Wie Söder und Wissing ihre Glaubwürdigkeit verlieren
Der bayerische Ministerpräsident Söder, der immer für markige Sprüche gut ist, auch gegen die Umwelt- und Klimabewegung, muss nun stramm stehen! Sein Bundesland spürt mit Baden-Würtemberg zusammen, die Folgen der klimatischen Veränderungen, in der sich unsere Welt befindet. Jetzt rächt sich, dass die konservativen Kreise seit Jahrzehnten die Prognosen von Wetter- und Umweltwissenschaftler:innen nicht ernst genug genommen haben. Jetzt rächt sich, dass unter Kohl und Merkel nicht ernst genug eine klimapolitische Wende vollzogen wurde.
Jetzt ist das Dilemma groß! Jetzt dürfte es dem größten Leugner der katastrophalen Klimaveränderung klar sein: die Klimakrise ist da und fordert ihren Tribut!
Es macht überhaupt keine Freude, erkennen zu müssen, dass die Umwelt- und Klimaaktivist:innen der vergangenen Jahre und auch die Partei Bündnis90/Die Grünen mit ihren ständigen Warnungen Recht behalten haben. Es macht weder stolz noch eitel, dass die Befürchtungen der empirischen Umweltforschung nun eintreten.
Deshalb gilt es jetzt, endlich aufzuwachen und beherzt alle möglichen Maßnahmen zu ergreifen, die die fatale Entwicklung der Klimakrise positiv verändert.
Dazu gehört auch ganz klar ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen. Dass Deutschland das einzige Land innerhalb der EU ist, das nochkein Tempolimithat, mutet angesichts der derzeitigen Lage geradezu als verblendete Ignoranz der Tatsachen an. Bundesverkehrsminister Wissing (FDP) ist, wie viele seiner Vorgänger, unfähig, die aktuellen Fragen und Herausforderungen im Verkehrssektor zu bearbeiten. Eigentlich sollte es für ihn jetzt nur einen Schritt geben – den Rücktritt!
Alle Bilder: Symbolbilder, Quelle: www.pixabay.com
Mutig
Ja, die Aktionen der „Letzte Generation“ (LG) muten der Gesellschaft viel zu. Und ja: viele, die direkt von den Aktionen betroffen sind, werden das nicht gut finden und sind mächtig verärgert.
Wahr ist aber auch: wenn man die Bilder sieht, in welche Situation sich die Aktivist:innen der LG bringen, dann kann einem nur angst und bange werden. Ein Beitrag der Sendung ‚kontraste‘ zeigt das sehr anschaulich! Sie bringen sich – auch wegen des aggressiven Pöbels – selber in Gefahr.
Und ja, man kann sich gut darüber streiten, ob die Wahl ihrer Mittel ihrem Anliegen dienlich ist oder nicht. Wahr ist aber auch, dass sich von denen, die sich jetzt so aggressiv gegenüber den Aktivisten verhalten, die wenigsten auf Demos der „FFF“ oder anderen Demos zum Klimaschutz haben sehen lassen. Ihr lamentieren, dass ihnen der Klimaschutz ja auch – ach so – wichtig sei, kommt zumindest in diesem Beitrag mir nicht sehr glaubwürdig rüber. Glaubwürdig kommt mir aber die Angst der Aktivisten von LG rüber, die Angst vor der Zukunft und den Folgen der Klimakrise haben.
Und genau da liegt der Hase im Pfeffer! Da machen sich welche Gedanken wie sie ihr Kind vom Kindergarten abholen können, trotz dieser Sperraktionen von LG. Doch LG macht sich viel mehr Gedanken um das globale Wohl von Millionen von Menschen und der Zukunft der Erde.
Doch bei den Gegner:innen von LG scheint das Hemd näher zu sein, als der Rock.
Das ist ein echtes Dilemma.
