In Corona-Krisenzeiten könnte eine häusliche Tradition eine Wiedergeburt erleben
Noch heute kenne ich Familien, die ein besonderes Ritual vor der Bescherung am Heiligen Abend pflegen:
Vor der eigentlichen Bescherung versammelt sich die Familie am festlich geschmückten Weihnachtsbaum; eine sorgsam aufgestellte Krippe vervollständigt das idyllische weihnachtliche Stilleben. Fast andächtig ist die Familie beieinander: jemandem fällt die Aufgabe zu, die allseits bekannte Weihnachtsgeschichte aus dem Lukas-Evangelium vorzulesen. Dann wird ein traditionelles Weihnachtslied gesungen.
Die Spannung bei den Kindern steigt; und manchmal wird sie bis zu ‚Unerträglichkeit‘ gesteigert, weil noch ein zweites Lied gesungen wird.
Aber dann ist der Zeitpunkt der Bescherung da …
Ich erinnere in diesem Corona-Krisenjahr besonders an diese Tradition, die sich noch in vielen Familien findet, weil sie einen wunderbaren Anknüpfungspunkt bietet für einen möglichen Ersatz zu Christmetten, die womöglich wegen der hohen Inzidienz-Zahlen abgesagt werden müssen.
Denn es braucht nur noch wenige weitere Zutaten und schon ist ein klassischer Wortgottesdienst zusammengestellt, der auf recht einfache aber nicht weniger spirituell wertvoller Weise zu Weihnachten begangen werden kann.
Im Mittelpunkt steht die zentrale biblische Weihnachtsbotschaft. Und Lieder haben wir auch schon.
Jetzt braucht es nur noch eine gottesdienstliche Eröffnung (Kreuzzeichen), nach dem Evangelium noch einige Fürbitten (die sehr spontan gesprochen werden können), das gemeinsame Vaterunser und ein abschließendes Gebet, das mit einer Segensbitte verbunden ist.
Heute spreche ich mich – einige Tage vor dem Heiligen Abend – dafür aus, diese bereits vorhandene Tradition mit einfachen Mitteln um einige, sehr bekannte Elemente aus dem Gottesdienst zu erweitern und fertig ist der fast perfekte häusliche Gottesdienst zu Weihnachten.
Ermöglichen wir also in diesem Jahr der häuslichen Weihnachtsandacht die Chance, unter den gegebenen Krisenumständen eine adäquate Alternative zu Gottesdiensten in den Kirchen zu werden!
Für Sie da! – Gerade in dieser Zeit
Als Krankenhaus-Seelsorger bin ich weiterhin in vollem Umgang für Sie da!
Immer wieder muss ich in verschiedenen Medien lesen, die Seelsorge ziehe sich gerade in dieser krisenhaften Zeit der Corona-Pandemie zurück. Im Kreis meiner KollegInnen der Krankenhaus-Seelsorge im Bistum Essen ist dieses Thema ständig präsent. Und von den meisten KollegInnen weiß ich, dass sie gerade in dieser Zeit ihren Dienst und ihre Verfügbarkeit nicht eingeschränkt haben.
Auch für mich gilt: ich bin nach wie vor im vollen Umfang als Krankenhaus-Seelsorger, vornehmlich im Johanniter-Krankenhaus Oberhausen, tätig!
Mein Dienst – mein Angebot
Als Krankenhaus-Seelsorger zählen zu meinen Aufgaben:
Besuche und Gespräch für Patient*innen Ein Schwerpunkt meiner Arbeit ist die Begleitung von Patient*innen. Auf Zuruf oder Nachfrage besuche ich Patient*innen sehr gerne. Gerade in der Corona-Zeit, wo Besuche von Zugehörigen eingeschränkt oder nicht möglich sind, kann ich auch einen kleinen Beitrag gegen die Vereinsamung leisten, indem ich zu einem Gespräch zur Verfügung stehe. Thematisch bin ich nicht festgelegt. Wer nach mir als Krankenhaus-Seelsorger fragt, muss nicht zwangsläufig ein religiöses Gespräch führen wollen. Ich bin auch so für sie da, einfach so, nur so zum Quatschen. Die Patient*innen entscheiden, worüber sie mit mir sprechen wollen. Ich habe keine Vorgaben. Mitunter melden sich Patient*innen aber nicht, obwohl wir sie persönlich und durch Anschreiben dazu ermutigen. Wenn Angehörige oder Pflegekräfte einen Bedarf wahrnehmen, dürfen sie sich auch gerne bei mir melden.
