Fatigue (Erschöpfungssyndrom): kommt schon nach ca. zwei Stunden körperlicher oder geistiger Aktivität. Danach bin ich so erschöpft, dass ich mich buchstäblich kaum auf den Beinen halten kann und ich mich hinlegen muss.
Einschlafstörungen: ich bin hundemüde und habe das dringende Bedürfnis, zu schlafen. Ich lege mich hin, aber ich finde keinen Schlaf. ‚tired but wired‘ nennt sich das.
Durchschlafstörungen: Bin ich dann mal in den Schlaf gekommen, schlafe ich selten länger als fünf Stunden, egal wie spät ich eingeschlafen bin. Letzte Nacht nach 1.30 Uhr eingeschlafen und um 5.30 Uhr lag ich wieder wach.
Konzentrations- und Wortfindungsstörungen: Je nach körperlicher oder geistiger Anstrengung stellen sich mitunter auch diese Störungen ein. Anfangs hatten Menschen, die es mitbekamen, Sorge, dass ich einen Schlaganfall habe; das ist aber – Gott sei Dank – nicht eingetreten. Dennoch bringe ich es manchmal nicht fertig, Worte – die ich im Kopf habe – auch auszusprechen. Nach einigen Minuten geht es dann wieder.
07.02.2025
Seit dem 5.2. habe ich wieder einen ‚crash‘, weil ich mich bei einem Studientag als Proband völlig übernommen habe. Das Thema hat mich angesprochen und wie Adrenalin in meinem Körper gewirkt. Ich war extrem wachsam und fokussiert, mit einem Energieschub, der mir half, schnell und effektiv zu reagieren. Dabei habe ich leider meine Grenzen an dem Tag nicht wahrgenommen, konnte auf sie nicht hören und nicht entsprechend reagieren. Nachmittags zuhause dann der Zusammenbruch: ‚crash‘ genannt.
Das dauerte bis zum gestrigen Tage an.
Eine Chorprobe, zu der ich mich aufgerafft hatte, lag dazwischen. Doch auch das war nicht gut für mich. Daraus entstanden folgende Zeilen:
Crash – ein stummer Knall im Nichts, ein Zerreißen des Gewohnten.
Ich sehe einen Text, Buchstaben tanzen auf dem Rand des Verstehens, doch ihr Sinn entgleitet wie Nebel in einer mondlosen Nacht.
In meinem Kopf kommt nichts an – nur ein endloses Echo von Leere, wo Worte sich verlieren und Bedeutungen verhallen.
Lieder ohne Melodie, Noten, zu stumm, schwarze Zeichen auf kaltem, weißem Grund, die mein Hirn nicht fassen kann, wie Schatten, die sich weigern, Form zu geben.
Ein Gespräch, ein flüchtiges Flüstern der Erinnerung an vorgestern, doch der Zugang zu dem, was war, ist versiegelt im Labyrinth der Zeit – keine Worte finden den Weg heraus.
Ich weiß, was war, doch das Blatt bleibt leer: der Kopf verharrt in Schweigen, der Mund schweigt – und all die Zeichen, unsichtbare Botschaften, verweben sich im geheimnisvollen Dunkel einer unentdeckten Melodie.
(Gerd A. Wittka, 07.02.205)
18.01.2025
Pünktlich gestern zu Bett gegangen, gegen 23.00 Uhr. Einschlafen ging so halbwegs – hatte pflanzliche Beruhigungstabletten und Melatonin genommen.
Doch gegen 5.00 Uhr: wach. Müde und aufgedreht – ‚tired and wired‘.
Es ist anstrengend und nervig.
Das wird heute wieder kein so guter Tag – ein Tag, den ich einfach überstehen muss. Vor dem Gottesdienst wieder eine Runde schlafen, damit ich den Gottesdienst überstehe … und danach schauen, wie lange ich es durchhalte. Ich will mich danach aber nicht wieder schlafen legen, damit ich in einen halbwegs vernünftigen Schlaf-Wach-Rhythmus finde.
Nur: manchmal bin ich tagsüber so erschöpft und kaputt, dass es mir schwerer fällt, Treppen zu steigen, ich fühle mich wackelig auf den Beinen und mir ist schwindelig.
Nächste Woche starte die Forschungsstudie, an der ich als Proband teilnehmen werde.
Auch das will ich versuchen. Bin gespannt wohin die Reise geht.
