Ein expressionistisches Gemälde voller Leben: Wir sehen eine moderne Großstadt im Frühling. Es geht geschäftig und bunt zu. Autos in leuchtenden Farben rollen durch die Straßen, Radfahrer flitzen dazwischen hindurch, und Menschen eilen zu Fuß – einige mit dem Blick fest auf ihr Handy geheftet. Die Farben der Stadt sind intensiv, grell, fast überwältigend – als wolle das Bild uns sagen: Hier passiert etwas.
Es ist Frühling. Die Bäume entlang der Straßen blühen, einige in strahlenden Farben, andere tragen frisches, sattes Grün. Es ist die Zeit des Neuanfangs, des Aufatmens, der Hoffnung. Alles wirkt wie ein leiser Hinweis: Hier beginnt neues Leben. Doch erkennen wir es? Oder ist es für uns schon zu alljährlich geworden, um es als etwas Besonderes zu empfinden?
Und da – mitten in diesem Trubel, ganz am Rand, steht jemand, der nicht ins Bild zu passen scheint: Jesus Christus, der Auferstandene.
Nicht wie aus einem alten Gemälde, sondern ganz heutig. Er trägt eine kurze, moderne Jeanshose, seine Narben von der Kreuzigung sind deutlich zu sehen – an Händen, Füßen, an der Seite. Ein stilles Zeichen für all das Leid, das er durchlebt hat. Und doch: Er steht dort ganz ruhig. Kein Schmerz in seinem Gesicht, sondern Frieden. Er wirkt gelöst, als hätte er das Schwere hinter sich gelassen: er-löst!
Aber niemand bemerkt ihn. Die Menschen gehen an ihm vorbei: zu sehr mit sich selbst beschäftigt, mit Gedanken, Terminen, Sorgen. Es scheint, als hätte niemand Zeit für das Wunderbare, mitten unter ihnen.
Und wir?! -Würden wir es glauben, wenn wir IHN sehen würden, dass ER – der Auferstandene – es wirklich ist, wenn Jesus plötzlich vor uns stünde – lebendig, gegenwärtig, echt?!
Das Bild verbindet die schnelle Welt unserer Zeit mit tiefer geistlicher Bedeutung. Es erinnert an die Geschichte der Jünger auf dem Weg nach Emmaus: Auch sie sahen Jesus doch erkannten ihn nicht. Erst als er mit ihnen sprach, ihre Fragen ernst nahm und das Brot mit ihnen brach, ging ihnen ein Licht auf.
Vielleicht ist es heute ähnlich. Vielleicht braucht es Menschen, die wie Jesus zuhören, fragen, Gespräche möglich machen; Menschen, die anderen helfen, ihre Sorgen und Zweifel auszusprechen; Menschen, die nicht gleich eine Antwort parat haben, sondern Raum schaffen für echte Begegnung.
Denn dann kann etwas in Bewegung kommen. Dann kann Auferstehung ganz real erfahrbar werden – nicht nur als alte Geschichte, sondern als neues Leben,als neue Lebensmöglichkeiten und als neue Sichtweisen: hier und jetzt.
Wir Christinnen und Christen haben heute die Möglichkeit, anderen Jesus erfahrbar zu machen: Indem wir Anteil nehmen. Indem wir einladen, zuhören, mittragen.
Wenn wir das tun, können Menschen wieder aufatmen, neue Kraft finden, neuen Sinn entdecken. Dann verwandelt sich vielleicht Ratlosigkeit in Hoffnung, Traurigkeit in Lebensfreude, Stillstand in Bewegung.
Das wäre heute Auferstehung mitten in unserem Alltag.
Bild: copyright by Gerd Wittka, 2025, erstellt mit KI
Karsamstag – Tag der Grabesruhe
Es ist alles getan …
In Zeiten von Post-Covid und meinem Fatigue (Erschöpfungssyndrom) feiern sich für mich die Kar- und Ostertage deutlich anders. Ich habe so eine ähnliche Phase schon einmal erlebt, als ich Anfang 2020 an einer Depression erkrankt war.
Mir steht momentan nur Energie-Reserven für ca. drei Stunden zur Verfügung, bevor ich wieder in die Erschöpfung falle. Um also diese Feiertage auch mit meinem Dienst gut in Einklang bringen zu können, ist gute Planung nötig.
Da trifft es sich gut, dass ich persönlich am Gründonnerstag und Karfreitag keine liturgischen Dienste wahrnehmen musste.
Es ist alles getan ….?!
Leider trifft das nicht für jene zu, die im kirchlichen Dienst stehen, als Küster:in, als Kirchenmusiker:in, als Gottesdienstleiter:innen oder Seelsorgende (ob hauptberuflich oder ehrenamtlich!).
Für mich als Krankenhausseelsorger fallen damit verschiedene Aufgaben an:
Inhaltliche Vorbereitung der Gottesdienste
Vorbereitung und Gestaltung von Gottesdiensträumen und Seelsorgewände in den Krankenhäusern
praktische Arbeiten für die Gottesdienste (Kapellengestaltung, liturgische Vorbereitungen von Liturgiegeräten, Messbuch und Lektionaren, andere organisatorische Arbeiten, …)
Deshalb habe ich Gründonnerstag und Karfreitag ganz bewusst persönlich spirituell begangen mit Schriftlesungen, Stundenliturgien, Betrachtungen …
Es ist alles getan …
Weil dem nicht so ist/war, musste ich gestern am Karfreitag Abend mich schon auf den Weg machen, um in beiden Krankenhäusern Vorbereitungen für Ostern zu treffen. Zwar widerstrebt mir das innerlich, bereits am Karfreitag Kapellen – wenn auch nicht vollständig – ‚österlich‘ herzurichten. Aber wenn es dann Ostern fertig sein soll, geht es nicht anders. Also war ich gestern Abend unterwegs und habe begonnen, im Johanniter-Krankenhaus die Kapelle umzugestalten und auch die Seelsorge-Wand im Bereich des ehemaligen Cafés.
Heute Abend, nach dem Gottesdienst im AMEOS-Klinikum St. Clemens, werde ich dort noch Blumen und Kerzen auf dem Altar stellen. Dann ist diese Kapelle fertig – in der leider keine Gottesdienste zu Ostern stattfinden.
Anschließend fuhr ich noch ins AMEOS-Klinikum St. Clemens Oberhausen. Auch dort gibt es eine Kapelle, in der am Karsamstag – bereits um 16.00 Uhr – der erste Ostergottesdienst gefeiert wird. Ich bin froh und sehr dankbar, dass ich dort heute zwei Herren haben werde, die mich vor Ort unterstützen werden, sowohl in der Sakristei als auch während des Gottesdienstes. Insgesamt haben wir eine Frau und vier Männer, die grundsätzlich und ehrenamtlich für Küsterdienste, Lektorendienste, Kommunionhelfer:innen-Dienst und was sonst noch so nötig ist, bereit stehen.
In der Kapelle hatten wir noch die Gestaltung von Palmsonntag.
Das musste natürlich abgebaut und aufgeräumt werden. Einige Palmzweige hatten sich allmählich in der Kapelle verteilt …
Damit ich heute nicht zu viel machen musste, hatten wir – mein Kollege in der Krankenhaus-Seelsorge und ich – schon letzte Woche die Osterkerzen vorbereitet. Nun wollte ich noch in Ruhe andere Vorbereitungen erledigen, wie liturgische Bücher präparieren, Give-aways (Eier und Postkarten) vorbereiten und was man sonst schon so tun konnte. Auch der Altarraum wurde schon etwas österlich dekoriert: das Kreuz bekam eine Stola und Palmzweige, der Altar eine festliche Tischdecke.
Heute werden dann mit Hilfe der Helfer dieses alles in der Kapelle bereitet und dazu kommt noch besondere Festtagsbeleuchtung, die während des Ostergottesdienstes in der Kapelle für eine Effektbeleuchtung sorgen werden.
Nach über drei Stunden war ich dann wieder ziemlich erschöpft und kam gegen 21.30 Uhr gestern nach Hause. Danach ging es nur noch auf die Akupunkturmatte und dann ins Bett. Leider fand ich erst gegen 01.30 Uhr heute Morgen Schlaf und war wieder um 7.45 Uhr wach. Aber so ist das mit Post-Covid. Doch ich verließ die Kapelle mit einem tiefen Eindruck von Karsamstag, wie das nachfolgende Bild zeigt:
Dieses Bild symbolisiert für mich den heutigen Tag.
Es ist alles getan …
Ja, es ist alles getan. Ich werde nicht mehr durch die Geschäfte hetzen, mich nicht hinreißen lassen zu Hektik und Stress.
Stattdessen habe ich heute morgen in aller Ruhe die Laudes gebetet, etwas Klaviermusik gehört und dann gefrühstückt. Draußen singen die Vögel und ich höre auch das geschäftige Treiben – den regen Autoverkehr in den benachbarten Straßen. Doch für mich ist (fast) alles getan. Gleich singe ich noch mal das Exultet … und dann ist es gut.
Der Karsamstag ist für mich – wenn auch kein ganzer Tag – ein wirklicher Tage der Grabes-RUHE! Und wenn ich intensiv in mir hineinhorche, dann ist das eine verheißungsvolle Ruhe und eine erwartungsvolle Stille. Ich warte ruhig und geduldig auf den Augenblick, wo wir feiern werden, weil uns allen
DAS LEBEN BLÜHT!
Alle Fotos: copyright by Gerd A. Wittka, 2025
Danke
Heute, dem ersten Sonntag im Oktober begehen wir in der römisch-katholischen Kirche den Erntedank-Sonntag. Danke zu sagen – hat das Alltagskultur in unserem Leben?
Dieser Sonntag darf uns einladen, über die Dankbarkeit nachzudenken.
Dank der Schöpfung
Dank der Schöpfung leben wir, dank der Schöpfung gestalten wir sie mit – jede und jeder von uns – an jedem Tag.
Sind wir uns dessen bewusst? Alles was wir tun oder unterlassen, wirkt sich auf uns aus und auf unsere Umwelt, auf die gesamte Schöpfung, auch wenn wir zu unserer Entlastung meinen, das wir doch nur ein kleines Rädchen im Getriebe sind.
