Friede und synodale Kirche

Leo XIV.

Ein neuer Papst – den ich bislang nicht kannte.

Aber:

Der neue Papst ( gebürtig: Robert Prevost ) ist US-Amerikaner, lebte jedoch lange in Peru, wo er als Ordensoberer und Theologieprofessor wirkte.
Seine akademische Ausrichtung liegt in praktischer Theologie, insbesondere Moraltheologie und Kirchenrecht; er ist zugleich ein Kenner der ‚Alten Kirchengeschichte‘ (Patristik), die auch ein Schwerpunkt meines theologischen Studiums war.
[Die sogenannte ‚Alte Kirche‘ war eine Zeit der vielfältigsten und abwechslungsreichsten Veränderungen in der frühen Kirche. Die ‚Patristik‘ erforscht die Kirchengeschichte der Zeit, die vom 1. bis zum 7. oder frühen 8. Jahrhundert reicht.]

In seiner ersten Ansprache sprach er unter anderem auch Spanisch statt Englisch und bezog sich auf Peru, was seine Nähe zu Lateinamerika zeigt.

Er betonte mehrmals die Bedeutung von Frieden und sprach von einer „synodalen Kirche, die sich bewegt“, womit er das synodale Verständnis von Papst Franziskus aufgreift.

Dass er am Jahrestag der Befreiung vom Faschismus gewählt wurde, verstärkt seine Friedensbotschaft.

All dies lässt bei mir Hoffnung auf eine positive Entwicklung in der Kirche aufkommen.




In dunklen Zeiten

ein Zuhause bauen – für alle

In dunklen Zeiten, wo Hass und Hetze uns entgegenwehen,
ruft der Heilige Geist – manchmal mit leiser aber fester Stimme:
Du bist berufen, Mitgefühl zu leben,
Botin und Bote der Liebe in einer Welt zu sein, die vom Sturm der Vorurteile zerrissen wird.

Die Schatten des Extremismus verdunkeln den Tag,
doch der Glaube an Menschlichkeit leuchtet wie die Morgenröte,
dringt die Todeskälte und durchbricht die starre Nacht,
in der sich Angst ausbreitet, wie wucherndes Dornengestrüpp

Strecke die Hände aus, wo Mauern des Hasses stehen,
sprich Worte der Hoffnung und Bestärkung
und nicht des Zweifels und der Missgunst.

Gemeinsam wollen wir weben ein Band aus Geschwisterlichkeit,
ein Netz, das selbst den tiefsten Abgrund
mit Hoffnung und Liebe überbrückt.

Wenn der Wind des Extremismus uns entgegenweht,
stehen wir fest – mit Herzen, die im Takt der Liebe schlagen.

Denn in der Nächstenliebe liegt unser aller Zukunft,
die eine Welt erschafft, in der wir alle als geliebte Kinder
des einen Gottes ein Zuhause finden.

© Gerd Wittka, 2025




Leben …

… im Bewusstsein des Kreuzes

Bild von Albrecht Fietz auf Pixabay

Impuls zur Lesung am 6. Sonntag im Jahreskreis – C – 2025: 1 Kor 15, 12.16-20

Ich erinnere mich, dass ich vor ein paar Monaten in einem kurzen Impuls gesagt habe, dass der Sinn unseres christlichen Glaubens nicht nur darin liegt, was nach dem Tod passiert, sondern auch, wie wir unsere Welt heute gestalten.

Für Christen darf die Frage nach dem Lebenssinn nicht nur darauf abzielen, was im Jenseits kommt.

Wir leben in dieser Welt und stehen täglich vor ihren Herausforderungen.
Nur so können Werte wie Nächstenliebe, Frieden, Gerechtigkeit, Solidarität und der Schutz der Schöpfung hier auf der Erde wirklich Bedeutung erlangen.
Heute weist Paulus in seiner Lesung genau auf einen anderen wichtigen Aspekt hin.

Er sagt:
„Glauben wir nicht an die Auferstehung und werden Tote nicht auferweckt, dann ist auch nicht Christus auferweckt worden. Ist Christus aber nicht auferweckt worden, dann ist (der christliche) Glaube nutzlos.“

Damit meint Paulus:
Wenn alles, was wir als Christen tun, nur für unser irdisches Leben wichtig wäre, bräuchten wir uns nicht als Christen zu bezeichnen.
Dann wäre unser Glaube nur eine Form von Humanismus, der sich nur um das Menschliche in unserer Zeit kümmert und dabei seine tiefere Bedeutung verliert.

Ich freue mich über diese klaren Worte von Paulus.
Sie zeigen mir, dass wer sein Leben nach christlichen Werten ausrichten will, dies in der Spannung des Kreuzes tun muss.

Das will ich kurz erklären:

Man kann das Leben in der Spannung des Kreuzes so verstehen:

• Die waagerechte Seite steht für die Zeit – also Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Das bedeutet, dass wir unser Leben bewusst im Lauf der Zeit gestalten und dies durch die Werte Nächstenliebe, Frieden, Gerechtigkeit, Solidarität und der Schutz der Schöpfung, …

• Die senkrechte Seite symbolisiert, dass unser Leben nicht nur auf das Irdische beschränkt ist, sondern auch den Blick in den Himmel und auf die Ewigkeit richtet.

Zusammen zeigen beide Seiten, dass christliches Leben heißt:
bewusst in unserer Zeit zu handeln
und gleichzeitig an das zu glauben,
was über unser irdisches Leben hinausgeht.




