Machen Sie gerne Schulden? Ich nicht! Ich versuche möglichst ohne Schulden und ohne Kredite durchs Leben zu kommen oder sie möglichst schnell wieder los zu werden.
Durch Schulden habe ich das Gefühl, ein Stück meiner eigenen Freiheit zeitweise eingeschränkt zu haben.
Wenn ich Schulden losgeworden bin oder Kredite abbezahlt habe, fühle ich mich sofort etwas freier!
Wie geht es Ihnen?
Heute hören wir die Worte in der Lesung aus dem Römer-Brief:
„Bleibt niemandem etwas schuldig, nur die Liebe schuldet ihr einander – immer.“
Wenn man – wie ich – so ein negatives Bild von Schulden hat, dann kann man sich bei solchen Worten etwas erschrecken. Will Paulus uns dadurch etwas unserer eigenen Freiheit berauben oder uns Druck machen?
Ich habe gelernt dieses Wort im Kontext mit einem Wort des heiligen Augustinus zu sehen und zu verstehen. Augustinus hat das so formuliert:
„Liebe! – Und tue, was du willst!“
Für Augustinus ist sogar das Streben nach Liebe eine Möglichkeit, freier durch das Leben zu gehen. Ich muss nämlich gar nicht mehr sklavisch fragen: habe ich alle Vorschriften eingehalten, habe ich bestimmte Vorschriften nicht eingehalten oder übertreten?
Augustinus sagt: Wir müssen in unserem Leben nur immer der Liebe folgen, dann werden wir eigentlich nichts falsch machen können.
Aber der Liebe zu folgen, ist eine anspruchsvolle Aufgabe.
Doch wer Liebe gelebt und erlebt hat, wird zugleich auch wissen, wie schön die Liebe ist, wenn ich sie gebe und wenn ich sie erfahre.
Also: wenn wir die Liebe einander niemals schuldig bleiben, dann manchen wir nicht nur das Leben anderer sondern auch unser eigenes heller, freundlicher, friedlicher und freier.
Liebe, und tue was du willst und du wirst spüren: die Liebe, die du immer schuldig bleiben wirst, spornt dich an, zu Taten der Freiheit und Selbsthingabe, zu Taten des Respekts und der Achtung.
„Bleibt niemandem etwas schuldig, außer der gegenseitigen Liebe. Wer den anderen liebt, hat das Gesetz erfüllt. (…) (Denn) die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. Also ist die Liebe die Erfüllung des Gesetzes.“ (Röm 13, 8-10)
Erneuerung des Denkens
Predigt am 22. Sonntag – A – 2020 Lesungstext: Röm 12, 1-2
„… Ich ermahne euch also, Brüder und Schwestern, kraft der Barmherzigkeit Gottes, eure Leiber als lebendiges, heiliges und Gott wohlgefälliges Opfer darzubringen – als euren geistigen Gottesdienst. Und gleicht euch nicht dieser Welt an, sondern lasst euch verwandeln durch die Erneuerung des Denkens, damit ihr prüfen und erkennen könnt, was der Wille Gottes ist: das Gute, Wohlgefällige und Vollkommene!…“ Quelle: https://www.bibleserver.com/EU/R%C3%B6mer12
Sammlung und Nachdenken – Quelle: Bild von Pexels auf Pixabay
Liebe Schwestern und Brüder, zu welcher Art Menschen gehören Sie? Lieben Sie die Veränderung, sei es geplant oder auch spontan? Oder gehören Sie eher zu den Menschen, die das Gewohnte und Vertraute vorziehen, die sich sicherer und wohler fühlen, wenn das Leben ‚nach Plan läuft‘?
Diese Fragen sind völlig wertfrei zu verstehen.
Es kann hilfreich sein, für sich zu erkennen, wie man selber tickt. Wenn wir das nämlich verstanden haben, dann verstehen wir auch unsere Reaktionen darauf, wenn Veränderungen in unserem Leben von außen her auf uns zukommen.
Wer keine Veränderung mag, wird schnell bemüht sein, das Alte und Gewohnte zu verfolgen und wenn es sich verändert, den vorherigen Zustand wieder herzustellen. Wer keine Veränderung mag, wird viel Energie darauf verwenden, Veränderungen zu verhindern.
Anders der Menschenschlag, der für sich erkannt hat, dass das Leben wesentlich von der Veränderung lebt.
