Was vor einem Jahr noch undenkbar war, nun ist es Realität: Deutschland verfügt über genügend Impfstoffe, damit alle, die geimpft werden können auch eine Impfung erhalten können. Doch die Impfbereitschaft stagniert. Erstgeimpfte nehmen ihre zweite Impfung nicht wahr. Manche sagen den Termin noch nicht einmal ab, so dass Gefahr besteht, den bereitstehenden Impfstoff vernichten zu müssen, weil er so kurzfristig nicht verimpft werden kann.
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Das ist ein großer Skandal und zeugt von einer Verantwortungslosigkeit, die nicht entschuldbar ist, wenn es keine gravierenden Gründe gibt, die zweite Impfung nicht wahrzunehmen und den Termin nicht abzusagen.
Jene, die sich impfen lassen können, aber noch nicht geimpft sind, erinnere ich gerne daran, dass das Gebot der Nächstenliebe kein theoretisches Gebot ist, sondern sich in aktivem, verantwortlichen Tun zeigt.
Ich habe deshalb eine ganz klare Meinung dazu: wer sich impfen lässt, lebt das Gebot der Nächstenliebe ganz aktiv.
Und es gibt kaum eine leichtere Möglichkeit, dieses Gebot zu leben und zugleich selber davon zu profitieren.
„Heute habe ich viel zu tun, deswegen muss ich viel beten.“ (Martin Luther)
Seit vielen Jahren begleitet mich dieses Wort von Martin Luther. Mit seinen Worten und auf sein eigenes konkretes Leben bezogen, drückt er aus, was in der „Regula Benedicti“, der Ordensregel des heiligen Benedikt ebenfalls zum Vorschein kommt: „Ora et labora“ = Betet und arbeitet.
Ich bezeichne es für mich als „Harmonie des geistlichen Lebens“ was in der Regel des heiligen Benedikt steht und was auch Martin Luther zu seiner Aussage bewogen hat.
Für mein eigenes geistliches Leben bedeutet dies: die Erfahrung, dass viel zu tun ist, zieht meinen Wunsch, viel zu beten, nach sich.
Dabei spreche ich ausdrücklich von einem „Wunsch“ oder von einem „geistlichen Bedürfnis“.
Der sehr subjektive Satz von Martin Luther sagt mir: es geht hier nicht um eine geistliche Forderung an andere. Es geht hier vielmehr um eine ganz persönliche Äußerung eines Menschen, der mit ganz viel Herzblut und aufgrund einer tiefen Spiritualität um eine Reform der Kirche gerungen hat.
Ich nehme aus diesem Wort Martin Luthers für mich: Die Überzeugung, sich für eine Reform in der Kirche stark zu machen, ist aus einer spirituellen Haltung heraus entstanden. Und sich um diese Reformen zu bemühen, dafür die geistliche, psychische und physische Kraft zu finden, geht für Luther nur, wenn er auch aus der geistlichen Quelle des Gebetes schöpft.
Bevor mein Vater Eduard Wittka 1981 im Alter von 45 Jahren an einen Hirntumor starb, war er viele Jahre vorher schon sehr krank: gezeichnet von vier Operationen am Kopf suchte er – zusammen mit meiner Mutter – Zuflucht und Halt im Glauben.
Er hat damals wiederholt den Marienwallfahrtsort Banneux in Belgien aufgesucht. Natürlich hat er von dort auch Wallfahrtsheftchen mitgebracht. Noch heute erinnere ich mich sehr gut daran, wie die zentrale Botschaft der „schönen Dame“ immer wieder hieß: „Betet viel!“ Um mehr – aber auch um nicht weniger – geht es bei dieser Botschaft: im Gebet nicht nachzulassen, oder wie es in 1. Thessalonicher-Brief in Kapitel 5,17 heißt: „Betet ohne Unterlass!“
Die Marienerscheinungen von Banneux gehen auf das Jahr 1933 zurück. Damals war Europa und die ganze Welt in einer großen Krise. Und die ganz schlichte und eindringliche Botschaft von Banneux lautet: „Betet viel!“ Und die „schöne Dame“ führt die Seherin Mariette zu einer Quelle.
Ob man an Marienerscheinungen glaubt oder nicht: die Botschaft von Banneux lautet: Wenn euch schwere Zeiten oder Krisen in Beschlag nehmen, wenn euer Leben von Sorgen erfüllt ist und ihr um euer Leben sorgt, dann vergesst nicht das Gebet. Das Gebet führt uns zu einer – nie versiegenden – Quelle des Heils, weil wir im Gebet unsere Angewiesenheit auf Gottes Hilfe und Beistand anerkennen, die bei allem segensreichen Wirken und Einsatz in Krisenzeiten not-wendig ist.
Ob in der Krise der Corona-Pandemie, in der Glaubwürdigkeitskrise in der römisch-katholischen Kirche (welche nach Reformen drängt) oder auch in ganz persönlichen Phasen der Herausforderungen und Krisen:
Immer, wenn wir viel zu tun haben und durch die Sorgen und Herausforderungen des Lebens in Beschlag genommen sind, sollte die Quelle des Gebetes nicht versiegen. Denn sie gibt uns Kraft und ermöglicht neues Leben in allen Krisen und Bedrängnissen.
Von Taucher:innen lernen?
Impuls zum österlichen Lockdown
Fast bin ich mir sicher, dass es Vielen so geht wie mir: Frust, Enttäuschung, Trauer, vielleicht auch Resignation.
Wir haben die Corona-Pandemie noch immer nicht im Griff, obwohl sicherlich die meisten Menschen in den vergangenen zwölf Monaten versucht haben, mit sehr viel Verantwortungsbewusstsein ihren Umgang mit der Pandemie zu gestalten.
Und jetzt, seit gestern: ein verschärfter Lockdown während des Osterfestes, mit dem viele so nicht gerechnet haben.
Wir können klagen, protestieren, uns darüber aufregen. Und alle, die eine gute Lösung haben, mögen damit herauskommen: jetzt und öffentlichkeitswirksam.
Aber wir alle müssen für uns die Frage beantworten, wie schaffen wir auch diesen Lockdown noch gut?
Dazu ist mir heute Morgen ein Bild gekommen, welches ich hier entfalten möchte …
(Ich werde dazu ein ‚Bild‘ aufgreifen, von dem ich eigentlich gar keine Ahnung habe, sondern lediglich eine Vorstellung.
Jene, die sich besser damit auskennen, mögen mir es also nachsehen, wenn manche Gedanken nicht hundertprozentig der Realität entsprechen.)
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Diese Taucherin ist eine Schnorcheltaucherin. Wir kennen auch Taucher:innen ohne Schnorchel. Die Königsdisziplin von denen wird sicherlich von den Apnoe-Taucher:innen bestritten.
Ich habe mich gefragt, was man tun muss, damit man so tauchen kann und dabei sich auch noch gut fühlt.
Also habe ich mir darüber Gedanken gemacht: Schnorcheltaucher:innen haben keinen Luftvorrat in Luftflaschen, wo sie kontinuierlich unter Wasser ‚weiter atmen‘ können. Sie müssen den Tauchgang so vorbereiten, dass sie unter Wasser ohne zusätzliche Luft auskommen können und es dabei ihnen trotzdem gut geht und sie den Tauchgang genießen können.
Also heißt es: sich gut vorzubereiten.
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Ich denke sicherlich, dass man dafür auch ein gewisses Maß an Entspannung braucht. Denn nur entspannt, werden die Lungen weit und offen sein und viel Luftvolumen aufnehmen können.
Bevor also der Tauchvorgang beginnt, muss man tief Luft holen. Mit dieser Luft in den Lungen kann man dann tauchen. Dieser Luftvorrat ist begrenzt. Deshalb hängt die Dauer des Tauchvorgangs auch davon ab, wie sparsam man mit diesem Luftvorrat umgeht, ohne sich dabei zu verkrampfen oder gar Atemnot zu bekommen.
Oster-Lockdown und Tauchgang
Ich habe mich heute Morgen gefragt, ob wir im Umgang mit dem anstehenden Oster-Lockdown etwas von einem Tauchgang lernen können?
Wir wissen bereits jetzt, dass es gut ist, wenn wir uns auf diesen „Tauchgang“ gut vorbereiten. Denn mit Stress und Ärger werden wir uns verkrampfen und zu wenig Luft haben, diese Zeit gut zu überstehen und vielleicht sogar zu genießen.
Also kann es hilfreich sein, sich darauf einzustellen und gut zu planen. Und ich halte es so für mich, dass ich mir schon vorher vor dem geistigen Auge ausmale, wie dieses Osterfest unter veränderten Bedingungen zum zweiten Mal hinter einander aussehen wird?
Kann ich etwas daraus lernen, wie ich Ostern im letzten Jahr verbracht und erlebt habe? Welche Chancen und Möglichkeiten habe ich der ganz persönlichen Gestaltung? Was kann mir sonst noch Freude machen, wenn ich mich mit Familienangehörige oder Freunde nicht treffen kann? Welche spirituellen Impulse oder Angebot möchte ich nutzen? Kann ich da auf etwas vom Vorjahr zurück greifen? Oder kenne ich Seelsorger:innen, die ich ansprechen kann und bitten kann, mir etwas buchstäblich ‚an die Hand zu geben‘? Kann ich – vielleicht sogar anders als im letzten Jahr – neue Medien oder Kommunikationsangebote nutzen, deren Umgang ich in dem vergangenen Jahr gelernt habe und die mir mittlerweile vertraut geworden sind? Kann ich mich vielleicht auch mit anderen zusammen tun und eine virtuellen Präsenzgottesdienst online feiern?
