Politik und Gebet

Was uns nicht (mehr) selbstverständlich ist

Bild von Petra Bajusová auf Pixabay

Sicherlich werden einige innerlich zusammenzucken, wenn sie den Titel dieses Beitrags lesen.
Okay, zusammenzucken darf man, aber dann bitte sich auch die Gelegenheit nicht nehmen lassen, darüber in Ruhe mal nachzudenken.

Ich jedenfalls habe es getan, als ich heute Morgen folgendes Zitat fand:

Politik und Gebet

Betende Politiker:innen – sind sie uns bekannt?
Nein, ich meine jetzt nicht jene heuchlerischen Politiker:innen, die sich gerne in Kirchen, Moscheen oder Synagogen ablichten lassen, womöglich noch bei einer Teilnahme an Gottesdiensten, aber zugleich menschenmordende Kriege beginnen und anderen Menschen, Völkern und Nationen ihr Existenzrecht absprechen.
Ich meine jene Politiker:innen, die als solche aktiv und mitgestaltend tätig sind, aber zugleich in ihrem Leben, mitunter auch recht persönlich, das persönliche und/oder öffentliche Gebet pflegen.

Ich meine jene, die nicht immer nur das sprichwörtliche „Herr, Herr, ….“ in den Mund nehmen, wie es schon Christus in Mt 7, 21 kritisiert:

„Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr!, wird in das Himmelreich kommen, sondern wer den Willen meines Vaters im Himmel tut.“

Matthäus-Evangelium, Kapitel 7 Vers 21

Sondern ich meine jene Politiker:innen, die wirklich versuchen, aus ihrem Glauben her Politik zu gestalten, die ihr Leben und Handeln, sowohl das persönliche wie das politische Handeln, bereit sind, auf dem Hintergrund ihres Glaubens kritisch zu hinterfragen, zu gestalten und zu leben.

Kennst du solche Politiker:innen?
Wenn du sie nicht kennst, ist das auch kein Indiz dafür, dass es sie nicht gibt.
Denn diese Sorte von Politiker:innen machen häufig kein großes Aufheben um ihren Glauben. Man muss sie vielleicht schon persönlicher kennen, um zu wissen, welche Rolle ihr Glaube in ihrem Leben und ihrem politischen Wirken spielt.

Es ist die persönliche Offenheit, in ihrem Leben und persönlichen wie beruflichen Alltag die religiöse Frage mit einfließen zu lassen, ohne aber andere damit indoktrinieren zu wollen.
Der Glaube wird für sie zu einem Entscheidungs- und Gestaltungsfaktors ihres Lebens, welches einher geht mit einer persönlichen Gottesbeziehung, die ihren Ausdruck im persönlichen wie öffentlichen Gebet findet.

Ich denke, an solche Menschen dachte Edward Schillebeeckx.

Die Ansichten solcher Menschen führen nicht zwangsläufig dazu, dass ihre Ansichten von allen oder zumindest vielen geteilt wird.
Darum geht es auch nicht zu aller erst.
Sondern es geht darum, dass diese Menschen sich und ihr ganzes Leben ins Verhältnis setzen können zu einer ‚höheren Macht‘, denen sie sich verbunden und verantwortlich fühlen und sie zugleich erkennen lässt, dass weltliche Macht begrenzt ist und auch begrenzt sein muss, damit sie wahrhaft human sein kann.
Unbegrenzte Machtansprüche führen zum Beispiel zu Unerbitterlichkeit und Barbarei, wie es Schillebeeckx sicherlich gemeint hat.
Und solche Politiker:innen kennen wir – Gott sei’s geklagt – leider auch in unserer Zeit zuhauf.

Wir dürfen uns – wie ich finde – glücklich schätzen, wenn wir jedoch auch Politiker:innen finden, vielleicht sogar kennen, für die Glaube, Spiritualität und persönliches wie öffentliches Gebet zu ihrem Leben dazu gehören und die aus diesem Bewusstsein zu leben und zu wirken versuchen.

Ich denke, einer von ihnen ist in diesen Tagen im hohen Alter verstorben: Jimmy Carter, ehemaliger Präsident der USA.
Es gibt sie auch nicht so weit von uns entfernt, hier bei uns in Europa, in Deutschland, in NRW, im Ruhrgebiet, … in der Nachbarschaft und in den eigenen Familien- und Freundeskreisen.

Und dafür bin ich dankbar und es hilft mir, ihnen leichter meine politische Macht und Verantwortung als Staatsbürger dieses Landes durch Wahlen an sie zu übertragen.




Ertappt!