Kontakt auch zu Covid-19-Patient*innen Im Krankenhaus stehe ich auch selbstverständlich für Covid-19-Patient*innen zur Verfügung. Dies erfolgt unter Einhaltung der nötigen Schutzvorschriften. Welche Formen möglich sind, werde ich unten genauer beschreiben.
Gesprächspartner für Mitarbeitende im Krankenhaus Die Mitarbeitenden im Krankenhaus, vornehmlich die Pflegekräfte und das medizinische Personal, stehen in dieser Zeit besonders unter Druck: da ist die Situation der Patient*innen, aber auch eine dünne Personaldecke, die die Arbeit in dieser Krisenzeit erschwert. Dazu kommt die persönliche Sorge um die eigene Gesundheit. Als Krankenhaus-Seelsorger ist es unser Selbstverständnis, dass wir auch für die Mitarbeitenden da sind. Sie können sich – ebenfalls unter der seelsorglichen Schweigepflicht – an mich wenden, wenn sie Gesprächsbedarf haben und im Gespräch Entlastung für sich suchen.
Für Zugehörige von Patient*innen Auch für Lebenspartner*innen und Kindern sowie anderen Zugehörigen von Patient*innen stehe ich zur Verfügung, die in der Sorge um einen erkrankten Angehörigen das Gespräch suchen. Angehörige, die gut für sich selber sorgen, können dann auch vorhandene Resourcen nutzend, um für die erkrankte Person da zu sein.
Begleitung durch Gottesdienst und Gebet Mein seelsorglicher Dienst ist eingebunden in das Vertrauen, dass wir die Herausforderungen unseres Lebens und das Umgehen mit Krisen, Krankheit, Leid und Tod mit Gottes Unterstützung meistern können und dass wir in SEINER Liebe geborgen sind. ER möchte unser aller Heil. Deshalb besteht mein Dienst auch in der Feier von Gottesdiensten und durch das persönliche Gebet, in dem ich immer wieder auch für die Patient*innen, deren Zugehörige sowie für die Mitarbeitenden im Krankenhaus bete.
Wie kann ich für Sie da sein?
Um mich selber weitgehenst zu schützen, verzichte im beruflichen und privaten Kontext weitgehenst auf persönliche Kontakte. Sie sind beschränkt auf das Notwendigste. Dadurch schütze ich mich vor diversen Infektionen und kann so möglichst kontinuierlich dienstbereit sein.
Sie können mit mir auf verschiedenste Weise in Verbindung treten:
Patient*innen oder Mitarbeitende sprechen mich selber (auch per Mail, Anruf oder sms u.ä.) an.
Angehörige sprechen mich an und machen mich auf Patient*innen aufmerksam
Durch interne Abläufe im Krankenhaus erfahre ich von Patient*innen, denen ein Besuch gut tun könnte.
Welche Möglichkeiten des Kontakts gibt es?
Ich komme gerne persönlich zum Gespräch. Dabei werden selbstverständlich die Corona-Schutzregeln (AHA+L) eingehalten!
Wir können telefonisch miteinander reden. Dazu rufen Sie mich am Besten auf meinem Mobiltelefon an oder hinterlassen per Sprachnachricht oder SMS eine Nachricht. Ich rufe dann schnellstmöglich zurück. Kosten entstehen Ihnen dann auch nicht durch meinen Rückruf.
In besonderen Fällen, wo besondere Schutzmaßnahmen nötig sind und ich persönlich Patient*innen nicht aufsuchen kann, gibt es auch die Möglichkeit, über spezielle Messengerdienste in Kontakt zu treten. Die Dienste nenne ich ebenfalls gleich unten. Die von mir dienstlich verwendeten Messenger-Diensten entsprechen den Normen des EU-Daternschutzes. Welche technischen Voraussetzungen erfüllt sein müssen, können wir dann in einem Telefonat klären. Der Vorteil der Videotelefonie ist, dass weder Patient*innen noch ich einen Mundschutzt tragen muss, und so gegenseitig auch die Gesichter voll zu erkennen sind. Das kann, insbesondere bei emotionalen Gesprächen, sehr von Vorteil sein. Als Dienst für Messenges oder Videotelefonie empfehle ich den Dienst ‚threema‚, der vollumfänglich die europäischen Datenschutzbestimmungen erfüllt. Sie können die entsprechende App für Ihr Smartphone oder Tablet in den üblichen App-Stores herunterladen.