Je mehr ich darüber nachdenke, um so sicherer bin ich, dass auch dieses Jahr das Osterfest ein gutes Osterfest werden kann, auch wenn es wieder so ganz anders ist, als es uns vertraut ist.
Mir hilft das Bild von den Taucher:innen und die Überlegungen, wie sie sich auf eine Phase vorbereiten, wo die sonst so verfügbare Luft zum Ein- und Ausatmen nicht vorhanden ist und sie trotzdem faszinierende Eindrücke unter Wasser erleben und genießen können.
Noch ist dieses Osterkörbchen leer. – Aber wir können vieles überlegen und planen, dass es auch an diesem Osterfest für uns alle gefüllt wird und wir ein er-füllendes Osterfest feiern. Bildquelle: www.pixabay.com
Ja, ich muss auch bekennen, dass ich mit einer gewissen Unsicherheit in diese österlichen Tage gehen werde. Wem geht es nicht so?
Mögen Sie mitteilen, wie Sie sich auf dieses Osterfest vorbereiten? Dann hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.
Seit 1992 begeht die katholische Kirche am 11. Februar eines jeden Jahres den „Welttag der Kranken“. Nach über einem Jahr nach Beginn der Corona-Pandemie wirft dieser Tag ein ganz besonderes Licht auf globale Fragen von kranken Menschen und der Bekämpfung der Corona-Pandemie.
Der „Welttag der Kranken“ ist nicht nur ein Tag des Gedenkens und des Gebetes für die Kranken, deren Zugehörige und für all jene, die sich im Gesundheitswesen um kranke und pflegebedürftige Menschen kümmern.
Es ist – aus meiner Sicht – auch ein Tag der Kirche(n) und der Gesellschaft. Es ist ein Tag, an dem es auch gilt, selbstkritisch inne zu halten und zu fragen: „Wie hältst du es mit den Kranken?!„
Auch wenn wir es vielleicht gerne herunter spielen: Krankheit ist eine wesentliche und permanente Lebenserfahrung, die wir machen (müssen). Krankheit ist also nicht der Sonderfall im Leben eines Menschen, sondern gehört genau so zur menschlichen Existenz, wie die Notwendigkeit, zu essen und zu trinken.
In einer Welt, die dem Ideal eines immer gesunden Menschen hinterher rennt, mag diese Lebenserfahrung nicht gerne akzeptiert werden.
Und diese Haltung fördert auch eine Entmenschlichung, weil sie Krankheit und Alter (und auch den Tod) eher als Sonderfall denn als Regelfall unserer menschlichen Existenz ansieht.
Der „Welttag der Kranken“ ist für uns auch die Möglichkeit, mal darüber nachzudenken, wie wir auch global mit Krankheiten und deren Bekämpfung umgehen? Verstehen wir uns als die eine Menschheitsfamilie, wo wir gegenseitig aufeinander angewiesen sind? Erkennen wir in den wohlhabenden Ländern, dass wir auch verantwortlich sind für Fragen der Gesundheit und Krankheitsbekämpfung in den Ländern, denen es wirtschaftlich und finanziell nicht so gut geht wie uns? Gerade auch in der Corona-Pandemie muss sich unser Blick jetzt auch auf die Frage richten, wie die Impfstoffe gerecht verteilt werden können?
Das ist nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit und einer globalen Solidarität! Wenn wir das nur so verstehen, dann schneiden wir uns damit – womöglich – ins eigene Fleisch.
Denn: die Corona-Pandemie macht nicht Halt vor Landesgrenzen. Die Corona-Pandemie macht nicht halt vor sozialen oder wirtschaftlichen Unterschieden.
In dem Maße, wie wir endlich verstehen, dass die globale Bekämpfung des Corona-Virus letztendlich auch uns selber zugute kommt, in dem Maße wird es für uns noch selbstverständlicher sein, alle unsere Ressourcen und unser Vermögen dafür einzusetzen, die Pandemie auch in den Ländern zu bekämpfen, die wirtschaftlich allein dazu nicht in der Lage sind.
Fürbitten am Welttag der Kranken
Wenn Du an diesem Tag auch besonders in den Anliegen dieses Gedenktages beten möchtest, empfehle ich dir die Fürbitten bei „Liturgie konkret“: Fürbitten um Welttag der Kranken.
Freiheit – trotz Reduktion
Copyright: Gerd Wittka, 31.01.2021
In der Krise die Freiheit erkennen
Ja, es ist mal wieder so: diese Gedanken erwachsen aus der gegenwärtigen Corona-Pandemie und der damit einhergehenden Krise.
Manche können das Thema schon nicht mehr hören, und auch ich wäre froh, wenn wir schon alles überstanden hätten. Aber zur Wahrheit gehört auch dazu, dass wir noch mitten drin sind.
Wen wundert es dann also, dass die Krise – zumindest mich – gedanklich immer wieder beschäftigt. Oft ist in den vergangenen Wochen davon die Rede, dass diese Krise „wie ein Brennglas“ wirkt auf viele Themen und Herausforderungen, die sonst gar nicht so in den Blick geraten wären.
Mein großes Thema: die Freiheit! …
Wenn ich über diese Krise nachdenke, dann komme ich immer wieder auch auf das Thema „Freiheit“ zurück. Und ich finde, das ist auch gar nicht verwunderlich.
Denn: wesentlich für diese Corona-Pandemie ist, dass folgende Wörter zwangsläufig mit ihr in Verbindung gebracht werden:
Reduktion
Lockdown
Abstand
Schließungen
Herunterfahren
…
All diese Wörter werden mit Begrenzungen, Eingrenzungen, Beschneidungen in Verbindung gebracht. Viele sagen auch: die Corona-Pandemie schränkt unsere Freiheiten ein! – Und das stimmt! Wer könnte dem widersprechen?! Die Logik dieser Pandemie ist, dass durch Einschränkungen von (äußeren) Freiheiten wir ein wesentliches Werkzeug an der Hand haben, um der Pandemie etwas entgegen zu setzen.
Die zwei Seiten einer Medaille
Wer mich kennt, der weiß, dass ich gerne das Bild von den „zwei Seiten einer Medaille“ verwende. Auch in diesem Zusammenhang halte ich es für hilfreich, dieses Bild einzusetzen, denn:
Einerseits erleben wir diese Zeit als begrenzte und eingeschränkte Zeit; Freiheiten, die für uns so selbstverständlich sind (und auch wieder werden müssen), haben wir im Moment nicht.
Um in der Balance bleiben zu können, um Kraft und Ressourcen finden zu können, diese einschneidenden Maßnahmen körperlich und psychisch gut überstehen zu können, braucht es einen Gegenpol, die andere Seite der Medaille, die wir anschauen sollten.
Ermöglichung
Ich möchte für die andere Seite den Begriff „Ermöglichung“ nennen!
Mein früherer Kollege, Mark Bothe, stellte sich, als er seine Stelle in unserer Pfarrei antrat, mit dem Hinweis vor, er wolle „Ermöglicher“ sein. Mit dieser Formulierung hatte er meine ganze Aufmerksamkeit. (Vielen Dank für diesen Gedanken, Mark, den du bei mir eingepflanzt hast!)
Denn wenn wir unsere Lebenssituation bedenken, wenn wir Wege aus einer Krise finden wollen, wenn wir neue Wege gehen müssen, weil die alten Wege in eine Sackgasse oder in den Abgrund führen, dann kommen wir an einer zentralen Frage nicht vorbei:
Welche Möglichkeiten haben wir (sonst noch)?
Gerade in Zeiten, wo wir unser Leben eingeschränkt erfahren (das gilt auch in persönlichen Lebensphasen, die von Krankheit oder anderen Einschränkungen wie Arbeitslosigkeit, wirtschaftliche Not, etc.), kann es hilfreich und notwendig sein, nach einem Ausgleich zu suchen: der anderen Seite der Medaille.
Manche mögen es auch mit dem Bild von Ying&Yang vergleichen wollen: zur inneren Harmonie kann man nur finden, wenn man buchstäblich „ausgeglichen“ ist und mein Leben wieder eine Balance gefunden hat. Und diesen inneren und äußeren Ausgleich finden wir nur, wenn wir versuchen, die Möglichkeiten zu finden, die in einer Krise liegen.
[Damit möchte ich keineswegs irgendeine Relativierung vornehmen. Ich bin mir sehr bewusst, dass Krisen oft auch mit persönlichem Leiden und persönlichen oder sozialen Notlagen einher gehen. Mir geht es nicht darum, diese Not und diese Leiden abzutun oder zu verharmlosen. Ich suche nur einen Weg, wie man mit dieser Not, mit diesem Leid, mit dieser Eingrenzung besser leben kann. Wenn ich das alles schon nicht verhindern kann, dann gibt es für mich persönlich nur die eine Hoffnung: damit zu leben ohne daran zu zerbrechen.]
