesem grausamen Spiel gehabt haben soll. So lobt Trump den Kronprinzen beim diesjährigen Welt-Wirtschaftsgipfel in Davos als einen „fantastischen Kerl“! Der Absicht Trumps dürfte klar sein: Er möchte an die 600 Milliarden Dollar von Investitionen Saudi-Arabiens kommen. Da ist es für Trump offenbar moralisch vertretbar, solche zweifelhaften Investoren mit Schmeicheleien und Lobhudelei zu umgarnen.
Jesus Sirach fordert uns in seinen Versen dazu auf, nicht von oberflächlichen Worten geblendet zu werden. Er lehrt uns, dass hinter jedem Lob und jeder Aussage ein tieferer Sinn liegen kann – sei es ehrlich und aufbauend oder aber täuschend und eigennützig.
Als Christen sind wir berufen, die Wahrheit zu suchen und das Gute zu bewahren. Unsere Urteilsfähigkeit, geschärft durch den Glauben und das Gebet, soll uns helfen, die trügerischen Stimmen von denen zu unterscheiden, die uns manipulieren wollen.
Die Botschaft der Jahreslosung verbindet sich hier wunderbar mit der Lehre des Sirach: Wir sind aufgerufen, alles zu prüfen – nicht aus Skepsis, sondern aus Liebe und dem aufrichtigen Wunsch heraus, das Wahre und Gute in unser Leben aufzunehmen.
Es bedeutet, in jeder Begegnung und jedem Wort innezuhalten, zu reflektieren und zu hinterfragen. Nur so können wir verhindern, dass falsches Lob und manipulative Falschaussagen unsere Gemeinschaft spalten und unsere Herzen vernebeln.
In unserer heutigen Welt, in der Worte oft als Waffe eingesetzt werden, um zu manipulieren und zu täuschen, ist diese Fähigkeit zur Unterscheidung unerlässlich. Wir dürfen uns nicht von glänzenden Fassaden und schmeichelhaften Worten blenden lassen, sondern müssen stets bereit sein, mit kritischem Geist und im Licht des Evangeliums zu prüfen.
Es ist unsere Aufgabe, uns nicht von äußeren Einflüssen fehlleiten zu lassen, sondern in der Begegnung mit Christus die Kraft zu finden, das Gute zu erkennen und daran festzuhalten.
In dunklen Zeiten
ein Zuhause bauen – für alle
In dunklen Zeiten, wo Hass und Hetze uns entgegenwehen, ruft der Heilige Geist – manchmal mit leiser aber fester Stimme: Du bist berufen, Mitgefühl zu leben, Botin und Bote der Liebe in einer Welt zu sein, die vom Sturm der Vorurteile zerrissen wird.
Die Schatten des Extremismus verdunkeln den Tag, doch der Glaube an Menschlichkeit leuchtet wie die Morgenröte, dringt die Todeskälte und durchbricht die starre Nacht, in der sich Angst ausbreitet, wie wucherndes Dornengestrüpp
Strecke die Hände aus, wo Mauern des Hasses stehen, sprich Worte der Hoffnung und Bestärkung und nicht des Zweifels und der Missgunst.
Gemeinsam wollen wir weben ein Band aus Geschwisterlichkeit, ein Netz, das selbst den tiefsten Abgrund mit Hoffnung und Liebe überbrückt.
Wenn der Wind des Extremismus uns entgegenweht, stehen wir fest – mit Herzen, die im Takt der Liebe schlagen.
Denn in der Nächstenliebe liegt unser aller Zukunft, die eine Welt erschafft, in der wir alle als geliebte Kinder des einen Gottes ein Zuhause finden.
Impuls zur Lesung am 6. Sonntag im Jahreskreis – C – 2025: 1 Kor 15, 12.16-20
Ich erinnere mich, dass ich vor ein paar Monaten in einem kurzen Impuls gesagt habe, dass der Sinn unseres christlichen Glaubens nicht nur darin liegt, was nach dem Tod passiert, sondern auch, wie wir unsere Welt heute gestalten.
