Zeit des Aufatmens

Heute, am Donnerstag der Osterwoche lese ich in der Lesung aus der Apostelgeschichte das folgende Wort:

„… Also kehrt um und tut Buße, (…) damit der Herr Zeiten des Aufatmens kommen lässt und Jesus sendet als den für euch bestimmten Messias…“ (vgl. Apg 3)

In dieser Zeit des ’shot down‘ in der Corona-Krise haben vielleicht einige von uns Zeit, zu viel Zeit, manche eine Zeit, mit der sie nicht viel anfangen können.

Manche von uns sehnen sich nach dem Alltag zurück, wie er noch im Februar bei uns möglich war.

Manche empfinden diese Zeit aber auch als angespannt und stressig.

Egal, in welcher Situation wir uns befinden.
Vielleicht denken wir manchmal: Ach, so richtig mal wieder durchatmen, das wäre was Feines!?

Zur Ruhe zu kommen, ob in Zeiten des Stresses, der Hektik oder auch nur der untätigen Anspannung: da kann es helfen, den eigenen Atem zu einer kleinen Entspannungs- und Meditationsübung zu nutzen.

Wenn ich meinen Atem ungehindert fließen lasse, dann spiegelt er einen eigenen Rhytmus wider.

Ich möchte Sie heute ermutigen und einladen, sich eine „Zeit des Aufatmens“ zu gönnen.

Dazu habe ich bei youtube eine gute Anleitung gefunden, die Ihnen eine ‚geführte Atemmeditation‘ anbietet.
Folgen Sie einfach den Hinweisen dieser Meditation.

Zur Vorbereitung empfiehlt es sich, eine entspannte und entspannende Körperhaltung einzunehmen:
dazu können Sie sich entweder mit dem Rücken auf den Boden legen; hilfreich ist es, dazu eine längs gefaltete Decke zu nehmen, damit Sie den Kontakt zum Boden spüren, aber nicht zu hart liegen.
Oder Sie nehmen eine sitzende Haltung ein.
Dazu setzen Sie sich am besten auf einen Stuhl; benutzen Sie dazu die vordere Hälfte der Sitzfläche, um den Rücken nicht an die Rückenlehne anzulehnen.
Die Beine sind im rechten Winkel angewinkelt und die Füße berühren mit der ganzen Fußsohle den Boden.
Den Kopf halten Sie so, dass Ihr Blick in ungefähr zwei bis drei Metern auf den Boden fällt.
Die Unterarme können Sie auf Ihren Oberschenkeln ablegen.

Und nun lade ich Sie ein, dieser Meditation zu folgen:

Hier klicken, um den Inhalt von YouTube anzuzeigen.
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von YouTube.

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Es gibt ein schönes Gebet, das den Atem Gottes, den Heiligen Geist, der in mir fließen und strömen darf, aufgreift.
Dieses Gebet ist dem heiligen Augustinus zugeschrieben:

Atme in mir, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges denke.
Treibe mich, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges tue.
Locke mich, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges liebe.
Stärke mich, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges bewahre.
Hüte mich, du Heiliger Geist, dass ich das Heilige niemals verliere.

Ich wünsche Ihnen immer wieder „Zeiten des Aufatmens“.
Für die Atemmeditation können Sie gerne immer wieder diese Seite aufrufen, oder suchen Sie sich z.B. bei youtube selbst eine Atemmeditation, die Sie persönlich anspricht.

Passen Sie gut auf sich auf und bleiben Sie gesund!




Streaming-Eucharistie

Theologischer und spiritueller Hohlweg

Bild von Michael Gaida auf Pixabay

In nie dagewesener Form erleben wir in diesen Wochen und unter dem Einfluss der Corona-Pandemie einen Wust von gestreamten Eucharistiefeiern.

Überall meint man, neue technische Möglichkeiten ausprobieren und internetgestreamte Eucharistiefeiern publizieren zu müssen.
Sie sollen herhalten für nicht erlebbare Gemeinschaft während unserer gemeinsamen Gottesdienste in Kirchen und Kapellen.

Innerhalb weniger Tage bildet sich mit einer gewissen Nonchalance eine Haltung heraus, als sei dieses jetzt die einzige Form, die entbehrten gemeinschaftlichen Eucharistiefeiern zu kompensieren.