In Krisenzeiten Möglichkeiten und Freiheiten zu entdecken, die trotz allem (noch) vorhanden sind, erscheint mir eine wichtige Strategie zu sein, um gut und wohlbehalten solche Phasen des Lebens zu überwinden.
Hier kommt wieder der Gedanke meines Kollegen ins Spiel, der seine Rolle auch darin sieht „Ermöglicher“ zu sein.
Wer dann darüber nachdenkt, welche Möglichkeiten zur Verfügung stehen, wird zwangsläufig auch an den Punkt kommen, wo sie/er über die persönliche Freiheit nachdenken wird. Denn: was mir möglich ist, was ich noch tun kann, beantwortet sich wesentlich auch im Zusammenhang mit der Frage: welche Freiheiten habe ich?
Glaube der befreiend sein muss: Christ*in-Sein
Im Galaterbrief finde ich folgende Verse: „…Zur Freiheit hat uns Christus befreit. Steht daher fest und lasst euch nicht wieder ein Joch der Knechtschaft auflegen!…“ (Gal 5,1)
Was Paulus hier an die Galater schreibt, ist nicht auf seinem eigenen Mist gewachsen. Er hat diesen Glauben übernommen, weil er die Botschaft Christi ernst genommen hat und er musste erkennen, dass Christsein ohne Freiheit nicht möglich ist.
Die Botschaft Jesu Christi ist wesentlich eine Botschaft der Befreiung und damit eine Botschaft der Freiheit.
Perspektive in der Krise
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Die Fähigkeit, seine Möglichkeiten gerade auch in der Krise zu entdecken, kann ein wesentlicher Schlüssel dafür sein, wie gut wir durch die Krise kommen. Die Erkenntnis, trotz aller Einschränkungen die eigene konkrete Freiheit zu entdecken, eröffnet in der Krise die Chance, auf dem Weg zu bleiben, handlungsfähig zu sein und somit aktiv die Krise gestalten zu können.
Wer also Wege aus der Krise entwickeln möchte, braucht einen tiefen Glauben und die feste Zuversicht, dass wir die Freiheit haben, immer wieder nach Möglichkeiten Ausschau zu halten, die uns die „Leiden der gegenwärtigen Zeit“ erträglicher machen. Denn: wir sollen zu jeder Zeit „…von der Knechtschaft der Vergänglichkeit befreit werden zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes….“, wie es Paulus in seinem Römerbrief zum Ausdruck bringt. (vgl. Röm 8,21).
Die eigenen Möglichkeiten zu entdecken geht nur, wenn wir verstanden haben und ernst nehmen, dass wir als Menschen zur Freiheit berufen sind. Christ*innen und die Kirchen könnten dazu einen wichtigen Beitrag leisten!
[Selbstkritisch ließe sich zu der Rolle der Christ*innen und Kirchen in dieser Krisenzeit noch einiges sagen. Aber das wäre eines eigenen Artikels wert.]
Doch wenn jede*r Einzelne*r von uns, seine Möglichkeiten entdeckt, auch die Freiheit, sich für etwas einzusetzen, „Ermöglicher*in“ zu sein, dann bin persönlich zuversichtlich, dass wir gemeinsam gut durch diese Krise und durch andere Krisen kommen werden.
Und? Wie denkst du darüber? – Hinterlasse gerne einen Kommentar zu meinen Gedanken!
Die stillen Held*innen
Stille Held*innen, Quelle: www.pixabay.com
Die Personen, über die ich heute hier schreiben möchte, ‚verstecken‘ sich hinter einem fachlichen Wortungetüm: randomisierte doppelblind-Studie (RCT englisch: randomized controlled trial).
Heute möchte ich die Personen in den Blick nehmen, die unter dem Begriff „Impfproband*innen“ geführt werden.
Das sind die Menschen, die sich bei der Entwicklung eines Impfstoffes bei der Erforschung eines möglichen Impfstoffes freiwillig als Testpersonen zur Verfügung stellen. (Ich möchte hier ausdrücklich außen vor lassen, ob sie dafür ein Entgelt bekommen oder nicht, denn das spielt hier für meine Gedanken eigentlich keine Rolle, ist irrelevant.)
Ich finde, dass solche Menschen, gerade auch in dieser aktuellen Corona-Pandemie zu den ’stillen Held*innen‘unserer Zeit gehören. (Ja, ich bin mir auch im Klaren darüber, dass der Begriff „Held*innen“ recht pathetisch klingt. Aber Sie können mir ja nach dem Lesen dieser Zeilen gerne einen geeigneteren Begriff vorschlagen.)
Zuvor aber eine kurze Erklärung zu ‚randomisierter Doppelblind-Studie‘:
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‚Randomisiert‘ bedeutet, dass die Impfprobanden zufällig für eine solche umfassende Impfstudie ausgesucht werden.
‚Doppelblind‘ bedeutet, dass sowohl die Forscher*innen wie die Proband*innen nicht wissen, ob sie den potentiellen arzneilichen Wirkstoff oder ein Placebo verabreicht bekommen. Das heißt, dass beide Seiten nicht wissen, welcher Stoff gereicht oder – wie bei der Corona-Impfstoffentwicklung – gespritzt wird.
Wesentliche Elemente der humanen Testphase sind folgende:
Testung auf Veträglichkeit eines möglichen Impfstoffes
Testung auf Nebenwirkungen
Wirksamkeit eines möglichen Impfstoffes
Bei den Testungen auf Nebenwirkungen und Unverträglichkeiten stellen sich Menschen als Testpersonen zur Verfügung, mit deren Einsatz ermittelt werden soll, ob der Impfstoff (der bereits vorher mitunter auch an Tieren erprobt) wurde, für Menschen gesundheitlich unbedenklich ist (Toxitizät = Giftigkeit der/des Wirkstoffe*s). Menschen, die sich in dieser Testphase zur Verfügung stellen, gehen das Risiko ein, dass der erprobte Wirkstoff nicht verträglich ist oder gesundheitliche Nebenwirkungen und Unverträglichkeiten aufweist. Dabei ist das Risiko zwar zuvor durch tierische Tests kalkulierbarer, aber es sind urchaus auch gefähliche Reaktionen, wie allergischer Art etc. möglich. In der Phase, wo die Nebenwirkungen getestet werden, wird auch gleich mitgeteste, ob der Wirkstoff überhaupt wirksam ist.
In der dritten Phase wird dann die Wirksamkeit des möglichen Impfstoffes an einer großen Personengruppe geprüft und die prozentuale Wirksamkeitsrate ermittelt.
Die ersten beiden Phasen bergen für die Proband*innen das größere gesundheitliche Risiko.
Da in solchen Doppelblind-Studien auch ein gleicher Teil von Placebos verabreicht werden, haben die Proband*innen nicht unbedingt einen gesundheitlichen Vorteil davon, dass sie sich als Testperson zur Verfügung gestellt haben.
Held*innen – warum?
Wie vorab geschrieben: lassen Sie uns nicht über den Begriff „Held*innen“ streiten. Darum geht es mir nicht.
Mir geht es darum, dass wir mit mehr Dankbarkeit auf diese Menschen schauen.
Für mich sind sie ‚Held*innen‘, weil sie uneigennützig sich und ihre Gesundheit zur Verfügung stellen, um vielen Menschen zu helfen, sie womöglich vor schwersten Langzeitschäden oder sogar vor dem Tod zu bewahren!
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Ich habe großen Respekt und Hochachtung vor diesen Menschen, die sich zudem weltweit für solche Studien zur Verfügung stellen. Das bedeutet, dass wir Menschen in den reicheren Nationen von Menschen in ärmeren Nationen profitieren, die trotz ihrer wirtschaftlichen und medizinisch schlechteren Lage bereit sind, ihr Leben und ihre Gesundheit für uns einzusetzen.
Wenn wir dieses mehr bedenken, dann hat das auch für mich ethisch-moralische Folgen:
Wir müssen weltweit dafür sorgen, dass wirksame Mittel, Medikamente und Impfstoffe allen Menschen zu bezahlbaren Konditionen zur Verfügung gestellt werden.
In der Diskussion, ob eine Impfung sinnvoll ist oder nicht, sollten wir auch den Einsatz der Proband*innen im Hinterkopf haben, die in einer Impfung ein mögliches Mittel sehen, das helfen kann. Und weil sie diese Hoffnung in solche Mittel haben, sind sie bereit, sich als Testpersonen zur Verfügung zu stellen. Wer also als Impfgegner*in die Impfung infrage stellt, stellt auch den Einsatz solcher Proband*innen infrage.
Ich finde, angesichts solcher Hilfsbereitschaft sollten und dürften wir in der gesellschaftlichen Diskussion etwas demütiger und deutlich dankbarer sein.
Gebet:
Herr und Gott, in unseren Zeiten gibt es immer wieder Menschen, die selbstlos sich für das Wohl anderer Menschen einsetzen. Dazu gehören auch jene Menschen, die sich als Proband*innen bei der Entwicklung von Corona-Impfstoffen zur Verfügung stellen. Sie sind bereit ihre eigene Gesundheit und ihr Leben zu riskieren.
