Die gewalttätigen Angriffe gegen WahlkampfhelferInnen und PolitikerInnen in unserem Land sind erschreckend! Menschen, die sich für unsere Demokratie einsetzen, werden angegriffen und zum Teil schwer verletzt.
Menschen nutzen unsere demokratische Freiheit, um sich für unsere Gesellschaft stark zu machen im demokratischen Diskurs. Sie kommen aus der Mitte unserer Gesellschaft! Sie verdienen unsere Anerkennung und unseren Schutz!
Vor gut 100 Jahren gab es schon mal Zeiten, wo man die demokratische Freiheit bekämpft hat. Heute wird dies durch Parteien wie die AfD gefördert, die unsere Demokratie und deren MandatsträgerInnen verächtlich machen.
Sie sind es, die in die Schranken gewiesen werden müssen!
Für Freiheit! Für Demokratie! Gegen Radikalismus unsere Demokratiefeinde!
IDAHOBIT 2023
Ev. und kath. Krankenhaus-Seelsorge im Johanniter-Krankenhaus Oberhausen
Am 17.5. wird jährlich der „Internationale Tag gegen Homo-, Bi- und Transfeindlichkeit“ (IDAHOBIT) begangen. Aus diesem Anlass haben die evangelische und katholische Krankenhaus-Seelsorge im Johanniter-Krankenhaus Oberhausen eine Aktion gestartet und dazu eine Erklärung abgegeben:
Am 17.5. ist der IDAHOBIT, der internationale Tag, der sich gegen Hass gegenüber homo-, bi-, transsexuelle Menschen und Menschen anderer Geschlechtlichkeit und sexueller Orientierung wendet.
Als evangelische und katholische Krankenhaus-Seelsorger:innen im Johanniter-Krankenhaus nehmen wir selbstverständlich auch jene Menschen (Patient:Innen oder Mitarbeiter:innen) in den Blick, die nicht traditionellen Geschlechterrollen und Sexualitäten entsprechen.
Wir setzen uns ein für geschlechtliche und sexuelle Vielfalt und wollen damit einen Beitrag gegen Hass und Gewalt gegenüber nicht-heterosexuellen Menschen leisten.
Bei uns finden Menschen, gleich welcher Religion, Weltanschauung oder sexuellen oder geschlechtlichen Identität jederzeit eine offene Tür.
Das diesjährige Motto: „Immer zusammen: Vereint in Vielfalt“ will deutlich machen, dass wir in unserem Krankenhaus diese Vielfalt vorfinden. Wir Krankenhaus-Seelsorger:innen erleben diese Vielfalt als Bereicherung im tagtäglichen Miteinander.
Aus der Einladung zum IDAHOBIT 2023
Gottesdienst zum IDAHOBIT
Deshalb haben wir beim „Offenen Mittags-Gebet“ (OMG) am Mittwoch um 13.00 Uhr in der Krankenhaus-Kapelle dieses Anliegen zum Thema gemacht.
Bistum Essen stellt ‚Netzwerk Queer‘ vor
Anlässlich des IDAHOBIT 2023 ist auch das Bistum Essen, mein Arbeitgeber, mit dem neuen ‚Netzwerk Queer‘ an die Öffentlichkeit gegangen. Dieses Netzwerk will unterschiedliche Personen und Gruppierungen zusammen führen, „…um für andere queere Menschen ansprechbar zu sein, gegen Diskriminierung zu kämpfen, die Seelsorge für diese Zielgruppe weiterzuentwickeln und gleichzeitig die Offenheit sichtbar zu machen, die es im Bistum Essen für queere Menschen gibt….“
Ich selber gehöre seit Kurzem diesem Netzwerk an und möchte in diesem Netzwerk den intensiven Austausch pflegen und mich gemeinsam mit anderen Gruppierungen und Personen für Akzeptanz und gegen Hass und Gewalt gegenüber Queer-People wenden.
In diesem Zusammenhang erwarte ich zukünftig noch weitreichendere Initiativen in unserem Bistum.
