Erschütternde Nachrichten tagein tagaus aus der Ukraine. Heute wieder ein Höhepunkt bei den Schreckensmeldungen aus der Ukraine: Putins Armee bombardiert erbarmungslos zivile Einrichtungen, heute ein Einkaufszentrum am Nachmittag. Darin gut 1.000 Kund:innen.
Was geht im Kopf von Putin und seinen Schergen vor?! Sie machen eine Kriegspolitik, die nicht einmal die Mindeststandards der Genfer Konventionen einhalten.
Es geht Putin also nur um eine menschenmordende terrorisierende Kriegspolitik: Putin geht buchstäblich über Leichen! Dieser Mann und seine Mitmordenden haben keinen Fünkchen Ehre im Leib – ehrlose Verbrecher unter dem Deckmantel einer Staatsdoktrin, die zudem aus dem 18./19. Jahrhundert stammt. Dazu gehört auch – Schande über sie – die russisch-orthodoxe Kirche mit ihrem Patriarchen Kyrill!
Der Patriarch der russisch-orthodoxen Kirche, Kyrill, ist ein enger Verbündeter Putins! – Schande!
Putin zeigt damit die blanke Fratze seiner geheimdienstlichen Prägung zu Zeiten der UdSSR! Putin war nie demokratisch gesinnt. Es ging und geht ihm nie um Menschen, weder um die Menschen in der Ukraine noch in anderen Ländern noch um die Menschen im eigenen Land.
Wann endlich werden die Menschen in Russland in breiter Mehrheit aufwachen und erkennen, wie sie für mörderisch-verbrecherische Politik und Propaganda Putins missbraucht werden?! Wann endlich erwacht das Herz von „Mütterchen Russland“, das fürsorgliche und warmherzige Herz, das wir auch von Russland kennen?!
Denn wir wissen, dass der Krieg, den Putin führt, kein Krieg Russlands ist! Es ist der Krieg der Re-gierigen im Moskauer Kreml.
Noch ist es auch für Russland nicht zu spät, sich seiner verbrecherischen Regierung zu entledigen! Noch ist es nicht zu spät, dass Russland zeigt: Russland kann eine zivilisierte Nation sein, die ihren guten Platz in der Völkergemeinschaft unserer Erde einnehmen kann! … Noch!!
Freiheit für die Ukraine – Freiheit für alle freiheitlichen Demokratien dieser Erde!
Ein starkes Wort, das da heute fast buchstäblich in der Mitte der heutigen Tageslesung (Apg. 5, 27-33) steht.
Nach der Auferstehung Christi werden die Apostel dem Hohen Rat vorgeführt. Der will nicht, dass sich die Botschaft von der Auferstehung Christi weiter verbreitet. Deshalb hatten sie den Aposteln „streng verboten“, weiter in Namen Jesu Christi zu lehren. Die Apostel werden also vorgeführt und sollen durch die Truppe des Tempelhauptmanns und den Hohen Rat eingeschüchtert werden.
Aber nach dem Bericht der Apostelgeschichte machen Petrus und die anderen Aposteln jenen eindeutig klar: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.“
Ich finde, dieses Wort könnte einen Beitrag leisten, um z.B. auch den Krieg in der Ukraine schneller beenden zu können.
Allmählich steigen die Nachrichten an die Hinterbliebenen in Russland und in der Ukraine über die Söhne, die im Krieg als Soldaten – teils grausam – getötet wurden. (Ich vermeide bewusst die Begrifflichkeit vom „gefallenen Soldaten“, weil er so brutal verharmlosend ist! Das finde ich allein schon pervers, einen grausamen Tod so zu bagatellsieren zu wollen.)
Nein, Soldat:innen sterben fast immer eines grausamen und qualvollen Todes!
