Dreifaltigkeit

Impuls zum Dreifaltigkeitssonntag 2025


Was kann ich Ihnen zur Dreifaltigkeit sagen?

Ich habe schon einmal erklärt, dass wir das Geheimnis der Dreifaltigkeit besser verstehen können, wenn wir anschauen, wie dieser eine Gott sich in der Geschichte der Welt zeigt:

Aber werden wir damit dem Glauben an die Dreifaltigkeit Gottes gerecht?



Also suchen wir weiter, meist auch nach Bildern, um uns irgendwie diesem Geheimnis näheren zu können.

So vergleiche ich die Dreifaltigkeit manchmal mit Wasser, weil es in drei verschiedenen Zuständen existieren kann: fest als Eis, flüssig als Wasser und gasförmig als Dampf. In all diesen Formen bleibt es dennoch Wasser – seine Wesensart verändert sich nicht. Es ist stets die gleiche Substanz, nur in unterschiedlichen Erscheinungsweisen.

In den letzten Sonntagen haben wir im Johannes-Evangelium gehört, wie sich die drei Personen des einen Gottes in ihrer Beziehung zueinander und zu uns zeigen. Jesus sagt zum Beispiel: „Ich und der Vater sind eins!“ und „Wer mich sieht, sieht den Vater!“ Er verspricht auch: „Ich werde euch nicht allein lassen, sondern einen Beistand senden, der für immer bei euch bleiben wird.“

Unser dreifaltiger Gott ist ein Gott der Beziehung:

  • Die drei Personen des einen Gottes stehen in gegenseitiger Verbindung.
  • Gleichzeitig pflegen der Vater, der Sohn und die Heilige Geistkraft jeweils eine Beziehung zu uns.

Unser Glaube an den dreifaltigen Gott zeigt sich darin, wie wir zu den drei Personen in Beziehung stehen und wie sie untereinander verbunden sind.

Und dennoch wird der Glaube an die Dreifaltigkeit oft viel zu vereinfacht dargestellt.

Ganz offen: im Studium der Dogmatik habe ich die Trinitätslehre nie wirklich verstanden.
Aber vielleicht ist das auch nicht weiter schlimm.

Denn eine Legende aus dem Leben des heiligen Augustinus macht mir etwas deutlich:

Eines Tages spazierte Augustinus am Strand entlang, während er mitten in den Vorbereitungen für sein Buch über die Heilige Dreifaltigkeit stand. Plötzlich entdeckte er einen Jungen, der mit einem Löffel immer wieder Meerwasser in ein kleines, selbstgegrabenes Loch schaufelte.

Neugierig hielt Augustinus an und fragte den Knaben, was er da tue. Der Junge erklärte, er wolle das Meer austrocknen, indem er es in dieses Loch gieße.

Amüsiert und ein wenig mitleidig lächelnd, wies Augustinus darauf hin, dass das Meer dafür viel zu groß sei. Doch der Junge konterte: „Wahrscheinlicher wirst du das Meer auf diese Weise leer bekommen, als du mit deinem Verstand das Geheimnis der Dreifaltigkeit auch nur annähernd ergründen kannst. Es ist einfach zu groß.“

Dabei verglich der Knabe das Meer mit der Dreifaltigkeit, sein Loch, das er aushob, mit Augustinus’ entstehendem Buch und den Löffel mit dessen Verstand.

Diese Geschichte zeigt mir:
Wir können das Geheimnis der Dreifaltigkeit nicht mit unserem Verstand fassen. Es ist einfach zu groß.

Der Dreifaltigkeitssonntag bleibt geheimnisvoll.
Es ist aber ein Geheimnis, das mit mir, das mit uns zu tun hat.

Bild: ‚Dreifaltigkeitsknoten‘, Gerd A. Wittka, mit KI generiert

Ich habe für mich gefunden, meinen Glauben der Dreifaltigkeit Gottes mit meiner Beziehung zu Gott zu verknüpfen.

Denn schließlich strebe ich und sehne ich mich danach, immer wieder in eine lebendige Beziehung mit Gott treten zu dürfen und zu können.

  • Ich glaube an Gott, den Vater, der alles geschaffen hat und der Ursprung von allem ist.
    Wenn ich staune über die Vielfalt und die Geheimnisse der Natur – über biologische, physikalische und chemische Abläufe –, vertraue ich darauf, dass er dahintersteht.
    Ich glaube, dass er uns Menschen in diese Welt gesetzt hat und uns mit allen Geschöpfen verbindet: mit Pflanzen und Tieren, mit Mikroben, Bakterien und Viren – mit allem Leben auf der Erde und im Universum.
    Er hat uns mit Geist, Verstand und Freiheit ausgestattet, hat uns aber damit auch eine Verantwortung gegeben, die uns oft an unsere Grenzen bringt.
  • Ich glaube an Gott, den Sohn, der als Mensch gezeigt hat, wie Gottes Liebe in unserer Liebe zu anderen Menschen und zur ganzen Schöpfung lebendig wird.
    Er war wirklich unter uns und hat unsere Schwächen und Fehler gekannt.
    Er wusste um unsere Schuld und unsere Sünden.
    Durch sein Erlösungswerk dürfen wir aber darauf vertrauen, dass Gott uns und seine Liebe nicht endgültig verlässt, wenn wir an ihn glauben.
  • Ich glaube an die Heilige Geistkraft, die mich berät, leitet und führt. Ich bin sicher, dass sie mich in meinen Zweifeln, offenen Fragen und meiner Sehnsucht nicht alleinlässt. Wenn mir Kraft und Lebensmut fehlen und alles sinnlos erscheint, schenkt sie mir neue Stärke.

