Prophezeiung: Bürgerkrieg

Als ich 1993 als Diakon mit meiner damaligen Gemeinde eine Studienreise nach Israel gemacht habe, wurden wir von einer sehr guten Frau (Guide) begleitet.
In ihrer Reiseführung sprach sie immer wieder auch politische Themen an.
Ich erinnere mich noch sehr gut daran, dass sie auch über einen Konflikt sprach, der unter der Oberfläche in Israel schon damals brodelte: die Spannung zwischen liberalen Israelis und orthodoxen Israelis.

Damals sagte sie beiläufig und sinngemäß: Hätten wir nicht den Konflikt mit den Palästinensern, wäre die Gefahr eines Bürgerkrieges sehr groß.

Nun gibt es weiterhin den Konflikt mit den Palästinensern (von denen viele auch Christ:innen sind) und zugleich ist die Gefahr eines Bürgerkriegs in Israel sehr hoch.

Allein durch die Privilegien, die orthodoxe Juden in Israel immer noch genießen, wurde der Konflikt auf kleiner Flamme immer am Kochen gehalten.

Schade, dass man schon vor gut 30 Jahren solche Stimmen und Äußerungen wie der unserer damaligen Guide nicht ernst genug genommen hat!




Unterschied

Bei mir stehen

Respekt und Toleranz

an erster Stelle.

Bei der AfD

ist es Ideologie!




Phantom?!

Hast du in deinem Fahrzeug vielleicht auch eine so genannte „Christophorus-Plakette“?
Heute, am 24.07. ist der Gedenktag des heiligen Christophorus.

Doch über diesen Mann wissen wir nicht viel: eigentlich gibt es nur Legenden über ihn. Und diese führten dazu, dass eine Zeit lang dieser ‚Heilige‘ aus dem Heiligen-Kalender der katholischen Kirche geschmissen wurde, bevor er Anfang der 2000er Jahre wieder in den Heiligen-Kalender aufgenommen wurde.

Verehren wir also in diesem Mann ein Phantom? – Man könnte es glauben!

Und ja: die Wahrscheinlichkeit, dass ein Mann solchen Namens wirklich existiert hat, ist gering. Allein sein Name könnte darauf ein Hinweis sein. Nach dem Motto: „Nomen est omen!“ (Der Name ist Programm) bedeutet sein Name nämlich „Christus-Träger“ und weist damit auf die allseits bekannte Legende hin.

Ist es also sinnvoll, sich eine Plakette des ‚heiligen Christophorus‘ ins Auto zu kleben?

Wenn ich an einen Menschen erinnern will, der existiert haben soll, dann ist dieser Brauch fragwürdig.
Aber wenn ich eine spirituelle Botschaft damit verknüpfe, dann kann es durchaus sinnvoll sein.

Denn: der ‚heilige‘ Christophorus gilt als einer der 14 Nothelfer und als Schutzpatron der Reisenden. Deshalb ist sein Bildnis auch an vielen Kirchen zu sehen, insbesondere an Kirchen, die alte Handelswege begleiteten.

Ein Bild des Christophorus im Auto kann uns also während der Fahrt immer darauf aufmerksam machen, dass Gott alle unsere Wege begleitet und dass wir auch auf Reisen um seinen Segen bitten dürfen.
Es macht uns ferner auf unsere Verantwortung im Straßenverkehr aufmerksam, nämlich, dass wir durch unser eigenes Handeln und Tun zum Schutz und Segen für andere und für uns selber werden können.

Aber dieses Plakette macht uns auch darauf aufmerksam, dass wir in unserem ganzen Leben ‚Reisende‘ sind, von einem Punkt zum anderen, von einem Aufbruchspunkt zu einem Ziel.

So kann die Plakette uns darauf hinweisen, dass unser ganze Leben eine Reise ist, eine LEBENS-REISE.
Und es kann uns darauf aufmerksam machen, dass wir so manche Last auf dieser Reise zu tragen haben aber zugleich – und das kann uns das Bild von Christus auf den Schultern des Christophorus sagen – haben wir Christus immer bei uns.

Ich wünsche uns, dass wir unser Wege und unsere Reisen mit dem Bewusstsein erleben: wir sind unterwegs und unterwegs von Gott begleitet.




Dem Zerstörerischen Einhalt gebieten

Bild von Ralf Kunze auf Pixabay

Ich habe bei meiner Wohnung einen netten Balkon, recht groß und sehr sonnig.
Im Frühjahr überlege ich immer wieder, wie ich ihn nun gestalten und bepflanzen könnte.
Und wenn ich dann die Solitärbienen sehe, die heimelig surrend meine Insektenhotels umschwirren, denke ich mir:
“ … Du musst auch an sie denken. Gestalte es also möglichst insekten- und bienenfreundlich…“
Denn bei uns am Haus ist es fast gar nicht bienenfreundlich: immergrüne Pflanzen, Lorbeer-Hecken, Rasen, aber nichts, was wirklich blüht und für Insekten auch nur halbwegs interessant wäre – eine ‚grüne Wüste‘, wie ich es immer bezeichne.

Da möchte ich einen Kontrapunkt zu setzen.
Also säe ich Blumensamen aus, am besten viele verschiedene Kräuter, die zu unterschiedlichen Zeiten wachsen und blühen, und in vielen verschiedenen Farben.

Wenn die Sämlinge dann austreiben und heranwachsen, sehe ich zwischendurch auch einige Grasbüschel, die sich da breit machen wollen.

Soll ich die einfach herausreißen?
Sie wissen vielleicht, dass manche Gräser eine blöde Eigenschaft besitzen: sie treiben unterirdisch ziemlich breites Wurzelwerk aus.
Wenn ich jetzt daran ziehe, rupfe ich mit einem Mal auch die Pflanzen aus, die ich eigentlich wachsen lassen wollte.
Nun ist guter Rat gefragt.
Also halte ich diese Gräser im Blick und schneide sie immer wieder und beharrlich ab, damit sie den anderen Blühpflanzen keine Nahrung weg nehmen, diese weiter wachsen können und ich sie nicht zusammen mit dem Gras herausreiße.

Ich weiß nicht, ob das gerade gärtnerisch ‚richtig‘ ist, aber ich mache es so.
Das erinnerte mich an das heutige Evangelium.

Da ist unter die ‚gute Saat‘ etwas gekommen, was sich in verschiedener Weise destruktiv auf diese gute Saat auswirkt.

Im Evangelium heißt es „Unkraut“. Und dieses Unkraut wurde immer wieder mit dem Bösen gleich gesetzt.

Ich bezeichne es – um im Bild des heutigen Evangeliums zu bleiben – als das Destruktive.
Das ist offener und zugleich klarer.
Denn das Destruktive sind Einflüsse und Umstände, die das, was Erstrebenswert ist, hindern, zu wachsen und zu reifen.

Und dieses Erstrebenswerte kann Vieles sein; zuallererst natürlich die Liebe. Ist sie destruktiven Kräften ausgesetzt, wird sie klein gehalten oder verkümmern.
Deshalb bezeichne ich auch den Gegensatz von Liebe nicht als das Böse, sondern als ‚Mangel an Liebe‘.

Immer wieder dort, wo die Liebe zurückgedrängt, begrenzt und eingeengt wird und nicht zur Entfaltung kommen kann, haben wir es mit der Macht des Destruktiven zu tun.

Das heutige Gleichnis sagt mir:
Ich möchte die gute Saat aussäen, ich möchte, dass die gute, die gewollte und beabsichtigte Saat aufgeht und wachsen kann.
Wenn ich dann sehe, dass dazwischen auch destruktive Saaten anfangen zu gedeihen und zu wachsen, dann mag ich sie – oberflächlich betrachtet – einfach herausreißen wollen.
Aber bei näherer Betrachtung kann ich sehen, dass die Wurzeln des Destruktiven auch schon ihr Werk getan haben; sie sind viel tiefer ins Erdreich hinein gewachsen, oberflächlich kaum zu erkennen und sie nähern sich dem Wurzelwerk der guten Saat gefährlich, so dass ich die gute Saat zusammen mit der destruktiven Saat ausreißen würde, wenn ich das Destruktive jetzt gewaltsam am Schopf packen würde.

Das Ergebnis wäre das, was wir mit dem Sprichwort umschreiben:
„Das Kind mit dem Bade ausschütten.“

Damit wäre das Ergebnis noch verheerender, als wenn wir das Destruktive weiter im Auge behalten und ‚beschneiden‘, damit es selber nicht noch aufblühen und eigene Saaten bilden kann.

So kann ich nämlich die guten Pflanzen hegen und pflegen, sie blühen und gedeihen lassen. Dadurch werden sie – trotz der destruktiven Bedrohung – zur Nektarquelle für Insekten und Bienen und dann später, wenn sie ihre Bestimmung erfüllt haben, zusammen mit den unnützen Gras herausgerissen.

Das anschauliche Evangelium lehrt mich eine gewisse gelassene Haltung, die das Destruktive in unserem Leben nicht ignoriert oder relativiert. Sie erkennt die Gefahr, die vom Destruktiven ausgeht und nimmt sie ernst.
Sie übersieht nicht ihre schädlichen Wurzelwerke, sondern versucht, mit intelligentem Vorgehen, es in Schach zu halten.