Mütter und Väter, Eltern, erhalten die Urnen ihrer verstorbenen Kinder zurück, von denen sie meinten, sie würden eher an einer harmlosen „Sonderaktion“ (wie Russland den Angriffs-Krieg! bezeichnen will) teilnehmen. Doch langsam werden sie misstrauisch – hoffentlich. Menschen in Russland spüren Verschlechterungen ihrer wirtschaftlichen Situation und wissen doch eigentlich nicht, wieso, weil die staatliche Propaganda sie in die Irre führt.
Ich kann nur hoffen, dass die Erfahrung, dass da „etwas nicht stimmt“ sie kritischer aufhorchen lässt, dass sie ernsthaft und offen fragen, was da los ist. Ich kann nur wünschen, dass der Tod ihrer Kinder sie nicht ruhen lässt, um die Wahrheit zu erfahren.
Ich kann nur wünschen, dass alle, die – mehr oder weniger – unfreiwillig in diesen Krieg hineingezogen wurden, erkennen, dass das nicht ihr Krieg ist: kein Krieg Russland gegen die Ukraine, sondern ein Krieg von einzelnen Menschen, von einzelnen Machtapparaten, die ihre Ideologie verfolgen und dafür bereit sind, buchstäblich über Leichen zu gehen.
Der Weg Putins und seiner Schergen und Speichelleckern ist mit Leichen gepflastert!
Wenn diese (meist noch sehr jungen Menschen) nicht vergeblich gestorben sein sollen, dann hoffe ich, dass jene, die um sie trauern, erwachen und einsehen: Putin und seine Komplizen können diesen Krieg nicht führen, wenn es keine Menschen gibt, die mit machen.
Wenn also Eltern ihre Kinder nicht hergeben und wenn sie lernen, „Gott mehr zu gehorchen als den Menschen“, dann könnte ein wichtiger Grundstein für ein baldiges Ende dieses Krieges und aller Kriege in der Welt gelegt sein.
Ich weiß, dass ist eine Binsenweisheit und galt schon für die vielen Kriege vor dem Ukrainekrieg.
Aber ich will die Hoffnung nicht aufgeben, dass das Leben über den Tod und über alles Todbringendes triumphieren wird – auch das ist Ostern 2022 für mich!
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„Nein, meine Söhne geb‘ ich nicht …“ – Reinhard Mey & Freunde
Nicht aus der Furcht vor dem Tode, sondern aus dem Willen zu leben!
Alfred Andersch, in: Die Kirschen der Freiheit – auf einem Denkmal für die Deserteure des 2. Weltkriegs im Schloßpark Wittringen, Gladbeck
Heute ist es soweit. Ich bin in meinem 60. Lebensjahr angekommen und habe das 59. Lebensjahr vollendet; oder wie man landläufig sagt: ich bin neunundfünfzig geworden.
Es ist wohl auch die Zeit meines Lebens, in der ich mir mehr und mehr Gedanken darüber mache, was ich noch vom Leben erwarte? Keine Sorge: ich habe noch voll Bock zu leben und ich liebe das Leben, auch wenn es manchmal nicht einfach ist und mich vor großen Herausforderungen stellt! Und ich befinde mich auch nicht in einer midlife-crisis. Dafür bin ich dann doch schon zu alt! 😉 Aber wenn ich auch der Wahrheit Raum geben will, weiß ich, dass ich schon längst den Zenit meines Lebens überschritten habe – was meine Lebensjahre angeht.
Bei mir ist es jedenfalls so, dass ich mich frage: was ist mir (noch) in meinem Leben wichtig? Wie fülle ich meine Lebenszeit und mit welchem unnötigen Ballast ist es angefüllt?
Vieles habe ich bisher in meinem Leben für wichtig und wesentlich erachtet – aber es verliert mehr und mehr an Bedeutung. Und Manches, was mir von anderen als vermeintlich wichtig herangetragen wurde, ob subtil oder nicht, erkenne ich mehr und mehr als unwichtig.
