Weihnachten.Leuchten.Sterne

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Ein Stern für unseren Alltag

Es ist Weihnachten.
Eine Nacht, in der wir innehalten dürfen.
Draußen ist es dunkel, die Welt kommt zur Ruhe, und irgendwo leuchtet ein Stern.
Vielleicht über einer Krippe. Vielleicht am Fenster eines Hauses.
Vielleicht auch nur in der Erinnerung.

Weihnachten erzählt von einem Licht, das nicht laut ist.
Kein blendender Glanz, kein Feuerwerk.
Ein Stern reicht.
Ein stilles Zeichen am Himmel, das sagt: Die Dunkelheit hat nicht das letzte Wort.

Dieser Stern von Bethlehem ist mehr als eine schöne Geschichte.
Er erzählt davon, dass Gott nicht auf Abstand bleibt.
Dass er sich nicht aus dem Leben heraushält, wenn es schwierig wird.
Im Gegenteil: Gott kommt mitten hinein.
In eine arme Familie. In einen Stall. In eine Nacht voller Unsicherheit.
Weihnachten heißt: Gott ist da – genau dort, wo das Leben zerbrechlich ist.

Vielleicht ist das der Grund, warum uns dieses Fest bis heute berührt.
Weil wir die Dunkelheit kennen.
Weil wir wissen, wie sich Müdigkeit anfühlt, Sorge, Angst vor dem Morgen.
Weil unser Alltag oft mehr fordert, als wir geben können.
Und weil wir uns danach sehnen, dass uns jemand begleitet.

Der Stern von Bethlehem war ein Wegweiser.
Er führte Menschen, die sich aufmachten, ohne den ganzen Weg zu kennen.
Die Weisen folgten ihm nicht, weil sie alles verstanden hatten,
sondern weil sie hofften.
Weihnachten beginnt mit diesem Vertrauen:
dass ein kleines Licht genügt, um weiterzugehen.

So ist es auch mit dem Glauben im Alltag.
Er ist nicht immer stark.
Manchmal ist er brüchig wie ein alter Papierstern am Fenster.
Doch wenn es dunkel wird, beginnt er zu leuchten.
Nicht perfekt, aber tragend.

Weihnachten sagt uns:
Gott ist Immanuel – Gott mit uns.

Nicht über uns, nicht fern von unserem Leben,
sondern mitten in unseren Tagen, unseren Beziehungen, unseren Fragen.
Wir müssen nichts vorweisen, nichts leisten.
Wir kommen mit dem, was wir haben:
Liebe und Sehnsucht, Hoffnung und Schmerz.
Das ist genug.

Der Stern über der Krippe zeigt bis heute den Weg.
Nicht hinaus aus der Welt,
sondern hinein in unser Leben.
Er erinnert uns daran, dass Gott uns begleitet –
leise, treu und voller Licht.

Das ist der Zauber von Weihnachten.
Ein Stern.
Und die Zusage: Du bist nicht allein.

Und es geht noch weiter.
Denn das Schöne an Weihnachten ist auch:
Weihnachten endet nicht an der Krippe.
Der Stern bleibt nicht am Himmel stehen.
Er will unseren Weg berühren.

Denn wenn Gott in diese Welt kommt,
dann verändert das etwas.
Nicht auf einmal, nicht spektakulär.
Aber leise, von innen heraus.

Weihnachtlicher Glaube heißt zuerst:
Wir müssen die Dunkelheit nicht verdrängen.
Wir dürfen sie ansehen – und trotzdem hoffen.
Der Stern leuchtet nicht, weil alles gut ist,
sondern weil Gott mitten im Unfertigen da ist.
Das schenkt Vertrauen für den nächsten Schritt.

Und dieses Vertrauen bleibt nicht privat.
Wer unter dem Stern lebt, sieht die Welt anders.
Wir beginnen, Menschen wahrzunehmen:
die Müden, die Einsamen, die Übersehenen.
So wie Gott hinsieht – ohne Vorbehalt.

Weihnachten erinnert uns daran,
dass Gott klein geworden ist.
Verletzlich. Angewiesen auf Nähe.
Darum zeigt sich christlicher Glaube nicht zuerst in großen Worten,
sondern in offenen Augen und offenen Händen.
Im Zuhören. Im Teilen. Im Dableiben.

Der Stern weist auch heute Wege des Friedens.
Nicht den schnellen Frieden,
sondern den geduldigen.
Den, der im Kleinen beginnt:
wenn wir nicht zurückschlagen,
wenn wir versöhnen statt verhärten,
wenn wir den Mut haben, Brücken zu bauen.
Weihnachtliche Hoffnung glaubt: Frieden wächst dort,
wo Menschen sich vom Licht leiten lassen.