Der Umgang mit dem Destruktiven, erfordert Klugheit, Achtsamkeit, vorausschauendes Handeln und Besonnenheit.

Radikales Vorgehen – übrigens ein Vorgehen von Extremisten – bedroht im wahrsten Sinne des Wortes, letztendlich auch das gute Wurzelwerk und damit das Wachstum und die Stärkung der guten Saat.




Heilig – oder nicht?

Bild von Mystic Art Design auf Pixabay

Ein Sturm der Entrüstung macht sich in der islamischen Welt breit, weil in Schweden ein Buch, ein Koran, mit Füßen getreten wurde.
Als Folge wird die schwedische Botschaft gestürmt, Gewaltexzesse machen sich breit …

Das führt mich zu der grundsätzlichen Frage, was etwas heilig macht …?



BTW: Ich verurteile solche Aktion als respektlos! Da will ich keine Unklarheiten lassen.
ABER: die Proteste und Gewaltaktionen, das diplomatische Gezerre darum sind aus meiner Sicht völlig übertrieben!

Was macht etwas ‚heilig‘?

Nur weil ich – oder jemand anderes oder gar eine Religion – etwas für ‚heilig‘ hält, ist es objektiv noch lange nicht ‚heilig‘.

Für jemanden, der mit Religionen allgemein nichts anfangen kann, der keinen spirituellen oder emotionalen Zugang zum Religiösen hat, sind religiöse Gegenstände (und dazu zähle ich auch Druckwerke religiösen Inhalts) per se nicht ‚heilig‘.

So kann ein Buch, auf dem „Koran“ steht und dessen Druckwerk den Inhalt des Korans widergibt, per se auch einfach nur als ein Buch angesehen und erkannt werden.
Ein Buch ist definiert, sowohl von der Gestalt wie von der Machart.
Ganz wertfrei ausgedrückt kann für jeden Menschen ein Buch erst einmal ein Gegenstand sein, dass aus gebundenen Seiten besteht auf denen mit Farbe (Tinte) gedruckte Zeichen stehen, die wir Buchstaben nennen.
Mehr kann deshalb für einen nicht-religiösen Menschen auch ein Buch sein, das mit „Koran“ betitelt ist. Sachlich macht es für ihn keinen Unterschied, ob es sich hierbei um eine Cartoon, ein Magazin, oder sonst was handelt.

Heilig oder nicht?

Als Mensch kann ich folglich nur das als ‚heilig‘ bezeichnen, was mir persönlich, in meinen eigenen Augen aus der Sicht meiner eigenen Weltanschauung oder meiner Religion als ‚heilig‘ erachtet wird.
Das eigene Bewusstsein lässt also etwas ‚heilig‘ sein oder werden.

So kann z.B. ein ganz banaler Gegenstand, der mich z.B. mit Vorfahren verbindet, für mich ‚heilig‘ sein. Diesen Gegenstand kann ich besonders in Ehren halten und besonders ehrwürdig damit umgehen, weil sich mit diesem Gegenstand meine eigene Geschichte, meine Erfahrungen und vielleicht auch meine geistige Verbindung zu Vorfahren verbunden hat.

Wenn andere Menschen auf ein und denselben Gegenstand treffen, verspüren sie vielleicht auch nicht eine Spur von Ehrwürdigkeit oder gar ‚Heiligkeit‘, die von diesem Gegenstand ausgeht.
Warum?
Weil nicht der Gegenstand an sich ‚heilig‘ ist, sondern das, was dieser Gegenstand für mich, ganz subjektiv ausdrückt und bedeutet.

Um es an einem ganz konkreten Beispiel auszudrücken:

Seit Jahrzehnten besitze ich eine Bibel, eine Schulbibel, die ich zu Zeiten meines Besuchs des Abendgymnasiums besorgt habe.
Ich habe mit diesem Buch, dieser Bibel ‚gearbeitet‘, ich habe dort Anmerkungen hineingeschrieben und Markierungen vorgenommen, die mir sehr wichtig beim Studium der Bibel erschienen. Nun steht dieses Buch, diese Bibel im Regal, ist ziemlich abgenutzt und vergilbt.
Immer wieder kommt mir der Gedanke, dass ich dieses Buch entsorgen könnte.
Für Menschen, die z.B. mal meinen Haushalt auflösen müssten und emotional oder geistlich mit diesem Buch, au dem „Bibel“ steht, nichts verbinden, wäre es vielleicht überhaupt kein Problem, dieses Buch zusammen mit anderen Druckerzeugnissen dem Altpapier zuzuführen.

Aber mir fällt es schwer, dieses Buch ‚einfach so zu entsorgen‘.

Warum?
Weil es dinglich ein Buch bleibt, aber geistlich-spirituell für mich ein ‚heiliges Buch‘ geworden ist.

Doch meine Sicht auf das, was (für mich) heilig ist, ist und bleibt immer relativ.

Ein ganz einfaches Beispiel:

Wäre der Buchdruck nicht (von Gutenberg) erfunden worden, gäbe es heute keine Bücher mit der Aufschrift „Koran“.
Allein die Existenz eines Gegenstandes, das wir „Buch“ nennen, ist dadurch relativ und kann deshalb auch niemals objektiv als ‚heilig‘ vorausgesetzt werden.
‚Heilig‘ wird jemand oder etwas immer nur durch meine eigene Sichtweise, meine eigene Geisteshaltung, …
und diese kann niemals allgemeingültig und allgemeinverbindlich sein.

Dessen ungeachtet und davon getrennt muss die Frage erlaubt sein, wie wir in einer freiheitlichen und pluralen Welt mit Weltanschauungen, Sachverhalten und Dingen umgehen wollen, die anderen ‚heilig‘ sind.

Dies hier ist ein schönes Beispiel, wie man mit Dingen oder Umständen, die anderen ‚heilig‘ sind, respektvoll umgehen kann:

Uluru darf nicht mehr bestiegen werden!

Ich kann und darf aber nicht verlangen, dass der Ayers Rock von allen Menschen auf der ganzen Welt und zu jeder Zeit als ‚heilig‘ anerkannt wird!




Erfolg

Bild: Gerd Wittka

Nicht bloß das Tun, nicht bloß die Tatsache der
hinterlassenen Leistung gibt uns ein Recht auf ehrende
Anerkennung, sondern auch das Streben selbst,
und gar besonders das unglückliche Streben, das
gescheiterte, fruchtlose aber großmütige Wollen.

Heinrich Heine, 1797-1856, Christian Johann Heinrich Heine (Harry Heine), deutscher Dichter und Romancier, ein Hauptvertreter des Jungen Deutschland, Begründer des modernen Feuilletons


Ich fand heute morgen dieses Zitat von Heinrich Heine … und war sehr erstaunt.
Ich bin erstaunt, wie aktuell dieser Gedanke von ihm ist und was wir von der Aufklärung und der Frucht der Aufklärung, dem Humanismus, gerade heute noch lernen können.

In einer Welt, die nur Ergebnisse sehen will … und meist diese auch nur würdigt, ist das humanistische Menschenbild umfassender und ganzheitlich.

So, wie die Aufklärung und der aus ihr entstandene Humanismus wesentlich mitgeprägt wurde von der Geisteswelt damaliger Philosophen, Schriftsteller, Dichter und Denker, zeigt er uns, dass das wahre Menschsein nicht allein vom Oberflächlichen abhängig ist.

Die Geisteshaltung, der Geist, der unserem Denken und Tun vorausgeht, ist wesentlich für die Einordnung dessen, was erstrebenswert in unserem Leben ist.

Das Wort Heinrich Heines macht mir deutlich, dass dies nicht allein vom Erfolg her beurteilt werden kann und darf.

Um einem Menschen gerecht werden zu können, gilt es – nach Heine – auch die zugrundeliegende Geisteshaltung, den Ethos, die Absicht, die gute Idee mit zu berücksichtigen, unabhängig davon, ob das daraus resultierende Denken und Tun von vermeintlichem Erfolg gekrönt wird.

‚Erfolg‘ in unserere Postmodernen meint eigentlich immer nur das ‚Erreichen von Zielen‘, die tatsächliche Umsetzung von Ideen und Initiativen.

Für Heinrich Heine, für die Philosophie der Aufklärung ist aber schon die Idee, der Gedanken, allein das Streben nach dem Wahren und Guten anerkennenswert.

Scheitern als Gegenpol von Erfolg wird dadurch relativiert.

Findet sich in dieser Idee des Humanismus nicht so viel christliches Gedankengut und viel vom jesuanischen Menschenbild und seiner Ethik?

Für Jesus war entscheidend, ob der Mensch sich allein ernsthaft darum bemüht, den ’neuen Weg‘, den Weg der Umkehr und der Versöhnung zu gehen.
Für Jesus war entscheidend, welche Geisteshaltung die Menschen prägte, die es mit ihm zu tun bekommen haben.

Der Zöllner, die Ehebrecherin, die arme Witwe, der Blinde (der vermeintlich nichts leisten konnte und nur auf Almosen angewiesen war): sie alle genießen hohe Wertschätzung.
Während jene, die zwar in den Augen der Welt erfolgreich waren, ihren festen Platz in der Gesellschaft eingenommen und gefunden haben, die hofiert wurden: deren Geisteshaltung hinterfragt Jesus und entlarvt sie als umkehrbedürftig.

„Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du da vor den Weisen und Klugen verborgen und es den Unmündigen offenbart hast. Ja, Vater, so hat es dir gefallen.“

Mt 11,25

„Erfolg ist kein Name Gottes!“, so ein geflügeltes Wort.
Das Zitat von Heinrich Heine macht uns darauf aufmerksam, dass wir in der Würdigung und Anerkennung nicht nur allein Erfolg als Kriterium nutzen dürfen, weil schon allein die Absicht, die Geisteshaltung, das eigene Ethos, das Wollen der Anerkennung bedarf.

Wenn wir Menschen in ihren guten Absichten bestärken, dann wird sich zwangsläufig, auch nach vielen Niederlagen, der Erfolg einstellen.
Wer aber nur den schnellen Erfolg anstrebt, ist leicht in der Gefahr, seine Ideale zu verraten.




Abschied

Bild von John auf Pixabay

… und auf einmal ist alles still …
nur ganz sanft streicht ein windhauch
über meinen balkon

eine kerze
habe ich aufgestellt
für dich

beten?

still sein!
schweigen!
bilder gemeinsamer begegnung
steigen in meinen gedanken auf

ich will keine worte machen
nicht denken

nur eins werden mit der
stille der nacht

ich habe dir zuletzt
nicht mehr viel wünschen
können
nur noch dieses:
das du einen guten tod haben mögest.

vor wenigen wochen
unsere letzte persönliche begegnung

seit einigen tagen
dann der gedanke,
dass es unsere letzte gewesen sein könnte
und heute
die gewissheit,
das sie es war.

ich bin traurig
und
dankbar

für dich
für unsere begegnungen

seit heute
sind sie
noch wertvoller
geworden

adieu!

© Gerd A. Wittka, 2023




Assistierter Suizid (2)

– ein Thema auch für Christ:innen?!

Bild von Kerstin Riemer auf Pixabay – Fragst du dich, was dieses Bild mit dem Thema zu tun hat? – Lassen dich am Ende des Artikels überraschen …!

Assistierter Suizid

Vor wenigen Tagen ging relativ klanglos eine immens wichtige Debatte im Deutschen Bundestag über die Bühne, die uns alle irgendwie und irgendwann einmal betreffen könnte, ob direkt oder indirekt.
Es ging um die Frage, wie „Assistierter Suizid“ gesetzlich geregelt werden könne.
Dabei lagen zwei unterschiedliche Gesetzesentwürfe vor, die diskutiert und über die auch in getrennten Abstimmungen entschieden wurde. Dabei fand jedoch keiner der beiden Gesetzesentwürfe die erforderliche Mehrheit.

Was ist der Hintergrund, der zu einer solchen Gesetzesinitiative geführt hat?

Einleitung:

Das Bundesverfassungsgericht hat im Februar 2020 das 2015 vom Bundestag beschlossene Verbot der „geschäftsmäßigen Förderung der Selbsttötung“ für nichtig erklärt. Das allgemeine Persönlichkeitsrecht umfasse „als Ausdruck persönlicher Autonomie ein Recht auf selbstbestimmtes Sterben.“
Die Freiheit, sich das Leben zu nehmen, umfasse auch die Freiheit, auf die freiwillige Hilfe Dritter zurückzugreifen. Der Gesetzgeber könne die Suizidhilfe regulieren. In dieser Debatte kommt der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP) eine wichtige Bedeutung zu.

Was ist Beihilfe zur Selbsttötung als Sterbehilfe?

Die Grundrechte der Verfassung schützen auch die Selbstbestimmung des Menschen. Sie umfasst auch das Recht, sich selbst das Leben zu nehmen. Weil der Suizid also nicht unter Strafe steht, ist an sich nach den allgemeinen Regeln des Strafrechts auch die Beihilfe zur Selbsttötung straflos. Der Sterbewillige selbst nimmt die Handlung vor, die zum Tod führt. Die Beihilfe kann zum Beispiel darin bestehen, die todbringenden Mittel zu besorgen.
Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/bundesverfassungsgericht-verbot-der-geschaeftsmaessigen-100.html

Beim Assistierten Suizid geht es nicht darum, dass helfende Personen selber das Mittel verabreichen, sondern es lediglich zur Verfügung stellen, angefangen von der Verschreibung bis hin zur Bereitstellung der Medikamente.

Der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, warnte zu Beginn der Verhandlung im April vor falschen Erwartungen. Es gehe „nicht um die moralische oder politische Beurteilung der Selbsttötung und ihrer Folgen für die Gesellschaft“, sondern „allein um die Reichweite des Freiheitsraums, den das Grundgesetz einer staatlichen Strafdrohung entgegensetzt.“

Die beiden diskutierten Gesetzesentwürfe

Die erste Initiative stammte von 85 Abgeordneten um Lars Castellucci. Ihr Entwurf sah vor, dass die Suizidassistenz weiter grundsätzlich strafbar ist, unter bestimmten Voraussetzungen aber erlaubt wird. Dafür sollte die Person, die Sterbehilfe in Anspruch nehmen will, volljährig sein, sich mindestens zwei Mal von einem Facharzt für Psychiatrie untersuchen lassen und ein Beratungsgespräch absolvieren. Der Geist dieses Regelung ist vergleichbar mit der geltenden Regelung zum § 218 StGB, welches den Schwangerschaftsabbruch grundsätzlich unter Strafe stellt, diese Tat aber unter bestimmten Voraussetzungen strafrechtlich nicht verfolgt wird.

Die zweite Gesetzesinitiative griff den Gedanken des Bundesverfassungsgerichtes auf, dass betont hatte, dass es ein Recht auf selbst bestimmtes Sterben gäbe.
Wenn es also dieses Grundrecht gäbe – so diese Initiative weiter – wäre es rechtlich widersinnig, dieses Recht im Zusammenhang mit der Strafgesetzgebung zu regeln.
Im Gesetzentwurf hieß es: „Jeder darf einem anderen, der aus autonom gebildetem, freiem Willen sein Leben eigenhändig beenden möchte, auf dessen Wunsch Hilfe zur Selbsttötung leisten und ihn bis zum Eintritt des Todes begleiten.“

Beiden Gesetzesentwürfe betonen zugleich, dass das Thema „Suizidvermeidung“ auf alle Fälle einen sehr hohen Stellenwert hat. Deshalb hat sich eine große Mehrheit von 688 Abgeordneten für einen Gesetzentwurf zur Suizidprävention ausgesprochen.


[Meinungsbild in der Gottesdienstgemeinschaft:

  • Haben Sie diese Debatte wahrgenommen?
    • Haben Sie den Unterschied zwischen beiden Gesetzesentwürfen gekannt?
    • Wer von Ihnen hat die Debatte verfolgt und ist der Auffassung, diese rechtlichen Unterschiede verstanden zu haben? • Wer von Ihnen hat gesellschaftliche Diskussionen um dieses Thema wahrgenommen oder sogar persönlich daran teilgenommen?
    • Wem ist dieses Thema in innerkirchlichen Diskussionen in jüngster Zeit begegnet und hat die innerkirchliche Diskussion verfolgt? • Wer meint, dass unsere Kirche genügend über dieses Thema diskutiert, sowohl in den eigenen Reihen wie in unserer Gesellschaft? • Wer meint, dass unsere Kirche und unsere Pfarreien sich viel stärker mit dieser Thematik beschäftigen muss?]

Meine seelsorgliche Sorge bei diesem Thema

Wir alle – ohne Ausnahme – können in die Situation kommen, dass wir uns Gedanken machen, wie wir sterben wollen.
In diesem Zusammenhang kann dann die Frage, ob „Assistierter Suizid“ für uns selber eine Option ist, aufkommen.

Warum von mir heute diese Fragen?
Weil mich die Sorge umtreibt, dass wir als Kirche heute zu wenig bei den Menschen und den wirklich wichtigen Fragen der Menschen sind!

(copyright: Gerd Wittka)

Denn es ist ja nicht so, dass unter uns Christ:innen einhelliger Konsens darüber besteht, wie wir mit diesem Thema umgehen wollen.

Viele Fragen und Themen werden in diesem Zusammenhang auftauchen: Welche Haltung nehme ich zu diesem Thema ein?

Ich möchte nur einige Themen und Fragebereiche aufgreifen, die für eine sachgerechte Diskussion und für eine persönliche Positionierung wichtig sein könnten:

1.) Wer entscheidet über mein Leben und meinen Tod?
• Bin ich der Überzeugung, dass Gott der Herr des Lebens ist?
• Wie ist es dann mit der von Gott geschenkten menschlichen Freiheit?
• Wann bin ich herausgefordert, über mein Leben zu bestimmen und wieweit darf meine Selbstbestimmung dabei gehen?
Hier taucht zwangsläufig eine Spannung auf und zwar zwischen den Überzeugungen, dass Gott Herr über Leben und Tod sei und ich von ihm zugleich in Freiheit gesetzt wurde, tatsächlich selber darüber entscheiden zu können.