Dabei spielen für die Beantwortung dieser Frage für mich auch einige Aspekte und Fragen eine wichtige Rolle: – Womit habe ich meine kleine Welt ein Stück weit verbessern können? Und wo ist aber auch Lebensenergie in irgendeine Art von Nirwana verschwunden, ohne was Positives zu bewirken? – Woran habe ich mich weiter entwickeln können und was hat mich persönlich weiter gebracht? – Was hat mein Leben bisher heller und lebenswerter gemacht; und was hat mir unnötig einen Teil meiner Lebensenergie geraubt?
„Mensch, werde wesentlich!“ (Angelus Silesius)
Das Wort von Angelus Silesius begleitet mich seit vielen Jahren. Und manchmal konfrontiert es mich, wenn ich als – ach so moderner und aufgeschlossener Mensch – mich auch in der heutigen Zeit zurechtfinden und behaupten will.
Dabei erkenne ich, dass ich oft umworben oder sogar verführt werde von Meinungen und Medien. Und überhaupt nicht subtil wird mir und uns eingebläut, dass ‚man‘ doch Dieses und Jenes unbedingt ausprobieren, nutzen oder benutzen sollte!
In unserem Streben nach Freiheit und Selbstverwirklichung sind wir – leider – auch Opfer einer durchtriebenen Werbe- und Vermarktungsstrategie.
Uns wird vorgemacht, das wir da und davon einen persönlichen Nutzen haben. Aber wenn wir genauer hinsehen, dann merken wir, dass nicht wir die Nutznießer sind, sondern jene, die uns etwas als vermeintlich Wichtiges und Wesentliches verkaufen wollen.
Und in diesem Punkt kommt die Wahrheit ans Licht: andere wollen uns etwas in unserem Leben verkaufen, in dem sie uns subtil oder weniger subtil suggerieren, dass wir was davon haben.
Aber in Wahrheit wird uns etwas verkauft und wir sind es, die den anderen etwas geben: unsere privaten Daten, unser Geld, unsere Zeit, aber auch unsere Nerven und unsere Emotionen. … und es kommt quasi nichts wieder zu uns zurück! Mehrwert: nein! Nutzen: nein! Sinnhaftigkeit: nein!
Leider ist es oft so, dass uns in den seltensten Fällen „von außen“ Sinn zu kommt. Nicht: „Was macht mir Sinn?“ ist die Frage. Sondern: „Wodurch gebe ich meinem Leben einen Sinn?“
Ich bin mehr und mehr davon überzeugt, dass wir durch die zweite Frage unserer Freiheit mehr auf die Spur kommen, als durch von außen eingeflößter vermeintlicher Sinnhaftigkeit.
Die Frage, wodurch ich meinem Leben Sinn geben möchte, zieht auch zwangsläufig irgendwann einmal die Frage nach sich, wofür ich meine (noch verbleibende) Zeit investieren möchte?
Denn es kommt für uns alle der Augenblick, dass wir ‚keine Zeit mehr haben‘ werden. Was dann?
Besser: uns drängt sich diese Frage und die Antwort drauf auf, wenn wir (vermeintlich) noch Zeit haben, um diese dann auch zu nutzen!
„Pflücke den Tag!“ oder „Nutze die Zeit!“, so übersetzen wir dieses lateinische Wort.
Das erinnert mich an einem mehrmonatigen Kurs, den ich zur Mitte der 1990er Jahre absolvieren durfte. In diesem Kurs auch eine Ordensfrau, die schon über siebzig Jahre alt war. In diesen drei Monaten kam immer wieder in ihr die drängende Frage auf, ob ihr Leben eigentlich für sie ‚richtig‘ verlaufen sei. Und sie spürte: eine Kursänderung ist nötig. Kurz vor Ende unserer gemeinsamen Zeit sagte sie dann zu mir: „Gerd, und wenn ich nur noch einen Tag zu leben habe: diesen Tag werde ich anders leben als bisher!“
Mich hat dieser Satz schon damals umgehauen, weil diese Frau gespürt hat: es ist nie zu spät, seinem Leben eine andere Richtung zu geben, wenn man erkannt hat, dass es bisher in eine Richtung lief, die ich nicht mehr bejahen kann.
