Weisheiten der Woche …
Ich würde lügen, würde ich behaupten, sie wären alle aus nicht-dienstlichen Zusammenhängen heraus entstanden… 😉
Ich würde lügen, würde ich behaupten, sie wären alle aus nicht-dienstlichen Zusammenhängen heraus entstanden… 😉
Wenn dich jemand oder etwas ärgert,
dann entziehe du ihm die Macht:
entziehe ihm/ihr/es deine Aufmerksamkeit!
Und wenn es eine Person ist,
dann wird sie es sehr deutlich spüren,
dass sie DEIN Leben nicht vergällen kann!Gerd A. Wittka, 2023
Beim Einkauf heute sah ich in der Fleischkühlung ein Stück Fleisch.
Es war kein Bio-Fleisch, welches sonst auf meiner Einkaufsliste steht.
Es erfüllte gerade etwas mehr als die gesetzlich vorgeschriebenen Regeln zur Viehhaltung.
Das Stück Fleisch war reduziert, weil das Mindesthaltbarkeitsdatum, morgen, am 15.12.2023 abläuft.
Eigentlich wollte ich Bio-Fleisch kaufen. Jetzt sah ich dieses gute Stück Fleisch, was nicht gekauft werden will, mittlerweile reduziert.
Was sollte ich tun? Mich fürs Bio-Fleisch entscheiden oder dieses Stück Fleisch kaufen, dass spätestens morgen in den Müll geworfen würde?!
Ich weiß, dass wir Kunden durch unseren Kauf mit entscheiden, was der Markt produzieren wird.
Unsere Nachfrage hat Einfluss auf das Angebot und die Art des Angebots.
Dann dachte ich an das Tier, dessen Stück Fleisch da nun reduziert wegen MDH-Ablauf angeboten wurde.
Es hatte gelebt, unter total schwierigen und für mich nicht akzeptablen Bedingungen. Aber es hat gelebt. Es wurde gezüchtet, um uns sein Fleisch zu liefern.
Kann ich das unberücksichtigt lassen?
Es hat ja sogar leidvoll gelebt, eingepfercht in einem kleinen Bereich, hat keinen offenen Himmel gesehen und standardisiertes Kraftfutter bekommen.
Sollten wir so wenig Achtung auch vor diesem Leben haben, in dem wir es einfach leidvoll haben leben lassen und dann das Fleisch auch noch achtlos verderben lassen und entsorgen?
Ich finde, dass ist eine Gewissensfrage.
Wie würdest du sie beantworten? Würdest du das Fleisch unter diesen Umständen kaufen, oder es verderben lassen?!
Im ZDF-Morgenmagazin berichtet Timm Kröger über die EU-Beitragsverhandlungen der Ukraine.
Auf einmal hören wir im Hintergrund Luftalarm.
Auf den Hinweis von Mitri Sirin, das Interview zu beenden, wenn es gefährlich wird, antwortet Timm Kröger, dass wohl noch Zeit für eine weitere Frage sei.
Mich ließ dieses Szene erschauern.
Wichtige politische Weichenstellungen in Kriegszeiten mit lebensbedrohlichem Alarm im Hintergrund.
Für die Menschen in der Ukraine schon seit über einem Jahr bitterer Alltag.
Doch ’normal‘ darf es nicht werden, weder für die Ukraine noch für uns.
Deshalb muss die Ukraine weiter von der EU und von Deutschland finanziell und militärisch unterstützt werden.
Kriegstreiber dürfen in unserer Zeit nicht die Gewinner werden! Niemals und nirgendwo!
Dieser Text aus dem Buch Jesaja fordert uns heute ebenfalls heraus, wenn ich ihn richtig deute!
Vom Trost ist im Advent viel die Rede: „Wo bleibst du Trost der ganzen Welt…?“ heißt es in einem Adventslied.
Das Wort ‚Trost‘ weckt in uns ein Gefühl, das wir alle kennen.
