Gewissensentscheidung – Fleischkauf

Beim Einkauf heute sah ich in der Fleischkühlung ein Stück Fleisch.
Es war kein Bio-Fleisch, welches sonst auf meiner Einkaufsliste steht.
Es erfüllte gerade etwas mehr als die gesetzlich vorgeschriebenen Regeln zur Viehhaltung.

Symbolbild: www.pixabay.com

Das Stück Fleisch war reduziert, weil das Mindesthaltbarkeitsdatum, morgen, am 15.12.2023 abläuft.

Eigentlich wollte ich Bio-Fleisch kaufen. Jetzt sah ich dieses gute Stück Fleisch, was nicht gekauft werden will, mittlerweile reduziert.

Was sollte ich tun? Mich fürs Bio-Fleisch entscheiden oder dieses Stück Fleisch kaufen, dass spätestens morgen in den Müll geworfen würde?!

Ich weiß, dass wir Kunden durch unseren Kauf mit entscheiden, was der Markt produzieren wird.
Unsere Nachfrage hat Einfluss auf das Angebot und die Art des Angebots.

Dann dachte ich an das Tier, dessen Stück Fleisch da nun reduziert wegen MDH-Ablauf angeboten wurde.
Es hatte gelebt, unter total schwierigen und für mich nicht akzeptablen Bedingungen. Aber es hat gelebt. Es wurde gezüchtet, um uns sein Fleisch zu liefern.

Kann ich das unberücksichtigt lassen?
Es hat ja sogar leidvoll gelebt, eingepfercht in einem kleinen Bereich, hat keinen offenen Himmel gesehen und standardisiertes Kraftfutter bekommen.
Sollten wir so wenig Achtung auch vor diesem Leben haben, in dem wir es einfach leidvoll haben leben lassen und dann das Fleisch auch noch achtlos verderben lassen und entsorgen?

Ich finde, dass ist eine Gewissensfrage.

Wie würdest du sie beantworten? Würdest du das Fleisch unter diesen Umständen kaufen, oder es verderben lassen?!




‚Dänische Art‘

… so haben wir in unserem Urlaub eine Zubereitungsart ‚getauft‘, die uns eine schmackhafte Mahlzeit bescherte und kaum Arbeit macht.



Die Zutaten bestehen aus beliebigem Gemüse, das man mag. Bei uns gehören dazu: Süßkartoffeln, Möhren, Zucchini, Paprika, Tomaten, Broccoli, Blumenkohl, Fenchel, Gemüsezwiebeln Auberginen, Rosenkohl,…

Wer mag, kann auch Fleisch dazu nehmen.

Das Gemüse wird in Würfeln geschnitten oder bei Blumenkohl und Broccoli kleine Röschen. Rosenkohl lassen wir ganz.

Zum Garen verwende ich eine Auflaufform aus Glas mit Glasdeckel.

Das Gemüse, was besonders fest ist oder intensiver gegart werden muss, kommt nach ganz unten (Süßkartoffeln, Möhren, Fenchel,…). Das andere Gemüse in Schichten darüber.

Dann etwas Kräuterbutter in Flöckchen drauf verteilen und zum Schluss 1/2 bis 1 Ltr. Gemüsebrühe darüber gießen. Je mehr Wasser das Gemüse hat, um so weniger Brühe braucht man.

Glasdeckel drauf und ab in den noch nicht vorgeheizten Backofen auf mittlerer Schiene.

Bei ca. 160 Grad Umluft ca. 45 Minuten garen lassen, evtl. etwas länger.

Auf Tellern anrichten und ggfs. mit geriebenem Käse bestreuen.

Ein bekömmliches und gesundes Essen. Guten Appetit!