Glaube kann ganz einfach und direkt sein – eine Herzenssache!



Zacharias Heyes OSB (* 1971; Benediktiner)


Dieses Zitat fand ich heute, am 06. Juni 2024, unter der Rubrik „Ora et labora“ in der Gebetszeitschrift „TE DEUM“.
Und sofort hatte ich den Impuls der Überschrift: „Ertappt!“

Ja, wir leben in gewaltigen Umbrüchen in Gesellschaft, Staat und vor allem auch in unseren Kirchen!
Ja, wir sind gut beraten, nicht alles übers Knie zu brechen und vorher ‚zur Besinnung‘ zu kommen.

Wenn wir uns Gedanken machen und Entscheidungen treffen, was wir verändern können und wollen, dann ist es sicherlich wichtig, zur Ruhe zu kommen und im gemeinsamen Austausch, aber auch im Gebet nötige Entscheidungen vorzubereiten.

Manchmal tun wir uns aber mit Entscheidungen so schwer, weil wir ihre Folgen und Konsequenzen erahnen, die unangenehm vielleicht sogar neues Handeln erfordern.
Wie bequem wäre es doch, wenn ‚man es einfach so weiterlaufen lassen könnte, wie bisher?!‘

Das ist aber die große Falle, in die wir nicht treten dürfen.

„Der Geist weht, wo ER will!“ – sagen wir.
Und was meinen wir wirklich?

Soll er nach unserer Vorstellung nicht eher da wehen, wo wir ihn haben wollen?
Soll er nicht lieber so wehen, wie wir ihn haben wollen?

Schnell in die gläubige Tat zu kommen, ist nicht nur nötig, um möglichst ‚effizient‘ zu sein.

Zacharias Heyes ermutigt uns, schnell ins gläubige Handeln zu kommen, damit wir wirklich gläubig tun!

Denn Glaube hat mindestens genau so viel mit dem Herzen zu tun, wie mit dem Verstand.
Und der Verstand sollte nicht so mächtig werden, dass er das Herz daran hindert, seine Arbeit zu tun!

Trauen wir also dem Heiligen Geist und unserem Herzen und haben wir Mut, im Glauben zu handeln!

Denn nur durch denken, bedenken und nichts tun, können wir nicht helfen und niemandem helfen, nicht lieben, nicht dienen, nichts verändern!


Alle Bilder: www.pixabay.com




Stille und Wille

oder: warum Josef Gottes Botschaft ‚hören‘ konnte (Impuls zum 4. Advent 2022)

Image by Myriams-Fotos from Pixabay

Evangelientext: Mt 1,18-24

Sieben Monate nahm Henri Nouwen am Leben der Mönche im Trappistenkloster Genesee Abbey im Staat New York teil. Er unterstellte sich den Lebensregeln der Mönche, dem Schweigen, der Handarbeit, dem Gebet und der Führung des Abtes.
Daraus ist ein Buch entstanden, einer der Klassiker der Spiritualität: „Ich hörte auf die Stille!“
Ebenfalls stammt aus seiner Feder das Buch: „Gebete aus der Stille. Den Weg der Hoffnung gehen.“

Allein die Titel beider Bücher nehmen ein Thema in den Blick, das in wenigen Tagen – zumindest in Literatur und Liedern – einen hohen Stellenwert einnehmen wird.



Bald werden wir wieder die Lieder singen wie: „Leise rieselt der Schnee, still und starr ruht der See….“ oder „Still, still, still, weil’s Kindlein schlafen will…“ oder der Klassiker: „Stille Nacht, heilige Nacht….“

Image by Van3ssa 🩺 Zheki 🙏 Dany 🎹 from Pixabay

Ob die Bücher von Henri Nouwen oder die weihnachtlichen Lieder: sie handeln von der Stille.
Und das erscheint paradox, wo doch die Vorweihnachtszeit und auch die Weihnachtstage eher für viele von uns lebhaft und weniger still sein werden – manchen Familienkrach mit eingeschlossen!

Was ist das für eine Sehnsucht, der wir dann doch eher vergeblich hinterher eilen?

Ich denke, es ist eine Sehnsucht, die die Stille als Ort oder Zeitpunkt benennt, wo wir mit der Wahrheit unseres Lebens konfrontiert werden und zugleich zu Erkenntnissen kommen können, die unser weiteres Leben prägen werden.

Auch ‚Exerzitien‘, die geistlichen Auszeiten, zumal die „Schweige-Exerzitien“, sind aus diesem Bewusstsein heraus entstanden.