Guter Gott, dankbar denke ich in diesen Zeiten an diese Menschen und bitte dich: Segne ihr Leben, segne ihre menschenfreundliche Gesinnung und vergelte ihnen das Gute, dass sie der Menschheit tun.
Lass uns ihren Einsatz nicht als Selbstverständlichkeit hinnehmen und lass uns von ihnen lernen, wenn es darum geht, ob und wie wir bereit sind, uns für andere Menschen und deren Heil einzusetzen. Amen. (Gerd Wittka, 03.01.2021)
Weihnachtsgruß
Bitte Ton einschalten!
Gesegnete Weihnachten!
Weihnachten unter außergewöhnlichen Zuständen
Eine Predigt, die ich dieses Jahr nicht im Gottesdienst halten werde
Liebe Schwestern und Brüder, unter außergewöhnlichen Umständen erblickte Jesus das Licht der Welt. Außergewöhnlich haben Maria und Josef die Umstände der Vorbereitung Jesu Geburt managen müssen.
Die Umstände, die sie dazu gezwungen haben, lagen nicht in ihrer Macht. Sie fanden sich in einer Realität wieder, die sicherlich nicht ihren eigenen Vorstellungen davon entsprachen, wie Jesus in die Welt kommen sollte.
Sie konnten die strapaziöse Reise nicht verschieben, konnten nicht sagen: wir warten lieber noch bis nach der Geburt und machen die Geburt hier zuhause zu einem familiären Ereignis. Denn sie mussten jetzt das tun, was ihnen die Situation auferlegte.
Mir fällt auf, dass das Evangelium nichts darüber sagt, in welcher Stimmung sie loszogen. Es erzählt nicht, ob sie murrten oder Kritik übten.
Die Bibel erzählt relativ sachlich: Die Volkszählung fand statt, also machten sie sich auf den Weg. Und sie konnten ihre Unterkunft in oder bei Betlehem nicht vorher buchen, keine Platzreservierung in einer Herberge. Ja schlimmer noch: als sie ankamen, war alles besetzt.
Solche Umstände will man nicht und denkt sie sich auch nicht aus.
Aber: Wieder kein Murren.
Stattdessen stellen sie sich der Situation und machen das Beste daraus. Und das Beste war dieser Stall auf den Feldern nahe bei Betlehem.
An so einem Stall ist nichts heimelig; es ist kalt und vielleicht zugig. Es bietet einen Unterstand mit bestenfalls trockenem Heu für die Herde auf dem Felde. Sie haben buchstäblich für ihr Lager nur ein Dach über den Kopf.
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Was können wir froh sein, dass es uns heute doch viel besser geht.
Und doch: diese Weihnachten, dieses Geburtsfest Christi ist für uns auch außergewöhnlich.
Wir sind Umständen ausgesetzt, die wir nicht gemacht oder gewollt haben. Aber dennoch prägen sie unseren Alltag und das schon seit Monaten. Auch wir müssen sehr situativ handeln; was wir uns bisweilen vorgestellt oder sogar geplant haben, wird durchkreuzt.
Liebe Schwestern und Brüder, ich möchte keine platten Parallelen zwischen damals und heute ziehen, aber eine Gemeinsamkeit gibt es:
Weihnachten unter außergewöhnlichen Zuständen.
Doch die Zustände hindern Gott nicht dran, dass Jesus Christus zur Welt kommt. Die Umstände können Gott nicht aufhalten, in dieser heiligen Nacht das Heil der Welt Mensch werden zu lassen.
Ja, wir dürfen sogar sagen, dass Gott gerade in diesen außergewöhnlichen Zuständen mit uns am Ball bleibt und uns sein Heil schickt.
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Wie von Gottes Hand geführt, meistern Maria und Josef ihre Situation auf dem Weg nach Betlehem und in Betlehem. Gott lässt durch seine Engel verkündigen, dass er gerade in solchen Zeiten das Heil bringt und zwar allen Menschen.
Maria und Josef haben keine gewöhnliche Geburt ihres Sohnes erlebt und waren dennoch voller Freude.
Auch wir Christen feiern dieses Jahr kein gewöhnliches Weihnachtsfest. Es ist verbunden mit Enttäuschung und unerfüllten Wünschen.
Doch wir Christen könnten uns darauf verstehen, es gerade deshalb mit großer Freude zu feiern.
Und seien wir mal ehrlich: unsere „Armseligkeit“, die wir heute bei diesem Weihnachtsfest 2020 hier in Deutschland erleben, ist doch nichts zu der Armseligkeit, in der Jesus geboren wurde.
Sie ist auch nichts zu der Armseligkeit, unter denen dieses Jahr Menschen weltweit Weihnachten begehen, manche sogar in buchstäblicher Todesangst, weil sie z.B. an Covid-19 erkrankt sind.
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Ich möchte Sie ermutigen: gerade wenn Ihnen traurig zumute ist, wenn Sie an dieses Weihnachtsfest denken, mit den abgesagten Gottesdiensten usw.: besinnen Sie sich auf das geistliche Zentrum dieses Weihnachtsfestes!
Gott ist in Jesus Christus in die Welt gekommen, um das Dunkel der Welt zu erhellen: Ihr Dunkel aber auch mein Dunkel; Ihre Enttäuschungen, aber auch meine Enttäuschungen, um unsere Hoffnung zu stärken, Ihre und meine.
Ich wünsche uns allen ein wahrhaft gesegnetes Weihnachtsfest 2020!
Für Sie da! – Gerade in dieser Zeit
Als Krankenhaus-Seelsorger bin ich weiterhin in vollem Umgang für Sie da!
Foto: Gerd Wittka, privat
Immer wieder muss ich in verschiedenen Medien lesen, die Seelsorge ziehe sich gerade in dieser krisenhaften Zeit der Corona-Pandemie zurück. Im Kreis meiner KollegInnen der Krankenhaus-Seelsorge im Bistum Essen ist dieses Thema ständig präsent. Und von den meisten KollegInnen weiß ich, dass sie gerade in dieser Zeit ihren Dienst und ihre Verfügbarkeit nicht eingeschränkt haben.
Auch für mich gilt: ich bin nach wie vor im vollen Umfang als Krankenhaus-Seelsorger, vornehmlich im Johanniter-Krankenhaus Oberhausen, tätig!
Mein Dienst – mein Angebot
Als Krankenhaus-Seelsorger zählen zu meinen Aufgaben:
Besuche und Gespräch für Patient*innen Ein Schwerpunkt meiner Arbeit ist die Begleitung von Patient*innen. Auf Zuruf oder Nachfrage besuche ich Patient*innen sehr gerne. Gerade in der Corona-Zeit, wo Besuche von Zugehörigen eingeschränkt oder nicht möglich sind, kann ich auch einen kleinen Beitrag gegen die Vereinsamung leisten, indem ich zu einem Gespräch zur Verfügung stehe. Thematisch bin ich nicht festgelegt. Wer nach mir als Krankenhaus-Seelsorger fragt, muss nicht zwangsläufig ein religiöses Gespräch führen wollen. Ich bin auch so für sie da, einfach so, nur so zum Quatschen. Die Patient*innen entscheiden, worüber sie mit mir sprechen wollen. Ich habe keine Vorgaben. Mitunter melden sich Patient*innen aber nicht, obwohl wir sie persönlich und durch Anschreiben dazu ermutigen. Wenn Angehörige oder Pflegekräfte einen Bedarf wahrnehmen, dürfen sie sich auch gerne bei mir melden.
Kontakt auch zu Covid-19-Patient*innen Im Krankenhaus stehe ich auch selbstverständlich für Covid-19-Patient*innen zur Verfügung. Dies erfolgt unter Einhaltung der nötigen Schutzvorschriften. Welche Formen möglich sind, werde ich unten genauer beschreiben.
Gesprächspartner für Mitarbeitende im Krankenhaus Die Mitarbeitenden im Krankenhaus, vornehmlich die Pflegekräfte und das medizinische Personal, stehen in dieser Zeit besonders unter Druck: da ist die Situation der Patient*innen, aber auch eine dünne Personaldecke, die die Arbeit in dieser Krisenzeit erschwert. Dazu kommt die persönliche Sorge um die eigene Gesundheit. Als Krankenhaus-Seelsorger ist es unser Selbstverständnis, dass wir auch für die Mitarbeitenden da sind. Sie können sich – ebenfalls unter der seelsorglichen Schweigepflicht – an mich wenden, wenn sie Gesprächsbedarf haben und im Gespräch Entlastung für sich suchen.
Für Zugehörige von Patient*innen Auch für Lebenspartner*innen und Kindern sowie anderen Zugehörigen von Patient*innen stehe ich zur Verfügung, die in der Sorge um einen erkrankten Angehörigen das Gespräch suchen. Angehörige, die gut für sich selber sorgen, können dann auch vorhandene Resourcen nutzend, um für die erkrankte Person da zu sein.
Begleitung durch Gottesdienst und Gebet Mein seelsorglicher Dienst ist eingebunden in das Vertrauen, dass wir die Herausforderungen unseres Lebens und das Umgehen mit Krisen, Krankheit, Leid und Tod mit Gottes Unterstützung meistern können und dass wir in SEINER Liebe geborgen sind. ER möchte unser aller Heil. Deshalb besteht mein Dienst auch in der Feier von Gottesdiensten und durch das persönliche Gebet, in dem ich immer wieder auch für die Patient*innen, deren Zugehörige sowie für die Mitarbeitenden im Krankenhaus bete.