Um es hier ganz unumwunden zu sagen:
Die Aktivist:innen von LG zeigen mächtig viel Mut! Und sie können deshalb nur so mutig sein, weil sie es in dem Bewusstsein tun, dass es nicht mehr 5 vor 12 ist, sondern wir nur noch die Eskalation der Klimakrise aufhalten können, also den Kipppunkt verhindern können, nachdem eine nicht vorherzusagende Kettenreaktion in Gang gesetzt werden kann, die unaufhaltsam über uns alle hereinbrechen wird.
LG hat übrigens schon im Vorfeld auch ihre Aktionen und Blockaden hingewiesen.
Man hätte also vorbereitet gewesen sein können, oder?!
Alle Bilder, Quelle: www.pixabay.com
Dilemma von uns Grünen
Warum Lützerath so beunruhigend bleibt
Für jeden Menschen, der den Klimaschutz und die Klimakrise ernst nimmt, ist Lützerath eine ökologische Katastrophe, auch für mich.
Dennoch kann ich mich der Logik unseres Wirtschaftsminister und Vizekanzlers Robert Habeck nicht verschließen und deshalb teile ich sein Video. Auch das gehört zur Wahrheit.
Und es gehört auch zur Wahrheit, dass die Bundesregierungen unter CDU-Kanzler:innen-schaft genau dieses Dilemma zu verantworten haben. Denn unter Kohl und Merkel wurde nichts substanzielles für den Klimaschutz gemacht. Wir wären schon längst weiter, wenn es dieses über dreißig Jahre andauernde Versagen nicht gegeben hätte.
Warum die „Letzte Generation“ etwas mit unseren eigenen Zukunftsängsten zu tun hat …
Impuls zum Gottesdienst zum Jahreswechsel 2022
Auf dem Wohnzimmertisch eines Freundes liegt die DVD des Films „The day after“.
Wir kommen darüber ins Gespräch und dass ich selber diesen Film im Kino gesehen habe.
Es war in einer Zeit, wo ich eine zukunftsweisende Entscheidung für mich getroffen hatte und auch dabei war, sie umzusetzen. Ich hatte entschieden Theologie zu studieren fürs Priesteramt. Doch dafür musste ich das Abitur nachholen.
Nun drückte ich allabendlich die Schulbank am Abendgymnasium Gelsenkirchen fürs Abitur. Mitten in dieser Zeit also der Film, der von der nuklearen Kriegskatastrophe handelte, die von der einen Minute auf die andere unsere ganze zivilisierte Welt auslöschte.
Mich befiehl große Furcht, auch bei diesem Film. Dabei haben wir uns schon als junge Menschen in den 1970er-Jahren mit der atomaren Bedrohung konfroniert gesehen und ich trug Sticker mit der Aufschrift: „Schwerter zu Pflugscharen“ (vgl. Micha 4,3) und „Frieden schaffen ohne Waffen!“.
Von Concord – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=8106687
Ich hatte die existentielle Sorge, wenn unsere Generation es nicht schafft, den ‚kalten Krieg‘ zu beenden, dann steuerten wir unweigerlich auf die Vernichtung der Menschheit zu!
Und diese Furcht war keine Übertreibung, sondern berechtigt, wie wir heute auch wissen. Allein die Kuba-Krise in den 1960er Jahren führte uns an den atomaren Abgrund.
In einem Gespräch am ersten Weihnachtstag dann von mir die Frage in die Runde von Freunden und Familie: „Worüber könnte ich mal zu Silvester predigen?“ – Spontane Antwort: „Zur Zukunft, zur Klimafrage und zur „Letzten Generation“…!
‚Oh shit‘, dachte ich, da kann ich mir ja nur eine blutige Nase holen.
Aber nun habe ich die Frage gestellt, nun kann ich ihr nicht ausweichen. Offenbar sind das Themen, die den Menschen unter den Nägeln brennen. Ich würde lügen, wenn ich es für mich verneinen würde. Auch mich lassen diese Themen nicht unberührt.
Natürlich musste ich mich noch informieren, denn ich bin mir sehr bewusst, dass dieses Thema nur zu leicht einseitig für politische oder parteipolitische Zwecke missbraucht werden kann, sowohl auf der einen, wie auf der anderen Seite.