Was anders als unser christlicher Begriff der „Umkehr“ steckt hinter dieser Erfahrung der Ordensfrau?! Ja, für Umkehr ist es nie zu spät. Es kommt nämlich nicht darauf an, wie lange diese neue Wegrichtung gegangen wird, sondern DAS sie gegangen wird!
Für diese Ordensfrau schloss diese Erkenntnis mit ein, sich auch von alten Wegen verabschieden zu müssen und vor allem zu können und zu dürfen!! In ihrer Erkenntnis hat sie sich zugleich auch das Recht zugesprochen, den Weg der (Ver-)Änderung gehen zu dürfen! Nichts und niemand würde sie davon abhalten können!
Dies ist sicherlich ein Punkt, der zwangsläufig mit solchen Korrekturphasen einher geht: die Erkenntnis, Altes zurück lassen zu müssen und sich von Ballast zu befreien, der mich daran hindert, dem eigenen Leben eine andere, eine neue Richtung zu geben.
Leichter gesagt, als getan! Damit gehen auch Ängste einher.
Diese Ängste spüren sicherlich die Menschen besonders hart, die sich eher unfreiwillig von Liebgewordenem verabschieden müssen: Menschen, die einen geliebten Menschen verloren haben; Menschen, die Hab und Gut verloren haben durch Schicksalsschläge, Naturkatastrophen oder durch andere gewaltsame Ereignisse wie Krieg und Gewalt.
Bevor es mir also genommen wird: ist es da nicht besser, sich in aller persönlicher Freiheit davon zu trennen?! … wenn man kann, wenn man es schafft?
Also richte ich in letzter Zeit mehr und mehr meine Gedanken darauf, mich von dem zu trennen, was mich emotional und materiell daran hindert, neue Akzente in meinem Leben zu setzen und Korrekturen in meinem Leben vorzunehmen.
Die letzten Jahre, vor allem als ich Anfang 2020 an einer Depression erkrankt bin und auch die Corona-Pandemie haben mich heruntergeholt von hehren Gedanken. Ich bin dabei auch Irrtümern aufgesessen. Ein Irrtum ist dabei, dass ich mich z.B. in sozialen Medien an Diskussionen beteiligen könnte und damit (m)einen Beitrag zu einem Auseinandersetzungsprozess leisten könnte.
Doch dieser Erwartung ist die nüchterne und entlarvende Erkenntnis gewichen, dass die große Welt da draußen durch meine Postings und Kommentare weder besser wurde noch für mich etwas gebracht hat außer Ärger und Frust.
Das perfide an den sogenannten ’sozialen Medien‘ ist, dass sie eher asozial sind und Sozialität, Kommunikation und echte Begegnung verhindern. Durch die Nutzung solcher Medien habe ich keine wirklich wichtigen Begegnungen gehabt, die ich nicht auch über andere Kanäle hätte finden können.
Diese vermeintlich ’sozialen Medien‘ bringen mir als Privatmenschen eigentlich keinen wirklichen Lebenszugewinn. Sie sind eher für Menschen oder Organisationen von Interesse, die ihre Meinung und Botschaft unter die Menschen bringen wollen.
Ganz besonders habe ich das in den letzten Wochen bei dem ukrainischen Botschafter Melnyk erkennen müssen: Er postet Tag um Tag provokante Texte in seinem twitter-Account; Texte, die sicherlich auch hier und da ihre Berechtigung haben. Nur: Er geht niemals mit denen, die seine Postings kommentieren, tatsächlich in einen Austausch, in einen Diskurs. Dieses Medium wird von ihm bewusst als eine mediale Einbahnstraße verwendet; von Kommunikation keine Spur! Er nutzt also seine ‚follower‘ nur aus für seine Sichtweise.
