Eine Mehrheit im EU-Parlament hat sich dafür ausgesprochen, Gas und Atomenergie als nachhaltige Energiequelle anzuerkennen und damit quasi ein Ökosiegel zu vergeben.
Ich frage mich, ob wir schon alle die Bilder von Tschernobyl (Ukraine) und Fukushima (Japan) vergessen haben?!
Aus guten Gründen haben wir hier in Deutschland den Ausstieg aus der Atomenergie beschlossen: die nukleare Gefahr und auch die ungelöste Frage der Endlagerung des Atommülls zeigen uns doch ganz klar: Atomenergie ist keine beherrschbare und erst recht keine günstige und nachhaltige Energieerzeugung. Nachhaltig ist allenfalls die ökologisch und ökonomische Belastung durch die Nutzung der Atomenergie!
Das jetzt aber gerade auch die CDU/CSU auf eine Verlängerung der Laufzeiten für Atommeiler drängen (obwohl die Atomkraftbetreiber dieses selbst für völlig unwirtschaftlich halten), zeigt eigentlich nur, wie niedrig die Halbwertszeit des Erinnerungsvermögens bei solchen Politiker:innen ist, was die reelle Gefahr durch Atomenergie angeht.
Dass viele unserer Nachbarstaaten sich dennoch für die Atomenergie aussprechen ist kein Beweis dafür, dass es richtig und verantwortbar sei oder sein könnte!
Wer heute weiterhin auf Atomenergie setzt, setzt auf die Bedrohung unzähliger – hoffentlich noch nach uns lebender – Menschengenerationen hier in Europa und weltweit.
Es ist ein ignoranter Größenwahnsinn, wenn die Mehrheit des EU-Parlamentes diese höchstgefährliche Energiequelle auch noch mit einem Öko-Siegel versieht!
Wie irre muss man sein, um eine solche Entscheidung zu treffen?! Oder sind die alle schon irgendwie ‚verstrahlt‘?!
Ja, es ist ein Thema, das gerne verdrängt wird. Aber spätestens dann, wenn ich mir selber Gedanken darüber mache, wo und wie ich sterben möchte, kommt auch die Frage: Möchte ich lieber zuhause sterben oder woanders?
Leider sterben viele Menschen noch zu oft in der fremden und fremdbestimmten Umgebung eines Krankenhauses. Darauf weist auch die Pharmazeutische Zeitung in einem aktuellen Artikel hin.
Von einem der Krankenhäuser, in dem ich arbeite, habe ich den Eindruck, dass man Patient:innen, die bald sterben werden, die Möglichkeit geben möchte, zu hause zu sterben.
Im Laufe der Jahre habe ich diese Haltung sehr schätzen gelernt.
Denn es geht hier nicht darum, die Patient:innen ‚abzuschieben‘. Oft wird behauptet, dass die Patient:innen vor ihrem Sterben entlassen werden, weil es sonst dem Image eines Krankenhauses schaden würde, wenn ’so viele Patient:innen dort sterben‘.
Umgekehrt wird ein Schuh draus, wie ich meine!
Die Abläufe und auch die Haltung in einem Krankenhaus können noch so gut und empathisch sein, sie können Sterbenden nie einen angemessenen Rahmen bieten, dass der Sterbende diese letzte Lebensphase auch als LEBEN erfahren kann.
Sterben ist ja auch ein Teil unseres Lebens. Und wer möchte schon im Krankenhaus ‚leben‘?! Ich jedenfalls fühle mich zuhause, in meinen eigenen, vertrauten und behaglichen Wänden viel wohler als in der fremden Atmosphäre eines Krankenhauses. Deshalb stelle ich mir auch vor, dass ich wohl eher nicht im Krankenhaus sterben möchte.
Wenn also Krankenhäuser in ihrer Haltung sich diese Vorstellungen zu eigen machen, dann finde ich es sehr gut, wenn sie es Patient:innen – wenn eben möglich – zuhause oder in einem anderen Umfeld sterben können, wo sie sich wohler und selbstbestimmter fühlen können als im Krankenhaus.
