Wie der Stutenkerl zur Pfeife kam …

Stutenkerl, Weckmann oder Hefekerl; aus der vorweihnachtlichen Tradition ist dieses Backwerk nicht wegzudenken.
Am Gedenktag des heiligen Nikolaus, am 06. Dezember, hat er besondere Bedeutung im Brauchtum dieses volkstümlichen Heiligen.

Stutenkerl
Stutenkerl, copyright: Gerd A. Wittka, 2024

Das Bild zeigt ihn in seiner üblichen Form, wie er beim Bäcker um die Ecke erhältlich ist. Charakteristisch ist an diesem Stutenkerl die Pfeife.
Doch: hast du dich schon mal gefragt, wie die Pfeife dahin gekommen ist?

Der Weckmann zeigt in vereinfachter Form den heiligen Nikolaus.

Die Erklärung liegt im Leben und in den Legenden des heiligen Nikolaus.
Der Weckmann als Gebildegebäck hat seine Bedeutung aufgrund der Legende, dass Nikolaus die Stadt Myra vor einer Hungersnot bewahrte.

Der Heilige Nikolaus vollbrachte ein Wunder, indem er eine Vermehrung des Korns herbeiführte. Während einer schweren Dürre in Myra litten die Menschen Hunger. Ein mit Getreide beladenes Schiff machte im Hafen fest, aber die Matrosen durften nichts davon abgeben, aus Angst vor den Strafen des Kaisers, der auf jedes Korn bestand.

Nikolaus überredete die Besatzung erfolgreich, den Einwohnern von Myra etwas Getreide zu lassen, indem er versicherte, dass dem Kaiser keine Verluste gemeldet würden. Tatsächlich bekamen die Menschen von Myra etwas Korn, und die Crew konnte die gesamte Ladung wie vorgesehen beim Kaiser abliefern. Die geringe Menge an Getreide, die in Myra zurückblieb, versorgte die Einwohner zwei Jahre lang und reichte sogar für die Aussaat im folgenden Jahr.

Deshalb erinnert dieses Gebäck an die wundersame Verhinderung der Hungersnot.

Aber warum wird der hl. Nikolaus dann mit einer Pfeife gezeigt?!

War er etwa Raucher?!
Das weiß ich nicht, weil das nicht überliefert ist.

Aber: die Pfeife beim Weckmann war ursprünglich eigentlich gar keine Pfeife, sondern dieser Gegenstand ist erst zu einer Pfeife im Laufe der Jahrhunderte geworden – vielleicht auch aus Unwissenheit.

Eigentlich war die Pfeife ein Bischofsstab, also ein Krummstab.

Doch ein Krummstab wird doch eigentlich mit der Krümme nach oben gezeigt. Die Pfeife hat doch eher eine umgekehrte Form – magst du einwenden.

Ja, und genau darin liegt die Bedeutung.
Der Hintergrund ist:

Wenn ein Bischof gestorben ist und beerdigt wird, gibt es den Ritus, dass ein enger Vertrauter oder Mitarbeiter des Bischofs seinen Hirtenstab kopfüber vor dem Sarg voran trägt.
Das folgende Bild entstand bei der Beisetzung von Bischof Kardinal Lehmann (vormals Bischof von Mainz).
Hier sieht man, wie sein Bischofsstab kopfüber vornweg getragen wird:

Link zum Beitrag mit Bild: Der Weg des Bischofs zur letzten Ruhestätte – katholisch.de

Anhand dieses Bildes kann man sich gut vorstellen, dass aus dem Bischofs-/Krummstab, der kopfüber getragen wurde, im Laufe der Zeit beim Weckmann eine Pfeife wurde.
Der Weckmann mit verkehrtem Krummstab erinnert also an den verstorbenen Bischof von Myra, dem heiligen Nikolaus und an sein Brotwunder, mit dem er die Menschen von Myra vor dem Hungertod bewahrte.


Übrigens:
Wir hier im Revier kennen noch eine ähnliche Symbolik, die daran erinnern soll, dass etwas ‚verstorben‘ ist.
Wir kennen das Symbol von Schlägel und Eisen auf dem Kopf für eine inaktivierte Zeche, also eine geschlossene und somit ‚verstorbene‘ Zeche‘.
Das sieht dann so aus:

Link zum Bild: Bergbau in Essen: Die letzte Kohle der Zeche Carl Funke

Erzähle diese Bedeutung ruhig weiter, damit die Menschen auch verstehen, was sie in diesen Tagen zuhauf backen und verzehren.




Biafra

Oder: Wie ein Wort mein ‚Bild‘ von hungernden Menschen prägte


Ob dieses Mädchen überlebt hat? Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Biafra#/media/Datei:Starved_girl.jpg

Inbegriff für den Hunger in der Welt

Es sind solche Bilder und das Wort „Biafra-Kind„, die meine kindliche Sicht von hungernden Kindern in Afrika geprägt haben. Erst viele Jahre später habe ich mich mit den Hintergründen von „Biafra“ beschäftigt.



Und hin und wieder wurde man als Kind auf die „hungernden Kinder in Afrika“ hingewiesen, wenn man nicht sorgfältig genug mit dem eigenen Essen umging.

Nun ist es sicherlich erzieherisch nicht die klügste Methode ein ’schlechtes Gewissen zu machen‘, um einen wertschätzenden Umgang mit der eigenen Nahrung zu erreichen.

Aber noch heute fällt mir der Begriff ‚Biafra-Kind‘ ein, wenn ich über das Thema des weltweiten Hungers nachdenke.

Welternährungstag

Heute, am 16. Oktober 2022 (übrigens nach mein Namenstag -> Gerardus Majella), begehen wir den Welternährungstag.
Er erinnert uns daran, dass täglich über 50.000 Menschen an den Folgen des Hungers sterben.
Er erinnert uns daran, dass auch heute noch, nach über 50 Jahren der Hungerkatastrophe in Biafra fast 768 Millionen Menschen unter chronischem Hunger leiden!

Bild von Jan Helebrant auf Pixabay

Zugleich bei uns immer wieder Bilder, von vergammelten Lebensmitteln, von Lebensmitteln, deren Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) überschritten ist und von Geschäften ‚entsorgt‘ werden muss. (Leider habe davon keine lizenzfreien Bilder im Netz gefunden, sodass ich mich mit dieser Vektorgrafik zufrieden geben muss!)

Hunger bekämpfen

Der heutige Welternährungstag erinnert uns daran, dass wir noch immer nicht mit dem Hunger in der Welt fertig sind.
Der heutige Welternährungstag will uns dafür sensibilisieren, wie wir in den Wohlstandsländern dieser Erde mit unserer Nahrung und auch mit dem Überfluss an Nahrung umgehen.
Der heutige Welternährungstag stellt mir persönlich auch die Frage, wie mein eigenes Leben verlaufen wäre, wenn ich nicht in Deutschland, sondern 1963 in Biafra geborgen worden wäre? Wahrscheinlich hätte ich diesen Text dann gar nicht mehr schreiben können, weil ich selber schon längst an den Folgen des Hungers gestorben wäre!


Helfen – Hunger stillen

Wir können helfen! Wir sind nicht hilflos!

Konkret: spenden!

Achtsamer Umgang mit verfügbaren Lebensmitteln

Containern darf nicht illegal sein!