Prüfe klug – mit Herz und Sinn

„Prüfet alles und behaltet das Gute“
(1. Thessalonicher 5,21)

Bild von Bianca Van Dijk auf Pixabay

Wie Wind, der durch die Äste weht:
so vieles kommt, so vieles geht.
Gedanken, Worte, laut und still,
doch nicht alles zeigt, was es will!

Drum prüfe klug mit Herz und Sinn,
was bringt dir Frieden, was hat Gewinn? –
Was Wahrheit spricht, was Liebe webt,
was Mut dir schenkt und Hoffnung hebt.

Bild von wal_172619 auf Pixabay

Das Gute halte fest in dir,
es führt dich nah, zu Gott, zu mir.
Ein Leuchten bleibt, das nicht vergeht,
wenn Liebe still das Leben trägt.

© Gerd A. Wittka, 2025




Jahreslosung 2025

„Prüfet alles und behaltet das Gute“

Bild: Gerd A. Wittka, 2025, erstellt mittels KI

Wir treffen täglich Entscheidungen.
Manche sind klein und unbewusst, andere groß und durchdacht.
Doch oft bleibt eine gewisse Unsicherheit.
Es ist nicht immer klar, ob eine Entscheidung richtig oder falsch war – das hängt oft von der Sichtweise ab.

Ich für meinen Teil möchte nicht einfach übernehmen, was andere für richtig halten.
Deshalb stelle ich meine Überzeugungen, meinen Glauben und die Art, wie ich ihn lebe, regelmäßig auf den Prüfstand – sowohl durch mich selbst als auch durch andere.

Auch Gott fordert mich dazu auf, denn ihm ist wichtig, dass mein Glaube lebendig bleibt und nicht erstarrt.
Dabei stellt sich die zentrale Frage: Was gibt mir wirklich Halt im Leben und im Sterben?

Vielleicht wollte Paulus genau darauf hinaus, als er schrieb: „Prüft alles und behaltet das Gute!“
Das bedeutet, keine Angst vor Neuem zu haben und Dinge nicht vorschnell abzulehnen.
Es ermutigt uns, genau hinzuschauen, gründlich zu prüfen und im Gespräch zu bleiben.

„Prüft alles und behaltet das Gute!“ könnte also heißen, immer wieder nach Gottes Willen zu fragen und sich von ihm leiten zu lassen.
Gottes Geist gibt Leben und schenkt Freiheit.
Er zeigt uns, wo wir Verantwortung übernehmen und wo wir Veränderungen vornehmen können. Selbst wenn wir Fehler machen oder unsicher sind, bleibt Jesus an unserer Seite.
Er ist auch dann bei uns, wenn wir ihn vergessen oder nicht spüren, dass er uns führt.

Die Jahreslosung „Prüft alles und behaltet das Gute!“ ist auch ein wichtiges Motto für die Veränderungen in der katholischen Kirche und in unserem Bistum Essen.

Unser Bischof hat uns vor Jahren dazu ermutigt, Neues zu wagen.
Er hat gesagt, dass es viele offene Fragen gibt, auf die auch er keine Antworten hat.
Und er vertraut darauf, dass der Heilige Geist uns begleitet.
Er forderte uns auf, neue Ideen auszuprobieren und zu schauen, ob sie uns weiterbringen.

Manchmal wissen wir nicht genau, wohin der Weg führt.
Wir haben nur eine grobe Vorstellung von unseren Zielen.

Doch genau hier ermutigt uns der Bischof, einfach loszulegen und Erfahrungen zu sammeln.
Nach einer Testphase können wir dann Bilanz ziehen: Hat es funktioniert? Dann entwickeln wir die Ideen weiter.
Wenn nicht, lassen wir sie los – ohne uns zu ärgern, sondern froh über die gewonnenen Erkenntnisse.

Wenn ich jedoch kritisch in unsere Pfarrei schaue, dann habe ich eher den Eindruck, dass man in vielen Bereichen, in sehr vielen Bereichen, in viel zu vielen Bereichen ‚beim Alten bleiben‘ möchte.

Noch immer sprechen als Beispiel welche in unserer Pfarrei von ‚Gemeinden‘, die es aber seit Jahren nicht mehr gibt!
Viele sprechen immer noch von „in Herz-Jesu“, „in St. Barbara“, „in St. Josef“ oder „in St. Theresia“.
Ist das nicht auffällig, wie beharrlich man an längst vergangenen Begrifflichkeiten festhält, so als würde man meinen, man könnte damit neue Realitäten vertuschen?!
Doch diese Gemeinden gibt es als Organisationseinheit schon seit einigen Jahren nicht mehr in unserer Pfarrei.
Das wird aber im Denken und Handeln nicht sichtbar.

Stattdessen hatten wir in der Pfarrei entschieden, sie „Orte pastoralen Lebens“ zu nennen.
Nur frage ich mich und Sie: hat sich dieser Begriff schon herumgesprochen, geschweige denn in unseren Köpfen und unserem Denken eingeprägt?!
Ich meine, nicht!
Denn sonst könnten wir folgerichtig allenfalls von „an St. Barbara“ oder „an Herz-Jesu“ usw. sprechen.

Allein der nicht angepasste Sprachgebrauch zeigt mir, wie schwer es immer noch fällt, Altes zu hinterfragen und loszulassen, um Platz für Neues zu schaffen.

Bild von Maximilian Fritsche auf Pixabay

„Prüft alles und behaltet das Gute!“ – ein Motto, das uns in diesem Jahr auch in unserer Pfarrei herausfordert.