„Willst du mit mir geh’n …?“

Bild von falco auf Pixabay

Gedanken zum Palmsonntag

Ich gehöre zu der Generation, die mit Liedern von Daliah Lavi aufgewachsen sind. Eines dieser Lieder trägt den Titel: „Willst du mit mir gehn…?“
Dieses Lied kam mir am heutigen Palmsonntag wieder in den Sinn. Aber wohl auch deshalb, weil das Thema dieses Liedes ein häufiges Thema in meiner Arbeit als Krankenhaus-Seelsorger ist.



In dem Lied bewegt mich, dass Daliah Lavi davon singt, dass es Situationen gibt, wo man kaum noch Worte findet; wo man weiß, dass Worte manchmal sehr wichtig sind, aber Worte zugleich auch nicht alles sind, weil Worte an ihre Grenzen kommen, etwas Tieferes auszudrücken.

Sie merken, wie ich schon jetzt hier in der Kürze um Formulierungen ringe.

Es geht hier nämlich um existentielle und prägende Situationen in Leben von Menschen, die wie Wegmarken sind oder – noch besser – Wegekreuzungen sind, wo das Leben plötzlich eine ganz andere Wendung nimmt.

Solche Situationen können Krankheiten, zumal schwere Krankheiten sein.

Immer wieder erkenne ich, dass Menschen, die einem kranken Menschen nahestehen, ganz plötzlich verunsichert sind:

  • Wie verhalte ich mich jetzt?
  • Woran muss ich denken?
  • Muss ich die erkrankte Person nicht eher in Ruhe lassen?
  • Kann ich noch so unbefangen Witze machen, wie wir sie sonst immer gemacht haben?

Und nicht selten kommt dann noch die eigene Angst dazu, sich selber mit der Krankheit und ihren möglichen Folgen konfrontieren zu lassen.

Es ist das Leben, unter veränderten Vorzeichen

Bild von truthseeker08 auf Pixabay

Spontan schießt mir dabei ein Gedanken in den Kopf: ‚Kranke, auch Schwerstkranke oder sogar Sterbenskranke sind krank und nicht tot!‘ – Deshalb kann es wichtig sein, den Fokus auf das LEBEN zu richten.
Das Leben von Kranken ist manchmal schon eingeschränkt genug; muss ich es da ‚künstlich‘ noch weiter einschränken?
Das hat nichts mit Rücksichtslosigkeit zu tun. Natürlich wird man unter den geänderten Bedingungen auch Rücksicht nehmen müssen: auf körperliche oder geistige Belastungen oder Einschränkungen; nicht jedes Thema wäre in der Krankheit ein passendes Thema; …

Die Spur, die ich legen möchte ist: Achtet auf das Leben! Achtet darauf, dass kranke Menschen nicht noch mehr vom Leben abgeschnitten werden, als sowieso schon durch die Krankheit.

Exkurs:

Ich erinnere mich daran, als mein Vater (ich war ca. 14 Jahre alt) schwer krank war. Seine Krankheit ging mit massiven Persönlichkeitsveränderungen einher und er war sehr sensibel geworden, was vor allem auch 'Lautstärke' angeht und das ganz normal alltägliche Leben.
So stellte sich bei uns die Frage, inwieweit wir unser Leben (mit Schule, Ausbildung, Freizeit, ...) vor ihm 'filtern' müssten, um ihn 'zu schonen'...?
Nach einiger Überlegung sagte uns dann unsere Mutter, dass wir so weiterleben sollen, wie bisher und dass unser Papa nicht von unserem Leben ausgeschlossen werden soll. Er möge weiterhin mitbekommen, was wir so treiben.
Ich habe keine Ahnung, ob dieses die beste Entscheidung gewesen ist? Aber ich weiß, dass wir Papa nicht von unserem Leben ausschließen wollten; denn er war weiterhin unser Papa, auch als kranker und hilfsbedürftiger Vater.