Aber auch das kleinste Rädchen, das seinen Dienst tut – oder auch nicht – leistet für das große Ganze einen Beitrag ob negativ ob positiv.
Wenn wir also heute für die Schöpfung danken, dann steht auf der anderen Seite der Medaille die Rechenschaft, die wir abzulegen haben, wie wir mit diesem Geschenk umgehen?
Danken wir Gott für die Schöpfung, dann sollten wir IHN auch immer demütig bitten, gut und verantwortlich mit ihr umzugehen.
Dank dem Leben
Dank dem Leben sind wir ins Dasein gesetzt
Dank dem Leben sind wir nicht allein leben in Beziehungen in Familien in Freundschaften
Dank dem Leben empfinden wir Freude am Leben lieben das Leben und macht uns Angst dieses Leben einst verlassen zu müssen.
Dank dem Leben schätzen wir das Leben den Augenblick die Liebe, die uns geschenkt wird und die wir schenken dürfen die Momente von Glück manchmal ganz klein nebensächlich im Alltag die Schönheit und die überwältigende Fülle an Chancen und Möglichkeiten die wir haben die Freiheit und unser Leben so gestalten zu dürfen wie es uns entspricht MEIN Leben zu leben.
Dank dem Leben tragen wir in uns eine Sehnsucht nach Leben Liebe Geborgenheit Freiheit Selbstbestimmung Selbstfindung
Dank dem Leben kämpfen wir für das Leben für die Liebe für die Freiheit
und gegen Hass Unterdrückung Diskriminierung Manipulation zur Abhängigkeit
Es gibt
so viel
zu
danken
(c) Gerd A. Wittka, 01.10.2023 Alle Bilder: www.pixabay.com
Assistierter Suizid
Beratung des Deutschen Bundestages zu einer notwendigen Gesetzesinitiative
Heute berät der Deutsche Bundestag über verschiedene Gesetzesentwürfe zum „Assistierten Suizid“.
Das Bundesverfassungsgericht hat vor gut drei Jahren (26.02.2020) entschieden, dass es das Grundrecht eines jeden Menschen ist, selber über sein Lebensende entscheiden zu können.
Deshalb ist es nötig, dass der Gesetzgeber hier dringend eine rechtliche Lösung schafft, um allen Betroffenen Hilfe und Rechtssicherheit zu geben. Das gilt auch insbesondere für jene, die beim ‚Assistierten Suizid‘ helfen (wollen/können).
Für mich als Krankenhaus-Seelsorger ist die Übertragung der heutigen Beratungen im Deutschen Bundestag quasi eine berufliche Pflichtveranstaltung.
Schon jetzt, nach gut 45 Minuten kann ich erkennen, dass hier mit viel Ernsthaftigkeit diskutiert wird. Leider hat die Abgeordnete von Storch (AfD) ihren Beitrag wieder dazu genutzt, nur theoretische floskelartige Plattitüden loszulassen und undifferenziert auch pseudoreligiöse Gedanken zu äußern, die nicht zeigen, dass sie sich tatsächlich ernsthaft mit theologischen und ethischen Fragen beschäftigt hat.
Leben in Fülle
„ …Der Terminkalender ist manchmal randvoll. Es gab viel zu tun. Einiges ist geschafft und erledigt worden, Arbeiten fertig gestellt, Herausforderungen gemeistert. Manchmal einen Augenblick Zeit zur kurzen Pause, dabei schnell ein Brötchen oder Keks heruntergebissen. Abends dann zuhause: Arbeitspensum okay, aber müde und erschöpft, noch etwas ‚abschädeln‘, um den Tag hinter sich zu lassen und dann ab ins Bett … morgen ist ja auch noch ein Tag…“
Leben in Fülle?!
Ein langes Wochenende steht bevor. Schnell noch einkaufen gehen, sich durch die Gänge des Ladens zwängen. Ich bin nicht die einzige Person. Viele wollen noch – mal eben schnell – alle Besorgungen erledigen. „Vergiss nicht das und das noch einzukaufen“ – schießen die Gedanken durch den Kopf. Dann ab zur Kasse: alle vier Kassen besetzt, davor riesige Schlagen, es ist voll. Die Waren aufs Kassenband legen – Einkaufswagen randvoll. „Warum das alles aufs Band packen, wenn es am Ende doch wieder runter muss und wieder in den Einkaufswagen?“ – Am Ende: ziemlich viel Geld ausgegeben. Muss zuhause das Budget überprüfen. Einkaufswagen voll – Geldbörse leer!
Leben in Fülle?!
Leben in Fülle! – so zumindest verheißt es Jesus im heutigen Evangelium!
Ich komme ins Nachdenken.
Begriffe sausen mir durch den Kopf: Fülle, voll, große Menge, …
Was meint Jesus? Spricht er von Quantität? Meint er ein langes Leben, möglichst alt zu werden?
– Dann hat es bei ihm selber nicht so richtig geklappt: mit 33 Jahren schon das irdische Leben beendet.
Hm!
Ich denke weiter drüber nach.
Dann der Gedanke: nicht Quantität, nicht große Menge, sondern Qualität! – Güte, keine zahlenmäßige Menge. Fülle, die man nicht mit Zahlen beschreiben kann. Fülle die Bedeutung zum Ausdruck bringt.
Fülle des Lebens = Leben, das sich für mich als bedeutungsvoll herausstellt?! – Ich lasse mich weiter auf diese Gedanken ein.
„Fülle des Lebens!“ also kein Begriff aus der mathematischen Mengenlehre!
(Schüler:innen der 1970er und 1980er Jahre wissen, wovon ich rede!)
Plötzlich dann das geflügelte Wort in meinem Kopf: Nicht: dem Leben Tage geben, sondern den Tagen Leben geben!
Hört sich klug und weise an! Wie aber geht das? Wie kann jeder Tag, wie kann mein Leben bedeutungsvoll und sinnvoll sein oder werden?!
Hat Jesus das gemeint? – Wenn ja, dann könnte auch sein zeitlich kurzes irdisches Leben ein „Leben in Fülle“ gewesen sein.
Ich habe das Gefühl: so langsam komme ich auf die Spur!
Da erkenne ich, dass Jesus zu seinen Lebzeiten auch nicht alle kranken Menschen geheilt hat.
Ja, es ist von vielen Heilungsgeschichten die Rede, aber die meisten Kranken, Aussätzigen seiner Zeit werden körperlich ungeheilt geblieben sein. – Das kann ich beklagen. –
Aber es zeigt mir auch: Es ging Jesus nicht darum, ein großes Pensum zu schaffen. Es ging ihm um die Bedeutung seines Handelns und seiner Predigt für die Sinnfrage.
Die Heilungen waren für den einzelnen Menschen sicherlich wichtig und bedeutsam. Aber für die Umstehenden waren sie deshalb nicht weniger bedeutsam!
Denn sie erfuhren etwas von Gott, von seinem Wesen von seiner Liebe: Du bist wichtig! Ich sorge mich um jeden einzelnen von euch! Ich möchte, dass auch dein Leben gelingt und sinnvoll ist – auch wenn du nur Zuschauer oder Zaungast einer Wunderheilung bist. Diese Heilung hat auch etwas mit dir und deinem Leben zu tun. Sie enthält eine Botschaft, die auch dich betrifft. Du bist nicht nur Gaffer eines Geschehens, sondern du bist mit gemeint!
Jetzt suche ich nach konkreten Beispielen. Was kann das für (m)ein konkretes Leben bedeuten?
Schlagworte blitzen auf:
Entschleunigung
„Fünfe gerade sein lassen!“
Vergiss die Freude nicht!
Sich von Situationen fernhalten oder sich entfernen, die mir nicht gut tun, die mir Lebensenergie und Lebensfreude rauben, ohne dass ich etwas zur Veränderung beitragen kann.
Mich mit Herausforderungen und Leiden versöhnen zu können, anstatt viel Energie damit zu verbrauche, zu sagen: „Nein, das darf jetzt nicht sein!“. Denn diese Energie fehlt mir dann, mich meiner Situation stellen zu können. (Manchmal ist das Leben in Fülle auch eine Frage von „Effizienz“ von effizienter Einteilung, psychischer, physischer und mentaler Energie!)
Körperliche und geistige Vorräte wieder auffüllen, sich Zeit zur Erholung an Leib und Seele nehmen und nicht erst darauf warten, dass sie mir wohlwollend von anderen angeboten werden.
Spirituelle, geistliche Erneuerung Raum geben durch Gebet, Meditation, Nachsinnen über Gott. Was möchte mir Gott mit meinem Leben sagen und auf den Weg geben? Wo will er mich zurüsten für mein Leben, das so einzigartig und einmalig ist?
einfach nur ‚lieben‘
Eine schöne geistliche Übung ist es, die drei Abschiedsreden Jesu aus dem Johannes-Evangelium (Kapitel 14-16) langsam und bewusst zu lesen. Aber mit einer kleinen Variation: immer dort wo „ihr“, „euch“ usw. – also der Plural – steht, durch „du“ und „dich“ ersetzen! Dann wird aus diesen drei Kapiteln des Johannes-Evangeliums eine wunderbare und große Liebeserklärung Jesu an mich ganz persönlich.
Einfach mal ausprobieren. Es wird ein neues Licht auf unsere persönliche Beziehung zu Jesus Christus werfen!
Es gibt noch so viel Stoff, über dieses Wort „Leben in Fülle“ nachzudenken.
Am Ende dieses Impulses wage ich eine Zusammenfassung, die für uns tagtäglich aufschimmern lassen könnte, was „Leben in Fülle“ auch bedeuten kann.
„Leben in Fülle“ kann heißen, am Ende eines Jeden Tages sagen zu können:
„Dieser Tag war MEIN Tag, mit allem, was mir widerfahren ist. Ich habe diesen Tag gelebt und nehme ihn an als einen Tag MEINES Lebens, so dass ich ihn abends dankbar oder zumindest mit Vertrauen zurück legen kann in Gottes Hand.“
Geburtstage sind für mich immer so eine Sache: da wird einmal im Jahr ein Datum besonders hervorgehoben, an dem z.B. ich das Licht der Welt erblickt haben soll. Nur weiß ich das nicht so genau, denn ich erinnere mich nicht daran. Vom Hörensagen und aus ‚amtlichen Dokumenten‘ soll ich es wissen. Warum also ein solches Bohei um einen vermeintlich bedeutsamen Tag …?