Was soll ich also da mit meinen Gedanken, wenn ich mich genau so gut auch an die berüchtigte „Parkuhr“ stellen könnte?! – Die interessiert meine Gedanken auch nicht – und seien sie noch so intelligent und ernsthaftig.
Deshalb bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich mich als einer der nächsten Schritte unter anderem auch von einigen Kanälen der vermeintlichen „sozialen Medien“ entfernen werde. Dies mache ich aber auch noch aus einem anderen Grund, der mich zutiefst beunruhigt.
Es geht dabei um „mein digitales Erbe“.
Bei diesem Blog ist klar: wenn ich nicht mehr bin und das Geld für diese Website und Domain nicht mehr gezahlt wird, wird dieser Blog eingestellt und irgendwann ganz verschwinden.
Bei facebook, twitter und Co. erlebe ich es aber, dass dort immer noch Menschen, die ich persönlich kannte und die mittlerweile verstorben sind, mit einem eigenen Account ‚präsent‘ sind. Hinterbliebene und andere haben daraus noch nicht einmal eine ‚Gedenkseite‘ gemacht! –
Das möchte ich nicht, dass das passiert! Ich möchte aber auch nicht, dass andere nach meinem irdischen Tod sich damit noch herumschlagen müssen. Dies ist ein weiterer Grund, warum ich zuerst bei diesen Medien anfangen werde, meine Accounts zu löschen.
Es gilt für mich aber auch, noch andere Tummelplätze vermeintlicher Kommunikation kritisch zu hinterfragen, inwieweit sie mein Leben bereichern oder für mein Wirken dienstbar und hilfreich sind?
Und ich vertrete auch nicht die irrige Ansicht, dass ich „für andere dann nicht mehr erreichbar“ sei, wenn ich mich aus manchen Medien oder Plattformen ‚verabschiede‘! Das ist auch so ein Trugschluss!
Denn: die Menschen, die mir wichtig sind und denen ich wichtig bin, werden wissen oder herausfinden, wie wir (weiterhin) in persönlichem Kontakt bleiben können. Für den persönlichen Kontakt brauchen wir noch viel weniger die ’sozialen Medien‘, weil persönlichem Kontakt immer auch persönliches Interesse vorangeht. Und das ist es, das dazu führen wird, dass solche Kontakte – wie auch immer – bestehen bleiben werden.
So, nun aber genug der Gedanken zum Lebensjahreswechsel.
Ich wünsche mir jetzt nur, dass das neue Lebensjahr ein von Gott gesegnetes Lebensjahr sei, wo ich Sinnvolles tun und sinnvoll leben kann; wo ich Menschen wirk-lich begegnen kann, Freundschaften pflegen und Liebe erfahren kann. Ich wünsche mir, dass ich das Leben genießen und mich daran erfreuen kann.
Und so Gott will, darf ich in 365 Tagen auf diesen Tag zurück blicken und mich fragen, wie weit ich gekommen bin!
Es wird und bleibt spannend!
Ego-Tripper
Am vergangenen Montag (15.11.2021) erreichte unsere Krankenhaus-Seelsorge die Nachricht des Klinikums, dass Veranstaltungen, bei denen externe Personen dazu kommen, mit sofortiger Wirkung ausgesetzt bzw. verschoben werden müssen. Von dieser Entscheidung ist auch die Krankenhaus-Seelsorge betroffen; von dieser Entscheidung sind auch die Gottesdienste betroffen, die wir im Krankenhaus feiern.
Rückblick
Seit fast zehn Jahren findet sich jeden Samstag in der Krankenhaus-Kapelle eine Art „Personalgemeinde“ ein. Es sind Menschen, die nicht nur in der näheren Umgebung des Krankenhauses wohnen. Viele von ihnen kommen ganz bewusst zu unseren Gottesdiensten. Ich spüre bei ihnen eine große Solidarität im Gebet für die Anliegen der Patient:innen und auch der Mitarbeiter:innen des Krankenhauses. Dass die Kapelle unterhalb der Intensivstation gelegen ist, führt uns vor Augen: auch unser Gebet schließt die Menschen, die ‚über uns liegen‘ und um ihr Leben kämpfen, besonders ein.
Und es ist so, dass die Personen unserer Gottesdienstgemeinde selber viel von diesen Gottesdiensten mit nach Hause nehmen. Hier finden sie eine Stunde in der Woche, wo sie auftanken und neue Impulse mitnehmen können, die ihnen helfen, die Herausforderungen der kommenden Woche besser meistern zu können.
Ohne groß übertreiben zu können, geht von diesen Krankenhaus-Gottesdiensten sicherlich eine ‚therapeutische Dimension‘ aus: für jene, für die gebetet wird aber auch für jene, die beten.
Es ist also fast eine klassische win-win-Situation.
Tiefgreifender Einschnitt
Sämtliche Personen, die an unseren Gottesdiensten teilnehmen, sind mindestens zweimal gegen Corona geimpft; viele von ihnen haben schon die Boosterimpfung erhalten. Mit großem Verantwortungsbewusstsein melden sie sich zu den Gottesdiensten an, desinfizieren sich die Hände beim Betreten der Kapelle, halten beim Sitzen den vorgeschriebenen Abstand und setzen während des gesamten Gottesdienstes einen geeigneten Mund-Nasen-Schutz auf. Die Kapelle wird vor dem Gottesdienst langandauernd gelüftet: AHA+L-Regel ist also längst zur Normalität geworden! Sie tun alles von ihrer Seite, sich und andere bestmöglich vor Covid-19 zu schützen! – Ein Zeichen gemeinsamer Solidarität.
Und nun trotz allem dieser tiefgreifende Einschnitt: sofortige Aussetzung aller Gottesdienste! Als ich gestern viele von denen, die sich nicht übers Internet anmelden können, telefonisch von der Entscheidung des Klinkums informierte, stieß ich auf ein 100%-iges Verständnis für die Entscheidung des Klinkums. Auch hier wieder: Solidarität first!
Gleichzeitig erfuhr ich aber auch, dass dies ein tiefgreifender Einschnitt für Viele ist: der Gottesdienst ist zu einer geistlichen Heimat für sie geworden. Eine Dame sagte mir gestern am Telefon: „Die Gottesdienste in der Krankenhauskapelle sind für mich der Höhepunkt der gesamten Woche!“
Muss man da noch etwas erläutern, was das nun auch für ein tiefer Einschnitt im geistlichen Leben dieser Menschen ist?!
Ego-Tripper
Das ist nur ein Schlaglicht von vielen, die uns tagtäglich erreichen, wie die derzeitige Lage auch das Leben derer massivst einschränkt, die wirklich alles ihnen Mögliche getan haben und tun, um ihren ganz persönlichen Beitrag zur Überwindung der Pandemie zu leisten.
Doch scheinbar nutzt ihr Beitrag, ihre persönliche Einschränkung nicht viel. Die Inzidenzzahlen steigen in die Höhe, die Hospitalisierungsrate ebenfalls und damit auch die wirkliche Gefahr einer Überlastung unseres Gesundheitswesens.
Die Zahlen derer, die an einer Covid-19-Erkrankung sterben werden, werden zunehmen, gleich welchen Alters, gleich welcher vorherigen gesundheitlichen Verfassung.
Das ist mehr als ein Elend, das ist ein himmelschreiender Skandal einer Entsolidarisierung, die ihresgleichen nur suchen kann!
