Frohe Botschaft spüren

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Lesungstext: Lukas 15, 11-32


Wahrnehmungsübung:

Ich möchte Sie für einen kleinen Augenblick einladen, einmal kurz inne zu halten und in sich hinein zu spüren; Sie dürfen – wenn Sie mögen – auch einen Augenblick die Augen dabei schließen um ganz bei sich selber sein zu können.
Am Ende der kleinen Übung werde ich Sie anleiten, wie Sie gut diese kleine Übung beenden können.

Setzen Sie sich – wenn möglich – aufrecht auf Ihren Stuhl. Lehnen Sie sich mit dem Rücken gut an, damit Sie im Rücken guten Halt finden.
Mit beiden Füßen sollten Sie gut den Boden berühren. Die Hände können Sie auf den Oberschenkeln ablegen.
Spüren Sie, wie Sie vom Stuhl gut getragen werden.
Wenn Sie mögen, schließen Sie jetzt Ihre Augen und lassen sich etwas von mir durch diese Übung führen.

Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf das Evangelium, das wir gerade gehört haben.
Erinnern Sie sich an Szenen, die Sie besonders angesprochen haben.
Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf die handelnden Personen.
• Da ist der Vater, der sein Erbe auszahlt.
• Da ist der jüngere Sohn, der seinen Erbteil nimmt und sich von zu Hause löst.
• Da ist der ältere Sohn, der ortstreu bleibt und sich an die Familientradition gebunden fühlt.

Spüren Sie einen Augenblick mal bitte in sich hinein und fragen Sie sich, welche Person Sie in diesem Evangelium besonders angesprochen hat?
Und welche Person behagt Ihnen gar nicht?
In welcher Person haben Sie sich persönlich am ehesten entdeckt?
Welche Person würden Sie gerne sein?

Bewerten Sie diese Feststellung nicht.
Nehmen Sie nur war, mit welcher Person Sie sich leichter einfühlen können?

Und jetzt versuchen Sie, mit Ihren Gefühlen in Kontakt zu kommen.
Zu den Gefühlen rechnen wir Angst, Ärger, Wut, Zorn, aber auch Freude, Dankbarkeit, Liebe, sich-geliebt-fühlen, …

Bewerten Sie die Gefühl nicht. Sie sind da und haben ihre Berechtigung.
Welche Gefühle nehmen Sie bei sich wahr, wenn Sie das heutige Gleichnis hören?

Oder spüren Sie sogar körperliche Empfinden, Befindlichkeiten oder Missempfindungen, wie innere Unruhe, Wärme und Entspannung im Bauchraum, aber vielleicht auch Anspannung oder Verspannung.
Wo nehmen Sie diese Empfindungen wahr? Im Kopfbereich, in der Brust oder in der Bauchgegend?
Auch diese Empfindungen bitte nicht bewerten, nur wohlwollend wahrnehmen.

Vielleicht können Sie auch im Moment gar nichts wahrnehmen.
Dann ist es auch nicht schlimm. Versuchen Sie, auch das nicht zu bewerten.

Bleiben Sie einen kurzen Augenblick bei dem, was gerade bei Ihnen ist.
Gönnen wir uns einen Augenblick der Stille ….

….

Nun möchte ich Sie anleiten, mit Ihrer Aufmerksamkeit wieder in diesen Raum zurück zu kehren. Lassen Sie noch die Augen geschlossen, wenn Sie sie geschlossen hatten.

Ballen Sie nun Ihre Hände zu Fäusten zusammen, auch gerne etwas kräftiger, damit Ihr Kreislauf wieder in Schwung kommt.
Ziehen nun langsam und kräftig ihre Fäuste und Unterarme an die Oberarme heran und Sie dürfen sich jetzt auch räkeln, wie wenn Sie morgens erwachen.
Dann öffnen Sie langsam wieder Ihre Augen und finden sich hier in der Kapelle wieder…


Vielleicht fragen Sie sich:
Was soll das alles?!

Ich möchte Sie ermutigen, das Evangelium nicht nur mit dem Verstand, sondern auch mit dem Herzen zu erleben.
Oft nähern wir uns solchen Texten nur sachlich und theologisch.
Aber Jesus erzählte Gleichnisse, um direkt unsere Gefühle anzusprechen – er wollte, dass wir mit unserem Herzen, also mit unseren Emotionen, berührt werden.
Obwohl er Rabbi genannt wurde, sah er sich nicht als einen rein akademischen Lehrer. Es tut uns also gut, wenn wir uns heute den Evangelien so nähern wie Jesus es tat.

Haben Sie beim Hören des Evangeliums gute, positive Gefühle empfunden?
Dann: Glückwunsch! Das Evangelium – die Frohe Botschaft – hat bei Ihnen bereits seine Wirkung entfaltet.