Schon seit einigen Wochen kritisiere ich diese Haltung, weil ich finde, dass sie eine liturgische und spirituelle Engführung und Reduktion unserer katholischen Gottesdienstkultur darstellt.

Sie bringt uns um die Möglichkeit, den reichen Schatz unseres geistlichen Lebens zur Geltung zu bringen.
Sie bringt uns um die Möglichkeit, neue und innovative spirituelle Wege in unserer Kirche zu gehen.
Sie bringt uns um die Möglichkeit, unsere eigene kirchliche Gottesdienstkultur – ausgehend von den derzeitigen Realitäten – weiter zu entwickeln.

Da, wo ich meine Meinung kundtue, stoße ich nicht immer auf Gegenliebe, manchmal sogar auf vehemente Ablehnung, auch in Kreisen eigener priesterlicher Kollegen.
Dass ich als Priester in solchen Zeiten selbst auf die Zelebration verzichte, kommentieren andere gar damit, dass ich „kein guter Priester sei“.
Letzteres zeigt mir in sehr eindrucksvoller Weise, wie eng und gefangen manche sind, nicht fähig oder willens, dem Heiligen Geist mehr Raum zum not-wendigen Wirken in dieser Zeit zu geben.

Um so ermutigender ist es für mich, dass ähnlich kritische Gedanken, wie meine, auch aus den Reihen von Kolleginnen und Kollegen im seelsorglichen Dienst kommen und diese Stimmen sogar bis in die Reihen unserer Bischofe reichen.

Am 12. April 2020 erschien ein sehr bemerkenswertes Interview mit dem Bischof von Hildesheim, Heiner Wilmer, das ich ohne Maßen für äußerste bemerkenswert halte. Darin sagt er im Interview mit Christiane Florin beim Deutschlandfunk:

„…Florin: Man kann, seit das Versammlungsverbot erlassen worden ist, im Internet jede Menge gestreamte Gottesdienste anschauen, oft ohne Menschen in den Bänken, ohne Kirchenvolk. Hand aufs Herz: Denken Sie da manchmal: Oh weia, so sieht die Zukunft der katholischen Kirche aus, wenn noch weniger Leute in die Gottesdienste kommen als bisher, also als vor der Corona-Krise?

Wilmer: Ich habe dazu zwei Gedanken. Einmal: Dieses viele Streamen ist mir persönlich nicht ganz geheuer. Wir haben hier im Bistum gesagt, wir haben einen offiziellen Streaming-Gottesdienst, aber auch nur Audio, aus dem Hildesheimer Dom. Ich finde es persönlich nicht gut, wenn jeder Pfarrer, jeder Priester aus irgendeiner kleinen Kapelle oder aus dem Wohnzimmer streamt. Ich finde es deshalb nicht gut, weil wir damit zeigen, wie verarmt wir sind. Vielleicht manifestiert sich jetzt auch einiges. Es kann auch nicht sein, dass wir nur auf die Eucharistie fixiert sind! Natürlich ist sie wichtig, aber das Zweite Vatikanische Konzil sagt, der Herr ist nicht nur gegenwärtig in der Eucharistie, sondern auch in den Heiligen Schriften, im Lesen der Bibel, und wir sollten das Wort Jesu ernst nehmen, wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. Wir können uns zusammensetzen auch über das Internet, auch über die modernen Medien, um dies zu tun. Das zum Ersten.

Zum Zweiten glaube ich schon, dass die leeren Kirchen, die wir jetzt haben, vielleicht doch einen Vorgeschmack geben auf eine Zukunft, die vielleicht gar nicht mehr so fern ist. Dass wir jetzt Bilder erhalten, die uns etwas spiegeln, mit dem wir uns definitiv schneller auseinandersetzen müssen, als wir jetzt vielleicht wahrhaben wollen….“

Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/bischof-wilmer-zur-coronakrise-das-viele-streamen-von.868.de.html


Was mich an diesem Interview so fasziniert, ist der offene und ehrliche Umgang von Bischof Wilmer, auch mit Fragen und Ängsten, mit Unsicherheiten und Unwägbarkeiten.