Es liegt so sehr auf der Hand, dass diese Erkenntnis schon geradezu banal ist. Junge Eltern schauen gebannt und gespannt auf die Veränderung des eigenen Kindes, wenn es gerade ein paar Tage oder Wochen alt ist. Wann wird es anfangen zu krabbeln, wann wird es so kräftige Hände und Füße haben, dass es versucht, sich aufzurichten? Und wann wird es das erste Mal „Mama“ oder „Papa“ sagen? Und so geht es fort und fort. Mal sieht es dem Papa ähnlich, mal der Mama und später entdecken die Eltern ganz eigene Züge an ihrem Kind.
Schon allein biologisch gesehen, ist alles im Leben auf Veränderung und Verwandlung ausgerichtet … bis zum letzten Atemzug.
Ja, liebe Schwestern und Brüder, dieses Beispiel scheint so banal; es zeigt uns aber auch, dass unser Leben gar nicht sein kann ohne Veränderung und ohne Wandlung! Wenn wir einmal erkannt haben, dass „alles fließt“, also stetem Wandel unterworfen ist, dann wird es keine Frage mehr sein, ob Veränderung sein wird oder nicht?
Metamorphose – von der Kaulquappe zum Frosch. Quelle: Bild von Hans Hansen auf Pixabay
Dann wird die Frage nur noch lauten können:
Wie findet diese Veränderung statt?
Wie und wohin werden wir uns verändern, als einzelner Mensch, als Gesellschaft, als Kirche, als Gemeinde und Pfarrei?
Wie werden wir uns verändern unter den Vorzeichen der Corona-Pandemie, die auch an uns nicht spurlos vorübergehen wird?
Wie werden wir uns verändern, gerade auch im Hinblick auf unvermeidliche Prozesse – nicht nur struktureller Art – in unseren Gemeinden, in unserer Pfarrei in unserer Kirche?
In der heutigen Lesung schreibt der heilige Paulus an die Gemeinde von Rom: „… lasst euch verwandeln durch die Erneuerung des Denkens, damit ihr prüfen und erkennen könnt, was der Wille Gottes ist….“
Großartig, diese Worte des heiligen Paulus!
Er sagt damit: gebt euer Denken nicht auf. Gebt euren Verstand nicht ab: vor der Tür, wo auch immer: vor der Arbeitsstelle, in der Kirche, in der Gesellschaft!
Für Paulus ist das eigene Denken, das Vor-Denken und das Nach-Denken und die Wandlungsfähigkeit im Denken eine Grundvoraussetzung, damit wir heute noch in unserer Zeit den Willen Gottes erkennen können.
Bevor Paulus uns durch Verwandlung zur Erneuerung des Denkens ermutigt, schreibt er: „… und gleicht euch nicht dieser Welt an, sondern lasst euch verwandeln durch die Erneuerung des Denkens…“
Hier predigt Paulus nicht eine generelle und permanente Opposition zur Welt das Wort, sondern er verbindet die Warnung, sich einfach so der Welt anzugleichen mit der Aufforderung, im immer wieder erneuerten Denken uns selbst zu wandeln.
Dieses „gleicht euch nicht dieser Welt an …“ setzt Paulus also nicht absolut. Es geht ihm darum, nicht einfach so alles hinzunehmen, was alle andere tun, sondern es mit unserem Verstand zu hinterfragen. Und als Christen ist unser Verstand auch eine Quelle, um die Antwort darauf zu finden, was Gottes Wille heute ist.
Und manchmal entdecken wir dann auch den Willen Gottes in dem, was in der Welt ist und in unserer Gesellschaft, auch wenn es nicht rein christlich motiviert ist. Dann wäre es klug, mit der Welt ‚an einem Strang zu ziehen‘, aber nicht blindlings.
Christen von heute sind also denkende Menschen; sind Menschen, die vom Verstand her begründen können, was sie für richtig und wahr erkannt haben und so auch als Wille Gottes erkennen.
Christen können mit ihrem Denken Antwort darauf geben, was aufgrund unseres Glaubens „gut, wohlgefällig und vollkommen“ ist, wie Paulus sagt.
Dieses Denken findet aber nicht um luftleeren Raum statt. Dieses Denken wird beeinflusst durch Erfahrungen, die wir selbst mit Gott gemacht haben.