2.) Was bedeutet für uns Lebensschutz? –
Wo fängt er an und wo hört er auf?
Welche Themen tauchen in diesem Zusammenhang auf?
Ich möchte nur einige nennen:

• Lebensschutz von Anfang an - Lebensschutz des ungeborenen Lebens
• Lebensschutz im staatlichen und gesellschaftlichen Leben: Schutz vor Verfolgung und Diskriminierung, Schutz von Minderheiten, Schutz vor nicht-staatlicher Gewalt und Selbstjustiz, Lebensschutz im Strafvollzug ->'Todesstrafe', Schutz in schwersten Lebensbedrohungen wie Krieg, Unfall, Krankheit, Schutz am Lebensende ...

3.) Welche Rolle spielt das Gewissen bei diesem Thema?
Das II. Vatikanische Konzil hat betont: das menschliche Gewissen ist die „höchste Entscheidungsinstanz“ im menschlichen Leben;
Gott sei hingegen die „höchste Urteilsinstanz“.
Das bedeutet: der Mensch ist im Letzten seinem Gewissen verpflichtet.
Am Ende meiner Tage wird Gott dann über mein Denken und Tun urteilen.

Was bedeutet das also, wenn ich in eine Situation komme, wo ich zu der festen Überzeugung gelangt bin, dass ich mein Leiden nicht mehr erleiden muss und will? – Diese Entscheidungsfreiheit habe ich ja als Mensch, denn diese Freiheit ist mir ebenfalls von Gott gegeben. Wie setze ich diese Freiheit ein? Von welchen Kriterien mache ich meine Gewissensentscheidung abhängig, damit mein Leben vor Gott gerechtfertigt sein wird?

4.)
Wie verhalte ich mich, wenn Angehörige, Freunde, Gemeindemitglieder oder Menschen, die mir anvertraut sind, sich entschieden haben, freiwillig und vorzeitig aus dem Leben zu treten?
Bin ich bereit, liebend und wertschätzend mit Menschen umzugehen, die dieses Thema umtreibt?
Bin ich bereit, ihnen zur Seite zu stehen?
Oder lehne ich es von vornherein ab, offen zu sein für die Begegnung mit Menschen, die sich mit dem assistierten Suizid beschäftigen?
Treibt mich der Gedanke um, sogar mitverantwortlich oder ‚mitschuldig‘ zu werden, wenn ich auch in solchen Lebensphasen ‚bei den Menschen bleibe‘?
Kann ich auch in solchen Situationen die von Gott gegebene Entscheidungsfreiheit respektieren und bejahen?
Wenn ich Menschen, die aus dem Leben treten wollen, nicht zu Seite stehen möchte: welche Gründe gibt es dafür? Welche eigenen Ängste oder Befürchtungen habe ich? Habe ich das Gefühl mitverantwortlich für eine mögliche Entscheidung zu sein?

5.)
Wie halte ich es mit meinem Einsatz für das Leben?
Will ich mir die Mühe machen, Menschen, die aus dem Leben treten wollen, Perspektiven für ein Leben zu eröffnen, sie zu unterstützen und zu begleiten?
Will ich mir die Mühe machen, herauszufinden, welche andere Möglichkeiten es noch gibt, um das Leben nicht selbstbestimmt zu beenden?

6.) Welche Haltung nehme ich selber und für mein eigenes Leben zu diesem Thema ein?

Kann ich mich mit diesem Thema konfrontieren lassen und für mich selber darüber nachdenken, ob das Thema „assistierter Suizid“ auch für mich persönlich zu ein Thema werden könnte, ohne schon jetzt dazu eine abschließende Haltung einzunehmen?
Wage ich es, mich auch emotional diesem Thema zu stellen, selbst wenn ich weiß, dass dieses Thema mich ‚kalt‘ erwischen kann, weil man beim Nachdenken über das eigene Sterben meist nicht ‚cool‘ bleiben kann?
Bin ich bereit, mich umfassend zu informieren, mich mit Menschen über dieses Thema auszutauschen und mein Wissen und meinen geistigen Horizont bei diesem Thema aktiv zu erweitern?

All diese Fragen und noch viel mehr Fragen und Gedanken stehen im Raum, wenn wir uns als Christ:innen und Menschen mit diesem Thema beschäftigen.
Welche Unterstützung bekomme ich, bekommen wir bei diesem Thema durch die Kirche? Wie geht sie mit dieser Problematik um?
Welche Seelsorgende und Gemeindemitglieder sind da, um sich mit diesem Thema zu beschäftigen?

Gerade in Zeiten, wo wir einen massiven Mitgliederschwund in der Kirche erfahren;
gerade in Zeiten, wo wir in einer immensen Glaubwürdigkeitskrise als Kirche stecken;
gerade, wo man von Christ:innen und den Kirchen keinen adäquaten Umgang mit solchen elementaren und ethischen Fragen zutraut,
wird es darum gehen, wie wir solche Themen in Kirche und Gesellschaft nach vorne bringen und uns damit beschäftigen.

Ich träume von einer Kirche, die diese Themen umfassend aufgreift, weil sie erkennt, dass es bei diesen Themen in erster Linie um die Menschen geht, die von diesen Themen betroffen sind.

Einladung nach dem Impuls:

Wir stehen heute mit meinem Impuls zu diesem Thema am Anfang einer Beschäftigung damit. Nun möchte ich Sie einladen, vielleicht schon jetzt oder auch später, Fragen oder Gedanken zu benennen, die Sie in diesem Zusammenhang erörtern wollen?
Ich werde sie gerne notierten und in gesonderten Impulsen aufgreifen.
Gerne können Sie mir auch nach diesem Gottesdienst eine Mail dazu schreiben. Alle Anregungen werde ich vertraulich behandeln.


Exkurs:

Ich habe ja versprochen, zu verraten, was das Bild am Anfang mit dem Ginsterstrauch mit unserem heutigen Thema zu tun hat.

Die ‚Antwort‘ findet sich in der Bibel, im Alten Testament im Buch der Könige, in dem es auch um den Propheten Eliah geht.
Dort finden wir in 1.Könige 19,4-5 | Hoffnung für alle :: ERF Bibleserver folgenden Text:

… Allein wanderte er [Elija] einen Tag lang weiter bis tief in die Wüste hinein. Zuletzt ließ er sich unter einen Ginsterstrauch fallen und wünschte, tot zu sein. »HERR, ich kann nicht mehr!«, stöhnte er. »Lass mich sterben! Irgendwann wird es mich sowieso treffen, wie meine Vorfahren. Warum nicht jetzt?«

1.Könige 19,4

Fällt dir was auf?

Das Thema Suizid ist selbst im Alten Testament nicht unbekannt.
Es gibt auch in der Bibel offenbar Situationen, die uns schildern, wie Menschen meinen, dass ihr Leben unter den gegenwärtigen Umständen nun ein Ende finden könnte und sollte.

Und wenn wir weiterlesen, dann achte mal auf die Reaktion des Engels! …
Er hält keinen moralischen Vortrag darüber, ob und inwieweit es ethisch okay ist, sich selber das Leben zu nehmen.
Der Engel macht Elija nur darauf aufmerksam, dass es noch eine Aufgabe für ihn zu erledigen gibt.

Dass der Engel auf das Thema „Sterbewunsch“ und sich aktiv zum Sterben niederzulegen nicht aufgreift, heißt nicht, dass er es gutheißt.
Aber diese Bibelstelle kann uns vor Augen führen, dass das Thema „Sterbewunsch“ und seinem eigenen Leben das Ende zu setzen in der Bibel nicht unbekannt ist.




Strebewerk

Lasten teilen

Bild von Stefan Schweihofer auf Pixabay

Im Hinblick
auf das Leiden anderer
fragt sich mancher:

„Wie kann dieser Mensch diese Last tragen?“



Mit diesen Gedanken
hast DU einen Anfang gemacht.

Denn Du, ich, WIR
können für andere
wie das Strebewerk
einer gotischen Kathedrale
sein:

Die Hauptlast
müssen nicht wir tragen –
doch:
indem wir der Last und Schwere
nahe sind,
empfangen wir die Last
und
teilen sie
manchmal in
erster,
manchmal in
zweiter
oder
dritter Reihe.

Egal, wo du stehst

und bleibst:
ohne dich
gäbe es keinen Halt.

(Gerd A. Wittka, 14.7.2023)


gewidmet: M.E.




Assistierter Suizid

Beratung des Deutschen Bundestages zu einer notwendigen Gesetzesinitiative

Symbolbild: Bild von Leopictures auf Pixabay

Heute berät der Deutsche Bundestag über verschiedene Gesetzesentwürfe zum „Assistierten Suizid“.

Das Bundesverfassungsgericht hat vor gut drei Jahren (26.02.2020) entschieden, dass es das Grundrecht eines jeden Menschen ist, selber über sein Lebensende entscheiden zu können.

Deshalb ist es nötig, dass der Gesetzgeber hier dringend eine rechtliche Lösung schafft, um allen Betroffenen Hilfe und Rechtssicherheit zu geben. Das gilt auch insbesondere für jene, die beim ‚Assistierten Suizid‘ helfen (wollen/können).

Für mich als Krankenhaus-Seelsorger ist die Übertragung der heutigen Beratungen im Deutschen Bundestag quasi eine berufliche Pflichtveranstaltung.