Natürlich muss gewährleistet sein, dass der sterbende Mensch dort, wo er sterben kann, auch gut aufgehoben und versorgt ist.
Dafür gibt es mittlerweile viele Angebote: angefangen von Pflegediensten bis hin über ambulante Hospizdienste, die sterbende Menschen begleiten. Natürlich können auch engste Zugehörige (Familienangehörige, Freund:innen) in dieser Phase mit eingebunden werden. Nicht nur sterbende Menschen, auch die Zugehörigen profitieren dabei von den Diensten der Hospizbewegung.
Ich habe die Erfahrung gemacht, wenn man sterbenden Menschen und jenen, die diesen Menschen nahestehen, gut vermitteln kann, dass sie gut begleitet und nicht sich selber überlassen bleiben, sich häufig dazu entscheiden, zuhause oder in einer anderen vertrauten Umgebung außerhalb eines Krankenhauses sterben zu wollen und zu können.
Wie denken Sie darüber? – Schreiben Sie mir gerne in den Kommentaren.
Christentum – eigenartig
Gedanken zum Dreifaltigkeitsonntag 2022
Kirchenfenster Kathedrale von Lüttich – Bild von Thomas B. auf Pixabay
Am 12. Juni 2022 begehen wir den Dreifaltigkeits-Sonntag. Dahinter steckt eine Glaubensüberzeugung, die sich in den ersten Jahrhunderten nach Christus konkret ausgeformt hat.
Heute sehen wir, dass das Christentum unter den Religionen der Welt wirklich eigenartig ist.
In den Religionen gibt es manche, die an Gott resp. an Gött:innen glauben und jene, die in ihrer Religion keinen Gott kennen.
Zur letzteren Gruppe gehört der Buddhismus. Buddha gilt zwar als ‚Erleuchteter‘, aber er ist kein Gott. Ebenfalls der Taoismus gehört dazu.
Dann gibt es noch die Religionen, die an einen Gott resp. Gött:innen glauben. Am Einfachsten lässt sich dies an religiösen Handlungen fest machen. Während Taoismus und Budhhismus zwar eine göttlicher Macht kennen, werden sie sich in ihren Gebeten nicht an ein ‚Gegenüber‘ wenden; ihre ‚Gebete‘ sind mehr schweigend, meditierend.
Die Religionen, die Gott kennen, haben im Gebet ein Gegenüber: nämlich Gott oder die Gött:innen.
So besitzt z.B. der „Gott Abrahams“ (Juden, Christen, Moslems) Eigenschaften, die es ihm ermöglichen, mit den Menschen in Kontakt und Beziehung zu sein. Schon im Alten Testament können wir dieses sehr deutlich erkennen. Gott spricht zu den Menschen und die Menschen sprechen zu Gott, auch insbesondere in ihren Gebeten. Die alttestamentlichen Psalmen legen davon eindrückliches Zeugnis ab. Aber Gott spricht nicht nur mit den Menschen, sondern er ist auch ein handelnder Gott: als Schöpfer, als Lenker und Retter (Befreiung aus der ägyptischen Sklaverei, Einsetzung von Königen und Propheten) und als Richter.
Darin kann man – vereinfacht ausgedrückt – einen Unterschied zwischen Religionen mit und ohne Gott/Gött:innen erkennen.
Unser Christentum glaubt also an einen Gott, der personal ist. Gott ist also wer, wenn wir es so ausdrücken wollen. Wir können zu ihm sagen: „Du, Gott!“ Jedoch mit dem gleichzeitigen Hinweis, dass Gott keinem Geschlecht zugeordnet werden kann. Die Person Gottes nach christlichem Verständnis ist geschlechtslos. (Was aber zu Verwirrungen führen kann, wenn wir erkennen, dass Jesus Gott „seinen Vater“ nennt.)
