Unruhe
Ein Problem unserer Zeit: viele wollen es einfach ruhig haben.
Dann kann sich aber nichts Neues entwickeln.
Es ist die ‚Unruh‘, die eine Uhr am Laufen hält, damit wir wissen, was die Uhr geschlagen hat.
Ein Problem unserer Zeit: viele wollen es einfach ruhig haben.
Dann kann sich aber nichts Neues entwickeln.
Es ist die ‚Unruh‘, die eine Uhr am Laufen hält, damit wir wissen, was die Uhr geschlagen hat.
Je älter ich werde, um so mehr stelle ich in Frage, ob es das „personifizierte Böse“ gibt.
Ich meine damit nicht den biblischen „Versucher“, der dort natürlich als Person erwähnt wird.
Aber dieser „Versucher“ sollte nicht vorschnell mit dem „das personifizierte Bösen“ gleichgesetzt werden.
Für mich gilt mehr und mehr:
Das Böse
ist die
Leerstelle
der Liebe!
Schriftstellen: Jes 35, 4-7a und Mk 7, 31 – 37
In einem Gespräch mit einer Angehörigen von einem Patienten sagt sie mir vor einigen Tagen, dass sie sich nur noch um den Patienten sorge. Sie nehme all die anderen – meist schlechten – Nachrichten gar nicht mehr richtig wahr.
Ich antwortete, dass das doch nur allzu verständlich sei.
Wir Menschen können einfach nicht grenzenlos schlechte Nachrichten verkraften.
Unsere Psyche, wenn sie noch halbwegs intakt ist, kennt dafür Mechanismen, die uns helfen, dass ein Zuviel ausgeblendet wird.
Manche bezeichnen das als Tunnelblick, andere beschreiben diesen Zustand, als seien sie wie in einer Kapsel, die vieles von außen nicht mehr an sie heranlasse.
Eine solche Reaktion der Psyche will unsere Psychohygiene fördern, damit wir nicht seelisch überlastet werden.
Nicht seelisch überlastet zu werden, heißt auch: einen Ausgleich zu finden, einen Kontrapunkt zu den schlechten Nachrichten zu setzen.
Da fiel mir vor einiger Zeit – ich meine – im Morgenmagazin vom zdf die Rubrik auf, die es sich zu eigen gemacht hat, auch mal ganz gezielt nur gute Nachrichten zu senden.
Immer wieder auch gute Nachrichten zu verbreiten, ist also nicht nur eine vernünftige Entscheidung, sondern auch eine notwendige und richtige Maßnahme.
Es gibt bei der Verbreitung von Nachrichten auch die Frage, wie sie gut verbreitet werden, damit sie Hoffnung machen.
Bei den heutigen Texten geht es genau um dieses „richtige Reden“.
Jesaja redet fast ohne Unterlass von der heilsamen Botschaft Gottes. Gerade weil es dem Volk Israel schwer fiel, sich immer dieser Zuwendung Gottes sicher zu sein, bleibt Jesaja unermüdlich.
Und auch Jesus setzt diese Tradition des „guten Redens“ fort; er verkündet die befreiende, die heilsame Botschaft nicht nur mit Worten sondern auch durch Taten.
Und er eröffnet in uns auch die Quelle, des richtigen Redens.
Die Wundererzählung des Taubstummen ist so eine Befreiungstat.
Jesus fordert ihn zur Offenheit auf, er ermutigt ihn: „Öffne dich!“ –
Und er öffnet sich und der so Befreite konnte wieder „richtig reden“.
Das Wunder Jesu lässt auch jene nicht stumm bleiben, die es erlebt haben. Auch sie müssen diese gute Botschaft weiter sagen, selbst wenn Jesus es ihnen ‚verbot.
Sie konnten nicht schweigen über das, was sie gehört und gesehen haben.
Sie mussten einfach diese froh machende Botschaft unter die Leute bringen, denn diese Botschaft geht über alle katastrophalen Nachrichten hinaus.
Und diese Botschaft ist die selbe, die uns heute noch dazu befähigt, in Zeiten, wo die schlechten Nachrichten uns fertig machen könnten, die richtige Rede zu üben, damit die Menschen von heute nicht die Hoffnung verlieren.
Ich wünsche uns allen, dass wir die Hoffnung nicht verlieren, damit auch unsere Seele im Lot bleibt und wir die Freude nicht vergessen.