Wie kann ich für Sie da sein?
Um mich selber weitgehenst zu schützen, verzichte im beruflichen und privaten Kontext weitgehenst auf persönliche Kontakte. Sie sind beschränkt auf das Notwendigste. Dadurch schütze ich mich vor diversen Infektionen und kann so möglichst kontinuierlich dienstbereit sein.
Sie können mit mir auf verschiedenste Weise in Verbindung treten:
Patient*innen oder Mitarbeitende sprechen mich selber (auch per Mail, Anruf oder sms u.ä.) an.
Angehörige sprechen mich an und machen mich auf Patient*innen aufmerksam
Durch interne Abläufe im Krankenhaus erfahre ich von Patient*innen, denen ein Besuch gut tun könnte.
Welche Möglichkeiten des Kontakts gibt es?
Ich komme gerne persönlich zum Gespräch. Dabei werden selbstverständlich die Corona-Schutzregeln (AHA+L) eingehalten!
Wir können telefonisch miteinander reden. Dazu rufen Sie mich am Besten auf meinem Mobiltelefon an oder hinterlassen per Sprachnachricht oder SMS eine Nachricht. Ich rufe dann schnellstmöglich zurück. Kosten entstehen Ihnen dann auch nicht durch meinen Rückruf.
In besonderen Fällen, wo besondere Schutzmaßnahmen nötig sind und ich persönlich Patient*innen nicht aufsuchen kann, gibt es auch die Möglichkeit, über spezielle Messengerdienste in Kontakt zu treten. Die Dienste nenne ich ebenfalls gleich unten. Die von mir dienstlich verwendeten Messenger-Diensten entsprechen den Normen des EU-Daternschutzes. Welche technischen Voraussetzungen erfüllt sein müssen, können wir dann in einem Telefonat klären. Der Vorteil der Videotelefonie ist, dass weder Patient*innen noch ich einen Mundschutzt tragen muss, und so gegenseitig auch die Gesichter voll zu erkennen sind. Das kann, insbesondere bei emotionalen Gesprächen, sehr von Vorteil sein. Als Dienst für Messenges oder Videotelefonie empfehle ich den Dienst ‚threema‚, der vollumfänglich die europäischen Datenschutzbestimmungen erfüllt. Sie können die entsprechende App für Ihr Smartphone oder Tablet in den üblichen App-Stores herunterladen.
Kontaktdaten:
Sie erreichen mich per Mail über Pastor Gerd Wittka, Mobiltelefon: 0176 967 00 901. Über diese Nummer können Sie mich auch per SMS oder Messengerdienst (threema und ginlo) erreichen.
Ich freue mich, für Sie da zu sein!
Ihr
Gerd Wittka
Reduktion
Was jetzt not-wendig ist
Vor einigen Tagen erreichte mich ein newsletter einer der Kliniken, in denen ich als Krankenhaus-Seelsorger tätig bin.
Darin wurde alle Mitarbeitenden geraten, die persönlichen Kontakte und Begegnungen auf das wirklich Notwendige zurück zu fahren. Auch in dienstlichem Kontext wurde deutlich gemacht, dass hier auch die persönlichen Kontakte zu KollegInnen auf das Minimum und Nötigste zurück gefahren werden soll.
Konkret heißt das: telefonische Absprachen oder Videokonferenzen, da wo es nötig ist und keine unnötigen kollegialen physischen Begegnungen innerhalb des Dienstes.
Meine persönliche derzeitige Situation
Als Heuschnupfen-Allergiker nehme ich seit Monaten an einer Hyposensibilisierung teil. Zwei Wochen vor und nach jeder Spritze kann ich mich nicht impfen lassen. Das hat dazu geführt, dass ich mich seit Anfang Oktober nicht gegen die saisonale Grippe impfen lassen konnte, weil entweder der Termin nicht wahrgenommen werden konnte oder dann gegen Ende Oktober der Grippe-Impfstoff nicht verfügbar war. Ich kann nur hoffen, dass sich ein günstiges Zeitfenster ergibt, wo ich mich gegen die Grippe impfen lassen kann.
Als Krankenhaus-Seelsorger ist es mir wichtig, dass ich mich durch eine Impfung nicht nur selber schütze, sondern auch im Falle einer Infektion einen Grippevirus nicht weiter verbreite. Dazu kommt, dass ich – sobald ich erste Erkältungssymptome entwickle – nicht mehr ins Krankenhaus gehen darf; ich stehe dann also für meinen Dienst nicht zur Verfügung.
Da Vertretungen – gerade auch in dieser Zeit – sehr schwierig sind (wegen des allgemeinen Besuchsverbots und der Zugangsberechtigung nur für Mitarbeitende im Krankenhaus selber), musste ich also für mich persönlich eine Strategie entwickeln, wie ich möglichst ohne Infektionen durch diese Zeit komme und dann für meinen Dienst zur Verfügung stehe, wenn es nötig wird.
Meine derzeitige Strategie:
Schon vor diesem Newsletter war mir klar, dass ich selber auch in der Frage meiner persönlichen Kontakte umdenken muss.
Also habe ich eine eigene Strategie entwickelt, die aus folgenden Komponenten besteht:
Nutzung der Homeoffice-Möglichkeit
Reduzierung auch privater Kontakte
Umorganisation meines Einkaufsverhaltens
Homeoffice
Als Krankenhaus-Seelsorger ist es mir möglich, einen Teil meiner Aufgaben im Homeoffice zu erledigen. So habe ich mich entschieden, an zwei Tagen in der Woche (montags und mittwochs) persönlich im Krankenhaus anwesend zu sein. An diesen Tagen schreibe ich entweder Patient*innen-Brief oder feiere mit meinem evangelischen Kollegen einen „Stellvertretungsgottesdienst“ (weil Gemeinschaftsgottesdienst nicht möglich sind). In der anderen Zeit bin ich über mein dienstliches Mobiltelefon und auch über andere Kanäle (Email, Messenger, Videokonferenzen) erreichbar. So kann ich auch nach Bedarf kurzfristig wieder persönlich im Krankenhaus anwesend sein.
Patient*innen, gerade auch aus der psychiatrischen Klinik, nutzen diese anderen Kontaktmöglichkeiten.
Reduzierung privater Kontakt
Auch in meinem privaten Leben habe ich mich entschieden, private direkte Kontakte zu reduzieren. Emotional ist das für mich wohl der einschneidenste Schritt. Denn das bedeutet für mich, sowohl zu meiner eigenen Familie als auch zu anderen engen Freund*innen den Kontakt nur noch über (Video-)Telefonie aufrecht zu erhalten. Dieses erlebe ich aber nicht als eine Art Isolation, denn ich nutze lebhaft die anderen Möglichkeiten, die mir zur Beziehungspflege bleiben.
Auch zu Weihnachten …
werde ich mich nur mit einer Person persönlich treffen, damit ich dieses Fest nicht ganz allein verbringe. Aber schon bereits in besseren Jahren war es für mich weniger ein Problem, Weihnachten nicht mit der ganzen Familie und mit Freunden zusammen zu sein. Irgendwann einmal habe ich für mich erkannte, dass ich an den meisten Tagen und Abenden des Jahres allein bin. Und ich habe für mich erkannt, dass der Heilige Abend bzw. die Weihnachtstage dann nur weitere Tage sind, wo ich so lebe, wie ich es in der meisten Zeit des Jahres gewohnt bin. Es ist für mich also nur eine reine Kopfsache, wie ich mit dem Heiligen Abend allein umgehen kann. Denn meine regulären Alltagserfahrungen sind nicht wesentlich anders als am Heiligen Abend.
Genügend menschliche Begegnungen
Vielleicht hört sich das sehr radikal an. Aber man muss auch wissen, dass ich ja nicht gänzlich ohne soziale physische Kontakte bin. Allein durch meinen Dienst geben sich immer wieder – notwendigerweise – physische Kontaktmöglichkeiten, so dass bei mir sicherlich nicht die Gefahr der Selbstisolation besteht.
Momentan komme ich emotional mit dieser Vorgehensweise gut klar.
Umorganisation meines Einkaufsverhaltens
Schon während meines Urlaubs im September konnte ich mich in ein verändertes Einkaufsverhalten einüben:
Durch sorgfältige Planung und Organisation konnte ich meine Einkäufe auf ein bis zwei Einkäufe pro Woche reduzieren. Das reduziert auch die Möglichkeit unerwünschter Kontakte, von denen Infektionen ausgehen könnte. Man muss sich nur vorher die Mühe eine sorgfältigen Haushaltsführung machen, dann ist auch das überhaupt kein Problem.
Unverständnis
Mit ist bewusst, dass meine Haltung sicherlich nicht auf breites Verständnis führt. Aber ich bin sicher, dass diese Zeit uns vor die Frage stellt, was uns wichtig ist und wie wir selber am besten durch diese Zeit kommen wollen.