Schon jetzt, nach gut 45 Minuten kann ich erkennen, dass hier mit viel Ernsthaftigkeit diskutiert wird. Leider hat die Abgeordnete von Storch (AfD) ihren Beitrag wieder dazu genutzt, nur theoretische floskelartige Plattitüden loszulassen und undifferenziert auch pseudoreligiöse Gedanken zu äußern, die nicht zeigen, dass sie sich tatsächlich ernsthaft mit theologischen und ethischen Fragen beschäftigt hat.




würde

unser menschsein
zeigt sich darin
dass
würde
nicht nur
ein konjunktiv
ist

Gerd A. Wittka, 02.07.2023




‚Senioren‘-Impfung

Nun bin ich auch dafür reif …

Quelle: www.pixabay.com

Gestern habe ich zum ersten Mal eine Pneumokokken-Impfung erhalten.
Sie ist angeraten bei Menschen ab 60 Jahren und soll vor einer Lugenentzündung schützen, die von Pneumokokken ausgelöst werden kann.
Insbesondere ältere Menschen oder mit chronischen Vorerkrankungen sollten sich impfen lassen und diese Impfung im Abstand von sechs Jahren wiederholen.

Zur gestrigen Impfung eine kleine Schmunzelgeschichte:

Auf dem Aufklärungsbogen, den ich nach dem Aufklärungsgespräch zu unterschreiben hatte, stand auch der Hinweis, dass ich in den nächsten Tagen keine „aussergewöhnlichen schweren geistigen Arbeiten“ ausführen sollte…!
*hihi*„Den Zusatz hätte man sich bei mir gut sparen können“, sprach ich dann zu der Arzthelferin … und wir beide lachten!




Kassenloses Einkaufen …

… und die Zukunft der Kirche

Heute sah ich einen TV-Bericht, wie in einem deutschen Bahnhof ein Pilotprojekt läuft.
Es geht um ein kleines Geschäft, in dem die Kund:innen kassenlos einkaufen können.
Wer sich zuvor über eine Smartphone-App registriert hat, bekommt den Zugang zum Laden und kann sich seine Ware einfach so in die eigene mitgebrachte Tasche stecken.
Wenn dann alles ‚gekauft‘ wurde, verlässt die Kundin/der Kunde einfach den Laden, ohne sichtbar zu bezahlen.
Die Erfassung der gekauften Ware erfolgt über Kameras und die Bezahlung online und bargeldlos.

Dieser Bericht endete dann jedoch mit einem gegenteiligen Beispiel:

In einer Kleinstadt gibt es einen Supermarkt, in dem es eine ‚Plauder-Kasse‘ gibt.
Hier können sich Kund:innen nach alter Tante-Emma-Laden-Sitte einen Plausch mit der Kassiererin gönnen, ohne dass gleich andere Kund:innen dahinter stehen und nervös werden.
Denn: wer sich an diese Kasse stellt, darf (und muss) sich zwangsläufig etwas mehr Zeit lassen (wollen). Hier wird der persönliche Kund:innen-Kontakt groß geschrieben.

Vorbild für heutige Kirche?

Und was haben diese Shopping-Beispiele nun mit der Kirche zu tun? – Soll die Kirche der Zukunft etwa so eine Art ‚Selbstbedienungsladen‘ sein? (Manche haben schon seit vielen Jahren die ‚Sorge‘, dass das passieren könnte. Ob die Sorge aber berechtigt ist, ist noch nicht beantwortet.)

Ich erkenne an diesen Shopping-Beispielen etwas, was durchaus auf die Kirche übertragen werden kann.

Denn: die Menschen in der Kirche sind keine homogene Gruppe.
Die Menschen kommen mit unterschiedlichen Biographien und Glaubenserfahrungen in unser kirchliches Leben (wenn sie denn noch kommen!).
Und sie haben auch unterschiedliche Ansprüche und Bedürfnisse, gerade was die spirituelle Dimension ihres Lebens angeht.

Manche sind wie die Kund:innen in diesem kassenlosen Laden.
Sie sind registrierte Mitglieder und in bestimmten Phasen ihres Lebensweges kommen sie an diesem kassenlosen Geschäft vorbei und denken sich: „Ach, da kann ich ja noch etwas Proviant für meine Reise mitnehmen. Aber ich will das buchstäblich im Vorbeigehen und auch ohne großen Aufhebens erledigen!“
Für solche Menschen ist dieses kassenlose Geschäft sicherlich situativ die richtige Lösung, um ihre Anliegen und Bedürfnisse zu ihrem Recht kommen zu lassen.
Ähnliche Ansprüche und Bedürfnisse finden wir auch bei vielen Menschen, die die Angebote unserer Kirche nutzen wollen.

Und dann gibt es jene, die verbinden mit dem Shopping (um im obigen Beispiel zu bleiben) viel persönliche Begegnung und auch den Austausch mit anderen.
Sie wollen nicht anonymisiert durch den Laden ‚cruisen‘.
Sie möchten wahrgenommen werden; vielleicht schon von Anfang an am Eingang persönlich begrüßt werden.
Und sie möchten Ansprechpartner:innen haben, wenn sie ein bestimmtes Produkt suchen, es aber nicht finden.
Am Ende möchten sie auch nicht so stickum den Laden verlassen.
Sie möchten sich bis zum Ende begleitet wissen durch menschlichen Kontakt, der sich nicht auf das rein Formale beschränkt, sondern zu einem Ort der persönlichen Begegnung und Beziehung wird.

Es ist ein Leichtes, dieses letzte Beispiel auf die Bedürfnisse vieler Menschen zu übertragen, die die Dienste der Kirche nicht nur gelegentlich in Anspruch nehmen wollen.
Wir persönlich kennen viele von denen, die ihr Glaubensleben in und mit der Kirche als ein ganzheitliches Geschehen verstehen, dass auch sehr persönlich ist.
Sie verbinden das kirchliche Leben mit einer sehr persönlichen Beziehungserfahrung, wo ihnen buchstäblich „An-sehen verschafft“ wird durch Menschen und nicht durch seelenlose Scan- und Überwachungskameras!

Kirche als Dienstleisterin

Bei diesem Schlagwort werden sicherlich einige Katholik:innen zusammen zucken! Kirche ist doch keine Dienstleisterin, sagen sie.
Kirche sie eine Gemeinschaft von Menschen, die an Jesus Christus glauben!
Theoretisch und theologisch haben sie Recht!

Doch was nützt eine solche formale Gemeinschaft, wenn Menschen sie nicht als Gemeinschaft erleben und erfahren, sondern eigentlich nur als eine Institution oder Organisation, noch dazu, die Aussagen macht, die ihr persönliches Leben ziemlich direkt betrifft?!

‚modern man‘, Bild von Dimitris Vetsikas auf Pixabay

Ich habe zunehmend die Sorge, dass unsere Kirche mehr und mehr gefährdet ist, menschlich apathisch zu sein!

Dabei brauchen wir gar nicht auf die Spitze der Kirche in Rom oder auch auf Bistumsleitungen zu zeigen. Bereits bei uns in den Pfarreien liegt das Problem.
Ich könnte hier sehr konkrete Beispiele aus der Nähe nennen.
Ein wichtiges Thema ist z.B. das Thema ‚Wertschätzung ehrenamtlicher Arbeit in der Pfarrei‘, weitere Themenkomplexe wären die Behandlung von Themen, die eine Alltagsrelevanz für die Menschen betreffen, wie:

  • ‚Sexualität und Glaube‘,
  • medizin-ethische Fragen bei existentiellen Behinderungen, Erkrankungen oder am Lebensende,
  • geistliche Begleitung von Einzelpersonen,
  • Förderung geistlicher oder gemeinschaftsstiftender Initiativen,
  • moralische Verantwortungsübernahme zur Gestaltung von Gesellschaft und Staat
  • Integrationsförderung von Menschen unterschiedlicher Ethnien, Religionszugehörigkeiten oder Weltanschauungen in das lokale Lebensumfeld,
  • sozial-caritatives Engagement im Stadtteil …

Stattdessen:

Wir machen und tun, organisieren und veranstalten:
doch all das wirkt ritualisiert und vielleicht sogar hohl, wenn etwas nicht mehr im Zentrum unseres kirchlichen Lebens steht:

Der Mensch als Individuum mit seinen eigenen und sehr persönlichen Ansprüchen,
Erwartungen und auch existentiellen geistlichen Sehnsüchten,
die einher gehen mit ganz elementaren menschlichen Bedürfnissen.

Erinnern wir uns noch an die Worte Jesu, wenn Menschen zu ihm kamen und ihn um Hilfe und Heilung baten?

„Was willst DU, das ich DIR tue?“ (vgl. Lk 18,41)

Diese Frage muss auch zur Leitfrage all unseres kirchlichen Lebens und Handelns werden.
Sonst kann kirchliches Leben in einer zunehmenden säkularen Gesellschaft weder Sauerteig noch Salz der Erde sein.


Bilder – wenn nicht näher angegeben: www.pixabay.com


Nachtrag:

Aus gegebenem Anlass und angesichts der erschreckenden Meldung über die noch nie dagewesene Austrittswelle in unserer katholischen Kirche möchte ich hier meine Einleitung zum sonntäglichen Gottesdienst widergeben.

