22. Juli: Maria Magdalena

Die einzigartige Apostelin

Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Mary_Magdalen_by_Bernini.jpg
by: sailko / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)

Seit dem 3. Jahrhundert wird diese Frau – Maria Magdalena – als „Apostolin der Apostel“ genannt. Kein Geringerer als Hippolyt von Rom bezeichnete sie so.

Aber es mussten gut 1600 Jahre vergehen, bis diese einzigartige Frau und Zeugin der Auferstehung Jesu Christi auch offiziell und liturgisch durch eine eigene Festtags-Liturgie in diesen Rang erhoben wurde.



Ja, es ist schade, dass erst Papst Franziskus I. diesen Mut und diese Stärke dazu besaß.
Und ja, es ist gut, dass es überhaupt geschah.

Dazu fand ich folgenden Text des Fundamentaltheologen Hans Waldenfels SJ (* 1931):

„Er (Jesus) gibt ihr den Auftrag: „Geh zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott“ Hier wird Maria von Magdala die „Apostolin“. (…) In einer Zeit, in der die kirchenrechtliche Stellung der Frau in der katholischen Kirche neu bedacht wird, sind auch die biblischen Aussagen neu zu bedenken.“
Zitiat nach: Te Deum, Juli 2020, S. 223

Ja, ich freue mich über diesen Festtag, den ich – auch wenn ich an diesem Tag keine Eucharistie feiern kann – mit allen liturgischen Möglichkeiten des Stundengebets und der persönlichen Andacht – begehen werde.

Ich wünsche und hoffe, dass von diesem Festtag starke geistliche Impulse ausgehen, für die Frauen in unserer Kirche, die sich für die Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche einsetzen und für die Männer in unserer Kirche, die sich diesem Anliegen verschreiben und sich mit den Frauen in der Kirche solidarisieren.

Ich hoffe und bete, dass der Heilige Geist die Mächtigen in der Kirche bewegt, sich der biblischen Wahrheit zu öffnen, nach der die Frauen im Neuen Testament eine herausragende Aufgabe im Zeugnis und in der Weitergabe der Auferstehung des HERRN haben.


Gebet:

Herr Jesus Christus, du hast die Frauen, die dir nachgefolgt sind, zu herausragenden Zeuginnen deiner Auferstehung werden lassen. Du hast ihnen als erste geboten, diese frohe Botschaft zu verkündigen.
Doch in deiner Kirche werden Frauen wegen ihres Geschlechts noch immer zurückgesetzt; sie erfahren nicht die Achtung und Anerkennung, die du ihnen – als Haupt deiner Kirche – gegeben hast.

So bitte ich dich: Bewege in der Kraft des Heiligen Geistes die Herzen und Spiritualität der Menschen, die in unserer Kirche noch immer das Sagen haben. Erleuchte ihren Geist, damit sie Ungerechtigkeiten und Diskriminierungen wegen der Geschlechtlichkeit eines Menschen erkennen und Wege der Erneuerung wagen.

Stärke alle Frauen und Männer, die sich um diese Gleichberechtigung mühen, stelle ihnen Menschen an die Seite, die sich solidarisch mit ihnen verhalten und lass sie in ihrem Kampf um Gerechtigkeit, Respekt und Menschenwürde nicht müde werden.
Amen.

(c) Gerd Wittka, 22.07.2020




Väter erzählen ihren Glauben

„…. ER stellte sein Gesetz auf in Jakob, (…) und gebot unseren Vätern, ihre Kinder das alles zu lehren…“ (aus Psalm 78)

Heute Morgen, beim Beten der Laudes, wurden mir Verse aus dem 78. Psalm vorgelegt.
Darin heißt es:

„… ER stellte sein Gesetz auf in Jakob, /
gab in Israel Weisung *
und gebot unseren Vätern,
ihre Kinder das alles zu lehren,
damit das kommende Geschlecht davon erfahre, /

die Kinder späterer Zeiten; *
sie sollten aufstehen und es weitergeben an ihre Kinder,

damit sie ihr Vertrauen auf Gott setzen, /
die Taten Gottes nicht vergessen *
und seine Gebote bewahren
und nicht werden wie ihre Väter, /
jenes Geschlecht voll Trotz und Empörung, *

das wankelmütige Geschlecht,
dessen Geist nicht treu zu Gott hielt….“

Zuerst überlas bzw. über-betete ich diesen Text. Doch nach der Laudes spürte ich in mir das innere Bedürfnis, diesen Text noch einmal zur Hand zu nehmen.

Und dann fiel mir auf, woran ich hängen blieb; an den Worten:

„…. ER stellte sein Gesetz auf in Jakob, (…)
und gebot unseren VÄTERN, ihre Kinder das alles zu lehren…“

Bild von StockSnap auf Pixabay



Die Vater-Rolle

Nach diesem Text scheint die Aufgabenverteilung ganz klar zu sein: Die Weitergabe des Glaubens ist Sache der Väter!

Genau das ist es aber, was mich stutzig werden lässt.
Denn die Realität heute sieht ganz anders aus. Heute sind es vorwiegend die Frauen, die sich als Erzieherinnen in Kindergärten oder als Religionslehrerinnen in der Primarstufe um die Glaubensweitergabe kümmern.
Und auch in unseren Gemeinden können wir sehen, dass es vorwiegend Frauen sind, die sich als „Tisch-Mütter“ (wie sie früher oft genannt wurden) bzw. als Katechetinnen bei der Vorbereitung zur Erstkommunion und auch zur Firmung in den Dienst nehmen lassen.

Bei diesen Aufgaben Männer resp. Väter zu finden, ist eher eine Seltenheit.

Allenfalls bei den geistlichen Berufen finden wir noch ‚Väter‘, die für die Glaubensweitergabe zuständig sind; den „Pater“ oder den „Abbas“ ( -> Abt ) oder den Papst (entlehnt von ‚Papa‘). Doch in der römisch-katholischen Kirche sind dies in den seltensten Fällen ‚echte‘ = biologische Väter. Allenfalls werden sie als „geistliche Väter“ bezeichnet.

Ist das nicht erstaunlich, was sich da in der Kultur- und Religionsgeschichte für ein Wandel vollzogen hat?!

Permanenter Rollenwandel

Der Rollenwechsel, der sich da stickum vollzogen hat, schlägt einen großen Bogen zu den Fragen heute in der Gender-Debatte in unserer römisch-katholischen Kirche.

Zwischen dem Text des 78. Psalms und der heutigen Wirklichkeit können wir erkennen, dass bestimmte Rollenverständnisse und auch die Ausübung von bestimmten Rollen und Aufgaben in Religion und Kirche einem stetigen Wandel unterworfen waren und auch noch sind.

Für mich ist dies ein Grund mehr, dass wir in der römisch-katholischen Kirche heute die Frage nach der Rolle der Frau(en) und ob und welche Verantwortungen und Ämter sie in unserer Kirche übernehmen, nicht mehr apodiktisch verhindern, geschweige denn mit fragwürdigen, vermeintlichen Verweisen auf die sogenannte ‚Tradition‘ beantworten können.

So, wie in der Vergangenheit das Leben in der Kirche einem Wandel unterworfen war, so wird es das auch heute und in Zukunft so bleiben.

Wer sich diesem Wandel verweigert, muss sich die Frage gefallen lassen, ob er/sie sich damit nicht auch der geistlichen Dynamik eines lebendigen, für das alltägliche Leben relevanten Glaubens verweigert!