Noch immer gibt es zu viele Menschen in unserem Land, die sich impfen lassen könnten, aber es nicht tun. Manche mögen sich ernsthaft mit der Frage beschäftigen und sich auch um eine für die Gesellschaft verantwortbare persönliche Antwort bemühen.
Aber scheinbar viel mehr von ihnen wandeln auf einem unverantwortlichen Ego-Trip, der unsere ganze Gesellschaft in Mithaftung nimmt!
Dabei könnte es doch anders sein: andere – mit unserem Land vergleichbare – Länder machen es doch vor: Israel aber auch Italien.
Sowohl die gesellschaftliche Solidarität als auch der politische Handlungswille gehen hier viel deutlicher und entschiedener Hand in Hand, um halbwegs gut durch diese Pandemie zu kommen.
Ich sage ja nicht, dass die Ungeimpften für die ganze Situation verantwortlich sind und gemacht werden können, in der wir gerade stecken.
Aber ich sage, dass sie wesentlich verantwortlich sind für den schweren und existenzgefährdenden Verlauf der Pandemie für viele Menschen und für unsere gesamte Gesellschaft in Deutschland sind.
Scheinargument: persönliche Freiheit
Das von Impfverweiger:innen ins Feld geführte Scheinargument der persönlichen Freiheit lasse ich nicht gelten, weil die persönliche Freiheit des Individuums in einer freien und humanistischen Gesellschaft niemals absolut sein kann!
Das Maß der persönlichen Freiheit findet da ihre Grenzen, wo durch die Freiheit des einen Menschen die Freiheit des anderen Menschen zwangsläufig betroffen, gefährdet oder gar eingeschränkt wird!
Doch das wollen viele Impfverweiger:innen nicht akzeptieren und damit stellen sie sich gegen die Gesellschaft und auch gegen die Grundlagen unsere freiheitlich-demokratischen Verfassung und unserer Gesellschaft.
Die alles entscheidende Frage ist: wie lange die überwiegende (demokratisch formuliert ‚absolute Mehrheit‘) unserer Gesellschaft sich das noch weiterhin gefallen lässt?!
Die Zeit ist reif
Die Zeit ist reif für entschiedenes, legales und auf dem Boden unserer Grundwerte fußenden Entscheidungen und Konsequenzen! Die Zeit ist reif, dass unsere Gesellschaft die Solidarität einfordert, auf der sie ein Anrecht hat!
Alle Fotos – Quelle: www.pixabay.com
Der Preis – zu hoch
Jene, die nicht Impfwillig sind, treiben den Preis hoch, die jene zahlen müssen, die auf dringende OP’s angewiesen sind.
Das geht mir einfach zu weit! Hier muss Politik und Staat handeln!
Liebe Schwestern und Brüder, wenn wir fragen, wie wir „Freiheit“ umschreiben könnten, dann gibt es wahrscheinlich grob zwei Lager.
Die einen verstehen Freiheit als „Freiheit von …“ und die anderen verstehen Freiheit als „Freiheit für …“
Freiheit ist ein Thema, das mit dem heutigen Evangelium zu tun hat.
Keine Kapitalismus-Kritik
Ein Zitat aus dem heutigen Evangelium ist schon sprichwörtlich geworden: „Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr als dass ein Reicher in das Himmelreich kommt.“ Beim Verständnis dieser Schriftstelle ist Vorsicht geboten, um damit keinen Missbrauch zu betreiben:
Ich bin eher ein scharfer Kritiker eines enthemmten Kapitalismus; aber: diese Schriftstelle ist nicht für den antikapitalistischen Klassenkampf geeignet.
Ich möchte auch verdeutlichen, warum?
In diesem Evangelium geht es nur vordergründig um den Reichtum. Die zentrale Frage ist die Frage nach der Nachfolge und wie sie (glaubwürdig) gelingen kann?
In diesem Fall gerät Jesus an einen reichen Jüngling, den die Botschaft Jesu im Herzen erreicht hat und der gerne Jesus auf dem Weg der Nachfolge und zum ewigen Leben folgen möchte.