Wenn ich in diesen Tagen vermehrt auf meinen Geburtstag angesprochen werde, dann merke ich, wie mich das emotional recht wenig interessiert. Mir persönlich bedeutet jedenfalls mein persönlicher Geburtstag nicht viel. Es sei denn …?
Schönes Ritual aus der Jugendzeit
Ich erinnere mich, dass wir in meiner Jugendzeit einen Kaplan in meiner Heimatgemeinde hatten, der sehr regelmäßig Geburtstagsanrufe machte. Das war etwas ganz besonderes, denn er rief an ‚meinem‘ Geburtstag nicht nur mich an, um mir Gottes Segen zu wünschen, sondern er rief auch meine Mutter an (Vater ist ja schon seit Februar 1981 tot!). Unser Kaplan gratulierte dann sehr selbstverständlich meiner Mutter. Und das hat mir imponiert und auch mein Bewusstsein bis zum heutigen Tag über ‚meinen‘ Geburtstag geprägt.
An ‚meinem‘ Geburtstag erinnere ich mich gerne an meine Mutter, die 2018 starb. Sie hat mich ausgetragen und geboren. Meine Mutter hat das meiste zu meinem Geburtstag beigetragen als irgend ein anderer Mensch. Dafür bin ich dankbar, wenn der Kalender das Datum ‚meiner‘ Geburt aufruft.
Zu ihrem Lebzeiten habe ich meiner Mutter an ‚meinem‘ Geburtstag gratuliert; heute bleibt mir nur, ihr dankbar zu sein.
Jeder Tag ist Geburtstag – oder fast jeder Tag ist ‚Nicht-Geburtstag‘
Seit langem versuche ich, bewusst jeden Tag meines Lebens mit Dank zu beginnen, wenigstens einen kurzen Augenblick, zum Beispiel, wenn der Wecker schellt. Jeder Tag ist für mich ein Geschenk, an dem ich – hoffentlich – abends, wenn ich mich zur Ruhe begebe, auch dankbar sein kann.
Mit meinem fast vollendeten 60. Lebensjahr wurde ich auf ein Lied aufmerksam, dass ich so wunderbar treffend finde und mir ein Freund vorgespielt hat.
Ich möchte es deshalb heute hier zum Nachsehen, -hören und denken von youtube verlinken:
Ich finde diesen Song witzig und treffend, wenn es darum geht, jeden Tag neu als Geschenk anzunehmen … und das möchte ich gerne auch in Zukunft können.
Jesus Christus ist auferstanden! Er ist wahrhaft auferstanden!
Fresko: Auferstehung Jesu – Quelle: www.pixabay.com
Das ist die Botschaft der heutigen Nacht – unzählige Male von uns gehört und gefeiert.
Wenn ich nun reihum fragen würde, was wir in Erinnerung haben von den Auferstehungsberichten, dann würden wir eine Fülle verschiedener Variationen hören – und die meisten davon wären wahrscheinlich auch biblisch begründet.
Und doch fällt bei näherer Betrachtung auf, dass die Evangelisten sehr unterschiedlich von der Auferstehung berichten.
[Anmerk.: Wieder ein Anlass, der uns darauf aufmerksam macht, dass wir die Bibel nicht wortwörtlich nehmen dürfen, denn sonst würden sich Widersprüche ergeben; Widersprüche, die – nähmen wir die Bibel wortwörtlich – ihre Glaubwürdigkeit in Zweifel ziehen würde.]
Vielleicht erinnern Sie sich an die Auferstehungserzählung bei Johannes. Da kommen die Frauen zum Grab und fragen sich, wie sie wohl den Stein vor dem Grab wegbekommen, damit sie Jesus salben können. Doch als sie ankommen, ist der Stein schon weggewälzt und sie haben die Begegnung mit dem Engel, den sie aber zuerst als solchen nicht erkennen.
Heute möchte ich das Zeugnis der Auferstehung, wie es bei Matthäus steht, etwas genauer in den Blick nehmen.
Hier bei Matthäus ist es anders.
Maria aus Magdala und die andere Maria kamen zum Grab. Das Grab war immer noch das Grab, verschlossen …! Die Wächter stehen immer noch davor.
Erst dann kommt es zu einem „gewaltigen Erdbeben“, weil ein Engel des Herrn vom Himmel herabkam. Dieser Engel tritt an das Grab und wälzt dann erst den Stein weg. Die Wächter „waren (auf einmal) wie tot“.
Der Engel verkündet die Auferstehung und offenbar sehen es die Frauen auch, dass Jesus nicht mehr ‚im Grab‘ ist. Dann eilen sie zu den Jüngern zurück, um zu berichten und auf dem Weg dorthin begegnen sie zum ersten Mal dem Auferstandenen.
Mir fallen einige Aspekte auf, die ich gerne erwähnen will:
Das Grab Jesu ist so, wie es verschlossen wurde, als Jesus dort beigesetzt wurde. Die Wächter machen ihren Dienst und offenbar ist nichts Bemerkenswertes passiert, bevor die Frauen kamen. Und doch wissen wir in der Rückschau der Erzählung, dass Jesus bereits von den Toten auferstanden sein musste, als sie zum verschlossenen Grab kamen. Hier verlässt also Jesus nicht das Grab, indem er den Stein wegwälzt. Das erinnert mich an das Osterlied, in dem es heißt: „ihm kann kein Siegel, Grab noch Stein, kein Felsen widersteh’n …“. Auch der Stein vor dem Grab ist für seine Auferstehung kein Hindernis. Seine Auferstehung ignoriert die Sperren, die für uns Menschen als unüberbrückbares Hindernis gelten.
Jesu Auferstehung geschieht geradezu unspektakulär und unauffällig.
Jesu Auferstehung geschieht nach Matthäus unscheinbar, unauffällig, unspektakulär. Er beschreibt die Auferstehung Jesu, indem er sie nicht beschreibt. Er spricht von der Auferstehung als von einem Ereignis, dass nicht wahrgenommen wird. Und deshalb wird es auch heute noch von Vielen für nicht wahr angenommen. Denn für viele gilt das heute noch als wahr, was wahrgenommen wird.
Für die Frauen indes kommt es ganz anders.
Die Frauen kommen zum verschlossenen Grab. Die Wächter sind davor. Doch auf einmal geschieht etwas, das sie wie ein „gewaltiges Erdbeben“ wahrnehmen. Jesus ist bereits auferstanden, aber die Erkenntnis darüber trifft die Frauen mit voller Wucht, wie ein Erdbeben. In den letzten Wochen haben wir erfahren, wie gewaltig die Wucht von Erdbeben sein kann. Erdbeben können verheerend wirken, kein Stein bleibt mehr auf dem anderen, die alte Welt wird zerstört und dem Erdboden gleich gemacht. Erdbeben besitzen eine zerstörerische, auch leidstiftende Macht, wie wir immer wieder auch erfahren müssen. Erdbeben können alles ins Wanken bringen oder einstürzen lassen, nicht nur Gebäude aus Stein, sondern auch ganze Lebensentwürfe und Zukunftsperspektiven. Von einem Augenblick auf den anderen ist nichts mehr, wie es war.
Die gläubige Erkenntnis, dass Jesus nicht im Tod geblieben, sondern auferstanden ist, wirkt auf die Frauen wir ein gewaltiges Erdbeben. Ihr bisheriges Leben wird in den Grundfesten erschüttert oder sogar zum Einsturz gebracht. Ihre Trauer um den Tod des geliebten Herrn und Meisters ist wie verflogen, denn „voll großer Freude“ verließen sie das Grab und eilten zu den Jüngern.
Wer vom Glauben an die Auferstehung ergriffen ist, für den stellt sich das eigene Leben ganz neu dar. Altes und Bisheriges wird umgekrempelt, verliert buchstäblich seine Daseinsberechtigung, liegt in Schutt und Asche. Und der Blick wird auch buchstäblich frei auf das Neue, auf die Zukunft, auf die Möglichkeiten, die das neue Leben bereit hält.
Nicht Trauer, Traurigkeit und Mutlosigkeit haben das letzte Wort, sondern die Verheißung, sich die Auferstehung immer wieder zu vergegenwärtigen, in dem wir Jesus mitten in unserem Leben als den Auferstandenen erkennen und glauben.
Es macht mich immer noch kleinlaut und in gewisser Weise sprachlos, wenn ich über die Auferstehung nachdenke.
Das heutige Evangelium macht mich darauf aufmerksam, dass Auferstehung durchaus auch ganz unauffällig und unscheinbar mitten in unserem Alltag geschieht und dann bereits angebrochen ist, selbst wenn wir nur das Grab, das Symbol für Tod, Leid und Trauer vor Augen haben.
Doch wenn die Botschaft Gottes über die Auferstehung uns erreicht – sei es durch ‚Engel‘ oder das Wirken des Heiligen Geistes -, dann kann diese Botschaft unser ganzes Leben aus den Angeln heben und zu einer fundamentalen Veränderung in unserem Leben führen.
dann wird aus Furcht: Hoffnung aus Leid: Mitleid aus Trauer: Freude aus Lethargie: Handeln aus Schweigen: Anklage aus Egoismus: Solidarität aus Krieg: Frieden!
Wir sehr wünsche ich uns und der ganzen Welt, dass uns eine solche Erkenntnis der Auferstehung trifft, die die Kraft hat, die Welt zu verwandeln: unsere kleine Welt aber auch die ganz große!
Größte Herausforderung
Der Tod ist die größte Herausforderung des Menschen. Wer zu Lebzeiten lernen kann, einen guten Umgang mit der eigenen Endlichkeit zu haben, der wird jede andere Herausforderung des Lebens gut meistern können.