Nicht ausweichen

Der Krankheit nicht auszuweichen und der kranken Person nicht auszuweichen, kann das Wichtigstes und zugleich das Schwerste sein, was wir als Familienangehörige, Freunde, Kollegen und Bekannte tun können.
Dabei dürfen wir uns auch gewahr sein, dass es uns Einiges abverlangt und auch eine Herausforderung werden kann.
Wer aber kranken Menschen menschlich zugetan ist, sollte diesen Gedanken mit einbeziehen.
[Zugleich, und das ist mir an dieser Stelle auch ganz wichtig, müssen wir immer auch für uns selber klären, was wir aushalten und er-tragen können? Es nutzt uns und auch der erkrankten Person wenig, wenn uns das Schicksal anderer Menschen so schwer belastet, dass wir keine Hilfe sein können, keine Weggefährt:innen mehr. Besonders problematisch wird, wenn erkrankte Personen neben ihrer eigenen Krankheit dann auch noch den Eindruck bekommen, sie müssten sich um uns kümmern, weil wir mit deren Situation nicht klar kommen. – Das sollte man vermeiden; und falls das passiert, sich als Zugehöriger woanders Hilfe holen, die es auch gibt.]

Und was hat das mit Palmsonntag zu tun?

Der Palmsonntag führt uns durch eine Zeit in der Kirche, die mit den Worten „Himmelhoch jauchzend – zu Tode betrübt“ sehr gut umschrieben werden kann.

Heute der glorreiche, fast schon triumphale Einzug Jesu in Jerusalem und in wenigen Tagen der Karfreitag mit dem Prozess und der Hinrichtung Jesu.
Schon heute ‚wissen‘ wir, wohin der Weg Jesu führen wird bis zum Karsamstag.
Und heute dürfen wir diesen Feiertag feiern, aber es wäre blauäugig, wenn wir das nicht auch im Hinblick auf die folgenden Tage tun würden.
Und ich finde: die großartige Bedeutung des Osterfestes werden wir nur dann erahnen können, wenn wir den Blick für die Zeit zwischen Palmsonntag und Karsamstag nicht verlieren, auch wenn es unbehaglich wird.

Wie wir den Palmsonntag und die nachfolgenden Tage begehen, kann uns auch helfen, unsere Form des Umgangs mit kranken Menschen zu suchen und zu finden, auch und gerade dann, wenn es sich um Schwerstkranke handelt, deren Krankheit unter dem Vorzeichen des nahenden Todes steht.

Bild von Thomas B. auf Pixabay

Willst du mit mir gehn…?

Mit diesen Worten eines Liedes von Daliah Lavi habe ich meine Gedanken als Krankenhaus-Seelsorger zum Palmsonntag begonnen.

Ich möchte enden mit einem Text der Benediktinerin Sr. Charis Doepgen OSB:

Auf dem Weg nach Jerusalem

mitlaufen oder nachfolgen –
Hosianna-Rufe genügen nicht
auf dem Weg nach Jerusalem
scheiden sich die Geister

Triumph oder Passion –
wer ist morgen noch da
wer noch am Karfreitag
wenn die Richtung eindeutig wird

auch die Getreuen
sind angefochten und schwach –
wer IHM die Stange hält
wird heute einsam

Wo ist mein Platz?
Wo möchte ich heute stehen?

mit freundlicher Genehmigung: Sr. Charis Doepgen OSB, in: TE DEUM, April 2022, S. 105


Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Palmsonntag und eine gute ‚heilige Woche‘.
Wenn Sie auf diesen Beitrag reagieren möchten, dann melden Sie sich gerne. Meine Emailadresse finden Sie hier unter „Kontakt“.




Neues Jahr – neues Glück ?!

Die große Sorge vieler Sozialwissenschaftler:innen zu Weihnachten ist, dass das Weihnachtsfest mit viel zu vielen und zum Teil unerfüllbaren Erwartungen verknüpft wird.
Dies führt nicht selten dann zumindest zu Enttäuschungen, manchmal sogar zu Frust und Krach und Streit in den Familien.
Am Ende bleibt ein schales Gefühl von einem Fest zurück, dass eigentlich ein ‚Fest der Familie‘ und ein ‚Fest der Liebe‘ gewesen sein sollte.

Quelle: Bild von klimkin auf Pixabay

Von unerfüllten Erwartungen

Das Problem ist nicht, dass dieses Fest mit Erwartungen verknüpft wurde.
Das Problem ist, dass dieses Fest mitunter mit zu vielen und/oder unerfüllbaren Erwartungen verbunden wird.