Warum sind wir heute eigentlich hier?
Die Nachrichten der letzten Tage über die nie da gewesene Austrittswelle aus der katholischen Kirche lässt diese Frage berechtigt erscheinen!

Warum bin ich heute hier? Was suche ich, im Gottesdienst und in der Gemeinschaft hier?

Benedikt beschreibt als wichtigste Voraussetzung zur Aufnahme in den Orden, dass der Bewerber „Gottsuchender“ sein muss, nicht mehr aber auch nicht weniger.

Gott zu suchen, sich von ihm für unseren Alltag inspirieren zu lassen, kann eine Grund sein, warum wir trotzdem hier und nicht „eigentlich noch hier“ sind.

Gerd Wittka, Einleitung zur Eucharistiefeier am 13. Sonntag im Jahreskreis – A – 2023




Pride-Month June

Entgegen rechtsnationaler Propaganda ist der Juni seit Jahren der Pride-Month, der an den Stonewall-Aufstand in der Christopher Street erinnert.
Wir lassen uns von den Rechten, diesen Monat nicht streitig machen!

Zum heutigen 28. Juni (Jahrestag des Stonewall-Aufstands in der Christopher Street) schreibt die Aidshilfe Essen e.V. bei Instagram:

„Wir gedenken heute unseren mutigen Vorgänger:innen, die sich beginnend mit den #stonewallriots für die Rechte aller queeren Menschen einsetzten.
Ohne sie würde es heute keine Christopher-Street-Days und Prideveranstaltungen geben.
Stonewall was a riot – Es waren Aufstände.
Warum das auch heute noch wichtig ist, zeigen die jüngsten Ereignisse aus Hannover und Wien.
Wir geben nicht auf!“

https://www.instagram.com/p/CuBjeLEtBWR/?utm_source=ig_web_copy_link&igshid=MzRlODBiNWFlZA==

Ich schließe mit vollumfänglich dieser Erklärung an und lade schon jetzt zum ökumenischen Gottesdienst zum Ruhrpride (CSD) am Freitag, den 04.08.2023 um 18.00 Uhr in die evangelische Marktkirche in Essen ein.

Am Samstag, dem 5. August findet dann ab 11.00 Uhr die CSD-Parade und anschließend das Straßenfest in Essen statt.

Herzlich willkommen!




Vorgeschmack

Wer diese Marke kennt, weiß: jetzt wird es handfest … (Foto: Gerd Wittka)

Wir von der evangelischen und katholischen Krankenhaus-Seelsorge im Johanniter-Krankenhaus planen eine Sommeraktion in der Krankenhaus-Kapelle. Dafür müssen wir dann auch mal ganz handfest dran gehen.

Doch um unkonventionelle Angebote für Patient:innen, Mitarbeitende und Besucher:innen zu machen, scheuen wir auch nicht solche Einsätze!

Ab Anfang Juli geht’s los. Lasst euch überraschen!




review

Liebender Gott,

ich komme vor dich mit einem dankbaren Herzen. In dieser Woche hast du mir viele wunderbare Begegnungen geschenkt, die meine Seele mit Freude und Ermutigung erfüllt haben. Ich möchte dir dafür aufrichtig danken!

Zuerst danke ich dir für die kostbare Zeit, die ich mit meinem Bruder Michael, meiner Schwägerin Elvira und meinen Nichten Stella und Daria verbringen durfte. Ihre Gegenwart hat mein Leben bereichert und mir tiefe Freude geschenkt.
Lass unsere Bindungen weiter wachsen und segne sie mit deiner Liebe und deinem Schutz.

Ich danke dir auch für das Vertrauen, das mir entgegengebracht wurde.
In verschiedenen Situationen habe ich gespürt, wie Menschen mir ihr Vertrauen geschenkt haben.
Das bedeutet mir sehr viel, und ich bitte dich, mir die Stärke zu geben, dieses Vertrauens würdig zu sein.

Ich bin dir auch dankbar für die wertvollen Kolleginnen und Kollegen, mit denen ich zusammenarbeiten darf.
Wir waren im Geist miteinander verbunden und haben gemeinsam an neuen Projekten gearbeitet.
Ich danke dir für die inspirierenden Gespräche, die kreativen Ideen und die Möglichkeit, etwas Bedeutungsvolles zu schaffen.
Segne uns weiterhin in unserer Zusammenarbeit und lass unsere Projekte Früchte tragen.

Herr, du bist die Quelle all dieser guten Begegnungen und Erfahrungen.
Ich danke dir von Herzen für deine Gnade und Liebe, die mein Leben reich machen.
Hilf mir, diese Freude und Ermutigung weiterzugeben und ein Segen für andere zu sein.

Amen.




Fortschritt: Hasskriminalität stärker geahndet

Der Deutsche Bundestag hat mit der Mehrheit von SPD, Bündnis90/Die Grünen und FDP beschlossen, dass Hasskriminalität zukünftig stärker bei der Bemessung des Strafmaßes berücksichtigt wird.

Zunehmende Gewalt gegenüber Frauen und Queer-People

Angesichts zunehmender Gewalt gegenüber Frauen und Queer-People war wurde es nötig, den Gerichten im Strafverfahren anzuzeigen, dass diese Art der Hasskriminalität stärker bei der Bemessung des Strafmaßes berücksichtigt wird.


In einer Presseerklärung schreibt dazu das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend:

Der Bundestag hat in seiner gestrigen Sitzung den von der Bundesregierung eingebrachten Entwurf für ein „Gesetz zur Überarbeitung des Sanktionenrechts – Ersatzfreiheitsstrafe, Strafzumessung, Auflagen und Weisungen sowie Unterbringung in einer Entziehungsanstalt“ beschlossen. Damit werden „geschlechtsspezifische“ sowie „gegen die sexuelle Orientierung gerichtete“ Tatmotive als weitere Beispiele für menschenverachtende Beweggründe ausdrücklich in die Strafgesetze zu Hasskriminalität (§ 46 StGB) aufgenommen.
Dazu erklärt Sven Lehmann, Beauftragter der Bundesregierung für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt (Queer-Beauftragter):
„Hasstaten und Gewalt gegen queere Menschen sind menschenverachtende Straftaten. Alltäglich werden in Deutschland LSBTIQ* angegriffen. Laut offiziellen Zahlen gibt es jeden Tag mindestens drei Angriffe auf Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche und queere Menschen (LSBTIQ). Die Dunkelziffer ist deutlich höher. Diesen Straftaten muss der Staat entschlossen entgegentreten. Die ausdrückliche Aufnahme ‚geschlechtsspezifischer‘ sowie ‚gegen die sexuelle Orientierung gerichteter‘ Motive in den Gesetzestext erhöht bei den Ermittlungs- und Strafverfolgungsbehörden die Sensibilität für LSBTIQ-feindliche Taten. Denn was Schwarz auf Weiß im Gesetzestext steht, findet in der Rechtspraxis mehr Beachtung. Die ausdrückliche Erwähnung dieser Beweggründe unterstreicht zudem, dass die Staatsanwaltschaft bei ihren Ermittlungen schon frühzeitig solche Motive aufzuklären und zu berücksichtigen hat. LSBTIQ-Feindlichkeit wird so in Gerichtsverfahren eher strafverschärfend einbezogen und damit besser geahndet. Angeheizt von gezielten Kampagnen richtet sich Gewalt gegen sichtbares queeres Leben und soll LSBTIQ einschüchtern. Als demokratische Gesellschaft muss es unser Ziel sein, dass alle Menschen offen, sicher und angstfrei leben können und sich LSBTIQ* im Alltag nicht verstecken müssen. Im ressortübergreifenden Aktionsplan der Bundesregierung ‚Queer leben‘ ist die Sicherheit von LSBTIQ* eins von sechs Handlungsfeldern. Die Umsetzung mit der Zivilgesellschaft und den Bundesländern hat begonnen.
Auf ihrer letzten Sitzung hat sich auch die Innenministerinnenkonferenz verpflichtet, die Bekämpfung von LSBTIQ-feindlicher Gewalt weiter zu verbessern. Grundlage dafür müssen die Empfehlungen aus dem Abschlussbericht des Arbeitskreises ‚Bekämpfung homophober und transfeindlicher Gewalt‘ sein. Das Hellfeld muss weiter vergrößert und die Sensibilität und Prävention in Bezug auf LSBTIQ-feindliche Taten erhöht werden. Jede Tat sollte zur Anzeige gebracht werden.“ Hintergrund Zukünftig wird es in § 46 Strafgesetzbuch Grundsätze zur Strafzumessung heißen: „Bei der Zumessung wägt das Gericht die Umstände, die für und gegen den Täter sprechen, gegeneinander ab. Dabei kommen namentlich in Betracht: die Beweggründe und die Ziele des Täters, besonders auch rassistische, fremdenfeindliche, antisemitische, geschlechtsspezifische, gegen die sexuelle Orientierung gerichtete oder sonstige menschenverachtende [Beweggründe und Ziele des Täters]“. „Geschlechtsspezifische“ Beweggründe umfassen dabei auch solche Motive, die sich gegen die trans- oder intergeschlechtliche Identität des Opfers richten. In der aktuellen Version ist Hass gegen Frauen und LSBTIQ nicht explizit erwähnt, sondern fällt als Tatmotiv unter die Formulierung der „sonstigen menschenverachtenden“ Beweggründe.
2022 sind die registrierten Fälle von Hasskriminalität gegen Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche sowie queere Menschen (LSBTIQ*) weiter gestiegen. So wurden im Unterthemenfeld „sexuelle Orientierung“ 1.005 Straftaten (davon 227 Gewaltdelikte) und im Unterthemenfeld „geschlechtliche Diversität“ 417 Straftaten (davon 82 Gewaltdelikte) erfasst.
Aktionsplan „Queer leben“ der Bundesregierung: www.aktionsplan-queer-leben.de
Abschlussbericht des Arbeitskreises „Bekämpfung homophober und transfeindlicher Gewalt“: https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/downloads/DE/veroeffentlichungen/nachrichten/2023/06/ak-abschlussbericht.html?nn=9388922


ERFOLG! -Parlament stärkt höhere Strafbemessung bei Hasskriminalität insbesondere bei Gewalt gegen Frauen und Queer-People!



