Palmsonntag

Nach dem Triumph von Jerusalem werden die Palmen schnell am Boden liegen – zertreten und zerstampft.

Nach dem Triumph in Jerusalem wird Jesus bald am Boden liegen – dreimal

um auch sein Leben zertreten und zerstampfen
zu lassen.

Zuerst riefen sie in Jerusalem:
„HOSIANNA dem Sohne Davids“,
um wenige Tage danach zu brüllen:

„KREUZIGE IHN!“

Herr und Gott,
in Jerusalem zeigst du uns:
du bis in Jesus Christus wahrhaft Mensch geworden!


Fotos: Die Bilder entstanden bei der Liturgie zum Palmsonntag am 12.04.2025 in der Krankenhaus-Kapelle des AMEOS Klinkums St. Clemens, Oberhausen-Sterkrade




In dunklen Zeiten

ein Zuhause bauen – für alle

In dunklen Zeiten, wo Hass und Hetze uns entgegenwehen,
ruft der Heilige Geist – manchmal mit leiser aber fester Stimme:
Du bist berufen, Mitgefühl zu leben,
Botin und Bote der Liebe in einer Welt zu sein, die vom Sturm der Vorurteile zerrissen wird.

Die Schatten des Extremismus verdunkeln den Tag,
doch der Glaube an Menschlichkeit leuchtet wie die Morgenröte,
dringt die Todeskälte und durchbricht die starre Nacht,
in der sich Angst ausbreitet, wie wucherndes Dornengestrüpp

Strecke die Hände aus, wo Mauern des Hasses stehen,
sprich Worte der Hoffnung und Bestärkung
und nicht des Zweifels und der Missgunst.

Gemeinsam wollen wir weben ein Band aus Geschwisterlichkeit,
ein Netz, das selbst den tiefsten Abgrund
mit Hoffnung und Liebe überbrückt.

Wenn der Wind des Extremismus uns entgegenweht,
stehen wir fest – mit Herzen, die im Takt der Liebe schlagen.

Denn in der Nächstenliebe liegt unser aller Zukunft,
die eine Welt erschafft, in der wir alle als geliebte Kinder
des einen Gottes ein Zuhause finden.

© Gerd Wittka, 2025




Geheimnis: Veränderung

Textstelle: Lukas-Evangelium 2, 22.39-40

Die Szene, die uns das Evangelium heute zeigt, ist vielen von uns vertraut: Maria und Josef bringen Jesus in den Tempel, um ihn Gott zu weihen – so, wie es das Gesetz vorschreibt.
Ja, vielleicht war es nur ‚religiöse Pflicht‘, vielleicht aber auch mehr?
Die Darstellung Jesu im Tempel kann Zeichen des Vertrauens in Gott sein, mit dem Josef und Maria ausdrücken: Sie wissen ihr Kind in Gottes Händen am besten aufgehoben.
Dann bricht der Erzählfaden ab.

Veränderung oder nicht?

Bild von DD Scribbler auf Pixabay

Hier möchte ich auch eine Zäsur machen und einen Text von Bertolt Brecht zitieren, den ich im jugendlichen Alter zuerst gelesen und seitdem nicht mehr vergessen habe:

Bertolt Brecht, aus dem Gedächtnis heraus zitiert!


Bertolt Brecht ist der Überraschungseffekt mit diesem „Oh“, des Herrn Keuner gelungen.

Wir können darüber nicht hinweg lesen und müssen uns fragen, warum Herr K. „Oh!“ sagt?

Das Kompliment „Sie haben sich gar nicht verändert“ kann schmeichelhaft sein, wenn es sich auf das äußere Erscheinungsbild bezieht. Herr K. jedoch hört darin den Stillstand – nicht nur äußerlich, sondern vor allem geistig. Die wahre Gefahr liegt in der Bequemlichkeit des Denkens, in festgefahrenen Mustern ohne Offenheit für Neues. In einer Zeit des ständigen Wandels ist es essenziell, geistig beweglich zu bleiben und andere Perspektiven in Betracht zu ziehen.