Was glauben Sie, was eine Lösung dafür wäre? —

In wenigen Tagen begehen wir den Übergang von diesem Jahr in das Jahr 2022.
Auch am Silvesterabend wird es gegen Mitternacht wieder viele gute Wünsche geben.
Und mit vielen Erwartungen wird man in das neue Jahr gehen.
Unerfüllte Wünsche und Sehnsüchte aus 2021 werden in 2022 übertragen. Damit verbindet sich die Hoffnung oder Sehnsucht, dass doch wenigstens in diesem neuen Jahr diese Wünsche wahr werden sollten.

Auch haben manche von uns ganz konkrete Vorstellungen vom neuen Jahr. Da werden Lebensziele in den Blick genommen; ob im persönlichen oder im beruflichen Bereich.
Erwartet wird, dass bestimmte Lebensphasen beendet und abgeschlossen und andere neu beginnen werden.

Man wünscht und hofft und sehnt sich nach etwas Bestimmtem für sich oder auch für andere.

Dieser Augenblick, wenn wir uns gegenseitig viel Gutes für das neue Jahr wünschen, ist für mich ein ganz besonderer Augenblick am Jahreswechsel.

Das ‚Neue‘ scheint so unverbraucht, so frei und offen zu sein: alles könnte möglich werden.

Und ja: alles kann möglich werden – aber nicht nur das Gute, sondern auch das, was wir uns vielleicht nicht wünschen und vorstellen.

Ich glaube, wir sind weise, wenn wir das bei all den guten Wünsche zum Jahreswechsel im Hinterkopf behalten.
Wünschen können wir uns Vieles, sogar alles. Aber ob es sich erfüllt, steht auf einem ganz anderen Blatt.

Und was wird dann am Ende des nächsten Jahres stehen: Enttäuschung, Frust, Resignation?!

Wir können uns vieles wünschen, was aber vielleicht nicht in Erfüllung gehen kann.

Aber wir können auch vieles dafür tun, dass wir am Ende eines Jahres nicht enttäuscht oder gar resigniert sind.

Quelle: Bild von h kama auf Pixabay

Stets neu und offen

Schon seit Jahren habe ich mich darum bemüht, diese Nacht von Silvester auf den 1. Januar zu relativieren und dies durch einen kleinen Trick, der gleichsam mein Bewusstsein umprogrammieren soll.

Ich stelle mir vor, dass die Nacht vom 31.12. auf den 1.1. eine Nacht wie jede andere ist.
Und wenn mit dem vermeintlich neuen Jahr ein ganz neues Kapitel im Buch meines Lebens aufgeschlagen werden soll mit vielen neuen und unbeschriebenen Seiten, dann ist jede Seite in diesem Kapitel ein einzelner Tag. So wird in jeder Nacht eine neue Seite in diesem Buch meines Lebens aufgeschlagen.

Und was für das Jahr als Ganzes gilt, gilt dann auch für jeden einzelnen Tag: er eröffnet mir was ganz Neues mit allen unzähligen Gelegenheiten, Chancen und Möglichkeiten – theoretisch.

Und diese Sichtweise verändert auch meinen Blick auf jeden einzelnen neuen Tag.

Jeder einzelne, neue Tag birgt in sich das Potential aller Chancen und Möglichkeiten meines Lebens.

( Gerd Wittka, 26.12.2021 )

Und ja: natürlich birgt jeder Tag damit auch das Potential aller Enttäuschungen meines Lebens.
Nur: morgen kann es schon wieder anders aussehen.

Diese Perspektive, dass jeder Tag (s)eine neue Chance hat, ermutigt mich dazu, auch jeden Tag als Einzigartigkeit zu sehen, wo Vieles möglich werden kann, aber wo auch Vieles ungenutzt geblieben sein kann.

Christliche Sicht

Nun kann man vielleicht fragen, wie ich das mit meinem christlichen Glauben überein bekomme?
Die Antwort ist ganz einfach: es ist die Botschaft der Umkehr und des Neuanfangs; letzthin die Botschaft der Auferstehung – Tag für Tag.

Im Wissen und im Glauben, dass mein Leben nicht unkorrigierbar ist, darf und kann ich jeden Tag als neue Chance begreifen;
eine Chance, die mich nicht kettet an meine Vergangenheit, sondern zu der ich durch Jesus Christus und meine Auferstehung befreit worden bin.