Kontaktdaten:
Sie erreichen mich per Mail über Pastor Gerd Wittka, Mobiltelefon: 0176 967 00 901. Über diese Nummer können Sie mich auch per SMS oder Messengerdienst (threema und ginlo) erreichen.
Ich freue mich, für Sie da zu sein!
Ihr
Gerd Wittka
“ Tröstet, tröstet mein Volk…“
Geistlicher Impuls zum 2. Advents-Sonntag 2020
Gefühlvoll und sehnsuchtsvoll geht es an diesem zweiten Adventssonntag in der Lesung aus dem Alten Testament zu. Doch bevor wir den Text lesen, lade ich Sie ein, die Arie „Comfort ye …“ aus dem Oratorium „Der Messias“ von Händel zu sehen und zu hören:
Ist Ihnen diese Arie bekannt? Sie gehört wohl zu den bekanntesten und einfühlsamsten Arien aus dem Oratorium „Der Messias“ von Händel.
Ich lade Sie ein, jetzt einmal den ganzen Text in der deutschen Übersetzung der Bibelübersetzung „Hoffnung für alle“ zu lesen: Jesaja, 40, 1-5
Behutsam, ja fast zärtlich erreichen uns diese Zeilen, die wir im Alten Testament beim Propheten Jesaja finden: „Comfort ye …“ – „Tröstet, tröstet mein Volk …“
„Kampf“ gegen die Angst
Jesaja kämpft in seinen Texten oft gegen die Angst der Menschen seiner Zeit an. Er erlebt diese Angst bisweilen als lähmend. Aber ist „Kampf“ dafür eigentlich das richtige Wort?
Ja, es ist ein Kampf, aber nicht Mitteln der Drohung und Gewalt. Es ist ein Kampf mit den Mitteln der Freundlichkeit und des Mitgefühls, der tröstenden und ermutigenden Worte.
„Tröstet!“ und „Fürchte dich nicht!“
Menschen, die belastet und beladen sind, von Sorgen und Nöten, von Ängsten, Krankheit und Leid brauchen „Ent-Lastung“. Damit sie sich erholen können, Kraft schöpfen und weiter gehen können, brauchen sie Ruhe, mitfühlende Annahme, Entlastung und Perspektiven. Sie brauchen: Trost!
Trost ist aber anspruchsvoller als eine „Ver-Tröstung“; Trost ist keine ‚Ramschware‘, die man mal so eben und beiläufig schnell schenken oder auch bekommen kann. Trost ist ’niederschwellig‘, einfühlsam, Liebe-voll, …
Ich möchte Ihnen dazu einen kleinen Text von mir auf den Weg geben:
TROST ist die Kunst, ein kleines, warmes Licht in dunklen Stunden zu entzünden; es blendet nicht – es LEUCHTET! (Gerd Wittka)
Und wie ich diese Zeilen schreibe, höre ich von der schrecklichen und tödlichen Bluttat von Trier, bei der ein Autofahrer fünf Menschen getötet und viele schwer verletzt hat.
Diese und ähnliche Nachrichten sind die Nagelprobe, ob und wie wir trösten können. Ist Trost überhaupt angesichts dieses Leids und der erfahrenen Ohnmacht möglich?
Für mich ist Trost gerade in erfahrener Ohnmacht möglich. Denn der Trost hebt erlittenes Leid und gefühlten Schmerz nicht auf. Trost hilft, das Leiden und den Schmerz er-träg-lich zu machen; Trost hilft, das Leid tragen zu können.
Und Leid kann für die Leidenden tragbar sein, wenn sie spüren, dass sie nicht allein sind, das andere mitfühlend sind und sie dabei unterstützen, das Leben gerade auch in dem ganz frischen Leid bewältigen zu können. Dazu gehört dazusein und zuzuhören, den Leidenden buchstäblich nahe zu sein ohne sich aufzudrängen und mitfühlend auch den leidenden Menschen Raum zu geben, um mit dem Leiden klar zu kommen. Das kann auch bedeuten, ihnen einen geschützten Rückzugsraum zu gewähren. Wir dürfen aber auch ganz konkrete Hilfe nicht vergessen, die geleistet werden muss. Dazu gehören organisatorische Dinge des Alltags genau so dazu.
