Angefragt: Assistierter Suizid

Bild von silviarita auf Pixabay

Eine herausfordernde offene Frage an mich persönlich gestellt

Auf einen Kommentar, den ich auf Facebook zum Thema „Assistierter Suizid“ gegeben habe, meldet sich ein 34-Jahre junger Mann, der erklärt, das es für ihn schon seit dem 14. Lebensjahr feststeht, dass er Suizid begehen wird, obwohl er derzeitig ‚kerngesund‘ sei.
Aber es gebe für ihn Voraussetzungen, von den er es abhängig macht, weiterzuleben oder nicht. In einem weiteren Kommentar erklärt er, dass er sich sicher ist, dass diese Voraussetzungen für den Suizid schon vor dem 65. Lebensjahr erfüllt sein würden.

Und dann fordert er mich heraus …



Er schlägt ein Verfahren vor, dass der Gesetzgeber billigen solle, nachdem er zum Hausarzt ginge und ihm sage, dass er nicht mehr leben wolle.
„Daraufhin muss man sich für 6 Monate in psychologischer Behandlung geben. Ist nach einem halben Jahr der Wunsch immer noch da, bekommt man vom Hausarzt eine Pille. ..“
Und dann stellte er an mich direkt die offene Frage: „Was halten Sie [von dem] Vorschlag, Herr Gerd A. Wittka?“

Diese offene Frage fand ich sehr mutig und ehrlich.
Und da ich erlebt habe, dass man manche Kommentar von mir einfach so missbilligt hatte, dies aber bei diesem jungen Mann so ehrlich und aufrichtig rüberkam, war es für mich sehr wichtig, ihn ernst zu nehmen und es zu wagen, ihm – in diesem öffentlichen Raum von Facebook aber doch auch persönlich – eine Antwort zu geben.

Ich habe ihm geantwortet:

„Ich weiß nicht, womit ich beginnen soll, auf Ihre Frage zu antworten. Das Thema ist so komplex, dass es sich eigentlich nur in einem persönlichen Austausch erörtern ließ. Nur einige Aspekte, die mir einfallen:

  1. Ich kenne sehr viele Menschen, die jenseits der 65 sind und gerne leben, auch wenn es Einschränkungen des Alters oder sogar von Krankheiten gibt. Können wir heute schon wissen, wie wir mit 65+ denken und fühlen?
  2. Woher kommt JETZT der Wunsch, unter bestimmten Voraussetzungen den Suizid wählen zu wollen? Gibt es Sorgen, was ansonsten passieren könnte? Wie kann ich sonst noch mit diesen Sorgen und Fragen umgehen? Brauche ich noch Antworten auf offene Fragen? Wo bekomme ich Antworten?
  3. Die eigene persönliche Einstellung zum Leben. Da bin ich jetzt persönlich bei mir. Ich bin persönlich immer noch der Überzeugung, dass mein Leben ein Geschenk ist und dass es auch einen Sinn hat, wenn ich nicht mehr fit sein sollte, vielleicht sogar krank, auch sterbenskrank. Das ist aber jetzt meine Einstellung. Wie meine Einstellung dann wirklich sein wird, weiß ich jetzt noch nicht. Und ich bin auch nicht so vermessen, zu behaupten, dass das meine Einstellung bis zum natürlichen Lebensende bleiben wird, auch wenn ich es mir sehr gerne wünsche. In meinem 56-jährigen Leben habe ich selbst und auch bei anderen Menschen immer wieder erfahren, dass das Leben und die Einstellung zum Leben dynamisch und nicht statisch ist. Heute kann ich nur so denken und fühlen, wie es heute ist. Morgen kann es schon ganz anders sein. Da spielen sicherlich auch noch weitere Erfahrungen, die ich machen werde, eine wichtige Rolle.
  4. Daraus folgt für mich ganz persönlich. Ihr Vorschlag ist für mich derzeitig keine Option. Aber ich weiß auch, dass es für andere – wie für Sie? – durchaus eine Option sein kann.
  5. Die Frage, wie der Staat dann mit solchen Optionen seiner BürgerInnen umgeht, ist wiederum eine andere Frage und wird sicherlich auch dadurch beantwortet werden müssen, inwieweit sich der Staat juristisch und moralisch verpflichtet sieht, das Leben – in welcher Situation und Lebensphase auch immer – zu schützen?
  6. Ein Leben im Alter und in Krankheit ist sicherlich auch eine große Herausforderung und auch eine Aufgabe. Die Frage, die jede/r für sich beanworten muss, ist, ob er/sie sich dieser Herausforderung stellen will?
    Joachim (Blacky) Fuchsberger ist dieser Frage anhand seiner ganz persönlichen Lebenserfahrungen nachgegangen und kommt in seinem Buch zu dem (sicherlich auch provokanten) Resümee: „Altwerden ist nichts für Feiglinge“.
    https://www.youtube.com/watch?v=DZdS87BQmCQ