Andere Situationen kennen wir vielleicht auch.
Da sehen sich Menschen nach langer Zeit wieder und es sagt der eine zu dem anderen:
„Mensch, was hast du dich verändert! – Davon habe ich gar nichts zwischendurch mitbekommen!“

Menschen verändern sich, ob es andere wahrnehmen oder nicht.
Menschen verändern sich, ob immer nur zum Guten, darf bezweifelt werden.
Menschen verändern sich, manchmal für andere unbemerkt.
Das kann daran liegen, weil man lange Zeit keinen Kontakt mehr hatte.
Menschen verändern sich aber auch für andere unbemerkt, weil diese Veränderungen nicht gleich sichtbar, sondern eher innere Prozesse sind.

An solche Situationen musste ich denken, als ich die Zeilen des heutigen Evangeliums las.
Da ist von der Darstellung des Herrn im Tempel die Rede und dann so mir nichts dir nichts wird von dem Entscheidenden berichtet:
Jesus wächst heran, wird stark, erfüllt mit Weisheit, und Gottes Gnade ruht auf ihm.
Hier wird deutlich: Wachstum geschieht nicht allein durch menschliche Anstrengung, sondern auch durch Gottes Gnade.
Das kann entlastend sein, wirft aber auch neue Fragen auf in den Fällen, wo Menschen sich nicht zum Guten entwickeln.

• Wo ist da die Gnade Gottes?
• Hat sie nicht erreicht, was sie erreichen wollte?
• Oder erfordert das erfolgreiche Wirken der Gnade Gottes in uns, die vorherige innere und geistliche Zustimmung, dass Gott in uns wirken darf?

Fragen, die ich gerne mit Ihnen weiter vertiefen würde, was aber den Rahmen einer Predigt sprengen würde.
Nur so viel: Ich glaube, dass Gott uns sein heilsames Wirken nicht aufzwingt und auch nicht das Werk seiner Gnade.
Ich glaube, dass es auch unsere innere und geistliche Zustimmung dafür braucht, denn Gott hat uns Freiheit geschenkt, die – Gott sei’s geklagt – oft leider nicht zum Besten genutzt wird.

Und noch etwas gilt, wenn ich das heutige Evangelium betrachte:

Wachstum geschieht leise und oft auch unauffällig.

Bild von u_osk932pj9i auf Pixabay

Die Lebensjahre Jesu in Nazareth sind verborgen, und doch sind sie von Gottes Gegenwart durchdrungen.
Jesus hat sich verändert in seiner Zeit in Nazareth bis zum ersten Auftreten und Wirken.
Der Sohn Gottes wird Mensch in der ganzen Tiefe des Menschseins.
Denn Gottes Gnade begleitet dieses Kind – in der Weihe im Tempel ebenso wie im Alltag des Aufwachsens.

Das gilt auch für uns.
Wie oft meinen wir, unser Leben selbst in die Hand nehmen, alles kontrollieren zu müssen?!
Doch wahres christliches Wachstum geschieht, wenn wir uns Gott anvertrauen.
Wenn wir ihm unser Leben hinhalten, so wie Maria und Josef Jesus im Tempel darbrachten.

Vielleicht fragen wir uns: Wie können wir wachsen – im Glauben, in der Liebe, in der Weisheit?
Die Antwort könnte darin liegen, immer wieder die Nähe zu Gott zu suchen.
Wer sich ihm anvertraut, wird gestärkt.
Wer sein Leben nach seinem Willen ausrichtet, wird mit seiner Gnade erfüllt.

Mögen wir also lernen, uns von Gottes Weisheit leiten zu lassen und in seiner Gnade zu wachsen – so wie es Jesus getan hat.