Für mich muss es auch Ziel sein:
glaubwürdig nach innen und außen zu vertreten, dass dieses Anliegen nachhaltig ist
Menschen in ihrer vielfältigen Sexualität und Geschlechtlichkeit ernst genommen und wertgeschätzt werden
vergangenes Leid aufgearbeitet wird
Wiedergutmachung geleistet wird.
„Warum bist du noch dabei?“
Ich verstehe nur zu gut, dass viele Queer-People, die zu unserer Kirche gehören, ihr in den letzten Monaten und Jahren den Rücken gekehrt haben. Und ihre Beweggründe kann ich ebenfalls gut verstehen. Denn: auch für mich als Seelsorger in der römisch-katholischen Kirche ist es manchmal schier unerträglich, wie ‚meine‘ Kirche mit diesen Themen umgeht.
Manche haben mich in der Vergangenheit gefragt, wie ich noch weiterhin den Dienst in der Kirche tun kann? –
Weil es auch MEINE KIRCHE ist und ich Glied dieser Kirche bin.
Weil ich in der vergangenen Jahren viele wunderbare Menschen in und außerhalb meiner Kirche gefunden habe, die mir Mut machen, bei dieser Thematik nicht locker zu lassen und meiner christlichen Überzeugung Raum zu geben.
Weil ich ermutigt wurde, den ‚langen Atem‘ an den Tag zu legen und gerade in den letzten Monaten sowohl unser Bischof Franz-Josef Overbeck und unser Generalvikar Klaus Pfeffer sich selber mutig und öffentlich für diese Themen einsetzen.
Weil ich es nicht hinnehmen kann, dass die Weltkirche bei diesem Thema Menschen diskriminiert und Leid antut.
Einladung an Queer-People
Deshalb möchte ich heute jene ermutigen, die sich in unserer Kirche irgendwie „queer“ fühlen, sich durch das ‚Netzwerk Queer‘ auch persönlich angesprochen zu fühlen und sich zum Beispiel auch an die verschiedenen Mitglieder aus dem Netzwerk zu wenden, wenn es darum geht, diese Akzeptanz weiter zu fördern.
Ich selber stehe, im Rahmen meiner Qualifikation ‚Geistliche Begleitung‘, persönlich zur Verfügung, wenn jemand die eigene Queerness mit dem christlichen Glauben verbinden möchte und aus diesem Glauben Wege sucht, damit das eigene Leben im vollumfänglichen Sinne gelingen kann.
Was bedeutet die ‚Progress-Pride-Flag‘? – Lies den QR-Code ein und finde die Antwort!
Prinzip ‚Sippenhaft‘
Im Internet läuft gerade eine Kampagne für ein Böllerverbot:
Und ja, es gibt gute Gründe, das Silvesterfeuerwerk besser zu regeln. Dies bezieht sich insbesondere auf die Gründe des Umwelt-, Tier- und Lärmschutzes.
Diese Gründe jedoch mit den kriminellen Gewaltexessen gegen Rettungs- und Ordnungskräfte zu verbinden, lehne ich ab!
Ich habe auch diesen Aufruf bekommen, aber ich unterschreibe nicht, weil hier verschiedene Gründe gemeinschaftlich genutzt oder sogar missbraucht werden, die nichts miteinander zu tun haben.
Die Gewalt und Aggression bekämpft man nicht mit einem Böllerverbot für alle!
Da feiert das Prinzip der ‚Sippenhaftung‘, das in der NS-Zeit verstärkt Anwendung fand, fröhliche Urständ!!
Ich weiß nicht, wie man das unterstützen kann! Das ist Populismus pur! Und diesmal nicht von der AfD!
Immer wieder Gewalt gegen Queer-People
Handelt es sich um ‚Trittbrettfahrer:innen‘?!
Schon wieder Nachrichten über gewalttätige Angriffe gegen Queer-People. Wieder ist eine transsexuelle Person, dieses Mal eine Transfrau in Bremen öffentlich in einer Straßenbahn queerfeindlich angegriffen worden.
Nach Pressemeldungen (siehe unten!) sollen die Begleitpersonen des Angreifers sogar noch diesen Angriff forciert haben.