Zu trösten ohne Leid ungeschehen machen zu können, zeigt sich darin, ob wir bei den Leidenden und denen, die Trost brauchen – einfach ausgedrückt – DA sind und die Not mit aushalten.
In der Lesung des 2. Adventssonntags finden sich die folgenden Worte des Propheten Jesaja:
„… Seht, da ist euer Gott. (…) Wie ein Hirt weidet er seine Herde, auf seinem Arm sammelt er die Lämmer, an seiner Brust trägt er sie, die Mutterschafe führt er behutsam…“
Trost zu geben, bedeutet für mich, der Bedrängnis, den Ängsten, dem Leid und der Trauer der Menschen nicht auszuweichen. Trost zu geben bedeutet für mich, an der Seite derer zu stehen, die Trost nötig haben. Trost zu geben bedeutet für mich, Unterstützung und Hilfe anzubieten, wo sie gebraucht wird.
Trost zu geben ist für mich: DA zu sein – menschliche, einfühlsam, mitfühlend, liebevoll.
Für uns als Christ*innen, für uns als Kirchen stellt sich mir dann wieder einmal mehr die Frage, ob wir in diesem Sinne in einer Welt gegenwärtig sein wollen, auch wenn immer weniger nach dem christlichen Glauben oder nach dem Angebot der Kirchen fragen?
„Das Miteinander, das Menschliche oder die Solidarität sind zuletzt viel zu kurz gekommen. Wir müssen wieder viel mehr die Sinne für die Menschen schärfen, denen es nicht so gut geht.“ (Jupp Heynckes, * 1945, ehemaliger Fußballtrainer, Quelle: TE DEUM, Dezember 2020, S. 23)
Auf dem Weg nach Betlehem
Krankenhaus-Kapelle wird in Corona-Zeiten zu einem spirituellen Erfahrungsraum
Die beiden Krankenhaus-Seelsorger im Johanniter-Krankenhaus Oberhausen, Pfarrer Falk Nerenz (ev.) und Pastor Gerd Wittka (rk.) standen vor der Frage, welche geistlichen Akzente sie in der Zeit der Corona-Pandemie setzen können?
Seit Monaten dürfen keine öffentlichen Gemeinschaftsgottesdienste in der Krankenhaus-Kapelle stattfinden. Mit einem genehmigten Hygiene- und Abstandskonzept feiern beide Geistliche seit einigen Monaten jeweils mittwochs um 13.00 Uhr einen sogenannten „Stellvertretungs-Gottesdienst“ in der Krankenhaus-Kapelle. Zentrum dieses Gottesdienstes sind Gebetsanliegen, die von Patient*innen oder Mitarbeitenden des Krankenhauses benannt werden. Schriftlesung, Musik und Gebet vervollständigen diesen regelmäßigen Gottesdienst.
Aber was soll nun in der Advents- und Weihnachtszeit sein?
In den letzten Jahren gab es neben den wöchentlichen Gottesdiensten auch noch mit den „Adventslichtern – Musik und Texte zum Advent“ eine adventliche Besinnung. Doch beides darf nun nicht sein.
Also musste eine andere Idee her. Nach einiger gemeinsamer Überlegung entschieden sich die beiden Seelsorger, die Kapelle von der Adventszeit an zu einem spirituellen Erfahrungsraum umzugestalten.
Nach Absprache mit den Verantwortlichen des Krankenhauses in Hygiene-Fragen wurde ein Raumkonzept erarbeitet, das die nötigen Corona-Regeln mit einem geistlichen Angebot in Einklang bringt.
Schnell war auch das Motto gefunden: „Auf dem Weg nach Betlehem“.
Mittelpunkt dieser Initiative ist eine Weihnachtskrippe, die dem katholischen Seelsorger vor einigen Jahren übereignet wurde.
Der Kapellenraum wurde bis auf wenige Stühle frei geräumt. Drei Stoffbahnen in unterschiedlichen Farben symbolisieren drei verschiedene Wege, die alle zur Krippe führen.