Ich finde, dieser Aspekt christlichen Glaubens wird in unserem Leben und in unserem Alltag viel zu wenig berücksichtigt.
Denn niemand von uns und auch unsere Zeit ist nicht unveränderlich und deterministisch festgelegt.
An jedem Tag und in jedem Augenblick wartet für uns die Gelegenheit, neu zu beginnen und anders zu leben, egal was uns das Leben zumutet.
Und wir können jeden Tag und jeden Augenblick auch neu unser Wünsche, Sehnsüchte und Erwartungen formulieren und an die gegenwärtigen Umstände anpassen.

So kann das, was gestern noch konkret an Erwartungen formuliert wurde, heute modifiziert werden und uns morgen davor schützen, dass wir übermorgen frustriert und resigniert auf das Vergangene zurück schauen.

Quelle: Bild von Tumisu auf Pixabay

Ich wünsche Ihnen und mir ein gutes, glückliches und gesegnetes neues Jahr 2022 mit vielen Sehnsüchten, Chancen, Möglichkeiten und erfüllten Erwartungen.




wort.neu.schöpfung

Quelle: Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Vom Narrativ zur hohen Theologie: alles Weihnachten

Gestern habe ich eine Hausandacht zur Verfügung gestellt, in deren Mitte zwei sogenannte „Wort-Wolken“ standen.
Das Evangelium des Tages war die Weihnachtsgeschichte nach Lukas, wie sie dort im 2. Kapitel zu finden ist.



In sehr anschaulichen Bildern ‚berichtet‘ uns Lukas von der Geburt Jesu Christi; was in Wahrheit gar kein Bericht im sachlichen Sinne ist, denn niemand von den Autoren des Neuen Testamentes war dabei oder konnte sich auf historische Zeug:innen der Geburt Jesu von Nazareth berufen.
Die Geburtsgeschichte Jesu in dieser erzählenden Form geschieht einerseits auf dem Hintergrund der Erzählkultur des Nahen Ostens und des Orients und andererseits ermöglicht sie uns einen ‚herzlichen‘ Zugang zur Geburt des Erlösers Jesu Christi.
‚Herzlich‘ nenne ich den Zugang deshalb, weil die Weihnachtsgeschichte nach Lukas wirklich ‚zu Herzen geht‘, auch mir. Sie gehört für mich zum unverzichtbaren Bestandteil des jährlichen Weihnachtsfestes.

‚Herzlich‘ nenne ich sie deshalb auch, weil der theologische Zugang zum Weihnachtsfest nicht nur über die hohe Theologie führt, sondern auch über das Herz, über Emotionen/Gefühle.
Es ist dieser ‚herzliche Zugang zum Geheimnis der heiligen Nacht‘ den A. de St. Exupery in seinem Werk ‚Der kleine Prinz‘ in die Worte fasst:

„Man sieht nur mit dem Herzen gut; das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar.“

A. de St. Exupery, Der Kleine Prinz

Dieser Zugang zum ‚Geheimnis der heiligen Nacht‘ ist sicherlich auch der Grund, warum so viele Menschen gerade zu Weihnachten unsere Gottesdienste mitfeiern (sei es als Präsenzveranstaltung oder auch über die verschiedensten Medien).

Vielleicht nennen viele Weihnachten auch deshalb das „Fest der Liebe“.

Wer die Weihnachtsgeschichte nach Lukas liest oder hört, der wird das, um was es bei Weihnachten geht, mit dem Herzen erfassen – meist auf direktem Weg vom ‚Ohr ins Herz‘.
Dabei spielen natürlich auch unsere Gefühle als ein Element, unser Leben zu deuten und zu verstehen, eine ganz maßgebliche Rolle.

Ver-dichtung

Heute, am 1. Weihnachtstag, dem eigentlichen „Hochfest“ steigt uns das Evangelium buchstäblich zu Kopfe. Heute hören wir die Weihnachtsbotschaft nach Johannes, die im strengen Sinne keine ‚Geschichte‘ ist, deshalb nenne ich sie auch nicht ‚Weihnachtsgeschichte nach Johannes‘.

Denn dieser Text spricht eine ganz andere Sprache: es ist die Sprache des Verstandes, der Philosophie, der Kunst der Dichtung und insofern eine pure ‚Verdichtung‘ des Weihnachtsereignisses.