Der personale Gott ist also ein ‚Gott in Beziehung‘, wie wir z.B. auch sehr eindrücklich in den Worten Jesu im Johannes-Evangelium, da besonders die ‚Abschiedsreden‘ Jesu nach Johannes, Kapitel 14-17.
Ein Gott – drei Personen
Sicherlich wenig logisch erscheint uns auf dem ersten Blick der christliche Glaube an einen Gott in drei Personen.
Das ist reichlich ungewohnt. Entweder kennen wir, wie z.B. aus der vorchristlicher Zeit und der Antike oder auch aus altägyptischer Zeit, den Glauben an viele verschiedene Götter und Göttinnen. Heute finden wir diesen ‚Polytheismus‘, wie der Fachausdruck dafür ist, auch z.B. im hinduistischen Glauben. Unter ihnen gehört das Dreiergespann der Götter Brahma, Vishnu und Shiva vermutlich zu den bekanntesten Göttern.
Dem gegenüber stehen Religionen, die nur einen Gott allein kennen (Monotheismus). Dazu gehören die jüdische Religion, der Islam und das Christentum; die alle drei als die ‚abrahamitischen Religionen‘ bezeichnet werden, weil sie alle auf Abraham zurück gehen. Die zentrale Aussage dieser drei Religionen ist: Es gibt nur EINEN GOTT!
Aber einen Gott in drei Personen?! – Ist das nicht widersprüchlich?
Nun, zumindest ist es für andere Religionen nicht denkbar und wird auch nicht geglaubt: außer im Christentum!
Um solchen Glauben haben zu können, sind weitere Überzeugungen nötig:
2. Gott ist in der Geschichte allen Seins gegenwärtig und erfahrbar. (vgl. dazu auch Joh 1,1-17)
Ausgehend von diesen Grundüberzeugungen können wir von einen Gott ausgehen, der sich personal in der Weltgeschichte zeigt und zwar
1. Als Gott-Schöpfer der ’sich in seiner Schöpfung zeigt und in allem, was ist‘. Das bedeutet, dass wir anhand des Werkes den ‚Urheber des Werkes‘ erkennen können, durch den alles ist, der der Urgrund und Ursprung allen ist, was existiert. Im Alten Testament finden wir in den Schöpfungsberichten dafür zwei Sichtweisen auf diesen Schöpfergott, die auf dem kulturellen Hintergrund der damaligen Menschen entstanden sind: da ist zum einen Gott, der durch das ‚Wort schafft‘ (diesen Gedanken finden wir dann auch im Johannes-Evangelium im 1. Kapitel wieder) und da ist Gott, der ‚durch seiner Hände Arbeit schafft, in dem er den Menschen aus der Erde ‚formte‘ und ihm ‚Lebensodem einhauchte‘. Später zeigt er sich in der Geschichte ’seines Volkes Israel‘ in seinen konkreten historischen Erfahrungen, sei es die ägyptische Sklaverei oder die babylonische Gefangenschaft usw.! Auf diesen Gott der Juden wird sich später auch Jesus von Nazareth berufen und ihn mit „Vater“ anreden – besonderer Ausdruck seiner innigen Beziehung zu Gott, ’seinem Vater‘.
2. Gott als Gott des Bundes mit den Menschen und des Heils für die Menschen. Nachdem der Gott Israels, der alles ins Dasein gesetzt hat, immer wieder erfahren hat, dass sein Bundesangebot mit seinem auserwählten Volk nicht den ’notwendigen Erfolg‘ brachte und Israel immer wieder die Erfahrung von Not, Elend, Unterdrückung und Vertreibung erleben musste (worin das Volk Israel eine Kausalität erkannte, weil es Gott nicht die Treue gehalten hat), war es göttlicher Wille, dass er selber als Mensch in die Welt kommt, leibhaftig und historisch, um für seinen Bund mit den Menschen zu werben und diesen Bund unverbrüchlich zu besiegeln. – So zumindest glauben wir Christ:innen das Leben und Handeln und auch den Tod Jesus von Nazareth, der in seiner eigenen Verkündigung davon geredet hat, der in Liebe mit Gott so innig verbunden war, dass er von sich aus sagen konnte: „ich und der Vater sind eins“ (vgl. Joh 10,30) oder „wer mich sieht, sieht den Vater“ (vgl. Joh 14,9) Das Werben Jesu Christi für den Heilsbund Gottes mit uns Menschen ist der rote Faden im Neuen Testament.
