Heute erinnere ich mich besonders meines jüngeren Bruders, Eric Wittka, der plötzlich am 13. Oktober 2013 in jungen Jahren verstarb.
Auch heute, nach neun Jahren, wirkt es für mich noch immer recht unwirklich. Eric war eine stattliche Erscheinung, sportlich und agil. Und er besaß eine gehörige Portion Humor.
Von ihm gibt es kein Grab, weil er eine See-Bestattung gewünscht hat.
Was schon lange vorausgesagt war, aber wovor viele in Staat und Gesellschaft den Blick abgewendet haben, wird nun offen–sichtlich: Sexualisierte Gewalt, die institutionell unter den Teppich gekehrt wurde, ist nicht nur ein Problem von Kirche(n) oder Internaten.
Langsam und allmählich melden sich immer mehr Opfer sexualisierter Gewalt, die auch im Sport, seinen Institutionen und Verbänden stattgefunden hat.
Vor wenigen Tagen hat der frühere Weltklasse-Turmspringer Jan Hempel öffentlich gemacht, wie er jahrelang von seinem Trainer missbraucht wurde. Hempel hat auch auf den Umgang mit solchen Verbrechen im Verband hingewiesen, die – ähnlich wie wir es zuvor schon von den Kirchen kennen – verschwiegen und vertuscht wurden.
Das Schlimmste jedoch für mich ist, dass man schon jetzt versucht, das Thema „Prävention“ abzuwiegeln.
So schreibt der DSV (Deutscher Schwimmverband) nach sportschau.de, “ … dass die Prävention im Sport „im Ehrenamt schwer zu bewältigen sei“.
Hier muss es einen gewaltigen Aufschrei in Staat und Gesellschaft geben! Denn diese Ansicht ist ein Abschieben von Schuld und Verantwortung!
Gerade die Kirchen, die wesentlich von ehrenamtlicher Mitarbeit leben, zeigen, dass Prävention auch im Ehrenamt bewältigt werden kann und muss! Da sind die Kirchen genauso in der Pflicht, wie andere Institutionen, Vereine und Verbände!
Schon seit Jahren gibt es Präventionsverordnungen in den Kirchen, die in den letzten Monaten noch einmal ziemlich konkretisiert wurden, die zeigen, dass Prävention gerade dort wichtig ist, wo verbandliche Arbeit durch viel ehrenamtliches Engagement geleistet wird.
Auf einmal: Forderung nach staatlicher Leistung
Es ist auch interessant, dass der DSV in diesem Zusammenhang eine „finanzielle Ausstattung durch die öffentliche Hand“ fordert.
Irgendwie kommt mir das wirklich doppelzüngig vor!
Als die Verbrechen im Raum der Kirche(n) bekannt wurden, war der Aufschrei (zu Recht!) groß. Und man forderte die Kirchen auf, nicht nur moralisch, sondern auch finanziell für diese Verbrechen einzustehen, mit Präventionsmaßnahmen, deren Kosten die Kirchen allein zu tragen haben und – vor allem – auch mit Entschädigungsleistungen, die ebenfalls die Kirchen zu tragen hätten.
Doch jetzt, wo zutage tritt, was gesellschaftlich schon längst vorhersehbar ist – dass nämlich sexualisierte Gewalt Verbrechen sind, die alle Bereiche unserer Gesellschaft (ob institutionell oder privat) durchzieht, kein Nischenproblem von Kirchen oder Internaten ist – wird die Forderung laut, der Staat und die Gesellschaft müsse für die Aufarbeitung finanzielle Mittel bereitstellen!
Hier erwarte ich, dass auch alle anderen Institutionen, die sich ebenfalls durch wissentliche Ignoranz oder Vertuschung mitschuldig gemacht haben, auch ihren immateriellen und materiellen Beitrag zur Aufarbeitung, Prävention und Entschädigung leisten!
Es ist eine Frage des sozialen Friedens und der Gerechtigkeit, dass alle Institutionen, Vereine und Verbände nicht umhinkommen, sich ihrer Verantwortung für Verbrechen zu stellen, die sie bei einem sensibleren Umgang hätten verhindern oder zumindest eindämmen können!
Heilig? – Die Blutspur des Bernhard v. C.
Zweifelhafter „Kirchenlehrer“
Viele verbinden mit dem Namen des Bernhard von Clairvaux den Aufstieg des Zisterzienserordens, doch seinen Predigten und seiner Propaganda folgt eine Blutspur.
Heute, dem 20.08. begehen wir den Gedenktag des ‚heiligen‘ Bernhard von Clairvaux, der im 19. Jahrhundert sogar zum Kirchenlehrer ernannt wurde.
Doch scheint es mir ratsam, seiner Verehrung mit einer hohen Skepsis und Vorsicht zu begegnen, denn er war offenbar ein Mann des Wortes, doch seinen Worten folgten grausame Blutspuren.