Gerd A. Wittka, 2022
Blasphemie
Islamistischer Staatsterror
Quelle: www.pixabay.com
Die vermeintliche Begründung des iranischen Staatsterrorismus für ihre menschenmordenden Verbrechen, dass Menschen ‚Krieg gegen Gott‘ führten und deshalb der Staat reagieren müsste, ist in meinen Augen Blasphemie!
Denn: wie schwach müsste Gott sein, hätte er es nötig, durch Menschen ‚verteidigt‘ oder gar vor deren vermeintlichen Angriffen ‚geschützt‘ zu werden!
Mit dieser Haltung spricht sich das iranische System selbst das Urteil und entlarvt sich als ideologische Terror gegen das eigene Volk!
Mögen jene, die soviel Leid zu verantworten haben, selber zu spüren bekommen, was sie getan haben!
Wie?! – Das kann ich als gläubiger Mensch, sehr gut der Weisheit Gottes überlassen!
Trauer um Mohsen Shekari
Mohsen Shekari wurde 23 Jahre alt.
Er wurde vom iranischen Regime ermordet!
Sein ‚Verbrechen‘ war es, dass er eine Sehnsucht nach Freiheit hatte. Deshalb wurde er zum Tode verurteilt und hingerichtet.
Mich bestürzen solche Schicksale. Sie zeigen, dass Unmenschlichkeit noch immer an der Tagesordnung ist. Sie zeigt, dass Regime wie in Teheran Verbrecher-und Mörderregime sind!
Ich trauere um Menschen wie Mohsen Shekari, auch wenn ich ihn nicht kannte.
Ich trauere um ihn, weil seine Sehnsucht nach Leben und Freiheit ihm das Leben kostete!
In diesem Zusammenhang möchte ich einen Cartoon aus ireanwire.com verlinken:
Ein anderer Bericht zeigt auf, dass auch das Leben anderer Menschen aus dem Iran durch Exekution akut bedroht wird. So soll auch das Leben eines Fußballspielers bedroht sein
Stärker als jeder absolutistischer Herrscher: Christus König
Impuls zum Christ-König-Sonntag 2022
Erinnern Sie sich an die Staatstrauer und an die Beisetzung von Queen Elizabeth II. vor einigen Wochen? Ich war da gerade in Urlaub und ich wollte eigentlich nicht viel davon sehen. Aber irgendwie kommt man dann doch nicht ganz daran vorbei. In den Medien sah man Bilder der Queen, von ihren jungen Jahren, von ihrer Krönung, in anderen festlichen Roben, geschmückt mit Diademen, Kronen und Juwelen. Und auch während der Staatstrauer: ihre Krone, der Reichsapfel und das Zepter auf ihrem Sarg. Am Ende der Trauerfeier, bevor der Sarg von ihr herabgelassen wurde, entfernte man feierlich diese Insignien ihrer Königinnenschaft.
Das waren Bilder vom Tod einer Königin in heutiger Zeit.
Wie man sich zu mancher Zeit „Christ-König“ vorgestellt hat. Aber welches Bild gibt ER von sich selber? Quelle: Bild von AJ jaanko auf Pixabay
Ganz anders das Bild des Mannes, den wir heute als Christ-König feiern: Jesus Christus. Geschunden, gemartert, verhöhnt, entehrt, bestialisch hingerichtet ziert sein Haupt keine Krone aus Edelmetall und Edelsteinen, sondern eine Dornenkrone, deren langen Dornen sich in die Kopfhaut eingebohrt haben.
Die Bilder aus London waren schön, voller Pracht – für viele eine Augenweide. Die Bilder aus Jerusalem, das Bild des getöteten Christus: wer mag das ansehen wollen?
Gegenbild: Gekreuzigter Christus des Isenheimer Altars
Der Maler Matthias Grünewald hat mit dem Isenheimer-Altar die Kreuzigungszene für den Bettensaal eines mittelalterlichen Krankenhospiz gemalt, die wir heute noch verstörend empfinden können. Matthias Grünewald hat versucht, den leidenden Menschen seiner Zeit einen durch und durch ebenbürtigen mitleidenden Christus buchstäblich gegenüberzustellen.
Aber dies tat er nicht, um die Kranken noch mehr zu belasten, sondern aus einem anderen Grund:
Wie oft höre ich von ziemlich kranken Menschen Worte wie: „Aber ich kann ja nicht klagen. Anderen Menschen geht es noch schlechter!“
Solche Sätze sagen mir: im eigenen Leid blicken manche Menschen auf das Leid anderer und setzen ihr eigenes Leid im Verhältnis zum Leid der anderen. Das ist kein Tipp, den ich als Außenstehender geben würde und kann. Aber für jene Kranke, die das tun, kann sich die Sicht auf das eigene Leid verändern.
Bitte: Niemals als Ratschlag!
Auf das Leid der anderen zu blicken im eigenen Leid, kann das eigene Leid erträglicher machen.
Ich sage das nicht, als Ratschlag oder als Tipp. Ich sage das nur als Wahrnehmung.
Denn als Außenstehende müssen wir uns davor hüten, kranken und leidenden Menschen zu sagen: „Schau mal, anderen geht es doch viel schlechter als dir!“ Relativierung des Leids steht jenen, die leidende Menschen begleiten, nicht an und es ist nicht hilfreich, sondern oft genau das Gegenteil. Der leidende Mensch kann das so verstehen, dass ein eigenes Leid nicht ernst genommen wird. Nur der Leidende selbst kann für sich den Vergleich mit anderen leidenden Personen anstellen und das in aller Freiheit.
Dann aber kann es passieren, dass das eigene Leid als nicht mehr so arg wahrgenommen wird.
Das ist eine Art Solidarisierung der Leidenden unter einander, auch wenn sie gegenseitig davon nichts wissen.
Solidarität II
Der Isenheimer Altar thematisiert aber noch eine andere Solidarisierung: die göttliche Solidarisierung!
Den kranken Menschen wird mit dem Altarbild ein Bild von leidenden Jesus Christus, dem Sohn Gottes, der ganz und gar in der Geburt in Betlehem Mensch wurde, gezeigt.
Damit will dieses Bild den kranken und leidenden Menschen sagen: Dein Gott, an dem du auch in deinem Leid glaubst und dem du vertrauen willst, hat sich als Mensch selber dem menschlichen Leiden ausgeliefert. Auch wenn sein Leid und dein Leid immer getrennt voneinander sein werden, so möchte dies ein Zeichen sein:
Gott liebt dich so sehr und möchte so sehr um die liebende Beziehung mit dir werben, dass er sich selber nicht verschont hat, sondern wie es bei Paulus heißt: Jesus Christus
„… war Gott gleich, / hielt aber nicht daran fest, Gott gleich zu sein, sondern er entäußerte sich / und wurde wie ein Sklave / und den Menschen gleich. / Sein Leben war das eines Menschen; er erniedrigte sich / und war gehorsam bis zum Tod, / bis zum Tod am Kreuz….“
(Phil 2,5-8)
Der Schächer, der neben Jesus Christus am Kreuz hing, hat das erkannt und sich in einem letzten Augenblick seines eigenen Lebens dazu bekannt. So wurde für ihn das Bekenntnis zum leidenden Gott, zum mit-leidenden Gott die Quelle der eigenen Erlösung.
Für mich ist das ein Bild, ein Vor-Bild, damit ich lernen kann, dass er auch mich im Leiden und im Tod nicht fallen lässt.
Die Monarchie in Großbritannien und viele andere Monarchien sind Monarchien mit viel Glanz und Pomp, aber ohne wirkliche Macht.
Die Monarchie des Christus unseres Königs ist genau das Gegenteil davon: eine Monarchie ohne Glanz und Pomp, aber mit viel Macht, wenn auch nicht irdischer Macht; aber mit der Macht uns von dem zu befreien, was für Viele oft das Ende des eigenen Lebens zu sein scheint: der Macht, uns vom Tode zu befreien.
Schau dir einmal einen Augenblick dieses Bild an: ‚Hund vor Wasserwand‘.
Wir können nüchtern und sachlich dieses Bild betrachten: ein Hund, vielleicht sogar ein wasserliebender Retriever, am Strand … eine Szene, die man hin und wieder selber am Strand beobachten kann.
Wir können es auch emotional auf uns wirken lassen.
Ich denke, bei vielen wird dieses Bild bedrohlich wirken: Was kommt da auf den Hund zu? Die Wand wirkt bedrohlich, größer als der Hund. Wird sie ihm gefährlich werden?
Und wenn wir dieses Bild als Symbol unseres eigenen Lebens verstehen, dann wissen wir, dass es auch bei uns Situationen geben kann, die auf uns zukommen; die größer zu sein scheinen, als wir selbst; wo wir also über uns ‚hinauswachsen‘ müssten, um uns der Situation mutig, vielleicht sogar gelassen stellen zu können.
Wenn du magst, frage dich einen Augenblick selber, welche Situationen oder Zukunftserwartungen das bei dir sind? Was erscheint für dich ‚bedrohlich‘ oder verbindest du mit Gefühlen und Gedanken der Furcht? …
Das eigene Sterben, der eigene Tod …
Spätestens dann, wenn wir uns Gedanken über das eigene Sterben und den eigenen Tod machen, weichen Menschen zurück und blenden dieses Thema aus. Oft auch, weil es wirklich mit Furcht und Bedrohung verbunden ist. Die Angst vor dem eigenen Sterben kann lähmend sein.
Auch ich fühle mich nicht wohl in meiner eigenen Haut, wenn ich über das eigene Sterben nachdenke. Viel zu lebenswert erscheint mir mein Leben und manchmal denke ich: es sollte nie zuende gehen.
Ja, natürlich weiß ich, dass auch mein Leben enden wird. Es gibt keinen Menschen, der ewig lebt; auch wenn wir von der ‚ewigen Königin‘ Queen Elizabeth II. sprechen, die in diesen Tagen gestorben ist. Manche Menschen, z.B. die meiner Generation, können sich das Leben ohne sie nicht vorstellen, weil es sie gefühlt schon immer gegeben hat.
