Am 1. Fastensonntag haben wir den Gottesdienst in der Krankenhaus-Kapelle unter dieses Zeichen gestellt.
Der Regenbogen ist ein archetypisches Symbol. In vielen Mythen spielt er eine Rolle.
In der 1. Lesung aus dem Alten Testament hörten wir Gen 9, 8-15.
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In der griechischen Mythologie galt er als Kennzeichen der Götterbotin Iris, die auf dem Regenbogen hinabstieg. Im Alten Orient galt der Regenbogen als Symbol des Sieges nach dem Streit zwischen den Göttern. Kein Wunder also, dass er auch in der Bibel einen wichtigen Stellenwert hat.
Der Regenbogen gilt als Zeichen der Verbindung von Himmel und Erde, Gott und den Menschen. Er ist nach biblischen Verständnis zugleich ein Symbol der Hoffnung und der Errettung. In seiner Farbenpracht steht er gleichzeitig für Vielfalt.
Im gesellschaftlichen Leben erleben wir die Symbolik des Regenbogens
als Friedenszeichen (seit 1961 ist die Regenbogenfahne mit dem Schriftzug „pace“ das Symbol der italienischen Friedensbewegung, das mittlerweile international genutzt wird),
als Zeichen sexueller Vielfalt und
als Zeichen für den Umweltschutzund der Bewahrung der Schöpfung (greenpeace).
Foto: (c) Gerd A. Wittka, 2024
Das Giveaway war ein kleines Stück Regenbogen-Band, welches sich die Gottesdienstteilnehmer:innen mit nach Hause nehmen konnten. Früher hatte man – um sich an etwas zu erinnern – einen Knoten ins Taschentuch gemacht. So waren die Teilnehmenden eingeladen, dieses Bändchen irgendwo, wo sie tagtäglich darauf schauen, fest zu machen, z.B. am Schlüsselbund (wie ich es getan habe) oder an Reißverschlüssen von Rucksack, Taschen oder anderen Alltagsgegenständen.
Foto: (c) Gerd A. Wittka, 2024
Dieses Zeichen möge uns besonders in der Fastenzeit daran erinnern, dass Gott mit uns und mit der ganzen Schöpfung einen ewigen, unverbrüchlichen Bund geschlossen hat. ER lädt uns ein, immer wieder in diesen Bund mit IHM einzutreten – alle Tage unseres Lebens.
Gebet der Mütter
um Frieden
Ich möchte heute hier gerne ein Lied von Yael Deckelbaum verknüpfen, von dem ich hoffe, dass es gerade auch in dieser Zeit weite Verbreitung findet:
Schriftlesungen: 1 Kön 19,9.11-13 in Verbindung mit Mt 14,22-33
Vor einigen Tagen hatte ich ein Gespräch mit einer Witwe, deren Trauer sie ganz krank gemacht hat. „Ich war als Kind immer in der Kirche und habe auch mein ganzes Leben lang geglaubt. Aber jetzt, wo die Schicksalsschläge mehr werden in meinem Leben, ist er nicht da! Warum hilft er nicht?“
Ich habe keine Antwort gefunden, die die Frau zufrieden gestellt hätte, aber ich spürte auch, dass sie noch sehr stark von einem Glauben an einen Gott geprägt ist, der mit mächtigem Arm drein schlägt, wenn jemand anderen Unrecht tut. Gott ist dafür da, die Menschen von Krankheit und Tod zu schützen!
Sie konnte es nicht akzeptieren, dass der Tod ihres hochbetagten Mannes durch ihren Glauben nicht verhindert werden konnte. Solcher Glaube mag auch etwas naiv wirken.
Aber ist diese Glaubensvorstellung von Gott eine Ausnahme?
Hören wir nicht auch die vielen unter uns, die immer wieder gebetsmühlenartig sagen: „Warum lässt Gott das viele Leid zu?!“
Wenn es um Leid geht, das seine Ursachen in uns Menschen und unserem Verhalten hat, sei es Terror, Krieg und Gewalt aber auch die Folgen der Klimakrise, dann möchte ich manchmal – recht genervt – antworten:
„Nicht Gott lässt es zu, sondern WIR lassen es zu!
Wir als menschliche Wesen lassen es zu! Wir sind manchmal so gestrickt, dass das Böse und Zerstörerische in uns übermächtig wird!“
Kommen wir aber wieder zurück zur eigentlichen Frage: Unser Missverständnis zwischen unseren Erwartungen und Forderungen an Gott und wie Gott wirklich ist!
Schauen wir uns dazu die Lesung an:
Elija kommt zum Gottesberg Horeb. Was kann man da schon erwarten? Natürlich Gott! Und dann geschieht das Gewaltige: Sturm, Erdbeben und Feuer.