Dafür ist es auch wichtig, dass man sich Prioritäten setzt und die sind für mich ganz klar:
Ich möchte weitgehenst verfügbar bleiben für meinen Dienst; gerade auch deshalb, weil Patient*innen diese Zeit besonders schwer erleben, erst recht, weil es in den Krankenhäusern ein Besuchsverbot gibt. Als Krankenhaus-Seelsorger habe ich aber das Glück, weitgehenst noch den persönlichen Kontakt zu den Patient*innen haben zu können.
Ich reduziere meine persönlichen Begegnungen auf das machbare Minimum, damit ich gerade im privaten Bereich auf persönliche Begegnung nicht gänzlich verzichten muss, um das Infektionsrisiko zu minimieren.
Chancen nutzen
Indem ich mein Verhalten in dieser Zeit ändere, spüre ich aber auch deutlich, dass sich andere, neue Möglichkeiten in meinem Leben ergeben: etwas, was ich immer schon mal wieder machen wollte, kann jetzt zum Zuge kommen. Ich kann mal wieder ganz in Ruhe ein Buch zu Hand nehmen. Ich kann nötige handwerkliche Aufgaben in meinem Haushalt erledigen, für die ich sonst keine Zeit oder Muße gefunden habe. Ich kann Spaziergänge machen, die sonst viel zu kurz gekommen sind,
…
Mich in meinen physischen Sozialkontakten zu reduzieren, gibt mir ganz neue Möglichkeiten, die ich buchstäblich ent-decken kann, weil sie in der Geschäftigtkeit und Hektik früher Zeiten verschüttet wurden.
Ich finde, das ist ein guter Einstieg für mich in die nun beginnende Adventszeit, die wir so oft als Zeit der Muße und Besinnung bezeichnen.
Wie gehen Sie mit dieser Zeit um? Welche Akzente setzen Sie in dieser Zeit? Schreiben Sie gerne Ihren Kommentar zu meinen Gedanken.
Reformationstag 2020
… vor leeren Bänken
Es ist schon eigenartig, was ich heute Morgen bei der Übertragung des evangelischen Gottesdienstes aus der Stadtkirche Bad Hersfeld gesehen habe …
Ein wunderbarer Gottesdienst wird dort übertragen, der auch mich als Katholiken anspricht. Mit viel Mühe und Aufwand wird dieser Gottesdienst von verschiedenen Personen gestaltet und getragen. Die musikalischen Beiträge sind sehr hochwertig und von professionellen SängerInnen und MusikerInnen ausgeführt.
Die Aussenaufnahmen während des Gottesdienstes zeigen Bad Hersfeld von oben: volle Parkplätze und in der Einkaufsstraße laufen Menschen umher. – Ach ja, es ist ja Samstag, die Geschäfte sind geöffnet, Menschen gehen einkaufen und genießen vielleicht auch gerade in dieser Corona-Zeit den freundlichen Tag heute in Bad Hersfeld.
Dann ein Schwenk in die schöne evangelische Stadtkirche von Bad Hersfeld.
Der Blick geht vom Chorraum in die Kirche, in die leere Kirche! Kein einziger Mensch sitzt in den Bänken, in denen sonst die Gemeindemitglieder Platz nehmen und am Gottesdienst teilnehmen.
Es wirkt etwas surreal: da vorne gestalten über ein dutzend Menschen einen durch und durch guten und durchdachten Gottesdienst, doch es gibt keine übliche Gemeinde, ’nur‘ die Fernseh-Gemeinde.
Eigenartig!
Ich frage mich, wie sich wohl die Akteure fühlen, die es sonst gewohnt sind, wenn auch nicht mehr vor vollem Haus so doch, vor einer gefüllten Kirche die Gottesdienste zu feiern?
Quelle: www.pixabay.com
Leere Kirchen drinnen – belebte und ‚geschäftige‘ Straßen draußen?
Ein Bild der Gegenwart! – Ein Bild der Zukunft?!
Ich merke, wie Unbehagen in mir hochkommt: Da gibt es welche, die verkündigen eine Botschaft; heute konkret eine Botschaft der Hoffnung; eine Botschaft die Halt gibt. Sie sprechen von ‚Haltung‘ und wie notwendig sie sein kann, wenn das Leben uns herausfordert.
Doch augenscheinlich sind da keine, die die Botschaft hören. Jene, die sie hören könnten, sind ‚da draußen‘, weil sie nicht hinein durften (wegen der Pandemie) oder weil sie nicht hinein wollten (da sie vom ‚kirchlichen‘ Glaubensbetrieb nicht mehr angesprochen werden).
Da ist es fast egal, warum.
Ich spüre bei diesem Gottesdienst: wir müssen Wege und Formen finden, um als Kirche und mit der Botschaft unseres Glaubens nach draußen zu gehen, da, wo die Menschen sind, die nicht kommen können oder wollen.
Ich spüre den Drang, heraus zu gehen zu den Menschen, unter ihnen zu sein, mit ihnen zu sein, um dann – wenn die Zeit da ist – Rede und Antwort zu geben, zu verkündigen und zu bezeugen.
Ich wünsche meinen evangelischen Schwestern und Brüdern im Glauben, aber auch uns allen, einen gesegneten Reformationstag!
1 Petrus 3, 14 – 16a
„…Aber auch wenn ihr um der Gerechtigkeit willen leidet, seid ihr seligzupreisen. Fürchtet euch nicht vor ihnen und lasst euch nicht erschrecken, heiligt vielmehr in eurem Herzen Christus, den Herrn! Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt; antwortet aber bescheiden und ehrfürchtig …“
Selig sind …
Gedanken zu Allerheiligen in der Corona-Pandemie 2020
Wir in unserer römisch-katholischen Kirche leben mit ihnen, den unzähligen Heiligen, nach dem das heutige Fest benannt wurde.
„Selig sind, …“ – sind damit vielleicht jene gemeint, die nach dem Verständnis der Kirche als Vorstufe der Heiligen angesehen werden, die Seligen?
Wohl kaum, liebe Schwestern und Brüder; damit hatte Jesus offensichtlich wenig am Hut.
Wenn Jesus Menschen selig nennt, dann nicht, um ihnen eine besondere Form der Verehrung entgegen zu bringen. Wenn Jesus Menschen selig nennt, dann, um sie zu ermutigen und zu stärken:
jene Menschen, die sich letztendlich allein bedürftig sehen vor Gott. Die in der Welt leben in dem Bewusstsein, dass nur Gott sie wirklich erfüllen und reich machen kann.
jene Menschen, die trauern; die trauern über einen geliebten Menschen, die trauern über den Verlust dessen, was ihnen im Leben wichtig war, ihnen Mitte gab; die aber auch trauern über Verluste in unseren Gesellschaften und in unserer Welt; die trauern über verloren gegangene Solidarität und Gemeinsinn; die trauern über verloren gegangene Teile der Schöpfung, seien es Geschöpfe oder ganze ökologische Systeme; die trauern, weil sie den Verlust nicht aufhalten oder ihm etwas entgegensetzen konnten.
jene, die in einer Welt der Ellenbogen-Mentalität Sanftmütigkeit oder Barmherzigkeit walten lassen.
jene, denen die unzähligen Facetten von Gerechtigkeit ein Herzensanliegen sind und sich danach sehnen, dieser Gerechtigkeit immer mehr Raum und Gewicht zu geben.
jene, für die der Friede nicht nur die Abwesenheit von Krieg, Terror und Gewaltkriminalität bedeutet, sondern eine grundlegende Form des Miteinanders, sodass Hass, Neid und Diskriminierung überwunden werden.
jene, die in ihrer guten Gesinnung Benachteiligung ausgesetzt oder gar verfolgt werden.
Eigentlich all jenen Menschen, die in ihrer Lebenssituation konkrete Worte der Hoffnung und des Mutes brauchen.
Auch heute – in den Zeiten der Corona-Pandemie – kommt es wieder auf solche Seligpreisungen an. Heute kommt es darauf an, dieses Evangelium neu und ganz konkret in unsere Zeit zu übersetzen.
Kirche der Seligpreisungen (Tabgha – See Genesareth – Israel) – Bild von Reijo Telaranta auf Pixabay
Viele Menschen leiden körperlich, seelisch, aber auch wirtschaftlich und sozial unter dieser Pandemie. Und wir ahnen alle gemeinsam, dass wir noch eine lange Durststrecke vor uns haben.
Was wird da wichtig?
Wichtig wird, dass jenen Mut und Zuversicht gemacht wird, denen es daran fehlt. Wichtig wird, dass wir uns untereinander bestärken, durch einen wohlwollenden und liebevollen Umgang miteinander. Wichtig ist es, uns gegenseitig zuzugestehen, dass bei dem einen oder der anderen auch mal die Nerven blank liegen und wir deshalb einmal mehr manch schroffes Wort nicht auf die Goldwaage legen, da wir wissen, dass dieser Mensch sonst anders ist. Wichtig wird, dass denen materielle Hilfe zuteil wird, die darauf angewiesen sind. Wichtig wird, dass wir einander stärken und uns nicht aus den Augen verlieren.
Ich möchte das mal an einem konkreten Lebensbeispiel von mir verdeutlichen:
Als ich im Januar 1982 mit dem Abendgymnasium begann, das berufsbegleitend stattgefunden hat, waren wir insgesamt 50 Studierende, wobei ich damals mit noch 18 Jahren der „Benjamin“ unter ihnen war. Die anderen waren z.T. deutlich älter.