Sterbende begleiten kann helfen …
In meiner Tätigkeit als Krankenhaus-Seelsorger habe ich einen gewissen ‚Vorteil‘: immer wieder darf ich sterbende Menschen begleiten. Erst vor einigen Tagen durfte ich einer Person die Krankensalbung spenden, die sich in der Sterbephase befand, selber nicht mehr sprechen konnte, aber ansprechbar war und durch Kopfbewegungen Zustimmung oder Verneinung signalisieren konnte.
So kam eine sehr interessante Kommunikation zwischen uns zustande (von Gespräch im klassischen Sinne kann man hier nicht sprechen); aber es war deshalb nicht weniger intensiv und kommunikativ. Es kam nur darauf an, wie ich Impulse gesetzt oder Fragen gestellt haben, die es der Person ermöglichten, eine klare Äußerung durch ‚Ja‘ oder ‚Nein‘ zu signalisieren.
In diesem Dialog kam dann auch das Thema auf ihr eigenes Sterben und es wurde sehr schnell klar, dass diese Person sterben wollte. Sie konnte mir unmissverständlich klarmachen, dass es für sie eigentlich nur diese eine Richtung gab, die sie sich wünschte: möglichst bald und gut sterben zu dürfen.
Für mich gibt es in solchen Begegnungen immer eine gewisse Spannung, und zwar zwischen den überzeugenden und eindeutigen Äußerungen meines Gegenübers, jetzt bereit zu sein zu sterben und meine eigene Verfassung, die noch gar nicht bereit ist, zu sterben.
Erstaunlicherweise betrübt mich aber gar nicht diese Spannung. Vielmehr höre ich von sterbenden Menschen, die sich so sehr den Übergang in die andere Welt wünschen, ihre Botschaft an mich:
Wenn es so weit ist, dann fällt es nicht schwer!
Das ist dann für mich immer sehr faszinierend und zugleich entlastend. Sterbende Menschen zu begleiten ist dann für mich keine BE-lastung sondern – im Hinblick auf meine eigenen Fragen und Gedanken ans Sterben – oft eine ENT-lastung.
Außenstehende verstehen das oft nicht, weil sie eher der Meinung sind, immer wieder mit dem Sterben anderer Menschen konfrontiert zu sein, würde mein Leben verdunkeln und mich seelisch belasten.
Natürlich spüre ich in solchen Begegnungen auch alles das, was mit Abschied und Trauer in Verbindung gebracht wird. Aber da ich auch da der Überzeugung bin, dass Abschied und Trauer erlernt und überlebt werden kann, sind solche Situationen für mich zwar sehr dichte Situationen, aber deshalb nicht automatisch deprimierend. Auch wenn ich weiß, dass es wirklich fürchterliche Sterbesituationen gibt, die sich jede/r von uns selber vorstellen kann und auf die ich hier nicht sonderlich eingehen muss.
Mir geht es heute nur darum, dass mich sterbende Menschen, die ich begleiten darf, mir selber oft etwas lehren: nämlich, dass das Sterben nicht immer schwer und manchmal sogar recht leicht ist.
Darauf will ich dann hoffen, wenn ich mir selber Gedanken über das eigene Sterben mache.
Gerne lade ich dich ein, mir deine Gedanken mitzuteilen. Und vielleicht kann ich im direkten Austausch ja noch etwas verdeutlichen oder erklären.
Ein starkes Wort, das da heute fast buchstäblich in der Mitte der heutigen Tageslesung (Apg. 5, 27-33) steht.
Nach der Auferstehung Christi werden die Apostel dem Hohen Rat vorgeführt. Der will nicht, dass sich die Botschaft von der Auferstehung Christi weiter verbreitet. Deshalb hatten sie den Aposteln „streng verboten“, weiter in Namen Jesu Christi zu lehren. Die Apostel werden also vorgeführt und sollen durch die Truppe des Tempelhauptmanns und den Hohen Rat eingeschüchtert werden.
Aber nach dem Bericht der Apostelgeschichte machen Petrus und die anderen Aposteln jenen eindeutig klar: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.“
Ich finde, dieses Wort könnte einen Beitrag leisten, um z.B. auch den Krieg in der Ukraine schneller beenden zu können.
Allmählich steigen die Nachrichten an die Hinterbliebenen in Russland und in der Ukraine über die Söhne, die im Krieg als Soldaten – teils grausam – getötet wurden. (Ich vermeide bewusst die Begrifflichkeit vom „gefallenen Soldaten“, weil er so brutal verharmlosend ist! Das finde ich allein schon pervers, einen grausamen Tod so zu bagatellsieren zu wollen.)
Nein, Soldat:innen sterben fast immer eines grausamen und qualvollen Todes!
Mütter und Väter, Eltern, erhalten die Urnen ihrer verstorbenen Kinder zurück, von denen sie meinten, sie würden eher an einer harmlosen „Sonderaktion“ (wie Russland den Angriffs-Krieg! bezeichnen will) teilnehmen. Doch langsam werden sie misstrauisch – hoffentlich. Menschen in Russland spüren Verschlechterungen ihrer wirtschaftlichen Situation und wissen doch eigentlich nicht, wieso, weil die staatliche Propaganda sie in die Irre führt.
Ich kann nur hoffen, dass die Erfahrung, dass da „etwas nicht stimmt“ sie kritischer aufhorchen lässt, dass sie ernsthaft und offen fragen, was da los ist. Ich kann nur wünschen, dass der Tod ihrer Kinder sie nicht ruhen lässt, um die Wahrheit zu erfahren.
Ich kann nur wünschen, dass alle, die – mehr oder weniger – unfreiwillig in diesen Krieg hineingezogen wurden, erkennen, dass das nicht ihr Krieg ist: kein Krieg Russland gegen die Ukraine, sondern ein Krieg von einzelnen Menschen, von einzelnen Machtapparaten, die ihre Ideologie verfolgen und dafür bereit sind, buchstäblich über Leichen zu gehen.
Der Weg Putins und seiner Schergen und Speichelleckern ist mit Leichen gepflastert!
Wenn diese (meist noch sehr jungen Menschen) nicht vergeblich gestorben sein sollen, dann hoffe ich, dass jene, die um sie trauern, erwachen und einsehen: Putin und seine Komplizen können diesen Krieg nicht führen, wenn es keine Menschen gibt, die mit machen.
Wenn also Eltern ihre Kinder nicht hergeben und wenn sie lernen, „Gott mehr zu gehorchen als den Menschen“, dann könnte ein wichtiger Grundstein für ein baldiges Ende dieses Krieges und aller Kriege in der Welt gelegt sein.
Ich weiß, dass ist eine Binsenweisheit und galt schon für die vielen Kriege vor dem Ukrainekrieg.
Aber ich will die Hoffnung nicht aufgeben, dass das Leben über den Tod und über alles Todbringendes triumphieren wird – auch das ist Ostern 2022 für mich!
Heute ist es soweit. Ich bin in meinem 60. Lebensjahr angekommen und habe das 59. Lebensjahr vollendet; oder wie man landläufig sagt: ich bin neunundfünfzig geworden.
Es ist wohl auch die Zeit meines Lebens, in der ich mir mehr und mehr Gedanken darüber mache, was ich noch vom Leben erwarte? Keine Sorge: ich habe noch voll Bock zu leben und ich liebe das Leben, auch wenn es manchmal nicht einfach ist und mich vor großen Herausforderungen stellt! Und ich befinde mich auch nicht in einer midlife-crisis. Dafür bin ich dann doch schon zu alt! 😉 Aber wenn ich auch der Wahrheit Raum geben will, weiß ich, dass ich schon längst den Zenit meines Lebens überschritten habe – was meine Lebensjahre angeht.
Bei mir ist es jedenfalls so, dass ich mich frage: was ist mir (noch) in meinem Leben wichtig? Wie fülle ich meine Lebenszeit und mit welchem unnötigen Ballast ist es angefüllt?
Vieles habe ich bisher in meinem Leben für wichtig und wesentlich erachtet – aber es verliert mehr und mehr an Bedeutung. Und Manches, was mir von anderen als vermeintlich wichtig herangetragen wurde, ob subtil oder nicht, erkenne ich mehr und mehr als unwichtig.
Dabei spielen für die Beantwortung dieser Frage für mich auch einige Aspekte und Fragen eine wichtige Rolle: – Womit habe ich meine kleine Welt ein Stück weit verbessern können? Und wo ist aber auch Lebensenergie in irgendeine Art von Nirwana verschwunden, ohne was Positives zu bewirken? – Woran habe ich mich weiter entwickeln können und was hat mich persönlich weiter gebracht? – Was hat mein Leben bisher heller und lebenswerter gemacht; und was hat mir unnötig einen Teil meiner Lebensenergie geraubt?
„Mensch, werde wesentlich!“ (Angelus Silesius)
Das Wort von Angelus Silesius begleitet mich seit vielen Jahren. Und manchmal konfrontiert es mich, wenn ich als – ach so moderner und aufgeschlossener Mensch – mich auch in der heutigen Zeit zurechtfinden und behaupten will.
Dabei erkenne ich, dass ich oft umworben oder sogar verführt werde von Meinungen und Medien. Und überhaupt nicht subtil wird mir und uns eingebläut, dass ‚man‘ doch Dieses und Jenes unbedingt ausprobieren, nutzen oder benutzen sollte!
In unserem Streben nach Freiheit und Selbstverwirklichung sind wir – leider – auch Opfer einer durchtriebenen Werbe- und Vermarktungsstrategie.
Uns wird vorgemacht, das wir da und davon einen persönlichen Nutzen haben. Aber wenn wir genauer hinsehen, dann merken wir, dass nicht wir die Nutznießer sind, sondern jene, die uns etwas als vermeintlich Wichtiges und Wesentliches verkaufen wollen.
Und in diesem Punkt kommt die Wahrheit ans Licht: andere wollen uns etwas in unserem Leben verkaufen, in dem sie uns subtil oder weniger subtil suggerieren, dass wir was davon haben.
Aber in Wahrheit wird uns etwas verkauft und wir sind es, die den anderen etwas geben: unsere privaten Daten, unser Geld, unsere Zeit, aber auch unsere Nerven und unsere Emotionen. … und es kommt quasi nichts wieder zu uns zurück! Mehrwert: nein! Nutzen: nein! Sinnhaftigkeit: nein!