Was mich an diesem Interview so sehr anspricht ist, dass er und einige andere Bischöfe den Mut haben, weiter zu gehen; dass sie ermutigen, sich der Realität zustellen, die auch Gewohntes durcheinander wirbelt.

Solange es solche Bischöfe in unserer Kirche gibt, ist mir nicht bang und ich habe selber den Mut, offen zu sein für die Zukunft, nach der Botschaft Jesu Christi in unserem ganz konkreten Leben zu fragen und die Augen nicht zu verschließen vor dem, was vor unseren Augen offen darliegt.




Ostern 2020 ‚richtig‘ feiern

Bild von Thomas B. auf Pixabay

Allein der Glaube zählt …

In diesem Jahr ist alles anders, was die Feier der österlichen Tage angeht.

Und wir stellen uns die Frage, wie können wir so ‚richtig‘ Ostern feiern, ohne die gewohnten Gottesdienste, ohne die vertraute Dramaturgie der liturgischen Feiern, angefangen von Palmsonntag, über Gründonnerstag, Karfreitag und dann dem Höhepunkt der Osternachtsfeier?

Ich hätte vor einigen Tagen auch noch angenommen: nein, dieses Jahr werde ich nicht ‚richtig‘ Ostern feiern können.



Aber dann habe ich mir ab Gründonnerstag eine Art ‚Kurzexerzitien‘ gegönnt. Ich hatte am Mittwoch der Karwoche alles erledigt, was ich für die Kar- und Osterfeiertage erledigen musste; auch so persönliche Dinge wie Einkaufen, Wäsche waschen, Wohnung in Ordnung bringen.

Die Tage ab Gründonnerstag wollte ich ganz in Stille und Betrachtung verbringen.

Da hat mich wieder die Frage eingeholt: Wie kann ich dieses Jahr ‚richtig‘ Ostern feiern, ohne die vertrauten Liturgien?

Und heute Morgen, am Karsamstag hat es dann nach der Laudes ‚Klick‘ gemacht und ich habe für mich erkannt:

Wie immer ich auch Ostern feiere, ob in meinem priesterlichen Dienst, oder als mitfeierndes Gemeindemitglied, ob als Mitfeiernder mittels livestreaming-Angebote oder auch in dem ich ’nur‘ die Stundenliturgie und die biblischen Lesungen dieser Tage meditiere und sie münden lasse in Für- und Segensbitte …

das alles ist gleich, wenn ich die Frage für mich beantworten will, wie ich ‚richtig‘ Ostern feiere.

Ich habe erkannt: Ich feiere richtig Ostern, wenn ich mir das Geheimnis dieses Festes – gleich auf welcher Weise – vergegenwärtige und ich erfüllt bin vom Glauben, an die Auferstehung!

Ich feiere ‚richtig‘ Ostern, wenn ich an diesem Abend und in diesen Tagen voll Freude mit in den Ruf einstimmen kann:

„Der Herr ist auferstanden! – ER ist wahrhaft auferstanden!“

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen einen erfüllenden Glauben an die Auferstehung Jesu Christi und daran, dass sich auch an uns diese Auferstehung erfüllen wird, schon in diesem Leben und erst Recht im kommenden.




Segnung der Osterkerze

Ich möchte hier einen Vorschlag für die (häusliche) Segnung einer Osterkerze machen.

Bild von julschae auf Pixabay

Herr Jesus Christus,

durch deine Auferstehung willst du uns Anteil geben an dem neuen ewigen Leben.
Dieses neue Leben wird nicht gekrümmt sein unter der Last unseres Versagens und unserer Schuld.
Dieses neue Leben wird ein Leben voller Hoffnungen und Chancen sein.
Dieses neue Leben wird ohne Leid und Tod sein.

So kommen wir in dieser österlichen Stunde, um diese Kerze zu entzünden.
Sie ist ein Symbol für dich, der du uns gesagt hast, dass du „das Licht der Welt“ bist, das alle Finsternis erhellt.

Wir bitten dich:
dieser österliche Tag schenke uns mit seiner Botschaft Licht in den Dunkelheiten unseres Lebens.