Auf dem Schriftenstand und auf der Orgel erwarten die Besucher der Kapelle geistliche Impulse in Wort und Bild, als Hefte oder Postkarten. Diese dürfen von denen, die in die Kapelle kommen, buchstäblich ‚aufgegriffen‘ und mitgenommen werden.
Auch einige LED-Teelichter stehen zur Verfügung. So werden diejenigen, die die Kapelle besuchen, zu einem kleinen Gedankengang ermuntert, den die Seelsorger in folgende Worte gefasst haben:
„AUF DEM WEG NACH BETHLEHEM
Gerade in beschwerlichen Zeiten gilt die Einladung: „Mache Dich auf zur Krippe. Du wirst erwartet. Von Jesus selbst.“
Während der Adventszeit ist in der Kapelle solch ein Weg sinnbildlich nachgestellt.
Ein persönliches Licht verdeutlicht, wie nahe ich mich dem Heil der Welt fühle.
Noch etwas erwartet alle, die unterwegs sind: Weihnachtsgeschichten, Lieder und Bilder zum mitnehmen.„
Patient*innen und Mitarbeitende sind eingeladen, in der Krankenhaus-Kapelle ein wenig zur Ruhe zu kommen, die Lasten und Sorgen dort im Gebet vor Gott zu tragen und den Weg nach Weihnachten hin als einen persönlichen „Weg nach Betlehem“ zu verstehen:
Möchte ich mich überhaupt auf den Weg nach Betlehem machen?
Wo befinde ich mich gerade auf diesem Weg?
Ist Weihnachten, ist Betlehem noch sehr weit weg von mir und meinen aktuellen Erlebnissen?
Welche Hindernisse stellen sich mir dabei in den Weg?
Was hindert mich daran, auf dem Weg nach Betlehem zu bleiben?
Und welche Hoffnung oder welche Bedürfnisse und Wünsche treiben mich an, den Weg zu gehen? Aber auch:
Welche Begegnungen und Erfahrungen mache ich auf dem Weg?
Welche Beobachtungen mache ich und wie unterscheiden sie sich von Beobachtungen anderer Jahre?
Was wünsche ich zu finden, wenn ich ‚zu Weihnachten‘ dann endlich angekommen bin, zum Stall von Betlehem?
Wer seinen gegenwärtigen Ort auf dem Weg nach Betlehem erspüren konnte, ist dann eingeladen eines der Teelichte dort hinzustellen, wo man gerade ’steht‘.
So gestalten unterschiedliche Menschen, von denen zumeist die wenigsten von einander wissen, einen Raum mit einzelnen Lichtern, die vielleicht auch zum Zeichen eines persönlichen und zugleich gemeinsamen Gebetes geworden sind.
(c) für alle Fotos: Gerd Wittka, 26.11.2020
Reduktion
Was jetzt not-wendig ist
Vor einigen Tagen erreichte mich ein newsletter einer der Kliniken, in denen ich als Krankenhaus-Seelsorger tätig bin.
Darin wurde alle Mitarbeitenden geraten, die persönlichen Kontakte und Begegnungen auf das wirklich Notwendige zurück zu fahren. Auch in dienstlichem Kontext wurde deutlich gemacht, dass hier auch die persönlichen Kontakte zu KollegInnen auf das Minimum und Nötigste zurück gefahren werden soll.
Konkret heißt das: telefonische Absprachen oder Videokonferenzen, da wo es nötig ist und keine unnötigen kollegialen physischen Begegnungen innerhalb des Dienstes.
Meine persönliche derzeitige Situation
Als Heuschnupfen-Allergiker nehme ich seit Monaten an einer Hyposensibilisierung teil. Zwei Wochen vor und nach jeder Spritze kann ich mich nicht impfen lassen. Das hat dazu geführt, dass ich mich seit Anfang Oktober nicht gegen die saisonale Grippe impfen lassen konnte, weil entweder der Termin nicht wahrgenommen werden konnte oder dann gegen Ende Oktober der Grippe-Impfstoff nicht verfügbar war. Ich kann nur hoffen, dass sich ein günstiges Zeitfenster ergibt, wo ich mich gegen die Grippe impfen lassen kann.