Und der Stern leuchtet über die ganze Schöpfung.
Über Felder und Tiere, über Himmel und Erde.
Das Kind in der Krippe liegt nicht fern von der Natur,
sondern mitten in ihr.
Weihnachten sagt uns: Diese Welt ist Gott nicht egal.

Darum tragen wir Verantwortung für das,
was lebt, in dem wir dafür dankbar sind
und es achtsam bewahren.

Christlich leben heißt dann:
Spuren des Sterns im Alltag hinterlassen,
damit auch die Dunkelheit woanders
durch das Licht unseres Sterns etwas heller wird.

Wir können die Welt nicht retten.
Aber wir können leuchten.
Nicht grell, nicht perfekt –
sondern wie ein Stern:
still, beständig, hoffnungsvoll.

So wird Weihnachten mehr als ein Fest.
Es wird eine Haltung.
Ein Vertrauen, das trägt.
Ein Licht, das wir weitergeben.

Und vielleicht ist das das Schönste:
Dass Gott uns zutraut,
selbst ein wenig Stern zu sein –
für andere.
Für diese Welt.


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Erschöpft und dankbar

Nun kann Weihnachten kommen

Die Wochen vor Weihnachten, die Adventszeit sind für mich als Krankenhaus-Seelsorger einer der Hochphasen meiner täglichen Arbeit.
Und in dieser von Corona gezeichneten Zeit in ganz besonderer Weise, denn in den Krankenhäusern bestehen immer noch ziemlich strenge Vorgaben, was die Corona-Infektions-Vorsorge angeht.



Im Johanniter-Krankenhaus in Oberhausen, wo der Schwerpunkt meiner seelsorglichen Arbeit ist, dürfen wir in der Krankenhaus-Kapelle noch immer keine gemeinschaftlichen Präsenzgottesdienste feiern. Der Raum ist einfach zu klein.
Seit 2020 gestalten wir von der evangelischen und katholischen Krankenhaus-Seelsorge deshalb die Kapelle als einen ‚geistlichen Erfahrungsraum‘ – und das bedarf einiger Vorbereitungen und auch einiges an konkretem Aufwand.

Ökumenische Geschwisterlichkeit

»Gott sei Dank!« – und das schreibe ich hier mal ganz bewusst – gibt es, seit dem ich in diesem Krankenhaus meinen Dienst tue, eine hervorragende ökumenische Zusammenarbeit. »Und alles war ihnen gemeinsam …« (vgl. Apg 4,32) ist ein Motto, was uneingeschränkt für die Ökumene in diesem Haus gilt. Meinem früheren evangelischen Kollegen, Pfarrer Falk Nerenz, und meiner jetzigen evangelischen Kollegin Melanie Gehrke-Marolt, bin ich dafür grenzenlos dankbar!

So war also auch die diesjährige Adventszeit und die Vorbereitung auf Weihnachten ganz und gar ökumenisch geprägt. Dabei laufen alle Aktivitäten und Vorbereitungen (über die ich jetzt nicht ausführlich berichten kann, weil sonst der Artikel zu lang würde), auf die Tage vor Weihnachten hinaus. Und am letzten Tag vor Heiligabend kommt dann die gemeinsame Aktion, wo wir alle Kraftanstrengungen noch einmal bündeln müssen: der Besuch auf den Stationen, bei den Mitarbeitenden und den Patient:innen des Hauses!

Ja, du hast richtig gelesen: Wir besuchen alle Patient:innen, die noch am 23.12. im Haus sind. Und in unserer Psychiatrie, die mittlerweile sechs Stationen umfasst, sind alle Stationen bis auf den letzten Platz gefüllt, so scheint es mir zumindest.

Das ist eine Mammut-Aufgabe, eine Kraftanstrengung, die ich mental und körperlich vorher gut vorbereitet haben muss. Denn am Ende – und das weiß ich aus Erfahrung – werde ich wieder ziemlich erschöpft sein.

Und so war es auch gestern wieder.
In diesem Jahr konnten wir den Patient:innen ein kleines Geschenk machen, weil wir finanziell dafür den Rücken freigehalten bekommen haben (wofür wir sehr dankbar sind). Es gab für jede/n Patient:in einen kleinen Olivenholz-Anhänger, der die weihnachtliche Krippenszene darstellte.
Wir haben nicht gezählt, wie vielen Patient:innen wir dabei begegnet sind, aber gefühlt waren es insgesamt gut 180 Personen, aufgeteilt auf zwei Seelsorgenden. Das sind pro Person gut 90 Begegnungen, die zwar kurz und knapp, aber deshalb nicht weniger intensiv waren.