Man möchte meinen, hier zeigt sich Gott mit all seiner gewaltigen Macht. Doch: NEIN, sagt die Lesung. Gott kommt, aber das Gewaltige ist nicht Gott, allenfalls sind es Begleiterscheinungen oder Vorboten Gottes. Gott – und das erkennt Elija – ist in dem sanften, leisen Säuseln zu finden.
Mir sagt diese Lesung: Wenn wir Gott und sein Wirken erwarten, dann oft gewaltig und stark, damit wir und andere es bloß nicht überhören oder übersehen.
Gott, der große und starke Gott, kann sich also eigentlich nur groß und stark zeigen, so meinen wir!
Doch Elija macht schon damals die Erfahrung, die auch wir als Christen fest in unserem Glauben integriert haben: Gott kommt leise, klein und unscheinbar. Damals bei Elija und dann später bei Jesus in der Geburt im Stall von Betlehem.
So schlägt die Lesung heute den Bogen zu einer zentralen Glaubensbotschaft des Christentums: Gott ist groß, wie auch Moslems richtig bekennen. Aber: Gott kommt nicht immer ganz groß heraus. – Das war damals so und das ist auch heute so.
Wenn wir also auf Gottes Gegenwart hoffen und darauf warten, dass er sich uns zeigt, dann könnte es – bezogen auf die trauernde Witwe am Anfang – doch auch sein, dass er sich ihr nicht zeigen will, indem er ihr Leid vermied, sondern darin, dass er ihr im Leiden Stärkung zukommen lassen will.
Ich weiß, dass uns die Vermeidung des eigenen Leidens viel, viel lieber wäre – auch ich bin von diesem tiefsten Wunsch beseelt. Aber wir wissen es besser: das Leben läuft oft anders, als wir es wollen und erwarten.
Und so ist es dann auch bei Gott: er zeigt sich oft anders, als wir es wollen und erwarten.
Und er zeigt sich uns manchmal selbst dann noch nicht, wenn die Dunkelheit in unserem Leben ihre tiefste Stelle erreicht hat. Darauf weist uns das Evangelium eindrücklich hin, als es dort hieß: „In der vierten Nachtwache …“
Die „vierte Nachtwache“ ist nämlich ein Begriff aus dem römisch-militärischen Begriffslexikon. Es bezeichnet die Zeit am Ende der Morgendämmerung, kurz vor dem Sonnenaufgang.
Wenn also im Evangelium gesagt wird, dass Jesus in der vierten Nachtwache erschien, dann zu der Zeit, als das Licht zunimmt.
Die Lichtsymbolik kennen wir im christlichen Glauben: Christus ist das Licht der Welt. Mit ihm kommt Licht in die Dunkelheit.
Also kann es heißen: nicht da, wo unsere Lebensdunkelheit am größten ist, dürfen wir Christus erwarten, sondern da, wo uns ein Licht aufgeht, ist er bei uns, auch wenn wir ihn nicht erkennen und es erst noch von ihm erfahren müssen, dass er selber es ist und kein Gespenst, kein Hirngespinst.
Das Evangelium ist insofern unbequem, da es uns nicht die Hoffnung macht, dass Gott in der tiefsten Dunkelheit unbedingt erfahrbar ist. Aber es macht uns Hoffnung, dass Gott auf uns zukommt, uns aufsucht, auch wenn wir es nicht erwarten und wir ihn auf dem ersten Blick nicht erkennen.
Er sorgt dafür, dass wir uns nicht fürchten müssen.
Das zu glauben, erfordert – auch für mich – ein Umlernen im Glauben, denn mein ‚kindlicher‘ Glaube ist es immer noch, dass ich möchte, dass Gott gefälligst in den tiefsten Dunkelheiten meines Lebens da ist. Die Botschaft heute steht dem aber in gewisser Weise entgegen.
Und was habe ich dann von meinem Glauben?
Vielleicht heißt Glaube dann eher „hoffen, wider alle Hoffnung, glauben, dass es wirklich weitergeht, …“
Oder wie es Karl Rahner S.J. ausdrückte:
„Glauben heißt, die Unbegreiflichkeit Gottes aushalten – ein Leben lang!“
P. Karl Rahner S.J.
Und wenn Sie das Gefühl haben, dass dieses Verständnis nicht mit ihrem Verständnis von Gott so ganz übereinstimmt: willkommen im Club!
Nur, das ist es genau, was uns die Schriften heute sagen: Gott ist immer ganz anders, als wir es wollen oder es erwarten! Können wir das aushalten, diese Unbegreiflichkeit Gottes?!
