Es gibt Momente am Tag, in denen ich auftreten kann wie jeder andere. Für kurze Zeit kann ich arbeiten, mit Menschen sprechen und unter ihnen sein. Dann wirkt alles normal, und niemand sieht, welche Prozesse in mir ablaufen, die mir Kraft rauben und mich Energie kosten.
Doch wenig später kann alles kippen: Die Erschöpfung kommt, die Müdigkeit breitet sich aus, und plötzlich schaffe ich kaum noch einen Schritt. Ich muss mich zurückziehen, hinlegen, verschwinden – aus dem Wahrnehmungsfeld meiner Umwelt.
So entsteht dieser Zwiespalt meines Alltags: Wenn man mich sieht, sieht man meine Krankheit nicht. Und wenn meine Krankheit sich zeigt, sieht man mich nicht.
17.05.2025
Eine Woche grippalen Infekt
…
eine Woche noch mehr ausgebremst sein eine Woche noch weniger Energie haben eine Woche noch mehr ausruhen müssen
aber auch
eine Woche, in der ich nicht über meine Grenzen gegangen bin in der ich meine Erschöpfung händeln konnte in der ich leise Hoffnung hatte, dass die Erschöpfung bitte nie mehr so weit absinkt
Gestern dann Dienst im Krankenhaus nur gut drei Stunden 70 Minuten – Patient:innengespräch Rest – Organisatorisches
…
und meine Beine wurden schwerer Energie verließ meinen Körper Gähnen
und ich wusste: noch knapp eine Stunde und nichts geht mehr.
Schnell noch ins andere Krankenhaus dort eine halbe Stunde was erledigt
dann heim aufs Bett ausruhen
Essen machen
und spüren, dass das Energielevel eher unter 30% bleibt
Dieser Tag brachte dann nicht mehr viel …
… und die darauffolgende Nacht viele Zeiten wach …
04.09.2024
Chronisch krank, aber niemand glaubt dir …!
In der letzten Sendung zdf magazin royal hat sich Jan Böhmermann mit dem Thema „Long Covid“ und der schwersten Form davon, ME/CFS, beschäftigt. Comedy-like hat er sich dennoch mit aller Ernsthaftigkeit diesem Thema gewidmet und auch die Dummschwätzer, selbst unter renommierten Medizinern, entlarvt.
Da ich es immer so schwer erklären kann, was mit mir ist, empfehle ich sehr diesen Beitrag der Sendung, der auch als Gesamtausschnitt bei youtube verfügbar ist.
Es sieht aus, wie Freizeit, ist aber ‚Arbeit‘, Foto: Gerd Wittka, 11.7.2024
Was hier aussieht wie ein zufriedenes Gesicht in meiner Freizeit, ist aber für mich ‚richtige Arbeit‘.
Meine Long-Covid-Symptomatik bringt es mit sich, dass ich meinen Rahmen finden muss, in dem ich aktiv sein kann, ohne einen ‚Crash‘ zu verursachen, d.h. also, ohne mich zu übernehmen. Den Rahmen zu finden, in dem ich gut aktiv sein kann, darum geht es beim Pacing.
Und so bin ich heute am frühen Mittag aufs Fahrrad gestiegen und habe knapp 18 km Richtung Heidhof gemacht. Etwas über eine Stunde war ich unterwegs. Und nach ca. 15 Kilometern habe ich gespürt, wie die Kräfte deutlich nachließen und ich mehr Unterstützung durch den E-Motor meines Bikes benötigte.
Foto: Gerd Wittka, 11.7.2024
Natürlich habe ich dabei auch diese Natur genossen. Das ist ja kein Widerspruch. Ich genieße ja auch die Natur und den Park am Krankenhaus, wenn ich – auf einer Bank sitzend – ein seelsorgliches Gespräch mit Patient:innen führe.
Am Ende zählt aber während meiner AU, dass ich es immer klarer bekomme, wo meine Kapazitäten und wo meine Belastungsgrenzen sind. ‚learning by doing‘, wie der ‚alte‘ Engländer sagen würde! 😉
Jetzt, gegen 16.00 Uhr, bin ich ‚hundemüde‘ und werde mich wieder etwas hinlegen. Dies geschieht aber in dem Bewusstsein, dass ich wieder etwas für mich und hoffentlich auch gegen mein Long-Covid getan habe.
Hier im ‚Revier‘ ist es einfach (auch) schön! – Foto: 11.7.2024Ist das Natur- oder Kulturlandschaft? Woher kommt das Wasser? Spätfolgen des Steinkohlebergbaus hier im Revier? – Foto: Gerd Wittka, 11.7.2024