ER.MACHT.MUT

Quelle: www.pixabay.com

Tages-Evangelium vom 30.01.2021

Mk 4, 35-40

35 Am Abend dieses Tages sagte er zu ihnen: Wir wollen ans andere Ufer hinüberfahren.
36 Sie schickten die Leute fort und fuhren mit ihm in dem Boot, in dem er saß, weg; und andere Boote begleiteten ihn.
37 Plötzlich erhob sich ein heftiger Wirbelsturm und die Wellen schlugen in das Boot, sodass es sich mit Wasser zu füllen begann.
38 Er aber lag hinten im Boot auf einem Kissen und schlief. Sie weckten ihn und riefen: Meister, kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen?
39 Da stand er auf, drohte dem Wind und sagte zu dem See: Schweig, sei still! Und der Wind legte sich und es trat völlige Stille ein.
40 Er sagte zu ihnen: Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben?

Quelle: https://www.bibleserver.com/EU/Markus4%2C35-40

Zurechtweisung oder Ermutigung? …



Was hörst du zuerst heraus?

Je nachdem, wie wir persönlich gestrickt sind, werden wir dieses Tagesevangelium ‚anders‘ hören.

Manche berichten davon, dass sie in erster Linie die Zurechtweisung heraushören, die Jesus gegenüber seinen Jüngern vornimmt. Andere wiederum hören mehr die Ermutigung heraus?

Zu welchem Schlag gehörst du?
Was wir am stärksten heraushören, kann auch viel über uns selber aussagen.
Sehe ich mich eher als Menschen, der sich eher abhängig davon macht, was andere über mich denken? Oder gehöre ich eher zu den Menschen, die sich weniger darum scheren, was andere über mich denken?

Ich bin ziemlich überzeugt davon, dass wir – je nachdem zu welchem Menschenschlag wir gehören – dieses oder jenes deutlicher heraushören können.
Das will ich hier nicht weiter vertiefen, aber es lohnt sich, auch einmal darüber nach zu denken. Und vielleicht wird es auch eine spannende Ent-deckungs-reise, wenn wir uns fragen, worin der Grund liegen kann, dass wir das Evangelium eher so oder so lesen und hören?

„Jede Leistung beginnt mit der Entscheidung, es zu versuchen.“ Quelle: www.pixabay.com

[ Exkurs: Ich gestehe, dass ich wohl eher zu den Menschen gehöre, die als erstes die Zurechtweisung heraus hören. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass ich mich immer wieder zu sehr darum kümmere, was andere von mir denken. Das mag darin liegen, dass ich wohl eher darauf bedacht bin, dass andere nicht über mich urteilen und ich mich darum sorge, dass sie mir nicht gerecht werden.
Dabei versuche ich zu lernen, mich immer weniger davon abhängig zu machen. Denn: wie kann ich mir wünschen, von anderen ‚verstanden‘ zu werden, wenn es in meinem Leben nur eine Person, maximal zwei Personen gibt, die MICH KENNEN?

Meine erste geistliche Begleiterin hat mich mal auf die Spur gesetzt, mir bewusst zu werden, dass nur Gott allein mich kennt und um meine Wahrheit weiß. Und: dass, je mehr ich mich meiner Wahrheit öffnen kann, ich auch mehr und mehr zur Selbst-Erkenntnis komme. Was also, fragte sie mich, scherst du dich immer wieder darum, von anderen verstanden zu werden? Was scherst du dich darum, von anderen im richtigen Licht gesehen zu werden? – Und ja, sie hat ja so Recht! GOTT allein kennt mich so, wie ich bin. Und ER liebt mich so wie ich bin.
Deshalb nutzt es nicht viel, sich von der Sichtweise anderer auf mich oder gar von ihr Urteil über mich abhängig zu machen! Das raubt nur die Energie, die ich sinnvoller woanders einsetzen kann!
Lebe im Einklang mit Gott! – Das ist der Impuls, den ich für mich persönlich daraus ziehe.]

Kommen wir aber zurück auf das Evangelium.

Ich sagte es bereits: je nachdem, wie wir gestrickt sind, werden wir als erstes Zurechtweisung oder Ermutigung in diesem Text sehen.
Wenn wir unseren Blick aber darauf trainieren wollen, das Evangelium als „frohe Botschaft“ zu lesen, dann wäre es doch logisch, auch diesen Text eher als Ermutigungstext zu verstehen, oder?