Lassen wir diese Initiative selber zu Wort kommen: „Die Regierung ignoriert alle Warnungen. Immer noch befeuert sie die Klimakrise und hat uns damit an den Rand eines Abgrunds gebracht.
Wir sind nicht länger bereit, dieses Verbrechen an der Menschheit widerstandlos hinzunehmen. Wir werden nicht abwarten während ein Staat nach dem anderen kollabiert. Am Ende sind wir alle in Gefahr. Wir sind der Überlebenswille dieser Gesellschaft.
(…)
Wir sind die Letzte Generation, die den Kollaps unserer Gesellschaft noch aufhalten kann. Dieser Realität ins Auge blickend, nehmen wir hohe Gebühren, Straftatvorwürfe und Freiheitsentzug unerschrocken hin.…“
Sitzblockade am 24.11.2022 in Berlin, Quelle: https://letztegeneration.de/presse/pressebilder/
Diese Initiative bezeichnet sich also nicht als die letzte Generation schlechthin, sondern als die „letzte Generation, die den Kollaps unserer Gesellschaft (.) aufhalten kann.“ – Sie meint damit einen Kollaps, der durch die Klimakrise verursacht wird und nicht nur einen wirtschaftlichen, sondern auch einen sozialen Kollaps meint, der die Existenz der ganzen Menschheit bedroht.
Da sind sie wieder, die begründeten Ängste, die ich auch in den 1970er und 1980er Jahren unter der atomaren Bedrohung erlebt habe. Auch damals haben wir über zivilen Ungehorsam diskutiert. Auch damals waren wir uns im Klaren darüber, dass ziviler Ungehorsam auch die Missachtung staatlichen Rechtes beinhalten kann. Auch damals waren wir uns im Klaren darüber, dass Proteste und ziviler Ungehorsam auf eine etablierte Gesellschaft traf, eine Gesellschaft die damals noch mehrheitlich geprägt war durch Ex- und Altnazis, die auch nach dem Krieg immer noch an wichtigen Schaltstellen unserer Gesellschaft saßen. Für diese war Ruhe und Gehorsam gegenüber dem Staat ‚oberste Bürgerpflicht‘ und unser Protest für ihre Gesinnung eine Bedrohung.
Heute bin ich fast 60 Jahre, und so Gott will, kann ich vielleicht noch gut 25 – 30 Jahre haben. Für die Kinder meiner Freunde wird es heißen, dass diese dann selber Ende 20 sind, also ungefähr in dem Alter sind, in dem ich für meine Zukunft wichtige Entscheidungen treffen wollte und getroffen habe. Damals, Anfang der 1980er Jahre waren meine Überlegungen auf langfristige zukunftsweisende Entscheidungen angelegt. So wie für die jungen Leute heute, die sich in der „letzten Generation“ engagieren.
Ich kann ihre Sorgen und Ängste nachvollziehen, wenn ich den Mut habe, mich meiner eigenen Erfahrungen in der Jugendzeit zu erinnern. Ich kann nachvollziehen, dass wir damals wie sie heute bereit waren, auch gegen Konventionen, gegen Gesetze und gegen gesellschaftliche Tabus zu handeln, nur um auf die Dringlichkeit unseres und heute ihres Anliegens hinzuweisen.
Denn es geht bei diesen Themen weder um Wellness- oder Luxus-Themen, sondern um Fragen von Leben und Tod!
Vor wenigen Tagen lasen wir auch über die Berichterstattung, dass die „Letzte Generation“ den TV-Gottesdienst der ARD vom Heiligen Abend stören wollte.
Natürlich war auch mein erster Gedanke: „Oh, das ist nicht gut, eine sakrale Handlung zu stören!“ Und prompt waren auch Politiker:innen dabei, diese Aktion in Bausch und Bogen zu verurteilen.
Und wie sah die Begründung der „letzten Generation“ aus?