Und eine solche wichtige Erfahrung ist, dass Gott seine Barmherzigkeit an uns vollzieht.
Das eigene Denken, die erfahrene Barmherzigkeit und die Überzeugung, dass Gott ein Gott der Liebe ist, sind einige Kriterien, die uns helfen können, zu erkennen, was der Wille Gottes in unserer Zeit ist, was Gott von uns heute will.
Haben wir den Mut dazu? Haben wir den Mut, Veränderungen in unserem Leben zu zulassen und zu bejahen?
Pforte
Quelle: www.pixabay.com
Pforte
verschlossen dahinter Rückzugsort Schutzraum vor den Gefahren draußen
Quelle: www.pixabay.com
Pforte
offen davor ein Weg hinaus in Weite Zukunft Freiheit
(Gerd Wittka, August 2020)
Füreinander …
… beten
„Schließen Sie mich bitte in Ihr Gebet ein!“ – „Beten Sie für mich!“ – „Denken Sie an mich im Gottesdienst!“
Solche oder ähnliche Bitten oder Aufforderungen bekommen wir SeelsorgerInnen immer wieder.
Mitunter erwidere ich diese Bitte, in dem ich sage: „Beten Sie auch bitte für mich!“
Solche (gegenseitigen) Bitten zeigen mir: wir geben was auf die Für-Bitte anderer.
In den gemeinsamen Gottesdiensten hat dieses fürbittende Gebet einen ganz zentralen Ort und ist von großer Bedeutung.
Aber gerade in Corona-Zeiten gibt es kaum öffentliche und gemeinschaftliche Gottesdienste.
Wie ist es dann möglich, dieses fürbittende Gebet regelmäßig aufrecht zu erhalten?
Bei uns in der Krankenhaus-Seelsorge im Johanniter-Krankenhaus in Oberhausen haben mein evangelischer Kollege und ich dafür eine Möglichkeit gefunden:
Wir haben einen Gottesdienstvorschlag aus der evangelischen Kirche aufgegriffen und bieten nun jeden Mittwoch mittags um 13.00 Uhr einen
Stellvertretungsgottesdienst
an.
Über Flyer haben wir die PatientInnen im Haus informiert und sie eingeladen, ihre Gebetsanliegen entweder schriftlich oder auch per sms auf mein Seelsorge-Handy an uns zu übermitteln. Wir sammeln dann auf den Stationen diese Zettel am Mittwoch Vormittag ein und bringen sie bei diesem Gottesdienst mit ein.
In der Kapelle steht die entzündete Osterkerze und auf dem Altar eine Schale mit Sand gefüllt.
Die Osterkerze im Gottesdienst erinnert an die Gegenwart Christi, als das „Licht der Wetl“ Foto: Gerd Wittka, 2020
Während des Gottesdienst, in dem ein Psalm gebetet, ein biblisches Schriftwort gelesen und Musik gehört wird, werden dann auch im fürbittenden Teil kleine Vigilkerzen an der Osterkerze entzündet. Es wird das Gebetsanliegen formuliert und dann dazu die brennende Vigilkerze in die Schale gestellt. Nach jeder Bitte erfolgt ein gesungener Kyrie-Ruf.
Eine kleine Kerze wird an der Osterkerze entzündet – Foto: Gerd Wittka, 2020
Danach erfolgt eine kurze Gebetsstille.
Der Gottesdienst wird abgeschlossen durch das Vater-unser-Gebet und einen Segen.
Jede kleine Kerze steht für ein konkretes Gebetsanliegen – Foto: Gerd Wittka, 2020
Nun kann man sich fragen: kann ein solcher Gottesdienst, wo ich zum Beispiel ganz allein bin, wirklich ein Ersatz für „gemeinschaftliche“ Gottesdienste sein?
Ich frage anders herum: sollen wir ganz auf förmliche Gottesdienste verzichten, nur weil wir nicht mehr ohne weiteres in Gemeinschaft zusammen kommen können?
Wir von der Krankenhaus-Seelsorge meinen: Nein! Wir meinen auch deshalb, dass wir auf Gottesdienste nicht verzichten sollten, weil solche Gottesdienste durchaus in der Glaubenstradition stehen und gerade auch im Hinblick auf das fürbittende Gebet.
Ich meine: diese Corona-Pandemiezeit kann uns die Bedeutung des persönlichen Gebets wieder bewusster vor Augen stellen.