Dieses Evangelium hat schon seit der frühen Christenheit die Menschen heraus gefordert. Nicht nur damals fragen die Jünger:innen Jesu, wer denn dann gerettet werden könne, auch spätere Generationen lässt diese Frage nicht los. Der frühchristliche Kirchenschriftsteller Clemens von Alexandrien, der im 2./3. Jahrhundert lebte, greift diese Frage in einer kleinen Schrift auf: „Welcher Reiche wird gerettet werden?“.
„Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt!“ Mk 10, 25 – Foto: www.pixabay.com
Der Hintergrund ist: Alexandrien ist eine wohlhabende Metropole, viele Reiche und Superreiche der Antike leben und arbeiten hier. Darunter auch welche, die zum Christentum übergetreten sind. Alexandrien war das, was heute vielleicht Essen-Kettwig oder Düsseldorf ist. Die dortigen Christen fragen sich also angesichts ihres Reichtums und dem heutigen Evangelium, ob sie überhaupt eine Chance auf das ewige Leben haben.
Clemens spürt diese Unruhe und greift deshalb zum Griffel. Clemens lässt sich in dieser Schrift von zwei Grundlagen leiten:
Für Clemens ist Armut kein Wert an sich! Armut ist für ihn ein „Malum“ und gehört verhindert und bekämpft.
Und Reichtum ist für Clemens ebenfalls kein „Malum“, also etwas Ungutes an sich.
Die alles entscheidende Frage für Clemens ist eher eine pragmatische Frage: Wie gehe ich mit dem Reichtum um? – Er bezieht sich dabei auch auf Schrifttexte, die uns dazu auffordern, uns Schätze im Himmel zu verschaffen, weil die irdischen Schätze doch nur vergänglich sind (vgl. Mt 6,20).
Clemens versucht also die Reichen seiner Zeit dazu zu ermutigen, sich zu fragen, wie sie mit Ihrem Reichtum verantwortlich und sozial umgehen können, auch gemäß der Frohen Botschaft.
Solche Haltung erinnert mich an reiche Persönlichkeiten in unserer Gesellschaft, die von sich aus und für Ihresgleichen fordern, dass sie vom Staat finanziell stärker in die Pflicht genommen werden; sie setzen sich also aus eigener Überzeugung für eine stärkere Besteuerung der Reichen in unserer Gesellschaft ein.
Ich glaube, die Antwort auf die Frage, welcher Reiche gerettet werden kann, liegt in einer übertragenen Sicht auf das Thema „Reichtum“.
Frei für die Nachfolge
„Frei sein …“ – Quelle: www.pixabay.com
Schon sind wir wieder bei der Anfangsfrage nach der Freiheit.
Für manche bedeutet Freiheit = Freisein von. Für andere bedeutet Freiheit = Freisein für.
Hier sehe ich einen Schlüssel zum Verständnis dieses Evangeliums:
Nicht der Reichtum ist das Problem; sondern die Frage, ob Reichtum uns bindet, uns in bestimmte Zwänge drängt, uns dadurch unfrei macht, dem Evangelium zu folgen?
Mit diesem Zugang können wir von den materiell Reichen absehen und Reichtum einmal als das betrachten, was unser Leben „reich“ macht und uns zugleich daran hindern, dem Evangelium in unserem Leben Raum zu geben. Wir können nur frei werden für das Evangelium, wenn wir uns frei machen von dem in unserem Leben, was uns hindert, uns immer wieder mit der Botschaft Jesu Christi zu beschäftigen und uns in den Geist des Evangeliums zu versenken.
Es geht also meines Erachtens darum, sich selber zu prüfen, wo wir reich im Leben sind, etwas unser „eigen“ nennen, aber letztlich dadurch unfrei werden zur Nachfolge, um das ewige Leben zu gewinnen.