Falls Sie aber eher unangenehme Gefühle hatten, etwa weil Sie den älteren Sohn und seine Empfindung von Ungerechtigkeit verstehen, machen Sie sich keine Sorgen.
Genau solche Menschen wollte Jesus mit seinem Gleichnis ansprechen.

Viele von uns, mich eingeschlossen, können sich in der Reaktion des älteren Sohnes wiedererkennen.
Er hielt sich immer an die Tradition, doch für ihn blieb das Fest der Freude aus. Das ist für ihn unverständlich! Wo bleibt da der Lohn der Treue und des Gehorsams?!

Nur: so geht es zu, auf dem Erlösungsweg Gottes!

Auch wenn wir den älteren Sohn verstehen, dürfen wir versuchen, uns zu freuen, denn Jesus hat dieses Gleichnis für uns gedacht.
Er möchte uns lehren, uns für die grenzenlose und bedingungslose Liebe und Fürsorge des Vaters zu öffnen.

Ich könnte noch viel mehr über das Evangelium sagen, aber eines möchte ich besonders betonen:

Erinnern Sie sich an die Worte des Vaters:
„… dieser, dein Bruder, war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden…!“
Das ist der zentrale Satz dieses Evangeliums.

Heute feiern wir den Laetare-Sonntag – das bedeutet „Freue dich!“.
Der letzte Satz des heutigen Evangeliums gibt uns einen Hinweis auf Ostern, auf die Auferstehung.
In diesem Gleichnis hören wir von einer Auferstehungsgeschichte, die in den kommenden Wochen in anderen Formen immer wieder auftaucht.

Der Laetare-Sonntag ist der Übergang von dem Teil der Fastenzeit, in der wir über unsere Umkehr nachgedacht haben, zu den nächsten Wochen, in denen wir das Leiden Christi verstärkt betrachten.

Dieses Evangelium und dieser Sonntag erinnern uns daran:
Wenn in den nächsten Wochen viel über Leid gesprochen wird, ist das nur der Auftakt.
Christus blieb nicht am Kreuz – sein Leiden führte direkt zur Auferstehung.
In diesem Geist lade ich Sie ein, die kommenden Wochen in diesem Bewusstsein zu begehen, bis wir in großer Freude das Osterfest feiern können.






4. Adventssonntag – C – 2024

Im heutigen Evangelium hören wir von Maria, die sich auf den Weg macht.
Sie ist jung, schwanger und hat viele Fragen, aber sie vertraut fest.

Ihr Ziel ist Elisabet, eine Frau, die wie sie selbst ihren Glauben, ihre Freude und auch ihre Unsicherheiten mit sich trägt.
Obwohl die beiden Frauen sehr unterschiedlich sind, treffen sie sich in einer tiefen und heiligen Verbindung, weil sie beide eine große Verheißung in sich tragen.

Maria zeigt uns, wie wichtig es ist, sich auf den Weg zu machen, auch wenn man Fragen oder Freude im Herzen hat.
Haben wir solche Menschen in unserem Leben?
Menschen, die uns verstehen, mit denen wir unsere Freude teilen oder unsere Sorgen teilen können?
Und sind wir vielleicht auch für andere ein solcher Mensch?

Als Maria Elisabet begrüßt, passiert etwas Besonderes: Ein einfacher Gruß wird zu einem Moment der Begegnung mit Gott.
Elisabet wird vom Heiligen Geist erfüllt, und das Kind in ihrem Bauch springt vor Freude.

Welche Kraft steckt in einem Gruß, einem Wort, einem Blick!
Sind wir uns bewusst, dass unsere Haltung und unsere Worte anderen Freude bringen können?
Ein Lächeln, ein gutes Wort oder einfach da zu sein – all das kann ein kleines Wunder bewirken.

In der letzten Fastenzeit haben meine evangelische Kollegin und ich eine Aktion im Johanniter-Krankenhaus gemacht. Wir gingen mit Smiley-Ansteckern zu den Mitarbeitenden und luden sie ein, die Fastenzeit zu nutzen, um einander mehr Aufmerksamkeit zu schenken – durch einen Gruß, ein Lächeln oder ein gutes Wort.
Die Aktion kam gut an, weil die Menschen spürten, wie wohltuend es ist, wenn wir füreinander da sind.

Zurück zum Evangelium:
Elisabet erkennt in Maria die Mutter des Herrn. Ihre Freude kommt aus ihrem Glauben.
Sie sieht nicht nur Maria, sondern auch Gottes Wirken in ihr.
Diese Freude steckt an und verbreitet sich wie ein Licht.

Die Frage, die uns das Evangelium heute stellt, lautet:
Bin ich offen für Gottes Handeln – in meinem Leben und im Leben anderer?
Lasse ich mich von der Freude des Glaubens berühren?

Maria ist für uns ein Vorbild. Sie vertraut auf Gottes Verheißungen, auch wenn ihr Weg unklar ist. Elisabet sagt: „Selig ist die, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr gesagt hat.“ Dieses Vertrauen ist der Schlüssel zur Freude, die Maria trägt und mit Elisabet teilt.

Auch wir stehen immer wieder vor Gottes Verheißungen in unserem Leben.
Erkennen wir sie?
Können wir uns freuen, auch wenn wir noch nicht alles verstehen?
Und haben wir Menschen, mit denen wir unsere Freude und unseren Glauben teilen können?

Lassen wir uns von Maria und Elisabet inspirieren: Machen wir uns auf den Weg, begegnen wir einander mit offenen Herzen und tragen wir die Freude Gottes in die Welt.
Denn die Freude, die aus dem Glauben kommt, ist nicht nur für uns gedacht.
Sie soll anstecken, leuchten und andere ermutigen.




Gaudete 2024

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„Freut euch!“ sagt Paulus.
Das klingt schön, aber was, wenn man sich gar nicht danach fühlt?
Wenn man trauert, gemobbt wird, krank ist oder Weihnachten vor der Tür steht, man aber keine Freude empfinden kann?
Freude kann man doch nicht einfach befehlen oder erzwingen!
Was meint Paulus also damit?

Paulus sitzt im Gefängnis, als er diese Worte schreibt.
Er rechnet mit Folter oder sogar dem Tod.
Trotzdem ermutigt er die Menschen in Philippi: „Freut euch dennoch!“
Er spricht von einer tiefen inneren Haltung, nicht von oberflächlicher Fröhlichkeit.
Paulus meint: Seht nicht nur das Negative, bleibt gelassen und lasst euch nicht unterkriegen – trotz aller Schwierigkeiten.

Paulus sagt: „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit!“
Diese Freude entsteht aus dem Vertrauen, dass wir zu Gott gehören und in ihm geborgen sind – wie ein Kind im Mutterleib.
Egal, was passiert, Gott ist bei uns.
Paulus erinnert uns: Ob wir leben oder sterben, wir gehören Gott.

Es gibt Menschen, die keine Freude mehr empfinden können.
Ihr Leben scheint nur aus Mühe und Sorgen zu bestehen.
Ihre Gesichter sind voller Falten, sie klagen und auch der Glaube wirkt wie eine Last.
Solchen Menschen zu sagen: „Freut euch!“ klingt sinnlos, aber genau sie brauchen diese Botschaft am meisten.

Andere Menschen strahlen Freude aus, auch wenn sie schwere Zeiten durchgemacht haben.
Diese Freude kommt von innen und zeigt sich in einer positiven Lebenseinstellung.
Genau diese Haltung meint Paulus.
Freude lässt sich nicht erzwingen, aber man kann sie lernen.

Freude ist wie ein Licht, das wir schützen müssen.
Viele Dinge können sie zerstören: Neid, Streit, Sorgen oder Unzufriedenheit.
Diese negativen Einflüsse sind wie ein Glas, das Licht erstickt, oder wie Steine, die auf die Flamme drücken.

Um Freude zu bewahren, können wir versuchen, folgende Impulse in unserem Leben umzusetzen:

  1. Lerne, dich selbst zu mögen und dir etwas zuzutrauen.
    Wir sollten genießen können – wer nicht genießen kann, wird ungenießbar. Gut zu denken, zu handeln und andere gelten zu lassen, schenkt innere Zufriedenheit.
  2. Sorgen gehören zum Leben, aber sie dürfen uns nicht beherrschen.
    Denken wir an den großartigen Satz Jesu: „Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch Ruhe verschaffen.“ (Mt 11,28).
    Wer seine Sorgen Gott hinhält, der lässt sie los und gibt damit der Freude Platz und Luft.

Wer Freude sich trägt, wird auch Frieden finden – mit sich selbst, mit anderen und mit Gott. Paulus verspricht: „Der Friede Christi, der alles Verstehen übersteigt, wird eure Herzen und Gedanken bewahren.“

Ich wünsche uns allen Mut und Kraft, diese Freude im Alltag zu leben. Sie hat die Macht, alles Schwere zu verbannen und das Wertvolle hervorzubringen. Vielleicht können wir so auch Weihnachten mit neuen Augen betrachten.




02.12.2024 – Wiedereingliederung

Heute beginnt meine Wiedereingliederung und ich freue mich schon drauf, in den Dienst zu kommen.

Nach den Erfahrungen der vergangenen Tage ist mein Optimismus jedoch verhalten. Denn immer wieder hat es Rückschläge gegeben. Erst die letzten Tage waren von vielen Stunden der Erschöpfung geprägt, wo ich mich mal wieder nicht auf den Beinen halten konnte und mich phasenweise schlafen legen musste.

Warum das Bild des Reißverschlusses?
Weil es für mich zum Symbol bei dieser Wiedereingliederung werden soll. Zahn für Zahn müssen ineinander greifen, damit der Reißverschluss auch letztendlich seinen Sinn erfüllen soll.

So ist das auch mit der Wiedereingliederung: Schritt für Schritt will ich ausprobieren, was machbar ist, damit ich – wie es eine Kollegin meinte – mit einer gewissen Kontinuität meinen Dienst aufnehmen kann.
Denn es nutzt niemandem, nicht mir, nicht meiner Kollegin und auch nicht den Patient:innen, wenn ich mich jetzt überfordere und dann schon bald wieder ausfallen würde.

Da es keine anerkannte Therapie gegen Long-Covid gibt, bin ich – in Zusammenarbeit mit einer klinischen Ambulanz und meinem Hausarzt auf der Suche, was für mich der richtige Weg und die langfristig leistbare Belastung ist.

Soweit die Theorie – die Praxis beginnt: HEUTE!

Wir werden sehen …!

Doch bei aller Skepsis: ich freue mich auf heute.




Nicht, wie es scheint …

Es sieht aus, wie Freizeit, ist aber ‚Arbeit‘, Foto: Gerd Wittka, 11.7.2024

Was hier aussieht wie ein zufriedenes Gesicht in meiner Freizeit, ist aber für mich ‚richtige Arbeit‘.



Meine Long-Covid-Symptomatik bringt es mit sich, dass ich meinen Rahmen finden muss, in dem ich aktiv sein kann, ohne einen ‚Crash‘ zu verursachen, d.h. also, ohne mich zu übernehmen.
Den Rahmen zu finden, in dem ich gut aktiv sein kann, darum geht es beim Pacing.

Und so bin ich heute am frühen Mittag aufs Fahrrad gestiegen und habe knapp 18 km Richtung Heidhof gemacht. Etwas über eine Stunde war ich unterwegs. Und nach ca. 15 Kilometern habe ich gespürt, wie die Kräfte deutlich nachließen und ich mehr Unterstützung durch den E-Motor meines Bikes benötigte.

Foto: Gerd Wittka, 11.7.2024

Natürlich habe ich dabei auch diese Natur genossen. Das ist ja kein Widerspruch. Ich genieße ja auch die Natur und den Park am Krankenhaus, wenn ich – auf einer Bank sitzend – ein seelsorgliches Gespräch mit Patient:innen führe.

Am Ende zählt aber während meiner AU, dass ich es immer klarer bekomme, wo meine Kapazitäten und wo meine Belastungsgrenzen sind.
‚learning by doing‘, wie der ‚alte‘ Engländer sagen würde! 😉

Jetzt, gegen 16.00 Uhr, bin ich ‚hundemüde‘ und werde mich wieder etwas hinlegen. Dies geschieht aber in dem Bewusstsein, dass ich wieder etwas für mich und hoffentlich auch gegen mein Long-Covid getan habe.

Hier im ‚Revier‘ ist es einfach (auch) schön! – Foto: 11.7.2024
Ist das Natur- oder Kulturlandschaft? Woher kommt das Wasser? Spätfolgen des Steinkohlebergbaus hier im Revier? – Foto: Gerd Wittka, 11.7.2024



Am Pfingstmorgen

Das Fenster im Wohnzimmer geöffnet, sitze ich in meinem Sessel.
Das sanfte Licht des Morgens fällt herein.
Auf dem Geländer des Balkons sitzt eine Amsel mit schwarzem Federkleid und leuchtend gelbem Schnabel.

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„Herr, öffne meine Lippen. Damit mein Mund dein Lob verkünde.“

  • Die Amsel beginnt ihren morgendlichen Gesang …

„Singt und jubelt aus vollem Herzen zum Lob des Herrn …“

Als würde die Amsel mit mir zusammen singen und beten, bleibt ihr Gesang kräftig und hallt über die Häuser der Nachbarschaft hinweg..

Tränen netzen meine Augen, Gänsehaut ergreift mich und ich fühle einen tiefen Frieden, der mir andeutet, dass dieses auch ein Tag des Heiligen Geistes ist.

Ein lauer Wind streift durch die Bäume, von ferne höre ich Motorräder …
Pfingsten ist ein Reisefest.

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Ja, auch das gehört zu Pfingsten und hat auch etwas mit dem Wirken des Heiligen Geistes zu tun … eigentlich.

Denn der Heilige Geist will uns in Fahrt bringen, und das nicht nur auf den Straßen, sondern auf allen Wegen unseres Lebens, ob in oder außerhalb der Kirche.

Die Heilige Geistkraft weht wo sie will, überall.

Pfingsten ist ein stilles Fest – eigentlich, wenn wir die Heilige Geistkraft nur lassen ….

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Leistung oder Glaube

Ansprache zum 3. Fastensonntag 2023

Leistung, Action, Machen: Bild von Hugo Hercer auf Pixabay

Predigttext: Römer 5,1-2.5-8

Am Donnerstag bekam ich eine Online-Umfrage, in der es auch darum ging, ob und wie ich in der Fastenzeit fasten würde? –
Das mit dem Fasten ist ja so eine Sache.
Für viele bedeutet es, auf etwas zu verzichten: Süßes, Alkohol, andere Konsum- oder Genussartikel, und, und, und…
Andere wiederum nehmen sich vor, etwas in ihrem Leben oder an ihrem Lebensstil zu verändern.
… und am Ende der Fastenzeit oder vielleicht später wird Resümee gezogen.
Wie das wohl ausfallen wird?



Meist bedeutet das Fasten im allgemeinen Verständnis, etwas zu tun, etwas zu leisten.
Und was ist dann das Ergebnis? Eine schlankere Figur, besseres körperliches oder seelisches Befinden, das Erfolgsgefühl, etwas erreicht zu haben?! – Denn Leistung muss sich doch lohnen, heißt es manchmal.

Für religiöse Menschen bedeutet das Fasten mitunter auch, eine gewisse Leistung gegenüber Gott erbringen zu wollen; Jetzt zeig ich es ihm mal, wie ernst ich es meine! – Jetzt zeig ich es ihm mal, wie stark ich glaube, denn ich bin ja ein guter Christ, eine gute Christin.
Wie oft höre ich, auch z.B. von Angehörigen sterbender Menschen: „Mein Vater, meine Mutter, … waren gute Christ:innen!“

  • Wer will das wissen?! – Ich will es nicht wissen und mir ist es auch im Hinblick meiner seelsorglichen Arbeit völlig egal, wie gut oder nicht gut er oder sie ihren christlichen Glauben lebt oder gelebt hat.

Erwartet man von mir eine andere, bessere Qualität meiner Leistung wenn jemand vermeintlich guter Christ, gute Christin, guter Katholik, gute Katholikin ist?!
Was für eine krude Vorstellung!
Aber leider gibt es diesen Leistungs- und Gegenleistungsgedanken noch immer.
Und leider gibt es diese Haltung dazu auch noch gegenüber Gott.

Gesetzt also den Fall, ich meine, ein guter Christ, eine gute Christin zu sein:
Erwarte ich danach eine bessere Gegenleistung von Gott? Eine Art Anerkennung, einen Preis oder Bonuspunkte wie bei payback oder so?!

Wer etwas aus religiöser Motivation tut, weil er sich dadurch etwas von Gott erhofft, gehört eher zu den Menschen, die meinen, etwas leisten zu müssen, damit Gott ihnen gewogen ist oder sie vielleicht bei ihm noch mehr ‚herausholen können‘.

Heute hören wir jedoch in der Lesung: „Gerecht gemacht aus Glauben, haben wir Frieden mit Gott ….“

Wie sieht dann unser Beitrag dazu aus? Was müssen wir dafür tun?
Wir haben entschieden zu glauben! – Ist es also unsere Leistung, dass wir gerecht gemacht worden sind?!

Ich bin mir nicht sicher, ob es hilft, so an die Sache heran zu gehen.
Denn einige Stellen vorher schreibt Paulus im Vers 24 und folgende: „…

Röm 3,24: „Ohne es verdient zu haben, werden sie gerecht, dank seiner Gnade, durch die Erlösung in Christus Jesus.“

„Dank SEINER Gnade…“ – Bild von Jeong Eun Lee auf Pixabay

Röm 3,26: „…er (Gott) erweist seine Gerechtigkeit in der gegenwärtigen Zeit, um zu zeigen, dass er gerecht ist und den gerecht macht, der an Jesus glaubt.“

Röm 3,28: „Denn wir sind der Überzeugung, dass der Mensch gerecht wird durch Glauben, unabhängig von Werken des Gesetzes.“

Natürlich zeigt sich unser christlicher Glaube auch in unseren Taten und unseren Werken.

Aber der heutige Lesungstext rückt ins rechte Verständnis, dass diese Taten und Werke nicht Mittel zum Zweck sind.
Sie sind nicht die Leistung, die wir bringen müssen, um unser Heil durch Gott gleichsam verdienen zu können.

Vielmehr sind unsere Werke und Taten Ausdruck unseres Glaubens; eines Glaubens, der aus der Hoffnung lebt, dass Christus uns Erlösung gebracht hat. Es ist dieser Glaube, es ist diese Hoffnung, die uns motiviert zum tatkräftigen Zeugnis des Glaubens.

Heute, quasi fast am Scheitelpunkt der diesjährigen Fastenzeit, wird uns noch einmal in Erinnerung gerufen, was wir bereits sind und uns nicht verdienen müssen: Wir SIND gerecht gemacht aus unserem Glauben. Und wir haben durch Jesus Christus HABEN wir im Glauben Zugang zu der Gnade erhalten, in der wir STEHEN!

Hier geht es also nicht um eine zukünftige Verheißung, sondern um die Beschreibung eines IST-Zustandes. Es ist eine Zusage, keine Vision!!

Wenn wir diesen Gedanken in dieser Zeit verinnerlichen, dann können wir diese Fastenzeit ganz entspannt und ohne den Anspruch, etwas leisten zu müssen, dafür nutzen, die Freude im Glauben zu vertiefen, da wir schon längst gerettet sind, durch Jesus Christus.

Denn, so heißt es auch vorher: Jetzt aber ist (…) die Gerechtigkeit Gottes offenbart worden, (…), die Gerechtigkeit Gottes aus dem Glauben an Jesus Christus, offenbart für alle, die glauben.

Wenn das mal kein Grund ist, zu feiern!




Erschöpft und dankbar

Nun kann Weihnachten kommen

Die Wochen vor Weihnachten, die Adventszeit sind für mich als Krankenhaus-Seelsorger einer der Hochphasen meiner täglichen Arbeit.
Und in dieser von Corona gezeichneten Zeit in ganz besonderer Weise, denn in den Krankenhäusern bestehen immer noch ziemlich strenge Vorgaben, was die Corona-Infektions-Vorsorge angeht.



Im Johanniter-Krankenhaus in Oberhausen, wo der Schwerpunkt meiner seelsorglichen Arbeit ist, dürfen wir in der Krankenhaus-Kapelle noch immer keine gemeinschaftlichen Präsenzgottesdienste feiern. Der Raum ist einfach zu klein.
Seit 2020 gestalten wir von der evangelischen und katholischen Krankenhaus-Seelsorge deshalb die Kapelle als einen ‚geistlichen Erfahrungsraum‘ – und das bedarf einiger Vorbereitungen und auch einiges an konkretem Aufwand.

Ökumenische Geschwisterlichkeit

»Gott sei Dank!« – und das schreibe ich hier mal ganz bewusst – gibt es, seit dem ich in diesem Krankenhaus meinen Dienst tue, eine hervorragende ökumenische Zusammenarbeit. »Und alles war ihnen gemeinsam …« (vgl. Apg 4,32) ist ein Motto, was uneingeschränkt für die Ökumene in diesem Haus gilt. Meinem früheren evangelischen Kollegen, Pfarrer Falk Nerenz, und meiner jetzigen evangelischen Kollegin Melanie Gehrke-Marolt, bin ich dafür grenzenlos dankbar!

So war also auch die diesjährige Adventszeit und die Vorbereitung auf Weihnachten ganz und gar ökumenisch geprägt. Dabei laufen alle Aktivitäten und Vorbereitungen (über die ich jetzt nicht ausführlich berichten kann, weil sonst der Artikel zu lang würde), auf die Tage vor Weihnachten hinaus. Und am letzten Tag vor Heiligabend kommt dann die gemeinsame Aktion, wo wir alle Kraftanstrengungen noch einmal bündeln müssen: der Besuch auf den Stationen, bei den Mitarbeitenden und den Patient:innen des Hauses!

Ja, du hast richtig gelesen: Wir besuchen alle Patient:innen, die noch am 23.12. im Haus sind. Und in unserer Psychiatrie, die mittlerweile sechs Stationen umfasst, sind alle Stationen bis auf den letzten Platz gefüllt, so scheint es mir zumindest.

Das ist eine Mammut-Aufgabe, eine Kraftanstrengung, die ich mental und körperlich vorher gut vorbereitet haben muss. Denn am Ende – und das weiß ich aus Erfahrung – werde ich wieder ziemlich erschöpft sein.

Und so war es auch gestern wieder.
In diesem Jahr konnten wir den Patient:innen ein kleines Geschenk machen, weil wir finanziell dafür den Rücken freigehalten bekommen haben (wofür wir sehr dankbar sind). Es gab für jede/n Patient:in einen kleinen Olivenholz-Anhänger, der die weihnachtliche Krippenszene darstellte.
Wir haben nicht gezählt, wie vielen Patient:innen wir dabei begegnet sind, aber gefühlt waren es insgesamt gut 180 Personen, aufgeteilt auf zwei Seelsorgenden. Das sind pro Person gut 90 Begegnungen, die zwar kurz und knapp, aber deshalb nicht weniger intensiv waren.

Krippen-Baumanhänger für Patient:innen,
Foto: Gerd Wittka

Denn das bedeutete, in wenigen Augenblicken und mit wenigen Worten ein Geschenk und einen weihnachtlichen Gruß zu überreichen, der für die beschenkten Personen möglichst ein erhellender Augenblick in ihrem Klinikaufenthalt war.

Leuchtende Augen und frohe Gesichter

Auch wenn es sehr anstrengend war: Wir haben nicht nur ein kleines Geschenk und unsere Weihnachtswünsche ausgesprochen, sondern haben fast immer auch etwas zurückbekommen: leuchtende Augen, frohe Gesichter und das Gefühl, den Menschen eine kleine Freude bereitet zu haben.
Und das ist immer aller Mühe wert.

Am Ende des Tages – und das weiß ich vorher – bin ich immer ziemlich erschöpft und muss mich erholen: für den heutigen Tag, an dem ich dann die Christmette feiern darf und anschließend noch Patient:innen im anderen Krankenhaus die weihnachtliche Kommunion bringen kann.

Diese Erholungsphase muss ich vorher sorgsam einplanen, sonst kann ich solche anstrengenden Phasen nicht gut überstehen.

Der Heiligabend am Morgen

Jetzt, am 24.12. um 08.00 Uhr morgens, merke ich immer noch die Anstrengungen in meinen Knochen. Aber ich bin glücklich und zufrieden. Glücklich und zufrieden, dass – bis auf ganz wenige Ausnahmen – wir ein so positives direktes feedback erhalten haben. Und ich bin glücklich und zufrieden, dass ich auch sorgsam diese Zeit vorbereitet hatte und auch mit mir selbst fürsorglich umgegangen bin.

Die Erfahrungen aus den vergangenen Jahren waren mir dabei eine große Hilfe.

Adventliche Gestaltung der anderen Krankenhaus-Kapelle,
Foto: Gerd Wittka

Heute, für die Christmette im anderen Krankenhaus, ist schon seit letzte Woche alles gut vorbereitet gewesen. Der Gottesdienst stand schon am 4. Adventssonntag. Das ist wichtig, damit z. B. auch der Organist sich mit der Musik gut darauf vorbereiten kann. Etwa zwei Stunden vor dem Gottesdienst werde ich dann in der Kapelle sein, um auch diesen Gottesdienst vorzubereiten. Eine Lichtanlage zur Illuminierung des Altarraumes muss noch aufgebaut werden.

Mein Kollege vor Ort hat nun auch die Krippe und den Christbaum aufgebaut. Es ist wieder herrlich geworden. Und vielleicht werde ich davon auch noch Bilder präsentieren können. Etwa 45 Minuten vorher will ich alles vorbereitet haben, damit ich auch noch etwas Puffer wegen meines Reizdarmes habe, der mir natürlich auch noch immer wieder in die Quere kommen kann. Aber auch da bin ich kein Einzelkämpfer, sondern der katholische Seelsorger in diesem Haus und auch ein Herr, der ehrenamtlich dort bei den Vorbereitungen des Gottesdienstes (Küsterdienst) hilft, sind unverzichtbar für das Gelingen dieses Gottesdienstes.

Und wenn dann die Christmette vorbei ist und wir noch dem einen oder der anderen Patient:in auf der Station die weihnachtliche Kommunion gereicht haben, werde ich wohl wieder ‚erschöpft und dankbar‘ nach Hause zurückkehren. Und dann freue ich mich auf einen geruhsamen Abend an Heiligabend, den ich alleine verbringen werde. Diesen Abend alleine zu verbringen, ist aber etwas sehr Gutes und Schönes für mich. Und das nicht nur, weil ich mich dann etwas erholen kann, sondern weil ich mich selber an diesem Abend dem Geheimnis der heiligen Nacht stellen kann und darf. Ich freue mich darauf, wenn dann auch bei mir weihnachtlicher Friede einkehren kann und ich mit dankbarem Herzen die Geburt unseres Herrn und Erlösers Jesus Christus in aller Ruhe und Stille feiern darf!


Nachspann:

Hier die versprochenen Bilder aus der zweiten Krankenhaus-Kapelle.




Freundlich sein – nicht nur für andere…

Wirklich ein großartiger Impuls.

Auch besonders gut für Seelsorge geeignet.

https://www.instagram.com/reel/CjfTwdNjGHN/?igshid=YmMyMTA2M2Y=



Ad multos annos …?

Ich lege persönlich keinen besonderen Wert auf meinen jährlichen Geburtstag.