Ich wünsche uns allen, dass wir immer wieder Gelegenheit haben, diese Frohe Botschaft mit unserem Leben zu bezeugen.
Richtig Reden
Du willst dich im
Reden verbessern, willst ‚richtig‘ reden?
Vielleicht besuchst du Rhetorik-Seminare,
vielleicht nimmst du an Kommunikations-Kursen teil
vielleicht studierst und trainierst du,
was andere dir empfehlen,
vielleicht glaubst du immer noch:
‚richtiges‘ Reden
will gelernt sein.
Doch das richtige Reden,
kann nicht erlernt werden.
Es ist in dir
und muss manchmal
nur aus dem Gefängnis
der Sprachlosigkeit
befreit werden.
Jesus sah,
was im Taubstummen
verborgen war.
Mit SEINER Ermutigung
„effata“ – „Öffne dich!“
konnte der Mann sich öffnen
und
das richtige Reden quoll wie eine
Quelle
aus ihm hervor.
( © Gerd Wittka, 3.9.2021)
Auf der Suche, mein Beten wirklich zu ‚meinem‘ Gebet werden zu lassen, damit die Wortes des Gebets nahe bei meinen Gedanken, meiner spirituellen Sehnsucht sind, habe ich mehr und mehr das „TE DEUM“ als adäquaten ‚Ersatz‘ für das offizielle Stundengebet der Kirche für mich ent-deckt.
Das TE DEUM bezeichnet sich selber als „Das Stundengebet im Alltag„; und das trifft es für mich.
Hier finde ich Texte aus der Bibel, dem Alten und Neuen Testament, Psalmen, Lesungen und Evangelien.
Hier finde ich aber auch geistliche Impulse zu den Bibelstellen, poetische oder neuzeitliche Lobpreisungen/Hymnen, kurze Gedanken von mehr oder weniger bekannten Menschen und Gebet und Segensbitten in zeitgemäßer, feinfühliger Sprache.
Ich erlebe die Impulse und Gebet als Einladung an mich, weil sie eine sensible Sprache ’sprechen‘, auf die ich mich gut einlassen kann.
Eigentlich habe ich bislang nichts Ähnliches kennen gelernt. Dieses Stundengebetbuch, wird von der Benediktinerabtei Maria Laach und dem Verlag Katholisches Bibelwerk in Verbindung mit der evangelischen Communität Casteller Ring herausgegeben. So ist es im guten Sinne ein ökumenisches Werk.
Immer wieder empfehle ich dieses Gebetbuch gegenüber Menschen, die zu mir zum Gespräch kommen, in geistlicher Begleitung oder die ich durch Zeiten ihrer Krankheit begleite und wenn ich spüre, dass es bei ihnen eine spirituelle Sehnsucht und die Suche nach einem ‚lebendigen Dialog‘ mit Gott gibt.
Das TE DEUM kann man als Print-Abo bestellen und erhält Mitte eines jeden Monats die neue Ausgabe für den Nachfolgemonat.
Ein Jahresabo kostet in Deutschland knapp € 56,– jährlich.
Damit man nicht „die Katze im Sack kauft“, gibt es verschiedene Abos im Angebot. Eine Übersicht darüber finden Sie hier: https://www.maria-laach.de/te-deum-heute/.
Aber auch für jene, die (noch) kein Abo haben möchten, gibt es die Möglichkeit, die tägliche Ausgabe des TE DEUMS online zu lesen und überall dort auch zu beten, wo das Internet zur Verfügung steht.
Die tagesaktuellen Gebete finden sich hier: https://www.maria-laach.de/te-deum-heute/
Gerade diese Möglichkeit empfehle ich allen, die es erst einmal kennen lernen wollen oder die vielleicht nicht jeden Tag dazu kommen, zu beten.
An dieser Stelle ist es mir ganz wichtig, eindeutig zu versichern, dass ich persönlich selber keine monitären Vorteile von dieser Empfehlung habe.
Ich möchte Sie einfach teilhaben lassen an einer spirituellen Quelle, die mein persönliches Gebetsleben seit Jahren ungemein bereichert und vor der ich überzeugt bin, dass für viele andere Menschen – gleich in welcher Lebenssituation – darin eine Möglichkeit des täglichen spirituellen Impulses liegt, die meinen Lobpreis, meine Bitten und meinen Dank in Worte fassen kann, die ich selber nicht finden kann und die auch für mich selber zum Segen werden.
