Dreifaltigkeit
Impuls zum Dreifaltigkeitssonntag 2025
„Wer von Gott nicht weiß, dass er dreieinig ist, weiß nichts vom Christentum.“
Georg Wilhelm Friedrich Hegel
Was kann ich Ihnen zur Dreifaltigkeit sagen?
Ich habe schon einmal erklärt, dass wir das Geheimnis der Dreifaltigkeit besser verstehen können, wenn wir anschauen, wie dieser eine Gott sich in der Geschichte der Welt zeigt:
- Der Vater, der Schöpfer des Himmels und der Erde, von allem Sichtbaren und Unsichtbaren, wie es im Glaubensbekenntnis verankert ist.
- Der Sohn, der wahrhaftig als Mensch in unsere Welt gekommen ist, um uns zu erlösen.
- Die Heilige Geistkraft, die bei uns bleibt, unsere Nähe sucht und uns durchs Leben leiten möchte.
Aber werden wir damit dem Glauben an die Dreifaltigkeit Gottes gerecht?

Also suchen wir weiter, meist auch nach Bildern, um uns irgendwie diesem Geheimnis näheren zu können.
So vergleiche ich die Dreifaltigkeit manchmal mit Wasser, weil es in drei verschiedenen Zuständen existieren kann: fest als Eis, flüssig als Wasser und gasförmig als Dampf. In all diesen Formen bleibt es dennoch Wasser – seine Wesensart verändert sich nicht. Es ist stets die gleiche Substanz, nur in unterschiedlichen Erscheinungsweisen.
In den letzten Sonntagen haben wir im Johannes-Evangelium gehört, wie sich die drei Personen des einen Gottes in ihrer Beziehung zueinander und zu uns zeigen. Jesus sagt zum Beispiel: „Ich und der Vater sind eins!“ und „Wer mich sieht, sieht den Vater!“ Er verspricht auch: „Ich werde euch nicht allein lassen, sondern einen Beistand senden, der für immer bei euch bleiben wird.“
Unser dreifaltiger Gott ist ein Gott der Beziehung:
- Die drei Personen des einen Gottes stehen in gegenseitiger Verbindung.
- Gleichzeitig pflegen der Vater, der Sohn und die Heilige Geistkraft jeweils eine Beziehung zu uns.
Unser Glaube an den dreifaltigen Gott zeigt sich darin, wie wir zu den drei Personen in Beziehung stehen und wie sie untereinander verbunden sind.
Und dennoch wird der Glaube an die Dreifaltigkeit oft viel zu vereinfacht dargestellt.
Ganz offen: im Studium der Dogmatik habe ich die Trinitätslehre nie wirklich verstanden.
Aber vielleicht ist das auch nicht weiter schlimm.
Denn eine Legende aus dem Leben des heiligen Augustinus macht mir etwas deutlich:
Eines Tages spazierte Augustinus am Strand entlang, während er mitten in den Vorbereitungen für sein Buch über die Heilige Dreifaltigkeit stand. Plötzlich entdeckte er einen Jungen, der mit einem Löffel immer wieder Meerwasser in ein kleines, selbstgegrabenes Loch schaufelte.
Neugierig hielt Augustinus an und fragte den Knaben, was er da tue. Der Junge erklärte, er wolle das Meer austrocknen, indem er es in dieses Loch gieße.
Amüsiert und ein wenig mitleidig lächelnd, wies Augustinus darauf hin, dass das Meer dafür viel zu groß sei. Doch der Junge konterte: „Wahrscheinlicher wirst du das Meer auf diese Weise leer bekommen, als du mit deinem Verstand das Geheimnis der Dreifaltigkeit auch nur annähernd ergründen kannst. Es ist einfach zu groß.“
Dabei verglich der Knabe das Meer mit der Dreifaltigkeit, sein Loch, das er aushob, mit Augustinus’ entstehendem Buch und den Löffel mit dessen Verstand.
Diese Geschichte zeigt mir:
Wir können das Geheimnis der Dreifaltigkeit nicht mit unserem Verstand fassen. Es ist einfach zu groß.
Der Dreifaltigkeitssonntag bleibt geheimnisvoll.
Es ist aber ein Geheimnis, das mit mir, das mit uns zu tun hat.

Ich habe für mich gefunden, meinen Glauben der Dreifaltigkeit Gottes mit meiner Beziehung zu Gott zu verknüpfen.
Denn schließlich strebe ich und sehne ich mich danach, immer wieder in eine lebendige Beziehung mit Gott treten zu dürfen und zu können.
- Ich glaube an Gott, den Vater, der alles geschaffen hat und der Ursprung von allem ist.
Wenn ich staune über die Vielfalt und die Geheimnisse der Natur – über biologische, physikalische und chemische Abläufe –, vertraue ich darauf, dass er dahintersteht.
Ich glaube, dass er uns Menschen in diese Welt gesetzt hat und uns mit allen Geschöpfen verbindet: mit Pflanzen und Tieren, mit Mikroben, Bakterien und Viren – mit allem Leben auf der Erde und im Universum.
Er hat uns mit Geist, Verstand und Freiheit ausgestattet, hat uns aber damit auch eine Verantwortung gegeben, die uns oft an unsere Grenzen bringt. - Ich glaube an Gott, den Sohn, der als Mensch gezeigt hat, wie Gottes Liebe in unserer Liebe zu anderen Menschen und zur ganzen Schöpfung lebendig wird.
Er war wirklich unter uns und hat unsere Schwächen und Fehler gekannt.
Er wusste um unsere Schuld und unsere Sünden.
Durch sein Erlösungswerk dürfen wir aber darauf vertrauen, dass Gott uns und seine Liebe nicht endgültig verlässt, wenn wir an ihn glauben. - Ich glaube an die Heilige Geistkraft, die mich berät, leitet und führt. Ich bin sicher, dass sie mich in meinen Zweifeln, offenen Fragen und meiner Sehnsucht nicht alleinlässt. Wenn mir Kraft und Lebensmut fehlen und alles sinnlos erscheint, schenkt sie mir neue Stärke.
So glaube ich an den dreieinigen Gott – Vater, Sohn und Heilige Geistkraft –, der mein Leben und die ganze Schöpfung liebevoll umgibt, vom Anfang bis zur Vollendung.
„Alles wirkliche Leben ist Begegnung!“
Martin Buber