Krippen-Baumanhänger für Patient:innen,
Foto: Gerd Wittka

Denn das bedeutete, in wenigen Augenblicken und mit wenigen Worten ein Geschenk und einen weihnachtlichen Gruß zu überreichen, der für die beschenkten Personen möglichst ein erhellender Augenblick in ihrem Klinikaufenthalt war.

Leuchtende Augen und frohe Gesichter

Auch wenn es sehr anstrengend war: Wir haben nicht nur ein kleines Geschenk und unsere Weihnachtswünsche ausgesprochen, sondern haben fast immer auch etwas zurückbekommen: leuchtende Augen, frohe Gesichter und das Gefühl, den Menschen eine kleine Freude bereitet zu haben.
Und das ist immer aller Mühe wert.

Am Ende des Tages – und das weiß ich vorher – bin ich immer ziemlich erschöpft und muss mich erholen: für den heutigen Tag, an dem ich dann die Christmette feiern darf und anschließend noch Patient:innen im anderen Krankenhaus die weihnachtliche Kommunion bringen kann.

Diese Erholungsphase muss ich vorher sorgsam einplanen, sonst kann ich solche anstrengenden Phasen nicht gut überstehen.

Der Heiligabend am Morgen

Jetzt, am 24.12. um 08.00 Uhr morgens, merke ich immer noch die Anstrengungen in meinen Knochen. Aber ich bin glücklich und zufrieden. Glücklich und zufrieden, dass – bis auf ganz wenige Ausnahmen – wir ein so positives direktes feedback erhalten haben. Und ich bin glücklich und zufrieden, dass ich auch sorgsam diese Zeit vorbereitet hatte und auch mit mir selbst fürsorglich umgegangen bin.

Die Erfahrungen aus den vergangenen Jahren waren mir dabei eine große Hilfe.

Adventliche Gestaltung der anderen Krankenhaus-Kapelle,
Foto: Gerd Wittka

Heute, für die Christmette im anderen Krankenhaus, ist schon seit letzte Woche alles gut vorbereitet gewesen. Der Gottesdienst stand schon am 4. Adventssonntag. Das ist wichtig, damit z. B. auch der Organist sich mit der Musik gut darauf vorbereiten kann. Etwa zwei Stunden vor dem Gottesdienst werde ich dann in der Kapelle sein, um auch diesen Gottesdienst vorzubereiten. Eine Lichtanlage zur Illuminierung des Altarraumes muss noch aufgebaut werden.

Mein Kollege vor Ort hat nun auch die Krippe und den Christbaum aufgebaut. Es ist wieder herrlich geworden. Und vielleicht werde ich davon auch noch Bilder präsentieren können. Etwa 45 Minuten vorher will ich alles vorbereitet haben, damit ich auch noch etwas Puffer wegen meines Reizdarmes habe, der mir natürlich auch noch immer wieder in die Quere kommen kann. Aber auch da bin ich kein Einzelkämpfer, sondern der katholische Seelsorger in diesem Haus und auch ein Herr, der ehrenamtlich dort bei den Vorbereitungen des Gottesdienstes (Küsterdienst) hilft, sind unverzichtbar für das Gelingen dieses Gottesdienstes.

Und wenn dann die Christmette vorbei ist und wir noch dem einen oder der anderen Patient:in auf der Station die weihnachtliche Kommunion gereicht haben, werde ich wohl wieder ‚erschöpft und dankbar‘ nach Hause zurückkehren. Und dann freue ich mich auf einen geruhsamen Abend an Heiligabend, den ich alleine verbringen werde. Diesen Abend alleine zu verbringen, ist aber etwas sehr Gutes und Schönes für mich. Und das nicht nur, weil ich mich dann etwas erholen kann, sondern weil ich mich selber an diesem Abend dem Geheimnis der heiligen Nacht stellen kann und darf. Ich freue mich darauf, wenn dann auch bei mir weihnachtlicher Friede einkehren kann und ich mit dankbarem Herzen die Geburt unseres Herrn und Erlösers Jesus Christus in aller Ruhe und Stille feiern darf!


Nachspann:

Hier die versprochenen Bilder aus der zweiten Krankenhaus-Kapelle.