Christus war so sehr eins mit dem Vater und nichts konnte ihn von Gott, seinem Vater trennen (‚absondern‘, vgl. die Bedeutung des Wortes ‚Sünde‘), so dass sie quasi eins waren und als der historische Jesus Gott selbst in die Erdenzeit, in die Dimension von Zeit und Raum leibhaftig eingetreten ist. Dies feiern wir Christ:innen am Weihnachtsfest. Ein schönes Glaubenszeugnis dieses Verständnisses finden wir im Philipperbrief, 2, 6-11.
3. Als Gott, der in der Welt bleibt, wenn gleich nicht leibhaftig als Mensch, sondern in seinem Heiligen Geist Jesus Christus, der Sohn Gottes, beendet seine Lebenszeit hier auf der Erde durch seinen Tod am Kreuz. Aber er ist durch seine Auferstehung in eine neue Seinsform hinübergegangen und – wie er sagte – zu seinem Vater gegangen.
Er wusste aber zugleich, dass die Menschen und die Schöpfung ohne die Gegenwart Gottes immer wieder in der Gefahr sind, von den Wegen des Heiles abzukommen, weil alle Schöpfung noch nicht vollkommen ist; weil Liebe zwar da, aber bruchstückhaft ist; weil das Reich Gottes angebrochen, aber noch nicht vollendet ist.
Ohne ihren ‚Meister‘ leben zu müssen, war auch für seine Jünger:innen unvorstellbar. Er, Jesus, erkannte diese Not und versicherte ihnen den bleibenden Beistand, bevor er zu seinem Vater heim ging. Und der Evangelist Johannes berichtet in einem der Abschiedsreden Jesu davon. Es lohnt sich wirklich, diese Texte zu lesen und zu meditieren. Es spricht so viel Liebe und Fürsorge aus ihnen, die Jesus für seine Jünger:innen empfindet.
Keltisches Symbol für die Dreifaltigkeit (Trinität), Bild von Collette Hughes auf Pixabay
Wenn wir also an diesem Sonntag Gott in seiner Dreifaltigkeit bekennen und feiern, dann bekennen wir damit den einen und denselben Gott, der Person ist und sein Wesen in dreifaltiger Weise uns zur Erkenntnis gebracht hat.
Ich wünsche uns, dass dieser Glaube uns stärkt in Hoffnung und Zuversicht, in Liebe und Barmherzigkeit; uns selber gegenüber aber auch allem um uns herum!
Gott,
der du Schöpfer und Schöpferin bist, wir glauben dich als Person, die alles ins Dasein gerufen hat und ohne die nichts ist.
Gott, der du Gottes Sohn bist, der in innigster Liebe mit dir, dem Vater verbunden ist, der du eins warst und bist als wahrer Mensch und wahrer Gott, Jesus Christus,
Gott, Heiliger Geist, du ewiger Beistand, von dem schon die Schöpfungsgeschichte kündet, dass du über allem schwebtest, bevor es ins Dasein gerufen wurde und der auch heute noch in der Welt gegenwärtig bist, auch wenn wir dich manchmal nicht erkennen,
Du, Dreifaltiger in Person, erfülle unsere Herzen und unseren Geist mit dem Glauben und der tiefsten Hoffnung, dass du der Einzige bist, der alles ist und in dem Alles ist und wir nie von dir getrennt werden. Du, Gott der Beziehung, vertiefe unseren Glauben, dass wir dich – wie auch immer – persönlich ansprechen und bekennen,
als sorgender Vater als liebende Mutter als die Heilige Geistkraft
als das, was du bist
der/die EINE und EINZIGE
gestern, heute und morgen, im Kleinsten und in der Fülle, hier und dort und überall.