Leider ist es oft so, dass uns in den seltensten Fällen „von außen“ Sinn zu kommt. Nicht: „Was macht mir Sinn?“ ist die Frage. Sondern: „Wodurch gebe ich meinem Leben einen Sinn?“
Ich bin mehr und mehr davon überzeugt, dass wir durch die zweite Frage unserer Freiheit mehr auf die Spur kommen, als durch von außen eingeflößter vermeintlicher Sinnhaftigkeit.
Die Frage, wodurch ich meinem Leben Sinn geben möchte, zieht auch zwangsläufig irgendwann einmal die Frage nach sich, wofür ich meine (noch verbleibende) Zeit investieren möchte?
Denn es kommt für uns alle der Augenblick, dass wir ‚keine Zeit mehr haben‘ werden. Was dann?
Besser: uns drängt sich diese Frage und die Antwort drauf auf, wenn wir (vermeintlich) noch Zeit haben, um diese dann auch zu nutzen!
„Pflücke den Tag!“ oder „Nutze die Zeit!“, so übersetzen wir dieses lateinische Wort.
Das erinnert mich an einem mehrmonatigen Kurs, den ich zur Mitte der 1990er Jahre absolvieren durfte. In diesem Kurs auch eine Ordensfrau, die schon über siebzig Jahre alt war. In diesen drei Monaten kam immer wieder in ihr die drängende Frage auf, ob ihr Leben eigentlich für sie ‚richtig‘ verlaufen sei. Und sie spürte: eine Kursänderung ist nötig. Kurz vor Ende unserer gemeinsamen Zeit sagte sie dann zu mir: „Gerd, und wenn ich nur noch einen Tag zu leben habe: diesen Tag werde ich anders leben als bisher!“
Mich hat dieser Satz schon damals umgehauen, weil diese Frau gespürt hat: es ist nie zu spät, seinem Leben eine andere Richtung zu geben, wenn man erkannt hat, dass es bisher in eine Richtung lief, die ich nicht mehr bejahen kann.
Was anders als unser christlicher Begriff der „Umkehr“ steckt hinter dieser Erfahrung der Ordensfrau?! Ja, für Umkehr ist es nie zu spät. Es kommt nämlich nicht darauf an, wie lange diese neue Wegrichtung gegangen wird, sondern DAS sie gegangen wird!
Für diese Ordensfrau schloss diese Erkenntnis mit ein, sich auch von alten Wegen verabschieden zu müssen und vor allem zu können und zu dürfen!! In ihrer Erkenntnis hat sie sich zugleich auch das Recht zugesprochen, den Weg der (Ver-)Änderung gehen zu dürfen! Nichts und niemand würde sie davon abhalten können!
Dies ist sicherlich ein Punkt, der zwangsläufig mit solchen Korrekturphasen einher geht: die Erkenntnis, Altes zurück lassen zu müssen und sich von Ballast zu befreien, der mich daran hindert, dem eigenen Leben eine andere, eine neue Richtung zu geben.
Leichter gesagt, als getan! Damit gehen auch Ängste einher.
Diese Ängste spüren sicherlich die Menschen besonders hart, die sich eher unfreiwillig von Liebgewordenem verabschieden müssen: Menschen, die einen geliebten Menschen verloren haben; Menschen, die Hab und Gut verloren haben durch Schicksalsschläge, Naturkatastrophen oder durch andere gewaltsame Ereignisse wie Krieg und Gewalt.
Bevor es mir also genommen wird: ist es da nicht besser, sich in aller persönlicher Freiheit davon zu trennen?! … wenn man kann, wenn man es schafft?
Also richte ich in letzter Zeit mehr und mehr meine Gedanken darauf, mich von dem zu trennen, was mich emotional und materiell daran hindert, neue Akzente in meinem Leben zu setzen und Korrekturen in meinem Leben vorzunehmen.
Die letzten Jahre, vor allem als ich Anfang 2020 an einer Depression erkrankt bin und auch die Corona-Pandemie haben mich heruntergeholt von hehren Gedanken. Ich bin dabei auch Irrtümern aufgesessen. Ein Irrtum ist dabei, dass ich mich z.B. in sozialen Medien an Diskussionen beteiligen könnte und damit (m)einen Beitrag zu einem Auseinandersetzungsprozess leisten könnte.
Doch dieser Erwartung ist die nüchterne und entlarvende Erkenntnis gewichen, dass die große Welt da draußen durch meine Postings und Kommentare weder besser wurde noch für mich etwas gebracht hat außer Ärger und Frust.
Das perfide an den sogenannten ’sozialen Medien‘ ist, dass sie eher asozial sind und Sozialität, Kommunikation und echte Begegnung verhindern. Durch die Nutzung solcher Medien habe ich keine wirklich wichtigen Begegnungen gehabt, die ich nicht auch über andere Kanäle hätte finden können.
Diese vermeintlich ’sozialen Medien‘ bringen mir als Privatmenschen eigentlich keinen wirklichen Lebenszugewinn. Sie sind eher für Menschen oder Organisationen von Interesse, die ihre Meinung und Botschaft unter die Menschen bringen wollen.
Ganz besonders habe ich das in den letzten Wochen bei dem ukrainischen Botschafter Melnyk erkennen müssen: Er postet Tag um Tag provokante Texte in seinem twitter-Account; Texte, die sicherlich auch hier und da ihre Berechtigung haben. Nur: Er geht niemals mit denen, die seine Postings kommentieren, tatsächlich in einen Austausch, in einen Diskurs. Dieses Medium wird von ihm bewusst als eine mediale Einbahnstraße verwendet; von Kommunikation keine Spur! Er nutzt also seine ‚follower‘ nur aus für seine Sichtweise.
Was soll ich also da mit meinen Gedanken, wenn ich mich genau so gut auch an die berüchtigte „Parkuhr“ stellen könnte?! – Die interessiert meine Gedanken auch nicht – und seien sie noch so intelligent und ernsthaftig.
Deshalb bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich mich als einer der nächsten Schritte unter anderem auch von einigen Kanälen der vermeintlichen „sozialen Medien“ entfernen werde. Dies mache ich aber auch noch aus einem anderen Grund, der mich zutiefst beunruhigt.
Es geht dabei um „mein digitales Erbe“.
Bei diesem Blog ist klar: wenn ich nicht mehr bin und das Geld für diese Website und Domain nicht mehr gezahlt wird, wird dieser Blog eingestellt und irgendwann ganz verschwinden.
Bei facebook, twitter und Co. erlebe ich es aber, dass dort immer noch Menschen, die ich persönlich kannte und die mittlerweile verstorben sind, mit einem eigenen Account ‚präsent‘ sind. Hinterbliebene und andere haben daraus noch nicht einmal eine ‚Gedenkseite‘ gemacht! –
Das möchte ich nicht, dass das passiert! Ich möchte aber auch nicht, dass andere nach meinem irdischen Tod sich damit noch herumschlagen müssen. Dies ist ein weiterer Grund, warum ich zuerst bei diesen Medien anfangen werde, meine Accounts zu löschen.
Es gilt für mich aber auch, noch andere Tummelplätze vermeintlicher Kommunikation kritisch zu hinterfragen, inwieweit sie mein Leben bereichern oder für mein Wirken dienstbar und hilfreich sind?
Und ich vertrete auch nicht die irrige Ansicht, dass ich „für andere dann nicht mehr erreichbar“ sei, wenn ich mich aus manchen Medien oder Plattformen ‚verabschiede‘! Das ist auch so ein Trugschluss!
Denn: die Menschen, die mir wichtig sind und denen ich wichtig bin, werden wissen oder herausfinden, wie wir (weiterhin) in persönlichem Kontakt bleiben können. Für den persönlichen Kontakt brauchen wir noch viel weniger die ’sozialen Medien‘, weil persönlichem Kontakt immer auch persönliches Interesse vorangeht. Und das ist es, das dazu führen wird, dass solche Kontakte – wie auch immer – bestehen bleiben werden.
So, nun aber genug der Gedanken zum Lebensjahreswechsel.
Ich wünsche mir jetzt nur, dass das neue Lebensjahr ein von Gott gesegnetes Lebensjahr sei, wo ich Sinnvolles tun und sinnvoll leben kann; wo ich Menschen wirk-lich begegnen kann, Freundschaften pflegen und Liebe erfahren kann. Ich wünsche mir, dass ich das Leben genießen und mich daran erfreuen kann.
Und so Gott will, darf ich in 365 Tagen auf diesen Tag zurück blicken und mich fragen, wie weit ich gekommen bin!
Natürlich fällt uns auf, dass der Mittelpunkt der Erzählung die Begegnung zwischen dem Auferstandenen Jesus Christus und dem ‚ungläubigen‘ Thomas ist. Doch das möchte ich diesmal nicht in den Blick nehmen.
Dieses Mal möchte ich zentrale Formulierungen anschauen, die – wenn wir sie als Gesamtheit meditieren – eine wichtige Botschaft beinhalten, die der sogenannte ‚1. Schluss des Johannes-Evangeliums‘ hervorhebt.
Dazu möchte ich einfach mal die drei zentralen Begriff aufgreifen, die auch schon in der Überschrift genannt sind.
Als Christus, der Auferstandene, den Jünger:innen begegnet, sagt er ihnen das Wort: „Friede sei mit euch!“. Aber nicht nur einmal. Auch ein zweites Mal wiederholt er diesen Satz. Damit stellt er ihn in die Mitte und macht diese Zusage zu einer zentralen nachösterlichen Aussage. Ostern und Friede sind untrennbar miteinander verbunden.
Und wenn wir jetzt noch im Hinterkopf behalten, dass die frühen Christen zuerst Ostern und dann viel später auch Weihnachten gefeiert haben, dann wird deutlich, dass der Friede der Heiligen Nacht sich vom Osterfrieden her ableitet.
Doch als wäre es nicht genug mit der Friedenszusage, erneuert Jesus, als er nun auch den vorher abwesenden Thomas begegnet, diese Friedenszusage noch einmal. Dreimal sagt Jesus in diesem Kapitel seinen Jünger:innen seinen Frieden zu.