Sie schrieb auf twitter:
Die evangelische Auferstehungskirche in Stuttgart-Möhringen hatte alle dazu eingeladen, „sich zur Krippe zu stellen und Hoffnung zu tanken: Hoffnung auf einen Neubeginn.”
Dieser Einladung wollten zwei Unterstützer*innen der Letzten Generation folgen. Sie wollten sich im Verlauf des Gottesdienstes mit Warnweste bekleidet friedlich an die Krippe stellen als Zeichen dafür, dass die Geburt dieses Kindes, von dem man sagt, dass es die Welt verändern wird, auch uns Hoffnung macht. Es liegt uns fern, einen Gottesdienst stören zu wollen. Wir haben in diesen schwierigen Zeiten Hoffnung bitter nötig und die Kirchen schenken sie uns. Dafür danken wir ihnen von ganzem Herzen.
Lasst uns den Mut und die Kraft, die wir aus dieser Hoffnung schöpfen, gemeinsam für das nutzen, was jetzt unseren vollen Einsatz braucht – die Bewahrung der Schöpfung.
Wir alle, die letzte Generation vor den Kipppunkten, dürfen uns nicht damit abfinden, nur auf einen Neubeginn zu hoffen oder Nächstenliebe zu predigen. Wir müssen unser Handeln danach ausrichten – aus Liebe zum Leben.
Das Kind in der Krippe wird als Erwachsener andauernd zur Umkehr rufen. Es passt, das an seinem Geburtstag auch zu tun.
Als Letzte Generation sagen wir, was die Kirchen schon lange sagen: Kehrt um und glaubt, dass ein anderes Leben möglich ist.
Ein Leben miteinander, nicht auf Kosten der Ärmsten. Ein Leben mit diesem Planeten, nicht gegen ihn. Jetzt ist die Zeit dafür!
Ich frage Sie und uns heute Abend, an dem wir die Zukunft des neuen Jahres in den Blick nehmen; ich frage Sie und uns an diesem Abend, wo es auch bei uns um die Frage geht, wie wir unser Leben in 2023 neu und konkret umgestalten können, damit es ein besseres, glücklicheres und zukunftsfähigeres neues Jahr wird:
Könnten diese Zeilen der „Letzten Generation“ nicht auch Worte einer Predigt zu Silvester 2022 sein?!
Mögen wir selber mit uns in die Zwiesprache gehen und uns fragen, warum manche von uns so überreizt auf das Anliegen der „Letzten Generation“ reagieren?
Könnte es nicht auch deshalb sein, da wir unsere bequemes und ressourcenausbeutendes luxeriöses Leben nicht aufgeben wollen? Könnte es sein, dass wir weiterhin lieber dicke Autos fahren oder klimaschädliche Flugreisen machen wollen, ohne wirkliche und wirksame Konsequenzen zu ziehen?
Könnte es sein, dass uns die Zukunft der „Letzten Generation“ und den Generationen danach nicht wirklich interessieren, weil wir sie sowieso nicht mehr erleben werden, gemäß dem Motto: „Nach mir die Sintflut?!
Könnte es das nicht sein, warum eine relativ harmlose geplante Störung eines Gottesdienstes so in Bausch und Bogen diskreditiert wird?!
Ja, es könnte sein! Und deshalb sollten wir selbstkritischer mit uns und unseren Reaktionen darauf umgehen!
Das Tempolimit ist zum Greifen nah. Endlich bricht die ideologische Barriere in der CDU auf. Jetzt kommt es auf jede Stimme an. Lasst uns gemeinsam die FDP und den Verkehrsminister Wissing überzeugen! Mit einem Tempolimit können wir komplett kostenfrei ab sofort bis zu 3,7 Milliarden Liter Benzin und Diesel sowie 9,2 Millionen Tonnen CO2 jährlich einsparen. Let’s do it! – Bitte unterstütze mit deiner Unterschrift diese Petition, die noch nie so viel Erfolgschancen hatte wie JETZT!