Vertrauen in Jesus – Vertrauen in Gott

Ohne Vertrauen – unmöglich! Quelle: Bild von Ulf Berner auf Pixabay

Also lasst uns diesen Aspekt in den Blick nehmen.
Jesus bekümmern die Naturgewalten nicht. Er lebt in einem Gottvertrauen, dass seine Jünger offenbar in dieser Weise noch nicht besitzen.
Wir sollten nicht glauben, sie hätten überhaupt kein Gottvertrauen! Denn: hätten sie keines, wie konnten sie sich dann so radikal in die Nachfolge Jesu Christi begeben.
Wer Christus nachfolgt, der hat auch Gottvertrauen mit im Gepäck.

Wie bei vielen anderen Dingen gibt es aber auch vom Gottvertrauen manchmal etwas weniger oder manchmal ganz viel.

Ich meine, Jesus hatte ganz viel Gottvertrauen, seine Jünger*innen aber wohl eher weniger. Deshalb werden sie auch nervös, als Wind und Wellen am Boot rüttelten.
Zumindest zeigt sich aber auch in dieser Situation ihr „Gott“-Vertrauen, in dem sie sich an Jesus wenden, ihn aus seinem Schlaf reißen und von IHM Hilfe erwarten.
Ihr Gott-Vertrauen geht den Weg über das Vertrauen in ihren Meister (Rabbi). Sie spüren intuitiv, dass er in einer direkten Verbindung zu Gott steht.

Jesus erkennt das und enttäuscht die Seinen nicht; er gebietet dem Sturm und der Sturm gehorcht ihm.

Ja, das ist die Stelle, die die Macht Jesu offenbart als den einzigen Sohn des Vaters.

Ermutigung zuerst …

Ich möchte diesen Text immer mehr und zuerst als Ermutigung an mich lesen und verstehen.

Jesus zeigt uns, dass er aus einem unmittelbaren Gottvertrauen lebt. Und er hilft auch mir auf die Sprünge. ER enttäuscht mich nicht in meiner Hoffnung IHM gegenüber, aber er ermutigt mich, zu einem gleichen direkten Gottvertrauen, wie er es hat.

Jesus ist in diesem Evangelium für mich nicht nur der Retter, sondern auch der Ermutiger.
Auch ich kann ruhiger schlafen, wenn die Stürme des Lebens über mich hereinbrechen. Auch ich kann gelassener durchs Leben gehen, wenn ich lerne, mehr und mehr Gott in meinem Leben zu vertrauen, IHM mehr zu zu muten, als bisher.

Und natürlich – das weiß ich aus meiner über fünfzigjährigen Lebensgeschichte – wird es immer wieder Situationen und Gelegenheiten geben, wo mein Gottvertrauen Risse bekommt, wo Zweifel subtil ihren Einfluß auf mich ausüben.
Aber wenn diese Zweifel und Mutlosigkeiten mich dazu bringen, den Herrn um Hilfe zu bitten, dann zeigt sich – erstaunlicherweise – darin auch etwas von meinem Gottvertrauen.

Denn: hätte ich überhaupt kein Gottvertrauen, dann würde ich von ihm auch keine Rettung und kein Heil erwarten.

Wie denkst du darüber?




Christus befreit

Zum Evangelium des 4. Sonntags im Jahreskreis

Textstelle: Mk 1, 21-28

21 Sie kamen nach Kafarnaum. Am folgenden Sabbat ging er [Jesus von Nazareth] in die Synagoge und lehrte. 22 Und die Menschen waren voll Staunen über seine Lehre; denn er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat, nicht wie die Schriftgelehrten. 23 In ihrer Synagoge war ein Mensch, der von einem unreinen Geist besessen war. Der begann zu schreien: 24 Was haben wir mit dir zu tun, Jesus von Nazaret? Bist du gekommen, um uns ins Verderben zu stürzen? Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes. 25 Da drohte ihm Jesus: Schweig und verlass ihn! 26 Der unreine Geist zerrte den Mann hin und her und verließ ihn mit lautem Geschrei. 27 Da erschraken alle und einer fragte den andern: Was ist das? Eine neue Lehre mit Vollmacht: Sogar die unreinen Geister gehorchen seinem Befehl. 28 Und sein Ruf verbreitete sich rasch im ganzen Gebiet von Galiläa.