Dank beherzten Eingreifens anderer Bahnfahrer:innen ließen die Angreifer ab und verließen fluchtartig die Bahn. Der Staatsschutz ermittelt nun wegen Hasskriminalität.
Die angegriffene Person wurde mit schweren Gesichtsverletzungen ins Krankenhaus eingeliefert. Quelle: Männer Media
Trittbrettfahrer:innen oder verstärkter Fokus auf solche Verbrechen?
Nach dem tödlich verlaufenden Angriff gegen Malte C. am Ende des CSD in Münster gibt es erneut eine Meldung solcher queerfeindlicher Angriffe. Was steckt dahinter? Nimmt diese Gewalt zu oder richten wir in unseren Medien nur verstärkter unsere Aufmerksamkeit auf solche Verbrechen?
Egal, was es auch sei: beides wäre schlimm.
Es zeigt mir aber auch, wie wichtig solche Berichte sind. Denn der Vorfall in Bremen zeigt, dass eine erhöhte Sensibilität für solche Gewalt und Verfolgung gegen queere Personen auch dazu führen kann, dass noch mehr Menschen, Zivilcourage an den Tag legen, wenn sie solche Angriffe wahrnehmen.
Ich wünsche der Frau aus Bremen gute Besserung und dass sie diese traumatische Erfahrung verarbeiten und zukünftig sicherer in unserem Land leben kann, weil sie und alle anderen auf solidarische Zivilcourage hoffen können.
Schon immer war mir dieser 28. Dezember irgendwie komisch. Da feiern wir ein „Fest der unschuldigen Kinder“ und die Bibel berichtet uns von einer abscheulichen Bluttat des Herodes. Auf seiner Suche nach dem neugeborenen König der Juden (-> Jesus Christus), in dem er eine Bedrohung seiner Macht und Herrschaft sieht, lässt er kurzerhand alle Knaben bis zu einem Alter von zwei Jahren ermorden.
Immer wieder wurde mir diese Textstelle so ausgelegt, dass die Kirche dieser „unschuldigen Kinder“ gedenkt, die ihr Leben für Jesus Christus lassen mussten.
Aber: diese Kinder waren keine Märtyer; deren Eltern wussten wahrscheinlich noch nicht einmal von dem „Grund“ des Herodes. Ihnen wurden ihre Knaben grausam entrissen. Sie und ihre Eltern hatten keine Wahl, sich für oder gegen ein solches ‚Martyrium‘ zu entscheiden! Ich fand das immer wieder verstörend.
Kein historischer Bericht
Dann aber wurde später eingewandt, dass dieses Ereignis ja gar nicht historisch sein wird. Das machte es aber für mich nicht besser.
Was für ein Gottesbild steckt dahinter? Möchte ich an einem solchen Gott glauben, der grausame Bluttaten an ungezählten Knaben zulässt, nur um seinen Sohn zu retten?
Das Einzige, was ich an dieser Erzählung erkennen kann, ist, dass Gott schon von Anfang an seine rettende Hand über seinen Sohn Jesus Christus hatte.
Aber: um das deutlich zu machen, hätten die Verfasser dieses Evangeliums nicht zu so grausamen Erzählungen greifen müssen! Das ist ziemlich über das Ziel hinausgeschossen!
Ich kann deshalb mit diesem „Fest“ für meine Spiritualität im Hinblick auf Weihnachten nichts anfangen.
Aktualisierung: Macht-Wahnsinn
Aber wenn ich auf Herodes schaue, erkenne ich einen Mann, der mit allen Mitteln um seine Macht kämpft. Er missbraucht seine Macht, um ‚unschuldiges‘ Leben zu töten, zu zerstören.
Machtmissbrauch für sexualisierte Gewalt
Wenn ich diesen Gedanken näher an mich heranlasse, dann kommen mit heute unweigerlich ganz konkrete Menschen in den Sinn: Kinder und Jugendliche, die unter Missbrauch von Macht Opfer sexueller Gewalt wurden. Kinder und Jugendliche, deren Leben durch solche Taten nachhaltig zerstört wurden, weil sie traumatische Geschehen erlebt haben, die sie ihren Lebtag nicht mehr loslassen werden.