Stille Nacht
Bewegender Tag
Um 16.00 Uhr begann heute in unserer Krankenhaus-Kapelle die Christmette. Ich war bereits gegen 14.15 Uhr in der Kapelle, um nach dem Rechten zu sehen und erste Vorbereitungen zu treffen. Alte Plakate, die für die Adventszeit galten, mussten entfernt werden, neue Plakate z.B. über die Gottesdienstzeiten in der Weihnachtszeit usw. wurden aufgehängt. Der Florist sagte sich gegen 14.00 – 14.30 Uhr an, um die Altarblumen zu liefern. Auch er hat sicherlich Hochzeiten und war etwas in Verzug geraten. Die Begegnung mit der Mitarbeiterin an der Info war sehr nett. Als nächstes stellte ich die LED-Strahler auf, die unsere Kapelle zu bestimmten und geprägten Zeiten in eine angenehme Atmosphäre bringen. Ich habe den Eindruck, dass die Gottesdienstteilnehmer:innen das auch mögen. Es ist schon schön, wie man mit Licht für diesen Tag angemessene besinnliche Atmosphäre schaffen kann, in der auch die Krippe, der Altar und der Christbaum gut zur Geltung kommen.
Liturgie, so habe ich mal an der Universität gelernt, ist ein „heiliges Spiel“ (Prof. A. Gerhards), wobei das Spiel nicht das Wesentliche ist, aber den Teilnehmenden helfen soll, das, was wir im Gottesdienst feiern, innerlich und spirituell leichter nachvollziehen zu können. Liturgie hat also in diesem Sinne ‚dienende‘ Funktion.
Gegen 15.00 Uhr kamen dann die ehrenamtlichen Helfer:innen, die in der Sakristei aber auch bei den verschiedenen Diensten, wie Lektorendienst und Kommunionhelferdienst, helfen. Ich kann mich auf diese Personen verlassen. Sie sind zeitig da, um zum Beispiel an solchen Tagen auch zu schauen, ob und dass alle Teilnehmenden einen guten Platz finden. Dabei müssen wir natürlich auch auf sicherheitsrelevante Aspekte schauen, wie z.B. das Freihalten von Fluchtwegen. Das funktioniert aber ganz gut und wir sind ein eingespieltes Team. Deshalb bin ich sehr dankbar für diese Menschen. Sie machen mir meinen Dienst leichter. Und es ist wichtig, dass wir in der Kirche solche Menschen haben. Wir sollten mehr auf sie bauen und auf sie vertrauen. Sie geben mir manchmal auch gute und hilfreiche Ratschläge, auch inhaltlicher Art. Dankbar bin ich aber auch meinem Kollegen, Johannes Schoenen, der heute leider nicht dabei war, aber aus sehr guten und nachvollziehbaren familiären Gründen. Er hatte dafür gesorgt, dass der Christbaum und auch die Krippe wieder einen guten Platz gefunden haben. Vollständig wurde dieser Gottesdienst natürlich durch die passende und einfühlsame musikalische Gestaltung und Begleitung von Steven Beck – auch auf ihn ist Verlass, und das ist sooo gut ….!
Übrigens: Der Christbaum wurde in diesem Jahr wieder von einer Familie gespendet, da wir von der Krankenhaus-Seelsorge nicht genügend Geld haben und für diese Kosten selber aufkommen müssen. Das ist eine gute Gelegenheit, hier einmal öffentlich „DANKE!“ zu sagen für all die Menschen, die unsere Gottesdienste finanziell unterstützen und damit mitfinanieren! Denn für die Finanzierung z.B. von Blumenschmuck und Kirchenmusiker und andere Ausgaben für die Liturgie müssen wir als Krankenhaus-Seelsorger selber sorgen!
Und allmählich kamen die ersten Gottesdienstteilnehmer:innen, gut 45 Minuten vor Beginn der Christmette. Viele vertraute Menschen und ’neue Gesichter‘ gesellten sich heute zu uns. Es wird offenbar in unserer Pfarrei mehr und mehr bekannt, dass man auch in dieser Krankenhauskapelle gut Gottesdienste feiern kann.
Es wurden also Menschen placiert, manche mit Rollatoren, manche mit Rollstühlen. Sie alle sollten einen guten und sicheren Platz bekommen. Patient:innen aus dem Krankenhaus kamen dazu. Insgesamt waren wir dann im Gottesdienst etwas über 80 Personen.
War anfangs die Kapelle noch etwas kühl, wurde sie mit den Menschen immer wärmer – oder war es die heimelige Atmosphäre, die auch von den Menschen ausging? Natürlich wurden einige Fenster geöffnet, denn auch wenn wir Corona halbwegs gut händeln können, lege ich immer noch großen Wert darauf, dass wir bei solchen Gottesdiensten für eine gute Luft sorgen. Wir haben ja schließlich aus der Corona-Pandemie gelernt, nicht wahr?
Der Gottesdienst lief dann – meines Erachtens – sehr gut ab. Dabei meine ich nicht den formalen Ablauf, sondern besonders die Stimmung. Es war andächtig und festlich, und zuweilen heiter: so wie es angemessen ist, wenn wir die Geburt Jesu Christi feiern.
In unsere Gebete haben wir all die Menschen auf der ganzen Welt einbezogen, die keine fröhliche Weihnacht feiern können.
Und für mich ist es auch schon liebgewordene Tradition, dass ich in diesem Gottesdienst besonders für die Patient:innen und Mitarbeiter:innen im Krankenhaus bete, aber nicht nur für sie, sondern für alle kranken und pflegebedürftigen Menschen und für alle Menschen, die sie pflegen, ob in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen oder auch oft außerhalb unserer Wahrnehmung in der häuslichen Pflege.
Mit vielen bekannten Weihnachtsliedern haben wir den Gottesdienst bereichert und am Ende durfte natürlich nicht das Lied fehlen, dass man eigentlich nur am Heiligen Abend singen kann: „Stille Nacht, heilige Nacht…“
Nach knapp 55 Minuten war unsere Christmette beendet und ich durfte die meisten Gottesdienstteilnehmer:innen an der Tür verabschieden; einige musste ich noch in der Kapelle abpassen, auf dem Weg zum Aufzug, z.B. diejenigen, die mit Rollatoren oder Rollstühlen zu uns gekommen waren.
Dann hieß es wieder: alles aufräumen und einpacken. Natürlich konnte ich dabei wieder auf meine Helfer:innen bauen. Doch die letzten Arbeiten, wie den Abbau der LED-Strahler habe ich dann allein gemacht. Nicht, dass man mir dabei nicht auch Hilfe angeboten hat. Aber ich mag es, dann noch mal ganz in der Stille, den Raum wahrzunehmen und beim Zusammenpacken noch einmal diesen Gottesdienst innerlich an mir vorbei ziehen zu lassen.
Plötzlich öffnete sich die Kapellentür und eine Patientin kam mit zwei weiteren jüngeren Menschen hinein. Sie meinte, dass ich mit Aufbau-Arbeit begänne, aber ich musste sie leider enttäuschen und ihr sagen, dass ich schon wieder abbaue und unsere Christmette schon vorbei sei. Ich habe sie aber dann zu unserem weihnachtlichen Gottesdienst am kommenden Samstag um 16.00 Uhr eingeladen, sofern sie noch im Hause sei. Wir haben dann noch ein paar Worte gewechselt, sie stellte eine Opferlichtkerze auf und ich konnte ihr noch das Bild, was ich während meines Impulses betrachtet hatte, mit einer kurzen Zusammenfassung in die Hand geben. Wir sprachen noch etwas über dieses Bild, bis sie dann wieder die Kapelle verließen.
Weihnachtliche Krankenhaus-Kapelle im AMEOS-Klinikum St. Clemens, Oberhausen-Sterkrade, Foto: Gerd A. Wittka, 24.12.2024
Nun war ich wieder allein in diesem Raum. Nachdem ich alle Arbeiten erledigt hatte, war auch ich ‚erledigt‘ und die Symptome meines Long-Covids schlugen wieder vollzu: Erschöpfung und Müdigkeit. Aber ich war selig und dankbar.
Ein paar Minuten setze ich mich noch in die absolut leere und stille Krankenhauskapelle und empfand nun für mich – mitten in dieser Stille – zum ersten Mal: ES IST WEIHNACHTEN!
Ich dankte Gott für diesen Nachmittag und der so schön verlaufen war und bekam eine Ahnung von dem, wenn es heißt:
„Stille Nacht, heilige Nacht!“
Alle Jahre wieder wünsche ich, dass von dem Weihnachtsfest die Stärkung der Sehnsucht der Menschen nach Frieden wachsen möge! Auch dieses Jahr wieder …
02.12.2024 – Wiedereingliederung
Heute beginnt meine Wiedereingliederung und ich freue mich schon drauf, in den Dienst zu kommen.
Nach den Erfahrungen der vergangenen Tage ist mein Optimismus jedoch verhalten. Denn immer wieder hat es Rückschläge gegeben. Erst die letzten Tage waren von vielen Stunden der Erschöpfung geprägt, wo ich mich mal wieder nicht auf den Beinen halten konnte und mich phasenweise schlafen legen musste.
Warum das Bild des Reißverschlusses? Weil es für mich zum Symbol bei dieser Wiedereingliederung werden soll. Zahn für Zahn müssen ineinander greifen, damit der Reißverschluss auch letztendlich seinen Sinn erfüllen soll.
So ist das auch mit der Wiedereingliederung: Schritt für Schritt will ich ausprobieren, was machbar ist, damit ich – wie es eine Kollegin meinte – mit einer gewissen Kontinuität meinen Dienst aufnehmen kann. Denn es nutzt niemandem, nicht mir, nicht meiner Kollegin und auch nicht den Patient:innen, wenn ich mich jetzt überfordere und dann schon bald wieder ausfallen würde.
Da es keine anerkannte Therapie gegen Long-Covid gibt, bin ich – in Zusammenarbeit mit einer klinischen Ambulanz und meinem Hausarzt auf der Suche, was für mich der richtige Weg und die langfristig leistbare Belastung ist.