Um es gleich vorweg zu betonen:
Um was es hier im Sonntagsevangelium geht, hat weder etwas mit psychischen Erkrankungen zu tun, noch um irgendetwas, was wir in Verbindung mit vermeintlichen ‚teuflischen Bessesenheiten‘ setzen könnten.
Es ist auch nicht sinnvoll, hier in irgendeiner Weise den Begriff des „Exorzismus“ hineinzubringen. Denn das würde uns bei der Auslegung dieser Textstelle auf die schiefe Bahn bringen.

Wie aber können wir diese Textstelle heute für unseren christlichen Glauben fruchtbar sein lassen?



Das Verständnis Jesu von ‚Dämonen‘

Wir müssen uns bewusst sein, dass die ‚Herausbeschwörung‘ von Dämonen für Jesus eine ganz andere Bedeutung hat, als wir es aus der hellenistischen oder alt-jüdischen Welt kennen.

Für Jesus ist die Herausbeschwörung von Dämonen lediglich ein Zeichen; sie soll darauf hinweisen, dass das Reich Gottes schon mitten unter uns angebrochen und die Macht Gottes in unserer Welt schon konkret erfahrbar ist.
Alle Wundererzählungen im Neuen Testament (NT) haben nur eine Zielrichtung: sie sollen die Sendung und die Botschaft Jesu Christi ‚erläutern‘ und zwar in ’sichtbaren‘ Zeichen.
Die Sendung Jesu Christi ist, die Verkündigung des Reiches Gottes, in dem die Macht des Widersachers, des Satans gebrochen und das Heil für alle Menschen angebrochen ist. Mit diesen Zeichen will Christus auf Gott, seinen Vater hinweisen.

Erfolgreiche Herausbeschwörung von Dämonen = Sichtbares Heil Gottes

Die Vertreibung von Dämonen hat also etwas mit Befreiung zu tun.

Es geht hier um die Erfahrung von Menschen, dass sie – durch welche Umstände auch immer – sich unfrei erfahren. Und diese erfahrene Unfreiheit erleben sie als Leid; ein Leid an Leib und Seele. Sie erleben den dämonischen Einfluß aber auch als ein soziales Leiden; der dämonische Einfluß verhindert oder erschwert die Beziehungsfähigkeit des Menschen; erfüllende Gemeinschaft scheint nur schwer oder gar nicht möglich zu sein. Die Folgen sind Isolation oder Separierung von anderen Menschen. Diese Isolation kann nach außen hin auch als „frei gewählte Rückzügigkeit“ verstanden werden, aber sie muss es nicht sein.
Entscheidend dafür ist, ob der ‚dämonische‘ Einfluss als Leid und als Reduktion der eigenen Lebensmöglichkeiten erfahren wird.

Der Begriff „unreiner“ Geist deutet genau diese soziale Dimension an.

Für Jesus Christus gehört es offenbar selbstverständlich dazu, dass der Mensch ein soziales Wesen ist und in dieser Gemeinschaft mit anderen er Glück, Selbstvertrauen und geistige wie körperliche Gesundheit erfahren kann.
Alles, was den Menschen also absondert, ausgrenzt und ihn hindert, in eine heilsame Gemeinschaft zu kommen, kann hier mit der ‚Besessenheit eines Dämons‘ zum Ausdruck gebracht werden.

Befreiung zum DU – höchst aktuell

In dieser Corona-Pandemie spüren wir etwas von dieser Dimension der heilsamen Gemeinschaft; wir spüren sie, indem wir sie nur sehr eingeschränkt erfahren können.
Und ja, wir müssen davon ausgehen, dass diese not-wendige Isolation, die uns helfen kann, die Pandemie schneller zu bekämpfen, an vielen von uns nicht spurlos vorüber gehen wird, insbesondere was unser Bedürfnis nach menschlicher Nähe angeht.

Seelsorge und kirchlicher Dienst – Dienst zur Freiheit

Gerade in dieser Zeit müssen wir als Christ*innen und als Kirchen fragen, wie wir heute konkret helfen können, dass Menschen in dieser Krisenzeit Befreiung erfahren?
Wir spüren, dass das gar nicht so einfach ist.
Wie wollen wir Gemeinschaft ermöglichen, wo doch gerade von Gemeinschaftserfahrungen das größte Infektionsrisiko ausgeht?
Es scheint, diese Aufgabe zu lösen, ist, wie das „Ei des Kolumbus“ zu finden.
Aber stimmt das?