Ins Schweigen zu gehen, die Stille aufzusuchen, kann zu einer Quelle wichtiger Erkenntnis werden.

Aber zugleich wird manchen von uns angst und bange, weil das Schweigen und die Stille immer auch Konfrontation bedeuten kann, mit dem, was wir lieber vergessen wollen, was uns unangenehm ist oder sogar schmerzlich für uns ist.

Das Schweigen und die Stille wirft uns auf uns selber zurück und auf unsere Lebens-wirklichkeit, also auf das, was in unserem Leben Wirkung zeigen kann, wenn wir dem Raum geben.

Auch von Jesus wissen wir, dass ER die Stille aufgesucht hat, um sich Klarheit zu verschaffen.
Und da kommt er aus ‚gutem Hause‘.
Denn das heutige Evangelium berichtet uns, dass auch sein Ziehvater Josef um den Wert und die Bedeutung der Stille wusste.

In der Stille und im Schweigen können wir unser Herz und unser ‚inneres Gehör‘ öffnen für Gottes Wort. In der Stille können wir zu Erkenntnissen kommen, die unser ganzes Leben verändern können. In der Stille können wir zur echten Gottesbegegnung kommen.

Nach damaligen menschlichen und gesellschaftlichen Regeln war die Nachricht, die Josef empfangen hat, ein Fiasko: Seine Verlobte ist schwanger.
Kann ja mal passieren, könnten wir einwenden. Aber nicht vom Bräutigam selber und nicht durch einen anderen Mann. Auch das könnte passieren.
Nein, sie wurde schwanger durch die Kraft des Höchsten!

Das, in der Tat passiert nun wirklich nicht so häufig!

Doch Josef rastet nicht aus, verliert nicht den Kopf, aber gesteht sich aus Liebe zu Maria zu, sich eine Auszeit zu nehmen, nicht nur eine geistige sondern auch eine geistliche Auszeit zu nehmen.
Er nimmt sich eine Auszeit, in der er auch ganz bewusst Abstand nimmt von Regeln und Konventionen.
Er macht seinen Kopf frei, er macht seinen Bauch frei von allen negativen Gefühlen und somit macht er sich frei für Gott.

Josef geht in die Stille und beginnt nachzudenken. Er hört auf die Stille und begegnet in der Stille, in einem Traum, dem Anruf Gottes in seinem Leben.
Er wird offen für das, nicht was die Menschen wollen, sondern was Gott will. Und so kann er die Konventionen brechen und bricht nicht mit seiner Braut, sondern nimmt sie und ihr Kind – welches nicht seines ist – an und nimmt damit Gottes Willen an.

Das zeigt mir: Das Schweigen und die Stille vermag uns mit DEM in Verbindung bringen, DER wirklich eine wichtige zukunftsfähige Botschaft für uns hat.




Sprachlos oder Schweigen?

Viele meiner seelsorglichen Kolleginnen und Kollegen haben es vor mit unternommen, sich in den letzten Tagen zu dem alles dominierenden Thema in meiner Kirche zu äußern: dem Gutachten über den Umgang des Erzbistums München-Freising mit Fällen von sexualisierter Gewalt durch Geistliche in den letzten Jahrzehnten.

Bild von DaModernDaVinci auf Pixabay

Braucht es da auch noch Äußerungen von mir?
Wird sie überhaupt gewünscht, gewollt, wahrgenommen oder gelesen?



Viele Gedanken und Gefühle prägen meinen Alltag in diesen Tagen und eigentlich ist alles noch so chaotisch, unstrukturiert und wenig stringend.

Gefühle …

Da gibt es diese Gefühle von tiefer Traurigkeit, wenn ich an das Leiden der Opfer und Betroffenen denke, da gibt es Wut und Zorn, Ohnmacht und Ratlosigkeit und zugleich ein inneres Verlangen, nicht weiter zuschauen zu wollen. Wie gerne würde ich auf den Tisch hauen …!!!