Segne (+) diese Kerze, die uns in den nächsten Wochen und Monaten (durch unsere Gottesdienste) begleitet und uns hinweist auf das Licht, das einzige Licht unserer Hoffnung in unserem Leben, dir, unserem Bruder und Erlöser.
Amen.

(Danach wird die Osterkerze entzündet.)




Trost

Trost
ist die
Kunst,
ein
kleines Licht
in dunklen Stunden
zu entzünden.

Es brennt nicht;
es blendet nicht;

es ist
warm
und
leuchtet.

(c) Gerd Wittka, 2015




Die Speise der Engel

oder: vom Wesentlichen zehren

Heute lese ich im Buch der Weisheit:

„Herr, dein Volk nährtest du mit der Speise der Engel und unermüdlich gabst du ihm fertiges Brot vom Himmel. (…) Deine Gabe (…) erfüllte das Verlangen eines jeden, der sie genoss und verwandelte sich in alles, was einer wollte.
Deine geliebten Söhne, Herr, sollten daraus lernen:
Nicht die verschiedenartigen Früchte ernähren den Menschen, sondern dein Wort erhält alle, die dir vertrauen…“
(Weisheit 16,20ff. 17.1)

Bild von BeyondJ auf Pixabay



Zwei Gedanken sind mir bei diesem Text aufgefallen:

  1. „… Deine Gabe erfüllt das Verlangen der Menschen…“ und
  2. „… dein Wort erhält alle, die dir vertrauen…“

Ich denke mir, dass diese beiden Sätze die Klammer bilden, den Schlüssel, den Zugang zum Verständnis dieser Worte.

Deine Gabe erfüllt das Verlangen der Menschen

„Verlangen“ ist hier offenbar nicht ein kurzlebiges Bedürfnis, hat nichts mit „geistlichem fast-food“ zu tun, sondern bezeichnet offenbar eine viel tiefer gehende, also ‚fundamentale‘ Sehnsucht, also eine Art „Grundbedürfnis“, oder sollte ich besser formulieren, eine „Grundbedürftigkeit“?!

Ich möchte hier jetzt keine vorgefertigten Antworten geben, denn die können wir uns alle (ich und Sie) uns selber geben:

  1. Was schenkt mir Erfüllung, wenn alles, was Äußeres und Oberflächliches (das Furnier, das Schein-bare) ist, wegfällt oder ‚abgekratzt‘ ist?
  2. Was brauche ich ‚im Grunde‘, um wirklich leben, überleben zu können; was ist mir also *Grundnahrung*?

(Sie können sich einen Augenblick Ruhe und Stille gönnen, und aufschreiben oder aufmalen, was Ihnen dazu einfällt.)

„… dein Wort erhält alle, die dir vertrauen…“

Der Verfasser dieser Zeilen hat die gläubige Überzeugung, dass alles, was für mein Leben wichtig ist, was mir Grund-Lage bildet, von Gott her kommt.

Wenn wir also in Krisenzeiten leben, ob nun persönliche oder auch als Gesellschaft (und die Corona-Krise kann beides zugleich sein), und wir nach geistlicher Nahrung Ausschau halten, dann kommen wir wohl auch nicht an der Frage vorbei, welche Rolle Gott dabei in meinem Leben spielt?

  1. Traue ich IHM etwas zu?
  2. Ver-traue ich darauf, dass ER letztlich meine Grund-Bedürfnisse stillen kann?

Nur wenn ich beiden Fragen – wenn auch nur teilweise – zustimmen kann (und wenn dahinter auch nur eine Sehnsucht, ein Wunsch danach besteht, dass Gott mir hilft), dann habe ich eine Grundlage, wo Gottes Wirken in meinem Leben mich sättigen kann.

Bild von Pezibear auf Pixabay

Ich vergleiche – auch in Gottesdiensten – diese persönliche, geistliche Haltung mit einer leeren Schale (wie auf diesem Bild). Sie halte ich Gott hin, in der Erwartung, in der Sehnsucht, das ER sie füllt!


An diesem Gründonnerstag, mit dem die drei österlichen Tage beginnen, wünsche ich Ihnen Gottes Segen.
Wenn Sie mir Ihre Gedanken schreiben wollen, freue ich mich darüber.