Mit kommen Kinder, Jugendliche aber auch Erwachsene in den Sinn, die von Geistlichen meiner Kirche Opfer sexualisierter Gewalt geworden sind.
Ich fühle dann Beklemmungen, Schmerz, kalte Wut und tiefe Trauer, dass selbst in unserer Kirche Menschen nicht davor gefeit sind, ihre Macht zu missbrauchen, um das Leben anderer Menschen zu zerstören.
… vier Finger auf uns zurück …
Wenn wir also heute das „Fest der unschuldigen Kinder“ feiern und versucht sind, mit unserem Finger auf Herodes zu zeigen, der – aus blindem Machtwahn – auch vor den schrecklichsten Taten nicht zurückschreckte, dann sehe ich vier Finger, die auf meine eigene Kirche zurück zeigen, wo es auch – und sicherlich immer noch – Menschen und Amtsträger gibt, die ihre Macht und ihren Einfluß missbrauchen, um physisch und psychisch über wehrlose – zumeist junge – Menschen Gewalt an Leib und Seele auszuüben.
Das „Fest der unschuldigen Kinder“ sollte eigentlich ein „Gedenktag“ sein und uns darauf verweisen, wie sehr immer noch Machtstreben in der Kirche Unheil und Verbrechen begünstigt und möglich macht.
Und solange die Kirche selber immer auch ein Institution und Organisation ist, wo Macht eine entscheidende Rolle spielt (und das ist bei einer solchen hierarchischen Organisation gar nicht anders möglich), sollte uns alle, dieses Fest Warnung und Mahnung sein.
Wer aus diesem heutigen Gedenktag wirklich lernen will, der muss den Mut haben, zu einer Kirche ohne – oder aber nur mit minimaler – Macht zu kommen.
Die gesellschaftlichen Entwicklungen, die die Kirche(n) immer mehr ent-machten, weil sie faktisch an gesellschaftlicher und politischer Bedeutung verlieren, könnte da ein historische Chance bieten.
!!! TRIGGER-Gefahr !!!
Sexueller Missbrauch in der katholischen Kirche
Vor einigen Wochen erschütterte auch das Bekanntwerden eines Missbrauchsskandals durch einen Priester unseres Bistums. Ein pädophiler Priester, der in verschiedene Bistümer versetzt wurde, hatte viele Missbrauchsfälle begangen. Dieser Priester war Kaplan in Bottrop und dann kurze Zeit später in Essen. Danach wurde er ins Bistum München versetzt.
Das Recherchenetzwerk ‚correctiv‘ und die ZDF-Sendung ‚frontal21‘ haben intensiv zu diesem Fall recherchiert. Am Mittwoch, den 18. Februar 2020 ist in der Sendung ‚frontal21‘ dazu ein Beitrag erschienen. In diesem Beitrag zeigen sie Spuren auf, die auch zu dem damaligen Bischof von München und des späteren Papst Benedikt XVI., Joseph Ratzinger führen.
Während der Recherche meldeten sich weitere Missbrauchsopfer bei ‚correctiv‘ und ‚frontal21‘.
Ich setze mich ganz bewusst für diese Recherche ein und veröffentliche deshalb diese Beiträge, um mich für Opfer und Betroffene einzusetzen, um ihnen Gehör zu verschaffen, um weitere – bislang unbekannte – Opfer zu ermutigen, sich ebenfalls zu melden und Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Ich setze mich aber auch ganz bewusst für die Veröffentlichung dieses Beitrags ein, um auch in unserer eigenen katholischen Kirche darauf aufmerksam zu machen, dass wir nicht schweigen dürfen.
Ich habe immer noch den Eindruck, dass dieses Thema konkret in Pfarreien und Gemeinden viel zu wenig behandelt wird.
Ja, es ist eine Zumutung! Ja, es schockiert und entsetzt! Ja, es mag auch Nicht-Betroffene verstören!
Denken Sie aber immer auch daran:
Opfer und Betroffene verstört diese Erfahrung und dieses Thema nicht nur. Es zerstört mitunter deren Leben, deren Zukunft, deren Seele!