Gott.großartig
Solche Bilder sehen wir oft, wenn wir auf eine Wiese gehen. Ich habe am Sonntag eine Wiese gesehen, wo sicherlich tausende solcher Gänseblümchen wuchsen. Eigentlich nichts besonderes, würden manche meinen.
Ich finde aber, dass es doch was Besonderes ist.
Schau dir dieses Detailfoto an! Keine dieser Blümchen, so klein und unscheinbar sie auch als einzelne Blume zu sein scheinen, sind gleich. Immer wird man von Blume zu Blume einen Unterschied erkennen. Sie alle sind einmalig.
Doch die Fülle solcher Blumenmeere lassen unser den Blick darüber vergessen, wie einmalig jede einzelne von ihnen ist.
Und nun stelle dir vor, wir Menschen hätten die Aufgabe, auch nur eine von diesen kleinen Blumen *nachzubauen*, aber nicht mit anderen Materialien oder nur gemalt oder abfotografiert, sondern wirklich ’nachzubauen‘ in der Fülle der kleinsten Zellen, die jede einzelne Blume von ihnen ausmacht!
Wir müssten scheitern.
Wir Menschen schaffen es noch nicht einmal eine solche, vermeintlich unauffällige Pflanze nachzubauen. Doch sie und noch viel mehr Kreaturen sind von Gottes Natur geschaffen worden.
Mich macht das immer wieder nachdenklich, demütig und dankbar.
Denn in diesen noch so kleinen und unscheinbaren Elementen der Schöpfung begegnet uns die unfassbare Größe des Schöpfers.
Deshalb:
GOTT.großartig!
Fotos: (c) Gerd Wittka, 2023
„Lehre mich, Herr, deinen Weg …
… dass ich ihn gehe in Treue zu dir, richte mein Herz auf das Eine: deinen Namen zu fürchten!“ (Psalm 86,11)
An dieses Wort, das ich mir als Primizspruch zu meiner Priesterweihe am 20.05.1994 ausgesucht habe, geht mir in diesen Tagen viel durch den Kopf.
Ich bin nicht der Meinung, dass mit der Vollendung des 60. Lebensjahres eine neue, eigene Etappe in meinem Leben angefangen hat. Doch ich spüre gleichzeitig auch: der Zenit ist überschritten. Fragen nach der eigenen Gesundheit zum Beispiel bekommen auf einmal einen anderen Stellenwert. Bislang ging vieles einfach irgendwie glatt. Als ich aber vor einigen Tagen bei meinem Hausarzt war und ein großes Blutbild anstand, bat ich ihn, auch bestimmte Parameter mit in den Blick zu nehmen, die auf altersbedingte Veränderungen hinweisen konnten. Auch gibt es familiäre Veranlagungen, die ich in diesem Zusammenhang checken wollte, weil daraus im Alter meiner Familienangehörigen Erkrankungen entstanden, bei denen ich das Gefühl habe, dass auch ich nicht davor gefeit bin.
Und meine Gedanken wurden bestätigt und ich erhielt die klare Ansage, dass auch ich entsprechende Dispositionen habe und es Veränderungen gibt, die bei mir ähnliche Krankheitsverläufe im Alter möglich machen.
Kopf und Bauch
Der Kopf hat mir gesagt, dass es gut ist, diese Themen frühzeitig anzugehen und ich habe es ja auch selber initiiert, weil ich Vor- und Fürsorge für mich leisten möchte. Aber wenn ich dann erfahre, dass ich halt auch in dieser Vererbungslinie stehe, dann lässt mich das auch nicht kalt.
Und so schwirren mir die Gedanken durch den Kopf und ich fühle im Bauch eine Unruhe und Nervosität, mit denen ich lernen muss, umzugehen. Der Kopf sagt mir: „Schlage ein neues Kapitel in deinem Leben auf!“ – und der Bauch ist noch nicht so weit. Dennoch spürt auch er, dass es Zeit für Veränderung und Anpassung ist. Denn ich kann nicht den Kopf in den Sand stecken und so tun, als würde ich nicht älter und als könnte ich das Rad der Zeit still stehen lassen.
Ich habe noch Erwartungen und Wünsche an mein Leben. Und sie lassen sich nur verfolgen, wenn ich mich mobilisieren kann, neue Akzente zu setzen und neue Wege zu wagen.
Deshalb kam mir also in diesen Tagen wieder mein Primizspruch in den Sinn. Und er ist so richtig in dieser Phase meines Lebens.
Denn wenn ich meine Lebenszeit als Aufgabe verstehe, die mir von Gott gegeben wurde, dann möchte ich auch, dass er mir dabei hilft, im Lichte seiner Weisheit mein Leben zu leben.