Warum?



Bild von Gerhard Lipold auf Pixabay

Denn eigentlich ist jeder Tag die Erinnerung an meine Geburt und dass ich leben darf.
Jeder Tag ist für mich ein Tag, in dem ich dankbar sein kann, dass ich lebe und Gott bitten darf, auch weiterhin gut leben und arbeiten zu können; dass ich Gott loben und danken kann für dieses Leben und ihn bitten darf, mich auch weiterhin in seiner Liebe zu bergen.




‚Füllhorn‘ der Gnade

Quelle: Bild von OpenClipart-Vectors auf Pixabay

Zu den schönsten Augenblicken in meinem Dienst als Krankenhaus-Seelsorger gehört ohne Zweifel die Spendung der verschiedenen Sakramente (Eucharistie, Feier der Versöhnung, Krankensalbung, …)

Besonders bewegend finde ich es, wenn ich zu einer Krankensalbung gerufen werde, wo akute Lebensgefahr besteht oder der/die Patient:in sich bereits in der Sterbephase befindet.
Immer häufiger sind dann auch engste Angehörige und/oder Freund:innen dabei.



Im Kreis der Lieben diese Sakramente zu empfangen, empfinde ich als sehr wichtig und auch hilfreich für den Menschen, dem diese Sakramente gespendet werden.

Besteht akute Lebensgefahr oder befindet sich der Mensch in der Sterbephase und kann sich selber nicht mehr äußern, spende ich die Krankensalbung und erteile eigentlich immer auch die sogenannte ‚Generalabsolution‘. Diese ist den Situationen vorbehalten, wo das Leben eines Menschen bedroht ist und er nicht mehr die Möglichkeit zum persönlichen Bekenntnis hat.

In diesen Situationen bietet die Kirche eine Generalabsolution ohne vorausgegangenem Beichtgespräch an.

Mir ist diese Form sehr wichtig, denn ich weiß, dass manche Menschen am Ende ihres Lebens von Schuldgedanken geplagt werden.

Damit sie aber gut und mit innerem Frieden diese Welt verlassen können – in dem Bewusstsein, dass nichts mehr zwischen ihnen und Gott steht – empfinde ich diese Form der Lossprechung als großes Geschenk.

Um es mit meinen – vielleicht etwas naiv anmutenden – Worten auszudrücken:
Jesus Christus hat uns ein ‚Füllhorn der Gnade‘ anvertraut, aus dem ER reichlich geben will.
Wir als SEINE Werkzeuge in dieser Welt, dürfen davon mit vollen Händen austeilen.

DAS ist für mich eines der größten und erfüllensten Momente in meinem Dienst als Krankenhaus-Seelsorger.




Melde dich mal …

Bild von Hans Braxmeier auf Pixabay

… besonders in Corona-Zeiten

Schreib mal wieder – und in diesen Tagen – eine Postkarte an liebe Menschen, an Menschen die einsam sind oder denen ein kurzer Gruß einfach gut tut.

Ansprechende und keine 08/15-Online-Postkarten versenden? – Seit vielen Jahren kein Problem mit folgender Seite, die ich sehr empfehlen kann: https://seelenfarben.de/index.htm

Hier finden sich Karten für (fast) jeden Anlass mit tollen Bildern und gut ausgewählten Texten, bei dem sicherlich für jede(n) was dabei ist.




Traurig, anstatt froh zu sein …

Quelle: pixabay.com

Eigentlich müsste ich froh sein, vielleicht auch das Gefühl haben, erfolgreich gewesen zu sein:
In unserer Pfarrei ist eine Entscheidung gefallen, die ich sachlich und verantwortlich selber so gefordert habe.
Und so trage ich diese Entscheidung nicht nur mit, sondern habe wesentlich daran mitgewirkt.

Und trotzdem will sich keine wirklich Freude bei mir einstellen.
Denn ich weiß, dass diese Entscheidung für viele, die die Konsequenzen erleben werden, nicht leicht sein wird.

Es gibt im Leben diese Situationen, wo man spürt: es geht nicht anders. Vor allem bei aller Abwägung sachlicher und geistlicher Art.
Es ist eine der typischen Entscheidung zwischen zwei Übeln.

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Allein,und das lasse ich mir auch persönlich bei meiner Mitwirkung dieser Entscheidung nicht absprechen: entscheidend ist die Liebe (in Gottes-, Nächsten- und Selbstliebe) und die Für- und Mitsorge anderen gegenüber, die solchen Entscheidungen zugrunde liegen.

Vielleicht mag es anmaßend erscheinen, aber ich bin fest davon überzeugt, dass genau diese letzten Kriterien meine Entscheidung und mein persönliches Eintreten dafür geleitet haben.