„Erhole dich gut!“

Am vergangenen Mittwoch habe ich auf dem Hin- und Rückweg nach Köln gefühlt zwei Stunden im Stau gestanden. Eigentlich vermeide ich solche Situationen. Aber meine Nichte, deren Pate ich bin, bekam ihr Abizeugnis und da wollte ich gerne dabei sein.

Sie wissen wie das Wetter am Mittwoch war: schwülwarm und keineswegs angenehm und sehr anstrengend auch für Autofahrten. Wie dankbar bin ich, dass ich dann die Klimaanlage nutzen kann. So bleibe ich halbwegs frisch und gut konzentriert.

In solchen Situationen kann ich mir in Ruhe Gedanken machen.

Da stehe ich im Stau, überall Autos und LKWs um mich herum. Das Gebläse der Lüftung rauscht, hier Hupen, da riskante Fahrmanöver anderer Verkehrsteilnehmer:innen; Geräusche, Hektik und Stress umgeben mich.
Wieder zuhause angekommen, hatte ich ein unterschwelliges Rauschen in den Ohren.


‚Ruhe, Ruhe, endlich Ruhe!‘ – durchfuhr es meinen Gedanken.

Ich bin mir sicher, dass wir alle solche oder ähnliche Situationen kennen.
Wir wollen nur Ruhe, die Hektik und den Stress der Vergangenheit hinter uns lassen, neue Energie auftanken, körperlich wie psychisch.

In solchen Phasen kommt mir immer wieder das Wort des Herrn in den Sinn:

(Mt 11,28)
„Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.“

Und an anderer Stelle hören wir von Jesus, dass er seine Apostel einlädt, erst einmal zur Ruhe zu kommen.

(Mk 6, 30-31)
„Die Apostel kamen wieder bei Jesus zusammen und berichteten ihm alles, was sie getan und was sie den Menschen als Botschaft weitergegeben hatten.

Da sagte Jesus zu ihnen: »Kommt jetzt allein mit mir an einen einsamen Ort und ruht euch dort etwas aus!«“

Ich finde es richtig toll, wie fürsorglich Jesus mit seinen Aposteln umgeht. Derjenige, der andere in den Dienst nimmt, sorgt zugleich für die Gesandten. Hier entdecken wir übrigens schon das „Fürsorgeprinzip“, dass sich auch heute noch im Arbeitsrecht wiederfindet.

[Als kleine Randbemerkung: Ich wünsch mir mehr diese Fürsorgepflicht auch innerhalb unserer Kirche, gerade auch, wenn wir die Dienste ehrenamtlicher Menschen in Anspruch nehmen!]

Im Nahen Osten und auch in den warmen Ländern, in denen es gerade auch um die Mittagszeit und frühen Nachmittagsstunden sehr warm ist, gibt es eine Kultur der Selbstfürsorge und die nennt sich „Siesta“.

Das hören auf den eigenen Körper, das Verspüren der eigenen Erschöpfung hat zu einer Kultur geführt, in dieser Zeit einen Gang herunter zu schalten, oder gleich eine Ruhephase einzurichten, wo das Leben buchstäblich ‚still‘ steht.

Seit Mittwoch gibt es Sommerferien. Viele von uns haben Urlaub und verreisen.
Ferien und Urlaub sind für uns Frei-Zeiten, wo wir auftanken dürfen und können. Das deutsche Arbeitsrecht sieht sogar eine Verpflichtung zur Erholung vor, wenn es im Bundesurlaubsgesetz heißt, dass jeder Arbeitnehmer Anspruch auf einen „Erholungsurlaub“ (§1) hat und konkret heißt es dann in §8: „Während des Urlaubs darf der Arbeitnehmer keine dem Urlaubszweck widersprechende Erwerbstätigkeit leisten.“
Das heißt einfach ausgedrückt: Der Urlaub dient der Erholung und eigentlich nichts anderem!

Das müssen wir uns mal bewusst machen!

Irgendwie scheint also Ruhe und Erholung existentiell in unserem Leben zu sein, für unsere persönliche Lebensqualität aber auch für unsere Wirtschaft und Gesellschaft.

Und wenn wir jetzt nicht verreisen und Urlaub haben? Oder was ist außerhalb unserer Urlaubszeiten?

Auch da tun wir gut daran, uns immer wieder Zeit-Inseln zu sichern – nicht zu ‚gönnen‘, denn mit Gönnen hat das nichts zu tun -, in denen wir zur Ruhe kommen und uns erholen können.

Am Besten lässt sich dieses vielleicht immer am Ende des Tages ritualisieren. Vielleicht auch erst dann, wenn wir schon im Bett liegen.

Ein kleines Ritual kann uns helfen, den Tag und alle Anforderungen und Anspannungen hinter uns zu lassen.
Am Ende des Tages können wir alles Erlebte und Erfahrene hinter uns lassen und bestens Falls sogar Gottes Hände anvertrauen.

Ich möchte Ihnen dazu eine kleine Hilfe heute mit nach Hause geben, aus der ich zum Ende dieses Impulses zitieren möchte:

„… zur Ruhe kommen

Am Ende dieses langen Tages lege ich ab
Bücher, Briefe, Akten, Schlüssel,
Kleider und die Uhr.

Am Ende dieses langen Tages lege ich auf dich
Ängste, Sorgen, Mühen, Lust, Trauer, Sehnsucht
und meine Schuld.

Am Ende dieses langen Tages lege ich mich
ganz und gar still und geborgen,
mein guter Gott, in Deinen Schutz und Frieden.“

( © Johannes Hansen, zitiert nach einer Faltkarte der „Marburger Medien, Art.-Nr. K0302)


Kurze Meditation – auch für ‚Zwischendurch‘:

Schließe deine Augen und lasse den Atem sanft in deinen Körper fließen. Spüre, wie du dich langsam in einen Zustand der Ruhe begibst.
Inmitten des hektischen Alltags, in dem die Welt um uns herum ständig in Bewegung zu sein scheint, ist es wichtig, einen Moment der Stille zu finden.
Atme tief ein und lass all den Stress und die Sorgen los.

Nimm wahr, wie sich Erschöpfung in deinem Körper angesammelt hat. Fühle die Schwere, die dich manchmal überwältigt, und akzeptiere sie.
Es ist völlig normal, dass wir uns müde und erschöpft fühlen.
Doch in dieser Meditation finden wir einen Weg, um unsere Kräfte wieder aufzubauen und uns um uns selbst zu kümmern.

Stelle dir vor, wie du dich unter einen schattigen Baum legst.
Spüre die kühle Brise auf deiner Haut und höre das sanfte Rauschen der Blätter über dir.
Dieser Ort ist dein Rückzugsort, dein persönlicher Raum der Siesta.

Lasse die Gedanken zur Ruhe kommen und erlaube deinem Körper, sich zu regenerieren.
In der Stille und der Entspannung findest du die Energie, um weiterzumachen.
Dein Körper und dein Geist brauchen diesen Moment der Selbstfürsorge, um gestärkt und erneuert zu werden.

Spüre, wie sich deine Muskeln lockern und deine Gedanken allmählich zur Ruhe kommen.
Erlaube dir, in diesem Zustand der Entspannung zu verweilen.
Nimm wahr, wie deine Atmung ruhiger und gleichmäßiger wird, und wie sich ein Gefühl von Frieden in dir ausbreitet.

Gönne dir diese Siesta, diese wertvolle Zeit der Erholung.
Nutze sie, um deine Kräfte zu sammeln, um neue Energie zu tanken.
Lasse alle Anspannungen und Sorgen los und sei ganz im Hier und Jetzt.

Wenn du bereit bist, öffne langsam deine Augen und kehre mit einem Gefühl der Ruhe und Gelassenheit in den Alltag zurück.
Trage diese Erholung und Selbstfürsorge bei dir, wohin du auch gehst. Nutze sie, um dich selbst zu schützen und in Balance zu bleiben.
Du verdienst es, dich um dich selbst zu kümmern und deine Kräfte aufzufüllen.