… und Gedanken

Und dann gibt es viele Gedanken:

  1. Was ist mit den Opfern und Betroffenen? Was ist jetzt zu tun, damit nicht nur geredet, geredet und zerredet wird, sondern tatsächlich etwas geschieht, das auch zeitnah Entlastung und Hilfe bringt?
  2. Was ist mit unseren Schwestern und Brüdern in den Gemeinden, in der Kirche vor Ort? Wo haben sie Gelegenheit und Räume und Orte, so sie ihre Gedanken und Befindlichkeiten, ihren Frust, ihre Wut, ihre Ratlosigkeit lassen können; und wo wir sie mit ihnen teilen?
  3. Wo und wie kann ich mich geistlich festmachen, damit mich die Wut und der Zorn nicht herunter zieht und mich nicht so sehr bindet und lähmt und ich dadurch unfähig bleibe, mit dieser Situation umzugehen und aktiv bleiben kann? Lethargie kann kein angemessener professioneller Umgang sein!
  4. Worauf kann ich in dieser Zeit vertrauen und hoffen?
  5. Wie kann ich anderen behilflich sein: den Betroffenen und Opfern, den Schwestern und Brüdern, denen, die mich tagtäglich als Seelsorger beanspruchen und ich eben nicht immer oder mehr um mich selber kreise, weil es mir „mit dieser ganzen Situation doch sooo schlecht geht.“ ? – [ Ohne Zweifel: ich würde mich eher wundern, wenn es mit oder anderen meiner Kolleg:innen in dieser Zeit gut geht. Und ich finde es auch wichtig, dass wir das öffentlich machen, damit andere spüren, dass diese Thematik auch uns nicht unberührt lässt. Aber zugleich möchte ich vermeiden, dass wir bei aller Selbstwahrnehmung nur öffentliche Nabelschau betreiben. Ich möchte, dass wir wieder darauf zurück kommen, was unsere Aufgaben sind: als Seelsorger:innen auch Seelsorge zu leisten; und dies natürlich in aller Offenheit und Bereitschaft, nötige Veränderungen voran zu treiben.]

Meine Sprachlosigkeit lässt mich schweigen. Doch mein Schweigen darf nicht endlos sein und mich von der Verantwortung und Verpflichtung befreien, dort zu reden und zu agieren, wo es nötig ist und wie es meinem Auftrag entspricht.
Die Herausforderung ist, sich dieser Thematik mit aller Dringlichkeit zu stellen, ihr den Platz zuzubilligen, den sie jetzt haben muss und zugleich auch die anderen Aufgaben nicht aus den Augen zu verlieren.

Das ist ein Spagat und unsere Herausforderung in dieser Zeit.

Bild von Engin Akyurt auf Pixabay

Sprachlosigkeit darf nicht zur Lethargie werden

Wer sich ernsthaft mit sexualisierter Gewalt auseinandersetzt, sich wirklich intensiv mit dem Leiden der Opfer und Betroffenen beschäftigt und das alles auch wirklich an sich heran lässt, ist in Gefahr angesichts des Grauens solcher Taten und ihrer Folgen sprachlos zu werden.

Doch gerade das darf nicht passieren: Sprachlosigkeit darf nicht in unendliches Schweigen oder gar in Lethargie münden! Das wäre Wasser auf die Mühlen derer, die nach wie vor vertuschen und relativieren wollen; die noch immer nicht verstanden haben oder wollen …!

Was es jetzt braucht …

In dieser Zeit suche ich selber nach geistlichen Impulsen, die mir helfen, nicht (mehr) sprachlos zu sein, nicht in Lethargie und Untätigkeit zu verfallen, nicht zu resignieren oder gar weg zu laufen.
Ich spüre in mir die Aufforderung, zu bleiben und die Notwendigkeit, das zu tun, was ich tun muss, auch wenn es nicht viel ist.

In meiner Suche stieß ich – mal wieder – auf die Regel des heiligen Benedikt, des Vaters des abendländischen Mönchstums.

Im Prolog gibt es einen Absatz, der mir in dieser Zeit ein hilfreicher Impuls ist:

„… Stehen wir also endlich einmal auf! Die Schrift rüttelt uns wach und ruft: „Die Stunde ist da, vom Schlaf aufzustehen.“ Öffnen wir unsere Augen dem göttlichen Licht und hören wir mit aufgeschrecktem Ohr, wozu uns die Stimme Gottes täglich mahnt und aufruft: „Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht!“ Und wiederum: „Wer Ohren hat zu hören, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!“ Und was sagt er? „Kommt, ihr Söhne, hört auf mich! Die Furcht des Herrn will ich euch lehren. Lauft, solange ihr das Licht des Lebens habt, damit die Schatten des Todes euch nicht überwältigen.“ Und der Herr sucht in der Volksmenge, der er dies zuruft, einen Arbeiter für sich und sagt wieder: „Wer ist der Mensch, der das Leben liebt und gute Tage zu sehen wünscht?“ Wenn du das hörst und antwortest: „Ich“, dann sagt Gott zu dir: „Willst du wahres und unvergängliches Leben, bewahre deine Zunge vor Bösem und deine Lippen vor falscher Rede! Meide das Böse und tu das Gute; suche Frieden und jage ihm nach! Wenn ihr das tut, blicken meine Augen auf euch, und meine Ohren hören auf eure Gebete; und noch bevor ihr zu mir ruft, sage ich euch: Seht, ich bin da.“…“