Phantasie ist gefragt

Ich glaube, das stimmt nicht.
Nun ja, wenn wir Seelsorge und Christsein weiterhin nur auf die Möglichkeiten begrenzen, die wir bisher genutzt haben, dann werden wir wenig Möglichkeiten haben.
Aber wenn wir uns frei machen, von gewohnten Vollzügen, wenn wir im Gebet um den Geist bitten, der uns Phantasie gibt, die frohe Botschaft auch in einer Welt zu bekunden, wo konkrete menschliche und soziale Kontakt erschwert oder gar unmöglich sind, dann werden wir neue Möglichkeiten entdecken.

Jesus ignoriert traditionelle Vorstellungen

Nehmen wir uns ein Beispiel an Jesus. Als er den vom „unreinen Geist“ besessenen Menschen wahrnimmt, ignoriert er das Regelwerk der jüdischen Religion, das strenge Vorgaben darüber macht, was am Sabbath ‚erlaubt‘ sein und was nicht!
Aber Jesus gibt uns ein Zeichen: die Liebe und das Liebesgebot kann auch durch das Sabbat-Verbot nicht eingeschränkt oder aufgehoben werden, denn die Liebe ist das Größte.

Ich bin so frei … und vertraue auf das Wirken des Heiligen Geistes

Für mich entdecke ich diese Zeit der Pandemie auch als eine Zeit der Chancen und der Befreiung

Ich bin so frei und ich fühle mich durch Jesus Christus geradezu ermutigt, mich zu befreien von Konventionen, Regeln und Ansichten, die nur unsere „Freiheit der Kinder Gottes“ einschränken wollen und uns daran hindern wollen, das zu tun, was getan werden muss.
Auch Konventionen und die kleinliche und widersinnige Beachtung von Regeln können Zeichen einer „Bessessenheit“ sein, die uns daran hindern, das zu tun, was dem Leben und der Liebe dient.

Ich vertraue auf das Wirken des Heiligen Geistes in meinem Leben, der mich darauf hinweist, was ‚gerade dran‘ ist! Und du?


Alle Bilder – Quelle: www.pixabay.com




Gottesdienst.zuhause.feiern

Anregungen und Impulse für einen häuslichen Gottesdienst

In diesen Corona-Zeiten können viele Menschen an keinem Gottesdienst in einer Kirche teilnehmen.
Aber auch in persönlichen Krankheitszeiten oder wegen der Gebrechlichkeit des Alters ist es oft nicht möglich, eine Kirche aufzusuchen.

Im Rundfunk (Radio und TV) werden gerade auch am Sonntag gut vorbereitete und durchgeführte Gottesdienste angeboten. Diese wechseln in der Regel 14-tägig zwischen evangelischen und röm.-katholischen Gottesdiensten.

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Darüber hinaus ist es auch möglich, zu Hause (allein oder mit Familienangehörigen) einen Hausgottesdienst zu feiern.

Mit dem hier verlinkten Gottesdienstvorschlag möchte ich helfen, einen solchen Hausgottesdienst mit einfachsten Mitteln selber zuhause würdig zu gestalten.

Wenn Sie etwas mit meinem Vorschlag anfangen konnten oder wenn Sie mir eine Rückmeldung geben wollen, bin ich Ihnen dafür sehr dankbar.

Ich wünsche Ihnen eine gute Andacht!

Ihr

Gerd Wittka




Bild von reenablack auf Pixabay

Hier geht es nun zu meinem Gottesdienstvorschlag als .pdf-Dokument! (Sie benötigen dafür einen pdf-Reader!)

Bild von Benjamin Balazs auf Pixabay



geist.voll.erfüllt

Bild von balt auf Pixabay

Weihnachtliches Pfingstfest

Erinnerst du dich an deine eigene Taufe?
Die meisten Menschen werden diese Frage – zumindest in unserem Kulturkreis – mit Nein beantworten, weil bei uns immer noch mehrheitlich die sogenannte „Säuglingstaufe“ üblich ist, das bedeutet, dass die Kinder bei uns meistens schon im Kleinkindalter getauft werden.
Natürlich haben dann die wenigsten von uns eine Erinnerung an die eigene Taufe.