(copyright: Gerd Wittka, 2023)




Wertschätzung und Wohlwollen

Kannst du was mit den beiden Begriffen oben anfangen …?

Ich bin Pate bei einer meiner beiden Nichten aus Köln.
Gestern, am 21. Juni 2023 bekam meine Nichte ihr Abizeugnis im Rahmen einer Feierstunde des Humboldt-Gymnasiums überreicht. Mein zweitältester Bruder ist dort der Schulleiter. Ich habe mich sehr auf diesen Tag gefreut.

Büste Alexander von Humboldt am Humboldt-Gymnasium Köln,
Foto: Gerd Wittka

Ich war nur bei der Zeugnisübergabe dabei. Aber diese Feier hat mich sehr bewegt und positiv gestimmt und mit viel Freude habe ich diese Feier verlassen.
Und das hat einen ganz bestimmten Grund:

Diese Feier war – von allen Seiten – von viel Wertschätzung und Wohlwollen geprägt.

Angefangen bei der Ansprache meines Bruders Michael Wittka-Jelen über die Rede der Sprecherin der Abiturient:innen und auch der Beitrag der Elternschaft bis hin zu den musikalischen Darbietungen stand alles unter den Vorzeichen: Wertschätzung, Ermutigung und positive Würdigung.

Richtig beflügelt verließ ich die Festaula.
Anschließend stand ich noch mit meiner Schwägerin und meiner anderen Nichte zusammen und ich hörte mich auf einmal den Satz sagen:
„Eine solche wertschätzende Haltung wünschte ich mir mehr in unserer Kirche!“



Und damit habe ich den Nagel auf dem Kopf getroffen mit dem, was unsere Kirche oft so ‚unerlöst‘ rüberkommen lässt.

Ich möchte es gerne erläutern:

Mitte und Ziel der christlichen Botschaft ist der Mensch und seine Erlösung.
Erlösung kann doch dann nur bedeuten, dass die Menschen durch ihren christlichen Glauben vor allem das ausstrahlen:

Freude, Zuversicht, Hoffnung, Dankbarkeit, …

Doch stattdessen habe ich immer mehr den Eindruck, dass wir eine Nabelschau betreiben, die nicht gut ist; weder für das Innenleben der Kirche noch für ihre Außenwirkung.

Wir verzetteln uns mit Fragen von Strukturen, die uns schon seit Jahren beschäftigen. Das wiederum sorgt für Frustration, gerade auch bei denen, die sich ehrenamtlich in unseren Pfarreien engagieren.

Hauptamtliche Seelsorger:innen kommen immer mehr rüber als ‚Verwalter:innen‘, weniger als Seelsorger:innen.
Die äußere Form und Darstellung scheint immer noch wichtiger zu sein, als eine „Kirche für die Vielen“ zu werden.

Es mangelt aus meiner Sicht an echter Beziehungsarbeit, echtem Interesse an den Menschen und ihren geistlichen Bedürfnissen.
Vielleicht liegt es auch daran – das muss ich selbstkritisch fragen -, dass wir als hauptamtliche Seelsorger:innen unseren eigenen geistlichen Bedürfnisse zu wenig nachspüren und zu ihrem Recht verhelfen?

Ich erlebe Kolleg:innen, die eigentlich Seelsorgende sein sollen, die sich aber viel mit irgendwelchen formalen oder technischen Fragen der (Selbst-)Darstellung beschäftigen. Dabei dürfen diese immer nur Mittel zum Zweck und nie selber zum Zweck der Seelsorge werden!

Dahinter vermute ich auch letztendlich eine Suche und Sehnsucht nach ‚Selbstbestätigung‘, die die fehlende Erfüllung im pastoralen Handeln kaschieren hilft.

Ein Beispiel, das ich schmerzlich in den letzten Tagen machen musste:

Da leisten haupt- und ehrenamtliche Mitglieder unserer Kirche Herausragendes, wie z.B. der Einsatz bei dem tödlichen Unfall auf unserer Sterkrader Fronleichnamskirmes. Doch von Verantwortlichen aus unserer Kirche wird dies kommentarlos zur Kenntnis genommen. – Kein Wort der Anerkennung, des Dankes und auch der Ermutigung, bei solchen oder ähnlichen Gelegenheiten sich wieder beherzt und unkonventionell mit Hilfe und Beistand einzubringen!

Ich frage mich:
Was muss noch alles passieren, auch an schlimmen Krisen und Herausforderungen, damit wir endlich würdigen, welche wertvollen Potentiale hier vor der eigenen Haustür schlummern?!
Wo bleibt die Seelsorge für jene, die sich – gerade auch ehrenamtlich – in solchen Situationen engagiert haben?! –
Ist das alles für uns nur selbstverständlich?
Interessiert es uns wirklich nicht, wie es denen geht, die sich in einer solchen Krise mit eingebracht haben? Ist es uns gleichgültig, wie sie das Geschehene verarbeiten (können)?!

Hier versagt meiner Meinung nach Kirche ganz klar und deutlich und zeigt ein hohes Maß an Empathielosigkeit auf, die der Haltung Christi diametral entgegensteht! Das ist mehr als fatal!

Wahr ist auch: Seelsorge ist heute ein schwieriges Geschäft!

Nicht zuletzt auch durch den radikalen Glaubwürdigkeitsverlust unserer Kirche, die sich vor allem in ihrer Haltung zur heutigen Lebensentwürfen der Menschen, in Fragen der Sexualität und auch dem Umgang mit den massiven Fehlern und der Schuld der gesamten Kirche im Kontext der Missbrauchsaufarbeitung zeigt, wird es immer herausfordernder, eine Seelsorge zu leisten, die wirklich bei den Menschen ist.

Das liegt sicherlich auch daran, dass Menschen, die eigentlich Seelsorge wünschen, sich nicht mehr sicher sind, ob sie wirklich bei uns und unserem System gut aufgehoben sind.

Damit wir unser Tafelsilber, was wir in die Hand bekommen haben, nicht noch unsinnig verschleudern, erscheint es mir um so wichtiger, dass wir unsere Haltung gegenüber der christlichen Botschaft und ihrem Ziel und auch unserer Haltung gegenüber den Menschen, für die wir da sein sollen, überprüfen müssen!




Alarmstufe „Rot“ ?!

Deutsche Krankenhausgesellschaft – Aktionstag zur Krankenhaus-Reform

Auf einmal kann die Deutsche Krankenhausgesellschaft öffentlichkeitswirksam aktiv werden.
Nun liegen Pläne auf dem Tisch, wie die desolate Krankenhaus-Gesellschaft reformiert werden soll und plötzlich entdeckt die Krankenhaus-Gesellschaft die Öffentlichkeit für Ihre Belange!

Die Öffentlichkeit wird aufgerufen, sich an einer Protestnote zu beteiligen. Mitarbeitende in den Krankenhäusern werden ‚angespitzt‘, an Aktionen der eigenen Klinik teilzunehmen.

Doch das Problem mit der Krankenhaus-Landschaft ist nicht neu!



Und doch haben die Kliniken jahrelang ein marodes System mitgetragen und nicht schon frühzeitig ein Einlenken gefordert. Zwischenzeitlich sind sogar schon Kapital- und Aktiongesellschaften Krankenhaus-Träger geworden. Eine gewinnmaximierende Geschäftspolitik im Gesundheitssektor breitet sich immer weiter aus – wie ein Krebsgeschwür, dass letztendlich das ganze System noch mehr belastet.

Irgendwie habe ich ein ungutes Gefühl.
Denn ich erinnere mich an die Zeiten der Corona-Pandemie, wo gerade im Bereich der Pflege bisweilen unzumutbare Zustände bestanden haben. Sonderzahlungen wurde den Pflegekräften versprochen, stattdessen erst einmal nur „Applaus“, der nicht satt macht. Und wie lange mussten Pflegekräfte darauf warten, bis sie diese Sonderzulage erhielten. Und dann bekamen noch nicht mal alle Pflegebereiche diese Sonderzulage.
Wo hat sich da die Krankenhausgesellschaft öffentlichkeitswirksam für die Pflegenden eingesetzt?!

Bild von Holger Langmaier auf Pixabay

Aber jetzt auf einmal, erwarten sie den Schulterschluss der Pflegenden mit ihrer Aktion heute am 20.06.2023!

Loyalität ist keine Einbahnstasse! – Wertschätzung gegenüber den Pflegenden sieht anders aus.

Da reicht es auch nicht aus, dass man zwischendurch mit Catering-Aktionen den Mitarbeiter:innen ein paar mal mit einem kleinen Imbiss oder einem Eis buchstäblich ‚abspeisen‘ will.
Ich bin mir sicher: die Mitarbeitenden würden viel lieber sich ein Eis in entspannterer Atmosphäre daheim und bei ihren Lieben gönnen, als in einer gewieften PR-Aktion des Krankenhaus-Trägers!

Nein, liebe Deutsche Krankenhausgesellschaft: eure heutige Aktion ist in meinen Augen völlig unglaubwürdig und in Teilen sogar bigott!
Deshalb beteilige ich mich nicht an eurer Aktion, solange ihr euch nicht auch deutlich stärker für das Wohl und die Belange der Pflegenden sowohl intern als auch nach außen hin einsetzt!