Karsamstag – Tag der Grabesruhe

Es ist alles getan …

In Zeiten von Post-Covid und meinem Fatigue (Erschöpfungssyndrom) feiern sich für mich die Kar- und Ostertage deutlich anders.
Ich habe so eine ähnliche Phase schon einmal erlebt, als ich Anfang 2020 an einer Depression erkrankt war.

Mir steht momentan nur Energie-Reserven für ca. drei Stunden zur Verfügung, bevor ich wieder in die Erschöpfung falle.
Um also diese Feiertage auch mit meinem Dienst gut in Einklang bringen zu können, ist gute Planung nötig.

Da trifft es sich gut, dass ich persönlich am Gründonnerstag und Karfreitag keine liturgischen Dienste wahrnehmen musste.

Es ist alles getan ….?!

Leider trifft das nicht für jene zu, die im kirchlichen Dienst stehen, als Küster:in, als Kirchenmusiker:in, als Gottesdienstleiter:innen oder Seelsorgende (ob hauptberuflich oder ehrenamtlich!).

Für mich als Krankenhausseelsorger fallen damit verschiedene Aufgaben an:

  • Inhaltliche Vorbereitung der Gottesdienste
  • Vorbereitung und Gestaltung von Gottesdiensträumen und Seelsorgewände in den Krankenhäusern
  • praktische Arbeiten für die Gottesdienste (Kapellengestaltung, liturgische Vorbereitungen von Liturgiegeräten, Messbuch und Lektionaren, andere organisatorische Arbeiten, …)

Deshalb habe ich Gründonnerstag und Karfreitag ganz bewusst persönlich spirituell begangen mit Schriftlesungen, Stundenliturgien, Betrachtungen …

Es ist alles getan …

Weil dem nicht so ist/war, musste ich gestern am Karfreitag Abend mich schon auf den Weg machen, um in beiden Krankenhäusern Vorbereitungen für Ostern zu treffen.
Zwar widerstrebt mir das innerlich, bereits am Karfreitag Kapellen – wenn auch nicht vollständig – ‚österlich‘ herzurichten. Aber wenn es dann Ostern fertig sein soll, geht es nicht anders.
Also war ich gestern Abend unterwegs und habe begonnen, im Johanniter-Krankenhaus die Kapelle umzugestalten und auch die Seelsorge-Wand im Bereich des ehemaligen Cafés.

Heute Abend, nach dem Gottesdienst im AMEOS-Klinikum St. Clemens, werde ich dort noch Blumen und Kerzen auf dem Altar stellen.
Dann ist diese Kapelle fertig – in der leider keine Gottesdienste zu Ostern stattfinden.

Anschließend fuhr ich noch ins AMEOS-Klinikum St. Clemens Oberhausen.
Auch dort gibt es eine Kapelle, in der am Karsamstag – bereits um 16.00 Uhr – der erste Ostergottesdienst gefeiert wird.
Ich bin froh und sehr dankbar, dass ich dort heute zwei Herren haben werde, die mich vor Ort unterstützen werden, sowohl in der Sakristei als auch während des Gottesdienstes.
Insgesamt haben wir eine Frau und vier Männer, die grundsätzlich und ehrenamtlich für Küsterdienste, Lektorendienste, Kommunionhelfer:innen-Dienst und was sonst noch so nötig ist, bereit stehen.

In der Kapelle hatten wir noch die Gestaltung von Palmsonntag.

Das musste natürlich abgebaut und aufgeräumt werden. Einige Palmzweige hatten sich allmählich in der Kapelle verteilt …

Damit ich heute nicht zu viel machen musste, hatten wir – mein Kollege in der Krankenhaus-Seelsorge und ich – schon letzte Woche die Osterkerzen vorbereitet.
Nun wollte ich noch in Ruhe andere Vorbereitungen erledigen, wie liturgische Bücher präparieren, Give-aways (Eier und Postkarten) vorbereiten und was man sonst schon so tun konnte.
Auch der Altarraum wurde schon etwas österlich dekoriert: das Kreuz bekam eine Stola und Palmzweige, der Altar eine festliche Tischdecke.

Heute werden dann mit Hilfe der Helfer dieses alles in der Kapelle bereitet und dazu kommt noch besondere Festtagsbeleuchtung, die während des Ostergottesdienstes in der Kapelle für eine Effektbeleuchtung sorgen werden.

Nach über drei Stunden war ich dann wieder ziemlich erschöpft und kam gegen 21.30 Uhr gestern nach Hause.
Danach ging es nur noch auf die Akupunkturmatte und dann ins Bett. Leider fand ich erst gegen 01.30 Uhr heute Morgen Schlaf und war wieder um 7.45 Uhr wach.
Aber so ist das mit Post-Covid.
Doch ich verließ die Kapelle mit einem tiefen Eindruck von Karsamstag, wie das nachfolgende Bild zeigt:

Dieses Bild symbolisiert für mich den heutigen Tag.

