Wir müssen wohl lernen, damit zu leben, dass manche unserer Entscheidungen richtig sind, sie aber trotzdem bei uns kein gutes Gefühl hinterlassen.
Bildquelle: Andrew Neel, https://www.pexels.com/@977589
Vielleicht ist es unrealistisch, dass wir uns nach jeder Entscheidung gut fühlen wollen, obwohl wir vom Verstand erkannt haben, dass die Entscheidung richtig ist.
Hätten Sie es gedacht? Donald Trump, der us-amerikanische Präsident setzt die Menschen in Bewegung – weltweit!
Nein, ich bin kein Fan dieses populistischen grobschlächtigen Mannes im Ovaloffice des Weißen Hauses in Washington. Eher das Gegenteil ist der Fall!
Und Trump hat es wahrscheinlich auch nicht in sein Kalkül mit einbezogen; aber durch sein Agieren im Kontext rassistischer polizeilicher Gewalt bringt er die Menschen buchstäblich auf die Straße, nicht nur in den USA, sondern auch bei uns.
Ist das gut? – Ja, das ist gut, das ist sogar sehr gut, wie ich finde. Können wir uns mit solchen Protestaktionen auf die Schultern klopfen? Nur bedingt …
Vier Finger – zeigen auf uns selbst zurück
Wenn wir mit einem Finger auf andere zeigen, so zeigen vier auf uns selbst zurück. Wir kennen diese Redensart.
Darin stellt er die Frage: „Alles weit weg? Hat nichts mit uns zu tun?… Haben wir da etwa ein Rassismus-Problem? Und wie!“
Und mit einigen kurzen und prägnanten Beispielen zeigt er auf, dass dieser Rassismus auch in unserem bundesdeutschen Alltag allgegenwärtig ist – wahrscheinlich so gegenwärtig, dass wir ihn schon kaum noch als solchen wahrnehmen?
Wenn wir über Rassismus nachdenken, dann fallen uns schnell andere Länder ein: die USA mit ihrem jahrhundertelangen Kampf gegen Sklaverei und Rassismus gegenüber ‚black people‘, der Rassismus gegenüber der indigenen Bevölkerung den sogenannten ‚Indianern‘. Uns fällt vielleicht auch noch Südafrika mit seiner Apartheidspolitik ein, die noch nicht ganz überwunden ist.
Und dann erinnern wir uns auch hoffentlich an Hanau, und auch noch an Rostock-Lichtenhagen im Jahr 1992, als Asylanten einem Brandanschlag zum Opfer fielen, der auch in seiner Art rassistisch motiviert war?
Ja, wir müssen wohl schmerzlich einsehen: auch wir hier in Deutschland haben ein Rassismusproblem. Und da ist es wenig hilfreich, zu meinen, dass es ja noch nicht so schlimm sei.
Rassismus in jedweder Form ist schlimm und meist auch ein Wegbereiter für weitere Gewalt und Greueltaten. Die meisten Genozide haben ihren Ursprung in einer rassistischen Gedankenwelt und Ideologie!
Aber wem sage ich das – hier in Deutschland?!
Gedenkstein der im Nationalsozialismus ermordeten Margot und Anne Frank, Bild von bernswaelz auf Pixabay
Kampf dem Rassismus
Aber deshalb brauchen wir nicht den Kopf zu senken – im Gegenteil!
Es ist sehr gut, dass nicht nur in den USA, sondern in aller Welt, auch hier bei uns in Deutschland in Köln, Frankfurt und anderen Städten in diesen Tagen die Menschen in Scharen auf die Straßen gehen, um gegen den Rassismus ein Fanal zu setzen!
Rassismus tötet! Das sehen wir immer wieder!
Um so wichtiger ist der Kampf für das Leben, für die Würde aller Menschen, denn wir sind eins!
Ein mir bekannter Gastronom hat in diesen Corona-Zeiten vor seinem Restaurant hier in Oberhausen-Sterkrade ein „finest food to go“ eingerichtet. In der Zutrittszone hat er ein Körbchen aufgestellt mit Kreuzen und eine Tafel mit dem Hinweis: „Jeder nur ein Kreuz“.
Das ist ein Zitat aus dem Film: „Das Leben des Brian“.
Dieses Bild hatte er bei facebook veröffentlicht, was ich dann ‚ge-liked‘ habe. Danach schrieb er mir in einer Nachricht. „Voll cool, dass du ein ‚like‘ gibst; ein Geistlicher der Humor versteht…“
Zwar ist der Humor von Monty Phyton nicht mein Humor, aber auch ich kenne diesen Film und das Zitat. Und ich finde dieses Schild ‚witzig‘ im Wortsinne.
Die Rückmeldung des Gastronom hat mich gefreut, aber ich fand es auch bemerkenswert. Sollte es nicht so sein, dass wir Christen – und unter ihnen auch die Geistlichen – Humor verstehen?
Vom heiligen Thomas Morus (dem Lordkanzler Heinrich VIII. von England) ist ein Gebet überliefert, dass übertitelt ist mit den Worten:
Gebet um Humor
Schenke mir eine gute Verdauung, Herr, Und auch etwas zum Verdauen. Schenke mir Gesundheit des Leibes mit dem nötigen Sinn dafür, ihn möglichst gut zu erhalten.
Schenke mir eine heilige Seele, Herr, die im Auge behält, was gut und rein ist, damit sie sich nicht einschüchtern läßt vom Bösen, sondern Mittel findet, die Dinge in Ordnung zu bringen.
Schenke mir eine Seele, der die Langeweile fremd ist, die kein Murren kennt und kein Seufzen und Klagen, und lasse nicht zu, dass ich mir all zu viel Sorgen mache um dieses sich breit machende Etwas, das sich „Ich“ nennt.
Herr, schenke mir Sinn für Humor. Gib mir die Gnade, einen Scherz zu verstehen, damit ich ein wenig Glück kenne im Leben und anderen davon mitteile.
Zurück aber nun zur Aktion des Gastronom. Es ist doch hervorragend, wenn er vor seinem Restaurant sein Geschäft mit einem christlichen Symbol in dieser für viele schweren Zeit verbindet. Und ich entdecke da auch eine zutiefst christliche Botschaft.
„Jeder nur ein Kreuz!“ kann ich doch auf mich persönlich beziehen und es erweitern um einen einzigen Buchstaben: „Jeder nur sein Kreuz!“
Ich muss mir in meinem Leben nicht noch zusätzliche Kreuze suchen, die mir noch mehr das Leben schwer machen, denn: jede/r von uns hat schon ihr/sein je eigenes Kreuz zu tragen. Mit dem eigenen Kreuz fertig zu werden – das reicht schon völlig. Und manchmal kann es sogar nötig sein, sich Mit-Träger*innen zu suchen, so wie es Simon von Cyrene bei Jesus Christus getan hat.
Die Kraft zu haben, das eigene Kreuz gut tragen zu können; das wünsche sich manche von uns. Und wenn dieser Wunsch in Erfüllung geht, dürfen wir froh und dankbar darüber sein. Und vielleicht schenkt Gott uns auch die Gnade, unser Kreuz mit Humor zu tragen.