Wer heute ‚verstehen‘ will, braucht schon etwas Zeit und Ruhe, um den Text auf sich wirken zu lassen.
Dann aber explodiert der Text mit seinen vielen Facetten und Aussagen (darauf möchte ich jetzt hier aber nicht näher eingehen).

Einen Schlüssel möchte ich aber dennoch ‚an die Hand geben‘: vergleichen Sie den Anfang des Johannes-Evangeliums mal mit der Schöpfungsgeschichte nach Genesis (1 Mose), und achten auf die ‚Funktion‘ des Wortes.
Ent-decken Sie etwas?

Quelle: Bild von Gordon Johnson auf Pixabay

Wortneuschöpfung resp. wort.neu.schöpfung

Erinnern Sie sich noch an die Überschrift über diesen Beitrag?

Da steckt das Wort „Wortneuschöpfung“ drin.
Darunter verstehen wir eigentlich, wenn ein ganz neues Wort in unserer Sprache geschaffen wird: ein neues Wort ist da und kann in unseren Wortschatz und Sprachgebrauch aufgenommen werden. Besonders die Jugendsprache ist sehr kreativ in Wortneuschöpfungen.

Bei Weihnachten geht es aber um keine ‚Wortneuschöpfung‘ sondern um wort.neu.schöpfung.

Die Welt, die am Anfang allen Seins durch Gottes Wort geschaffen wurde (vgl. Genesis/ 1 Mose), wird nun durch das menschgewordene Wort Gottes = Jesus Christus neu geschaffen.

Durch Weihnachten bricht eine ’neue‘ Schöpfung an, die alle menschliche Existenz und die ganze Schöpfung nicht der Hoffnungslosigkeit und der Unendlichkeit des Todes überlässt, sondern der ‚Anfang der Ewigkeit‘ wird.

Gerd Wittka, 25.12.2021


Ich möchte Sie heute einfach mal einladen, sich einen Augenblick der Ruhe, Stille und Besinnung zu nehmen und Sie bitten, mal über Folgendes nachzudenken:

  • Wo sehne ich mich danach, dass etwas ’neu‘ in meinem Leben geboren werden soll?
  • „Das Wort, das dir hilft, kannst du dir nicht selber sagen!“ – so ein Sprichwort. Welche Zusagen, Impulse oder Ermutigungen brauche ich dazu? Von wem kann ich solche Ermutigungen annehmen und auch ‚zu Herzen nehmen‘?
  • Konkret: An welche Worte Jesu erinnere ich mich und welche Worte Jesu gehen mir ‚zu Herzen‘, sprechen mich an und motivieren mich in meinem Glauben?

Ich wünsche Ihnen an diesem ersten Weihnachtstag, dass Ihr Leben von dieser wort.neu.schöpfung berührt wird, es in Ihnen neu geboren werden kann und Sie in Ihrem Leben begleitet und stärkt.

Es heißt: im Anfang war das Wort –

mir deucht: im Anfang war die Liebe.

Luise Baer (19./20. Jhdt.), deutsche Schriftstellerin –
Quelle: Baer, Jahresgedanken einer Frau, 1921




Nicht nur immer nett sein

Hier klicken, um den Inhalt von YouTube anzuzeigen.
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von YouTube.

var _oembed_eed3a2bacaf6fa67fd59ebc8ab027ec8 = '{\"embed\":\"<iframe title="Wie Sie sich Respekt verschaffen &amp; Grenzen setzen | Selbstbestimmt leben Martin Wehrle 1\\/2" width="910" height="512" src="https:\\/\\/www.youtube-nocookie.com\\/embed\\/N_iilsMxYTc?feature=oembed" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" referrerpolicy="strict-origin-when-cross-origin" allowfullscreen><\\/iframe>\"}';

Möchtest du gerne mehr „du selbst“ sein? Dann empfehle ich dir diesen Beitrag!



Dieser Beitrag ist einfach genial!
Wie oft versuchen wir einfach immer nur „nett“ zu sein, es anderen Recht zu machen, Fremderwartung zu erfüllen, doch dabei sind wir nicht bei uns und uns gegenüber nicht wahrhaftig. Vielleicht verraten wir dabei sogar unsere eigenen Werte und Sinnhaftigkeiten, zu denen wir stehen wollen.