Wirtschaftliche Situation von Pfarreien darf nicht zu sozialer Ungerechtigkeit führen
Heute möchte ich etwas thematisieren, bei dem ich in meiner Kirche sicherlich nicht nur auf wohlwollende oder gar positive Reaktionen stoßen werde. Wieder einmal muss ich einen Bereich entdecken, wo meine Kirche unglaubwürdig und sogar unsozial ist.
Diesmal geht es um die Situation von Honorarkräften, die in unseren Kirchengemeinden im Einsatz sind und zwar am Beispiel der Kirchenmusik.
Sparpotential – Personal oder Immobilien?
Personen, die über die wirtschaftliche Lage unserer Pfarreien im Bild sind, wissen, dass dort ein erheblicher Sparzwang besteht. In manchen Pfarreien gibt es einen nötigen Sparzwang von mindestens 30%, manchmal auch bis zu 50% gegenüber guten Zeiten vor einigen Jahren.
Das hat dazu geführt, dass Pfarreien sehr sorgfältig überlegen mussten, wie sie mit ihrem Budget umgehen. Wo können wir Einsparungen vornehmen? Welche Bereiche sollen davon zuvorderst betroffen sein: Immobilien oder Personal?
Manche Pfarreien und in ihnen die verantwortlichen Gremien haben sich für Einsparungen beim Personal entschieden, zu Gunsten einer Aufrechterhaltung von vorhandenen Immobilien wie Kirchen, Pfarrheimen etc.
Technische Dienste und Kirchenmusik besonders betroffen
Hier sind angefangen von den technischen Diensten, wie Hausmeister:innen und Raumpflegekräfte über Mitarbeitende in der Verwaltung, aber auch die Mitarbeitenden im Bereich der Kirchenmusik besonders betroffen.
Mache Pfarreien beschäftigen nur noch eine hauptamtliche Person für den Bereich der Kirchenmusik. Diese Person ist zumeist auch zuständig für die Koordinierung von kirchenmusikalischen Einsätzen, wie die musikalische Mitgestaltung von Gottesdiensten als Organist:innen.
Da die hauptamtliche Person für die Kirchenmusik nicht alle anfallenden Gottesdienste gestalten kann, greifen die Pfarreien auf Honorarkräfte zurück, die für die einzelnen Gottesdienste bezahlt werden.
Und hier setzt ein großes Problem an, das mir in den letzten Tagen erst so richtig bewusst wurde …
Die unsoziale Bezahlung von Honorarkräften in der Kirchenmusik
Ausgehend von einem sehr konkreten Fall ging ich der Frage nach, wieviel ein:e Kirchenmusiker:in als Honorarkraft für die Mitgestaltung eines Gottesdienstes bekommt. Gemeint waren da ganz reguläre Gemeindegottesdienste (Hl. Messen oder Wort-Gottes-Feiern) am Sonntag.
Was da für mich zu Tage trat, finde ich erschütternd und lässt mir dir Schamesröte ins Gesicht steigen.
Vergütungssätze von € 20,00 bis € 50,00
Ich erfuhr, dass in manchen Pfarreien oder Einrichtungen die Kirchenmusiker:innen auf Honorarbasis lediglich € 20,00 pro Gottesdienst erhalten!
Das empfinde ich als einen Skandal!
Wenn ich bedenke, dass manche von ihnen diese Tätigkeit nebenamtlich ausführen, also dieser Verdienst zum regelmäßigen monatlichen Einkommen zählen muss, dann kann ich nur mit dem Kopf schütteln.
Honorarkräfte müssen von diesen €20,00 selber ihre Sozialversicherung(en) bezahlen; die Summe dieser Einnahmen fließen mit ein in das zu versteuernden Einkommen eines Jahres. Davon müssen dann auch die Kosten für die Anfahrt zum Einsatzort bezahlt werden, denn in der Regel gibt es keine Fahrkostenerstattung.