Diese Pandemie kann uns aber auch daran erinnern, dass es liturgische Feiern gibt, die auch dann begangen werden können und sollen, wenn man sie allein vollzieht.
Im „TE Deum – das Stundengebet für den Alltag“ finde ich in diesem August in der Einleitung folgende Worte von Sr. Charis Doepgen OSB:
„In der Themenreihe „Heilige Zeit“ geht es in diesem Monat um das persönliche Gebet und um Formen, es einzuüben und zu pflegen. Das persönliche Gebet als Ausdruck einer individuellen Gottesbeziehung liegt dem gemeinsamen Gebet voraus. Wenn letzteres wegfällt, wird uns nicht der Zugang genommen, sondern wir werden auf das Fundament unserer Gottesbeziehung zurückgestellt.“ (aus: TE DEUM, August 2020, S. 4)
Ich finde dieses Gedanken sehr wertvoll, weil sie uns auch deutlichen machen können: offizielle liturgische Feiern und Gottesdienste, die von einer Person allein gefeiert werden, können sinnvoll sein, weil in diesem alleinigen, vereinzelten und persönlichen Gebet die Grundlage für die Gottesbeziehung liegt, die auch für gemeinschaftliche Gottesdienste und Gebetsformen existentiell ist.
Das Licht erscheint
… der Tag hebt sich
Spirituell zu leben heißt für mich, auch das, was um mich herum ist, als Gabe und als Geschenk anzunehmen. Dieses „Drumherum“ kann nämlich zum Werkzeug oder sogar für sich genommen als Impuls für mein Gotteslob dienen, ob am frühen Morgen, im Laufe des Tages oder am Abend bis in die Nacht.
Ich bin gerne morgens früh auf, denn der Morgen ist für mich eine Zeit, die mir niemand so leicht abspenstig machen kann. Am Morgen ist alles noch so neu, unverbraucht. Oft strahlt der Morgen eine Ruhe und einen Frieden aus, welche mir helfen, mich für den Tag zu bereiten und die Herausforderungen, die der Tag mir bringt, annehmen zu können.
Heute, am 01. August 2020 durfte ich einen großartigen Sonnenaufgang erleben. Mit meinem Smartphone habe ich schnell einige Bilder gemacht.
Zu den Bildern kamen mir drei Stophen aus dem Stundengebet in den Sinn, die so gut zu diesen Bildern passen und ausdrücken, was in diesem Augenblick in mir war:
Nacht und Gewölk und Finsternis, verworrnes Chaos dieser Welt, entweicht und flieht! Das Licht erscheint, der Tag erhebt sich: Christus naht.
Jäh reißt der Erde Dunkel auf, durchstoßen von der Sonne Strahl, der Farben Fülle kehrt zurück im hellen Glanz des Taggestirns.
So soll, was in uns dunkel ist, was schwer uns auf dem Herzen liegt, aufbrechen unter deinem Licht und dir sich öffnen, Herr und Gott.
„Ein Auge ist’s was alles sieht, selbst, wenn’s in finstrer Nacht geschieht.“ (traditionells Sprichwort)
Viele von uns kennen noch dieses traditionelle Sprichwort. Unter denen, die es kennen, gibt es sicherlich welche, die – wenn sie dieses Wort wieder hören oder lesen – ein gewisses Unbehagen entwickeln.
Und das kommt nicht von Ungefähr! Meistens fiel dieses Wort in einem vermeintlich ‚erzieherischen‘ Kontext.
Sie können ja einmal selber darüber nachspüren, in welchen Zusammenhängen oder Situationen Ihnen dieses Wort begegnet ist oder gesagt wurde….
Ich kann mich selber nicht daran erinnern, dass mir dieses Wort ernsthaft – von meinen Eltern – gesagt wurde. Aber mir sind Erzählungen bekannt, wo Kinder dieses Wort von ihren Eltern gesagt bekommen haben. Das Ziel war eindeutig: Selbst da, wo die eigenen Eltern die Verfehlungen der eigenen Kinder nicht wahrnehmen (können), sagt man dem Kind damit: Aber EINER sieht alles, und das ist GOTT höchstpersönlich!
Damit wurde ein Gottesbild vermittelt, das uns Gott als Oberaufpasser und Bestrafer glauben lassen sollte.