So glaube ich an den dreieinigen Gott – Vater, Sohn und Heilige Geistkraft –, der mein Leben und die ganze Schöpfung liebevoll umgibt, vom Anfang bis zur Vollendung.





Falten

Wir alle kennen uns mit Falten aus – Nein, ich meine jetzt nicht jene, mit denen das Alter unseren Körper ziert…!“ 😉

Ich denke da zum Beispiel an das Wäsche-Falten.
Oder wenn wir einen Briefbogen falten müssen, damit wir ihn in ein Briefkuvert stecken können.

Ich habe hier heute einen Bogen Papier mitgebracht.
Den möchte ich nun so falten, dass aus ihm drei gleich große Felder entstehen.



(Ich falte einen Papierbogen längst an zwei Stellen, so dass drei gleich breite Felder entstehen. Dann klappe ich die beiden äußeren Felder ein, so dass nur ein schmaler Streifen zu sehen ist.)

Bild von Sergii Koviarov auf Pixabay

Es ist ein einziges Blatt, das aber aus drei Feldern besteht, die miteinander verbunden sind.
Daran möchte ich uns einen Zugang zur Dreifaltigkeit eröffnen.

Auf den mittleren Streifen schreibe ich nun „Vater“.
(Mittleren Streifen bezeichnen mit „Vater“.)

Foto: Gerd Wittka, 2023

Dieser Teil steht für „Gott Vater“.
Das ist die Person des dreifaltigen Gottes, in der alles seinen Anfang genommen hat, wie z.B. das Buch Genesis in den Schöpfungsberichten beschreibt.

Gott Vater, dem Schöpfergott, verdanken wir alles Dasein, auch unser Dasein.
Er hat die unsichtbare und die sichtbare Welt geschaffen; die sichtbare Welt, ist die, die wir wahrnehmen, wenn wir unser Tagewerk beginnen.
Der Aufgang der Sonne am frühen Tag, der Gesang der Vögel, die Tiere und Pflanzen, die Menschen und all das, was Menschen mit Hilfe der Schöpfung alles geschaffen haben.

Der Schöpfergott ist die göttliche Person, auf die alles zurück geht, was wir wahrnehmen und erleben. Wir als Menschen sind in seinem Schöpfungswerk mit herausragenden Eigenschaften geschaffen: als denkende und fühlende Wesen, die mit de Gaben der (Selbst-)Reflexion und der Freiheit ausgestattet sind.

Hinter all dem steht Gott Vater als Urgrund allen Seins.

Auf den nächsten Teil des gefalteten Blattes schreibe ich das Christus-Monogramm, das ‚XP‘, auch PX, genannt.

(Eine Blattspalte öffnen und darauf das Zeichen „PX“ = Christus, schreiben.)

Foto: Gerd Wittka, 2023

Dieser Teil steht für Jesus Christus, dem Menschen, den Gott zu uns gesandt hat.
Durch ihn hat Gott sich in unüberbietbarer Weise uns selbst offenbart.
Jesus Christus ist die menschliche Verkörperung der Liebe Gottes zu uns Menschen.
Durch Jesus Christus hat das göttliche Werben um unsere Liebe und Zustimmung seinen Höhepunkt und Schlusspunkt gefunden.
Nach der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus hat es kein größeres göttliches Werben um uns mehr gegeben.
In Wort und Tat hat Jesus gezeigt, wer Gott für uns ist und wie groß seine Liebe zu uns ist.
Der Mensch gewordene Gott in Jesus Christus hat uns gezeigt: alle sollen Gottes Heil erfahren. Niemand ist von der Liebe und von Gottes Heilswillen ausgeschlossen.
Das größte Hindernis in der Beziehung zwischen uns Menschen und Gott wurde durch Jesus Christus aufgehoben: die Sünde, durch die wir uns von Gott entfernen.
In grenzenlos verzeihender Liebe ist die Sünde nun keine unüberwindbare Mauer mehr, damit wir das Heil erlangen können.

Auf die letzte Spalte schreibe ich die Buchstabenkürzel H.G.
Sie stehen für Heilige Geistkraft oder Heiliger Geist.

(Letzte Blattspalte öffnen und darauf „H.G.“ schreiben!)