Entscheide selbst: Ist eine solche Bezahlung okay?! Läppische € 20,00 für einen Einsatz vor Ort von ca. 45 Minuten, dazu noch Anfahrtszeit und -kosten sowie Vorbereitungszeiten?!
Vergütungsunterschiede sind eklatant
Doch damit nicht genug! Man könnte ja noch argumentieren, dass das die ‚ortsüblichen‘ Beträge sind, die bei solchen Einsätzen für Honorarkräfte bezahlt werden.
Meine Recherchen haben ergeben, dass im selben Bistum, wenige Kilometer weiter, ebenfalls in katholischen Pfarrgemeinden die Honorarkräfte € 35,00 für genau dieselben Einsätze bekommen. Das sind 75% Prozent mehr! Und in der Regel wird auch nicht nach Qualifikation oder Ausbildung unterschieden: ausgebildete C-Musiker:innen erhalten den selben Betrag wie Musiker:innen ohne kirchenmusikalischen Abschluss. Jene, die davon ihr monatliches Einkommen bestreiten müssen, erhalten denselben Betrag wie jene, die sich als Rentner:innen noch ‚etwas dazu verdienen‘ wollen resp. müssen.
Und um noch eins drauf zu setzen: In evangelischen Kirchengemeinden erhalten im selben Gebiet (Stadt oder Bistumsgebiet) diese Honorarkräfte bis zu € 50,00 pro Einsatz. Das sind mehr als das Doppelte von dem, was Kirchenmusiker:innen in den ersten genannten Kirchenorten erhalten!
Frage dich selber, ob du das ‚gerecht‘ findest?! – Ich nicht! Ich empfinde es als ungerecht und unsozial und es grenzt an Ausbeutung!
Das ist ein Affront gegen die Glaubwürdigkeit meiner Kirche, wenn sie sich woanders gegen soziale Ungerechtigkeiten äußert oder gar einsetzt.
Wie damit umgehen? – Streik !
Als erstes finde ich, dass solche Zustände offen aufgedeckt werden und auch öffentlich wahrgenommen und diskutiert werden müssen.
Als nächstes finde ich, dass betroffene Kirchenmusiker:innen sich darüber im Klaren werden müssen, wie mit ihnen umgegangen wird? Und sie können überlegen, wie sie sich dagegen wehren können!
Kirchenmusiker:innen können die rote Karte zeigen
Verweiste Manuale und Pedale einer Orgel können uns darauf stoßen: Ohne Kirchenmusik fehlt etwas Wichtiges in unseren Gottesdiensten – Bild von falco auf Pixabay
Aus einer Pfarrei ist mir zu Ohren gekommen, dass die Kirchenmusiker:innen, die auf Honorarbasis dort im Einsatz waren, sich untereinander solidarisiert haben und gegen eine solche unsoziale Bezahlung gestreikt haben. Sie haben sich nicht auseinander dividieren lassen, sondern durch ihren Streik deutlich gemacht, dass ohne ihren Dienst etwas Wesentliches im Leben der Kirche fehlt! Da wurde das Problem offensichtlich und sowohl Verantwortliche in den Pfarreien wie auch die Mitglieder der Pfarrei mussten sich mit diesem Thema auseinandersetzen.
Die Folge war, dass trotz angespannter Haushaltslage und Sparzwängen, die Vergütung für Kirchenmusiker:innen auf Honorarbasis auf € 35,00 angehoben wurde. Das ist – unter Berücksichtigung der Aufwendungen und Abzüge – noch immer keine reiche Entlohnung, aber ein erster Schritt für gerechtere Entlohnung!
Damit haben die Kirchenmusiker:innen auf ein Ungerechtigkeit hingewiesen und zugleich deutlich gemacht:
Kirchenmusik ist kein ‚Nebenbei‘ in unseren Gottesdiensten, sondern wesentlicher Bestandteil unserer Liturgie.
Wer bekennt, dass die Kirchenmusik einen hohen Stellenwert im Gottesdienst und in der Spiritualität einer Kirchengemeinde hat, der kann jene, die dieses Geschäft mit der Kirchenmusik betreiben, nicht mit Almosen oder Brosamen abspeisen.
Denn das ist den Kirchenmusiker:innen gegenüber unsozial und der kirchlichen Liturgie gegenüber unwürdig!
„… wir sind alle Menschen …“
“ … habt keine Angst vor uns … wir sind alle gleich…“
Vielleicht erinnern sich manche von uns an diese Worte.
Wenn nicht, dann möchte ich heute, am 1. Juni 2022 an sie erinnern. Sie kommen von einem Menschen, der heute Anfang Dreißig wäre – Nkosi Johnson.
„Care for us and accept us – we are all human beings. We are normal. We have hands. We have feet. We can walk, we can talk, we have needs just like everyone else – don’t be afraid of us – we are all the same!“ (Nkosi Johnson, 1989-2001)
Nkosi Johnson, 2001 auf der internationalen Aids-Konferenz in Durban, Südafrika im Alter von 12 Jahren
Übersetzung: Kümmert euch um uns und akzeptiert uns – wir sind alle Menschen. Wir sind normal. Wir haben Hände. Wir haben Füße. Wir können gehen, wir können sprechen, wir haben Bedürfnisse wie jeder andere auch – habt keine Angst vor uns – wir sind alle gleich!
Nkosi Johnson
Ich jedenfalls erinnere mich an diese Worte, als sie 2000 durch die Medien gingen, gesprochen von einem 12-jährigen afrikanischen Jungen, der sich mit den HI-Virus infiziert hatte, wie unzählig viele andere Menschen in Afrika. Ich erinnere mich an die Worte dieses Jungen, der heute ein junger Mann sein könnte … ja wenn …
Ich möchte an diesen Menschen erinnern, weil sich an ihm zeigt, was passiert, wenn die Weltgemeinschaft nicht gemeinsam handelt und was sein könnte, wenn sie gemeinsam handeln würde.
Nkosi Johnson und viele andere Kinder könnten heute noch leben, hätten – womöglich – schon eine eigene Familie mit eigenen gesunden Kindern, wenn wir viel früher und viel stärker international und solidarisch den Kampf gegen HIV und Aids aufgenommen hätten, wenn wir auch für die ärmeren Länder hochwirksame Medikamente gegen HIV zugänglich gemacht hätten und heute auch noch würden, mit denen eine HIV-Infektion nicht viel mehr als eine Art ‚chronische‘ Erkrankung ist, durch die ein halbwegs normales Leben möglich wäre.
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Die Lebensgeschichte von Nkosi Johnson (1989-2001)
Heute erleben wir wieder eine weltweite Pandemie, die Corona-Pandemie.
Und wieder gibt es Unterschiede bei der Versorgung mit Impfstoffen und Medikamenten. Wieder sterben in den ärmeren Ländern mehr Menschen an dieser Infektion, weil sie keinen Zugang zu den Impfstoffen haben. … und wieder versagt die Weltgemeinschaft! – Warum?!
Wenn die Worte von Nkosi Johnson und sein früher Tod nicht vergeblich sein sollen, dann müssen wir seine Wort buchstäblich beherzigen, uns zu Herzen nehmen und daraus die Konsequenzen ziehen und handeln.
Wir haben als Weltgemeinschaft die Möglichkeiten, solidarisch zu handeln und wir alle würden davon profitieren.
Werden wir in gut zwanzig Jahren an Menschen erinnern müssen, die wieder vergeblich gestorben sind, weil wir als Weltgemeinschaft versagt haben?!
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„Und was, wenn es die Himmelfahrt und Auferstehung gar nicht gibt …?!“
Meine Gefühlslage ist dann sehr krass, als würde es mir die Beine wegziehen; mir wird flau im Magen und der Druck im Kopf steigt …
So geschehen heute Morgen, als ich die Laudes von „Christi Himmelfahrt“ betete.
Glaubst du an die Auferstehung? Und kennst du auch solche Momente?!
Mich irritieren sie zutiefst.
Der Glaube an die Auferstehung ist in mir so existentiell verankert, dass solche Gedanken verstörend für mich sind.
Aber die Gedanken kommen und sind auf einmal da! Auch als jemand, der an die Auferstehung glaubt, bin ich vor solchen Gedanken nicht gefeit. Wundert dich das? – Mich wunderte es, aber jetzt nicht mehr.
Doch: was mache ich mit solchen Erfahrungen? Was würdest du machen? Beiseite schieben und verdrängen und weiter machen …?
So möchte ich damit nicht umgehen! Auch wenn diese Gedanken mich irritieren: ich möchte mich ihnen stellen; ich muss mich ihnen stellen.
Es sind nämlich die plötzlichen Augenblicke in meinem Leben, die mich als Christ mit der existentiellen Frage meines Christseins konfrontieren. (BTW: vor mir liegt ein Buch von Sören Kirkegaard: „Wie werde ich ein Christ?“ – Zufall?)
Zurück: diesen irritierenden Gedankenblitz lasse ich zu und schau, wohin er mich führt…
Je länger ich ihn ‚im Raum stehen lassen‘, um so mehr drängt sich die Frage in mir auf, was mein Leben sinn-voll sein lässt?
Und diesen Gedanken immer weiter gedacht, sehe ich zwei Pole in meinem Leben. Da ist der eine Pol, der Glaube an die Auferstehung als eine Vision und Hoffnung, aber eine Hoffnung, die so schlecht zu greifen ist. Das formuliert schon Paulus in seinem Brief an die Römer, Kapitel 8, Verse 24-26:
Denn auf Hoffnung hin sind wir gerettet. Hoffnung aber, die man schon erfüllt sieht, ist keine Hoffnung. Denn wie kann man auf etwas hoffen, das man sieht? Hoffen wir aber auf das, was wir nicht sehen, dann harren wir aus in Geduld. So nimmt sich auch der Geist unserer Schwachheit an. Denn wir wissen nicht, was wir in rechter Weise beten sollen; der Geist selber tritt jedoch für uns ein mit unaussprechlichen Seufzern.
Und der andere Pol ist die Konfrontation mit der Frage: Was ist aber, wenn es die Auferstehung nicht geben sollte? Diese Frage ist auch in meinem Kopf. Sollte ich dann nicht versuchen, darauf eine Antwort zu finden?
Und ich komme dabei auch immer auf eine Antwort, die für mich auch zutiefst ‚christlich‘ ist:
Mein Leben muss auch ohne den Glauben an die Auferstehung sinn-voll sein! Das heißt: alles, was ich tue und erlebe, wofür ich mich einsetze und was meine Überzeugungen sind, dürfen ihre Sinnhaftigkeit nicht verlieren, wenn es die Auferstehung nicht gäbe.
Und wenn ich daraufhin mein Leben gedanklich ‚abklopfe‘, dann komme ich zu einem Punkt, den ich die Bipolariät meiner christlichen Existenz nennen möchte:
Mein Leben, die Liebe, meine Beziehungen, die Freude, das Glück, aber auch die Herausforderungen und Nöte, mein Leiden und mein Unglück, … mein Leben und mein Tod wollen für sich genommen sinn-voll sein.
Dieses Leben als mein Leben anzunehmen, dass ist meine Aufgabe in dieser irdischen Zeit. Das ist der eine Pol meiner Existenz.
Durch den Glauben an die Auferstehung erfährt dieses Leben aber einen ‚Mehrwert‘, der dieses Irdische und Vergänglich mit dem Überirdischen und Unvergänglichen krönt. Der Glaube an die Auferstehung wird bestätigt somit auf Unvergänglichkeit hin, was meine irdische Existenz hier und jetzt schon sinnvoll macht.
Gerd A. Wittka, 26.05.2022, am Fest ‚Christi Himmelfahrt‘
Krasse Gedanken am Fest Christi Himmelfahrt, oder?!