Alle Fotos: © Gerd Andreas Wittka, 2021




„Wollt auch ihr weggehen?!“

21. Sonntag im Jahreskreis – C – 2021

Ansprach zur Schriftstelle: Johannes 6,60-69

Liebe Schwestern und Brüder,

es würde mich sehr wundern, würden viele von uns, die wir das heutige Evangelium gehört haben, irgendwann nicht auch auf das Thema „Kirchenaustritt“ und die neuesten Entwicklungen kommen.

Wir könnten leicht versucht sein, dieses Evangelium oberflächlich und 1:1 auf die heutige Zeit zu übertragen.
Wir könnten leicht versucht sein, zu sagen: „Heute ist es ja nicht viel anders als damals. Auch heute verlassen Menschen die Kirche und wollen scheinbar nicht mehr mitgehen.“

Bild von Oliver Fuß auf Pixabay



Aber Vorsicht!
Vielleicht ist das genau zu kurz gedacht.

Schauen wir uns den Text etwas genauer an:
Da gibt es wieder diesen einen Satz, den wir als Schlüsselsatz verstehen dürfen, der uns die Vorzeichen benennt, unter denen wir diesen Text ent-schlüsseln müssen:
„Der Geist ist es, der lebendig macht. Das Fleisch nützt nichts!“

Damit spricht Jesus einen Punkt bei den Juden an, der mit der Frage zusammenhängt, wie ein Mensch Jude bzw. Jüdin wird.
Wesentlich und in erster Linie spielt da die Rolle, ob Mutter oder Vater jüdisch ist. Die Geburt, die Abstammung von den Eltern ist hier also primär maßgeblich. Durch die anschließende Beschneidung tritt ein Junge dann dieser Bundesgemeinschaft bei.

Es gibt also mehr oder weniger einen „Automatismus“ bei der Zugehörigkeit zum Judentum: die Geburt, also „das Fleisch“ ist maßgeblich.

Doch dieses Verständnis kratzt Jesus im heutigen Evangelium an. Nach ihm ist nicht die Herkunft für die Zugehörigkeit maßgeblich, sondern die Gesinnung, der Glaube und die damit einhergehende Entscheidung für den Glauben und für eine Nachfolge Christi.

Diese Tradition des ‚entschiedenen‘ Christen hat sich im Laufe der Kirchengeschichte verfestigt, auch wenn es Zeiten gab, wo der/die einzelne nicht zum Christentum übertrat, sondern: wenn der „pater familias“ zum christlichen Glauben übertrat, dann trat mit ihm „das ganze Haus“ zum christlichen Glauben über, also alle Familienangehörigen, selbst die Sklaven im Haus.

Beziehen wir das heutige Evangelium aber auf die Frage nach Kirchenaustritt und Zugehörigkeit zu Christus, dann lohnt sich ein genauerer Blick auf die Entwicklung in diesem Bereich.

Das veränderte Austritt-Szenario in der Kirche

Als ich vor über 25 Jahren Priester wurde, konnte man im großen und ganzen berechtigterweise die These vertreten: Wer aus der Kirche austritt, vollzieht damit nur den letzten Schritt. Vorausgegangen waren zumeist schon eine längere innere und äußere Loslösung von der Kirche und evtl. sogar auch vom christlichen Glauben.
Der Kirchenaustritt erschien damals zumeist als logischer Schritt einer inneren oder auch geistlichen Entfernung von christlichem Glauben und von der Kirche.
Für uns Seelsorger:innen hieß das auch zumeist: „Der Zug ist abgefahren!“. So schnell würde man diese Menschen nicht wieder zurück gewinnen können. Mit diesen Menschen müsste man den Glaubensweg wieder neu starten.

In den letzten Jahren können wir – auch unter dem Einfluss des Skandals über sexuellen Missbrauch in der Kirche und durch kirchliche Mitarbeitende und auch das starre hierarchische Handeln der Kirche – aber eine andere Entwicklung feststellen.
Menschen sind verärgert, frustriert und verletzt, wie unsere Kirche mit bestimmten Themen umgehen.
Darunter sind sogar Menschen, die sich bis zum eigentlichen Austritt teilweise persönlich und sehr engagiert in der Kirchengemeinde eingebracht haben, z.T. in verantwortlichen Aufgaben und Positionen in Gremien oder als Ehrenamtliche in der Verkündigung (Kommunionhelfer:innen, Lektor:innen, Messdiener:innen, ….).

