Im Krankenhaus widmen wir uns von der evangelischen und katholischen Krankenhaus-Seelsorge der diesjährigen Jahreslosung und schauen uns einige Aspekte der Jahreslosung etwas näher an. Mit Texten laden wir die Besucher:innen der Krankenhaus-Kapelle zu Besinnung und zum Nachdenken ein.
Hier veröffentliche ich einige Texte, die ich dazu geschrieben habe:
Mit bebendem Herzen und funkelndem Blick trete ich aus dem Schatten des Bekannten hervor, hinterfrage das Dröhnen des Alltäglichen und lausche dem Ruf der verborgenen Wahrheiten.
In jedem Zweifel liegt ein Samen, bereit zu erblühen im klaren Licht der Erkenntnis. Ich wage mich ins Dickicht der Fragen, denn in der Ungewissheit wohnt die Möglichkeit eines neuen, leuchtenden Pfades.
In dieser Welt finde ich einen bunten Strauß aus Stimmen und Farben, und ich, ein neugieriger Wanderer, öffne die Türen, die lange verschlossen schienen, um zu erfahren, was jenseits des Sichtbaren liegt.
Ich wage es, zu prüfen! Nicht, um zu zerstören, sondern um zu verstehen, um die Schichten des Verborgenen zu lüften und in der Tiefe des Seins das unendliche Licht der Wahrheit zu finden.
Wo draußen alles schon ziemlich weihnachtlich ist und der Kommerz keine adventliche Ruhe aufkommen lässt, haben wir heute am Vorabend des 1. Adventssonntag das neue Kirchenjahr besinnlich begonnen.
Den ersten Teil der Eucharistiefeier haben wir ganz bewusst besinnlich gehalten mit Musik und Texten, mit Ruhe und auch traditionellen Adventsliedern.
Den Altarraum haben wir bewusst in den Farben des Advents gehalten.
Für die Gemeinde und für mich war das eine neu gestaltete Form. Mit dieser Gemeinschaft darf ich aber solche neuen Wege gehen. Und das macht auch für mich diese Gottesdienste in der Krankenhauskapelle so wertvoll.
Exkurs: Krankenhaus-Seelsorger als Tausendsassa
Als Krankenhaus-Seelsorger ist man heute manchmal auch ein Tausendsassa.
Das habe ich in diesem Jahr in beiden Krankenhäusern, in denen ich Dienst tue, deutlich erleben können.
Im AMEOS-Klinikum St. Clemens kümmern sich mein Kollege und ich auch darum, dass die Kapelle adventlich gestaltet wird: Adventsgesteck mit LED-Kerzen besorgen, damit auch über Tag die 'Kerzen brennen' können - ohne Brandgefahr. Den Altar dekorieren. Und eineinhalb Stunden vor dem Gottesdienst habe ich die dekorative Beleuchtung für den Altarraum aufstellen müssen, die nach dem Gottesdienst natürlich auch wieder abgebaut werden musste (siehe Bild oben!).
Deshalb bin ich sehr dankbar, dass ein Gottesdienstteilnehmer auch schon 40 Minuten vor dem Gottesdienst da ist und den eigentlichen Küsterdienst übernimmt, in dem er alles für den Gottesdienstablauf herrichtete.
Im anderen Krankenhaus bekamen wir jedes Jahr für die Kapelle einen Adventskranz von der Klinik gestellt. Doch in diesem Jahr wurde nichts geliefert. Am Donnerstagabend wurde uns das klar. Und so mussten wir noch schnell eine Lösung finden. Also habe ich mich noch am selben Abend hingestellt und mit etwas handwerklichem Geschick eine 'Lösung' gezaubert aus einer Wurzelholzschale und vier Kerzentellern. Meine evangelische Kollegin wird dann noch etwas Dekoratives für die Schale besorgen. Die nachfolgender Bilder zeigen die noch nicht vollständige Version.
Fotos: (c) Gerd Wittka, 2022
Einerseits macht es mir viel Freude. Andererseits bindet das aber auch Kräfte, die mir woanders fehlen. Und das ist eine große Herausforderung in unserem Dienst.
Dies zeigt mir, dass Krankenhaus-Seelsorge oft so ganz anders ist als Seelsorge in etablierten gemeindlichen Strukturen.
Demnächst werde ich Bilder zeigen und etwas dazu schreiben, wie wir in der Krankenhaus-Kapelle des EVKN, Standort Johanniter-Krankenhaus Oberhausen die Kapelle als Erfahrungs- und Besinnungsort während der Adventszeit gestalten. Da wir wegen Corona dort noch immer keine Präsenzgottesdienste feiern können, wollen wir wenigstens für Patient:innen und Mitarbeiter:innen einen geistlichen Ort schaffen, in dem man in der Hektik des Advents eine temporäre Insel der Ruhe, Stille und Besinnung finden kann ...
Ich wünsche allen evangelischen Schwestern und Brüdern heute einen gesegneten Buß- und Bettag.
Dieser Tag kann für uns alle zur Einladung werden, inne zu halten, nachzudenken über individuelle und gesellschaftliche Irrtümer, wie beispielsweise
Ausländerhass,
Umweltzerstörung,
Ausgrenzung und Diskriminierung von Armen und Obdachlosen oder Zugehörigen diverser Sexualitäten, etc.!