Unter diesen 50 NeuanfängerInnen hatte sich eine Clique gebildet von fünf Mitstudierenden, der auch ich angehörte. Fehlte einer von uns mal an einem Abend bei Unterricht (der oft bis 21.45 Uhr ging), kam spätestens am nächsten Tag ein Anruf von jemand anderem aus der Clique und es wurde gefragt, warum man nicht da war? Gab es keinen trifftigen Grund, außer, dass man z.B. zu kaputt von der Arbeit war, dann wurde einem wohlwollend klargemacht, dass man heute wieder zu erscheinen habe. So haben wir gegenseitig auf uns geachtet und sind allesamt bis zum Abitur am Ball geblieben.
Das war für mich eine prägende Erfahrung dafür, was es heißen kann, andere mitzunehmen.
So in etwa denke ich, könnten wir auch in diesen Tagen füreinander da sein, wir hier in unserer christlichen Gemeinschaft aber auch ganz besonders für jene, die nicht in unseren Reihen sind – vielleicht gerade für diejenigen, die sonst auf sich allein gestellt sind.
Jesus hat damals den Menschen, die in Nöten waren, Hoffnung machen wollen. Heute sind wir es, die den Menschen sagen und zeigen können, dass auch sie getröstet oder satt werden und das Licht am Ende des Tunnels erwarten dürfen, durch den wir alle gemeinsam und zusammen gehen.
Diese Zahl berührt mich, auch wenn unter ihnen niemand ist, die/den ich persönlich kenne.
Diese Zahl berührt mich und macht mich so traurig und auch zornig, wenn ich daran denke, wie oberflächlich, leichtfertig und sogar ignorant manche Menschen mit dieser Pandemie umgehen! Es macht mich zornig, wenn ich daran denke, dass Menschen diese Pandemie und dieses Leid für ihre inhumane Ideologie missbrauchen!
Fragen wir uns eigentlich noch, wie schnell wir verantwortlich oder sogar mitschuldig werden am Schicksal, am Leid und Not und Tod anderer? Wie leichtfertig risikieren wir ihre Gesundheit und ihr Leben?
Gebet:
Gott und Herr des Lebens, die Corona-Pandemie lehrt uns, wie schnell unser Handeln und Tun aber auch unser Nichtstun und Leichtfertigkeit massiven und teils gefährlichen Einfluß auf das leibliche und seelische Wohl anderer haben kann. Stärke unsere Sensibilität und Verantwortlichkeit, damit wir diese Verantwortung tragen können. Lass uns nicht zögern, kreativ und liebevoll mit den Herausforderungen unserer Zeit umzugehen. Bewahre uns vor Angst und Lethargie in Zeiten, wo mutiges Handeln zum Segen werden kann. Darum bitten wir dich durch Christus und im Heiligen Geist. Amen.
(c) Gerd Wittka, 24.10.2020
Füreinander …
… beten
„Schließen Sie mich bitte in Ihr Gebet ein!“ – „Beten Sie für mich!“ – „Denken Sie an mich im Gottesdienst!“
Solche oder ähnliche Bitten oder Aufforderungen bekommen wir SeelsorgerInnen immer wieder.
Mitunter erwidere ich diese Bitte, in dem ich sage: „Beten Sie auch bitte für mich!“
Solche (gegenseitigen) Bitten zeigen mir: wir geben was auf die Für-Bitte anderer.
In den gemeinsamen Gottesdiensten hat dieses fürbittende Gebet einen ganz zentralen Ort und ist von großer Bedeutung.
Aber gerade in Corona-Zeiten gibt es kaum öffentliche und gemeinschaftliche Gottesdienste.
Wie ist es dann möglich, dieses fürbittende Gebet regelmäßig aufrecht zu erhalten?
Bei uns in der Krankenhaus-Seelsorge im Johanniter-Krankenhaus in Oberhausen haben mein evangelischer Kollege und ich dafür eine Möglichkeit gefunden:
Wir haben einen Gottesdienstvorschlag aus der evangelischen Kirche aufgegriffen und bieten nun jeden Mittwoch mittags um 13.00 Uhr einen
Stellvertretungsgottesdienst
an.
Über Flyer haben wir die PatientInnen im Haus informiert und sie eingeladen, ihre Gebetsanliegen entweder schriftlich oder auch per sms auf mein Seelsorge-Handy an uns zu übermitteln. Wir sammeln dann auf den Stationen diese Zettel am Mittwoch Vormittag ein und bringen sie bei diesem Gottesdienst mit ein.
In der Kapelle steht die entzündete Osterkerze und auf dem Altar eine Schale mit Sand gefüllt.
Die Osterkerze im Gottesdienst erinnert an die Gegenwart Christi, als das „Licht der Wetl“ Foto: Gerd Wittka, 2020
Während des Gottesdienst, in dem ein Psalm gebetet, ein biblisches Schriftwort gelesen und Musik gehört wird, werden dann auch im fürbittenden Teil kleine Vigilkerzen an der Osterkerze entzündet. Es wird das Gebetsanliegen formuliert und dann dazu die brennende Vigilkerze in die Schale gestellt. Nach jeder Bitte erfolgt ein gesungener Kyrie-Ruf.
Eine kleine Kerze wird an der Osterkerze entzündet – Foto: Gerd Wittka, 2020
Danach erfolgt eine kurze Gebetsstille.
Der Gottesdienst wird abgeschlossen durch das Vater-unser-Gebet und einen Segen.
Jede kleine Kerze steht für ein konkretes Gebetsanliegen – Foto: Gerd Wittka, 2020
Nun kann man sich fragen: kann ein solcher Gottesdienst, wo ich zum Beispiel ganz allein bin, wirklich ein Ersatz für „gemeinschaftliche“ Gottesdienste sein?
Ich frage anders herum: sollen wir ganz auf förmliche Gottesdienste verzichten, nur weil wir nicht mehr ohne weiteres in Gemeinschaft zusammen kommen können?
Wir von der Krankenhaus-Seelsorge meinen: Nein! Wir meinen auch deshalb, dass wir auf Gottesdienste nicht verzichten sollten, weil solche Gottesdienste durchaus in der Glaubenstradition stehen und gerade auch im Hinblick auf das fürbittende Gebet.
Ich meine: diese Corona-Pandemiezeit kann uns die Bedeutung des persönlichen Gebets wieder bewusster vor Augen stellen.
Diese Pandemie kann uns aber auch daran erinnern, dass es liturgische Feiern gibt, die auch dann begangen werden können und sollen, wenn man sie allein vollzieht.
Im „TE Deum – das Stundengebet für den Alltag“ finde ich in diesem August in der Einleitung folgende Worte von Sr. Charis Doepgen OSB:
„In der Themenreihe „Heilige Zeit“ geht es in diesem Monat um das persönliche Gebet und um Formen, es einzuüben und zu pflegen. Das persönliche Gebet als Ausdruck einer individuellen Gottesbeziehung liegt dem gemeinsamen Gebet voraus. Wenn letzteres wegfällt, wird uns nicht der Zugang genommen, sondern wir werden auf das Fundament unserer Gottesbeziehung zurückgestellt.“ (aus: TE DEUM, August 2020, S. 4)
Ich finde dieses Gedanken sehr wertvoll, weil sie uns auch deutlichen machen können: offizielle liturgische Feiern und Gottesdienste, die von einer Person allein gefeiert werden, können sinnvoll sein, weil in diesem alleinigen, vereinzelten und persönlichen Gebet die Grundlage für die Gottesbeziehung liegt, die auch für gemeinschaftliche Gottesdienste und Gebetsformen existentiell ist.
Eucharistiefeiern – was kommt nach ‚Corona‘?
Wie die Corona-Pandemie auf das Teilnahmebedürfnis an der Eucharistie durchschlagen könnte
Seit Monaten finden die gewohnten Eucharistiefeiern (hl. Messe) nicht mehr in unseren Kirchen statt. Einige Wochen gab es überhaupt keine gemeinschaftlichen Messen in unseren Kirchen. Später – bis heute – werden in einigen Kirchen und unter ganz besonderen Vorsichtsmaßnahmen Messen gefeiert, aber mit Beschränkungen der TeilnehmerInnen-Zahlen und geradezu synthetischen Bedingungen (Abstand zum/zur Nachbarin, kein beherztes Singen, Kommunionausteilung fast aseptisch und steril, …) Menschen aus den Risikogruppen trauen sich zu großen Teilen gar nicht mehr in die Kirche. Ähnliche Zustände auch bei Zielgruppen-Gottesdiensten, so sie denn überhaupt noch angeboten werden (Kindermesse, Jugendmessen, Seniorenmessen, Messe für Menschen mit Handycap).
Ich frage mich, wie sich das auf die Menschen auswirkt, die vor der Corona-Pandemie noch selbstverständlich und regelmäßig die Sonntagsmesse mitgefeiert haben?
Diese Frage müssen wir uns stellen, nicht nur in Gedanken, sondern ganz laut und in den verschiedenen Seelsorgeteams und Gremien von Gemeinden und Pfarreien!
Wir müssen auch – jetzt schon- darüber nachdenken, ob und wie sich das Bedürfnis zur Mitfeier der Eucharistie dadurch verändert (hat)?
Wir müssen uns mit der Frage beschäftigen, welche Auswirkungen die Corona-Pandemie auf das geistliche und gottesdienstliche Bedürfnis überhaupt noch haben wird?
Was, wenn die Menschen, die heute allein durch die Corona-Pandemie für sich mehr und mehr feststellen, dass die regelmäßige Mitfeier der Eucharistie für sie ‚verzichtbar‘ geworden ist; dass ihnen nicht mehr viel fehlt, wenn sie nicht dabei sind?
Ja, solche Gedanken sind nur schwer zu ertragen für jene, denen die Eucharistiefeier und die Gottesdienstgemeinde am Sonntag existentiell wichtig sind.
Menschen von heute – unter uns, unterwegs in unseren Straßen – Bild von Free-Photos auf Pixabay
Wie wollen wir diese Menschen dann wieder ansprechen und erreichen?
Allein mit Appellen werden wir die Menschen nicht ‚hinter dem Ofen locken‘ können.
Wir werden sehr gezielt und sehr konkret nach ihren geistlichen Bedürfnissen fragen müssen.
Wir werden fragen müssen, in welcher Welt sie sich bewegen und welche Rolle konkret dort für sie der christliche Glaube und der christliche Gottesdienst hat?
Wir werden sehr persönlich mit ihnen ins Gespräch und in die Begegnung kommen müssen und ihnen von Neuem ein Angebot machen müssen, das für sie attraktiv und einladend ist.
Wir werden noch viel, viel mehr als bisher werbend und einladend sein und eine echte und glaubwürdige Willkommenskultur an den Tag legen müssen.
Die sonntägliche Gottesdienstteilnahme wird durch floskelhafte Hinweise, wie, dass „die Eucharistie Mittelpunkt der christlichen Gemeinde“ sei, nicht zufriedenstellen können.
Noch mehr als bisher müssen unsere Eucharistiefeiern – schon vor Beginn und nach dem Ende – Orte der echten menschlichen Begegnungund sozialer Verbindung werden, ähnlich wie den Hauskirchen in der frühen Kirche.
Sehr konkret werden wir sicherlich auch organisatorische Angebote machen müssen. Ich stelle mir da zum Beispiel Fahrgemeinschaften vor, die angeboten und gebildet werden; auch Abhol-Services können dazu gehören. Dies wird um so wichtiger sein, um so mehr Kirchen geschlossen und die Wege zu den Gottesdiensten zwangsläufig weiter sein werden.
Auch wäre es sicherlich nicht schlecht, auf die frühkirchlichen Agape-Gemeinschaften zu schauen und zu überlegen, ob und wie diese als Angebot nach der Eucharistie zur Gemeindebildung genutzt werden kann.
Manche schauen verunsichert und skeptisch in die Zukunft. Manche wollen das ‚alte Leben‘ wieder zurück haben, aber das wird es nie mehr geben in unseren Pfarreien und Gemeinden. Manche sehen die Situation als Herausforderung, die kreativ und christlich gestaltet werden will.
Wir tun gut daran, uns mit jenen zu verbünden, die nach vorne gehen wollen. Wir sollten jene nicht allein lassen, die unsere Unterstützung dabei brauchen. Und wir sollten uns alle Mut machen, die Realität anzuschauen und anzunehmen, wie sie ist.
Alles andere würde nur in die falsche Richtung führen.
Und zum Schluß … ein Gebet:
Um drei Dinge bitte ich
Herr, zeige mir die Möglichkeiten, die Dinge zu verändern, die ich verändern kann,
und gib mir die Kraft, die Dinge zu ertragen, die ich nicht ändern kann,
und gib mir die Weisheit, eines vom anderen zu unterscheiden.
Ich trete aus der Balkontür heraus lausche – höre eine Ruhe wie ich sie nur selten in der Innenstadt vernehmen kann
Wie wohltuend dieser ruhige entschleunigte Moment
Davon gibt es mehr in diesen Tagen
eine Chill-Zone die da ist und die wir annehmen können vielleicht auch als Geschenk
Und ich frage mich, wie die Natur um uns herum, diese ungewohnte Atmosphäre aufnimmt?
(Text und Bild: (c) Gerd Wittka, 2020
Geistliches Leben trotz Corona
Auch wenn Veranstaltungen und Gottesdienste ausfallen, ist geistliches und gottesdienstliches Leben möglich
Eine geistliche Orientierung
Noch erscheint es wie ein Flickenteppich von unterschiedlichen Maßnahmen, die auch von Kirchengemeinden ergriffen werden, um die Ausbreitung des Corona-Virus zu verlangsamen. Doch hinter allen Maßnahmen steht die Absicht, die besonders gefährdeten Risikogruppen weitgehenst zu schützen. Im optimalen Fall wird es in der Zwischenzeit zumindest antivirale Medikamente geben, die die Risiken einer möglichen Infektion minimieren können.
Es ist – seit ich lebe – wohl das erste Mal, dass sogar entschieden wird, Gottesdienst über einen längeren Zeitraum („bis auf weiteres“) ausfallen zu lassen. Meine frühere Pfarrei St. Hippolytus in Gelsenkirchen-Horst hat sich ganz aktuell dazu entschieden. -> https://www.hippolytus.de/2020/03/wegen-corona-standorte-vorerst-geschlossen/ Beim Schreiben dieses Beitrags erreichen mich auch Nachrichten, dass die Bischöfe von Hamburg und Osnabrück dringend dazu raten, Gottesdienste ganz ausfallen zu lassen. Das Neue Ruhr-Wort berichtet online darüber.
Ich halte eine solche Entscheidung für mutig, aber auch für geboten und ich hoffe, dass andere Pfarreien ebenso den Mut zu solchen Entscheidungen finden.
Zugleich sorgen sich Gläubige, ob sie da, wo noch Gottesdienste angeboten werden, persönlich das Risiko eingehen sollten, an diesen Gottesdiensten teilzunehmen?
Gottesdienstliches Leben findet weiterhin statt
Nun ist die Situation so ungewohnt, dass sich gläubige ChristInnen, die sonst regelmäßig am Gemeindegottesdienst teilnehmen, sich die Frage stellen, wie ihr geistliches Bedürfnis nach Gottesdiensten weiter gestillt werden kann, auch wenn sie vor Ort an keinem Gottesdienst teilnehmen können oder aus berechtigter Sorgen teilnehmen wollen?
Dieses Frage ist völlig legitim und wir SeelsorgerInnen müssen diese Frage aufgreifen und beantworten und Alternativen aufzeigen!
In einem sehr hilfreichen Beitrag hat die Onlinepräsenz von www.katholisch.de diese Frage aufgegriffen. Dort wird sehr ausführlich und konkret erwähnt, welche Alternativen gottesdienstlicher Teilnahme durch Radio und TV, aber auch über das Internet wahrgenommen werden können. Diesen Beitrag möchte ich sehr empfehlen: https://www.katholisch.de/artikel/24822-kirche-trotz-corona-so-kann-man-weiter-am-glaubensleben-teilnehmen
Ich möchte alle dazu ermutigen, sich ruhigen Gewissens diese Angebot zu nutze zu machen.
In den Pfarreien, wo keine Gottesdienste angeboten werden, besteht aber weiterhin ein seelsorgliches Angebot der dortigen SeelsorgerInnen. Und es wird auch teilweise ausdrücklich das Angebot gemacht, wie die hl. Kommunion dennoch empfangen werden kann, für jene, die es wünschen. Hier gilt es, neue und unkonventionelle Wege zu gehen. Bischof Bode von Osnabrück betont deshalb zu Recht, dass diese gegenwärtige Situation es erfordert, aussergewöhnliche Wege zu gehen.
Den Mutigen bei solchen Entscheidungen gilt meine die Unterstützung, nicht den Zaghaften!
Im Matthäus-Evangelium, Kapitel 6, wo Jesus sich zumFasten äußert, äußert er sich auch zum Gebet. So heißt es bei Mt 6,6: „Du aber, wenn du betest, geh in deine Kammer, schließ die Tür zu; dann bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist! Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.“
Jesus macht damit deutlich, dass echte Gottesbeziehung zuhause, auch während einer Quarantäne, möglich ist. Sie wird sogar im Vergleich zu öffentlichkeitsheischendem Auftreten beim Gebet als die bessere Form gewürdigt. Mir sagt es in dieser konkreten Situation: wir brauchen uns keine Sorgen zu machen, dass die Nichterfüllung der vermeintlichen Sonntagspflicht von Gott verurteilt wird. Gott ist ein Gott der Beziehung. Diese Beziehung zeigt sich natürlich in dem gemeinsamen Gottesdienst. Aber diese Beziehung wird genau so gepflegt, wenn wir im persönlichen Gebet und häuslichen Gottesdienst unter aussergewöhnlichen Umständen unserer ‚Sonntagspflicht‘ nachkommen.
Ich werde versuchen, in dieser Zeit häufiger auch hier geistliche Gedanken zur Fastenzeit zu posten. Schauen Sie mal wieder rein. Gesegnete Fastenzeit!