Denn eigentlich ist jeder Tag die Erinnerung an meine Geburt und dass ich leben darf. Jeder Tag ist für mich ein Tag, in dem ich dankbar sein kann, dass ich lebe und Gott bitten darf, auch weiterhin gut leben und arbeiten zu können; dass ich Gott loben und danken kann für dieses Leben und ihn bitten darf, mich auch weiterhin in seiner Liebe zu bergen.
Zu den schönsten Augenblicken in meinem Dienst als Krankenhaus-Seelsorger gehört ohne Zweifel die Spendung der verschiedenen Sakramente (Eucharistie, Feier der Versöhnung, Krankensalbung, …)
Besonders bewegend finde ich es, wenn ich zu einer Krankensalbung gerufen werde, wo akute Lebensgefahr besteht oder der/die Patient:in sich bereits in der Sterbephase befindet. Immer häufiger sind dann auch engste Angehörige und/oder Freund:innen dabei.
Im Kreis der Lieben diese Sakramente zu empfangen, empfinde ich als sehr wichtig und auch hilfreich für den Menschen, dem diese Sakramente gespendet werden.
Besteht akute Lebensgefahr oder befindet sich der Mensch in der Sterbephase und kann sich selber nicht mehr äußern, spende ich die Krankensalbung und erteile eigentlich immer auch die sogenannte ‚Generalabsolution‘. Diese ist den Situationen vorbehalten, wo das Leben eines Menschen bedroht ist und er nicht mehr die Möglichkeit zum persönlichen Bekenntnis hat.
In diesen Situationen bietet die Kirche eine Generalabsolution ohne vorausgegangenem Beichtgespräch an.
Mir ist diese Form sehr wichtig, denn ich weiß, dass manche Menschen am Ende ihres Lebens von Schuldgedanken geplagt werden.
Damit sie aber gut und mit innerem Frieden diese Welt verlassen können – in dem Bewusstsein, dass nichts mehr zwischen ihnen und Gott steht – empfinde ich diese Form der Lossprechung als großes Geschenk.
Um es mit meinen – vielleicht etwas naiv anmutenden – Worten auszudrücken: Jesus Christus hat uns ein ‚Füllhorn der Gnade‘ anvertraut, aus dem ER reichlich geben will. Wir als SEINE Werkzeuge in dieser Welt, dürfen davon mit vollen Händen austeilen.
DAS ist für mich eines der größten und erfüllensten Momente in meinem Dienst als Krankenhaus-Seelsorger.
Beten
Lobpreis – Bitte – Dank
Auf der Suche, mein Beten wirklich zu ‚meinem‘ Gebet werden zu lassen, damit die Wortes des Gebets nahe bei meinen Gedanken, meiner spirituellen Sehnsucht sind, habe ich mehr und mehr das „TE DEUM“ als adäquaten ‚Ersatz‘ für das offizielle Stundengebet der Kirche für mich ent-deckt.
Das TE DEUM bezeichnet sich selber als „Das Stundengebet im Alltag„; und das trifft es für mich. Hier finde ich Texte aus der Bibel, dem Alten und Neuen Testament, Psalmen, Lesungen und Evangelien. Hier finde ich aber auch geistliche Impulse zu den Bibelstellen, poetische oder neuzeitliche Lobpreisungen/Hymnen, kurze Gedanken von mehr oder weniger bekannten Menschen und Gebet und Segensbitten in zeitgemäßer, feinfühliger Sprache.
Ich erlebe die Impulse und Gebet als Einladung an mich, weil sie eine sensible Sprache ’sprechen‘, auf die ich mich gut einlassen kann.
Eigentlich habe ich bislang nichts Ähnliches kennen gelernt. Dieses Stundengebetbuch, wird von der Benediktinerabtei Maria Laach und dem Verlag Katholisches Bibelwerk in Verbindung mit der evangelischen Communität Casteller Ring herausgegeben. So ist es im guten Sinne ein ökumenisches Werk.
Immer wieder empfehle ich dieses Gebetbuch gegenüber Menschen, die zu mir zum Gespräch kommen, in geistlicher Begleitung oder die ich durch Zeiten ihrer Krankheit begleite und wenn ich spüre, dass es bei ihnen eine spirituelle Sehnsucht und die Suche nach einem ‚lebendigen Dialog‘ mit Gott gibt.
Das TE DEUM kann man als Print-Abo bestellen und erhält Mitte eines jeden Monats die neue Ausgabe für den Nachfolgemonat. Ein Jahresabo kostet in Deutschland knapp € 56,– jährlich.