So lesen wir im Heiligenlexikon über ihn:
„… Bernhard war berühmt für seine große Predigtbegabung, die er – im Auftrag von Papst Eugen III. – nicht zuletzt in den Dienst der Anwerbung für die Kreuzzüge einsetzte; er entfachte in ganz Europa einen Rausch der Begeisterung für die Kreuzzüge.(…) 1146 rief er in Vézelay zum 2. Kreuzzug auf, diese Predigt von Vézelay löste in ganz Frankreich Begeisterung aus;(…) Das ritterliche Ideal der Kreuzzüge sah das Sterben für den himmlischen Herrn als besonderen Verdienst; so formulierte Bernhard: Ein Ritter Christi tötet mit gutem Gewissen; noch ruhiger stirbt er. Wenn er stirbt, nützt er sich selber; wenn er tötet, nützt er Christus. Die schrecklichen Folgen solcher Worte betrafen nicht nur die Menschen im Nahen Osten, sondern auch die mittelalterlichen jüdischen Gemeinden. Der Misserfolg des Kreuzzugs traf Bernhard schwer; seine erneute Kreuzzugsinitiative 1150 blieb erfolglos.(…) Kompromisslos bekämpfte Bernhard die Katharer,(…) ebenso bekämpfte er die Reformation des Petrus Waldus (Anm.von mir: siehe „Waldenser“)…“
Auch gilt Bernard von Clairvaux als Mitinitiator des Kreuzzuges gegen die Wenden:
„… Bernhard von Clairvaux verfasste im März 1147 einen Aufruf zum Wendenkreuzzug, in dem er die Auslöschung des gesamten Wendenvolkes zur Zielsetzung machte…“
Ihm ging es offenbar um eine ‚Gewaltmission‚, die aber schon damals kontrovers geführt wurde. Bernhard soll diesen Wenden-Kreuzzug damit als Verteidigungskriegproklamiert haben. Dies erinnert sehr stark an die heutige‚putinistische Ideologie‘, mit der Putin den Angriffskrieg gegen die Ukraine rechtfertigen will.
Auch literarische Lichtblicke
Ja, es gibt auch gedankliche Lichtblicke des Bernhard von Clairvaux. Eine seiner bekanntesten Texte finden sich in einem Brief an seinen früheren Mönchen, Papst Eugen III.:
„… Wenn also alle Menschen ein Recht auf dich haben, dann sei auch du selbst ein Mensch, der ein Recht auf sich selbst hat. Warum solltest einzig du selbst nichts von dir haben? Wie lange noch schenkst du allen anderen deine Aufmerksamkeit, nur nicht dir selber? Bist du dir etwa selbst ein Fremder? Bist du nicht jedem fremd, wenn du dir selber fremd bist? Ja, wer mit sich selbst schlecht umgeht, wie kann der gut sein? Denke also daran: Gönne dich dir selbst. Ich sage nicht: Tu das immer. Ich sage nicht: Tu das oft. Aber ich sage: Tu es immer wieder einmal. Sei wie für alle anderen auch für dich selbst da, oder jedenfalls sei es nach allen anderen. …“
https://www.aphorismen.de/zitat/75035
Doch darf dieses nicht darüber hinwegtäuschen, dass Bernhard der ideologische Wegbereiter von Kreuzzügen und gewalttätigen Verfolgungen christlicher Glaubensrichtungen war, die er selber ablehnte und deshalb bekämpfte.
Bernhard von Clairvaux und sein Verhältnis zu Juden
Besonders erwähnenswert erscheint mir die Haltung Bernhards gegenüber den Juden zu sein. Bernhard scheint kein Gegner des Judentums gewesen zu sein, was zur damaligen Zeit eher selten zu finden war. Dennoch begegnete er der jüdischen Religion nicht auf Augenhöhe und seine Toleranz gegenüber den Juden war eher wirtschaftlich-materieller Überlegung zu verdanken, denn einer Toleranz gegen die jüdische Religion. Hierzu empfehle ich die Hausarbeit „Bernhard und die Juden“ von Johan Thienard.
Resümee
Erstaunlich erscheint mir, dass Bernhard von Papst Pius VIII., der als moderner Papst galt, zum Kirchenlehrer ernannt wurde. Dies war 1820.
„Ich sehe was, was du nicht siehst – Vielfalt wahrnehmen!“ – so das Motto des diesjährigen ökumenischen Gottesdienstes am Freitag, den 05.08.2022 um 18.00 Uhr in der evangelischen Marktkirche in Essen-Mitte.
In unserem Vorbereitungskreis, bei dem die Aidshilfe Essen e.V., die katholische Beratungsstelle „Die Schleife“, die alt-katholische Kirche, die evangelische Kirche und die römisch-katholische Kirche mit von der Partie sind, haben wir uns davon ansprechen lassen, dass viele Queer-People sich nicht gemeint fühlen, wenn von Queer-People die Rede ist. Wir denken da an Trans-, Inter, Bi-, A-sexuelle, nonbinäre Personen und viele andere mehr.
Die Vielfalt der verschiedenen Banner für diese Sexualitäten zeigt dies sehr deutlich. Mittlerweile ist daraus die so genannte „Progress Pride Flag“ entstanden:
Progress pride flag
Wir erkennen, dass diese Vielfalt unter den queerpeople auch wahrgenommen werden will.
Mit unserem Gottesdienst wollen wir auf diese gottgewollte Vielfalt aufmerksam machen und für Respekt und Anerkennung dieser Vielfalt werben.