Ich würde das vielleicht so nicht formulieren, aber ich würde auch formulieren: Alt und krank zu werden/zu sein erfordert Mut, sehr viel Mut …

LEBENSMUT!




Unzerstörbar

Bild von Mégane Percier auf Pixabay

Die brennende Kathedrale von Paris zeigt mir, dass ich von der Vergänglichkeit umgeben bin. –
Dies zu bedenken, hilft vielleicht auch, zu erkennen, was wirklich in meinem Leben zählt?
Und das sind nicht Dinge, so großartig und bestaunenswert sie auch sind.
Was für mich wirklich zählt sind Menschen, die ich liebe und die mich lieben.
Und diese Liebe überdauert selbst den Tod!




heutige heimsuchungen

Bild von photosforyou auf Pixabay

Ich muss es zwar nicht ausdrücklich tun, aber mir ist es ein Herzensanliegen, dass ich mich von den überaus abstrusen Erklärungsversuchen des Ex-Papstes Benedikt XVI. zur sexualisierten Gewalt in der Katholischen Kirche massiv distanziere!

Es ist für mich unfassbar, wie diese Gedanken dem Hirn des Ex-Pontifex entweichen und dann auch noch veröffentlicht werden konnten?!

Nein! Die Verantwortung und die Ursache für dieses abscheuliche Kapitel katholischer Kirchengeschichte trägt weder die 68er-Revolution noch die moderne staatliche Sexualkunde.



Die Schuld, die Verantwortung und die Ursache, dass diese Verbrechen in diesem Ausmaß geschehen konnten, liegen – meiner Überzeugung nach – allein bei den Tätern und zu einem gehörigen Maß auch bei Verantwortlichen in der Kirche die dies gedeckt und zugelassen oder sogar gefördert haben!!!

Die Bitte um die Gaben des Heiligen Geistes für die Kirche waren wohl noch nie so dringlicher zu meinen Lebzeiten wie heute!

Zu den Abscheulichkeiten der Taten kommen nun noch solche ungeheuerlichen verbale Ergüsse dazu.

Spirituell kann ich nur von Heimsuchung sprechen: es ist eine Prüfung für so manchen Christenmenschen, ob und wie tief er in Christus verwurzelt ist.




Down-Syndrom: Ich habe geschwiegen!

Bild von Ernie Stephens auf Pixabay

Vor einigen Tagen bei einem Arztbesuch:
Ich sitze im Wartezimmer. Es kommt ein älterer Mann, so mindestens Mitte 60 mit seinem Sohn (?), geschätzt um die 40 Jahre ins Wartezimmer. Der Sohn zeigt offensichtlich das Down-Syndrom (Trisomie 21). (Ich schreibe jetzt hier bewusst nicht, dass er an dem Down-Syndrom leidet, denn von Leid ist in seiner Lebendigkeit nichts zu spüren.)



Ja, der Sohn ist lebendig und redselig. – Ich bin zu sehr mit meinem Terminkalender beschäftigt, aber ich habe den Eindruck, dass er mit seinem Begleiter (Ist es der Vater?) darüber sprechen möchte, was er wahrnimmt. Der Sohn spricht normal in ‚Zimmerlautstärke‘, während meine Nachbarin, eine junge Frau so um die Anfang 20 an ihrem Smartphone spielt und im Warteraum auch ein für alle anderen wahrnehmbares Telefonat führt.

Der Vater nimmt seinen Zeigefinger und verschließt damit symbolisch seinen eigenen Mund und wendet sich mit dieser Geste seinem Sohn zu: „Pssst, leiser!“ entnehme ich seiner Äußerung.

Das war’s eigentlich schon!

Heute ärgere ich mich, dass ich geschwiegen habe!

Ich hätte doch auch dem Vater andeuten können, dass mich das Mitteilungsbedürfnis seines Sohnes nicht stört.
Ich hätte deutlich machen können, dass ich es normal finde, wenn man sich im Wartezimmer eines Artzes unterhält.
– Warum sollen wir uns im Wartezimmer eines Artzes nicht unterhalten?
Wir sind doch nicht im Konzert oder in einer Kirche!
Und das gilt doch für uns alle, ob mit oder ohne Trisomie 21!




Löse nach ‚X‘ auf

Foto: Gerd Wittka, 2019

Und? Hast du es erkannt? Weißt du, wofür dieser Sticker in Form eines weißen ‚X‘ steht?

Ich habe gefunden, dass es viele nicht wissen. Seit mehreren Jahren trage ich es … und werde hin und wieder drauf angesprochen. Dann erkläre ich gerne, wobei es bei diesem Sticker geht …



Darum geht es: Das weiße ‚X‘ steht für die Kampagne des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs.

Foto: Gerd Wittka, 2019

KEIN RAUM FÜR MISSBRAUCH

Da das einfache weiße ‚X‘ offenbar zu wenig verstanden wurde, wurde das Andreaskreuz nun mit der Aufschrift versehen: „Kein Raum für Missbrauch“.

An verschiedenen Orten und in verschiedenen Einrichtungen versuchen Menschen in der Gesellschaft eine erhöhte Sensibilität für dieses Thema zu schaffen.
Ich hoffe, dass uns das gelingt und ich werde demnächst auch dieses neue weiße Andreaskreuz tragen.

Wer mich damit sieht, darf mich gerne darauf ansprechen: Ich mache mich stark für dieses Thema.




Tempolimit

Von Freeway_speed_limits_europe.png: KaterBegemotderivative work: ProloSozz (talk) – Freeway_speed_limits_europe.png, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=17540199

Diese Karte – bei Wikipedia.org zu finden – zeigt ein interessantes Bild: in ausnahmslos allen europäischen Ländern gibt es eine Tempolimit auf den Autobahnen. Nur bei uns in Deutschland gilt noch immer das geflügelte Wort: „Freie Fahrt für freie Bürger!“


Für mich ist das Grund genug, eine kritische Haltung zu der deutschen Verkehrspolitik einzunehmen.



Es gibt kein grundloses Tempolimit

Der Blick in unseren europäischen Länder zeigt, dass es kein grundloses Tempolimit gibt.

Gründe dafür sind:

Bild von Dumitru Stoica auf Pixabay

Angriff auf die ‚Freiheit‘?

GegnerInnen des Tempolimits versuchen die obigen Gründe zu widerlegen – meist ohne wesentlichen Erfolg. Denn das Gro der internationalen Studien sprechen für die obigen Gründe.

Daneben wird auch das Argument eingebracht, dass Deutschland ein Autoindustrieland sei und durch die Einführung eines Tempolimits auf deutschen Autobahnen Arbeitsplätze gefährdet würden. Die wirtschaftliche Situation anderer europäischer Autobauer spricht eine andere Sprache. Die Zukunftsfähigkeit der Autoindustrie hängt von ganz anderen Kriterien und Umständen ab, als von der Einführung eines Tempolimits. Vielmehr sind Innovationsfreudigkeit ein Baustein für eine zukunftsfähige und nachhaltige Automobilitätsentwicklung.

Und wenn alle Argumente nicht mehr richtig zu ziehen scheinen, kommt das Argument der vermeintlichen ‚Freiheit‘ ins Spiel!

Nun: wie sieht es aber mit unseren Nachbarländern aus: Frankreich, Benelux-Länder, Schweiz, Österreich, Spanien, Portugal, Italien, Dänemark, Schweden, … – alles Länder, denen Freiheit weniger wichtig ist als Deutschland?! – Das kann wohl kaum einer ernstlich behaupten!
Gerade in Bezug auf unsere Nachbarländer sollten wir uns in Deutschland vor einer nationalen Überheblichkeit hüten. Denn die Gefahr dazu empfinde ich als ziemlich groß!

Man kann es drehen und wenden, wie man will: Der Standpunkt der Tempolimit-GegnerInnen befindet sich auf sehr dünnem Eis.
Die GegnerInnen eines Tempolimit auf deutschen Autobahnen bleiben mindestens ein stichhaltiges Argument schuldig, dass deutlich alle anderen oben genannten Überlegungen aussticht.

Dieses schlagende Argument bleiben aber die GegnerInnen eines Tempolimits auf deutschen Autobahnen schuldig!