Taufe – die kennen wir deshalb oft nur vom Mit-feiern, als Eltern, Paten, ältere Geschwister oder andere Verwandten und Freund*innen der Familie.

Der kommende Sonntag nimmt die Taufe in den Blick.

Der letzte Sonntag im Weihnachtsfestkreis – nach der Liturgiereform der 1970er Jahre – ist das ‚Fest Taufe des Herrn‘.



Zwar endet damit die lichterglanz-erfüllte (Vor-)Weihnachtszeit und somit kehrt der ‚graue‘ Alltag wieder ein.
Aber ich mag dieses Fest trotzdem sehr.
Es ist nämlich für mich das ‚weihnachtliche Pfingstfest‚!

Bild von Dimitris Vetsikas auf Pixabay

Wieso? Das ergibt sich aus dem Evangelium dieses Sonntags: -> Mk 1,5-11
Darin heißt es:

„Ich (Johannes) habe euch mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen.“

Die Taufe des Johannes ist eine „Taufe der Buße“, der Umkehr und der Reinigung. Sie erhält durch Johannes eher einen appellativen Charakter. Wer sich von Johannes taufen lässt, erklärt sich durch die Taufe bereit, den Weg der Umkehr zu gehen und das Wasser ist das Wasser der Reinigung und es soll belebend wirken, als Zeichen für die Wiederbelebung des Umkehrenden, der gestärkt den Weg der Umkehr gehen kann. Denn, das Wasser ist ein Lebenselexier.

Nach Johannes hat die Taufe Christi aber einen Mehrwert, er gibt quasi eine Zugabe zu der Taufe des Johannes.
Und Johannes macht in aller Bescheidenheit und Selbstrücknahme darauf aufmerksam:
„… er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen …“

Bei der Taufe durch Jesus Christus, wird der Person, die sich taufen lässt, nicht nur etwas genommen (Schuld), sondern erhält auch etwas zurück oder dazu; gleichsam eine Zugabe.
Die Taufe Christi schenkt den Heiligen Geist.

Damit ist der letzte Sonntag im Weihnachtsfestkreis, an dem wir auch hören, dass bei der Taufe Jesu selbst der Heilige Geist auf ihn herabkam und ihn als den „geliebten Sohn Gottes“ markiert, das „Pfingstfest der Weihnachtszeit“.

[Ist das nicht ein genialer theologischer Gedanke? Am Ende der Osterzeit steht das hochheilige Pfingstfest und am Ende der Weihnachtszeit auch ein Fest, wo der Heilige Geist eine entscheidende Rolle spielt. So richtig klar ist mir diese Parallele erst jetzt aufgegangen. Dafür musste ich so alt werden! 😉]

Und nicht von ungefähr gehören unsere Sakramente Taufe und Firmung zusammen. Denn nach katholischem Sakramentsverständnis wird durch die Firmung das Sakrament der Taufe bestätigt und vollendet.

Wenn in einigen Gemeinden am „Fest Taufe des Herrn“ auch eine sogenannte „Tauferneuerung“ stattfindet, dann deshalb, weil das Geschenk der Taufe ein so wichtiges Mitbringsel des Herrn ist, dass es sich lohnt, sich immer wieder neu daran zu erinnern.

Gerade in Zeiten, in denen unser Leben unruhigen Zeiten ausgesetzt ist oder wir selber persönlich oder als Gesellschaft vor großen Herausforderungen stehen, finde ich es hilfreich und wertvoll, sich in solchen Zeiten besonders dieser Zugabe des Herrn zu vergewissern.

Viele, die mich kennen, wissen, wie sehr mir da ein Gebet zum Heiligen Geist wichtig geworden ist (meist bete ich dieses Gebet mit der Gemeinde zu Pfingsten auch als ‚Ersatz‘ für die Fürbitten). Es ist die Pfingstsequenz.

Ich lade dich ein, diese Pfingstsequenz auch an diesem Sonntag zu hören, zu beten und zu meditieren.

Hier klicken, um den Inhalt von YouTube anzuzeigen.
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von YouTube.

var _oembed_9fecafd7183a95a1501da083e006285c = '{\"embed\":\"<iframe title="Wie ein Brausen des Himmels - Gebetshaus feat. Veronika Lohmer" width="910" height="512" src="https:\\/\\/www.youtube-nocookie.com\\/embed\\/ezKfdv5l9Hc?feature=oembed" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" referrerpolicy="strict-origin-when-cross-origin" allowfullscreen><\\/iframe>\"}';

Die Textversion:

Komm herab, o Heil‘ger Geist,
der die finstre Nacht zerreißt,
strahle Licht in diese Welt.

Komm, der alle Armen liebt,
komm, der gute Gaben gibt,
komm, der jedes Herz erhellt.

Höchster Tröster in der Zeit,
Gast, der Herz und Sinn erfreut,
köstlich Labsal in der Not,

in der Unrast schenkst du Ruh,
hauchst in Hitze Kühlung zu,
spendest Trost in Leid und Tod.

Komm, o du glückselig Licht,
fülle Herz und Angesicht,
dring bis auf der Seele Grund.

Ohne dein lebendig Wehn
kann im Menschen nichts bestehn,
kann nichts heil sein noch gesund.

Was befleckt ist, wasche rein,
Dürrem gieße Leben ein,
heile du, wo Krankheit quält.

Wärme du, was kalt und hart,
löse, was in sich erstarrt,
lenke, was den Weg verfehlt.

Gib dem Volk, das dir vertraut,
das auf deine Hilfe baut,
deine Gaben zum Geleit.

Lass es in der Zeit bestehn,
deines Heils Vollendung sehn
und der Freuden Ewigkeit.

Ich lade dich ein, dir nun einen Augenblick der Stille zu nehmen und noch einmal kurz die Worte zu vertiefen, die dich aus dieser Sequenz besonders angesprochen und erreicht haben.

(… Stille! …)

Im Gebet, das auf Jesus Christus selber zurück geht, können wir uns jetzt gemeinsam verbinden, in dem wir das Vaterunser beten:

Vater unser im Himmel, …

Quelle: Bild von Thomas B. auf Pixabay

Gebet:
Herr Jesus Christus,
wer zu dir kommt,
den weist du nicht ab.
Wer zu dir kommt,
der kann die ganze Last
und die ganze Schuld
des Lebens
bei dir abladen.

Indem wir frei werden
von Schuld, Angst und Not
ist deine Liebe zu uns noch
lange nicht erschöpft.

Denn du gibst uns,
was wir zum Leben brauchen,
damit unser Leben sinn-voll
er-füllt
geist-reich
und
geistlich
werden kann.

Schenke uns auch in dieser Zeit
deinen Geist,
der uns Perspektiven eröffnet.
uns Ausdauer schenkt gegen die Ermüdung,
der uns Weisheit und Geduld schenkt.
Dein Geist kühle erhitzte Gemüter
und wärme kälte-erstarrte Herzen.

Amen.
(Gerd Wittka, 10.01.2021)


Und hier noch zum Schluß eine andere, moderne schöne Vertonung:

Hier klicken, um den Inhalt von YouTube anzuzeigen.
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von YouTube.

var _oembed_1fd3043155855cc2fd8f9a3ad0772617 = '{\"embed\":\"<iframe title="Komm herab, o Heil'ger Geist - Veni sancte spiritus Pfingstsequenz" width="910" height="512" src="https:\\/\\/www.youtube-nocookie.com\\/embed\\/QRKm_9_X85U?feature=oembed" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" referrerpolicy="strict-origin-when-cross-origin" allowfullscreen><\\/iframe>\"}';




Die stillen Held*innen

Stille Held*innen, Quelle: www.pixabay.com

Die Personen, über die ich heute hier schreiben möchte, ‚verstecken‘ sich hinter einem fachlichen Wortungetüm: randomisierte doppelblind-Studie (RCT englisch: randomized controlled trial).

Heute möchte ich die Personen in den Blick nehmen, die unter dem Begriff „Impfproband*innen“ geführt werden.

Das sind die Menschen, die sich bei der Entwicklung eines Impfstoffes bei der Erforschung eines möglichen Impfstoffes freiwillig als Testpersonen zur Verfügung stellen. (Ich möchte hier ausdrücklich außen vor lassen, ob sie dafür ein Entgelt bekommen oder nicht, denn das spielt hier für meine Gedanken eigentlich keine Rolle, ist irrelevant.)

Ich finde, dass solche Menschen, gerade auch in dieser aktuellen Corona-Pandemie zu den ’stillen Held*innen‘ unserer Zeit gehören.
(Ja, ich bin mir auch im Klaren darüber, dass der Begriff „Held*innen“ recht pathetisch klingt. Aber Sie können mir ja nach dem Lesen dieser Zeilen gerne einen geeigneteren Begriff vorschlagen.)



Zuvor aber eine kurze Erklärung zu ‚randomisierter Doppelblind-Studie‘:

www.pixabay.com

‚Randomisiert‘ bedeutet, dass die Impfprobanden zufällig für eine solche umfassende Impfstudie ausgesucht werden.

Doppelblind‘ bedeutet, dass sowohl die Forscher*innen wie die Proband*innen nicht wissen, ob sie den potentiellen arzneilichen Wirkstoff oder ein Placebo verabreicht bekommen. Das heißt, dass beide Seiten nicht wissen, welcher Stoff gereicht oder – wie bei der Corona-Impfstoffentwicklung – gespritzt wird.

Wesentliche Elemente der humanen Testphase sind folgende:

  1. Testung auf Veträglichkeit eines möglichen Impfstoffes
  2. Testung auf Nebenwirkungen
  3. Wirksamkeit eines möglichen Impfstoffes

Bei den Testungen auf Nebenwirkungen und Unverträglichkeiten stellen sich Menschen als Testpersonen zur Verfügung, mit deren Einsatz ermittelt werden soll, ob der Impfstoff (der bereits vorher mitunter auch an Tieren erprobt) wurde, für Menschen gesundheitlich unbedenklich ist (Toxitizät = Giftigkeit der/des Wirkstoffe*s).
Menschen, die sich in dieser Testphase zur Verfügung stellen, gehen das Risiko ein, dass der erprobte Wirkstoff nicht verträglich ist oder gesundheitliche Nebenwirkungen und Unverträglichkeiten aufweist. Dabei ist das Risiko zwar zuvor durch tierische Tests kalkulierbarer, aber es sind urchaus auch gefähliche Reaktionen, wie allergischer Art etc. möglich.
In der Phase, wo die Nebenwirkungen getestet werden, wird auch gleich mitgeteste, ob der Wirkstoff überhaupt wirksam ist.

In der dritten Phase wird dann die Wirksamkeit des möglichen Impfstoffes an einer großen Personengruppe geprüft und die prozentuale Wirksamkeitsrate ermittelt.

Die ersten beiden Phasen bergen für die Proband*innen das größere gesundheitliche Risiko.

Da in solchen Doppelblind-Studien auch ein gleicher Teil von Placebos verabreicht werden, haben die Proband*innen nicht unbedingt einen gesundheitlichen Vorteil davon, dass sie sich als Testperson zur Verfügung gestellt haben.

Held*innen – warum?

Wie vorab geschrieben: lassen Sie uns nicht über den Begriff „Held*innen“ streiten. Darum geht es mir nicht.

Mir geht es darum, dass wir mit mehr Dankbarkeit auf diese Menschen schauen.

Für mich sind sie ‚Held*innen‘, weil sie uneigennützig sich und ihre Gesundheit zur Verfügung stellen, um vielen Menschen zu helfen, sie womöglich vor schwersten Langzeitschäden oder sogar vor dem Tod zu bewahren!

www.pixabay.com

Ich habe großen Respekt und Hochachtung vor diesen Menschen, die sich zudem weltweit für solche Studien zur Verfügung stellen.
Das bedeutet, dass wir Menschen in den reicheren Nationen von Menschen in ärmeren Nationen profitieren, die trotz ihrer wirtschaftlichen und medizinisch schlechteren Lage bereit sind, ihr Leben und ihre Gesundheit für uns einzusetzen.

Wenn wir dieses mehr bedenken, dann hat das auch für mich ethisch-moralische Folgen:


  1. Wir müssen weltweit dafür sorgen, dass wirksame Mittel, Medikamente und Impfstoffe allen Menschen zu bezahlbaren Konditionen zur Verfügung gestellt werden.
  2. In der Diskussion, ob eine Impfung sinnvoll ist oder nicht, sollten wir auch den Einsatz der Proband*innen im Hinterkopf haben, die in einer Impfung ein mögliches Mittel sehen, das helfen kann. Und weil sie diese Hoffnung in solche Mittel haben, sind sie bereit, sich als Testpersonen zur Verfügung zu stellen. Wer also als Impfgegner*in die Impfung infrage stellt, stellt auch den Einsatz solcher Proband*innen infrage.
  3. Ich finde, angesichts solcher Hilfsbereitschaft sollten und dürften wir in der gesellschaftlichen Diskussion etwas demütiger und deutlich dankbarer sein.

Gebet:

Herr und Gott,
in unseren Zeiten gibt es immer wieder Menschen,
die selbstlos sich für das Wohl anderer Menschen einsetzen.
Dazu gehören auch jene Menschen, die sich als Proband*innen bei der Entwicklung von Corona-Impfstoffen zur Verfügung stellen.
Sie sind bereit ihre eigene Gesundheit und ihr Leben zu riskieren.

Guter Gott,
dankbar denke ich in diesen Zeiten an diese Menschen und bitte dich:
Segne ihr Leben, segne ihre menschenfreundliche Gesinnung und vergelte ihnen das Gute, dass sie der Menschheit tun.

Lass uns ihren Einsatz nicht als Selbstverständlichkeit hinnehmen und lass uns von ihnen lernen, wenn es darum geht, ob und wie wir bereit sind, uns für andere Menschen und deren Heil einzusetzen.
Amen.
(Gerd Wittka, 03.01.2021)




Johannes der Täufer

Ein Mann, der von sich selber absehen kann

„Als die Juden von Jerusalem aus Priester und Leviten zu Johannes sandten mit der Frage: Wer bist du?, bekannte er und leugnete nicht; er bekannte: Ich bin nicht der Messias!“ ( Joh 1, 19b-20)

Heute lese ich diese Textpassage im Tagesevangelium.

Und wieder stocke ich bei diesem Dialog. Irgendwas weckte meine Aufmerksamkeit.

Und dann fiel mir auf: die Gesandten fragen Johannes danach, wer er sei?



Jetzt hätte Johannes die Gelegenheit zur Selbstdarstellung gehabt; er hätte alle seine Leistungen aufzählen können und was er schon erreicht hatte. Er hätte erzählen können, wie wunder- und sonderbar die Umstände seiner Geburt gewesen sind und dass man damals schon voller Erstaunen und Verwunderung gefragt hat, was aus diesem Kind wohl werden würde. (vgl. Lk 1,66)

Aber: anstatt auf Selbstdarstellung bedacht zu sein, erleben wir hier Johannes den Täufer als jemanden, der sehr aufmerksam ist, der zuhört, der sich umschaut und der nach dem Ursprung der Frage fragt, wer er denn sei?

Als aufmerksamer Mensch erkennt Johannes offenbar sehr schnell, dass auch die Priester und Leviten damals hofften, dass der Messias kommen würde, der sie auch von der Fremdherrschaft Roms befreien würde.
Das war damals wohl eine zentrale Sehnsucht aller gläubigen Juden gewesen.

Johannes entdeckt also die Frage hinter der Frage. Er merkt, dass die Menschen ihn nicht fragen, wer er sei, um ihn – Johannes – näher kennen zu lernen, sondern er versteht sofort, dass es nicht um ihn geht sondern um die Suche nach dem Messias.

Selber Jude, weiß Johannes um die Bedeutung dieser Frage.

Aber Johannes ist klug genug, die Frage nicht oberflächlich zu verstehen, sondern den tieferen Kern der Frage zu erfassen.
Und so ist seine Antwort auch nicht oberflächlich und egozentrisch.
Johannes antwortet buchstäblich tiefsinnig und erkennt darin den wahren Sinn ihrer Frage.

Ich wünsche mir, dass wir immer tiefer die Botschaften und Fragen der Menschen verstehen lernen, die vielleicht vordergründig formuliert, aber tiefgründig gemeint sind.

Um diese Fähigkeit zu trainieren, ist es nötig, eine Haltung einzunehmen, die nicht zu vorderst von sich selbst ausgeht, sondern von sich absehen kann.

Die Haltung des Johannes nennt man Bescheidenheit oder Demut. Es ist dieselbe Haltung, von der über den heiligen Papst Johannes XXIII. die Selbstaussage überliefert wird:

„Giovanni, nimm dich nicht so wichtig!“