Wenn Sie das TE DEUM kennen oder auch aufgrund dieses Beitrags kennen lernen wollen, dann würde ich mich freuen, wenn Sie mir über Ihre Erfahrungen mit TE DEUM berichten würden.
Liebe Schwestern und Brüder,
es würde mich sehr wundern, würden viele von uns, die wir das heutige Evangelium gehört haben, irgendwann nicht auch auf das Thema „Kirchenaustritt“ und die neuesten Entwicklungen kommen.
Wir könnten leicht versucht sein, dieses Evangelium oberflächlich und 1:1 auf die heutige Zeit zu übertragen.
Wir könnten leicht versucht sein, zu sagen: „Heute ist es ja nicht viel anders als damals. Auch heute verlassen Menschen die Kirche und wollen scheinbar nicht mehr mitgehen.“
Aber Vorsicht!
Vielleicht ist das genau zu kurz gedacht.
Schauen wir uns den Text etwas genauer an:
Da gibt es wieder diesen einen Satz, den wir als Schlüsselsatz verstehen dürfen, der uns die Vorzeichen benennt, unter denen wir diesen Text ent-schlüsseln müssen:
„Der Geist ist es, der lebendig macht. Das Fleisch nützt nichts!“
Damit spricht Jesus einen Punkt bei den Juden an, der mit der Frage zusammenhängt, wie ein Mensch Jude bzw. Jüdin wird.
Wesentlich und in erster Linie spielt da die Rolle, ob Mutter oder Vater jüdisch ist. Die Geburt, die Abstammung von den Eltern ist hier also primär maßgeblich. Durch die anschließende Beschneidung tritt ein Junge dann dieser Bundesgemeinschaft bei.
Es gibt also mehr oder weniger einen „Automatismus“ bei der Zugehörigkeit zum Judentum: die Geburt, also „das Fleisch“ ist maßgeblich.
Doch dieses Verständnis kratzt Jesus im heutigen Evangelium an. Nach ihm ist nicht die Herkunft für die Zugehörigkeit maßgeblich, sondern die Gesinnung, der Glaube und die damit einhergehende Entscheidung für den Glauben und für eine Nachfolge Christi.
Diese Tradition des ‚entschiedenen‘ Christen hat sich im Laufe der Kirchengeschichte verfestigt, auch wenn es Zeiten gab, wo der/die einzelne nicht zum Christentum übertrat, sondern: wenn der „pater familias“ zum christlichen Glauben übertrat, dann trat mit ihm „das ganze Haus“ zum christlichen Glauben über, also alle Familienangehörigen, selbst die Sklaven im Haus.
Beziehen wir das heutige Evangelium aber auf die Frage nach Kirchenaustritt und Zugehörigkeit zu Christus, dann lohnt sich ein genauerer Blick auf die Entwicklung in diesem Bereich.
Als ich vor über 25 Jahren Priester wurde, konnte man im großen und ganzen berechtigterweise die These vertreten: Wer aus der Kirche austritt, vollzieht damit nur den letzten Schritt. Vorausgegangen waren zumeist schon eine längere innere und äußere Loslösung von der Kirche und evtl. sogar auch vom christlichen Glauben.
Der Kirchenaustritt erschien damals zumeist als logischer Schritt einer inneren oder auch geistlichen Entfernung von christlichem Glauben und von der Kirche.
Für uns Seelsorger:innen hieß das auch zumeist: „Der Zug ist abgefahren!“. So schnell würde man diese Menschen nicht wieder zurück gewinnen können. Mit diesen Menschen müsste man den Glaubensweg wieder neu starten.
In den letzten Jahren können wir – auch unter dem Einfluss des Skandals über sexuellen Missbrauch in der Kirche und durch kirchliche Mitarbeitende und auch das starre hierarchische Handeln der Kirche – aber eine andere Entwicklung feststellen.
Menschen sind verärgert, frustriert und verletzt, wie unsere Kirche mit bestimmten Themen umgehen.