Ich finde dieses Gottesbild oft belustigend, vor allem aber auch tragisch.
Gott als „big brother is watching you!“ ?! Hat Gott wirklich nichts Besseres zu tun, als wie ein totalitärer Diktator alles und jeden zu überwachen?!
Ich bin davon überzeugt, dass solche Sprichwörter einer dringenden Umdeutung bedürfen!
Heute Morgen, beim Morgenlob aus dem TE DEUM bekomme ich einen Hymnus vorgelegt, in dessen fünfter Strophe es heißt:
„Ein Auge schaut auf uns herab, das über unser Leben wacht. Es sieht voll Güte unser Tun vom frühen Morgen bis zur Nacht.“ (Quelle: Te Deum, Juli 2020, S. 299)
Nein, dieser Hymnus ist nicht neueren Datums. Der älteste Teil dieses Hymnus „Lux ecce surgit aurea“ geht auf den Anfang des 5. Jahrhunderts (um 405 n.Chr.) zurück, und die zitierte Strophe oben entstand im 7.-8. Jahrhundert.
Dieser Text ist also mindestens schon 1200 Jahre alt!
Mag sein, dass dieser Hymnus die Grundlage für den ganz oben einschüchternden Text aus dem Volksmund gebildet hat.
Wie dem auch sei: ich bin der Überzeugung, dass solche ‚erzieherischen‘ und einschüchternden Verse dringend der Vergangenheit angehören müssen!
Und wem der Spruch „Ein Auge ist’s, was alles sieht….‘ so in Fleisch und Blut übergegangen ist, dem biete ich eine befreiende Neudeutung an, um mit solchen verinnerlichten Sprüchen gut leben zu können, indem sie bewusst umgedeutet werden.
Ich kann nämlich das Wort „Ein Auge ist’s…“ nicht als Drohung sondern als liebende Versicherung verstehen.
Hier mein Versuch:
Wenn Gott alles sieht, was geschieht, wenn er, der mich „geformt und im Schoß meiner Mutter gebildet hat“ (vgl. Psalm 139, 13ff.) und wenn ER ein liebender, gnädiger und verzeihender Gott ist (davon bin ich überzeugt), dann ist ER auch derjenige, vor dem ich so sein darf, wie ich bin (mit meinen Stärken aber auch mit meinen Schwächen).
Ich brauche mich vor ihm nicht zu verstellen. Ich brauche mich nicht vor ihm zu verbergen und nicht versuchen, ETWAS vor IHM geheim zu halten.
Er liebt mich so, wie ich bin.
Vor Gott kann ich ganz ICH sein, kann ICH ICH sein!
Dann wird aus der Drohung ein BEFREIUNGSSPRUCH!
Wir erleben in unserem Leben immer wieder Situationen, wo wir nicht so sein dürfen, wie wir sind: weil es die vermeintliche Etikette so fordert, weil ‚man das so tut‘, oder weil ‚man das NICHT tut‘. Wir müssen uns verstellen, um uns selber nicht zu schaden, um unsere Chancen nicht zu verbauen, um uns zu schützen!
Doch bei Gott brauche ich das alles nicht. Vor IHM kann ich FREI sein, weil er mich annimmt, mich ernst nimmt und mich liebt … so wie ICH BIN.
Für mich persönlich gibt es keine größere, keine grenzenlosere Freiheit als
meine Freiheit vor Gott!
Gebet:
Guter Gott, du kennst mich, so wie ich bin. Vor dir kann ich ’nackt‘ sein, ohne entblößt zu werden. Deine Liebe ummantelt mich, birgt mich, schützt mich. Wenn Menschen auch meine Schwächen und Fehler gegen mich einsetzen, du lässt mich nicht fallen. Meine Schuld machst du nicht zu einer Waffe gegen mich. Meine Schuld und mein Versagen ist dir Anfang und Grund deiner Vergebung und deiner Liebe.
Dafür danke ich dir.
Ich bitte dich: lass mich lernen von deiner Liebe, damit ich das Gute in anderen groß werden lasse und Fehler und Schwächen anderer nicht ausnutze.
So können meine Fehler und die der anderen nicht zu Stolpersteinen werden, die zu Fall bringen, sondern verändert werden zu einem Fundament, auf dem Vergebung geschieht und Gutes aufgebaut werden kann.