aus: Regel des heiligen Benedikt, Prolog


Aus diesem Prolog nehme ich Worte wahr, die mir nachgehen und mich buchstäblich heraus-fordern.
Eine Kollegin und Freundin von mir, Sr. Bonifatia Keller OP, (sie war Dominikanerin und ich habe mit ihr lange in der Gefängnisseelsorge gearbeitet) hatte ein fast schon geflügeltes Wort, wenn es nicht so lief, wie wir es erhofft hatten: „Lass es uns noch mal versuchen!“

Immer wieder konnte sie diesen Satz sagen und ich hatte nie den Eindruck, dass es eine hohle Floskel war, sondern das dieser Satz aus ihrem Mund etwas Energisches und Kraftvolles hatte. Hinter diesem Satz stand noch ganz viel Motivation, weiter zu machen, trotz Rückschlägen oder vermeintlicher Erfolglosigkeit.

Sie hat mir vorgelebt, was Benedikt in seinem Prolog schreibt: unsere (geistigen und geistlichen) Augen dem göttlichen Licht in unserem Leben zu öffnen, d.h. danach Ausschau zu halten, was Gottes Geist uns in dieser Zeit sagen und zeigen will!

Vom Geist anrühren lassen

Dass gerade in dieser Zeit ich wieder mehr an Pfingsten und Geistsendung denken muss, scheint mir kein Zufall zu sein.
Kann nicht gerade diese Zeit eine Hoch-Zeit des Heiligen Geistes sein? Muss sie es nicht sogar sein?
Angesichts der Turbulenzen, der emotionalen Betroffenheit und der Notwendigkeit einer moralischen und geistlichen Reinigung können wir uns nicht auf uns allein verlassen: auf unseren (heiligen) Zorn, auf unsere Empathie!

Das alles kann Antrieb und Motivation sein, aber darin liegt selbst nicht die Antwort auf das, was jetzt von uns getan werden kann und muss.

„Ohne SEIN lebendig Weh’n, kann im Menschen nichts besteh’n, kann nichts heil sein und gesund…“ – so heißt es in der Pfingstsequenz.

Ich spüre in dieser Zeit, dass wir auch wieder mehr nach dem Heiligen Geist rufen müssen, dass wir durch sein Wirken unsere Augen dem göttlichen Licht öffnen können und mit aufgeschreckten Ohren hören, was Gottes Stimme uns in dieser Zeit mahnt; dass wir unsere Herzen in dieser Zeit nicht verhärten unter dem Eindruck von Trauer, Wut, Schmerz, Zorn sondern zu hören, was SEIN Geist uns und unseren Gemeinden sagen will.


Bild von Engin Akyurt auf Pixabay

Geist Gottes,
du Heilige, Geistkraft!
Mein Sprechen, meine Worte,
sie scheinen nicht ausdrücken zu können,
was in mir vorgeht.
Trauer, Wut und Ratlosigkeit
bestimmen mein Dasein;
ich kann und mag meinen Blick
und meine Gedanken
nicht abwenden
von dem Leid
und der Gewalt
unter dem Deckmantel kirchlichen Lebens
durch jene, die eigentlich
die frohe Botschaft bezeugen sollen.
Mein Glaube von einer Kirche,
die das Gute und der Liebe
Raum geben will,
ist erschüttert.

Ich möchte mich halten,
klammern
an das,
was mich hält
und nicht ab-hält
weiter zu wirken
an das, was ich glaube:

dass Jesus Christus

Liebe und Befreiung

nicht nur gepredigt,
sondern gelebt
hat

damit diese
Liebe und Befreiung
auch heute noch
Wirk-lichkeit
ist.

Geist Gottes,
ruach
du Heilige, Geistkraft
atme du in mir
wo mir die Luft weg bleibt;

deine Geistkraft
durchdringe mich
wo ich mich nicht
aufraffen kann;

lass es mich aushalten
an der Seite
der Opfer und Betroffenen
stehen zu können

und an einer Kirche mitwirken
von der ich glaube,
dass du sie SO nicht gewollt hast.

Befähige uns zu einer
Geschwisterlichkeit,
in der wir uns gegenseitig
stützen und
bestärken

im Einsatz
für eine Kirche

nach DEINEM Willen.

(05.02.2022, Gerd Wittka)