Es ist alles getan …

Ja, es ist alles getan.
Ich werde nicht mehr durch die Geschäfte hetzen, mich nicht hinreißen lassen zu Hektik und Stress.

Stattdessen habe ich heute morgen in aller Ruhe die Laudes gebetet, etwas Klaviermusik gehört und dann gefrühstückt.
Draußen singen die Vögel und ich höre auch das geschäftige Treiben – den regen Autoverkehr in den benachbarten Straßen.
Doch für mich ist (fast) alles getan.
Gleich singe ich noch mal das Exultet … und dann ist es gut.

Der Karsamstag ist für mich – wenn auch kein ganzer Tag – ein wirklicher Tage der Grabes-RUHE!
Und wenn ich intensiv in mir hineinhorche, dann ist das eine verheißungsvolle Ruhe und eine erwartungsvolle Stille.
Ich warte ruhig und geduldig auf den Augenblick, wo wir feiern werden, weil uns allen

DAS LEBEN BLÜHT!


Alle Fotos: copyright by Gerd A. Wittka, 2025




Es tut weh …

Symbolbild von Claudia auf Pixabay

Wieder schlechte Nachrichten aus dem Sozial- und Gesundheitsbereich in Oberhausen!



Nachdem 2019 die Katholischen Kliniken Oberhausen (KKO) an ein freies Wirtschaftsunternehmen (das seinen Sitz in der Schweiz hat) verkauft wurden, enden die schlechten Nachrichten am Standort Oberhausen nicht.

Schon damals gab es aus anderen Regionen Deutschlands Berichte über die neuen Eigentümer, die Aufhorchen lassen mussten.
Die derzeitigen Entwicklungen in Oberhausen zeigen mir, dass die seinerzeitigen Bedenken für den Standort Oberhausen nicht unberechtigt waren.

Nach knapp vier Jahren ist die Situation in Oberhausen so:
Das Josef-Krankenhaus in Stadtmitte wird nicht voll genutzt, das Marienhospital in Osterfeld steht quasi leer und nun wird auch noch der ambulante Pflegedienst geschlossen.
https://www.waz.de/staedte/oberhausen/ameos-beendet-haeusliche-pflege-politik-schaltet-sich-ein-id241683846.html

Mir tut es weh, mit anzusehen, was da geschieht!

Die damaligen Verantwortlichen aus dem Bereich der katholischen Kirche, die den Verkauf initiiert und ihm zugestimmt haben, sollten sich heute mal daran erinnern, was sie da in Gang gesetzt haben!
Denn sie sind nach meiner Meinung mitverantwortlich für diese Misere.




Sterben – zuhause

Bild von truthseeker08 auf Pixabay

Ja, es ist ein Thema, das gerne verdrängt wird. Aber spätestens dann, wenn ich mir selber Gedanken darüber mache, wo und wie ich sterben möchte, kommt auch die Frage:
Möchte ich lieber zuhause sterben oder woanders?



Leider sterben viele Menschen noch zu oft in der fremden und fremdbestimmten Umgebung eines Krankenhauses. Darauf weist auch die Pharmazeutische Zeitung in einem aktuellen Artikel hin.

Hier gehts zum erwähnten Artikel: Mehr Menschen könnten zuhause anstatt im Krankenhaus sterben


Von einem der Krankenhäuser, in dem ich arbeite, habe ich den Eindruck, dass man Patient:innen, die bald sterben werden, die Möglichkeit geben möchte, zu hause zu sterben.

Im Laufe der Jahre habe ich diese Haltung sehr schätzen gelernt.

Denn es geht hier nicht darum, die Patient:innen ‚abzuschieben‘. Oft wird behauptet, dass die Patient:innen vor ihrem Sterben entlassen werden, weil es sonst dem Image eines Krankenhauses schaden würde, wenn ’so viele Patient:innen dort sterben‘.

Umgekehrt wird ein Schuh draus, wie ich meine!

Die Abläufe und auch die Haltung in einem Krankenhaus können noch so gut und empathisch sein, sie können Sterbenden nie einen angemessenen Rahmen bieten, dass der Sterbende diese letzte Lebensphase auch als LEBEN erfahren kann.

Bild von Vnukko auf Pixabay

Sterben ist ja auch ein Teil unseres Lebens. Und wer möchte schon im Krankenhaus ‚leben‘?!
Ich jedenfalls fühle mich zuhause, in meinen eigenen, vertrauten und behaglichen Wänden viel wohler als in der fremden Atmosphäre eines Krankenhauses. Deshalb stelle ich mir auch vor, dass ich wohl eher nicht im Krankenhaus sterben möchte.