Wir werden in Strukturen und Konventionen gepresst.
Oft wird uns suggeriert: wenn du einen eigenen Standpunkt hast, dann bis du nicht nett!
Doch wenn wir immer nur nett sind, werden wir auf Dauer nicht wirklich ernst genommen!
Dieses Gespräch kann einem die Augen dafür öffnen, dass es manchmal besser ist, „klare Kante“ zu zeigen, besonders dann, wenn andere meinen, uns einnorden zu können.

Ich kann davon selber ein Lied singen, wie oft man versucht, mich mundtot machen zu wollen mit Sätzen: „Das habe ich von Ihnen nicht gedacht!“ oder sogar noch schlimmer, in dem die moralinsaure Keule geschwungen wird. Das geschieht oft in kirchlichen Kreisen.

Doch Erlösung heißt auch: sich selber treu zu sein, dafür einstehen zu können, was man selber als gut und richtig erkannt hat.

All die Probleme, die wir in Kirchens haben: Klerikalismus sowohl von Klerikern als auch von Laien; Geschlechterungerechtigkeit; Vertuschungsmentalität; die Doktrin: Die Kirche muss nach außen glänzend erscheinen; eine dogmatische Auslegung der Bibel, bei der es mehr um die Dogmen als um den befreienden Geist des Evangeliums geht; alles das und noch viel mehr wird gefördert von Tendenzen, den einzelnen Menschen in ein Korsett zu stecken, in das er nicht hinein passt.

Wer sich den Inhalt dieses Gespräches zu eigen macht, wird nicht mehr nur nett bleiben können; wer sich das zu eigen macht, wird vielleicht sogar ‚gefährlicher‘ werden für eingefahrene Strukturen, die Menschen unfrei machen oder halten wollen.
Doch war da Jesus anders?! – Hat er nicht selber die Botschaft der Befreiung in den Mittelpunkt seiner Verkündigung gestellt? War er nicht selber unangepasst und ‚gefährlich‘ für bestehende Strukturen?!




„… damit sie … alle Mühe mit mir teile…“

Canticum zum Tag aus dem Buch der Weisheit

In der heutigen Laudes vom 10.12.2021 bete ich als Canticum diesen Text aus dem Buch der Weisheit.
Für mich ist dieses Buch ein ‚gutes‘ Buch im Alten Testament.
Was dort über die ‚Weisheit‘ gesagt wird, übertrage ich gerne auf den Heiligen Geist.
Anstelle des Wortes „Weisheit“ füge ich oft „Heiliger Geist“ ein.

Und dann bekommt dieser Text für mich eine ganz neue Prägung.



Ich bin ja – nach wie vor – der Meinung, dass der Heilige Geist und seine Verehrung in unserem christlichen Glauben viel zu kurz kommt.

Dabei ist schon im Schöpfungsbericht von ihm die Rede:

Genesis (1 Mose) 1,1-2:
Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Die Erde war noch leer und öde, Dunkel bedeckte sie und wogendes Wasser, und über den Fluten schwebte Gottes Geist.

Belastendes und Demotivierendes

Für mich sind, gerade auch in der heutigen Zeit, solche biblischen Texte entlastend und motivierend.
Gestern noch sprach ich im Rahmen einer Fachkonferenz mit Kolleg:innen in einem Jahresrückblick darüber, was alles in diesem Jahr 2021 gelaufen war. Dabei fiel mir auf, dass eigentlich alle – durch die Bank – erwähnten, wie besonders diese gegenwärtige Zeit, die letzten zwei Jahre, durch die Corona-Pandemie geprägt sind.
Vieles, was wir angegangen und geplant haben, war zumindest ‚vorläufig‘ oder provisorisch, manches vermeintlich auch ‚für die Katz‘, weil Geplantes kurzfristig abgesagt oder zumindest verschoben werden musste. Bilder oder Begrifflichkeiten, die die Instabilität der Lebens- und Arbeitsumstände ins Wort brachten, wurden genannt.

Ich denke, dass es anderen Menschen in ihrem eigenen Leben (ob beruflich oder privat) nicht viel anders ergangen ist – vielleicht manchen sogar noch schlechter, weil Lebensfundamente weggebrochen sind. Besonders hart traf und trifft es die Opfer der Flutkatastrophe im Sommer dieses Jahres.

Angesichts solcher Situationen stellt sich zumindest bei mir immer wieder die Frage:
„Wie schaffe ich das alles?“ – „Woher nehme ich noch die Motivation?“ – „Was kann ich gegen Entmutigungs- oder Ermüdungserscheinungen tun?“

Dazu kommt auch, dass dieser Stress mental und emotional auch Folgen hat – ich spüre es zumindest bei mir: ich werde dünnhäutiger und leichter reizbar. Wenn ich etwas als ungerecht oder falsch empfinde, bringt mich das persönlich mehr auf die Palme als sonst.

Mir und anderen gerecht werden – aber wie?

Wenn ich dann wieder herunter komme und zur Ruhe kommen kann, geht es mir damit nicht unbedingt viel besser. (Es ist ja schon mal gut, dass es in solchen Zeiten überhaupt noch Gelegenheiten gibt, selber zur Ruhe zu kommen, um Zeiten des Gebetes, der Meditation und der Reflexion zu finden.)

Denn: wer kann schon damit zufrieden sein, wenn es nicht so läuft, wie man es geplant oder sich gedacht hat? Ich bin es zumindest nicht. Das liegt vielleicht auch darin, dass ich eher Perfektionist bin.
Gelassenheit und Langmut sind nicht meine eingeborenen Stärken.

Ein gutes Wort zur richtigen Zeit

Da sind solche Worte, wie heute in der Laudes für mich persönlich das ‚gute Wort zur rechten Zeit‘!
Da ist von der Weisheit die Rede, die Gottes ständige BegleiterIN ist und die Gott auch den Menschen zur Seite stellen will.
Der Mensch, hier der Protagonist des Betenden, weiß um seine Aufgabe und seine göttliche Sendung. Zugleich weiß er aber auch um seine Begrenztheiten, seine Schwächen und seine Unvollkommenheit.

Allein das einzugestehen – ist das nicht schon Werk der Weisheit? – Ich denke schon!

Für den Betenden aus diesem Canticum ist die Weisheit von Anfang an und mit einem klaren ‚Auftrag‘, nämlich einsichtig zu machen, was Gott gefällt und recht ist nach seinen Geboten.

Die Weisheit ist also die Begleiterin Gottes, die alles in ein anderes Licht und in größere Zusammenhänge setzen kann.

Um diese Begleitung betet unser Protagonist im heutigen Text, in dem Wissen, dass auch sie ihm Einsicht schenken kann und sogar „alle Mühe mit“ ihm „teilen“ kann.

In dem Wissen, dass geteilte Mühe halbe Mühe ist, so wie geteiltes Leid halbes Leid ist (Volksmund), so vertraut der Betende darauf, dass die Weisheit und ihr Wirken entlastend sein kann, damit man wieder den „Kopf frei bekommt“.

Die Weisheit, die „alles weiß und alles versteht“ hat auch die Kraft, „mich in meinem Tun besonnen zu leiten und mich in ihrem Lichterglanz (zu) schützen…“.

Die Weisheit Gottes hat also etwas Erhellendes, gerade dort, wo wir Dunkelheit spüren, wo unsere Wege nicht klar erkennbar sind.


Alle Fotos: www.pixabay.com


Gottes Weisheit,
Du heilige Geistkraft,
die du von Anfang an warst und
auch heute noch bist.

Die du geschaffen hast
und Einsicht schenkst;
die du Mühen teilst
und mich besonnen leiten möchtest,

öffne mich auf dich hin,
damit ich dich,
die
Schöpferin, Geistbewegerin und
Schützerin
sehnsuchtsvoll erwarte,
dass du ankommen darfst in mir
und mich führst
und entlastest
und ermutigst
für meine nächsten Schritte.

Amen.

(Gerd Wittka, 10.12.2021)




Ad multos annos …?

Ich lege persönlich keinen besonderen Wert auf meinen jährlichen Geburtstag.

Warum?



Bild von Gerhard Lipold auf Pixabay

Denn eigentlich ist jeder Tag die Erinnerung an meine Geburt und dass ich leben darf.
Jeder Tag ist für mich ein Tag, in dem ich dankbar sein kann, dass ich lebe und Gott bitten darf, auch weiterhin gut leben und arbeiten zu können; dass ich Gott loben und danken kann für dieses Leben und ihn bitten darf, mich auch weiterhin in seiner Liebe zu bergen.