Aber auch für jene, die (noch) kein Abo haben möchten, gibt es die Möglichkeit, die tägliche Ausgabe des TE DEUMS online zu lesen und überall dort auch zu beten, wo das Internet zur Verfügung steht. Die tagesaktuellen Gebete finden sich hier: https://www.maria-laach.de/te-deum-heute/ Gerade diese Möglichkeit empfehle ich allen, die es erst einmal kennen lernen wollen oder die vielleicht nicht jeden Tag dazu kommen, zu beten.
Keine eigenen finanziellen oder kommerziellen Vorteile
An dieser Stelle ist es mir ganz wichtig, eindeutig zu versichern, dass ich persönlich selber keine monitären Vorteile von dieser Empfehlung habe. Ich möchte Sie einfach teilhaben lassen an einer spirituellen Quelle, die mein persönliches Gebetsleben seit Jahren ungemein bereichert und vor der ich überzeugt bin, dass für viele andere Menschen – gleich in welcher Lebenssituation – darin eine Möglichkeit des täglichen spirituellen Impulses liegt, die meinen Lobpreis, meine Bitten und meinen Dank in Worte fassen kann, die ich selber nicht finden kann und die auch für mich selber zum Segen werden.
Ihre Erfahrungen mit TE DEUM
Wenn Sie das TE DEUM kennen oder auch aufgrund dieses Beitrags kennen lernen wollen, dann würde ich mich freuen, wenn Sie mir über Ihre Erfahrungen mit TE DEUM berichten würden.
07.06.21 – Tagessegen
Segens-er-füllt, Quelle: www.pixabay.com
Herr und Gott, segne uns.
Wen du segnest, der geht Wege des Heiles.
Weil du segnest, brauchen wir nichts zu fürchten.
Wo immer du segnest, wird die Schöpfung mit Gnade erfüllt.
(zitiert nach, TE DEUM, Juni 2021, S. 75.)
Die weibliche Seite Gottes
Komm, Schöpferin – Gottes Geistin
Erwarten Sie jetzt bitte hier keinen Beitrag über die Gottesmutter Maria. Dann werden Sie enttäuscht.
Ich schreibe heute über die weibliche Seite Gottes, die im Hebräischen ‚ruach‘ und im Lateinischen ‚pneuma‘ heißt. Wir übersetzen sie (falsch) als ‚Heiliger Geist‘. Richtig wäre ‚Heilige Geistin‘.
Nein, es geht hier nicht um einen Beitrag zur Gender-Diskussion. Es geht darum, dass im religiösen Kulturkreis Jesu und auch noch später die dritte Wesensheit Gottes mit einem weiblichen Begriff erklärt wurde.
Kann uns die frühere Sichtweise auch heute noch Fragen beantworten, wo wir ohne Antworten bleiben, wenn wir diese Wesensheit Gottes als das in den Blick nehmen, was sie früher schon war: die weibliche Seite Gottes?
Wer sich mit dieser Frage beschäftigt, wird früher oder später auch an Beiträgen der feministischen Theologie nicht vorbei kommen.
Auf einer Internetseite feministischer Theologinnen aus der Schweiz habe ich drei Texte gefunden, die ich hier heute vorstellen möchte und die einen kleinen Beitrag dazu leisten können, die weibliche Seite Gottes, die wir am hohen Pfingstfest feiern, in unserem Geiste und in unserem Glauben einen guten Platz einzuräumen.
Beginnen möchte ich mit einem Text, der uns die weibliche Seite Gottes gefällig vor Augen stellt, indem dort eine Redewendung für ‚den‘ Heiligen Geist genutzt wird, die auch in unserer deutschen Sprache weiblich ist: die ‚HEILIGE GEISTKRAFT‘.
Quelle: www.pixabay.com
Litanei zu Heiligen Geistkraft
Sei gepriesen Gottes Geist, unser Licht und Leben Du ewige Liebe Gottes
Du ewige Liebe Gottes Du Quelle allen Lebens Du Geist der Wahrheit und der Heiligkeit Komm herab, du heilige Geistkraft!
Sei gepriesen Gottes Geist, unser Licht und Leben Du ewige Liebe Gottes
Du Offenbarerin der Geheimnisse Gottes Du innere Erleuchtung des Verstandes Du Führerin zur ewigen Freude Komm herab, du heilige Geistkraft!
Sei gepriesen Gottes Geist, unser Licht und Leben Du ewige Liebe Gottes
Du Spenderin aller Gnaden Du Trösterin der Verlassenen Du Mutter der Armen Komm herab, du heilige Geistkraft!
Sei gepriesen Gottes Geist, unser Licht und Leben Du ewige Liebe Gottes Du Stärke des heiligen Volkes Du Kraft zum Zeugnis der Wahrheit Du Feuerbrand der Liebe Komm herab, du heilige Geistkraft!