Wenn also Krankenhäuser in ihrer Haltung sich diese Vorstellungen zu eigen machen, dann finde ich es sehr gut, wenn sie es Patient:innen – wenn eben möglich – zuhause oder in einem anderen Umfeld sterben können, wo sie sich wohler und selbstbestimmter fühlen können als im Krankenhaus.

Natürlich muss gewährleistet sein, dass der sterbende Mensch dort, wo er sterben kann, auch gut aufgehoben und versorgt ist.

Dafür gibt es mittlerweile viele Angebote: angefangen von Pflegediensten bis hin über ambulante Hospizdienste, die sterbende Menschen begleiten.
Natürlich können auch engste Zugehörige (Familienangehörige, Freund:innen) in dieser Phase mit eingebunden werden. Nicht nur sterbende Menschen, auch die Zugehörigen profitieren dabei von den Diensten der Hospizbewegung.

Bild von congerdesign auf Pixabay

Auf der Homepage des Erzbistums München-Freisingen findet sich ein schöner und anschaulicher Bericht, wie eine solche Begleitung aussehen kann. Ich finde, es ist einer Ermutigung.

Ich habe die Erfahrung gemacht, wenn man sterbenden Menschen und jenen, die diesen Menschen nahestehen, gut vermitteln kann, dass sie gut begleitet und nicht sich selber überlassen bleiben, sich häufig dazu entscheiden, zuhause oder in einer anderen vertrauten Umgebung außerhalb eines Krankenhauses sterben zu wollen und zu können.

Wie denken Sie darüber? – Schreiben Sie mir gerne in den Kommentaren.




Zwangspause…

oder, wie ich Sprecher bei dem musikalischen Märchen ‚Peter und der Wolf‘ wurde.

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Nun aber erst ein paar Impressionen aus der Zwangspause… 😉

Nicht jedermanns Sache, aber ich finde diese Schnecke sehr schön…

Diese Schnecke ist auch für mich ein Bild von Einfachheit und sie bewohnt quasi ein Tiny-Haus…

Tannenzapfen, wie hingestellt (c) Gerd Wittka, 12.05.22

So sah ich diesen Tannenzapfen schon von Weitem. Kerzengersde, als ob ihn jemand so bewusst dort auf dem Weg drapiert hat. Aber vielleicht ist er dort von allein genau so gefallen. Zufall? – Egal. Er steht da, Kerzengerade und mitten auf dem Weg… und weiß nichts davon, wie besonders er ist. Er ist einfach…

Wenn aus dem Tod das Leben erwächst … (c) Gerd Wittka, 12.05.2022

Totes Holz?! – Mitnichten! – Auch da, was tot zu sein scheint, birgt die geheimnisvolle Kraft des Lebens. Ein sehr österliches Motiv, finde ich.

Nun aber die kleine Geschichte, wie ich zu der Rolle des Erzählers beim musikalischen Märchen ‚Peter und der Wolf‘ von Sergej Prokoview kam…

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Herzlichen Dank an den Organisten Michael Schmitt-Prinz aus Telgte!



„Ich will meiner Klage freien Lauf lassen und reden in der Betrübnis meiner Seele.“ (Hiob 10,1)

Installation in der Krankenhaus-Kapelle lädt zum Klagen ein

„Gott sei’s geklagt!“ – diese alte Redensart weist uns darauf hin, dass wir auch klagend im Gebet mit Gott reden können.

Zeugnisse darüber gibt es bereits in der Bibel: zum Beispiel bei Hiob oder in den Psalmen:
„Ich schütte vor IHM meine Klage aus…“ (Psalm 142, 3).

Die Klage des eigenen oder fremden Leids gegenüber Gott gehört zu einer vertrauensvollen Gottesbeziehung mit dazu.
Denn unser Leben ist manchmal ‚beklagenswert‘!

Die Passionszeit (Fastenzeit) lädt uns alle ein, unsere Klage(n) vor Gott zu tragen.
So haben wir von der ökumenischen Krankenhaus-Seelsorge in der Krankenhaus-Kapelle des evangelischen Johanniter-Krankenhauses in Oberhausen eine Installation vorbereitet.

An einer Präsentationswand wurden „Klage-Kärtchen“ vorbereitet.
Auf diese können Besucher:innen der Kapelle ihre Anliegen, ihre Sorgen und Klagen schreiben und dann an das Altarkreuz hängen.

Diese Klagen werden so zu einem lebendigen und offenherzigen Gebet.
Diese Klagezettel werden am Ende der Passionszeit im Osterfeuer verbrannt.


Foto: Gerd Wittka, 2021