Auf dem Weg nach Betlehem
Krankenhaus-Kapelle wird in Corona-Zeiten zu einem spirituellen Erfahrungsraum
Die beiden Krankenhaus-Seelsorger im Johanniter-Krankenhaus Oberhausen, Pfarrer Falk Nerenz (ev.) und Pastor Gerd Wittka (rk.) standen vor der Frage, welche geistlichen Akzente sie in der Zeit der Corona-Pandemie setzen können?
Seit Monaten dürfen keine öffentlichen Gemeinschaftsgottesdienste in der Krankenhaus-Kapelle stattfinden. Mit einem genehmigten Hygiene- und Abstandskonzept feiern beide Geistliche seit einigen Monaten jeweils mittwochs um 13.00 Uhr einen sogenannten „Stellvertretungs-Gottesdienst“ in der Krankenhaus-Kapelle. Zentrum dieses Gottesdienstes sind Gebetsanliegen, die von Patient*innen oder Mitarbeitenden des Krankenhauses benannt werden. Schriftlesung, Musik und Gebet vervollständigen diesen regelmäßigen Gottesdienst.
Aber was soll nun in der Advents- und Weihnachtszeit sein?
In den letzten Jahren gab es neben den wöchentlichen Gottesdiensten auch noch mit den „Adventslichtern – Musik und Texte zum Advent“ eine adventliche Besinnung. Doch beides darf nun nicht sein.
Also musste eine andere Idee her. Nach einiger gemeinsamer Überlegung entschieden sich die beiden Seelsorger, die Kapelle von der Adventszeit an zu einem spirituellen Erfahrungsraum umzugestalten.
„Auf dem Weg nach Betlehelm“ – Krankenhaus-Kapelle als spiritueller Erlebnisraum
Nach Absprache mit den Verantwortlichen des Krankenhauses in Hygiene-Fragen wurde ein Raumkonzept erarbeitet, das die nötigen Corona-Regeln mit einem geistlichen Angebot in Einklang bringt.
Schnell war auch das Motto gefunden: „Auf dem Weg nach Betlehem“.
Mittelpunkt dieser Initiative ist eine Weihnachtskrippe, die dem katholischen Seelsorger vor einigen Jahren übereignet wurde.
Die Weihnachtskrippe und links das Weihnachtsevangelium nach Lukas in der Kapelle.
Der Kapellenraum wurde bis auf wenige Stühle frei geräumt. Drei Stoffbahnen in unterschiedlichen Farben symbolisieren drei verschiedene Wege, die alle zur Krippe führen.
Drei Wege zur Krippe
Auf dem Schriftenstand und auf der Orgel erwarten die Besucher der Kapelle geistliche Impulse in Wort und Bild, als Hefte oder Postkarten. Diese dürfen von denen, die in die Kapelle kommen, buchstäblich ‚aufgegriffen‘ und mitgenommen werden.
Geistliche Impuls zur Adventszeit in Wort und Bild.
Auch einige LED-Teelichter stehen zur Verfügung. So werden diejenigen, die die Kapelle besuchen, zu einem kleinen Gedankengang ermuntert, den die Seelsorger in folgende Worte gefasst haben:
„AUF DEM WEG NACH BETHLEHEM
Gerade in beschwerlichen Zeiten gilt die Einladung: „Mache Dich auf zur Krippe. Du wirst erwartet. Von Jesus selbst.“
Während der Adventszeit ist in der Kapelle solch ein Weg sinnbildlich nachgestellt.
Ein persönliches Licht verdeutlicht, wie nahe ich mich dem Heil der Welt fühle.
Noch etwas erwartet alle, die unterwegs sind: Weihnachtsgeschichten, Lieder und Bilder zum mitnehmen.„
Patient*innen und Mitarbeitende sind eingeladen, in der Krankenhaus-Kapelle ein wenig zur Ruhe zu kommen, die Lasten und Sorgen dort im Gebet vor Gott zu tragen und den Weg nach Weihnachten hin als einen persönlichen „Weg nach Betlehem“ zu verstehen:
Möchte ich mich überhaupt auf den Weg nach Betlehem machen?
Wo befinde ich mich gerade auf diesem Weg?
Ist Weihnachten, ist Betlehem noch sehr weit weg von mir und meinen aktuellen Erlebnissen?
Welche Hindernisse stellen sich mir dabei in den Weg?
Was hindert mich daran, auf dem Weg nach Betlehem zu bleiben?
Und welche Hoffnung oder welche Bedürfnisse und Wünsche treiben mich an, den Weg zu gehen? Aber auch:
Welche Begegnungen und Erfahrungen mache ich auf dem Weg?
Welche Beobachtungen mache ich und wie unterscheiden sie sich von Beobachtungen anderer Jahre?
Was wünsche ich zu finden, wenn ich ‚zu Weihnachten‘ dann endlich angekommen bin, zum Stall von Betlehem?
Wer seinen gegenwärtigen Ort auf dem Weg nach Betlehem erspüren konnte, ist dann eingeladen eines der Teelichte dort hinzustellen, wo man gerade ’steht‘.
So gestalten unterschiedliche Menschen, von denen zumeist die wenigsten von einander wissen, einen Raum mit einzelnen Lichtern, die vielleicht auch zum Zeichen eines persönlichen und zugleich gemeinsamen Gebetes geworden sind.