Als Krankenhaus-Seelsorger ist es mir wichtig, dass ich mich durch eine Impfung nicht nur selber schütze, sondern auch im Falle einer Infektion einen Grippevirus nicht weiter verbreite. Dazu kommt, dass ich – sobald ich erste Erkältungssymptome entwickle – nicht mehr ins Krankenhaus gehen darf; ich stehe dann also für meinen Dienst nicht zur Verfügung.
Da Vertretungen – gerade auch in dieser Zeit – sehr schwierig sind (wegen des allgemeinen Besuchsverbots und der Zugangsberechtigung nur für Mitarbeitende im Krankenhaus selber), musste ich also für mich persönlich eine Strategie entwickeln, wie ich möglichst ohne Infektionen durch diese Zeit komme und dann für meinen Dienst zur Verfügung stehe, wenn es nötig wird.
Meine derzeitige Strategie:
Schon vor diesem Newsletter war mir klar, dass ich selber auch in der Frage meiner persönlichen Kontakte umdenken muss.
Also habe ich eine eigene Strategie entwickelt, die aus folgenden Komponenten besteht:
Nutzung der Homeoffice-Möglichkeit
Reduzierung auch privater Kontakte
Umorganisation meines Einkaufsverhaltens
Homeoffice
Als Krankenhaus-Seelsorger ist es mir möglich, einen Teil meiner Aufgaben im Homeoffice zu erledigen. So habe ich mich entschieden, an zwei Tagen in der Woche (montags und mittwochs) persönlich im Krankenhaus anwesend zu sein. An diesen Tagen schreibe ich entweder Patient*innen-Brief oder feiere mit meinem evangelischen Kollegen einen „Stellvertretungsgottesdienst“ (weil Gemeinschaftsgottesdienst nicht möglich sind). In der anderen Zeit bin ich über mein dienstliches Mobiltelefon und auch über andere Kanäle (Email, Messenger, Videokonferenzen) erreichbar. So kann ich auch nach Bedarf kurzfristig wieder persönlich im Krankenhaus anwesend sein.
Patient*innen, gerade auch aus der psychiatrischen Klinik, nutzen diese anderen Kontaktmöglichkeiten.
Reduzierung privater Kontakt
Auch in meinem privaten Leben habe ich mich entschieden, private direkte Kontakte zu reduzieren. Emotional ist das für mich wohl der einschneidenste Schritt. Denn das bedeutet für mich, sowohl zu meiner eigenen Familie als auch zu anderen engen Freund*innen den Kontakt nur noch über (Video-)Telefonie aufrecht zu erhalten. Dieses erlebe ich aber nicht als eine Art Isolation, denn ich nutze lebhaft die anderen Möglichkeiten, die mir zur Beziehungspflege bleiben.
Auch zu Weihnachten …
werde ich mich nur mit einer Person persönlich treffen, damit ich dieses Fest nicht ganz allein verbringe. Aber schon bereits in besseren Jahren war es für mich weniger ein Problem, Weihnachten nicht mit der ganzen Familie und mit Freunden zusammen zu sein. Irgendwann einmal habe ich für mich erkannte, dass ich an den meisten Tagen und Abenden des Jahres allein bin. Und ich habe für mich erkannt, dass der Heilige Abend bzw. die Weihnachtstage dann nur weitere Tage sind, wo ich so lebe, wie ich es in der meisten Zeit des Jahres gewohnt bin. Es ist für mich also nur eine reine Kopfsache, wie ich mit dem Heiligen Abend allein umgehen kann. Denn meine regulären Alltagserfahrungen sind nicht wesentlich anders als am Heiligen Abend.
Genügend menschliche Begegnungen
Vielleicht hört sich das sehr radikal an. Aber man muss auch wissen, dass ich ja nicht gänzlich ohne soziale physische Kontakte bin. Allein durch meinen Dienst geben sich immer wieder – notwendigerweise – physische Kontaktmöglichkeiten, so dass bei mir sicherlich nicht die Gefahr der Selbstisolation besteht.
Momentan komme ich emotional mit dieser Vorgehensweise gut klar.
Umorganisation meines Einkaufsverhaltens
Schon während meines Urlaubs im September konnte ich mich in ein verändertes Einkaufsverhalten einüben:
Durch sorgfältige Planung und Organisation konnte ich meine Einkäufe auf ein bis zwei Einkäufe pro Woche reduzieren. Das reduziert auch die Möglichkeit unerwünschter Kontakte, von denen Infektionen ausgehen könnte. Man muss sich nur vorher die Mühe eine sorgfältigen Haushaltsführung machen, dann ist auch das überhaupt kein Problem.
