Ein Tag in einer Stadt voll Hitze. Menschen strömen durch die Straßen Jerusalems, und Jesus, der auf einem Esel sitzt, wird von Jubel und Anerkennung getragen. Kleider und Zweige liegen auf dem Pflaster – eine einfache Einladung, ein stiller Applaus für den, der anders ist.
Gründonnerstag –
Am Tisch, der mehr als nur Essen teilt, versammelt sich eine Gruppe, die noch nicht weiß, dass dies ein einmaliger Moment ist. Brot, Wein und leise Worte werden zum Abschied, das letzte gemeinsame Mahl mit den Vertrauten, ohne zu ahnen, wie sehr sich alles verändern wird.
Karfreitag –
Dann kommt der Augenblick, der alles in Bewegung setzt. Ein Verrat, der in den Gesichtern ein falsches Lächeln trägt, und Jesus geht einen Weg, den er längst vorhergesehen hat – einen Weg voller Schmerzen und Momenten voller Hohn Leugnung und Tränen.
Unter den kritischen Blicken, inmitten von Spott und Ablehnung, sind da auch leise Akte der Menschlichkeit: Frauen, die am Straßenrand weinen, und Veronica, die ihm ein Schweißtuch reicht, als stumme Geste, als Versuch, den Schmerz erträglicher zu machen.
Zum Schluss stehen nur die ganz Treuen: Maria, die mütterlich schweigend aushält, Maria von Magdala, die mehr sieht als nur den Moment, und Johannes, dessen stille Nähe mehr sagt als Worte. Und während das Leben an IHM zu zerbrechen scheint, hallt leise ein Satz durch die Menge – ein Soldat, der erkennt: „Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn!“
Doch hier endet die Geschichte nicht.
Karsamstag –
der Tag der Grabesruhe, ist kein leiser, endgültiger Abschied, sondern das Versprechen eines neuen Anfangs. Denn am Ende hat das Leben das letzte Wort – eine Auferstehung, die alle Schatten vertreibt, ein Beweis, dass das Licht immer über den Dunkelheit triumphiert.
Was Weise, Sterndeuter, Magier und Könige uns lehren (könnten) …?
Es wird erzählt, dass die Männer, die in der Bibel beschrieben werden, Magier, Weise oder Sterndeuter waren. Manche sagen sogar, sie waren Könige. Wir sprechen gerne von den „heiligen drei Königen“, dabei ist in der Bibel ihre Zahl gar nicht erwähnt. Diese Männer machten sich jedenfalls – so die Bibel – von weit her auf den Weg nach Betlehem, um den „neugeborenen König“ zu suchen – und fanden das Baby Jesus.
Aber wer waren diese Männer wirklich? Waren sie Sterndeuter oder Könige? Das passt nicht so ganz zusammen. Vielleicht waren sie Sterndeuter und Weise, denn Weise sind kluge und gebildete Menschen.
Magier, wie wir sie heute als Illusionskünstler kennen (zum Beispiel Siegfried & Royoder die ‚Ehrlich Brothers‘), waren sie wahrscheinlich nicht.
Das Wort „Magier“ kommt aus dem Griechischen (mágos). Es wurde früher für Zauberer oder Sterndeuter benutzt, besonders aber für Priester aus der Religion der Zoroastrier, die ursprünglich auf den medischen Priesterstamm der Mager zurückging.
Manche glauben, die Männer kamen aus verschiedenen Teilen der Welt. Aber in der Bibel steht, dass sie „in ihr Land“ zurückkehrten. Hätten sie nicht „in ihre Länder“ zurückkehren müssen, wenn sie aus verschiedenen Regionen kamen? Oder ist das nur eine sprachliche Ungenauigkeit?
Auch wird gesagt, dass sie aus unterschiedlichen Altersgruppen stammten. Doch wie konnten sie dann ein gemeinsames Grab haben?
Solche Fragen bringen uns nicht wirklich weiter, wenn wir überlegen, was dieses Ereignis für unseren Glauben bedeutet.
Die Bibel erzählt, dass die Männer nicht zum jüdischen Kulturkreis gehörten, aber eine besondere Botschaft erkannten. Diese Botschaft sahen sie in einem Stern. Sie machten sich auf den Weg, obwohl es eine lange und schwierige Reise war.
Am Anfang ihrer Reise stand eine Hoffnung.
Das bringt mich zu den Fragen: • Welche Hoffnung würde mich dazu bringen, eine schwierige Reise zu beginnen? • Was wäre mir so wichtig, dass ich Mühe und Anstrengung dafür in Kauf nehmen würde? • Bin ich jemand, der den Glauben lieber bequem lebt? • Oder bin ich bereit, auch Unbequemes für meinen Glauben zu tun?
Neulich hörte ich von einer Familienfeier, bei der jemand schlecht über Menschen mit Migrationshintergrund sprach.
Oft vermeiden wir bei solchen Anlässen Streit, um die Stimmung nicht zu verderben. Aber ist das richtig?