So höre ich in letzter Zeit häufiger folgende oder ähnliche Statements: „Ich trete aus der Kirche aus, aber ich bleibe ‚katholisch‘!“ oder „Ich trete aus der Kirche aus, aber ich bleibe nach wie vor überzeugte/r Christ:in!“

Christ:in sein – ohne Kirche?

Ich will jetzt gar nicht die theologische Frage stellen zwischen überzeugtem Christentum und ‚Zugehörigkeit zur Kirche‘. Aber diese Beobachtungen lassen eine weitere Frage aufscheinen:

Bedeutet Zugehörigkeit zu Christus gleichzeitig Zugehörigkeit zur Kirche? Oder: kann ich auch als ausgetretene/r Katholik/in auch weiterhin katholisch und Christ:in sein?

Viele von denen, die formal aus der Kirche ausgetreten sind, beantworten diese Fragen sehr klar, entschieden und eindeutig mit: „Ja!“

Ich finde, dass ist ernst zu nehmen. Denn sie sagen damit: Mein Christsein und mein Kirchesein wird nicht in erster Linie geprägt von einer formalen Mitgliedschaft zu einer Kirche, zu der ich vielleicht sogar eher unfreiwillig, d.h. durch die Entscheidung der Eltern (also dem „Fleische nach“?) gekommen bin.
Mein Verständnis von Christsein und Kirchesein ist entscheidend von meiner eigenen Entscheidung her zu verstehen, also von dem, was meinem Geiste als freie Entscheidung entspringt.

Bild von Holger Schué auf Pixabay

Mir ist klar, dass manche Dogmatiker:innen jetzt heftig die Stirn runzeln werden. Aber das ist für mich zweitrangig.
Für mich ist viel wichtiger, diese Geisteshaltung dieser Menschen ernst zu nehmen, denn dahinter verbirgt sich was ganz Wertvolles: sie haben nicht abgeschlossen mit dem christlichen Glauben, sie haben nicht abgeschlossen mit der christlichen Gemeinschaft. Sie haben oft nur abgeschlossen mit einer organisatorischen Institution, die ihnen oft so widersinnig erscheint: widersinnig im Hinblick auf den christlichen Glauben.

Und: sie haben ihr Bekenntnis zu Jesus Christus dadurch erneuert.
Sie sagen damit: Christus und der Glaube an ihn und seine Botschaft spielen in meinem Leben weiterhin ein große Rolle. Die Worte Jesu und seine Botschaft sind für diese Menschen weiterhin „Geist und sind Leben“.
Ihr Leben würde ohne den christlichen Glauben, ohne die Zugehörigkeit zu Christus, ohne christliche Nachfolge, leer sein.

„walking to the sky“ – Bild von Zorro4 auf Pixabay

Sie antworten auf die Frage des Herrn: „Wollt auch ihr gehen!“ auch heute wieder: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Wortes des ewigen Lebens. Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes.“

Wenn wir diesen Gedanken an uns heranlassen und ihn zulassen, dann wird aber zwangsläufig eine weitere Frage auftauchen:

Wie ist es mit uns, die wir (noch) in der Kirche geblieben sind?
Wo sind wir (nur noch) „dem Fleische nach“ Christ:innen? Und wo und wie könnten wir mehr und bewusster „dem Geiste nach“ Christ:innen sein und glaubwürdiger werden; dem Geiste nach, der uns (wieder) lebendig macht?

Formales Christentum, formale Zugehörigkeit zur Kirche ist wertlos.

Dem Geiste nach zu Christus zu gehören ist wesentlich, ob als Mitglied der Kirche oder nicht (mehr).