Alle, die in diesen Tagen Ostern feiern, ob in der Westkirche vor einer Woche oder an diesem Sonntag in der Ostkirche, müssen sich angesichts des Krieges in der Ukraine aber auch der vielen gewaltsamen Kämpfe auf der ganzen Welt diese Friedensdimension des Osterfestes vor Augen führen.
Wer einen Angriffskrieg führt (auch wenn er ihn mit anderen Begrifflichkeiten umgibt), kann nicht zugleich Ostern feiern! Wer den Angriffskrieg befürwortet und zugleich Ostern feiern will, lügt und heuchelt und kann nicht glaubwürdig Christ:in sein!
Österliche Menschen hingegen lassen sich von der Friedensbotschaft des Auferstandenen anrühren. Diese Botschaft geht ihnen zu Herzen und lässt eine Haltung zurück, die ‚den Frieden sucht und ihm nachjagt‘ (vgl. Psalm 34,15).
Die Zusage seines Friedens verbindet Jesus zugleich mit der Sendung des Heiligen Geistes.
Diese Textstelle macht viele von uns stutzig: feiern wir nicht erst 50 Tage nach Ostern das Pfingstfest, das Fest des Heiligen Geistes? Ja, das ist richtig. Aber das hat nur eine liturgische und theologische Funktion.
Die verschiedenen Textstellen aus dem Neuen Testament lassen die Sichtweise zu, dass die Auferstehung, die Himmelfahrt Christi und die Ausgießung des Heiligen Geistes in eins gefallen sind. Dass wir 40 Tage nach Ostern Christi-Himmelfahrt und 50 Tage nach Ostern Pfingsten feiern ist keine Frage der Chronologie; damit will lediglich die hohe Bedeutung dieses Festkreises zum Ausdruck gebracht werden.
Als die Jünger:innen erkannten, dass Jesus Christus von den Toten erstanden ist und er sein Leben an der Seite seines Vaters weiterführt (Himmelfahrt), war diese Erkenntnis, dieser Glaube das Wirken des Heiligen Geistes, der die Jünger:innen in diese Wahrheit der Auferstehung eingeführt hat.
Für mich wird dadurch deutlich: wer Ostern feiert und um den österlichen Frieden bemüht ist, der wird seine Gebete auch immer an den Heiligen Geist richten, der uns zur Erkenntnis des österlichen Friedens und uns auch ganz konkret auf die Wege des Friedens führen kann und wird.
Wir feiern an Ostern die Auferstehung Jesu Christi von den Toten. Wir feiern, dass der Tod nicht das letzte Wort hat, sondern, wie es in einem Kirchenlied heißt: „der Tod ist tot, das Leben lebt…“
In diesem Jahr, dem Jahr des grauenvollen Angriffskrieges gegen die Ukraine, meditiere ich viel über die Seite des Todes ./. die Seite des Lebens. Wenn wir das Herz unseres Glaubens verstehen wollen, dann benötigen wir Bilder, die uns bildlich und klar deutlich machen, was der Kern unseres Glaubens ist.
Mir hilft in diesem Jahr die Gegensätze
Seite des Todes ./. Seite des Lebens
in den Blick zu nehmen.
Die zentrale Botschaft von Ostern ist: „… Jesus hat den Tod bezwungen und uns allen Sieg errungen…“ (vgl. das Kirchenlied: „Halleluja, lasst uns singen, denn die Freudenzeit ist da …“)
Für mich bedeutet das, dass der wirkliche und echte Sieg der ist, der nicht auf der Seite des Todes steht, sondern wo alles Leben leben darf und kann. Natürlich weiß ich auch, dass auf Erden letztlich alles dem irdischen Tod anheim fällt. Aber österliche Menschen werden diesem Tod nicht noch Vorschub leisten durch Angriffskriege, durch Gewalt, Totschlag und Mord. Österliche Menschen wenden sich in gleicher Weise gegen den physischen wie den psychischen Tod, der oft einhergeht mit sexualisierter Gewalt, seelischen oder geistlichem Missbrauch.
Österliche Menschen dienen dem Leben und leben für das Leben, von dem Jesus uns sagt, dass er gekommen ist, damit wir „das Leben haben und es in Fülle haben“. (Johannes-Evangelium Kapitel 10 Vers 10)
Quintessenz:
In diesen Wochen, gerade auch angesichts des Krieges gegen die Ukraine, wird mir im Hinblick auf Ostern immer deutlicher
Österliche Menschen suchen den Frieden und jagen ihm nach. Österliche Menschen lassen es zu, dass sie den Heiligen Geist empfangen und sind offen für sein Wirken und Wehen und bitten um SEINE Gaben. Österliche Menschen sind immer auf der Seite des Lebens, für das Leben und gegen den Tod in seiner Mannigfaltigkeit .
Gerd A. Wittka, 24.04.2022, Weißer Sonntag – Sonntag der Barmherzigkeit
Nach seiner Auferstehung erschien Jesus Christus auch seinen Jüngern und sprach zu ihnen: „Friede sei mit euch!“
In der österlichen Liturgie greifen wir diesen Satz vor dem Friedensgruß auf.
Heute, im Jahr 2022, wo wieder ein brutaler und grauenvoller Krieg durch die russische Armee und auf Befehl des russ. Präsidenten Putin gegen die Ukraine tobt, frage ich mich, wie weit es her ist mit diesem Oster-Frieden?!
Da ist der russische Präsident, der sich sehr offensichtlich Rückendeckung bei der russisch-orthodoxen Kirche holt. Da ist die russische-orthodoxe Kirche, die nach der Zeit ihrer gesellschaftlichen Bedeutungslosigkeit in der Sowjetunion nun wieder Morgenduft wittert und versucht, wieder mehr weltliche und gesellschaftliche Macht zu bekommen.
Und diese unheilvolle Verknüpfung von Staatsgewalt und Kirche findet ihren Höhepunkt in dem unseligen Missbrauch des christlichen Glaubens für die Kriegspropaganda.
Am achten Jahrestag der Krim-Annexion durch Russland hat Putin im Stadion eine Rede gehalten, in der er massiv den christlichen Glauben und die biblische Botschaft für seinen menschenverachtenden Angriffskrieg missbraucht.
Wir haben uns daran gewöhnt, dass es andere Terroristen gibt, die ihren vermeintlichen Glauben für ihren Terror missbrauchen und Leid und Tod dadurch verursachen. Bei Putin zeigt sich dieselbe Haltung, die versucht, einem Staatsterrorismus einen sakrosankten Unterbau zu verpassen. Diese soll Menschen manipulieren und zu willfährigen Akteuren eines Krieges machen, die die wenigsten von Ihnen wahrscheinlich so nicht gewollt haben.
Auf die Spitze getrieben wird das noch durch den Patriarchen der russisch-orthodoxen Kirche in Moskau Kyrill, der diesen terroristischen Angriffskrieg Putins und seiner Getreuen gleichsam zu einem „Heiligen Krieg“ hochstilisieren möchte. Kyrill war übrigens in den 1970er Jahren KGB-Agent wie Wladimir Putin.
Christen bzw. vermeintliche Christen, selbst wenn sie sich als Patriarchen sehen, spielen dem Tod in die Hände!
Es ist – mal wieder – die Pervertierung des Christentums. Und wäre Christus nicht von den Toten erstanden – er würde sich wohl im Grabe umdrehen!
Die Frage an uns als Christen ist: wie können wir damit leben?! Wie können wir damit leben, dass die Botschaft, das Leiden, der Tod und die Auferstehung Christi so missbraucht werden?!
Mich jedenfalls erschüttert das zutiefst.
Können wir da als Christen heute überzeugend Ostern feiern? Ich finde zumindest, dass wir es versuchen müssen.
Aber wir sollten es nicht versuchen, wegen des schönen Gefühls und Erinnerungen aus Kindertagen. Wir sollten es versuchen um Jesu Christi willen.
Als Menschen, die an Jesus Christus glauben und seiner Botschaft noch einen Funken Daseinsberechtigung in dieser Welt geben wollen, müssen wir einen Gegenpart zu einer solchen antichristlichen Haltung und Vernichtungspolitik einnehmen!
Gerade jetzt kommt es darauf an, dass wir uns solidarisieren mit den Menschen, deren Lebensmöglichkeiten und -chancen durch Krieg, Terror und Gewalt bedroht werden. Jetzt kommt es darauf an, dass wir für das Leben eintreten und auch jenen neue Lebensperspektiven bieten, die ihnen durch den Krieg und anderen Terror genommen werden sollte.
Wenn wir für die Würde und Bewahrung des menschlichen Lebens sind, dann zeigt sich das nicht nur in unserer Haltung zu Abtreibung oder Sterbehilfe, sondern auch bei Situationen, die den Menschen auch zwischen Geburt und Lebensende das Recht auf Leben in Freiheit und Frieden berauben wollen.
An all die Putins und Kyrills unserer Zeit gerichtet:
Die Osterbotschaft ist keine Botschaft, die ihr zur Rechtfertigung menschenmordender Terrorakte missbrauchen dürft; die Osterbotschaft ist eine Botschaft vom Leben ohne Leid, Krieg und Tod.
Mit eurer Kriegstreiberei steht ihr auf der Seite des Todes!
Kommt endlich auf die Seite des Lebens und des Friedens.
Ich gehöre zu der Generation, die mit Liedern von Daliah Lavi aufgewachsen sind. Eines dieser Lieder trägt den Titel: „Willst du mit mir gehn…?“ Dieses Lied kam mir am heutigen Palmsonntag wieder in den Sinn. Aber wohl auch deshalb, weil das Thema dieses Liedes ein häufiges Thema in meiner Arbeit als Krankenhaus-Seelsorger ist.
In dem Lied bewegt mich, dass Daliah Lavi davon singt, dass es Situationen gibt, wo man kaum noch Worte findet; wo man weiß, dass Worte manchmal sehr wichtig sind, aber Worte zugleich auch nicht alles sind, weil Worte an ihre Grenzen kommen, etwas Tieferes auszudrücken.