Sei gepriesen Gottes Geist, unser Licht und Leben Du wahre Lehrerin unserer Erkenntnis Du Licht im Dunkel der Sünde Du Vollbringerin alles Guten Du ewige Liebe Gottes Komm herab, du heilige Geistkraft!
Sei gepriesen Gottes Geist, unser Licht und Leben Du Ehre des Höchsten in unseren Seelen Du geheimnisvolles Herz der Kirche Christi Du Weg zum Herzen unserer Brüder und Schwestern Du Geistkraft der Frucht des Herren Du Freiheit der Kirche Gottes Du Vollenderin der neuen Schöpfung Du ewige Liebe Gottes
Ich finde als Einstieg in das Verständnis der weiblichen Seite Gottes diese Litanei sehr hilfreich, weil sie Begrifflichkeiten benutzt, die ganz selbstverständlich in unserer Sprache ebenfalls weiblich sind. Das Beten und Betrachten dieser Litanei kann für uns eine sprachliche und damit auch spirituell-emotionale Hilfe sein, sich dem Geheimnis der weiblichen Seite Gottes zu nähern, ohne dass sich dieser Schritt künstlich anfühlt.
Wenn wir uns mit der weiblichen Seite Gottes durch diese Litanei vertrauter gemacht haben, schlage ich vor, einen Text zu meditieren, der einen Aspekt der heiligen Geistkraft aufgreift, die wir sicherlich in den verschiedenen Wechselfällen unseres Lebens erhoffen: TRÖSTERIN
Quelle: www.pixabay.com
Feuer du und Trösterin
Geist, Leben des Lebens aller Geschöpfe! Heilig bist du, du belebst die Gebilde. O heilende Kraft, die sich Bahn bricht!
Alles durchdringst du, die Höhen und Tiefen und jeglichen Abgrund. Du baust und bindest alles. Durch dich träufeln die Wolken, regt ihre Schwingen die Luft. Durch dich bricht das Wasser das harte Gestein, rinnen die Bächlein und quillt aus der Erde das frische Grün. Du auch führest den Geist, der deine Lehre trinkt, ins Weite. Webest Weisheit in ihn und mit der Weisheit die Freude.
Allmählich vertraut mit der weiblichen Seite Gottes, der göttlichen Geistkraft, können wir uns auch dem ursprünglichen – weiblich genutztem – Wort aus dem Hebräischen näheren: der „ruach“!
Dazu habe ich ein bemerkenswertes Fresko aus einer Kirche in Urschalling in Bayern gefunden:
Das Dreifaltigkeitsfresko im Chorgewölbe von St. Jakobus, Urschalling Quelle: wikipedia.org
Auch Ihnen fällt es sofort auf: die dritte Person der heiligen Dreifaltigkeit, die Heilige Geistkraft ist als weibliche Person dargestellt! Das zeigt, dass die weibliche Seite Gottes in der Heiligen Geistkraft keine ’neumodische Erfindung moderner feministischer Theologie‘ ist, wie manche vielleicht abschätzig darüber denken und sprechen würden. Schon früheren Generationen war diese weibliche Seite Gottes in der Spiritualität sehr bewusst.
Das Pfingstfest 2021, das innerkirchlich stärker als sonst auch im Zeichen von Maria 2.0 steht und die Frage nach der Gleichberechtigung der Frau in unserer römisch-katholischen Kirche stellt, kann uns mit diesem geistlichen Aspekt der weiblichen Seite Gottes in der Heiligen Geistkraft Impuls und Ermutigung sein.
Ich möchte schließen mit einem Text und einem Gebet von Christa Peikert-Flaspöhler:
Quelle: www.pixabay.com
Komm Ruach komm!
ruach, komm auf unsere Zungen löse Furcht und banges Schweigen gib uns Mut zum Unmut ein niemals mehr wollen wir sprachlos sein
ruach, komm ins unsere Augen löse Film und blindes Glauben gib uns Mut zum Sehen ein niemals mehr wollen wir lichtlos sein
ruach, treibe unseren Willen wecke Zorn und schenke Atem gib uns Mut zum Werden ein niemals mehr wollen wir harmlos sein
ruach, küsse unsere Hände stärke Kraft und Zärtlichkeiten gib uns Mut zum Handeln ein niemals mehr wollen wir machtlos sein
ruach, heile allen Mangel eine Körper, Geist und Seele gib uns Mut zur Freundschaft ein niemals mehr wollen wir gottlos sein
Ich wünsche Ihnen von Herzen ein gesegnetes und geistreiches Pfingstfest 2021. Ich wünsche Ihnen viel Gesundheit, Kraft und Lebensmut, gerade auch, wenn Sie vor großen Herausforderungen in Ihrem Leben stehen!