Unverständnis
Mit ist bewusst, dass meine Haltung sicherlich nicht auf breites Verständnis führt. Aber ich bin sicher, dass diese Zeit uns vor die Frage stellt, was uns wichtig ist und wie wir selber am besten durch diese Zeit kommen wollen.
Dafür ist es auch wichtig, dass man sich Prioritäten setzt und die sind für mich ganz klar:
Ich möchte weitgehenst verfügbar bleiben für meinen Dienst; gerade auch deshalb, weil Patient*innen diese Zeit besonders schwer erleben, erst recht, weil es in den Krankenhäusern ein Besuchsverbot gibt. Als Krankenhaus-Seelsorger habe ich aber das Glück, weitgehenst noch den persönlichen Kontakt zu den Patient*innen haben zu können.
Ich reduziere meine persönlichen Begegnungen auf das machbare Minimum, damit ich gerade im privaten Bereich auf persönliche Begegnung nicht gänzlich verzichten muss, um das Infektionsrisiko zu minimieren.
Chancen nutzen
Indem ich mein Verhalten in dieser Zeit ändere, spüre ich aber auch deutlich, dass sich andere, neue Möglichkeiten in meinem Leben ergeben: etwas, was ich immer schon mal wieder machen wollte, kann jetzt zum Zuge kommen. Ich kann mal wieder ganz in Ruhe ein Buch zu Hand nehmen. Ich kann nötige handwerkliche Aufgaben in meinem Haushalt erledigen, für die ich sonst keine Zeit oder Muße gefunden habe. Ich kann Spaziergänge machen, die sonst viel zu kurz gekommen sind,
…
Mich in meinen physischen Sozialkontakten zu reduzieren, gibt mir ganz neue Möglichkeiten, die ich buchstäblich ent-decken kann, weil sie in der Geschäftigtkeit und Hektik früher Zeiten verschüttet wurden.
Ich finde, das ist ein guter Einstieg für mich in die nun beginnende Adventszeit, die wir so oft als Zeit der Muße und Besinnung bezeichnen.
Wie gehen Sie mit dieser Zeit um? Welche Akzente setzen Sie in dieser Zeit? Schreiben Sie gerne Ihren Kommentar zu meinen Gedanken.
Christ-König-Sonntag
Liebe Schwestern und Brüder, kennen Sie noch Pfarrer Heinrich Albertz? Pfarrer Albertz war evangelischer Pfarrer in Berlin, er lebte von 1915 bis 1993 und war in den Jahren 1966-67 regierender Bürgermeister von Berlin.
Ich kenne ihn noch. Jetzt fragen Sie sich sicher, woher?
So richtig kenne ich ihn zwar nicht, aber er ist mir in sehr guter Erinnerung. Es muss irgendwann in den 1970er Jahren gewesen sein und Pfarrer Albertz hielt eine Fernsehansprache zum „Totensonntag“. Bereits dort – und daran erinnere ich mich ganz gut – legte Pfarrer Albertz dar, dass der Totensonntag schon damals in der evangelischen Kirche „Ewigkeitssonntag“ heißt. Pfarrer Albertz war es wohl sehr wichtig, einen wichtigen theologischen Akzent dieses letzten Sonntags im Jahreskreis zu erörtern.
Seit seiner TV-Ansprache beschäftige ich mich immer wieder mit der Frage, nach dem Grund dieses Festes. Und im Laufe der Jahre wurde mir immer klarer, dass der „Ewigkeitssonntag“ in der evangelischen Kirche und der „Christ-Königs-Sonntag“ in unserer katholischen Kirche sich eigentlich im Wesentlichen sehr nahe sind.
Es sind zwei Bezeichnungen für einen Sonntag, der genau das selbe in den Blick nimmt, nämlich unserer gläubige Zukunft.
Ich möchte das an einem augenfälligen Beispiel erläutern: schauen Sie hier in diese Kirche. Wenn ich hier am Altar stehe, sehe ich Sie, die Gemeinde vor mir (wenn auch in riesiger Entfernung) und ich sehe hier auf dem Altar ein Kreuz. Das Kreuz erinnert mich selber in der Heiligen Messe, woher die Eucharistiefeier ihren Anfang genommen hat: in der Passion des Herrn, angefangen im Abendmahlssaal.