Viele Texte und Aphorismen beschäftigen sich mit diesem Thema.
Trost scheint ein wertvolles Wort zu sein.
Aber als Wort allein ist es bedeutungslos.
Was bedeutet Trost, was spendet Trost?
Ich grüble schon den ganzen Tag über diese Frage nach, aber ich finde nur Begriffe, Gedankensplitter, Bilder, Vermutungen … aber nichts davon kann ich richtig erfassen, verstehen und ausdrücken, zumindest nicht vollständig.
Über den Trost nachzudenken bleibt wohl nur bruchstückhaft.
Aber vielleicht liegt darin das Geheimnis vom Trost.
Eine universelle Definition von Trost gibt es nicht. Ebenso wenig gibt es eine verbindliche Regel, wie man richtig tröstet.
Trost hängt von der Situation und der Beziehung ab, in der er gesucht und gegeben wird. Er ist nicht allgemein oder abstrakt, sondern konkret und individuell. Er richtet sich nach dem, was jemand erlebt hat und mit wem er verbunden ist.
Und Trost ist gefährlich, für jene, die Trost spenden wollen allemal.
Denn nur wer wirklich trösten will, braucht den Mut, bei den Menschen zu bleiben und mit ihnen zu sein; sich von ihrem Schicksal bewegen und berühren zu lassen. Trost geben zu wollen, heißt auch, bereit zu sein, in gewisser Weise mitzuleiden.
So drückte es der Publizist Peter E. Schumacher aus:
Trost
…und bisweilen
kommen da Worte,
die dich gleichsam
starker Hände
nehmen,
dich halten und
behutsam führen,
deren sanfter Druck
dir Trost schenkt
und die nicht
scheuen
die Nässe
deiner Tränen…
© peter e. schumacher (1941 – 2013), Aphorismensammler und Publizist, zitiert – mit freundlicher Genehmigung – nach: https://www.aphorismen.de/gedicht/36237
Die Herausforderung und die Pflicht ist es, in dieser Nähe respektvoll zu bleiben und keine Grenzen zu überschreiten.
(Wohin das führen kann, erfahren wir seit Jahren sehr leidvoll in den vielen Aufdeckungen spirituellen Missbrauchs oder sexualisierter Gewalt.)
Dieser Mut zur Nähe ist ein Mut zur emotionalen Nähe, ohne dabei selbst in den Sog von Unglück und Leid herunter gezogen zu werden.
Trost braucht Empathie, ich übersetze es gerne mit Einfühlsamkeit!
Diese Einfühlsamkeit ist es übrigens, die Gott uns zeigt und diese göttliche Einfühlsamkeit ist der Ursprung, warum Gott in Jesus Christus Mensch geworden ist.
Gott ist an unserer Seite, Gott steht hinter uns, Gott steht uns bei.
Das ist der „Trost der ganzen Welt, darauf sie all ihr Hoffnung stellt“, wie es im Adventslied heißt.
Wenn es ein Unternehmen gäbe, das „Trost“ anbietet – es wäre heute sehr gefragt!
Denn: Viele Menschen sehnen sich nach Trost! … Echter Trost ist mehr als nur eine Vertröstung. Echter Trost schenkt Mut und Kraft für den nächsten Schritt. Denn ich fühle: Ich bin nicht allein gelassen.
Manchmal kommt der Trost unerwartet und leise, nicht durch Worte, sondern durch Gesten und Zeichen von Güte und Wertschätzung: eine Nachricht – egal in welcher Form in diesen modernen Zeiten -, ein freundliches Gesicht, eine ehrliche Nachfrage, ein aufmerksames Zuhören oder ein stilles Beisein bei Menschen, die jetzt nicht allein sein wollen, …. Das kann Mut machen und Trost spenden.
Man erkennt oft den Trost nicht an den Handlungen des Tröstenden, sondern an der Wirkung, die der Trost auf den anderen Menschen hat.
Der österreichische Priester Martin Gutl hat das in seinem Buch: „Der tanzende Hiob“ – Styria Verlag 1975, mal so beschrieben:
„Nach einer Begegnung:
ein anderer Mensch.
Seine Schultern sind aufgerichtet,
einige Falten sind verschwunden….“
zitiert nach: https://www.ekkw.de/blick-in-die-kirche/download/blick_mag_Dez08.pdf, S. 15.
Karl May schreibt über den Trost:
Siehst du ein Menschenkind in Tränen,
verhalt’nes Schluchzen in der Brust,
so wolle ja nicht, ja nicht wähnen,
dass du mit Worten trösten musst.
Vermeide es, ihn zu beraten;
geh weiter, aber sende dann
die Liebe, die in stillen Taten
ihm heimlich, heimlich helfen kann.
Berührt ein kalter Schall die Wunde,
so schmerzt er nur und heilt sie nicht;
der Trost wohnt nicht im leeren Munde,
er ist des Herzens tiefste Pflicht.
Vor einem Wort am rechten Orte
kehrt wohl der Harm beruhigt um,
doch wahrer Schmerz hat keine Worte,
und auch der wahre Trost ist stumm.
Karl May (1842 – 1912), zitiert nach: https://www.aphorismen.de/gedicht/98868
Ich formuliere meine Erkenntnis mit meinen eigenen Worten.
Trost
ist die Kunst,
ein kleines, warmes Licht
in dunklen Stunden
zu entzünden;
es blendet nicht –
es leuchtet.
© Gerd A. Wittka, *1963, katholischer Priester, Krankenhaus-Seelsorger
Alle Bilder gefunden bei: www.pixabay.com
Wer mich kennt, weiß, dass ich eher zu den Seelsorgenden gehöre, die auch mal gerne den „Finger in die offene Wunde“ legen.
Ich denke zurück an eine Christmette in einer ehemaligen Pfarrei, in der ich in der Predigt nicht nur ‚Eiapopeia‘ gesagt habe, sondern eher eine kritische und reflektierende Predigt gehalten habe.
Einige Leute fanden es auch ‚falsch‘, dass ich am Ende des Gottesdienstes nicht „Stille Nacht, heilige Nacht!“ singen ließ, sondern „Oh du fröhliche!“.
Nach dem Gottesdienst kam eine Person zu mir und gestand mir offen, dass meine Predigt und das ausgelassene Lied am Schluss ihr das Weihnachtsfest ruiniert hätten!
Es verdeutlicht, wie sehr die Advents- und Weihnachtszeit mitunter von irrationalen Gefühlen geprägt sind.
Ich würde mich daher heute an den Propheten Kohelet anlehnen und sagen: Für alles gibt es eine Zeit!
Ja, je älter ich werde, desto mehr bin ich davon überzeugt, dass es auch eine angemessene Zeit für ‚Eiapopeia‘ gibt – und das meine ich jetzt nicht abwertend, sondern anerkennend!
Denn es gibt auch eine Zeit, wo es mehr darum geht, auf die Gefühle zu achten, als auf verkopfte Sachlichkeit!
Ich möchte Ihnen heute anhand eines recht konkreten und zugleich fast banalen Beispiels etwas erklären. Es ist uns buchstäblich ins Auge gesprungen!
Vor ein paar Tagen habe ich mir die Mühe gemacht, dieses adventliche Gesteck zu gestalten.
Einem Freund habe ich vorher über whatsapp die anfänglich doch sehr karge Holzschale mit den vier Kerzenhaltern gezeigt und dann das abschließende Werk. Sie kennen das: Vorher/Nachher-Bilder!
Und dann schrieb er mir zurück:
„Mein Favorit ist die Blanko-Version ohne Schmuck.“
Natürlich hatte ich gehofft, dass er ‚mein Werk‘ auch schön findet, so wie seine Frau es schön fand.
Seine Meinung hat mich nachdenklich gemacht.
Ja, manchmal mag ich es auch lieber schlichter und puristischer, auf das Wesentliche beschränkt. Und das sind im Advent nun mal die Kerzen!
Es kommt mir vor, als wäre es nun an der Zeit, dieses Gesteck mit viel Grün, Rot und Gold zu schmücken, mit gemütlichen Orangenscheiben und Zimtstangen.
Deshalb schrieb ich ihm zurück:
„Ja, das glaube ich dir!
Aber wir müssen manchmal ‚das Herz‘ der Menschen bedienen, die in die Kapelle kommen, sei es die Herzen der Kranken oder deren Angehörigen oder auch der Mitarbeitenden, die hier mal zur Ruhe kommen wollen, verschnaufen wollen und auch die ganzen Eindrücke und Erfahrungen sacken oder sogar loslassen wollen.
Wir müssen auch etwas ‚das Herz‘ der Menschen bedienen, die mal adventliche Gefühle brauchen und vielleicht dadurch angeregt werden, sich an Zeiten zu erinnern, wo das Leben entspannter und heimeliger war. Kannst du das verstehen?“
Und er antwortet knapp und fast schon puristisch: „Blanko kommen bei mir mehr Gefühle.“
Ja, nach den Erfahrungen der Pandemie, den schlimmen Nachrichten aus aller Welt über Kriege, Terror, Naturkatastrophen, die Krisen in unseren Kirchen und die Verbrechen von sexuellem oder geistlichem Missbrauch glaube ich, dass es in diesem Jahr besonders wichtig ist, unseren adventlichen Gottesdiensten mehr Gefühl zu verleihen.
Es ist wieder an der Zeit, in unserem Herzen zu spüren, welch großes Wunder geschehen ist, als Gott vor mehr als 2.000 Jahren in Jesus Christus zu uns auf die Erde kam.
Er kam, um „allen zu leuchten, die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes“, wie es im Benedictus des morgendlichen Stundengebets heißt!
Denn auch durch den emotionalen Zugang zu unserem Glauben gibt es eine heilsame und hoffnungsmächtige Wirkung.
Gerade wenn wir „…mit dem Herzen glauben…“ (1 Kor 12,3) und „…mit dem Mund bekennen …“ (Röm 10,9), dann werden wir nach der Überzeugung des heiligen Paulus gerettet werden. (vgl. 1 Kor 12,3)
Das Herz, der Sitz nicht nur unserer Liebe, sondern auch Sitz unserer Gefühle, ist – so glaube ich – in dieser Zeit wieder mehr gefragt.
Eine Möglichkeit, mit dem Mund zu bekennen, ist zum Beispiel, traditionelle Adventslieder zu singen oder Geschichten und Geschichtchen vorzulesen oder zuzuhören, die uns berühren!
Ich glaube, dass es in Zukunft wieder Zeiten geben wird, in denen wir in der Advents- und Weihnachtszeit auch mehr den Glauben mit dem Verstand verbinden können.
Jetzt aber scheint für mich mehr die Zeit des Glaubens mit dem Herzen zu sein!
Ich wünsche uns allen, dass wir die Adventszeit voller Freude erleben und uns daraus neue Kraft und Hoffnung schöpfen, ohne die Realität aus den Augen zu verlieren!
Und ganz zum Ende dieses Impulses etwas ‚fürs Herz‘:
Advent
Es treibt der Wind im Winterwalde
die Flockenherde wie ein Hirt
und manche Tanne ahnt, wie balde
sie fromm und lichterheilig wird,
und lauscht hinaus. Den weißen Wegen
streckt sie die Zweige hin – bereit,
und wehrt dem Wind und wächst entgegen
der einen Nacht der Herrlichkeit.
Rainer Maria Rilke, aus: Advent – Es treibt der Wind im Winterwalde die Flockenherde wie ein … https://www.aphorismen.de/gedicht/12324