Der christliche Glaube fordert uns auf, für das einzustehen, was wir als richtig erkennen, auch wenn es schwierig ist. In der Bibel steht: „Verkündet Gottes Botschaft, egal ob es den Leuten gefällt oder nicht!“ (2. Timotheus 4,2).
Mit der Zeit wird mir immer klarer: Meine Lebenszeit ist zu kostbar, um einfach falschen Konventionen zu folgen. Wenn bei einer Feier Fremdenfeindlichkeit verbreitet wird, kann es wichtig sein, dagegen zu sprechen – auch wenn das die Harmonie stört. Das kann ein Zeichen setzen und andere ermutigen, in Zukunft bewusster zu überlegen, was sie sagen. Jesus sagte: „Denkt nicht, ich bringe Frieden, sondern Kampf!“ (Matthäus 10,34). Das bedeutet, dass der Glaube manchmal unbequem ist und uns herausfordert. Er fordert uns auf, eine Haltung einzunehmen und unseren Weg zu gehen, auch wenn er schwierig ist.
Wer diesen Weg geht, kann in Jesus ein Licht finden – das Licht von Betlehem. Es ist ein Licht, das uns Mut gibt, auch unbequeme Wege zu beginnen und zu gehen.
Ein Lied aus meiner Jugendzeit heißt es sinngemäß: … Wer geht den Weg, der die Mühe lohnt? Den Weg wollen wir gehen … den langen, steinigen und unbequemen Weg, der sich der Mühe lohnt…
Was wäre, wenn die Weisen aus dem Morgenland für uns zur Motivation würden, ebenfalls unbequeme Wege zu gehen, wenn am Ziel eine Verheißung wartet, die unserem Leben Sinn schenken möchte?!
„Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt…“ (Johannes 9, 5), so spricht der Herr heute zu uns.
ER war in der Welt und der Blinde konnte durch ihn wieder sehen. Das Licht konnte hineinleuchten, in seinen Körper, in seine Seele.
Erhellend war es für den Blinden. Er sah auf einmal klar. Er erkannte die Welt um sich herum, die kleine, die kleingeistige Welt: Er erkannte die Engstirnigkeit und durchschaute die Angst der Menschen (hier der Pharisäer), tiefer zu fragen. Für sie war es scheinbar leichter, blind dem Buchstaben von Gesetzen und Regeln zu folgen, anstatt dem Sinn auf die Schliche zu kommen.
Deshalb hatten sie auch schon Probleme mit diesem Jesus von Nazareth. Für sie muss er manchmal wie ein Kind gewesen sein, dass in seinem Wissensdurst nicht aufhört zu fragen: „Warum?“ und nicht Ruhe gibt, aber nicht, weil er selber Antworten suchte. Denn er, der fragte, wusste die Antwort: ER war selber die Antwort.
Er erhellt, was im Dunkeln munkelt. Er führt die Menschen nicht hinters Licht, sondern ins Licht, damit auch sie erfüllt werden vom Licht und erkennen, so wie der Blinde.
Für den Geheilten nicht ohne Konsequenzen! Er war jetzt im Fahrwasser Jesu. Der Argwohn gegen Jesus wurde zum Verdachtsmoment gegen ihn, den jetzt Sehenden und Erkennenden.
Sie forderten von ihm Bekenntnis und er bekannte sich zu dem, der ihm zur Erkenntnis verhalf: Jesus Christus.
Seine Erkenntnis führt zu Klarheit.
Jener, der blindlings zu ihrer Gemeinschaft gehörte, wurde – nun sehend und erkennend – zur unerwünschten Person. Und sie warfen ihn aus der Gemeinschaft der Synagoge hinaus!
Denn er kann und will denen nicht dienen, die ihn für ihre Ideologie oder ihre intriganten Spielchen gegen Jesus missbrauchen wollen. Das scheint er durch seine Heilung auch erkannt zu haben.
So, wie er auch erkannt haben wird, dass viel Zeitgenossen die blinden und hilfsbedürftigen Menschen in der Gesellschaft brauchen, gebrauchen und sogar missbrauchen, um sich mit der eigenen Wohltätigkeit gut darstellen zu können.
Doch durch die erhellende Tat Jesu, kann dieser geheilte Blinde dafür nun nicht mehr herhalten.
Wie oft im Leben: Menschen, die durch-schauen, sind nicht immer beliebt.
Entlastet von Blindheit, kann Erkenntnis belastend werden, wenn wir sehen und verstehen, hinterfragen und auch beklagen.
Dem Sehenden war es das wert. Er erkannte den neuen und tieferen Wert seines eigenen Lebens und das ließ ihn frei werden, und mutig und stark.
Es lohnt sich, das Schicksal des Blinden zu meditieren. Denn: zu sehen und zu verstehen, zu erkennen und zu benennen, macht das Leben nicht leichter, auch für uns nicht. Aber wahrhaftiger!