Sie aber, sie sehen nicht nur das Kreuz auf diesem Altar. Sie sehen buchstäblich weiter. Sie sehen nämlich das, was sich bei meiner Zelebration in meinem Rücken befindet: dieses große Bild hier im Altarraum hinter mir.
Es zeigt Jesus Christus, den Auferstandenen. Zu seinen Füßen das noch leicht geöffnete und überwundene Grab. Jesus schwebt gleichsam darüber, so als wäre er schon auf dem Weg in den Himmel. Und tatsächlich verbindet dieses Altarbild das Ostergeschehen mit der Christi-Himmelfahrt.
Da ist aber noch mehr: schauen Sie sich den Gesichtsausdruck an. Der ist friedlich, fast schon ein verschmitztes Lächeln zeigt sich auf seinen Lippen. Er blickt Sie freundlich an. Und die Arme sind – sehr schwungvoll – erhoben. So zeichnet sich in der Form seiner Gestalt die Form des Kreuzes nach, die sich auch hinter der Christusfigur noch mal abbildet. Aber das ist nicht alles: Die Arme sind geöffnet – in Ihre Richtung hin geöffnet. Dieser Auferstandene öffnet in friedlich-freundlicher Art Ihnen SEINE Arme!
Diese Darstellung des Auferstandenen erinnert mich sehr stark an dem Typus des Christus auf romanischen Kreuzen; diese Kreuze – auch Triumphkreuze genannt – zeigen den Gekreuzigten als den Auferstandenen am Kreuz. Und nicht selten trägt dieser Auferstandene an romanischen Kreuzen eine Krone auf seinem Haupt – das Zeichen eines Königs.
Sie sehen, liebe Schwestern und Brüder, wie sich hier das Ostergeschehen mit dem Namen des heutigen Sonntags verbinden.
Der Christ-König, der Auferstandene verweist uns katholische Christen wie auch die evangelischen ChristInnen am Ewigkeitssonntag auf unsere eigenen Zukunft hin: Hinter allen Kreuzen des Lebens, hinter allen Durchkreuzungen unseres Lebens und hinter dem Tod erwartet uns nicht ein Nichts! Sondern es erwartet uns in seiner Ewigkeit unserer auferstandene Herr Jesus Christus.
Die Ansprache von Pfarrer Albertz in den 1970er Jahren im Fernsehen hat mir den Blick geöffnet, mein Leben mehr im Licht der Ewigkeit zu sehen. Ich bin davon überzeugt, dass (nicht nur) durch seinen damaligen Impuls auch mein Leben und mein Glaube eine religiöse Umorientierung ermöglicht hat, die mir in meinem konkreten Alltag zur Hilfe kommt.
So beschließen wir dieses Kirchenjahr 2019/2020, das uns bisher so viel zugemutet hat, mit dem Blick nicht auf den Tod, sondern mit dem Blick auf das Leben. Der Christ-Königs-Sonntag und Ewigkeits-Sonntag ist also ein Sonntag der noch einmal in ganz besonderer Weise ein wahrlich „österlicher Sonntag“ ist.
Ich wünsche uns allen, dass wir mit diesem Gedanken gut das jetzige Kirchenjahr beenden und mit dem nächsten 1. Adventssonntag hoffnungsvoll in das neue Kirchenjahr starten können.
Christkönig-Sonntag
König – damit habe ich nicht viel am Hut damit kann ich nichts anfangen
Könige heute yellowpress-Prominenz
Du, Christus, in der Gestalt des Königs berührst mich nicht – ich bin Demokrat und bin in einer Republik aufgewachsen.
Doch auch mit Funktionen oder Posten einer Republik möchte ich dich nicht vergleichen
Solche Bilder sind immer schief und viel zu menschlich
Ich muss lernen, dich nicht in solche Begrifflichkeiten zu denken und zu glauben.
Zeitlos und bedeutsam bist du für mich mit dem, wofür du gegangen bist und wofür du stehst:
Der Sohn Gottes, der gekommen ist, nicht um den glimmenden Docht zu löschen, nicht um das geknickte Rohr zu brechen.
Du bist gekommen, zu befreien, zu erlösen.
Du bist für mich, was du gelebt und verkündet hast: