Leben in Fülle

„ …Der Terminkalender ist manchmal randvoll.
Es gab viel zu tun. Einiges ist geschafft und erledigt worden, Arbeiten fertig gestellt, Herausforderungen gemeistert.
Manchmal einen Augenblick Zeit zur kurzen Pause, dabei schnell ein Brötchen oder Keks heruntergebissen.
Abends dann zuhause: Arbeitspensum okay, aber müde und erschöpft, noch etwas ‚abschädeln‘, um den Tag hinter sich zu lassen und dann ab ins Bett … morgen ist ja auch noch ein Tag…“

Leben in Fülle?!

Ein langes Wochenende steht bevor. Schnell noch einkaufen gehen, sich durch die Gänge des Ladens zwängen. Ich bin nicht die einzige Person. Viele wollen noch – mal eben schnell – alle Besorgungen erledigen. „Vergiss nicht das und das noch einzukaufen“ – schießen die Gedanken durch den Kopf. Dann ab zur Kasse: alle vier Kassen besetzt, davor riesige Schlagen, es ist voll.
Die Waren aufs Kassenband legen – Einkaufswagen randvoll. „Warum das alles aufs Band packen, wenn es am Ende doch wieder runter muss und wieder in den Einkaufswagen?“ – Am Ende: ziemlich viel Geld ausgegeben. Muss zuhause das Budget überprüfen. Einkaufswagen voll – Geldbörse leer!

Leben in Fülle?!



Leben in Fülle! – so zumindest verheißt es Jesus im heutigen Evangelium!

Ich komme ins Nachdenken.

Begriffe sausen mir durch den Kopf: Fülle, voll, große Menge, …

Was meint Jesus? Spricht er von Quantität?
Meint er ein langes Leben, möglichst alt zu werden?

– Dann hat es bei ihm selber nicht so richtig geklappt: mit 33 Jahren schon das irdische Leben beendet.

Hm!

Ich denke weiter drüber nach.

Dann der Gedanke: nicht Quantität, nicht große Menge, sondern Qualität! – Güte, keine zahlenmäßige Menge.
Fülle, die man nicht mit Zahlen beschreiben kann.
Fülle die Bedeutung zum Ausdruck bringt.

Fülle des Lebens = Leben, das sich für mich als bedeutungsvoll herausstellt?! – Ich lasse mich weiter auf diese Gedanken ein.

„Fülle des Lebens!“ also kein Begriff aus der mathematischen Mengenlehre!

(Schüler:innen der 1970er und 1980er Jahre wissen, wovon ich rede!)

Plötzlich dann das geflügelte Wort in meinem Kopf:
Nicht: dem Leben Tage geben, sondern den Tagen Leben geben!

Hört sich klug und weise an! Wie aber geht das?
Wie kann jeder Tag, wie kann mein Leben bedeutungsvoll und sinnvoll sein oder werden?!

Hat Jesus das gemeint? – Wenn ja, dann könnte auch sein zeitlich kurzes irdisches Leben ein „Leben in Fülle“ gewesen sein.

Ich habe das Gefühl: so langsam komme ich auf die Spur!

Da erkenne ich, dass Jesus zu seinen Lebzeiten auch nicht alle kranken Menschen geheilt hat.

Ja, es ist von vielen Heilungsgeschichten die Rede, aber die meisten Kranken, Aussätzigen seiner Zeit werden körperlich ungeheilt geblieben sein. – Das kann ich beklagen. –

Aber es zeigt mir auch: Es ging Jesus nicht darum, ein großes Pensum zu schaffen.
Es ging ihm um die Bedeutung seines Handelns und seiner Predigt für die Sinnfrage.

Die Heilungen waren für den einzelnen Menschen sicherlich wichtig und bedeutsam.
Aber für die Umstehenden waren sie deshalb nicht weniger bedeutsam!

Denn sie erfuhren etwas von Gott, von seinem Wesen von seiner Liebe:
Du bist wichtig! Ich sorge mich um jeden einzelnen von euch!
Ich möchte, dass auch dein Leben gelingt und sinnvoll ist – auch wenn du nur Zuschauer oder Zaungast einer Wunderheilung bist.
Diese Heilung hat auch etwas mit dir und deinem Leben zu tun. Sie enthält eine Botschaft, die auch dich betrifft.
Du bist nicht nur Gaffer eines Geschehens, sondern du bist mit gemeint!

Jetzt suche ich nach konkreten Beispielen. Was kann das für (m)ein konkretes Leben bedeuten?

Schlagworte blitzen auf:

  • Entschleunigung
  • „Fünfe gerade sein lassen!“
  • Vergiss die Freude nicht!
  • Sich von Situationen fernhalten oder sich entfernen, die mir nicht gut tun, die mir Lebensenergie und Lebensfreude rauben, ohne dass ich etwas zur Veränderung beitragen kann.
  • Mich mit Herausforderungen und Leiden versöhnen zu können, anstatt viel Energie damit zu verbrauche, zu sagen: „Nein, das darf jetzt nicht sein!“. Denn diese Energie fehlt mir dann, mich meiner Situation stellen zu können. (Manchmal ist das Leben in Fülle auch eine Frage von „Effizienz“ von effizienter Einteilung, psychischer, physischer und mentaler Energie!)
  • Körperliche und geistige Vorräte wieder auffüllen, sich Zeit zur Erholung an Leib und Seele nehmen und nicht erst darauf warten, dass sie mir wohlwollend von anderen angeboten werden.
  • Spirituelle, geistliche Erneuerung Raum geben durch Gebet, Meditation, Nachsinnen über Gott. Was möchte mir Gott mit meinem Leben sagen und auf den Weg geben? Wo will er mich zurüsten für mein Leben, das so einzigartig und einmalig ist?
  • einfach nur ‚lieben‘

Eine schöne geistliche Übung ist es, die drei Abschiedsreden Jesu aus dem Johannes-Evangelium (Kapitel 14-16) langsam und bewusst zu lesen.
Aber mit einer kleinen Variation:
immer dort wo „ihr“, „euch“ usw. – also der Plural – steht, durch „du“ und „dich“ ersetzen!
Dann wird aus diesen drei Kapiteln des Johannes-Evangeliums eine wunderbare und große Liebeserklärung Jesu an mich ganz persönlich.

Einfach mal ausprobieren. Es wird ein neues Licht auf unsere persönliche Beziehung zu Jesus Christus werfen!

Es gibt noch so viel Stoff, über dieses Wort „Leben in Fülle“ nachzudenken.

Am Ende dieses Impulses wage ich eine Zusammenfassung, die für uns tagtäglich aufschimmern lassen könnte, was „Leben in Fülle“ auch bedeuten kann.

„Leben in Fülle“ kann heißen, am Ende eines Jeden Tages sagen zu können:

„Dieser Tag war MEIN Tag,
mit allem, was mir widerfahren ist.
Ich habe diesen Tag gelebt
und nehme ihn an als einen Tag MEINES Lebens,
so dass ich ihn abends dankbar
oder zumindest mit Vertrauen
zurück legen kann in Gottes Hand.“

Zum Schluss noch ein Impuls von Frank Greubel aus: Pfarrbriefservice.de –
https://www.pfarrbriefservice.de/file/leben-fulle-0




Es ist Karfreitag-Nacht …

… und ich komme zur Ruhe

Was waren das für anstrengende Tage, seit Anfang der Woche.



Bild von Myriams-Fotos auf Pixabay

Viele Begegnungen mit Menschen, mit Patient:innen, mit Mitarbeitenden des Krankenhauses.
Viele Worte wurden gewechselt.
Ich erfuhr von Sorgen, Enttäuschungen, von Herausforderungen und Frustrationen.
Menschen, die ihren letzten Lebensweg auf Erden gingen, durfte ich Gast sein und mit und für sie beten: Krankensalbung, Segnung, Sündenvergebung …
Menschen, die lange Zeit nicht mehr lachen konnten, sah ich lächeln. – Gänsehaut überfiel mich.
Was moderne Medizin und weise Therapeut:innen alles zu leisten vermögen!

Viele ernsthafte und traurige, aber auch viele erfüllende und beglückende Momente.

Einiges musste organisiert werden, denn die Karwoche ist die Woche im Jahr, wo sich liturgisch auch viel tut.
Und unsere Kapellen sollten dieses etwas widerspiegeln, selbst wenn in ihnen nicht alle Gottesdienste der Karwoche gefeiert werden.

Jene, die kommen, sollen spüren können, was die Zeit ist.

Dabei bin ich selber an meine Grenzen gekommen,
war abends so schachmatt, dass ich selbst fürs Essen zu müde war.

Aber nun harre ich aus,
lausche hinaus,
höre das eine oder andere Auto.

Ansonsten:
Stille,
Ruhe,
Frieden.

Bild von Hans auf Pixabay


Das ist jetzt für mich die ‚leere Zeit‘,
jetzt kann sie sich auch in mir ausbreiten:
die Sehnsucht nach Erlösung,
nach Befreiung
und Errettung.

Jetzt darf ich mich ‚fertig machen‘
für das große und großartigste Fest,
das ich morgen in einer liebenswürdigen Gemeinschaft
feiern darf:

Ostern!

Dieser Augenblick, jetzt
eine
gnadenreiche Zeit für mich.

Danke, G’tt!