Prüfe klug – mit Herz und Sinn

„Prüfet alles und behaltet das Gute“
(1. Thessalonicher 5,21)

Bild von Bianca Van Dijk auf Pixabay

Wie Wind, der durch die Äste weht:
so vieles kommt, so vieles geht.
Gedanken, Worte, laut und still,
doch nicht alles zeigt, was es will!

Drum prüfe klug mit Herz und Sinn,
was bringt dir Frieden, was hat Gewinn? –
Was Wahrheit spricht, was Liebe webt,
was Mut dir schenkt und Hoffnung hebt.

Bild von wal_172619 auf Pixabay

Das Gute halte fest in dir,
es führt dich nah, zu Gott, zu mir.
Ein Leuchten bleibt, das nicht vergeht,
wenn Liebe still das Leben trägt.

© Gerd A. Wittka, 2025




Kalter Stein …

auf der Brust



Manchmal, da bekomme ich es auch mit der Angst zu tun.
Wer kennt das nicht?

Manchmal bringen mich Umstände aus der Fassung, geben mir das Gefühl, einer Situation ausgeliefert zu sein.

Manchmal versagt meine Strategie, die Zügel in der Hand zu halten, eine Situation als berechenbar zu empfinden.
Manchmal habe ich das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren und ohnmächtig zu sein gegenüber Zuständen und Situationen, die mich betreffen.

Und dann bekomme ich sie zu spüren, diese innere Unruhe, wie ein bebendes Kribbeln in meinem ganzen Körper.
Und sie schlägt mir auf Magen und Darm, dann habe keinen Appetit.

Manchmal würde ich mich verkriechen, doch auch dort ist diese Angst und Unruhe, der ich nicht ausweichen kann, als würde sie an mir kleben!

Ich hasse dieses Gefühl.
Ich hasse es, mich hilflos und ausgeliefert zu fühlen.
Ich hasse es, meine innere Stabilität und mein Ausgeglichenheit zu verlieren.

Und dann dieses bedrückende Gefühl auf der Brust, wie ein kalter Stein, der auf meiner nackten Brust liegt, sich hineindrückt Richtung Herz.

Das macht mich dann irgendwie kirre.

Vor einige Zeit fand ich diesen Stein am Strand. Ich nahm ihn auf und legte ihn in meine Hand …

(c) Gerd A. Wittka, 2024

Und wie ich ihn so in der Hand halte, merke ich auf einmal, dass er genau in meine Handinnenfläche passt, wie eine PC-Mouse, wie für MICH gemacht.
Da erinnerte ich mich an das Gefühl von dem kalten Stein auf meiner Brust und dieser Strandstein wurde für mich zum Symbol, dass ich diesen Stein in die Hand nehmen kann, ihn umfassen kann, ihn und meine Ängste ‚händeln‘ kann …

(c) Gerd A. Wittka, 2024

… dann verliert das Gefühl des ‚kalten Steins auf meiner Brust‘ seine Bedrohung für mich …

(c) Gerd A. Wittka, 2024

Seitdem begleitet er mich und irgendwie ist es gut für mich, dass es ihn gibt.


Übrigens:

Wenn die Ängste wieder im mir hoch steigen, versuche ich im Neuen Testament zu lesen, meine Aufmerksamkeit auf Gott und seine liebende Gegenwart zu lenken.
Ich bitte ihn dann, dass ER mich und meine Ängste annimmt, dass ER mich in der Angst und durch die Angst trägt.
Es klappt nicht immer sofort; ich brauche dafür Ausdauer und Geduld, Geduld, die manchmal auf eine große Probe gestellt wird.

Aber bis jetzt habe ich – wenn auch nach vielen Stunden – die bedrohliche Angst überwunden und meine innere Mitte gefunden.

Was hilft dir, mit deinen Ängsten besser umzugehen? Welche Strategien hast du? Auf welche Ressourcen kannst du zurück greifen?
Schreibe es gerne als Kommentar!