Für Christen darf die Frage nach dem Lebenssinn nicht nur darauf abzielen, was im Jenseits kommt.
Wir leben in dieser Welt und stehen täglich vor ihren Herausforderungen. Nur so können Werte wie Nächstenliebe, Frieden, Gerechtigkeit, Solidarität und der Schutz der Schöpfung hier auf der Erde wirklich Bedeutung erlangen. Heute weist Paulus in seiner Lesung genau auf einen anderen wichtigen Aspekt hin.
Er sagt: „Glauben wir nicht an die Auferstehung und werden Tote nicht auferweckt, dann ist auch nicht Christus auferweckt worden. Ist Christus aber nicht auferweckt worden, dann ist (der christliche) Glaube nutzlos.“
Damit meint Paulus: Wenn alles, was wir als Christen tun, nur für unser irdisches Leben wichtig wäre, bräuchten wir uns nicht als Christen zu bezeichnen. Dann wäre unser Glaube nur eine Form von Humanismus, der sich nur um das Menschliche in unserer Zeit kümmert und dabei seine tiefere Bedeutung verliert.
Ich freue mich über diese klaren Worte von Paulus. Sie zeigen mir, dass wer sein Leben nach christlichen Werten ausrichten will, dies in der Spannung des Kreuzes tun muss.
Das will ich kurz erklären:
Man kann das Leben in der Spannung des Kreuzes so verstehen:
• Die waagerechte Seite steht für die Zeit – also Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Das bedeutet, dass wir unser Leben bewusst im Lauf der Zeit gestalten und dies durch die Werte Nächstenliebe, Frieden, Gerechtigkeit, Solidarität und der Schutz der Schöpfung, …
• Die senkrechte Seite symbolisiert, dass unser Leben nicht nur auf das Irdische beschränkt ist, sondern auch den Blick in den Himmel und auf die Ewigkeit richtet.
Zusammen zeigen beide Seiten, dass christliches Leben heißt: bewusst in unserer Zeit zu handeln und gleichzeitig an das zu glauben, was über unser irdisches Leben hinausgeht.
07.02.2025
Seit dem 5.2. habe ich wieder einen ‚crash‘, weil ich mich bei einem Studientag als Proband völlig übernommen habe. Das Thema hat mich angesprochen und wie Adrenalin in meinem Körper gewirkt. Ich war extrem wachsam und fokussiert, mit einem Energieschub, der mir half, schnell und effektiv zu reagieren. Dabei habe ich leider meine Grenzen an dem Tag nicht wahrgenommen, konnte auf sie nicht hören und nicht entsprechend reagieren. Nachmittags zuhause dann der Zusammenbruch: ‚crash‘ genannt.
Das dauerte bis zum gestrigen Tage an.
Eine Chorprobe, zu der ich mich aufgerafft hatte, lag dazwischen. Doch auch das war nicht gut für mich. Daraus entstanden folgende Zeilen:
Crash – ein stummer Knall im Nichts, ein Zerreißen des Gewohnten.
Ich sehe einen Text, Buchstaben tanzen auf dem Rand des Verstehens, doch ihr Sinn entgleitet wie Nebel in einer mondlosen Nacht.
In meinem Kopf kommt nichts an – nur ein endloses Echo von Leere, wo Worte sich verlieren und Bedeutungen verhallen.
Lieder ohne Melodie, Noten, zu stumm, schwarze Zeichen auf kaltem, weißem Grund, die mein Hirn nicht fassen kann, wie Schatten, die sich weigern, Form zu geben.
Ein Gespräch, ein flüchtiges Flüstern der Erinnerung an vorgestern, doch der Zugang zu dem, was war, ist versiegelt im Labyrinth der Zeit – keine Worte finden den Weg heraus.
Ich weiß, was war, doch das Blatt bleibt leer: der Kopf verharrt in Schweigen, der Mund schweigt – und all die Zeichen, unsichtbare Botschaften, verweben sich im geheimnisvollen Dunkel einer unentdeckten Melodie.