Sie merken, wie ich schon jetzt hier in der Kürze um Formulierungen ringe.
Es geht hier nämlich um existentielle und prägende Situationen in Leben von Menschen, die wie Wegmarken sind oder – noch besser – Wegekreuzungen sind, wo das Leben plötzlich eine ganz andere Wendung nimmt.
Solche Situationen können Krankheiten, zumal schwere Krankheiten sein.
Immer wieder erkenne ich, dass Menschen, die einem kranken Menschen nahestehen, ganz plötzlich verunsichert sind:
Wie verhalte ich mich jetzt?
Woran muss ich denken?
Muss ich die erkrankte Person nicht eher in Ruhe lassen?
Kann ich noch so unbefangen Witze machen, wie wir sie sonst immer gemacht haben?
…
Und nicht selten kommt dann noch die eigene Angst dazu, sich selber mit der Krankheit und ihren möglichen Folgen konfrontieren zu lassen.
Spontan schießt mir dabei ein Gedanken in den Kopf: ‚Kranke, auch Schwerstkranke oder sogar Sterbenskranke sind krank und nicht tot!‘ – Deshalb kann es wichtig sein, den Fokus auf das LEBEN zu richten. Das Leben von Kranken ist manchmal schon eingeschränkt genug; muss ich es da ‚künstlich‘ noch weiter einschränken? Das hat nichts mit Rücksichtslosigkeit zu tun. Natürlich wird man unter den geänderten Bedingungen auch Rücksicht nehmen müssen: auf körperliche oder geistige Belastungen oder Einschränkungen; nicht jedes Thema wäre in der Krankheit ein passendes Thema; …
Die Spur, die ich legen möchte ist: Achtet auf das Leben! Achtet darauf, dass kranke Menschen nicht noch mehr vom Leben abgeschnitten werden, als sowieso schon durch die Krankheit.
Exkurs:
Ich erinnere mich daran, als mein Vater (ich war ca. 14 Jahre alt) schwer krank war. Seine Krankheit ging mit massiven Persönlichkeitsveränderungen einher und er war sehr sensibel geworden, was vor allem auch 'Lautstärke' angeht und das ganz normal alltägliche Leben. So stellte sich bei uns die Frage, inwieweit wir unser Leben (mit Schule, Ausbildung, Freizeit, ...) vor ihm 'filtern' müssten, um ihn 'zu schonen'...? Nach einiger Überlegung sagte uns dann unsere Mutter, dass wir so weiterleben sollen, wie bisher und dass unser Papa nicht von unserem Leben ausgeschlossen werden soll. Er möge weiterhin mitbekommen, was wir so treiben. Ich habe keine Ahnung, ob dieses die beste Entscheidung gewesen ist? Aber ich weiß, dass wir Papa nicht von unserem Leben ausschließen wollten; denn er war weiterhin unser Papa, auch als kranker und hilfsbedürftiger Vater.
Nicht ausweichen
Der Krankheit nicht auszuweichen und der kranken Person nicht auszuweichen, kann das Wichtigstes und zugleich das Schwerste sein, was wir als Familienangehörige, Freunde, Kollegen und Bekannte tun können. Dabei dürfen wir uns auch gewahr sein, dass es uns Einiges abverlangt und auch eine Herausforderung werden kann. Wer aber kranken Menschen menschlich zugetan ist, sollte diesen Gedanken mit einbeziehen. [Zugleich, und das ist mir an dieser Stelle auch ganz wichtig, müssen wir immer auch für uns selber klären, was wir aushalten und er-tragen können? Es nutzt uns und auch der erkrankten Person wenig, wenn uns das Schicksal anderer Menschen so schwer belastet, dass wir keine Hilfe sein können, keine Weggefährt:innen mehr. Besonders problematisch wird, wenn erkrankte Personen neben ihrer eigenen Krankheit dann auch noch den Eindruck bekommen, sie müssten sich um uns kümmern, weil wir mit deren Situation nicht klar kommen. – Das sollte man vermeiden; und falls das passiert, sich als Zugehöriger woanders Hilfe holen, die es auch gibt.]
Und was hat das mit Palmsonntag zu tun?
Der Palmsonntag führt uns durch eine Zeit in der Kirche, die mit den Worten „Himmelhoch jauchzend – zu Tode betrübt“ sehr gut umschrieben werden kann.
Heute der glorreiche, fast schon triumphale Einzug Jesu in Jerusalem und in wenigen Tagen der Karfreitag mit dem Prozess und der Hinrichtung Jesu. Schon heute ‚wissen‘ wir, wohin der Weg Jesu führen wird bis zum Karsamstag. Und heute dürfen wir diesen Feiertag feiern, aber es wäre blauäugig, wenn wir das nicht auch im Hinblick auf die folgenden Tage tun würden. Und ich finde: die großartige Bedeutung des Osterfestes werden wir nur dann erahnen können, wenn wir den Blick für die Zeit zwischen Palmsonntag und Karsamstag nicht verlieren, auch wenn es unbehaglich wird.
Wie wir den Palmsonntag und die nachfolgenden Tage begehen, kann uns auch helfen, unsere Form des Umgangs mit kranken Menschen zu suchen und zu finden, auch und gerade dann, wenn es sich um Schwerstkranke handelt, deren Krankheit unter dem Vorzeichen des nahenden Todes steht.
Mit diesen Worten eines Liedes von Daliah Lavi habe ich meine Gedanken als Krankenhaus-Seelsorger zum Palmsonntag begonnen.
Ich möchte enden mit einem Text der Benediktinerin Sr. Charis Doepgen OSB:
Auf dem Weg nach Jerusalem
mitlaufen oder nachfolgen – Hosianna-Rufe genügen nicht auf dem Weg nach Jerusalem scheiden sich die Geister
Triumph oder Passion – wer ist morgen noch da wer noch am Karfreitag wenn die Richtung eindeutig wird
auch die Getreuen sind angefochten und schwach – wer IHM die Stange hält wird heute einsam
Wo ist mein Platz? Wo möchte ich heute stehen?
mit freundlicher Genehmigung: Sr. Charis Doepgen OSB, in: TE DEUM, April 2022, S. 105
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Palmsonntag und eine gute ‚heilige Woche‘. Wenn Sie auf diesen Beitrag reagieren möchten, dann melden Sie sich gerne. Meine Emailadresse finden Sie hier unter „Kontakt“.
Leben oder Sterben?!
Gedanken nicht nur für einen Sonntagsgruß für Kranke
Sie kennen sicherlich die Cartoons von Charlie Brown und Snoopy, seinem treu begleitenden Hund. Vor einigen Tagen bekam ich ein Cartoon von denen in die Hand: Charlie Brown und Snoopy sitzen nebeneinander auf einem Steg am See und schauen entspannt auf den See. Sie genießen offenbar dieses Atmosphäre. Und so entfährt es Charlie Brown: „Man lebt nur einmal.“ und Snoopy antwortete: „Falsch, wir sterben nur einmal. Wir leben JEDEN TAG!“
Wie so oft, können wir in solchen beinahe banalen Hinweisen im Alltag auf Lebensweisheiten hingewiesen werden, die wir sonst zu leicht übergehen würden.
Beim genaueren Überlegen, widerspricht Snoopy Charlie Brown ja eigentlich gar nicht. Sondern er nutzt den Satz von Charlie Brown, um das Leben nicht von seiner reduzierten Seite her zu verstehen, sondern von seiner mannigfaltigen Seite.
Gerade in Zeiten der Krankheit sind wir in Gefahr, unsere derzeitige Situation von der Reduktion unserer Lebensmöglichkeiten her zu sehen. Uns wird schmerzlich bewusst, was wir (momentan) nicht können, was uns verwehrt oder gar genommen wird. Ja, es ist wahr: manchmal werden uns durch eine Krankheit vertraute Lebensabläufe genommen, zum Teil vorübergehend und zum Teil auch für immer.
Der Satz von Snoopy führt mir vor Augen: egal, wie dein Tag und dein Leben jetzt ist: ES IST DAS LEBEN, dass du jeden Tag lebst, auch heute, auch in und mit deiner Krankheit. Krankheiten unterbrechen gewohnte Lebensweisen, aber sie unterbrechen nicht mein und auch nicht Ihr Leben.
Leichter gesagt als getan.
Aber wenn ich diese Weisheit zulasse, dann werde ich auch in Zeiten der Krankheit zur Frage an mich kommen: „Was bedeutet es JETZT für mich zu LEBEN?“
Und dann beginne ich, nicht dem Verlust hinterher zu trauern, sondern meine Möglichkeiten zu suchen und hoffentlich zu finden.
„Möglichkeit“ – „Unmöglichkeit“
So jedenfalls konnte ich es bislang in meinen Zeiten der Krankheit erfahren. Und diese Erfahrung lässt mich hoffen, dass sich solche Erfahrungen auch in Phasen schwerer oder gar lebensbedrohlicher Erkrankung wiederholen.
Gebe es uns Gott!
Alle Fotos: www.pixabay.com
Ad multos annos …?
Ich lege persönlich keinen besonderen Wert auf meinen jährlichen Geburtstag.
Denn eigentlich ist jeder Tag die Erinnerung an meine Geburt und dass ich leben darf. Jeder Tag ist für mich ein Tag, in dem ich dankbar sein kann, dass ich lebe und Gott bitten darf, auch weiterhin gut leben und arbeiten zu können; dass ich Gott loben und danken kann für dieses Leben und ihn bitten darf, mich auch weiterhin in seiner Liebe zu bergen.
„Es geht mir gut…“
Foto: www.pixabay.com
Heute Nacht hatte ich einen Traum.
Ich sah meinen Bruder Eric, der am 13.10.2013 gestorben war. Sein Gesicht war so klar und so vertraut, wie ich es zu seinen irdischen Lebzeiten kannte.
Und er sprach nur einen Satz zu mir: „Es geht mir gut!“
Danach erwachte ich. Als ich auf die Uhr schaute, war es genau 3.00 Uhr!
Ist das nicht eigenartig; ein solcher Traum am frühen Morgen des Allerheiligen-Tages?!