Darunter sind sogar Menschen, die sich bis zum eigentlichen Austritt teilweise persönlich und sehr engagiert in der Kirchengemeinde eingebracht haben, z.T. in verantwortlichen Aufgaben und Positionen in Gremien oder als Ehrenamtliche in der Verkündigung (Kommunionhelfer:innen, Lektor:innen, Messdiener:innen, ….).
So höre ich in letzter Zeit häufiger folgende oder ähnliche Statements: „Ich trete aus der Kirche aus, aber ich bleibe ‚katholisch‘!“ oder „Ich trete aus der Kirche aus, aber ich bleibe nach wie vor überzeugte/r Christ:in!“
Ich will jetzt gar nicht die theologische Frage stellen zwischen überzeugtem Christentum und ‚Zugehörigkeit zur Kirche‘. Aber diese Beobachtungen lassen eine weitere Frage aufscheinen:
Bedeutet Zugehörigkeit zu Christus gleichzeitig Zugehörigkeit zur Kirche? Oder: kann ich auch als ausgetretene/r Katholik/in auch weiterhin katholisch und Christ:in sein?
Viele von denen, die formal aus der Kirche ausgetreten sind, beantworten diese Fragen sehr klar, entschieden und eindeutig mit: „Ja!“
Ich finde, dass ist ernst zu nehmen. Denn sie sagen damit: Mein Christsein und mein Kirchesein wird nicht in erster Linie geprägt von einer formalen Mitgliedschaft zu einer Kirche, zu der ich vielleicht sogar eher unfreiwillig, d.h. durch die Entscheidung der Eltern (also dem „Fleische nach“?) gekommen bin.
Mein Verständnis von Christsein und Kirchesein ist entscheidend von meiner eigenen Entscheidung her zu verstehen, also von dem, was meinem Geiste als freie Entscheidung entspringt.
Mir ist klar, dass manche Dogmatiker:innen jetzt heftig die Stirn runzeln werden. Aber das ist für mich zweitrangig.
Für mich ist viel wichtiger, diese Geisteshaltung dieser Menschen ernst zu nehmen, denn dahinter verbirgt sich was ganz Wertvolles: sie haben nicht abgeschlossen mit dem christlichen Glauben, sie haben nicht abgeschlossen mit der christlichen Gemeinschaft. Sie haben oft nur abgeschlossen mit einer organisatorischen Institution, die ihnen oft so widersinnig erscheint: widersinnig im Hinblick auf den christlichen Glauben.
Und: sie haben ihr Bekenntnis zu Jesus Christus dadurch erneuert.
Sie sagen damit: Christus und der Glaube an ihn und seine Botschaft spielen in meinem Leben weiterhin ein große Rolle. Die Worte Jesu und seine Botschaft sind für diese Menschen weiterhin „Geist und sind Leben“.
Ihr Leben würde ohne den christlichen Glauben, ohne die Zugehörigkeit zu Christus, ohne christliche Nachfolge, leer sein.
Sie antworten auf die Frage des Herrn: „Wollt auch ihr gehen!“ auch heute wieder: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Wortes des ewigen Lebens. Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes.“
Wenn wir diesen Gedanken an uns heranlassen und ihn zulassen, dann wird aber zwangsläufig eine weitere Frage auftauchen:
Wie ist es mit uns, die wir (noch) in der Kirche geblieben sind?
Wo sind wir (nur noch) „dem Fleische nach“ Christ:innen? Und wo und wie könnten wir mehr und bewusster „dem Geiste nach“ Christ:innen sein und glaubwürdiger werden; dem Geiste nach, der uns (wieder) lebendig macht?
Formales Christentum, formale Zugehörigkeit zur Kirche ist wertlos.
Dem Geiste nach zu Christus zu gehören ist wesentlich, ob als Mitglied der Kirche oder nicht (mehr).
Labyrinth
Ein Labyrinth ist
kein Irrweg
es gibt keine ‚falschen‘ Wege
man wird sich nicht verlaufen
es gibt keine Sackgassen.
Vieles an einem Labyrinth ist
scheinbar
scheinbar führt der Weg manchmal direkt zum Ziel
scheinbar bewege ich mich kein Stückchen weiter auf das Ziel zu
scheinbar entferne ich mich sogar manchmal vom Ziel
scheinbar
sicher ist
der Weg eines Labyrinths
führt
immer
zum
Ziel!
( © Gerd Wittka, 16.08.2021)