Foto: Gerd Wittka, 2023

Die Heilige Geistkraft.
Vor einer Woche haben wir ihr Fest gefeiert.
Sie ist die Seite Gottes, die uns nie allein lässt, auch wenn wir uns allein und verlassen fühlen.
Sie ist die Begleiterin in der Welt und in unserem Leben, auch wenn wir Jesus Christus als Mensch nicht mehr hier auf Erden erfahren können.

(Wie oft wünsche ich mir, Jesus leibhaftig und persönlich hier erfahren zu können, wie damals seine Jünger:innen!) –
Aber die Heilige Geistkraft will uns mit der Kraft und Begeisterung für die Sache Jesu erfüllen, die wir gespürt hätten, hätten wir ihn zu seinen Lebzeiten auf Erden erlebt.
Die Begeisterung und die Kraft, die damals seine Begleiter:innen gespürt haben: dieselbe Kraft können wir auch heute spüren, durch das Wirken der Heiligen Geistkraft.
So, wie damals die Menschen von Christus begeistert wurden zum Glauben an ihn, so kann auch uns in unserer Zeit die Heilige Geistkraft für seine Botschaft und sein Heilswerk begeistern.

(Das komplett Blatt entfalten, das die Einheit in der Dreifaltigkeit verdeutlicht. Jede der Person ist mit den anderen Personen verbunden und eins.)

Foto: Gerd Wittka, 2023

Dieses entfaltete Blatt zeigt mir, was es bedeuten kann, wenn wir von dem einen dreifaltigen Gott sprechen.
Es ist das eine Blatt – es ist der eine Gott.

Doch er zeigt sich uns in dreifacher, oder dreifaltiger Weise.

Dabei steht jede Seite Gottes für sich und zugleich sind sie untrennbar.
Und jede Seite Gottes hat ihren Platz und ihre Berechtigung.

Wenn Sie mich fragen würden, wie ich ganz persönlich versuche, an die Dreifaltigkeit zu glauben, möchte ich antworten:

Ich mache es mir in meiner eigenen Spiritualität nicht schwer!

Wenn ich an den dreifaltigen Gott glaube, dann denke ich nicht in hochkomplizierten theologischen, dogmatischen Lehrsätzen!

Sondern:
• Wenn ich mich der Schöpfung freue, freue ich mich an Gott Vater.
• Wenn ich mich frage, wie mein Leben gelingen kann, welche Werte und Grundsätze für mich wichtig sind, schaue ich auf Jesus Christus, dem Sohn Gottes.
• Und wenn ich mir gewahr werde, dass ich mich nicht allein auf meine Kraft und mein Vermögen stützen kann, bitte ich die Heilige Geistkraft um ihre Gaben.

Gelebten Glauben sollten wir nicht schwerer machen, als er manchmal schon ist.

Ich hoffe, ich konnte einen kleinen Beitrag dazu leisten, sich die Dreifaltigkeit Gottes konkret denken zu können.


Hinweis:

Am Ende meiner Ausführung wird natürlich klar, dass mein ‚Aufhänger‘ mit dem „Falten“ natürlich konstruiert war.
Ich wollte damit nur Aufmerksamkeit erheischen.
Der Begriff „Dreifaltigkeit“ hat natürlich nichts mit „Falten“ oder „falten“ zu tun, sondern steht im Kontext der Begrifflichkeiten wie „Einfalt“ oder „Vielfalt„. Insofern ist der andere Begriff, den wir für Trinität benutzen, sicherlich auch zu berücksichtigen:Drei-Einigkeit„.




Dreifaltigkeit

Bild von David Mark auf Pixabay

Im Namen des Vaters
und des Sohnes
und des Heiligen Geistes …

Einstieg ins Gebet
fast beiläufig
vertraut
leicht

keine hohe
Theologie
keine Dogmatik
über
Trinität,
Christologie
oder
Pneumatologie



Im Namen des Vaters
und des Sohnes
und des Heiligen Geistes …

Bild von Hans Braxmeier auf Pixabay

Beginn
eines Gespräches
einer Begegnung
zwischen
DIR
und
mir

Was zählt
in diesem Augenblick
und immer
bist
DU und ich.

Du bist mein Gott
des Lebens
der Alles ins Dasein gerufen,
der mich erlöst
und der bei mir bleibt.

Bild von KWHacbc auf Pixabay

Dreifaltigkeit
ist der
alltägliche Gott
der mich liebt,
der um mich wirbt,
der sich um mich sorgt,
der für mich sorgt,
der mich begleitet

mein Schöpfer,
mein Heiland,
mein Lebenskraft.

So steige ich
immer wieder neu
ein,
um DIR
zu begegnen,
bei dir zu sein
und DU
bei mir.

Nicht mehr
und niemals
weniger!

Im Namen des Vaters
und des Sohnes
und des Heiligen Geistes.
Amen.

(c) Gerd Wittka, 07. Juni 2020